Actions

Work Header

Finde die Wahrheit

Chapter 4: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 4

Chapter Text

Ganz oben stellte sich als eine kleine Dachkammer heraus. Peter war erst skeptisch, ob sie diese Treppe, welche mehr an eine kleine Leiter erinnerte überhaupt nehmen sollten, immerhin wirkte sie recht staubig und unsicher und zudem waren sie auch nur Gäste.
„Beruhige dich Peter, die ist vor Kurzem erst benutzt worden, also werden wir auch nirgendwo einbrechen oder so was. Außerdem seid ihr doch Detektive und das weiß der Gastgeber, da sollte er sich nicht wundern, wenn wir hier alle rum schnüffeln.“ Auch wenn Riley versuchte ihn mit diesen Worten zu beruhigen, war sich Peter in einem Punkt nicht ganz sicher. „Woher willst du wissen, dass hier vor Kurzem erst jemand war?“, fragte er nach.
„Wahrscheinlich ist es Riley an dem Stuhl hier oben aufgefallen. Wenn man sich die Möbel, die bereits hier stehen ansieht, sind sie alle eingestaubt, aber der Stuhl hier ist es nicht. Dementsprechend muss jemand zuvor hier oben gewesen sein.“ Peter nickte und fand diese Erklärung wirklich einleuchtend, während er seine Taschenlampe weiter durch den Raum schwenkte.
„Eigentlich ist es mir schon zuvor aufgefallen. Die Leiter war ebenfalls mit Staub bedeckt, allerdings nur an den Seiten, was bedeutet, dass sie irgendjemand zuvor genutzt haben muss. Komisch, dass dir das nicht aufgefallen ist, immerhin standest du doch direkt neben mir.“
Hätte Riley diese letzten Worte nicht laut geäußert, hätte Justus wenigstens noch zu tun können, als wäre es ihm ebenfalls aufgefallen. Allerdings hatte er nicht genau darauf geachtet, wie die Leiter ausgesehen hatte, da er mehr nach oben zur Tür geblickt hatte. Nun ärgerte er sich natürlich darüber und beschloss beim nächsten Mal einfach einen Schritt schneller zu sein. Es war vermutlich einfach nur ein Glückstreffer ihrerseits gewesen, mehr nicht.

Ein Lichtschalter hatten sie nicht direkt gefunden und so hielt Bob nach einer Schnur oder etwas Ähnlichem Ausschau in der Hoffnung, dass er damit mehr Erfolg haben würde. Riley hatte unterdessen ihr Handy, welches sie zwischen Schulter und BH-Träger geklemmt hatte, hervor geholt und machte ihre Taschenlampe an, während Peter eine Wand entlangtastete und auch fündig wurde. „Kollegen, ich glaube, ich habe etwas entdeckt… Einen Durchgang oder so. Jedenfalls ist hier ein Schlitz.“, machte der Zweite auf sich Aufmerksam und freudig kam Bobs Schwester zu ihm. „Wow, klasse. Ist da auch ein Mechanismus?“
Peter tastete sich weiter und nach kurzer Zeit hatte er einen kleinen Hebel gefunden und die Tür geöffnet. In diesem Moment schaltete Bob das Licht ein und sah in das leicht genervte Gesicht ihres ersten Detektivs. Auch wenn er zuvor so erwachsen getan hatte, schien es ihm überhaupt nicht zu schmecken, dass ein Mal mehr jemand Anderes die Nase vorn hatte. Allerdings erfreute sich Peter an seinem Fund, da es nicht gerade häufig vorkam, dass er als Erster etwas entdeckte. Dass Bobs Schwester auch noch ihre Bewunderung kund tat, ging natürlich runter wie Öl und sie wurde ihm immer sympathischer. Es war gut mal den Rücken gestärkt zu bekommen, statt sich ständig anhören zu müssen, dass man zu viel Schiss hatte oder sich nur etwas einbildete und es eben für alles eine logische Erklärung gab.
„Wie sieht es aus? Wer kommt mit?“, fragte Riley auch schon begeistert, wobei Bob kurz die Hand hob, so als wolle er seine Schwester am Arm packen, um sie vom Weitergehen ab zu halten. „Warte mal, Riley, wir sollten vielleicht erst Mal die Tür irgendwie offen halten. Vielleicht kommen wir auf der anderen Seite nicht raus.“
„Bob hat Recht, wir wissen nicht, was uns erwartet, dementsprechend sollten wir die Tür vorher verkeilen. Nur für den Fall der Fälle. Also, seht euch um, Kollegen.“ Während Justus auch sofort seiner eigenen Aufforderung folgte, sah Bob ihn deutlich erstaunt an. „Mensch Erster, dass du mal bei solchen Dingen auf mich oder Peter hörst.“, merkte der dritte Detektiv an, wobei Justus doch etwas beleidigt drein sah.
„Natürlich höre ich auf euch, wir sind immerhin keine Kinder mehr.“

Das war eigentlich nur ein Teil der Wahrheit gewesen. Natürlich waren sie keine Kinder mehr und dementsprechend hatte Justus sich gelernt zu zügeln und nicht Hals über Kopf ins nächste Abenteuer zu stürzen. Allerdings hatte er sich in der Vergangenheit auch oft genug mehrere Standpauken anhören müssen und nicht zuletzt war es Inspektor Cotta, der ihm vermehrt dazu geraten hatte mal zur Abwechslung seinen klugen Kopf ein zu setzen, sonst könnte man noch an seiner Intelligenz zweifeln.
Peter hob schließlich einen Kleiderbügel hoch und schaute seine Kollegen fragend an. „Meint ihr...“, begann er, wobei es Riley war, die schließlich aus einer Schublade Klebeband hervor holte. „Ich hab was.“, verkündete sie auch schon, riss ein Stück ab und befestigte es über den Schließmechanismus der Tür. „So können wir sie ran ziehen, aber auch jederzeit wieder raus.“
Wieder sah Justus so aus, als habe er in eine Zitrone gebissen, während Peter und Bob ihr begeistert dabei zusahen, wie sie ihren Vorschlag in die Tat umsetzte. Hätte er das Klebeband gefunden, wäre auch er auf diese Idee gekommen. Vielleicht hatte er sich in der Vergangenheit einfach zu sehr daran gewöhnt, dass Peter und Bob nicht so schnell hinterher kamen und war dementsprechend ein Stück langsamer geworden, was er schleunigst ändern sollte.

Nachdem der Part dann erledigt war, drängelte sich Justus auch schon an den Dreien vorbei und atmete durch. „Können wir dann?“, fragte er, wobei Riley nur mit einer Hand in den Gang deutete und ein Lächeln aufsetzte. „Nach dir.“, merkte sie an, wobei Bob kurz die Brauen hob. „Wow, du lässt unseren Ersten auch mal Erster sein?“
Riley sah ihren Bruder etwas belustigt an, zuckte aber nur etwas gleichgültig mit den Schultern. „Was denn, wenn irgendetwas Gefährliches wartet, erfährt es Justus als Erster und wir haben Zeit zum Fliehen.“ Justus, der schon einige Stufen hinab gestiegen war, schnaubte etwas. „Wirklich witzig.“, brummte dieser, wobei Peter etwas lachen musste. „Vielleicht endet dann mal Just ohne Gedächtnis, statt Bob.“
Sie folgten dem ersten Detektiv in den Gang, wobei Riley schließlich nachfragte, wer welche Rolle inne hatte. Bob erklärte kurz, dass er den jüngeren Bruder von Linda spielte und seine Schwester musste etwas grinsen. „Also, wie auch im echten Leben der Jüngere.“ Bob stöhnte leicht auf und warf seiner Schwester einen Blick zu. „Das sind fünf Minuten.“
Natürlich waren fünf Minuten nicht gerade viel, das wusste auch Riley, aber es erfreute sie jedes Mal, wenn sie ihren Bruder damit ein wenig aufziehen konnte.
„Mir wurde die Rolle des Richard Drysdale zugetragen...“ Justus unterbrach sich selbst, als er sah, dass sie wohl am Ende des Ganges angekommen waren und tastete zunächst an der Wand entlang. Schließlich fand er auch hier einen entsprechenden Mechanismus und öffnete den Durchgang, wobei ihm auffiel, dass sie nun wieder in der Eingangshalle angelangt waren. Er kletterte aus dem Loch und hielt Riley kurz eine Hand entgegen, welche sie ergriff, damit sie in ihrem Rock leichter heraus kam.
„Viele Dank, werter Gatte.“, säuselte de Blonde, wobei Justus nur kurz nickte und Bob die Stirn runzelte. „Gatte? Also, spielst du...“ - „Richards Ehefrau, Linda. Genau. Wobei ich zugeben muss, dass ich es wirklich amüsant finde.“ Mit einem Lächeln schüttelte sie leicht den Kopf und wandte sich ab, wobei die drei Fragezeichen sich einen Blick zuwarfen, aber wohl niemand etwas damit anfangen konnte.
„Gut, dann würde ich doch glatt vorschlagen, dass wir uns aufteilen, das andere Stockwerk ist etwas größer. Die Einen nehmen die Westtreppe und die anderen die Osttreppe, anschließend treffen wir uns in der Mitte.“ Peter nickte bei dem Vorschlag und wollte auch schon an Justus Seite treten, als Bob ihn auch schon kurz am Handgelenk nahm. „Ich geh mit Peter, dann kann das Ehepaar sich etwas kennen lernen.“
Justus sah weniger begeistert von der Idee aus. Ein Mal mehr gab Riley den Ton an und dass sie ihm solch scharfe Kommentare entgegen brachte, gefiel ihm ebenfalls nicht. Bob klopfte Justus nur auf die Schulter. „Und nicht gleich scheiden lassen, sonst weint Peter nachher.“ Justus schnaubte, während Riley ihren Bruder angrinste. „An Justus Stelle würde ich mir das mit der Scheidung gründlich überlegen, immerhin gibt es einen Ehevertrag.“
Die Blonde war schon einige Schritte voraus gegangen, während Peter und Bob in die andere Richtung liefen. Da sich der erste Detektiv allerdings nicht von der Stelle bewegte, wandte sich Riley noch Mal zu ihm um. „Kommst du, oder willst du lieber noch Mal sagen, dass wir uns jetzt aufteilen, aber die Richtungen vertauschen, damit du wenigstens das Gefühl hast, es wäre deine Entscheidung gewesen?“
Justus setzte sich in Bewegung, grummelte allerdings ein: „Ich mag sie nicht.“, während er ihr folgte. Jetzt stand ein Mal mehr für ihn fest, dass er den nächsten Hinweis so schnell wie möglich entdecken musste, damit sie ihm nicht zuvor kam.
Dass er Riley nicht mochte, war zugegeben, zunächst etwas weit her geholt. Im Grunde kannte er sie gar nicht, um das beurteilen zu können. Und Bob hatte ihn schon letzte Woche mehrmals darum gebeten Riley eine Chance zu geben und sie nicht gleich ab zu stempeln, da sie seine Schwester war. Zunächst hatte Justus keinen Zusammenhang in seinen Worten gesehen, aber jetzt wo er die Andere in Aktion sah, wusste er ganz genau, was er gemeint hatte.
In gewissen Punkten erinnerte Riley ihn an Jelena, nur war sie vom Tonfall freundlicher. Was die Intelligenz betraf, konnte er dies noch nicht grundlegend entscheiden, immerhin hätte das mit dem Staub auch Peter oder Bob auffallen können. Aber sollte sie tatsächlich um einiges Intelligenter sein, wusste Justus wirklich nicht, wie er damit umgehen sollte.
Ihm war natürlich bewusst, dass er nicht immer der klügste Kopf von allen sein konnte, aber er mochte diese Position. Er liebte diese Stille im Raum und wie man ihn ansah, da man genau wusste, dass er eine Lösung parat hatte. Das sich nehmen zu lassen, fiel ihm wirklich schwer und er wollte gar nicht darüber nachdenken, wenn diese – man konnte es in gewisser Weise Eifersucht nennen – ausgerechnet jemanden traf, den Bob wirklich mochte.
Es war die eine Sache die feste Freundin eines Freundes nicht zu mögen, aber die Zwillingsschwester.
Justus atmete durch und beschloss der Blonden weiterhin eine Chance zu geben, wie er es seinem besten Freund versprochen hatte. Vielleicht stichelte Riley auch gerne und er selbst machte sich ganz umsonst Sorgen.