Chapter 1: Plötzlich in Neustadt
Chapter Text
Dieter Wuppertal wacht mit dröhnenden Kopfschmerzen auf. Desorientiert tastet er um sich. An seinen Händen spürt er etwas feuchtes, kitzliges. Nach einem Moment identifiziert er es als Gras. Er liegt auf einem Rasen. Als er den Kopf dreht sieht er Karsten und Samuel, die in seiner Nähe ebenfalls auf dem Rasen liegen und sich auch langsam regen. Samuels Gesicht ist schmerzverzerrt und er hält sich den Kopf. Karsten ächzt und guckt den Rasen an, als hätte das Gras ihn persönlich beleidigt.
"Samu-" ruft Dieter seinem Bruder zu, doch er wird von einer lauten, wütenden Stimme unterbrochen.
"Wer sind Sie? Was machen Sie in meinem Garten?" Die Stimme gehört zu Bernhard Blocksberg der aufgebracht auf die drei großen Männer starrt, die auf seinem Rasen liegen.
Dieter kann kaum die Worte ausmachen, das Pochen in seinem Kopf dagegen hört er ganz deutlich. Alarmiert springt er auf, schwankt etwas, zückt instinktiv seine Pistole und richte diese auf Bernhard. Dem steht jetzt Angst ins Gesicht geschrieben. Zitternd hebt er die Arme.
"Wo zur Hölle sind wir?" fragt Dieter grob. Samuel und Karsten haben sich mittlerweile auch aufgerichtet und stehen etwas unsicher hinter Dieter.
"In meinem Garten!" ruft Bernhard verzweifelt. Der Garten ist groß und durch einen Holzzaun begrenzt. Einige blühende Büsche wachsen an und auf dem Zaun. Ein paar Bäume umgeben das Grundstück. Es gibt einen kleinen Teich. In dem Garten befindet sich ein großes Haus mit gelben Außenwänden und dunklen Dachschindeln. An das Haus grenzt eine Terrasse mit einem Gartentisch und Stühlen.
"Schon klar, du Sohn einer Hündin" ruft Dieter grimmig "Wo zur Hölle ist dein Garten und wie hast du uns hierher gebracht?"
"Dieter!" protestiert Samuel und wirft seinem Bruder einen entnervten Blick zu.
"Ich? Euch hierher gebracht? Wieso sollte ich denn-" ruft Bernhard. Eine Tür, die zur Terrasse führt öffnet sich. Barbara Blocksberg und ihre Tochter Bibi kommen aus dem Haus gerannt.
"Was ist denn hier los?" ruft Barbara entgeistert.
"Lass meinen Papi in Ruhe!" schreit Bibi "Taubendreck, Knarre weg. Hex hex!" Ein 'Pling Pling' ertönt. Pinker Glitzer-Nebel scheint Dieters Hände für einen Moment zu umgeben. Er schaut ungläubig das kleine Mädchen an. Dann schaut er noch ungläubiger auf seine Hände, die nun leer sind.
"Was zum-" setzt er an. Karsten ist jetzt vor ihn getreten und ist schon dabei seine Engelsklinge aus dem Ärmel zu fummeln. Er verheddert sich.
"Jetzt mal langsam!" sagt Barbara eindringlich. "Wer seid ihr drei und was macht ihr mit einer Schusswaffe in unserem Garten?"
"Wir, ähm," Samu macht eine beschwichtigende Geste mit den Händen "Wir haben uns verirrt?"
Das ist halt nicht mal wirklich gelogen. Doch Barbara scheint nicht überzeugt. Mit verschränkten Armen sieht sie Samuel forschend an.
"Stellen Sie sich nicht so dumm, Sie haben uns doch hergebracht!" fährt Dieter sie an "Was wollen Sie von uns?"
"Dieter, so wird das-" zischt Samuel ihm zu.
"Heee!" schreit Bibi empört dazwischen "Warum bist du so unfreundlich!?"
"Diddi, wir sind nicht mehr-" sagt Karsten und beugt sich nah zu Dieter rüber.
"Ruhe jetzt!" ruft Barbara entnervt.
Ein Nachbar lugt über den Zaun und ruft: "Alles in Ordnung bei euch?"
"JA!" schreit Barbara und der Nachbar duckt sich schnell und verschwindet.
Für einen Moment ist Stille. Alle schauen Barbara erwartungsvoll an.
"Ene mene, ich brauch Klarheit, ihr drei erzählt uns jetzt die Wahrheit. Hex Hex!" Barbara zielt mit ihren Händen auf Gruppe Freier Wille. Erneut ertönt ein 'Pling Pling' und Samuel und Dieter werden von dem pinken, glitzernden Nebel umgeben, nur für einen Moment.
"So," sagt Barbara streng "Jetzt nocheinmal: wer seid ihr? Und was habt ihr in unserem Garten verloren?"
Samu schaut Barbara mit großen Augen an als er beginnt gegen seinen Willen zu sprechen: "Ich bin der Samu und das-"
"Dieter Wuppertal" platzt Dieter hervor "Samu ist mein Bruder, wir jagen Monster."
"Wir wissen nicht, wie wir hierher gekommen sind" Samu hebt die Schultern und gibt den Blocksbergs einen entschuldigenden Blick.
"Diddi, Samu-" beginnt Karsten erneut, doch er wird von Bernhard Blocksberg unterbrochen.
"Und wer bist du?" fragt dieser und zeigt auf Karsten. Das Misstrauen ist ihm ins Gesicht geschrieben.
Karsten kneift die Augen genervt zusammen doch er sagt nichts.
"Moment... habt ihr 'M-Monster' gesagt?" fragt Bernhard dann verunsichert. Niemand geht auf ihn ein. Barbara fragt Karsten ebenfalls, wer er denn bitte ist, doch Karsten antwortet immernoch nicht. Die Hexe schaut ihn einen langen Moment an.
Bibi steht nah neben ihrer Mutter. Mit großen Augen mustert sie erst Karsten, dann schaut sie Dieter und Samuel. "Wer ist der Typ?" fragt sie ungeduldig "Und warum funktioniert Mamis Hexkraft bei ihm nicht?"
"Karsti ist unser bester Freund." erklärt Dieter "Er hilft uns Monster zu jagen."
"Barbara, er redet schon wieder von Monstern!" beschwert sich Bernhard. Karsten verdreht die Augen.
"Karsti ist ein Engel" fügt Samu hinzu. Ungläubige Blicke von seitens der Blocksbergs.
"Was?" ruft Bibi "Ein Engel? Sowas gibt's doch gar nicht!"
"Wo wir herkommen, schon." erklärt Karsten. Dann wendet er sich an Dieter und Samuel: "Wir sind nicht mehr in unserer Welt."
"Was?" fragt Dieter "Wo zur Hölle sind wir, Mann?"
Bevor Karsten antworten kann meldet sich Bernhard zu Wort: "So ein Papperlapapp! Engel! Das ich nicht lache!"
"Was kommt als nächstes, ein kleines Teufelchen aus der Hölle?" fragt Barbara spöttisch. Dieter lächelt zynisch. Samu starrt ins Leere.
"Wie?" fragt die rothaarige Hexe "Das könnt ihr doch wohl nicht ernst meinen?"
"Doch" sagt Karsten. Barbara runzelt die Stirn. Bernhard lacht nervös und Bibi scheint in Gedanken verloren.
"Also, nein," sagt Bernhard schließlich "sowas glaub ich einfach nicht!"
"Es würde erklären, warum der Hexspruch nicht gewirkt hat." sagt Barbara leise zu ihrem Mann.
Karsten hat jetzt genug davon. Er entschließt sich kurz seine Flügel auszupacken, als wäre es das Alltäglichste auf der Welt. Er schließt die Augen, konzentriert sich. Für einen Moment ist er in grelles Licht gehüllt und alle halten sich instinktiv die Hände vor Augen. Dann ist das Licht wieder weg und Karstens Flügel sind zu sehen. Sowohl den Blocksbergs als auch den Wuppertalern bleibt der Atem weg.
Die Flügel sind groß und regenbogenfarbend. Langsam breitet Karsten sie aus. Viele Federn fehlen. Die, die noch da sind, sind zum Großteil zerzaust. Während der Bewegung fallen ein paar Federn auf den Boden.
"Wow" haucht Dieter. Samu fällt die Kinnlade herunter.
Plötzlich ist Karsten das Ganze etwas unangenehm. Schnell versteckt er die mitgenommenen Flügel wieder. Erneut müssen alle die Augen schließen, als das grelle Licht aufleuchtet. Dann steht Karsten wieder in der Form eines normalen Menschen vor ihnen, als wäre gar nichts gewesen.
"Du bist also wirklich ein Engel?" ruft Bibi.
"Wohnen Sie dann... im Himmel, Herr Engel?" fragt Bernhard ehrfürchtig.
"Karsten," sagt Karsten und schüttelt den Kopf "Nein, ich wohne bei Samu und Diddi."
"Aber es gibt einen Himmel?"
"Ja."
"Und eine Hölle?" ruft Barbara. Karsten nickt.
Bibi guckt plötzlich ganz erschrocken. "Ich habe schon so oft Ärger gemacht, weil ich mich verhext habe!" Sie greift sich mit beiden Händen in die Haare "Komme ich dafür in die Hölle, Herr... Karsten?"
"Ich hab' meinem Arbeitskollegen den Joghurt geklaut!" ruft Bernhard "Mehrmals!"
"Als ich jung war habe..." beginnt Barbara. Ihre Stimme wird ein entsetztes Flüstern "...da habe ich den Hexenkodex gebrochen! Niemand hat es gemerkt aber..." Sie schaut nach oben in die Wolken.
Karsten überlegt, ob er vielleicht die Erinnerungen der Blocksbergs der letzten drei Minuten löschen soll. Er entscheidet sich dagegen. Stattdessen hebt er die Hände, versucht eine beruhigende Geste zu machen.
"Da wo wir herkommen" er blickt kurz zu Samuel und Dieter "gibt es Himmel und Hölle. Gibt es einen Gott und einen Teufel. Aber wir sind nicht mehr dort. Die Regeln die dort gelten..." Er schüttelt leicht den Kopf "Ob es für euch einen Himmel oder eine Hölle gibt, weiß ich nicht."
Die Blocksbergs wirken etwas beruhigter.
"Und, für geklaute Joghurts kommt mensch auch in unserer Welt nicht in die Hölle." Fügt Karsten hinzu und sieht Bernhard dabei an.
"Karsti" fängt Samuel jetzt an "Warum konnten wir deine Flügel sehen?"
"Oh," erwidert Karsten "das liegt an dieser Welt. Zuhause könnte ich euch höchstens die Schatten sehen lassen." Samu runzelt die Stirn. Die Antwort wirft nur noch mehr Fragen auf.
Karsten schaut die Wuppertaler eindringlich an "An was erinnert ihr euch als letztes?"
Samu seufzt und überlegt: "Ähm... Ich bin aufgestanden, hab mir eine Fruchtgetränk gemixt, bin Laufen gegangen..."
"Fruchtgetränk," spöttelt Dieter "so siehst du auch aus." Samu wirft ihm einen bösen Blick zu.
Karsten ignoriert das und fährt fort: "Wir waren in der Untergrundbehausung. Im Kriegszimmer. Samu, du hattest uns ein Buch gezeigt, das du in der Bibliothek gefunden hattest. Dann leuchtete plötzlich ein seltsames grünes Licht auf und dann..."
"Dann was?" fragt Samu mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Ich weiß es nicht" sagt Karsten mit einem bedauerlichen Seufzen.
"Ich erinner mich an das Bier, das ich heut' Morgen getrunken hab" wirft Dieter grinsend ein und erntet genervte Blicke von Samu und Karsten.
"Was immer passiert ist, jetzt sind wir nicht mehr in der gleichen Dimension" sagt Karsten "Das hier ist ein komplett anderes Universum." Dieter und Samu starren Karsten an.
"So wie als wir in der Parallel-Welt waren, wo Monster nicht echt und wir Schauspieler waren?" überlegt Samu laut. Dieter zieht die Augenbrauen nach oben und nickt langsam.
Karsten runzelt die Stirn und kneift die Augen so eng zusammen, dass sie fast geschlossen sind. "Was...?" fragt er. Er bekommt keine Antwort. Bernhard muss bei dem Anblick ein wenig lächeln.
"Wir sind sehr weit weg von unserer Welt." Sagt Karsten schließlich nocheinmal.
"Und wie kommen wir zurück?" will Dieter wissen. Seine Stimme zittert vielleicht ein ganz kleines bisschen. Er schaut sich zum ersten Mal seine Umgebung genauer an. Der Rasen, das Haus, die Büsche, der Himmel... alles wirkt merkwürdig. Die Farben kommen ihm alle falsch vor. Auch Samuel sieht sich unglücklich um.
Die Blocksbergs haben die Unterhaltung der drei Männer mit Interesse verfolgt. Die Drei tun Bibi ein bisschen Leid.
"Mami, wir müssen ihnen helfen!" raunt sie Barbara zu.
"Na, das wär's ja noch!" empört sich Bernhard und nickt in Dieters Richtung "Der da hat eine Waffe auf mich gerichtet!"
"Bitte entschuldigen Sie meinen Bruder." sagt Samu sofort, mit einer beschwichtigenden Handgeste "Er war nur... etwas verwirrt. Da wo wir herkommen, sind die meisten... Hexen? nicht so freundlich."
"Ich bin ja gar keine Hexe!" Bernhard verschränkt die Arme vor der Brust.
"Bitte, wir wären Ihnen sehr dankbar wenn ihr uns zurückschicken könntet!" Samuel macht den besten Hundeblick den er kann "wir wollen nur nachhause!"
Barbara blickt ihren Mann an, der ein bisschen friedlicher gestimmt erscheint.
"Na gut" sagt sie zögerlich und tritt auf Dieter zu "Aber keine Pistolen, Gewehre oder sonstige Waffen, sonst könnt ihr allein zurück finden!" Drohend tippt sie mit der Fingerspitze auf Dieters Brust. Dieser nickt eingeschüchtert.
"Warte!" fordert Bibi "du musst dich noch bei Papi entschuldigen!" Dieter guckt sie leicht ungläubig an. Doch dann sieht er zu Barbara und Bernhard, die ihn beide erwartungsvoll beobachten.
"Heh" macht er, guckt für einen Moment zu Boden, dann sieht er Bernhard an und presst ein "T-Tut mir sehr Leid" hervor. Er wird etwas rot.
Bernhard mustert ihn für einen Moment. "Na gut..." sagt er schließlich "Aber dass das ja nicht nochmal vorkommt!" Auch er hebt einen drohenden Zeigefinger. Dieter nickt nocheinmal.
"Bernhard Blocksberg" sagt Bernhard dann und streckt Dieter seine Hand hin. Dieter schüttelt die Hand etwas unbeholfen. "Das ist meine Frau Barbara und meine Tochter Bibi" fügt Herr Blocksberg hinzu. Dieter nickt den beiden zu.
"Nett euch kennenzulernen" sagt Samu mit einem Lächeln. Karsten macht nichts.
"Na dann" sagt Barbara "auf ins Hexenlabor" sie dreht sich um und geht auf das Haus zu. Die anderen folgen ihr. Samu klopft seinem Bruder im vorbeigehen auf die Schulter und schenkt ihm ein halb-ironisches Lächeln.
Chapter 2: Grünes Licht
Notes:
hiii besties.. happy übernatürlich mittwoch! sorry it took so long.. alle 2 wochen ein kapitel ist wohl doch nicht so realistisch haha...
(ehm falls sich wer wundert warum mein tumblr weg ist. i just felt a little destructive and impulsively deleted<3 aber spätestens am 5. november mach ich einen neuen und bis dahin lurke ich im übernatürlich tag)
Vielen Dank nochmal an Jule für's beta-lesen <3<3<3
(See the end of the chapter for more notes.)
Chapter Text
"Hey" Dieter nickt Bibi zu "Hast du Geschwister?"
"Nein" antwortet Bibi "wie kommst du darauf?"
"Sind wir nicht eben an zwei KInderzimmern vorbeigekommen?" hakt Dieter nach.
"Hä?" macht Bibi und guckt ihn verwundert an. Dann fügt sie lachend hinzu: "Nein, da musst du dich verguckt haben." Damit wendet sie sich ab.
Dieter runzelt die Stirn. Samu zuckt nur mit den Schultern und Karsten kneift die Augen zusammen, aber Dieter kann nicht entschlüsseln, ob er über Bibis Antwort verwirrt ist oder über Dieters Frage.
Die drei stehen zusammen mit Familie Blocksberg ein bisschen gedrungen im Hause der Blocksbergs. Auf dem Dachboden, um genau zu sein, denn dort befindet sich Barbaras Hexenlabor. Für sechs Personen ist der Raum etwas klein. Samuel muss mittig stehen, um sich nicht den Kopf an den Schrägen zu stoßen.
Die Wände des Hexenlabors sind mit blauem Holz verkleidet. An den Seiten stehen niedrige Bücherregale und es gibt zwei Arbeitsoberflächen. Dort stehen Schälchen, Mörser, Trichter und Ähnliches. Außerdem stehen zwei hölzerne Sockel in dem Raum. Auf dem einen liegt eine gläserne Kugel und auf dem anderen ein großes, in Leder gebundenes Buch. Davor steht Barbara jetzt und beginnt darin zu blättern.
"Der Hexspruch um jemanden nachhause zu schicken." Murmelt sie. "Wie ging der denn noch mal, ene mene, graue Maus, nein, lustige Maus... ach wo steht das denn." Sie blättert schneller in den Seiten.
"Ist das nicht einfach 'Ene mene, Kleeblattglück, die drei, schnell wieder zurück?" wirft Bibi ein.
"Nein!" Barbara schüttelt den Kopf. "Der Spruch würde nur funktionieren, wenn ich ganz genau vor Augen hätte, wo die drei hin müssen."
"Ach so" seufzt Bibi.
Samu hört den beiden Hexen interessiert zu.
Dieter schaut sich derweil die diversen Gegenstände in einem der Regale an. Für Dieter bedeutet 'schauen' natürlich 'anfassen'. Zuerst nimmt er eine Phiole mit einer türkisen Flüssigkeit in die Hand und schüttelt sie ein bisschen, sodass die Flüssigkeit hin und her schwappt. Plötzlich fängt die an zu blubbern und er legt das Gefäß ganz schnell wieder weg. Karsten, der Dieter dabei beobachtet hatte, wirft ihm einen irritierten Blick zu.
Bernhard Blocksberg ist in der Tür stehengeblieben. Ihm ist die ganze Situation nicht Geheuer. Misstrauisch beäugt er Karsten. Ob er sich die Flügel nur eingebildet hatte? Sowas kann doch gar nicht sein! Karsten bemerkt Bernhards Blick. Er erwidert den Blick und legt den Kopf ein klein wenig schief. Bernhard schenkt ihm ein unsicheres Lächeln und guckt dann schnell woanders hin. Karsten wendet sich von ihm ab und sein Blick fällt wieder auf Dieter, der jetzt einen blauen Stein in der Hand hält und damit herumspielt.
"Diddi-" will er gerade protestieren, da ruft Frau Blocksberg: "Ich glaube, ich hab den richtigen Spruch gefunden!"
Dieter legt ganz fix den Stein weg und lächelt Barbara unschuldig an.
"Tretet zusammen!" sagt die Hexe und gestikuliert in Richtung Gruppe Freier Wille. Die drei gehorchen und stellen sich eng aneinander. Samu muss dafür den Kopf einziehen.
"Ene, mene, müde Maus" Barbara hebt die Hände "ihr seid jetzt zurück in eurem Haus! Hex Hex!"
Das 'Pling Pling' ertönt. Der pinke glitzernde Nebel umgibt Samu, Dieter, Karsten... und Bernhard Blocksberg!
"Oh nein!" ruft Bibi erschrocken "Papi!"
Die vier erheben sich langsam in die Luft! Samu stößt sich den Kopf, Dieter und Karsten können sich gerade noch wegducken. Und Bernhard Blocksberg beginnt vor Angst zu schreien. Direkt in Karstens Ohr. Dieser zuckt leicht zusammen und rollt dann genervt mit den Augen. Barbara hält sich die Hand vor den Mund und starrt erschrocken auf die Szene vor ihr. Doch weiter passiert erstmal nichts. Niemand verschwindet gar oder wird nachhause teleportiert.
"Barbara!" schreit Bernhard "Hol mich sofort hier runter!" Er beginnt verzweifelt mit Armen und Füßen zu rudern und kommt ins Schwanken. "Hilfe!" ruft er laut. Nach einem Moment des Zögerns, greift Karsten kurzentschlossen Bernhards Arm und richtet ihn in der Luft gerade. Bernhard schaut ihn etwas verblüfft aber dankbar an.
"Ene mene, munter, alle wieder runter, Hex Hex!" hext Barbara endlich. Diesesmal funktioniert der Spruch wie gewünscht und alle vier landen sicher auf den Füßen. Bernhard macht einen wackeligen Schritt zur Seite.
"Tut mir Leid" ruft Barbara und hebt entschuldigend die Hände "Eigentlich hätte das funktionieren müssen!"
"Immer diese Hexerei!" ruft Bernhard "Nichts als Ärger!" Er dreht sich auf der Stelle um und verlässt eilig den Raum, ruft noch etwas von wegen Tee kochen, und ist weg.
Als Bernhard sich hektisch umgedreht hat, hat er ausversehen Karsten etwas geschubst. Karsten stolpert zur Seite und seine Hand streift die von Dieter. Dieter steht einen Moment lang ganz starr da, dann tritt er schnell zur Seite. Karsten schaut ihn mit einem weichen Blick an, nur ganz kurz, dann schaut er verlegen weg.
Samu schüttelt leicht den Kopf und geht zu Barbara herüber. Die ist damit beschäftigt, hektisch in ihrem Hexbuch zu blättern.
"Kann ich irgendwie helfen?" fragt Samu.
"Kennst du dich denn mit Hexsprüche aus?" lacht Bibi.
"Ich habe ein paar Zauber ausgeführt" bejaht Samu.
"Was?" ruft Bibi "Das geht doch gar nicht!"
Samu runzelt die Stirn. Er versteht nur Bahnhof.
Sein Kommentar über's Zauber ausführen, lässt auch Barbara innehalten. Verwirrt mustert sie ihn.
"Männer können doch gar nicht hexen!" ruft sie verblüfft.
Samu zieht die Augenbrauen hoch und blinzelt zwei Mal. In was für einer komischen Welt waren sie hier gelandet?
"Also.. da wo wir herkommen" erklärt er "kann jede*r Zauber ausführen. Unabhängig vom Geschlecht."
Barbara und Bibi tauschen einen erstaunten Blick aus und starren Samu an.
Dieser unterbricht schließlich die Stille und fragt: "Wie funktioniert der Hexspruche, den du probiert hast?"
"Nun ja" beginnt Barbara langsam "Der Hexspruch ist dazu gedacht Personen und Tiere dort hin zu hexen, wo sich ihr Haus, ihre Wohnung oder Ähnliches befindet." Sie schüttelt den Kopf. "Die Angabe ist sehr genau und deshalb funktioniert der Spruch eigentlich immer!"
"Es sei denn, die Person hat gar kein zuhause!" wirft Bibi ein.
Samuel runzelt verwirrt die Stirn. Es ist zwar kein Haus im üblichem Sinne, und er möchte ganz sicher nicht den Rest seines Lebens dort verbringen, aber er sieht die Untergrundbehausung sehr wohl als sein Zuhause an.
"Und wie geht es jetzt weiter?" fragt Dieter, der auch zugehört hat.
"Das weiß ich nicht" gibt Barbara zu. Samu, Dieter und Karsten tauschen alarmierte Blicke aus.
Da öffnet sich die Tür zum Hexenlabor und Bernhard kommt wieder herein. In den Händen trägt er ein Tablett mit einer Teekanne, mehreren Tassen und einer Schüssel voller Kekse.
"So" ruft Bernhard fröhlich "Jetzt gibt es erstmal einen schönen Früchtetee und Schokokekse."
Er hält inne, als er die ernsten Gesichter der anderen bemerkt.
"Was ist denn hier los?" fragt er.
"Na, der Hexspruch hat doch nicht funktioniert!" ruft Bibi "Und jetzt weiß Mami auch nicht mehr weiter!"
"Hmm" macht Bernhard. "Und es gibt keinen anderen Hexspruch, den ihr probieren könnt? Dieses Hexbuch ist doch voll von Sprüchen." Er stellt das Tablett ab und macht eine Handbewegung in Richtung des Buches.
"Aber Papi" protestiert Bibi "Jeder Hexspruch hat eine bestimmte Funktion - wir können doch nicht irgendeinen nehmen!"
"Ja, ja, weiß ich doch" meint Bernhard. Er ist schon damit beschäftigt, die Tassen aufzustellen und mit Tee zu befüllen.
"Moment!" ruft Barbara "Bibi hat natürlich Recht! Mensch muss genau sein mit der Hexerei! Aber in diesem Fall..." Sie beginnt wieder in dem Buch zu blättern "gibt es womöglich noch einen Hexspruch, der funktionieren könnte!"
Samu, Dieter und Karsten atmen erleichtert aus.
"Na dann!" meint Bernhard fröhlich. Er drückt Dieter eine Tasse in die Hand. Dieter nickt Bernhard danked zu. Dann wandert sein Blick zu den Keksen auf dem Tablett. In der Sekunde in der Bernhard seine Aufmerksamkeit abwendet, hat Dieter sich schon den ersten Schokokeks in den Mund gestopft.
"So, hier mein Schatz" sagt Bernhard und reicht Barbara eine Tasse. Nach und nach bekommen alle eine.
"Ich trinke nicht." sagt Karsten, als Bernhard auch ihm eine Tasse in die Hand drücken will.
"Das ist Tee!" erklärt Bernhard "Da ist doch kein Alkohol drin!"
"Nein, ich meine-" versucht Karsten es nocheinmal, aber da hat Bernhard ihm schon eine Tasse in die Hand gedrückt und hört nicht mehr zu. Auf der Tasse sind kleine braune Bären zu sehen, auf grünem Hintergrund. Auf die Moleküle hat Karsten gar keine Lust, aber wenigstens riecht das Zeug ganz gut.
Samu dagegen nimmt gerne einen Schluck. Leider ist seine Tasse damit schon helb leer, denn sie ist irgendwie ziemlich klein. Etwas enttäuscht beäugt er die Teekanne, dann die winzige Tasse mit Blümchenmuster. Bernhard bemerkt das sofort und will ihm mehr Tee einschenken, doch die Kanne ist schon leer.
"Du kannst meinen nehmen" bietet Karsten an.
"So ein Quatsch!" merkt Bernhard an "ich kann doch einfach neuen kochen!" Und will schon zur Tür hinaus, da meint Karsten: "Ist in Ordnung" und reicht Samu die noch volle Tasse. Samu nimmt sie dankend an.
"Ich esse und trinke sowieso nicht." sagt Karsten zu Bernhard. Dieser sieht ihn einen Moment erstaunt an und murmelt kopfschüttelnd "...sowas"
Barbara ist derweil noch mit der Suche nach dem richtigen Spruch beschäftigt. Bibi steht direkt neben ihr und linst in das Hexbuch. Die beiden unterhalten sich leise. Barbara erklärt ihrer Tochter, wonach sie sucht: Ein Hexspruch, der strenggenommen nicht zu den Orts-Teleportations-Hexsprüchen gehört, aber vielleicht trotzdem passen könnte. Samu hört den beiden aufmerksam zu und nippt dabei von seinem Tee. Dieter ist noch damit beschäftigt, den Rest der Kekse zu mampfen. Bernhard, der damit fertig ist, Tee zu verteilen steht etwas verloren rum. Karsten auch.
"Ich, ähm, ich geh jetzt in den Zoo" sagt Bernhard plötzlich. Karsten schaut ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Niemand anderes scheint ihn wahrzunehmen und dann ist Bernhard auch schon weg. Karsten schaut ihm noch einen Moment lang verwirrt hinterher.
"Okay" ruft Barbara aus "ich denke, wir haben den richtigen Spruch!" Sie gestikuliert wieder zu Samu, Dieter und Karsten. Die drei stellen sich nocheinmal nebeneinander.
"Das ist ein stärkerer Spruch, der zwei Hexen erfordert, und ein Doppel-Hex Hex" erklärt Barbara. "Los Bibi, pass gut auf und sprich mir ganz genau nach!"
Barbara und Bibi heben die Arme.
"Ene, mene, aggressiver Spitz," beginnt Barbara langsam und kraftvoll. Bibi wiederholt die Worte ihrer Mutter. "Ihr drei fliegt dorthin, wo ihr hingehört, schnell wie der Blitz!" Und dann rufen Mutter und Tochter gleichzeitig: "Hex Hex, Hex Hex!"
Doch es ertönt kein 'Pling Pling'. Es erscheint kein Glitzer-Nebel. Die beiden Hexen schauen sich erschrocken an. Gruppe Freier Wille guckt noch erschrockener. Barbara und Bibi probieren den Spruch nocheinmal. Es geschieht gar nichts. Barbara greift sich verzweifelt an den Kopf.
"Das kann doch gar nicht sein" sagt sie "Einer dieser beiden Sprüche hätte auf jeden Fall funktionieren müssen!"
"Und es gibt keinen anderen Spruch, den Sie noch probieren könnten?" fragt Samu.
"Kannst ruhig 'Du' sagen" Barbara schüttelt bedauernd den Kopf "Bei den meisten Teleportations-Hexsprüchen muss ich genau wissen, wo die Person hingehext werden soll. Es gibt nur ein paar Ausnahmen."
"Ein paar?" hakt Dieter hoffnungsvoll nach.
"Ein paar, ja" wiederholt Barbara "aber für euch kommen wirklich nur diese beiden in Frage!"
"Und warum hat es nicht funktioniert?" fragt Dieter.
"Tja" sagt Barbara und zuckt mit den Achseln "wenn ich das wüsste." sie seufzt "Ihr kommt wohl wirklich von sehr weit her!"
"Vielleicht brauchen wir nur mehr Energie?" fragt jetzt Karsten "ich könnte versuchen mit meiner Fristverlängerung den Spruch zu verstärken?"
"Mit deiner was!?" ruft Bibi.
"Fristverlängerung?" wiederholt Barbara verständnislos.
"Jeder Engel hat von Gott eine Fristverlängerung bekommen." erklärt Karsten "Dadurch können wir Wunder vollbringen, Lebewesen heilen. Und es ist auch eine Energiequelle."
Barbara nickt nachdenklich. "Versuchen können wir es" meint sie "Auch wenn ich nichts über Fristverlängerungen weiß."
Also sagen Barbara und Bibi den Spruch nocheinmal auf, aber dieses Mal halten sie dabei Karsten an den Händen fest. Jede auf einer Seite. Karstens Augen leuchten strahlend blau. Samu und Dieter sehen ihren Freund und die freundlichen Hexen erwartungsvoll an. Samu glaubt für einen Moment das 'Pling Pling' zu hören. Aber er hat es sich wohl nur eingebildet, denn es geschieht rein gar nichts!
Dieter wischt sich in einer verzweifelten Geste über das Gesicht. Karsten geht zu ihm rüber und legt ihm eine beruhigende Hand auf die Schulter. Auch Samu wirkt angespannt.
"Nur nicht den Mut verlieren!" Meint Barbara aufmunternd. "Vielleicht..." überlegt sie. "Vielleicht kann Tante Mania uns ja weiterhelfen!"
"Gute Idee, Mami!" ruft Bibi enthusiastisch.
Die beiden Hexen wenden sich zu der gläsernen Hexenkugel.
"Ene mene, magischer Bann, ruf Mania an, Hex Hex" hext Barbara. Gruppe Freier Wille guckt gespannt zu. Dieser Spruch klappt ohne Probleme: Sofort erscheint das Bild von Mania in der Kugel.
"Ein magischer Video-Anruf" bemerkt Dieter und nickt anerkennend "sauber!"
Samu rollt mit den Augen. Karsten kneift die Augen abermals zusammen und überlegt, wie ein Video-Anruf 'sauber' sein kann. Barbara erklärt Tante Mania derweil die Situation und auch, dass die Hexsprüche, die in Frage kämen, beide nicht funktioniert haben.
"Sowas!" ruft Mania aus "Da fällt mir nun auf die Schnelle auch nichts ein, liebe Barbara" Sie seufzt "Das scheint sehr starke Magie zu sein. Ich habe heute noch zu tun aber ich kann morgen vorbeikommen, und mir das Ganze mit eigenen Augen angucken, ja?"
"Das wäre großartig!" antwortet Barbara erleichtert.
"Na gut, dann bis morgen" sagt Mania "Ich muss mich jetzt um meine Krötensuppe kümmern, sonst verbrennt sie mir noch!"
Und damit verabschiedet sich die alte Hexe. Barbara stemmt die Hände in die Hüften.
"Sieht ganz so aus, als müsstet ihr hier übernachten" stellt sie fest. "Na kommt, ich mach uns erstmal was zu essen" und geht in Richtung Tür.
"Hoffentlich keine Krötensuppe" meint Dieter zu Karsten.
"Kröten sind sehr gesund" erwidert dieser nur.
Samu ignoriert die beiden und geht mental eine Liste der Fragen durch, die er Barbara zu ihrer Hexkraft stellen möchte.
"Heee!" ruft Bibi plötzlich "Was ist denn das für ein merkwürdiges Licht!" Sie zeigt aus dem Fenster. Barbara eilt zu ihrer Tochter.
In der Ferne ist ein großer grüner Lichtkegel zu sehen. Samu, Diddi und Karsti laufen ebenfalls schnell herüber. Das Licht ist hellgrün und scheint von weiter weg aus dem Boden emporzusteigen.
"Wo kommt das her?" fragt Bibi. Barbara läuft zu einem ihrer Regale und zieht einen Atlas hervor. Die Seite mit Neustadt ist schon mit einem Lesezeichen markiert. Sie hält das geöffnete Buch in der Hand und beginnt sofort zu hexen. Die anderen stehen jetzt im Kreis um sie herum.
"Ene mene, alt oder jung, das grüne Licht, verrate mir seinen Ursprung" spricht Barbara eindringlich "Hex Hex!" Es folgt wieder das 'Pling Pling'. Der glitzernde Nebel umgibt kurz den gesamten Atlas. Dann verschwindet er und es bleibt nur noch ein leuchtender Fleck auf der Buchseite.
Bibi tippt darauf und liest vor: "Neustädter Zoo." Sie schaut die anderen an "Das Licht kommt aus dem Zoo!"
"Tatsächlich" sagt Barbara "Was kann denn da-?"
"Bernhard wollte in den Zoo gehen!" unterbricht Karsten sie.
"Was?" ruft Barbara erschrocken "mein Bernhard?"
Karsten nickt.
"Papi!" ruft Bibi nur und macht große Augen.
Notes:
"Fristverlängerung" ist laut leo dot org eine mögliche Übersetzung für "grace" :P
possi26 on Chapter 1 Fri 02 Jul 2021 07:19PM UTC
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ProphetStill_IfBirdOrDevil on Chapter 1 Thu 29 Jul 2021 10:04AM UTC
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fluegelheld on Chapter 1 Wed 18 Aug 2021 01:14PM UTC
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goodnight_sweetprince on Chapter 1 Sat 14 Aug 2021 10:44PM UTC
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fluegelheld on Chapter 1 Wed 18 Aug 2021 01:16PM UTC
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goodnight_sweetprince on Chapter 1 Thu 19 Aug 2021 07:57PM UTC
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hilde on Chapter 2 Wed 18 Aug 2021 03:35PM UTC
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thisisasalamander on Chapter 2 Wed 20 Oct 2021 03:53PM UTC
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Sherais on Chapter 2 Wed 24 Nov 2021 01:51PM UTC
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alextheartist on Chapter 2 Sat 22 Jan 2022 10:24PM UTC
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