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Finde die Wahrheit

Summary:

Die drei Fragezeichen fangen bald ihr erstes Semester an der Uni an. So wie sie werden auch ihre Fälle erwachsener und so müssen sie ihren ersten Mordfall lösen. Die Lage scheint noch komplizierter und gefährlicher zu werden, als sie ein Serienkiller heraus fordert.

Notes:

  • Translation into English available: [Restricted Work] by (Log in to access.)

Falls wer Interesse hat in die Playlists der Charaktere rein zu hören:
https://open.spotify.com/user/31a2rhdhrmeh6kaosgn4giwoooa4?si=f0262cd220a147ff

Chapter 1: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 1

Chapter Text

Sommerferien, für die drei Fragezeichen war es schon immer eine Hochsaison für verschiedene Fälle gewesen. Doch diese Ferien waren unter Anderem etwas ganz Besonderes für die drei Hobbydetektive. Es waren die letzten Sommerferien, die sie haben würden, bevor ein weiterer Schritt in die Richtung des Erwachsenwerdens getan wurde. Für diesen Schritt hatten sie wirklich alle Drei viel Glück gehabt, da sie es tatsächlich geschafft hatten, an der gleichen Universität in Los Angeles aufgenommen zu werden. Nur eben mit dem Unterschied, dass sie an unterschiedlichen Fakultäten sein würden.
Peter hatte ein Sportstipendium erhalten, für das er sich ziemlich angestrengt hatte und konnte somit an der UCLA Basketball spielen. Justus würde an einem Programm für Kriminologie, Recht und Gesellschaft teilnehmen, um einen Schritt näher an seinem Vorhaben zu sein, Detective zu werden. Zwar waren solche Berufe auch durch Beförderungen zu ergattern, aber mit einem Abschluss in dieser Richtung an einem Collage war er einfach auf der sicheren Seite. Zudem hatte er vor seinem letzten Schuljahr Inspektor Cotta förmlich angebettelt ihn in eines dieser freiwilligen Programme der Polizei rein zu bringen. Was auch am Ende geklappt hatte.
Bob hatte sich dazu entschlossen Musik zu studieren. Ob er dabei bleiben würde, wusste er noch nicht so ganz, allerdings war er zunächst guter Dinge.
Der Vorteil daran, dass sie in Los Angeles studieren würden, war ganz klar, dass sie zusammen blieben und somit nebenher ihre kleine Detektei weiter führen konnten. Nur, dass sie dies nicht mehr in Rockey Beach taten, sondern eben in der Wohnung, die sie zusammen bezogen hatten. Den Umzug hatten sie schon vor einer Woche über die Bühne gebracht und somit hatten sie nun alle Zeit der Welt LA ein wenig besser kennen zu lernen.
Allerdings nicht an diesem Wochenende.

Vor gut drei Wochen hatte Justus eine Einladung zu einem Krimi-Dinner erhalten. Es war ein alter Klient der drei Fragezeichen. Offensichtlich war er der Ansicht gewesen, dass ein solches Dinner genau das Richtige für die Detektive war und damit lag er auch vollkommen Richtig. Für Justus selbst verband es genau zwei Dinge, die er besonders mochte: Ein gutes Essen und ein gutes Rätsel. Auch wenn der erste Detektiv inzwischen tatsächlich abgenommen hatte. Nicht etwa, weil er sich strengstens an seine Diäten hielt, sondern weil Peter ihn regelmäßig dazu zwang Sport zu treiben. Auch wenn sich Justus noch immer über diese ‚Quälerei‘ beschwerte, so hatte er dennoch darum gebeten. Immerhin konnte er schlecht zur Polizei und dabei so aussehen wie die Donut-Essenden Cops aus dem Fernsehen. Mal ganz davon abgesehen, dass er eine gewisse Fitness benötigte, um überhaupt an einer Polizeiakademie aufgenommen zu werden. Dementsprechend war er auch selbst Schuld an dem Ganzen und soweit Bob es mitbekommen hatte, zeigte Peter dabei kein Mitleid.

Alles in Allem veränderte sich gerade sehr viel für die drei Fragezeichen, der Abschluss, der Umzug, die Uni und auch die Suche nach einem Nebenjob, um sich über Wasser zu halten. Sie wollten den Kunden ihrer Detektei immerhin weiter ermöglichen kein Honorar zahlen zu müssen. Wobei Justus zudem angemerkt hatte, dass es vom Gesetz her Schwierigkeiten geben dürfte, wenn sie plötzlich Geld für ihre Arbeit verlangten, da sie keine Lizenz als Privatermittler hatten. Was allerdings nicht hieß, dass sie solche Gesten, wie die Einladung nicht zu schätzen wusste, oder sie ablehnen würden.
Eine weitere größere Veränderung war auch der Grund, warum die Drei gerade in der Wartehalle des LAX standen und nicht etwa schon längst auf dem Weg zur Villa waren, in der sie das Wochenende verbringen sollten. Sie alle warteten auf die Ankunft von Bobs Schwester Riley, um genau zu sein seine Zwillingsschwester.
Es war inzwischen schon eine ganze Zeit her, dass sich Bobs Eltern hatten scheiden lassen und Bob bei seinem Vater geblieben war, während Riley mit ihrer Mutter nach New York gezogen war. Die Zwillinge waren damals gerade erst 12 Jahre alt gewesen und hatten sich kaum gesehen. Der Grund war nicht in etwa, dass sie sich nicht sehen wollten, sondern weil Bob immerzu beschäftigt gewesen war. Natürlich waren viele der Meinung, dass sie einfach nur drei einfache Hobbydetektive waren, aber so oft, wie Justus sie in einen neuen Fall rein zog, konnte man es schon eher als schlecht bezahlten Vollzeitjob werten. Bob war seit der Trennung seiner Eltern zumindest ein Mal im Jahr in New York, während Riley häufiger in Rockey Beach gewesen war. Doch viel hatte der Blonde trotzdem nicht von ihr gehabt, da er sie gerne mal für Justus und Peter versetzt hatte. Ein schlechtes Gewissen hatte er durchaus.
Kurzum hatten die Zwillinge kaum Zeit miteinander verbracht, dafür aber häufiger telefoniert. Besonders dann, wenn Bob bei seiner Recherchearbeit nicht weiter kam, gab Riley in seinen Augen eigentlich die besten Hinweise und griff ihm dann auch mal unter die Arme. Nicht, dass er das ständig brauchte, aber es war angenehm quasie dieses Ass im Ärmel zu haben.
Da selbst Bob seine Schwester kaum gesehen hatte, erging es Peter und Justus nicht anders. Im Grunde hatten sie ihr hin und wieder mal kurz zum Abschied gewinkt oder ähnliches, wenn Peter jeden von ihnen nach Hause gefahren hatte, weil sie mit seinem roten MG unterwegs gewesen waren. Aber wirkliche Unterhaltungen hatten nie stattgefunden. Und davor… Nun auch wenn es inzwischen nicht mehr so der Fall war, aber als ihre Eltern noch zusammen gewesen waren, war man nun mal in einem Alter gewesen wo Mädchen eine ganze Zeit lang einfach nur doof waren und nicht so viel Ahnung hatten wie Jungs. Heute konnte Bob über solche Gedankengänge nur lachen.

„Also, ich muss sagen, dass ich schon wirklich gespannt bin.“, merkte Peter mit einem leichten Grinsen an, während er etwas ungeduldig mit den Autoschlüsseln in seiner Hand spielte. „Ich hoffe nur, dass der Fall nicht zu leicht wird, ansonsten kann ich deine Aufregung durchaus teilen, Peter.“, merkte Justus an, wobei der Rotschopf leicht den Kopf schüttelte. „Ich rede doch nicht vom Dinner, Just. Ich rede von Bobs Schwester, immerhin kennen wir sie kaum.“
Der erste Detektiv wandte sich zu seinem Kollegen. „Nun in dem Fall bin ich weniger aufgeregt. Immerhin sind wir inzwischen alle Erwachsen und wenn es ein Problem in unserer Wohngemeinschaft gibt, bin ich mir sicher, dass sich dies durchaus mit vernünftigen Gesprächen beheben lässt. Immerhin haben wir Drei auch noch nie zusammen gelebt und waren uns einige, dass dies die beste Lösung ist. Zumal die Miete für die Wohnung deutlich erschwinglicher ist mit einer weiteren Person und da ist mir Bobs Schwester auch deutlich willkommener, als irgendeine fremde Person, selbst wenn wir schon lange keinen intensiven Kontakt mehr zu Riley hatten.“
Bob seufzte nur leicht. Es war wieder typisch für den Ersten die Sache auf rein logischer Sachlage zu betrachten. Dass Peter allerdings allein deswegen aufgeregt war, da er sich fragte, ob ihre Persönlichkeiten für ein Zusammenleben geeignet waren, kam dem ersten Detektiv nicht wirklich in den Sinn.
„Ich finde es jedenfalls gut, dass Mr. Burton damit einverstanden war, dass wir Riley mitnehmen dürfen. Ich hätte mich durchaus schlecht gefühlt sie gleich an ihrem ersten Tag in LA versetzen zu müssen.“ Bob lächelte zufrieden und sah nochmals zu dem Durchgang, wo nun einige Fluggäste mit Koffern bepackt austraten.
„Mir würde es noch besser gefallen, wenn sie endlich ankommen würde. Ich würde die Villa zu gern vor dem Essen unter die Lupe nehmen, falls Hinweise versteckt wurden.“, erklärte Justus nun doch etwas ungeduldig und begann damit den Kopf etwas zu recken, um die Ankommenden etwas genauer zu betrachten, so als würde das den Vorgang beschleunigen.
„Beruhige dich, Erster. Da ist sie doch.“, merkte Bob an und ging freudestrahlend auf eine Blondine zu, welche er einen Moment später fest an sich drückte, nachdem diese einen Koffer abgestellt hatte.

Peter und Justus beobachteten das Geschehen.
Riley war ein bisschen kleiner als ihr Bruder, aber ebenso schlank. Sie hatte ebenfalls blonde Haare, die ihr bis zu den Schultern reichten. Allerdings waren sie ein wenig heller als die von Bob, wobei Peter hier annahm, dass diese so gefärbt waren. Ihre Augen waren zudem ebenso blau, wie die ihres Bruders. Aber im Gegensatz zu Bob trug sie eine Brille statt Kontaktlinsen.
Nachdem sich die Geschwister ausreichend begrüßt hatten, trat die junge Frau auch auf Peter und Justus zu und lächelte. „Detektiv eins und zwei. Dass ich euch noch Mal vom Nahem sehe, hätte ich auch nicht erwartet.“, erklärte sie. Peter schmunzelte etwas und war sich zunächst unsicher, ob er ihr die Hand geben, oder sie umarmen sollte, weswegen seine Gestiken für einen Moment etwas merkwürdig aussahen, bis Riley ihn einfach in die Arme schloss. „Freut mich dich endlich mal kennen zu lernen. Na ja, zumindest wieder kennen zu lernen.“, merkte der Rotschopf an, bevor sich Riley aus der Umarmung löste, als ihr auch schon die Hand von Justus entgegen gestreckt wurde, welche sie kurz schüttelte. Auch wenn sie selbst zu den Personen zählte, die gerne andere Leute umarmte, so musste es nicht unbedingt sein. Vor Allem dann nicht, wenn ihr eine Person so deutlich zeigte, dass sie keine Umarmung wollte.

„Krimi-Dinner also. Und ihr seid euch auch ganz sicher, dass ich diesmal mitkommen kann? Ist bei eurer Detektei noch kein ominöser Anruf eingegangen und ihr müsst schnell weg und ich darf mit einem Taxi zur Wohnung?“, fragte sie nach, wobei ihre Stimme mehr belustigt klang, als dass sie es wirklich vorwurfsvoll meinte.
Bob nahm den Koffer seiner Schwester zur Hand und trat wieder neben sie. „Keine Sorge, diesmal kommst du wirklich mit und falls du Angst bekommen solltest, kannst du dich mit Peter in eine Ecke verkriechen.“, grinste der Blonde, woraufhin Peter ein kurzes „Hey!“ von sich gab und Riley nur die Augenbrauen hob. „Ich soll Angst haben? Darf ich dich daran erinnern, dass du derjenige warst, der mit 10 immer noch ein Nachtlicht brauchte?“ Auf Bobs Gesicht legte sich eine leichte Röte, während er etwas davon murmelte, dass er ja noch ein Kind gewesen war und dass man das gar nicht vergleichen konnte.
„Können wir jetzt bitte los? So langsam bekomme ich hunger und mein Notschokoriegel liegt bei Peter im Auto. Vermutlich ist der nun komplett geschmolzen.“, brummte Justus, wobei keiner der Anderen etwas ein zu wenden hatte. „Gut, dann wollen wir mal. Riley, du kannst ja dann hinten bei Justus sitzen.“, schlug Bob auch schon vor, wobei seine Schwester nur leicht mit dem Kopf schüttelte. „Vergiss es, ich sitze lieber vorne, das weißt du, Bob.“, merkte sie an, woraufhin ihr Bruder ungefragt Peter den Koffer in die Hand drückte. „Mein Platz ist aber der Beifahrersitz, damit ich vernünftige Musik anmachen kann.“, erklärte er und kurz darauf erschien auch schon ein leichtes Grinsen auf den Lippen der Beiden. „Also ein Wettrennen?“, forderte Riley ihren Bruder heraus, woraufhin dieser knapp nickte. „Damit es auch fair für dich ist. Peter hat links neben dem Ausgang geparkt und er fährt...“, begann er, woraufhin Riley ihn unterbrach. „Einen roten MG, der viel zu häufig den Geist aufgibt. Ich weiß, du hast mich mehr damit zugequatscht, als mit euren Fällen. Also, auf 3!" Die Zwillinge stellte sich bei einer imaginären Linie auf und rannten schließlich aus der Halle hinaus – wobei Riley schon bei zwei los gerannt war, während Justus und Peter ihnen nur hinterher sahen.
„Also, ich muss zugeben, dass ich ganz zufrieden mit der Rückbank bin. Was ist mit dir Peter, Wettrennen sind doch eigentlich Dinge, die du gerne machst.“, merkte er nur an, wobei Peter nur kurz gluckste.
„Hältst du mich für blöd, Just? Ich hab die Autoschlüssel, ich fahre, da brauche ich nicht mit rennen. Außerdem habe ich jetzt auch einen Koffer zu schleppen, weil Bob anscheinend mehr Lust auf so einen kindischen Wettstreit hat. Wie war das noch mal, wir können uns wie Erwachsene unterhalten?“ Er machte Bob im Grunde nicht mal einen Vorwurf, dass dieser sich so benahm. Mal ganz davon abgesehen, dass sie noch alle solche Momente hatten, in denen sie einfach wieder wie Kinder handelten und auch noch Freude daran hatten. Aber mit einem durchschnittlichen Alter von 18, konnte man sich in Peters Augen auch noch nicht vollwertig als Erwachsener sehen.
Bob und Riley waren schon längst beim MG angelangt und dem triumphierenden Blick nach zu urteilen, hatte Bobs Schwester gewonnen. „Das war vollkommen unfair, du bist bei zwei gerannt. Das zählt nicht.“, murmelte Bob etwas verärgert, wobei Riley mit den Schultern zuckte. „Und du wusstest genau wo Peters Auto steht. Ich nenne das einfach einen fairen Ausgleich schaffen.“

Chapter 2: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 2

Chapter Text

Peter und Justus waren in einem angenehmen Schritttempo zum Auto gelaufen und als sie schließlich am Wagen angelangten, hielt Peter klimpernd die Schlüssel in die Höhe. „Na, wer will mitfahren?“ Er lachte leicht, während Bob seine Arme vor der Brust verschränkt hatte und leicht schnaubte. „Mach schon auf, Peter.“, forderte er, wobei der Zweite schließlich zum Kofferraum schlenderte und die Klappe öffnete, um zunächst Rileys Koffer dort unter zu bringen. Mit dem Gepäck der Drei war das zwar ein kleines Tetrisspiel, mit einer Mischung aus sanfter Gewalt, aber schließlich hatte er alles verstaut und schloss die Klappe wieder. „Jetzt guck nicht so, Bob. Wir können auch nichts dafür, dass deine Schwester schneller rennt als du.“, merkte er mit einem Grinsen an und lief auch schon zur Fahrerseite, um somit die Zentralverriegelung zu deaktivieren. Bob öffnete die Tür hinter Peter und funkelte etwas missmutig. „Schneller rennen? Sie hat ganz klar geschummelt.“
Trotzdem stieg er hinten ein, während es sich Riley – auf Bobs Platz! - neben Peter gemütlich machte. Justus schwieg sich zu dem Thema aus. Er selbst hatte keine Geschwister, obwohl Bob und Peter diesem Status schon wesentlich näher kamen, als wohl irgendjemand sonst in seinem Leben. Was aber nicht bedeutete, dass er diese Neckereien nachvollziehen konnte, oder überhaupt, warum man unbedingt zu einem Auto rennen musste, nur um vorne zu sitzen. Wenn man nicht gerade unter Reiseübelkeit litt und es einen beruhigte, wenn man durch die Windschutzscheibe blicken konnte, ergab es für ihn einfach keinen Sinn sich über die Plätze zu streiten.

Nachdem sie sich alle angeschnallt hatten, holte Peter sein Handy hervor, um es mit dem Radio in seinem Wagen zu verbinden und schließlich einen Song aus zu wählen. Kurz darauf ertönten auch schon die Klänge des Songs Youngblood von 5 Seconds of Summer und Bob stöhnte genervt auf. „Muss das sein, Peter? Kannst du nicht etwas Vernünftiges an machen?“, fragte er nach.
Peter runzelte etwas die Stirn und sah in den Rückspiegel, um Bob ins Auge zu fassen. Seit seiner Arbeit bei Sax Sandlers war er mehr oder minder ein kleiner Musiksnob geworden. Alles, was er im Bereich der Musik nicht als gut empfand, war eben auch keine gute Musik und er äußerte hier und da gerne, dass er einfach nicht verstand, wie manche Leute ‚solch einen Mist‘ hören konnten. Zwar hatte der Blonde nichts gegen Rock Musik, jedoch bevorzugte er mehr Indie-Rock oder Rockbands aus den 70ern und 80ern. Nicht, dass Peter etwas dagegen hatte Queen, Scorpions oder (wenn es moderner sein sollte) The Vamps zu hören, aber manchmal entschloss er sich dann doch für weitaus andere Bands, nur um seinen Kollegen ein wenig zu ärgern. Wobei er ihn schon dabei erwischt hatte, dass er zu manchen Songs von 5 Seconds of Summer mit dem Fuß mit wippte.
„Ich hoffe, du hast nichts gegen meine Musikauswahl.“, merkte Peter gegenüber seiner Beifahrerin an, die nur leicht grinste und schließlich den Lautstärkeregler ein wenig mehr aufdrehte. „Ist das Antwort genug?“, fragte sie nach und Bob stöhnte erneut auf. „War ja klar, dass du so was wieder unterstützen musst.“
Seine Schwester wandte sich zu ihm herum und grinste ihm entgegen. „Der Fahrer wählt die Musik und die auf den billigen Plätzen halten den Mund.“ Damit drehte sie sich wieder herum, wobei sich nun auch der erste Detektiv einmischte, während Peter schließlich losfuhr und sich auf die Straße konzentrierte.
„Ich für meinen Teil, habe nichts gegen massenkompatible Musik ein zu wenden. Die Melodien sind vermehrt einfach gehalten und stören mich somit nicht zu sehr in meinen Gedankengängen. Natürlich bevorzuge ich für meine Denkprozesse eher die Klassik oder eben vollkommene Stille, aber ich kann durchaus nach vollziehen, was Peter und Riley an dieser Musik finden. Immerhin ist diese dafür gemacht, dass sie möglichst das Publikum in unserem Alter oder Jünger anspricht.“
Bob befand diese Musik dennoch als ungenügend, merkte aber auch, dass er hierbei keine Chance hatte, weswegen er einfach aus dem Fenster blickte und eher unfreiwillig den Text anhörte. Etwas runzelte er die Stirn und blickte wieder nach vorne. „An irgendwen erinnert mich dieses Lied.“, merkte er an, wobei Riley nach hinten sah und auch Justus etwas verwundert die Stirn runzelte.
„An wen denn? Maya, Amy, Lora oder doch Simone?“ Bob sah erneut deutlich beleidigt drein. „Meine Freundin heißt Liza und das weißt du ganz genau.“
Riley sah mit dem Anflug eines Grinsens zu Peter hinüber, wobei sie dennoch sowohl ihn, als auch Justus ansprach. „Bitte sagt mir, dass ihr ebenfalls den Überblick verloren habt.“, erhoffte sie sich eine gewisse Unterstützung.
Der Erste räusperte sich ein wenig und begann schließlich den Schokoriegel aus zu packen, welchen er im Auto hatte liegen lassen. „Nun, ich muss zugeben, dass selbst ich in gewissen Momenten den Überblick verloren habe. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass Bob einfach nur noch nicht die richtige Person gefunden hat und dann ist es doch nur fair eine Beziehung zu beenden, wenn man für sich feststellt, dass diese keine Zukunft hat.“
Peter prustete hinter dem Steuer los, als Justus seine Ausführungen zu der Thematik präsentierte. „Du sprichst Bobs Freundinnen noch nicht mal mit Namen an, ich denke, dass du schon längst den Überblick verloren hast, Erster.“
„Ich möchte eben einer unangenehmen Situation für beide Parteien entgehen. Ich gebe ja zu, dass ich in der Vergangenheit die Namen durchaus vergessen habe, aber deswegen muss ich Bobs Freundinnen nicht gleich vergraulen, nur weil ich nach einer Woche nicht die Notwendigkeit sehe mir die Namen zu merken. Aber am Ende ist das auch deutlich nebensächlich, Zweiter. Es geht hierbei darum, dass Bob mit diesen Mädchen zurecht kommen muss und sich ihre Namen merken muss.“
Bob schloss für einen Moment die Augen und sank etwas in seinen Sitz zurück. Er konnte nicht mal abstreiten, dass er in der Vergangenheit häufiger seine Freundinnen gewechselt hatte. Aber ganz allein seine Schuld war es auch nicht. Auch war es nicht die Schuld der verschiedenen Mädchen, von denen er so manche seinen Freunden vorgestellt hatte. Im Grunde hatte Justus nicht ganz unrecht mit seiner Aussage, dass er eben keine Beziehung führen wollte, bei der er sich ab einem Punkt dachte, dass es einfach nicht passte. Und dass man eben doch nicht funktionierte, merkte man eben nicht immer schnell genug. Zugegeben, Peter hatte schon vermehrt angemerkt, dass seine Trennungsgründe eigentlich lächerlich und kleinlich waren. Aber wenn es ihn selbst nun mal störte? Warum das dann einfach hinnehmen und sich weiter durch diese Beziehung quälen. Bei Claire war es das Schmatzen, bei Amy das merkwürdige Lachen und bei Linda eben das Zähneknirschen. Natürlich hätte Bob auch darum bitten können dieses Verhalten zu ändern, aber am Ende des Tages waren es nun mal Dinge, die diese Mädchen ausmachten und die ein Anderer vermutlich äußerst attraktiv fand. Hier sah Bob ganz klar, dass es dabei einfach nicht seinen Präferenzen entsprach und so beendete er die Beziehung eben.
Im Allgemeinen gestaltete sich die Suche nach einer passenden Person eben nicht gerade als einfach, auch wenn es für Außenstehende gerne so aussah. Natürlich wusste der Dritte, dass er eine gewisse Ausstrahlung hatte und nicht lang brauchte, um auf sich Aufmerksam zu machen. Trotzdem verbarg sich dahinter so viel mehr. Er war sogar schon einige Male mit einem Jungen ausgegangen und hatte sich dahingehend ausprobiert, einfach nur, um zu sehen ob es etwas für ihn war. Er konnte nun nicht behaupten, dass er schwul war, aber missfallen hatte es ihm auch nicht. Seinen Kollegen hatte er allerdings nicht davon erzählt. Er wusste nicht genau, wie beide reagieren würden. Vermutlich würden sie sich nicht dagegen aussprechen, aber ein wenig Angst war immer noch dabei. Was Riley betraf, nun bei all ihren Telefonaten war dieses Thema vollkommen ausgeblieben, da es sich dann doch eher um die drei Fragezeichen drehte.

„Könnt ihr mal bitte aufhören so zu reden, als wäre ich nicht hier. Ja, ich habe so manche Freundinnen in der Vergangenheit gehabt, aber das ist ja wohl meine Sache. Davon mal abgesehen erinnert mich das Lied an keine meiner Ex-Freundinnen.“, merkte er schließlich an und hatte sich wieder gerade hin gesetzt, während Justus den Rest seines halb geschmolzenen Riegels aß.

„Mich erinnert das Lied an Kelly.“

Allein mit diesen Worten, die ruhig aber ernst über Peters Lippen kamen, versetzte er die Anderen in Schweigen. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte sich Peter endlich dazu entschlossen sich von seiner Langzeitfreundin zu trennen. Wenn er jetzt darüber nachdachte, wäre das eigentlich schon viel früher nötig gewesen. Allerdings hatte er dann doch immer wieder einen Rückzieher gemacht. Die Beziehung mit Kelly war ganz einfach zu beschreiben, er gab und sie nahm. Egal was vorfiel, immer war es Peters Schuld gewesen. Peter der zu viel trainierte, Peter der zu viel mit den drei Fragezeichen unterwegs war, Peter der sich zu selten meldete, weil er bei einem Fall mal wieder keinen Empfang hatte, Peter der ein schlechter Liebhaber war, weil er sich eben nicht genug anstrengte.
Es war noch nicht mal so, dass sie dies so wortwörtlich geäußert hätte. Aber jedes Mal, wenn irgendwelche Streitpunkte aufkamen, hatte sie es geschafft die Problematiken so zu drehen, dass es sich eben so anhörte, als wäre alles schlechte an ihrer Beziehung seine Schuld. Natürlich hatte sie sich sogar schon mal deswegen von ihm getrennt, aber als sie gemerkt hatte, dass Peter gar nicht so unattraktiv auf manche Mädchen wirkte, hatte sie ihn schnell wieder zurück genommen, mit den Worten, dass sie es sich noch mal überlegt habe und man eine so langanhaltende Beziehung nicht einfach wegschmeißen könne. Trotzdem hörten die Beschwerden seiner Freundin einfach nicht auf. In der ersten Zeit ihrer Beziehung ging es hierbei wirklich hauptsächlich um Justus und Bob, die Kelly ohnehin als schlechten Einfluss sah und die sie nicht leiden konnte. Aber als die Beziehung weiter voranging und es dann auch so weit kam, dass sie Sex hatten, kamen neue Punkte hinzu. Peter würde den Sex nicht gerade als gut bezeichnen. Vielleicht so vier von zehn Sternen, war ganz nett, muss aber nicht wiederholt werden. Der Rotschopf dachte sich zu Beginn auch, dass es vielleicht daran lag, dass sie beide einfach keine Erfahrung hatten und dass es mit der Zeit besser werden würde. Weit gefehlt. Er hatte es so selten wie möglich mit ihr getan. Allerdings oft genug, um einen falschen Willen vorzugeben, dass er sich bessern wollte. Ansonsten hatte er so oft wie möglich versucht dem Thema Sex mit Kelly aus dem Weg zu gehen.
Mit Bob hatte er dieses Thema nur kurz angeschnitten, aber als der ihm sagte, dass das schon werden würde und Sex eigentlich Spaß macht, wenn man es öfter tat, war das Ganze für ihn dann gegessen und er hatte es schlicht nicht noch ein Mal angesprochen. Und mit Justus wollte er darüber wirklich nicht Reden. Vorträge darüber, welche statistischen Informationen er im Internet gefunden hatte, wollte sich Peter wirklich ersparen.

Letzten Endes hatte Peter dann doch endlich die Trennung durchgezogen. Warum er überhaupt mit Kelly zusammengekommen war, war ohnehin eher von ihr aus gegangen und nicht, weil er wirklich tiefe Gefühle für sie hatte. Im Grunde hatte sie einfach eines Tages beschlossen seine Freundin zu sein und da Peter der Meinung gewesen war, dass er nun auch langsam alt genug für eine Freundin wäre und nicht alleine sterben wollte, hatte er sich nicht dagegen ausgesprochen. Mal ganz davon abgesehen, dass Kelly auch hübsch war und welcher Teenager hätte bei einem hübschen Mädchen schon nein gesagt?

Riley schwieg sich ebenfalls zu dem Thema Kelly aus. Zwar hatte sie diese nie persönlich kennengelernt, aber Bob hatte sich oft genug über sie aufgeregt mit der Fragestellung, warum sich Peter diese Beziehung überhaupt antat. Im Grunde war Kelly neben manchen Fällen und Fragestellungen von Bob das Hauptthema gewesen, wenn ihr Bruder sich mal wieder aufregte. Insgeheim fragte sich Riley wirklich, ob es einfach nur eine gewisse Abneigung gegenüber Kelly als Person war, oder ob der Grund doch eher darin lag, dass Peter mit dieser zusammen war. Aber das laut ansprechen und ihrem Bruder damit vor den Kopf stoßen wollte sie auch nicht unbedingt. Zudem wusste sie noch nicht genau um die Dynamik der drei Fragezeichen, aber das konnte sie immerhin jetzt in Erfahrung bringen. Nicht, dass sie keinen der andern Beiden nie persönlich zuvor getroffen hatten, immerhin waren sie bis zu ihrem 12 Lebensjahr auf ihrem Geburtstag, nun gut, Bobs Geburtstag gewesen. Und auch hier und da war sie mal mit ihnen an den Strand gegangen. Aber inzwischen war viel Zeit vergangen und Menschen änderten sich, ebenso wie Freundschaften. Noch wusste sie nicht genau, wie das Zusammenleben mit ihnen sein würde, aber gespannt war sie auf jeden Fall.

Die Musik wechselte von einigen Pop-Songs zu The Vamps ‚Last Night‘ und der Wagen fuhr auf einer schmalen Straße einen Berg hoch, am Meer entlang.
„Ich habe übrigens vorab mich etwas über die Villa informiert, nachdem Bob mir die Informationen geschickt hatte. Es sieht auf jeden Fall interessant aus und Geschichten zufolge soll es dort spuken. Eine junge Frau, frisch vermählt, erwischte ihren Ehegatten mit dem Dienstmädchen und seither soll sie als Geist umher wandern und Rache an jedem untreuen Mann nehmen… Kurzum, war schön dich gekannt zu haben, Bruderherz.“
Bob hob leicht die Augenbrauen, während sich Peters Griff ums Lenkrad verkrampfte und er am Liebsten in die Eisen gestiegen wäre.
„Ich habe Beth nicht betrogen, wir haben Schluss gemacht gehabt!“, verteidigte sich der Blonde, wobei seine Schwester nur mit dem Kopf schüttelte. „Korrigiere, ihr wart in einer Pause!“, merkte sie an, wobei Bob nur ein „Ist doch das Gleiche murmelte.“
„Nun, ich muss Riley in diesem Punkt doch Recht geben, eine Pause ist nicht das Ende einer Beziehung und...“ Justus wurde von Peter unterbrochen, welcher inzwischen kreidebleich geworden war. „Kollegen, wurde mir etwa mit Absicht eine Information vorenthalten? Ihr wisst ganz genau, dass ich bei solchen Dingen kein Spaß verstehe.“
Justus seufzte und ärgerte sich dennoch etwas darüber, dass er nicht wie Riley vorab Informationen über diese Villa eingeholt hatte. Natürlich mochte er es gerne sich schon zuvor einen Plan zurecht zu legen, doch hatte er die Idee vor Ort auf Entdeckungsreise zu gehen weitaus interessanter gefunden.
„Ach Zweiter, wie oft muss ich dir noch sagen, dass es solche Dinge, wie Geister nicht gibt.“ Egal wie alt sie alle wurden und wie viele Fälle sie schon gelöst hatten, Peters Angst vor dem Übernatürlichen war noch immer vorhanden, was Justus bei Weitem nicht verstehen konnte.
"Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.", kam es vom Beifahrersitz, wobei Bob nur etwas seufzte und sich vor lehnte. „Jetzt red ihm nicht noch solch einen Unsinn ein. Außerdem, seit wann glaubst du denn an Geister?“
Riley schüttelte mit einem sachten Lächeln den Kopf und blickte ein wenig nach hinten. „Ich behaupte nicht, dass ich daran glaube, aber die Existenz würde ich nicht kategorisch ausschließen. Ich bin zwar noch nie einem Geist persönlich begegnet, aber Obama auch noch nicht, dennoch zweifel ich nicht an seiner Existenz.“
Justus rollte auf dem Sitz hinter ihr mit den Augen und war nicht gerade davon begeistert, dass nun noch jemand anscheinend an diesen Mist glaubte. „Das kann man doch gar nicht vergleichen. Bisher sind jegliche wissenschaftlichen Ansätze an das Existieren von Geistern restlos fehlgeschlagen. Es gibt einfach keinerlei Beweise, die den Untersuchungen unter Laborbedingungen standhalten - ergo, gibt es laut Wissenschaft keine Geister. Erst letzte Woche habe ich eine Artikel gelesen, dass -"
Justus wurde von Riley unterbrochen: „Und man hat auch mal geglaubt die Erde wäre eine Scheibe, die Erde wäre der einzige Planet und dass Menschen niemals zum Mond fliegen könnten. So viel zum Thema Wissenschaft. Es zeigt sich doch allein in der Geschichte, dass sich die Wissenschaft immer weiter entwickelt und nur, weil zum aktuellen Zeitpunkt kein Nachweis über Geister...“
„Könntet ihr jetzt bitte aufhören über Geister zu reden? Sonst drehe ich auf der Stelle um und wir lassen das Krimi-Dinner in unserer Wohnung stattfinden.“, empörte sich Peter und Justus schloss seinen Mund, als er ein weiteres Argument gegen die Existenz von Geistern aufführen wollte. Dass Bobs Schwester ihn zudem ins Wort gefallen war, fand der Erste auch nicht gerade erfreulich. Von Peter und Bob ließ er sich solche Dinge ja gerne mal gefallen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass ihre Verwandten einen Freifahrtsschein dahingehend besaßen.
Bob schmunzelte unterdessen hinter Peter und zuckte mit den Schultern. „Wenn du umdrehen willst, bitte. Aber lass dann blos nicht Riley kochen, die vergiftet uns nur.“ Die Blonde schnappte leicht nach Luft, musste aber etwas lachen. „So schlimm bin ich auch nicht. Ich mache wunderbare Mikrowellengerichte. Sie sind zwar in der Mitte kalt, aber man kann sie essen. Es reicht jedenfalls, um zwei Stunden satt zu sein.“ Peter musste etwas lachen und war dankbar über diesen Themenwechsel.
Wenn er es sich recht durch den Kopf gehen ließ, war Bob immer einer derjenigen, der versuchte das Thema zu wechseln, wenn Peter deutlich machte, dass ihm etwas unangenehm war und dafür war er ihm durchaus dankbar. Auch wenn er sich mal mit Justus in die Haare bekam, war es Bob der stets eingriff und schlichtete. Wobei man Letzteres aber auch darauf schieben konnte, dass er einfach keinen Streit unter ihnen wollte.
Schließlich schnitt Peter das Thema Essen im Zusammenhang mit vergangenen Fällen an und Justus war sofort Feuer und Flamme, als er damit begann die Ereignisse des Falls ‚Giftiger Gockel‘ wieder zu geben. Justus hatte noch nicht mal wirklich zu Ende erzählt, als Riley mit einem Tipp für den Täter kam und einer ungefähren Idee, was vorgefallen war. Am Ende der Geschichte lag sie zwar nicht mit dem Hergang komplett Richtig, aber eben mit dem Täter, was Justus schon ein wenig erstaunte, da auch er die Vermutungen zu Beginn gehabt hatte, bevor sie nach und nach weitere Informationen zu dem Fall erhalten hatten. Aber es war eben auch etwas Anderes sich das alles einfach nur an zu hören, oder eben dabei gewesen zu sein. Glückstreffer.

„Wir sind da.“, merkte Peter an, nachdem sie zum Schluss einen weiteren Berg empor gefahren waren und irgendwann nur noch von Wald umgeben waren. Das Navigationsgerät hatte inzwischen den Geist aufgegeben und als jeder von Ihnen kurz auf ihr Handy sahen, mussten sie alle samt feststellen, dass sie keinen Empfang hatte.
„Na toll, ich wollte Liza eigentlich schreiben, wenn wir sicher angekommen sind, damit sie sich keine Sorgen machen muss.“, empörte sich Bob, wobei Peter nur leicht murrte. „Sie wird es schon überleben. Genießen wir es einfach. Und wenn ich mir den Wald so ansehe, kann man hier auch bestimmt wunderbar joggen gehen. Na Just?“ Justus stöhnte laut auf. „Ich dachte es wäre ein freies Wochenende. Außerdem habe ich noch nicht mal etwas gegessen und du fragst mich, ob ich Sport machen will?“
Bevor sie allerdings gänzlich auf die Villa zufahren konnten, mussten sie zunächst über eine Holzbrücke hinüber, wobei Riley hier noch anmerkte, dass diese regelmäßig überprüft wurde, so stand es jedenfalls im Internet. „In dem Sinne können wir dann wohl ganz froh sein, dass Peter dich zum Sport nötigt, wer weiß, ob die Brücke deine vergangenen Kilos ausgehalten hätte, Justus.“ Sie lachte etwas und Bob neben ihm konnte sich auch ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, während der erste Detektiv nur die Arme vor seiner Brust verschränkte. „Hey! So schlimm war mein Gewicht nun auch nicht.“, beschwerte er sich, wobei Bob ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Ach komm schon Just, Riley hat dich das letzte Mal vor gut sechs Jahren richtig zu Gesicht bekommen und das war vor deiner ersten Diät. Du musst zugeben, dass du damals nicht gerade schlank oder ein bisschen pummelig gewesen warst.“
Justus hielt einfach den Mund, während Riley ihm ein kurzes Lächeln schenkte. „Ich wollte dich wirklich nicht beleidigen, Justus. Um ehrlich zu sein, warst du damals sogar recht niedlich.“

Peter parkte den Wagen zwischen zwei Anderen und stieg schließlich zusammen mit den Anderen aus, wobei er sich ein wenig umsah. Das Gebäude war wirklich imposant, aber sah auch ganz eindeutig nach einer Villa für Geister aus, was ihm weniger zusagte. Empfang hatten sie immer noch keinen und wenn man die Strecke zu Fuß gehen würde, bräuchten sie mindestens einen ganzen Tag, um endlich wieder Zivilisation zu erreichen. Er fragte sich wirklich, wer gerne so abseits von Allem lebte?
Aber vielleicht lebte hier auch niemand direkt, sondern nutzte dieses Gebäude eher, um solch ein Wochenende hier zu verbringen.
Der zweite Detektiv öffnete den Kofferraum, sodass die Anderen ihre Sachen nehmen konnten, bevor sie sich alle auf den Weg zum Eingang machten.

Chapter 3: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 3

Chapter Text

Das Gebäude war mit verschiedenen Büschen und Bäumen gesäumt, welche alle ordentlich zurecht geschnitten wurden. Auch der Rasen sah sehr englisch aus, so als hätte man sich die Mühe gemachte jeden einzelnen Halm mit einem Lineal zu bemessen. Das Außengelände war so akkurat hergerichtet, dass sich keiner der Vier traute den gepflasterten Weg zu verlassen, um eine Abkürzung zum Haupteingang zu nehmen.
Nachdem sie die kurze Steintreppe empor gestiegen waren, sah sich Justus, welcher als Erster oben ankam, kurz um, bevor er schließlich eine Klingel fand und diese betätigte. Es dauerte nicht lange und ein älterer Herr, welcher die Uniform eines Butler trug, öffnete ihnen die Tür. „Willkommen, Sie müssen dann wohl die Herrn Detektive Mr. Justus, Mr.Shaw, Mr. Andrews und Begleitung sein. Treten Sie ein.“
Mit einer einladenden Bewegung deutete der Herr in den Innenraum und ließ die Studenten eintreten. „Der ist bestimmt ein Schauspieler.“, flüsterte Bob Peter zu, welcher nur nickte.
„Wenn Sie mir bitte folgen würden. Ich geleite die Herrschaften zu ihren Zimmern.“
Sie folgten dem Butler einen Flur entlang und stiegen eine Treppe, welche in einen weiteren Stock führte, hoch. Der hölzerne Boden war mit einem weichen Teppich ausgelegt und ließ die Räumlichkeiten wärmer wirken.
Nach einem weiteren Flur, hielt der ältere Herr schließlich vor zwei Türen an und deutete schließlich auf diese. „Die Herren nächtigen zur Linken, die Dame zur Rechten. Jedes Zimmer ist mit einem Badezimmer ausgestattet, weitere Instruktionen werden Sie auf Ihrem Zimmer finden.“ Damit verschwand der Butler, wobei Riley erst jetzt auffiel, dass er ein wenig sein linkes Bein nach sich zog.
„Kollegen, dann wollen wir mal. Bis gleich, Riley.“, merkte Bob noch an und öffnete die entsprechende Tür, während seine Schwester ihr Zimmer betrat.

Etwas verwundert sah sich Bob in dem Zimmer um. „Nun, das wirft nun doch eine Frage auf.“, merkte er nur an und deutete auf das eine Doppelbett und anschließend auf das Klappbett, was zusätzlich im Zimmer aufgestellt wurde.
Bob stellte zunächst seine Tasche ab, während Peter deutlich unschlüssiger aussah, als die beiden Anderen. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass sie eine solche Schlafsituation vorfanden und es sollte ihm wohl nicht unangenehm sein mit einem seiner Kollegen in einem Bett zu schlafen. Trotzdem hatte er einfach in der letzten Zeit das Gefühl, dass sich bestimmte Grenzen gebildet hatten. Vielleicht war es einfach ein Prozess des Älterwerdens.
„Wenn ihr nichts dagegen habt, Kollegen, würde ich das Einzelbett für mich beanspruchen.“ Und damit ging der erste Detektiv auf das Einzelbett zu und legte dort seine Reisetasche ab. Bob zuckte dann mit den Schultern, während Peter ein wenig unsicher zum Bett hinüber ging und dann dort seine Tasche abstellte.
„Möchtest du die linke oder die rechte Seite, Bob?“, fragte er schließlich nach, wobei der Blonde nur etwas mit den Schultern zuckte. „Ich glaube, ich nehme links.“, merkte er nur an, aber auch nur, damit eine Entscheidung getroffen wurde. Schließlich stellte auch der dritte Detektiv seine Tasche auf das Bett und begann diese aus zu räumen. Hierbei kam neben seiner üblichen Kleidung, ein Laptop, eine Taschenlampe und Peters Dietrichset. Da es Bob zu Tage beförderte, sah ihn der Zweite doch etwas verwundert an und begann daraufhin in seiner eigenen Tasche zu kramen. „Sag mal Bob, warum hast du denn mein Dietrichset?“, wollte er wissen, wobei Bob es ihm auch schon entgegen streckte.
„Na ja, du hattest es auf den Küchentisch gelegt und bist dann auch schon samt Tasche runter zum MG, ich dachte, ich stecke es besser ein, bevor du es vergisst.“
Peter nahm es entgegen und beförderte es kurzerhand in seine Hosentasche aus Sorge, dass er es erneut verlegen könnte.

Während Peter seine Sachen zunächst wieder in Ordnung brachte, hatte es Bob geschafft innerhalb der ersten Minuten ein großes Chaos zu veranstalten. Wenigstens behielt er dieses Chaos auf seiner Hälfte des Bettes, sodass nicht das ganze Zimmer betroffen war.
Justus hatte unterdessen den Schrank geöffnet, in dem schon drei Kleiderbügel mit verschiedenen Kostümen hingen, zudem gab es auch drei Briefumschläge mit den jeweiligen Namen der Detektive. „Seht mal, Kollegen.“, machte Justus auf den Umstand aufmerksam und reichte Peter und Bob jeweils einen der Umschläge. Bevor er allerdings seinen öffnete, sah er sich die verschiedenen Kostüme an, wobei auch diese mit einem entsprechenden Namen versehen waren. Allerdings nicht mit ihren eigenen, weswegen Justus annahm, dass es sich hierbei um ihre Rollen handeln musste.
Bob stöhnte genervt auf, als er seine Rollenbeschreibung las, nachdem er den Umschlag geöffnet hatte. „Na, toll. Ich bekomme jemanden mit Hinkebein. Langsam frage ich mich, ob mich das nun ewig verfolgen wird. Obwohl ich zugeben muss, dass Verleger ganz gut als Beruf passt.“
Peter schmunzelte etwas und musste gestehen, dass er seine Rolle als durchaus interessant einstufte. Er selbst hätte nicht erwartet, dass man schauspielerische Leistung von ihm erwarten würde. Dennoch begann er die Einladung vor zu lesen, die neben der Rollenkarte in dem Umschlag gesteckt hatte. „Ich lade recht herzlich zu meinem 85. Geburtstag ein, erscheint diesmal bitte pünktlich. Um acht Uhr abends, Freitag, im Speisesaal. Gezeichnet Harlan Thrombey.“ Bob musste etwas glucksen, während er selbst die Worte mitlas. „Na, das klingt ja freundlich. Scheint fast so, als wären wir alle unzuverlässig.“, merkte er an und Justus nickte leicht.
„Also, meine Rolle beschreibt die von Herrn Richard Drysdale. Ich bin verheiratet mit Linda Drysdale, geborene Thrombey. Gemeinsam haben wir einen Sohn namens Ransom. Meine Frau Linda führt ein erfolgreiches Unternehmen, während ich sie unterstütze.“ Justus zuckte nur mit den Schultern und ging erneut hinüber zu den Kostümen, um sich dann seines zu nehmen. Ein blaues Hemd und darüber blauer Pullover und eine beige Hose. „Tja, ich werde dann wohl deinen Sohn spielen, Just. Quasie das Arschloch der Familie, keine Ahnung, wie ich das hinbekommen soll.“, merkte Peter an und nahm sich ebenfalls sein Kostüm aus dem Schrank, welches eine Jeans, einen weißen Pullover und einen braunen Mantel ausmachte. Als letzter griff Peter in den Schrank und holte eine dunkelbraune Hose, ein weißes Hemd und einen grünen Pullunder zum Vorschein. „Und ich bin Walt, Justus Schwager und damit dein Onkel. Ich bin ebenfalls verheiratet und habe einen Nazi-Sohn. Ich leite im Moment den Verlag meines Vaters und habe...“ Er griff erneut in den Schrank und holte einen Gehstock hervor. „Wie schon erwähnt ein kaputtes Bein. Ich bin mal wirklich gespannt, wer meine Frau spielt, falls die Rolle besetzt wurde. Ich hoffe jedenfalls nicht Riley, das wäre etwas komisch.“
Peter nickte, wobei Justus fragend die Stirn in Falten legte. „Ich denke nicht, dass sie Riley für deine Ehefrau ausgewählt haben. Wenn ich mir die Kleidung so begutachte und die Tatsache, dass wir unsere Maße angeben mussten, denke ich, dass Mr. Burton darauf Rücksicht genommen hat. Immerhin wurden die Rollen ganz bewusst zugeteilt, jedenfalls erweckt es bei mir diesen Eindruck.“

Nach kurzer Überlegung beschlossen die drei Fragezeichen sich auch schon um zu ziehen. Da nur die Oberbekleidung vorgegeben war, nahmen sie an, dass sie Schuhe und Accessoires selbst wählen konnten. Wobei keiner von ihnen ein weiteres paar Schuhe mitgebracht hatte, weswegen sie einfach bei den Turnschuhen blieben.
Peter war der Erste der fertig war und kurz auf die Uhr seines Handys blickte. „Ich guck mal, ob Riley auch schon ihre Rolle gefunden hat.“, merkte er nur an und verschwand dann nach nebenan. Auch wenn es sich hierbei um Bobs Schwester handelte, machte sich der dritte Detektiv keine Gedanken darum. Riley und er schienen sich gut verstanden zu haben und während Justus eher der Typ war erst Mal alles aus einer gewissen Distanz zu beobachten, bevor er große Gespräche suchte, war Peter eben jemand, der versuchte Kontakt zu knüpfen. Zumindest wenn es um jemanden ging, der seinen Freunden wichtig war.

Peter klopfte kurz an die benachbarte Tür und als Rileys Stimme ertönte, betrat er das Zimmer. So wie es aussah hatte sie bereits ihre Rollenkarte gefunden und war auch schon in ihre Kostüm geschlüpft, bei dem Peter nun etwas grinsen musste. „Fräulein Gloria Roth, mit dem Kerzenleuchter, im Wintergarten?“, gab er belustigt seinen Tipp ab, wobei er auch Riley etwas zum Schmunzeln brachte.
„Nicht ganz, es war die Bibliothek“
Peter schnippte gespielt verärgert mit seinen Fingern, bevor er sich schließlich auf das Bett setzte. Riley trug einen roten Bleistiftrock, mit weißer Bluse und einem roten Jackett. Ihre Haare hatte sie hoch gebunden und ihre Brille aufbehalten. Peter musste innerlich zugeben, dass er Riley als hübsche, junge Frau bezeichnen würde. Bei ihr war es auch nicht so, wie dieses Klischee aus manchen Filmen, dass sie mit der Brille wie ein Mauerblümchen aussah, eher im Gegenteil. Er fand, dass es ihr Gesicht interessanter wirken ließ und ihr ein gewisses Selbstbewusstsein verlieh.
Nachdem sich Riley Lippenstift aufgetragen hatte, ebenfalls in Rot, holte sie zwei paar Pumps hervor und hielt sie Peter entgegen. „Was meinst du, welches Paar?“, fragte sie nach und Peter deutete auf das schwarze. Er hatte zwar keine Ahnung von Farbkombinationen, aber er glaubte, dass es mit dem roten Paar zu überladen aussehen würde.
„Rot ist eigentlich Bobs Farbe.“, merkte er an, wobei Riley in ihre Schuhe schlüpfte und ihn etwas stirnrunzelnd musterte. Peter bereute die Aussage sogleich. Warum hatte er das nur gesagt? Ja, sein Fragezeichen war rot, aber es war immerhin nicht so, als würde nun Bob allein auf ewig diese Farbe gehören. Mal ganz davon abgesehen, dass Justus heute offenbar in blau gekleidet war und er selbst einen weißen Pullover trug. Zudem war es nicht so, als würden die drei Fragezeichen nur ihre Farbe im Schrank haben, immerhin waren sie keine Comicfiguren.
„Keine Sorge, ich leih sie mir nur aus.“ Riley zwinkerte leicht und zupfte schließlich noch etwas an ihren Haaren herum, bevor Peter sie auch schon fragte, welche Rolle sie nun hatte.
„Linda Drysdale, Leiterin eines erfolgreichen Unternehmens, älteste Tochter des Gastgebers, verheiratet mit Richard Drysdale und Mutter von einem Sohn namens Ransom.“ Peter musste innerlich lachen. „Dann… Hallo Mom.“, merkte er an, wobei er es nicht mal so amüsant fand, dass er ihr Sohn war, sondern vielmehr, dass Justus ihren Ehegatten spielte. Den Eindruck, den er bisher von Riley erhalten hatte, konnte das alles noch sehr interessant werden.
„Gut, damit hätte ich meinen Sohn schon gefunden. Ich bin gespannt wer meinen Ehemann spielt. Bob kann ich schon mal ausschließen, immerhin wurden die Rollen anscheinend ganz bewusst zugeteilt, sonst hätte man nicht nach unseren Maßen gefragt und Kostüme bereit gelegt. Mich würde es jedenfalls schwer wundern, wenn man meinen eigenen Bruder als meinen Ehemann deklariert.“
Peter hob kurz die Augenbrauen und musterte sie etwas. „Just hat vor Kurzem fast das Gleiche gesagt.“, merkte er an und Riley zuckte mit den Schultern. „Wundert mich nicht, immerhin ist es eine wirklich logische Schlussfolgerung. Ich würde am Verstand eures Ersten stark zweifeln, wäre er nicht zur gleichen Erkenntnis gekommen.“
Zwar hätte Peter nun erwähnen können, dass sie dann wohl als Ehepartner mit dieser Auffassung gut harmonierten, allerdings hielt er dahingehend den Mund. Die Beiden würden noch früh genug erfahren, wer eigentlich wer war und das reichte Peter, um einfach nichts zu sagen. Mal ganz davon abgesehen, dass es Justus immer noch sehr gut beherrschte Lösungen für Rätsel und Fälle lange für sich zu behalten, um dann einen großen Auftritt hin zu legen. Er zahlte ihm dies nun mit gleicher Münze zurück.

Die Tür ging auf und Bob trat ein. „Können wir los?“, fragte Bob auch schon, wobei Riley ein wenig aufstöhnte. „Kannst du nicht klopfen?“ Bob sah sowohl zu ihr, als auch zu Peter und sah eindeutig kein Problem einfach das Zimmer zu betreten. „Warum? Du bist meine Schwester. Ist nicht so, als ob ich bei irgendwas störe, immerhin ist Peter auch schon hier.“, merkte er an. Riley musterte ihn kurz. „Vielleicht störst du ja, weil Peter hier im Raum ist.“
Bob schnappte einen Moment nach Luft, winkte dann aber schnell ab. „Sehr witzig… Also, was ist nun? Justus wollte gerne vorher noch die Villa erkunden.“
Peter erhob sich und trat auf den Flur, wo Justus schon recht ungeduldig wartete und nach ihm folgten dann auch schon die Zwillinge. Gerade öffnete der Erste den Mund, um den Plan vor zu geben, als Riley ihm zuvor kam. „Also, mein Vorschlag wäre es, dass wir ganz oben anfangen und uns dann weiter runter arbeiten.“ Obwohl es ein Vorschlag war, ging sie auch schon automatisch los, um eine Treppe zu suchen, während Justus deutlich verwundert der Blonden hinterher starrte und nicht genau wusste, was er dazu sagen sollte. Bob fing an zu lachen und auch Peter musste etwas schmunzeln.
„Sieht so aus, als hätte mal jemand Anderes, das Kommando übernommen, Erster.“ Peter hatte schon zu Riley aufgeschlossen, während Justus tief durchatmete und dann mit den Schultern zuckte. Er war kein Teenager mehr und wusste, dass man wegen solchen kleinen Dingen kein Fass aufmachen sollte. Natürlich hatte er andere Personen in der Vergangenheit deswegen verteufelt, aber er hatte eingesehen, dass es manchmal besser war anderen Leuten eine Chance zu geben, auch wenn ihm mal eine Verhaltensweise nicht ganz in den Kram passte.
„Solange sie nicht so impulsiv beim Krimi-Dinner handelt, soll es mir nur gerade Recht sein. Es macht zudem keinen Unterschied, ob sie nun den Vorschlag macht, dass wir oben anfangen, oder ich. Am Ende, fangen wir alle am gleichen Punkt an.“
Und somit setzten sich auch Justus und Bob in Bewegung, wobei Bob dann doch etwas schneller lief, um zu Peter zu gelangen. Justus folgte ihnen, ließ sich aber dabei deutlich mehr Zeit, da er einfach Angst hatte wichtige Details zu übersehen.
„Na, was meinst du, Bob? Wie sehr würde es unseren Ersten aufregen, wenn deine Schwester zuerst etwas Wichtiges entdeckt?“, fragte Peter grinsend nach, wobei er die Stimme gesenkt hatte. Bob hingegen zuckte nur mit den Schultern. „Also, gerade hat er für seine Verhältnisse sehr erwachsen reagiert, wenn ich mir da Jelena zum Vergleich ins Gedächtnis rufe.“
Jelena, auch eine von Bobs Ex-Freundinnen. Zugegeben, damals hatte er sie gar nicht für so schlimm empfunden, immerhin war sie in seinen Augen einfach nur intelligent gewesen und war auf einem gleichen Stand wie Justus gewesen. Allerdings hatte er mit der Zeit zugeben müssen, dass der Ton manchmal die Musik machte. Es war ja eine Sache deutlich aufgebracht zu reagieren, wenn Justus der Meinung war, er müsse ihr alles noch kleinschrittiger erklären, nur weil sie weiblich war und im Rollstuhl saß. Andererseits war Jelena oft nicht besser gewesen und ihre Art der ‚Vorschläge‘ klangen mehr wie ein Befehl, als alles Andere. Und es war nicht mal so, als hätte sie Justus auch nur eine Chance gegeben, sondern hatte ihn direkt verteufelt. Zumindest sah Bob es heute so, damals war eine ganz andere Geschichte.

Chapter 4: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 4

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Ganz oben stellte sich als eine kleine Dachkammer heraus. Peter war erst skeptisch, ob sie diese Treppe, welche mehr an eine kleine Leiter erinnerte überhaupt nehmen sollten, immerhin wirkte sie recht staubig und unsicher und zudem waren sie auch nur Gäste.
„Beruhige dich Peter, die ist vor Kurzem erst benutzt worden, also werden wir auch nirgendwo einbrechen oder so was. Außerdem seid ihr doch Detektive und das weiß der Gastgeber, da sollte er sich nicht wundern, wenn wir hier alle rum schnüffeln.“ Auch wenn Riley versuchte ihn mit diesen Worten zu beruhigen, war sich Peter in einem Punkt nicht ganz sicher. „Woher willst du wissen, dass hier vor Kurzem erst jemand war?“, fragte er nach.
„Wahrscheinlich ist es Riley an dem Stuhl hier oben aufgefallen. Wenn man sich die Möbel, die bereits hier stehen ansieht, sind sie alle eingestaubt, aber der Stuhl hier ist es nicht. Dementsprechend muss jemand zuvor hier oben gewesen sein.“ Peter nickte und fand diese Erklärung wirklich einleuchtend, während er seine Taschenlampe weiter durch den Raum schwenkte.
„Eigentlich ist es mir schon zuvor aufgefallen. Die Leiter war ebenfalls mit Staub bedeckt, allerdings nur an den Seiten, was bedeutet, dass sie irgendjemand zuvor genutzt haben muss. Komisch, dass dir das nicht aufgefallen ist, immerhin standest du doch direkt neben mir.“
Hätte Riley diese letzten Worte nicht laut geäußert, hätte Justus wenigstens noch zu tun können, als wäre es ihm ebenfalls aufgefallen. Allerdings hatte er nicht genau darauf geachtet, wie die Leiter ausgesehen hatte, da er mehr nach oben zur Tür geblickt hatte. Nun ärgerte er sich natürlich darüber und beschloss beim nächsten Mal einfach einen Schritt schneller zu sein. Es war vermutlich einfach nur ein Glückstreffer ihrerseits gewesen, mehr nicht.

Ein Lichtschalter hatten sie nicht direkt gefunden und so hielt Bob nach einer Schnur oder etwas Ähnlichem Ausschau in der Hoffnung, dass er damit mehr Erfolg haben würde. Riley hatte unterdessen ihr Handy, welches sie zwischen Schulter und BH-Träger geklemmt hatte, hervor geholt und machte ihre Taschenlampe an, während Peter eine Wand entlangtastete und auch fündig wurde. „Kollegen, ich glaube, ich habe etwas entdeckt… Einen Durchgang oder so. Jedenfalls ist hier ein Schlitz.“, machte der Zweite auf sich Aufmerksam und freudig kam Bobs Schwester zu ihm. „Wow, klasse. Ist da auch ein Mechanismus?“
Peter tastete sich weiter und nach kurzer Zeit hatte er einen kleinen Hebel gefunden und die Tür geöffnet. In diesem Moment schaltete Bob das Licht ein und sah in das leicht genervte Gesicht ihres ersten Detektivs. Auch wenn er zuvor so erwachsen getan hatte, schien es ihm überhaupt nicht zu schmecken, dass ein Mal mehr jemand Anderes die Nase vorn hatte. Allerdings erfreute sich Peter an seinem Fund, da es nicht gerade häufig vorkam, dass er als Erster etwas entdeckte. Dass Bobs Schwester auch noch ihre Bewunderung kund tat, ging natürlich runter wie Öl und sie wurde ihm immer sympathischer. Es war gut mal den Rücken gestärkt zu bekommen, statt sich ständig anhören zu müssen, dass man zu viel Schiss hatte oder sich nur etwas einbildete und es eben für alles eine logische Erklärung gab.
„Wie sieht es aus? Wer kommt mit?“, fragte Riley auch schon begeistert, wobei Bob kurz die Hand hob, so als wolle er seine Schwester am Arm packen, um sie vom Weitergehen ab zu halten. „Warte mal, Riley, wir sollten vielleicht erst Mal die Tür irgendwie offen halten. Vielleicht kommen wir auf der anderen Seite nicht raus.“
„Bob hat Recht, wir wissen nicht, was uns erwartet, dementsprechend sollten wir die Tür vorher verkeilen. Nur für den Fall der Fälle. Also, seht euch um, Kollegen.“ Während Justus auch sofort seiner eigenen Aufforderung folgte, sah Bob ihn deutlich erstaunt an. „Mensch Erster, dass du mal bei solchen Dingen auf mich oder Peter hörst.“, merkte der dritte Detektiv an, wobei Justus doch etwas beleidigt drein sah.
„Natürlich höre ich auf euch, wir sind immerhin keine Kinder mehr.“

Das war eigentlich nur ein Teil der Wahrheit gewesen. Natürlich waren sie keine Kinder mehr und dementsprechend hatte Justus sich gelernt zu zügeln und nicht Hals über Kopf ins nächste Abenteuer zu stürzen. Allerdings hatte er sich in der Vergangenheit auch oft genug mehrere Standpauken anhören müssen und nicht zuletzt war es Inspektor Cotta, der ihm vermehrt dazu geraten hatte mal zur Abwechslung seinen klugen Kopf ein zu setzen, sonst könnte man noch an seiner Intelligenz zweifeln.
Peter hob schließlich einen Kleiderbügel hoch und schaute seine Kollegen fragend an. „Meint ihr...“, begann er, wobei es Riley war, die schließlich aus einer Schublade Klebeband hervor holte. „Ich hab was.“, verkündete sie auch schon, riss ein Stück ab und befestigte es über den Schließmechanismus der Tür. „So können wir sie ran ziehen, aber auch jederzeit wieder raus.“
Wieder sah Justus so aus, als habe er in eine Zitrone gebissen, während Peter und Bob ihr begeistert dabei zusahen, wie sie ihren Vorschlag in die Tat umsetzte. Hätte er das Klebeband gefunden, wäre auch er auf diese Idee gekommen. Vielleicht hatte er sich in der Vergangenheit einfach zu sehr daran gewöhnt, dass Peter und Bob nicht so schnell hinterher kamen und war dementsprechend ein Stück langsamer geworden, was er schleunigst ändern sollte.

Nachdem der Part dann erledigt war, drängelte sich Justus auch schon an den Dreien vorbei und atmete durch. „Können wir dann?“, fragte er, wobei Riley nur mit einer Hand in den Gang deutete und ein Lächeln aufsetzte. „Nach dir.“, merkte sie an, wobei Bob kurz die Brauen hob. „Wow, du lässt unseren Ersten auch mal Erster sein?“
Riley sah ihren Bruder etwas belustigt an, zuckte aber nur etwas gleichgültig mit den Schultern. „Was denn, wenn irgendetwas Gefährliches wartet, erfährt es Justus als Erster und wir haben Zeit zum Fliehen.“ Justus, der schon einige Stufen hinab gestiegen war, schnaubte etwas. „Wirklich witzig.“, brummte dieser, wobei Peter etwas lachen musste. „Vielleicht endet dann mal Just ohne Gedächtnis, statt Bob.“
Sie folgten dem ersten Detektiv in den Gang, wobei Riley schließlich nachfragte, wer welche Rolle inne hatte. Bob erklärte kurz, dass er den jüngeren Bruder von Linda spielte und seine Schwester musste etwas grinsen. „Also, wie auch im echten Leben der Jüngere.“ Bob stöhnte leicht auf und warf seiner Schwester einen Blick zu. „Das sind fünf Minuten.“
Natürlich waren fünf Minuten nicht gerade viel, das wusste auch Riley, aber es erfreute sie jedes Mal, wenn sie ihren Bruder damit ein wenig aufziehen konnte.
„Mir wurde die Rolle des Richard Drysdale zugetragen...“ Justus unterbrach sich selbst, als er sah, dass sie wohl am Ende des Ganges angekommen waren und tastete zunächst an der Wand entlang. Schließlich fand er auch hier einen entsprechenden Mechanismus und öffnete den Durchgang, wobei ihm auffiel, dass sie nun wieder in der Eingangshalle angelangt waren. Er kletterte aus dem Loch und hielt Riley kurz eine Hand entgegen, welche sie ergriff, damit sie in ihrem Rock leichter heraus kam.
„Viele Dank, werter Gatte.“, säuselte de Blonde, wobei Justus nur kurz nickte und Bob die Stirn runzelte. „Gatte? Also, spielst du...“ - „Richards Ehefrau, Linda. Genau. Wobei ich zugeben muss, dass ich es wirklich amüsant finde.“ Mit einem Lächeln schüttelte sie leicht den Kopf und wandte sich ab, wobei die drei Fragezeichen sich einen Blick zuwarfen, aber wohl niemand etwas damit anfangen konnte.
„Gut, dann würde ich doch glatt vorschlagen, dass wir uns aufteilen, das andere Stockwerk ist etwas größer. Die Einen nehmen die Westtreppe und die anderen die Osttreppe, anschließend treffen wir uns in der Mitte.“ Peter nickte bei dem Vorschlag und wollte auch schon an Justus Seite treten, als Bob ihn auch schon kurz am Handgelenk nahm. „Ich geh mit Peter, dann kann das Ehepaar sich etwas kennen lernen.“
Justus sah weniger begeistert von der Idee aus. Ein Mal mehr gab Riley den Ton an und dass sie ihm solch scharfe Kommentare entgegen brachte, gefiel ihm ebenfalls nicht. Bob klopfte Justus nur auf die Schulter. „Und nicht gleich scheiden lassen, sonst weint Peter nachher.“ Justus schnaubte, während Riley ihren Bruder angrinste. „An Justus Stelle würde ich mir das mit der Scheidung gründlich überlegen, immerhin gibt es einen Ehevertrag.“
Die Blonde war schon einige Schritte voraus gegangen, während Peter und Bob in die andere Richtung liefen. Da sich der erste Detektiv allerdings nicht von der Stelle bewegte, wandte sich Riley noch Mal zu ihm um. „Kommst du, oder willst du lieber noch Mal sagen, dass wir uns jetzt aufteilen, aber die Richtungen vertauschen, damit du wenigstens das Gefühl hast, es wäre deine Entscheidung gewesen?“
Justus setzte sich in Bewegung, grummelte allerdings ein: „Ich mag sie nicht.“, während er ihr folgte. Jetzt stand ein Mal mehr für ihn fest, dass er den nächsten Hinweis so schnell wie möglich entdecken musste, damit sie ihm nicht zuvor kam.
Dass er Riley nicht mochte, war zugegeben, zunächst etwas weit her geholt. Im Grunde kannte er sie gar nicht, um das beurteilen zu können. Und Bob hatte ihn schon letzte Woche mehrmals darum gebeten Riley eine Chance zu geben und sie nicht gleich ab zu stempeln, da sie seine Schwester war. Zunächst hatte Justus keinen Zusammenhang in seinen Worten gesehen, aber jetzt wo er die Andere in Aktion sah, wusste er ganz genau, was er gemeint hatte.
In gewissen Punkten erinnerte Riley ihn an Jelena, nur war sie vom Tonfall freundlicher. Was die Intelligenz betraf, konnte er dies noch nicht grundlegend entscheiden, immerhin hätte das mit dem Staub auch Peter oder Bob auffallen können. Aber sollte sie tatsächlich um einiges Intelligenter sein, wusste Justus wirklich nicht, wie er damit umgehen sollte.
Ihm war natürlich bewusst, dass er nicht immer der klügste Kopf von allen sein konnte, aber er mochte diese Position. Er liebte diese Stille im Raum und wie man ihn ansah, da man genau wusste, dass er eine Lösung parat hatte. Das sich nehmen zu lassen, fiel ihm wirklich schwer und er wollte gar nicht darüber nachdenken, wenn diese – man konnte es in gewisser Weise Eifersucht nennen – ausgerechnet jemanden traf, den Bob wirklich mochte.
Es war die eine Sache die feste Freundin eines Freundes nicht zu mögen, aber die Zwillingsschwester.
Justus atmete durch und beschloss der Blonden weiterhin eine Chance zu geben, wie er es seinem besten Freund versprochen hatte. Vielleicht stichelte Riley auch gerne und er selbst machte sich ganz umsonst Sorgen.

Chapter 5: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 5

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Peter & Bob

Während sich Justus und Riley in die eine Richtung aufmachten, hatten Peter und Bob genau die Entgegengesetzte eingeschlagen. „Warum wolltest du eigentlich mit mir mit, Bob? Ich meine, du hast deine Schwester auch schon eine ganze Weile nicht gesehen.“
Bob hatte in der Zwischenzeit sein Handy hervor geholt und hielt es in die Höhe, in der Hoffnung, dass er wenigstens den Einsatz von einem Signal erhalten würde, damit er Liza schreiben konnte. Im Grunde war er eigentlich nicht so, dass er unbedingt Kontakt zu seiner Freundin brauchte, wenn er mit den drei Fragezeichen unterwegs war, wollte er ihr wenigstens schreiben, dass es ihm gut ging. Zugegeben nicht bei jeder seiner Freundinnen hatte er in der Vergangenheit den Drang gehabt. Allerdings war Liza da anders. Sie ging ihm nicht auf die Nerven und war eher der lockere Typ, sodass es sie nicht störte, wenn er mal nicht schrieb, weil er mitten in einem Fall steckte und keine Zeit fand. Ob das nur eine Taktik war, wusste Bob nicht, aber selbst wenn dem so war, wirkte es ganz offensichtlich.
„Na ja, ich mache mir keine großen Sorgen darüber, ob sie sich mit dir verstehen könnte und ich kann noch genug Zeit mit meiner Schwester allein verbringen. Aber was Justus betrifft… Sobald er merkt, dass sie ähnlich tickt wie er und eine fast genau so schnelle Auffassungsgabe hat, wie er, wird er sie hassen, wie Jelena damals. Wir kennen doch unseren Ersten. Ich hoffe einfach, dass er sie davor vielleicht etwas besser kennenlernt und es damit nicht ganz so schlimm wird.“ Peter runzelte die Stirn, aber sagte nichts weiter dazu. Vermutlich wusste Bob selbst, dass dieser Plan einige Lücken aufwies und er gehörig nach hinten losgehen konnte, wenn man die Beiden alleine ließ.
„Ach, verdammt, ich bekomme einfach keinen Empfang.“ Frustriert steckte der dritte Detektiv sein Handy wieder in die Hosentasche zurück, wobei Peter ein wenig seufzte. „Ich bezweifel, dass wir hier Empfang rein bekommen werden. Außerdem sind Handys bei solchen Dingen bestimmt verboten, damit man nicht schummelt.“
Bob lachte leicht auf. „Wie soll man hier bitte schummeln, wenn man noch nicht mal eine SMS an seine Freundin schicken kann, Peter?“
Peter sagte nichts weiter dazu. Er hätte durchaus nichts dagegen, dass Liza keine Nachricht von Bob bekam. Es war nicht mal so, dass er seinem besten Freund keine Beziehung gönnte, aber irgendetwas in ihm regte sich, was ihm deutlich machte, dass er nicht an diese Beziehung glaubte. Vermutlich würde es ohnehin bald wieder enden und wenn sie Schluss machte, durfte er die Scherben wieder aufheben. Zwar hatte Bob im Auto große Töne gespuckt, dass ihm die Trennungen lieber waren, als dass er mit der Falschen zusammen war. Das galt allerdings nur für den Fall, wenn Bob derjenige war, der Schluss machte. Wenn es anders kam, dann war sein bester Freund ziemlich niedergeschlagen. Nicht, dass er es gerne jemandem zeigte, aber Peter sah es. Peter war dann derjenige, der für ihn da war und ihn aufmunterte, ihn zum Lachen brachte, selbst wenn Bob eigentlich gar nicht danach zumute war. So wie Bob immer hinter ihm stand, wenn es ihm schlecht ging. Aber wozu waren immerhin Freunde da?

„Vielleicht gibt es hier ein Telefon. Wir können ja nachher mal nachfragen.“ Ein Vorschlag zur Güte, der offensichtlich wirkte, denn Bob nickte mit einem sachten lächeln, stellte sich ein wenig auf die Zehenspitzen, um seinem Kollegen einen Arm um die Schulter zu legen. „Wie machst du das eigentlich immer, Peter?“, fragte er nach und lachte. Peter wandte den Blick ab und merkte, wie seine Wangen warm wurden bei dieser Nähe.
Es war wie die Situation, als es hieß, dass sie sich ein Bett teilten. Irgendwie war es einfach irgendwann seltsam geworden, zumindest für ihn. Woran das lag, konnte er noch nicht mal genau sagen. Bob hatte er auch nie gefragt, ob es ihm ähnlich erging, immerhin wollte er seine komischen Gefühle nicht auf ihn abladen. Nachher war an ihm noch etwas verkehrt und es lag gar nicht daran, dass sie alle älter wurden.

Auch wenn er sich nicht getraut hatte, mit Bob oder Justus über diese Dinge zu reden, so hatte er doch deutlich viele Gespräche mit Jeffrey darüber geführt. Immer wenn er in der Vergangenheit das Gefühl hatte, dass er mit Bob und Justus nicht über bestimmte Themen reden konnten, hatte er eben den Rat von seinem Surf-Freund eingeholt, wobei er diese auch nicht immer als hilfreich empfand.
Beim Thema Sex und Kelly beispielsweise, hatte Jeffrey so ausgesehen, als hätte er genau gewusst, welches Problem Peter hatte und als ob er auch die Lösung kannte. Aber alles, was Jeffrey damals gesagt hatte, war, dass Peter schon dahinter kommen würde und wenn die Zeit reif war, er ihn mal in eine der Diskotheken mitnahm, die er neben dem Planet-Evil besuchte. Wann die Zeit allerdings kommen würde, hatte Peter nicht verstanden und damit auch nicht weiter nachgefragt. Allerdings erinnerte er sich noch ganz genau an das vielsagende Zwinkern des Anderen.
Zum Thema Bob und der Nähe, hatte Jeffrey auch einen Rat gehabt, mit dem der Zweite genau so wenig anfangen konnte, wie mit dem Ersten.
„Klar, Freundschaften verändern sich, Peter. Besonders dann, wenn man so eng mit jemandem befreundet ist, wie du mit Bob. Bestimmte Grenzen verschwimmen und manchmal ist man sich dann unsicher, welcher man überschreiten darf und welche nicht.“
Als Peter daraufhin anmerkte, dass auch Justus sein bester Freund war und es ihm bei diesem nicht so erging, meinte Jeffrey nur, dass es bei Justus auch was ganz Anderes ist.
Wenn Peter so darüber nachdachte, musste er schon zugeben, dass ihm Bob doch etwas wichtiger war, als Justus. Nicht, dass er nicht auch für Justus so einiges machen würde. Aber mit Bob das fühlte sich anders an, intensiver…

Was er vor Allem jetzt wieder merkte, weswegen er sich aus dem Umarmung von Bob löste und nur kurz lächelte, während dieser seine Hände in die Taschen steckte. „Wollen wir nicht langsam mal nach Hinweisen suchen?“, fragte Peter nach, um möglichst das Thema zu wechseln. Bob winkte ab. „Ich bin mir sicher, dass Riley und Justus genügend Hinweise finden, sodass es für uns vier reicht. Nicht, dass ich nicht neugierig bin, aber ich will mir auch irgendwie nicht die Spannung während des Spiels verderben.“
Der Rotschopf konnte dem nur zustimmen und somit genoss er es einfach mit Bob alleine zu sein und mal einfach wieder mit ihm über verschiedene Dinge zu sprechen, ohne das Justus altkluge Dinge zum Besten gab und sich Peter dadurch gerne wie der dümmste Mensch auf Erden vorkam.
„Du sagtest vorhin, dass Riley eine ebenso schnelle Auffassungsgabe hat wie Justus. Woher weißt du das eigentlich, hast du sie nicht auch eher selten gesehen?“
Bob seufzte und lächelte etwas bitter. Es nagte an ihm, dass er seine eigene Schwester so oft versetzt hatte, aber eine andere Wahl hatte er damals einfach nicht gesehen. Außerdem hatte es seiner Mutter schon gereicht, dass Justus ihn immer mit in alle möglichen Gefahren gezogen hatte, da wollte er dann Riley besser raus halten.
„Na ja, wenn ich mal so gar nicht weiter kam, habe ich nicht nur Jelena um Hilfe gebeten, sondern auch Riley. Sie war dann diejenige, die mir die passenden Antworten lieferte und das ein oder andere Mal sogar den Fall vor Justus gelöst hat. Zumindest bevor Justus uns in die Lösung eingeweiht hat. Was mich dabei wirklich erstaunt hat, war die Tatsache, dass sie allein durchs Telefonieren den Fall löste. Oder zumindest einen Tipp abgab, wer der Täter war. Ähnlich wie vorhin im Auto, beim giftigen Gockel. Klar, lag sie mit der Begründung nicht gänzlich richtig, aber zu dem Zeitpunkt hatte sie auch noch nicht alle Informationen. Wäre sie dabei gewesen, hätte sie bestimmt auch keine voreiligen Schlüsse gezogen… Daher weiß ich das und genau deswegen mache ich mir auch Sorgen, dass Justus sie hassen wird. Das könnte ich absolut nicht ertragen. Immerhin ist sie meine Schwester und er mein bester Freund.“
Peter verstand Bobs Problematik durchaus, allerdings verspürte er auch den Drang dieser Situation ein wenig die Schwere zu nehmen, weswegen er ein wenig zu grinsen begann und Bob einen kleinen Seitenblick zuwarf.
„Ach, Zweiter. So schnell wird Just sich bestimmt nicht scheiden lassen, immerhin haben die beiden doch einen Ehevertrag.“ Bob lachte kurz und Peter hatte damit sein Ziel erreicht. Immerhin brachte es sie auch nicht weiter, wenn sie sich nun mit der Thematik im Kreis drehten. Sie beide wussten nur zu genau, wie sich Justus verhalten konnte, wenn er merkte, dass jemand genau so intelligent war wie er und dass dies häufig kein gutes Ende nahm.
Hinzu kam aber auch, dass sie nun ein bisschen älter waren und es auch durchaus möglich war, dass Justus gar nicht mehr so schlimm reagierte, oder sich zusammen riss, eben weil es sich dabei um Bobs Schwester handelte.

„Und wie ist deine Schwester sonst so, wenn sie nicht gerade unsere Fälle löst?“, wollte Peter dann wissen. Ganz zu schweigen kam ihm nicht gerade in den Sinn, außerdem wäre es nicht schlecht zu erfahren, wie seine Schwester so lebte oder was sie gut konnte. Vielleicht würde das in Zukunft sogar noch nützlich sein.
„Sie hat bis zu ihrem Schulabschluss Karate gemacht und Judo ungefähr bis zur Middle School. Im letzten Jahr hat sie sogar ein Karate-Turnier gewonnen, Mom hat mir ein Video davon geschickt, ich müsste es noch auf dem Laptop haben.“ Peter hob die Augenbrauen. Er selbst war in ziemlich vielen Sportarten sehr begabt, vor Allem im Bereich Ballsport und Leichtathletik, allerdings hatte er bisher noch nie Kampfsport ausprobiert, was angesichts ihrer Fälle eigentlich gar nicht so verkehrt war. Vielleicht würde er das noch in Angriff nehmen, oder eben Riley bitten ihm den ein oder anderen Griff zu zeigen.
„Kochen sollten wir sie auf jeden Fall nicht lassen, es sei denn du hast plötzlich eine Vorliebe für Verbranntes. Im Ernst, sie hat es sogar geschafft Nudeln anbrennen zu lassen.“ Bob schüttelte sich, lachte aber. „Instrumente spielt sie nicht, also werdet ihr da nur durch meinen Lärm belästigt. Es sei denn sie fängt an in der Dusche zu singen. Da ist sie ähnlich wie du begabt. Sie kann zwar einen Ton halten und auch treffen, aber eine wirklich schöne Gesangsstimme hat sie nicht gerade.“
Peter konnte nur wieder mit dem Kopf schütteln. Seit seiner Arbeit bei Sax Sandlers hatte sich Bob wirklich verändert. Zuvor war er eher schüchtern gewesen, hatte sich hinter seiner Brille fast schon versteckt. Natürlich gab es auch damals schon Mädchen, die ihn toll fanden, aber es war nicht so, dass er dies wahrgenommen hatte. Der zweite Detektiv hatte schon damals die Mädchen recht gut verstehen können, denn Bob würde er nicht gerade als unattraktiv bezeichnen. Wobei er sich hierbei dann doch wieder insgeheim die Frage stellte, ob es normal war, dass man seinen besten Freund als attraktiv einstufen würde.
Nachdem er dann bei Sax Sandlers angefangen hatte, wurde Bob doch etwas eitler, was sein Aussehen betraf. Die Brille trug er nur noch selten und er ging in regelmäßigen Abständen zum Strand, um seine leichte Bräune bei zu behalten. Außerdem hatte er sich auch eine andere Frisur zugelegt und sein Kleidungsstil harmonierte immer mehr mit seinem Musikgeschmack. Zudem war er nun um einiges selbstbewusster geworden und kam sehr viel mehr aus sich heraus. Kein Wunder also, dass die Mädchen ihm in Scharen hinterher rannten. Und wenn Peter ehrlich war, so bewunderte und beneidete er seinen besten Freund dafür. Wenn er bedachte, dass er selbst Sportler war und dem Klischee nach er eigentlich die ganzen Mädchen mit nach Hause bringen sollte…
Aber im Grunde wollte Peter auch erst Mal keine Beziehung. Über die Sache mit Kelly war er wirklich hinweg, auch wenn er sich manchmal dabei erwischte, wie er sich an ihre Meinung zu bestimmten Themen erinnerte. Zudem hatte er auch schon versucht andere Mädchen zu daten, aber irgendwie war der Funke nie über gesprungen und so blieb ihm nichts Anderes übrig, als ab zu warten. Jedenfalls wollte er nicht noch Mal den gleichen Fehler, wie bei Kelly machen und einfach nur eine Freundin haben, die Sport mochte und ihn unbedingt haben wollte.

Peter und Bob unterhielten sich schließlich noch darüber, was sie von heute Abend noch so erwarteten und dass sie sehr gespannt auf den kommenden Fall waren. Wobei Peter anmerkte, dass es immerhin kein echter Fall mit einer echten Leiche war. Irgendwann entschlossen sie sich dann auf den Weg zur Mitte zu machen, um Justus und Riley wieder zu begegnen, die sich allerdings wohl noch ein wenig Zeit ließen.
Peter lehnte sich dementsprechend gegen eine Wand und Bob versuchte es doch noch Mal mit seinem Handy, was Peter nur mit einer deutlich genervten Mimik beobachtete. Wenn der Typ nicht so schnell wie möglich ein Telefon in die Hand bekam, würde er vermutlich noch als der Mörder enden. Oder Peter, weil er dieses ganze Theater um Liza nicht mehr ertrug.

Chapter 6: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 6

Chapter Text

Justus & Riley

Zusammen mit Justus stieg Riley die Treppe nach oben, wobei sie sich deutlich mehr Zeit mit dem Umsehen ließen, als Bob und Peter es in diesem Moment taten. Während Riley ein Bild näher betrachtete, betätigte Justus die Klinke einer Tür, die allerdings verschlossen war.
„Was meintest du vorhin eigentlich genau?“, erkundigte sich der erste Detektiv in einem Tonfall, als müsse die Blonde nun exakt wissen, wovon er sprach. Allerdings konnte sie schlecht Gedanken lesen und wie Justus ‚vorhin‘ definierte, wusste sie auch nicht so genau. Es konnte sich um fünf Minuten handeln, oder eben auch um ‚vorhin im Auto‘ und seither hatte Riley schon so einiges gesagt.
Justus schien aber zu merken, dass sie nicht genau wusste, wovon er nun sprach, weswegen er kurz durchatmete. „Du hast kürzlich angedeutet, dass du es amüsant findest, dass ich deinen Ehemann spiele und da warf sich bei mir die Frage auf, was genau du daran so amüsant findest. Natürlich kann ich mir mögliche Szenarien denken, aber sie wären alle in gewisser Weise denkbar und dementsprechend kannst du mir hierbei eine klarere Antwort geben, immerhin waren es deine Worte.“
Riley lief einige Schritte von Justus weg und betrachtete eine Anordnung an verschiedenen Bildern, welche auf dem Flur hingen. „Und welche Szenarien hast du im Kopf? Vielleicht ist ja eines davon zutreffend.“ Es war nicht mal so, dass er Riley diese Aussage übel nahm, im Grunde mochte er sie sogar. Sie gab Justus die Möglichkeit seine Schlussfolgerungen mit zu teilen und hielt trotzdem noch die Lösung des Rätsels offen, welches er hoffentlich bald lösen würde.
Kurz führte er die aneinander gelegten Hände an seine Lippen, schloss sie für einen Moment und dachte nach. Es spielten sich mehrere Möglichkeiten in seinem Kopf ab, jedoch wollte er sich auf zwei Konzentrieren, die ihm weitaus logischer erschienen.
„Nun, zum Einen könnte es die Möglichkeit geben, dass du dieses Szenario aufgrund dessen amüsant findest, dass Bob ein Mal mehr deinen Bruder spielt und du statt Peter, mich als deinen Ehemann zur Seite gestellt bekommen hast und dies könnte dich amüsieren, weil wir eine recht ähnlich schnelle Auffassungsgabe haben. So als hätte man auch diesen Teil voraus geplant. Ein Ehepaar, welches gemeinsam eine Firma leitet, hierzu bedarf es durchaus eine gewisse Intelligenz.“ Justus öffnete die Augen und betrachtete Riley einen Moment, bevor er seine Hände von den Lippen nahm und schließlich seine andere Schlussfolgerung kund tat. „Eine weitere denkbare Möglichkeit wäre es, dass du es amüsant findest, weil wir bis auf unseren Intellekt nicht viele Gemeinsamkeiten aufweisen können, frei nach dem Motto, dass sich Gegensätze anziehen würden. Was ich wiederum nicht so ganz unterschreiben kann. Natürlich sollte man nicht die exakte Kopie seines Partners sein, aber komplette Gegensätze würden auch nicht gerade kompatibel sein. Aber ich schweife ab...“
Er sah zu, wie Riley nur kurz nickte und schließlich auf ein Bild zutrat und es schließlich ein wenig von der Wand entfernt, um dahinter tasten zu können. Einen Moment später holte sie einen Umschlag hervor, entfaltete einen Brief, der darin gewesen war und überflog diesen kurz, bevor sie beides an Justus weiter reichte, der doch deutlich verwirrt aussah.
„Die Bilder...“, begann Riley zu erklären. „Sie alle haben exakt den gleichen Rahmen, bis auf eines, was deutlich daran zu erkennen ist, dass dieser Rahmen ein wenig kleiner ist, was einem eher auffällt, wenn man genau hinsieht und...“ Justus unterbrach sie leicht knurrend. „Ich weiß, ich sehe es auch. Die Tapete um den mittleren Rahmen ist deutlich heller, was bedeutet, dass hier zuvor ein größerer Rahmen über einen sehr langen Zeitraum hinweg gehangen haben muss.“ Riley lächelte kurz und machte sich dann auch schon weiter daran den Abschnitt des Flures in Augenschein zu nehmen, während Justus einen gefälschten Laborbefund in den Händen hielt. Gefälscht deswegen, da er offensichtlich zum Spiel gehörte, sonst würde sich nicht der Name des vermeidlichen Geburtstagskindes darauf befinden.
„Wärst du so lieb und packst den Umschlag wieder zurück? Du weißt doch, hinter jeder starken Frau steht ein fleißiger Mann.“ Sie zwinkerte ihm zu und Justus fand das alles Andere als amüsant. Wieder war sie ihm einen Schritt voraus gewesen und seine eigentliche Frage hatte sie noch immer nicht beantwortet. Auch dass sie mit ihm diesen Hinweis teilte wirkte auf ihn eher wie ein paar Brotkrumen, welchen man Tauben zum Fraß gab, damit sie sich dumm und begierig drauf stürzen konnten, da sie selbst nicht dazu in der Lage waren sich Essen zu beschaffen, oder einfach daran gewöhnt waren, dass Menschen dafür sorgten.

Trotzdem hatte Justus den Befund wieder in den Umschlag gesteckt und ihn dann hinter dem Bild platziert, bevor er Riley mit wenigen schnellen Schritten gefolgt war, um wieder auf zu holen. Justus ließ es sich trotzdem nicht nehmen, noch an manchen Türen die Klinke zu betätigen, wobei er eine Tür dann doch wieder verschloss, als er sah, dass dies ein Schlafzimmer war und eine Tasche auf dem Bett stand. Dementsprechend nahm Justus an, dass dieses Zimmer belegt war und der Besitzer es bestimmt nicht gut finden würde, wenn plötzlich zwei Fremde darin standen. Neugier war die eine Sache, Belästigung eine ganz Andere.
Nachdem er die Tür wieder zugezogen hatte und zu Riley aufschloss, hatte er eigentlich erneut eine Antwort zu seiner Frage fordern wollen, doch dazu ließ sie ihm keine wirkliche Chance. Man hörte Stimmen den Gang entlang, welche auf sie beide zukamen und wirklich freundlich klangen sie nicht. Es klang von der Tonlage her, eher nach einem kleinen Streitgespräch und ehe Justus es sich versah, wurde er auch schon an seiner Hand gepackt und mitgezogen. Riley öffnete eine andere Tür – natürlich hatte sie gleich beim ersten Mal Erfolg – und zog ihn mit in den Raum.
Dieser Raum stellte sich als eine Art Besenkammer heraus und mit den ganzen Putzutensilien, die dort untergebracht waren, blieb nicht wirklich viel Platz, sodass Justus und Riley deutlich eng aneinander standen.
„Warum hast du uns hier rein gezogen?“, flüsterte der erste Detektiv. „Es ist nicht so, als ob die auf uns sauer sind.“ Riley rollte mit ihren blauen Augen. Auch wenn Justus es nicht sehen konnte, konnte er es an ihrem Tonfall aus machen. „So erfährt man aber interessante Dinge über Personen, indem man eben nicht gesehen wird und trotzdem alles hört.“ Justus schnaubte leise und versuchte sich irgendwie anders hin zu stellen, was aber nicht wirklich möglich war, wenn er die Tür dabei nicht aus Versehen öffnen wollte. Jetzt wo er ein Mal mit Bobs Schwester hier fest saß, wäre es wirklich peinlich mit ihr dann plötzlich aus einer Besenkammer auf den Flur zu stolpern. Wie sollte man das denn bitte erklären?
„Warum sollte man sich einen Streit von fremden Personen anhören? Was soll das für einen Nutzen haben?“ Riley legte ihm einen Moment später die Hand auf den Mund, damit Justus nicht weiter sprach und seufzte. „Könntest du jetzt bitte still sein, außerdem so oft wie ihr drei in irgendwelche Fälle stolpert, könnte es durchaus noch nützlich werden. Hattet ihr eigentlich mal je eine Reise gehabt, ohne irgendein Rätsel oder Verbrechen zu lösen?“
Allein dadurch, dass sie ihm weiter den Mund zuhielt, merkte Justus, dass es einfach eine rein rhetorische Frage war und dementsprechend blieb ihm auch nichts anderes übrig, als den nahenden Stimmen sein Gehör zu schenken. Außerdem hatte Riley schon Recht, so ungern er das auch zugab. Aber die drei Fragezeichen hatten so gut wie noch nie einen Urlaub ohne Arbeit verbracht.

„Warum hat er sie überhaupt hier her eingeladen, es ist nicht so, als würde sie zu uns gehören?“ Es war eine Frauenstimme, die sich dort aufregte und die weitere Stimme konnte man als männlich identifizieren. „Keine Ahnung, vielleicht versucht er vergangene Fehler wieder gut zu machen, wer weiß“ Er klang mehr genervt, als wütend, so als hätte die Frau neben ihm schon lange kein anderes Thema mehr gefunden.
„Ich werde auf jeden Fall nicht so tun, als wäre sie mir wichtig, sie soll ruhig merken, dass sie nicht Willkommen ist.“ Der Mann schwieg und nachdem die Beiden vorbei gelaufen waren, öffnete und schloss sich eine Tür.

Riley wartete noch einen Moment, bevor sie die Hand von Justus Lippen entfernte und schließlich langsam die Tür öffnete. „Ich muss zugeben, dass es doch recht Interessant war, auch wenn ich sonst derjenige bin, der zu solchen Handlungen neigt, allerdings erst wenn wir einen Fall haben.“ Der erste Detektiv trat ebenfalls auf den Flur hinaus, während Riley nur kurz mit den Schultern zuckte. „Entschuldige, ich mache dir bestimmt nicht mit Absicht deinen Platz streitig. Wenn es um Entdeckungen und Rätsel geht, kann ich mich einfach kaum zügeln. Mom meinte auch schon, dass es mich eines Tages ins Grab bringen würde.“ Ein schiefes, aber auch entschuldigendes Lächeln erschien auf ihren Lippen und Justus atmete einen Moment aus. Bob hatte ihn wirklich mehrmals gebeten und dieser war nun mal sein bester Freund. Zudem würden sie drei mit der jungen Frau zusammen leben, weswegen er dann mit einem inneren Kampf abwinkte. „Ich müsste Lügen, wenn ich behaupten würde, dass es mir nicht ähnlich ergeht. Doch für gewöhnlich habe ich in dem Fall ein Rätsel, dass es zu lösen gilt, in der Hand. Aber der Fairness halbe, muss ich zugeben, dass du nicht ganz unrecht hast. Wir sind in der Vergangenheit selten in einem Urlaub gewesen, bei dem wir hinterher keinen Fall hatten. Und wenn uns diese Information am Ende doch nicht nützt, können wir sie immer noch vergessen.“
Es war eine Art Friedensangebot, jedenfalls fürs Erste. Er wusste nicht, wie sie das alles noch weiter entwickeln würde, aber Justus Jonas war durchaus gewillt mehr in diese Kommunikationen und die Verbindung zu stecken, als es bei Jelena der Fall war. Zwar hatte er sich mit der Anderen irgendwann auch auf einen Waffenstillstand geeinigt, der aber darin bestand, dass er künftig seine genervten Kommentare runter geschluckt hatte und wenigstens versucht hatte mit ihr zu arbeiten.

„Allerdings kann ich dir nicht versprechen, dass ich mich in Zukunft zurück halten werde.“ Nach dieser Aussage sah Justus sie doch etwas missmutig an und Riley zuckte nur mit den schlanken Schultern. „Sein wir doch mal ehrlich, würdest du dich bei der Lösung eines Rätsels, welches für alle gedacht ist, einfach zurück halten, nur weil ein Anderer gerne schneller wäre?“
Nein, das würde Justus nicht tun. Zwar würde er auch nicht sofort mit der Lösung raus rücken, jedoch nur dann, wenn er sich sicher war, dass er diese Zeit noch hatte. Was sehr häufig der Fall war, weswegen er bestimmte Dinge einfach für sich behielt.
„Ich denke, eine gesunde Konkurrenz kann nicht schaden.“ Riley nickte und schmunzelte etwas. „Eine gesunde Konkurrenz, also bisher habe ich die meisten Entdeckungen gemacht. Kann es sein, dass du etwas eingerostet bist, weil du im Normalfall keine Konkurrenz duldest?“ Justus schnappte nach Luft. Er und eingerostet? Zwar ließ er sich mit möglichen Lösungen gerne etwas Zeit, bevor er diese präsentierte, allerdings würde er selbst es noch lange nicht als ‚eingerostet‘ bezeichnen. Eher als berechnend, nur dass seiner Gleichung ein neuer Wert hinzu gefügt wurde und er aus diesem Grund noch nicht das Ergebnis kannte. Jedenfalls bis jetzt noch nicht.
„Entspann dich Justus, ich selbst halte dich für deutlich intelligenter als mich. Also, gibt es für dich bestimmt kein Grund zur Sorge. Was mich aber zu der Frage bringt, wie du eigentlich darauf kommst, dass wir uns in dieser Hinsicht so stark ähneln?“, fragte Riley dann nach und Justus begutachtete sie einen Moment. Er wusste nicht recht, ob sie ihren Worten in dem Moment Glauben schenken sollte. Aber warum sollte sich jemand schlechter machen, als er eigentlich war. Trotzdem würde er die gesamte Situation zunächst noch beobachten, bevor er sich seine eigene Meinung bildete und sich dann entschloss, ob ihm Riley wirklich so unsympathisch war oder ob er mit ihr arbeiten konnte.
„Nun, in erster Linie beruht sich meine Annahme auf die Aussagen von Bob. Er und auch Peter wissen, wie ich mich gegenüber Personen verhalte, die ebenso intelligent sind, wie ich selbst. Häufig kann ich sie nicht leiden, was nicht mal allein daran liegt, dass ich mich bedroht fühle, sondern dass diese Personen dazu tendieren mir über den Mund zu fahren. Der Mensch ist in manchen Hinsichten, eben doch ein Gewohnheitstier und ich habe mich eben in gewisser Weise daran gewöhnt mehr zu wissen, als andere Personen. Da Bob mich nicht nur ein Mal darum gebeten hatte dir eine Chance zu geben, muss dein Bruder also annehmen, dass wir in Bezug der Intelligenz und Kombinationsgabe auf einer Stufe stehen. Allerdings zeigte sich auch heute schon mehrmals, dass du einen ebenso klugen Kopf besitzt. Zum Einen beim Fall mit dem giftigen Gockel, du hast im Grunde die gleichen Schlüsse gezogen, wie ich damals, als ich auf dem gleichen Stand zu diesem Fall war. Des Weiteren zeigte sich dies auch seit unserer Ankunft: die Leiter, das Klebeband, der Bilderrahmen gerade. Selbstverständlich kann es auch einfach nur ein glücklicher Zufall gewesen sein und dir fallen Dinge gerne schnell auf, aber dann hätte Bob nicht so auf mich eingeredet. Was mich dabei erstaunt ist, dass ich dich gar nicht diesbezüglich so in Erinnerung hatte. Aber vermutlich kam dies erst durch die Pubertät. Es ist keine Seltenheit, dass es durchaus Teenager gibt, die einfach ihr Interessengebiet abstecken und sich eben diesbezüglich spezialisieren.“

Riley hörte sich stumm Justus Erklärung an, nickte dann aber sachte und begann weiter den Flur entlang zu laufen, woraufhin auch Justus sich in Bewegung setzte. Sie atmete tief durch und lächelte ein wenig. „Nicht ganz Richtig. Ich war schon als Kind recht pfiffig. Nicht so intelligent wie du es in dem Alter schon warst, aber ich kann doch behaupten, dass ich den groben Durchschnitt etwas überragt habe. Mein Interesse in alle möglichen Rätsel, Fälle und Ungewissheiten kam allerdings, als ich ungefähr 12 Jahre alt geworden bin. Ich begann mich für die Arbeit meiner Mom mehr zu interessieren, las vermehrt Kriminalromane, wobei ich Conan Doyle jederzeit über Agatha Christie stelle. Aber die Interessen hierzu hörten nicht auf. Ich begann sogar mir kleine Spiele aus zu denken, um meine Kombinationsgabe zu fördern, so als wäre ich der Hauptcharakter von der Serie Psych.“ Sie lachte leicht auf und schüttelte den Kopf. „Peinlich und lächerlich, ich weiß.“
Eine Anmerkung, die Justus nicht wirklich unterstützte. Er selbst hatte mit Peter und Bob so einige ‚Spiele‘ erfunden, um die Kombinationsgabe zu fördern. So können sie beispielsweise anhand des Nummernschildes eines Autos inzwischen ausmachen, ob ein Wagen geliehen oder ein Eigentum war. „So lächerlich finde ich das gar nicht. Aber eine weitere Frage habe ich dann doch noch. Woher kam das plötzliche Interesse? Einfach aufgrund der Arbeit deiner Mutter? Und du hast mir meine vorherige Frage auch noch nicht beantwortet.“
Riley sah Justus mit einem kurzen Lächeln an und zuckte dann mit den Schultern. „Nun, du lagst mit beiden Schlussfolgerungen falsch. Aber ich kann dir schon mal so viel verraten: Beide Geschichten haben einen Zusammenhang. Ich bin mir sicher, dass du es irgendwann heraus finden wirst, Herr Meisterdetektiv.“

Chapter 7: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 7

Chapter Text

Als Justus und Riley beim abgemachten Treffpunkt erschienen, hatten es sich Bob und Peter schon etwas bequem gemacht. Beide saßen auf dem Boden, gemütlich an eine Wand gelehnt und unterhielten sich.
„Wow, beide leben noch.“, merkte Bob mit einem leichten Grinsen an, wobei Justus nur die Stirn runzelte. „Werde ich jetzt ein Scheidungskind?“, wollte Peter dann auch noch wissen, wobei leicht zwinkerte und ein breites Grinsen auf ihren Lippen erschien. „Keine Sorge, Justus hat sich das mit der Scheidung noch Mal gründlich überlegt, denn nur das Haus zu behalten, war ihm nicht gerade genug.“
„Scheint als wäre eure Suche nicht gerade erfolgreich gewesen, Kollegen. Oder habt ihr womöglich eure Zeit damit verbracht zu quatschen, statt nach Hinweisen Ausschau zu halten?“ Bob öffnete empört den Mund, obwohl Justus mit dieser Anmaßung natürlich Recht hatte. Allerdings hatte er auch keine große Lust sich nun kritische Bemerkungen von dem ersten Detektiv an zu hören.
„Wir haben einfach nichts Interessantes gefunden, Just. Außerdem beginnt das eigentliche Rätsel doch erst in einer Stunde.“
„Mag sein, Bob. Allerdings schadet es nicht, wenn wir in gewissen Punkten dann doch die Nase vorn haben. Wir sind immerhin Detektive und müssen unserem Ruf gerecht werden. Da wir unsere Mitspieler nicht kennen, sollten wir uns dementsprechend nicht zurück halten, sondern uns Bestens auf die kommende Situation vorbereiten.“
Bob stöhnte genervt auf, erhob sich vom Boden und zog anschließend Peter auf die Beine. „Wenn das so weiter geht, lösen wir den Fall noch, bevor das Abendessen beginnt.“, äußerte Bob, woraufhin Peter zustimmend nickte. „Also, wenn das Rätsel so einfach ist, dann frage ich mich, warum man euch überhaupt eingeladen hat.“
Justus konnte Riley in diesem Punkt zustimmen. Er zweifelte wirklich stark daran, dass man dieses Rätsel lösen konnte, nur weil man zuvor ein oder zwei Hinweise entdeckt hatte. Zudem kannten sie die Grundzüge der Geschichte noch gar nicht. Zwar ging er stark davon aus, dass der Gastgeber der Tote sein wird, da es einfach Naheliegend war, aber mehr hatten sie noch nicht in Erfahrung gebracht.

Peter runzelte kurz die Stirn und griff schließlich zielstrebig Richtung Justus Harre, wobei er dann doch inne hielt und einen Schritt zurück trat. „Erster, du… hast da eine Spinne.“ Das Zittern in seiner Stimme war hierbei wirklich nichts, was die drei Fragezeichen wunderte. Peter liebte zwar Tiere, allerdings waren Insekten und Spinnen so gar nicht sein Fall. Neben Gespenstern, Kobolden, Ungeheuern und allgemein dem Übernatürlichen, hatte Peter wirklich Angst vor den Tierchen. Justus seufzte leicht. „Das ist wirklich kein Grund in Panik aus zu brechen, Spinnen sind in den meisten Fällen äußerst harmlos. Natürlich gibt es in Kalifornien so manche Exemplare, die auch durchaus giftig sind. Aber hier in diesem Haus bezweifel ich das stark.“
Riley trat an Justus heran und sah sich kurz die Stelle an, auf die Peter eigentlich hatte zugehen wollen. „Beugst du dich bitte etwas runter?“ Justus kam ihrer Bitte nach und Riley entfernte kurz darauf das Tier aus seinem Haar.
„Wo wart ihr denn, dass du plötzlich Spinnen ein neues Zuhause bietest?“, fragte Bob nach, wobei der Erste recht beiläufig erklärte, dass er von Riley in eine Besenkammer gezogen worden war. Bobs Augen weiteten sich und auch wenn der erste Detektiv nicht gerade dafür bekannt war emotionale Zusammenhänge sofort zu erkennen, ahnte er, was gerade in Bobs Kopf vorging.
„Nicht so wie du denkst, Bob! Wir haben ein Streitgespräch von zwei Personen gehört und Riley wollte diese belauschen, darum waren wir in der Besenkammer. Da ich generell kein großer Befürworter enger Räume bin, hättest du dir eigentlich denken können, dass ich dort nicht freiwillig war. Mal ganz von der Tatsache abgesehen, dass ich nicht glaube, dass deine Schwester und ich in dieser Hinsicht kompatibel wären und wir uns auch zu wenig kennen.“
Bob hob die Brauen bei Justus Erklärung und zuckte nur mit den Schultern. „Für solche Dinge muss man nicht unbedingt jemanden näher kennen. Auch wenn ich sagen muss, dass mich deine Worte wirklich beruhigen, Erster.“
Justus atmete durch. Er wusste ja inzwischen, dass Bob nicht unbedingt dafür bekannt war, große emotionale Bindungen auf zu bauen, wobei Justus dahingehend auch eine starke Vermutung hatte, woran das eigentlich lag. Und die Lösung zu diesem Rätsel waren nicht die geschiedenen Eltern, sondern in seinen Augen die Tatsache, dass er – ohne es wirklich zu wissen – auf jemand anderen wartete. Aber damit würde er ihn jetzt wirklich nicht konfrontieren, ganz davon abgesehen, dass es auch gar nicht darum ging.
„Das mag auf dich zutreffen, Bob. Aber ich für meinen Teil benötige eine emotionale Bindung, um mich auf diese Weise auf jemanden einlassen zu können.“

Peter verfolgte zusammen mit Riley stumm die Konversation und mischte sich nicht weiter ein. Was sollte er auch dazu sagen? Dass für ihn, wenn man von seiner Ex-Freundin ausging, nicht mal eine emotionale Bindung reichte? Damit wollte er sich jetzt wirklich nicht befassen und so versuchte er sich anderweitig ab zu lenken und blickte zur Blondine, die sich inzwischen neben ihn gestellt hatte. „Geht es nur mir so, oder scheint Bob mal wieder von sich auf Andere zu schließen?“, fragte er nach, wobei er seine Stimme etwas senkte, da er den dritten Detektiv wirklich nicht verärgern wollte. „So wie es aussieht...“ Riley zuckte nur mit den Schultern und setzte sich dann auch schon in Bewegung. „Ich unterbreche euch bei dieser wichtigen Diskussion über Justus Demisexualität nur ungern, aber könnten wir vielleicht weiter machen? Wir haben noch immer ein Stockwerk vor uns.“
Peter runzelte nun seine Stirn. „Demi- was?“ wollte er wissen und diesmal war es Justus, der Riley zuvor kam. Diese hatte nämlich gerade den Mund geöffnet, als der erste Detektiv auch schon zu sprechen begann. „Demisexuell, Peter. Das ist eine sexuelle Orientierung, die dem asexuellem Spektrum angehört. Während eine asexuelle Person keine sexuelle Anziehung zu anderen Personen empfindet, sieht das bei Demisexuellen nicht ganz so aus. Diese brauchen erst eine starke emotionale Bindung, eine Vertrauensverhältnis zu jemand Anderem, bevor sie mit dieser Person intim werden möchten oder können.“ Peter nickte langsam und Bob schaute den ersten Detektiv einfach nur verwundert an. Da dieser nie groß über sein Sexleben – falls dieses vorhanden war – gesprochen hatte, hätte Bob nicht gerade erwartet, dass dieser sich mit der Thematik generell auseinander gesetzt hatte.
„Also, hat Riley damit Recht und du bist dieses Demisexuell?“, fragte Peter dann nach, wobei er es nicht mal böse meinte. Im Grunde wollte er es einfach nur verstehen, mal ganz von der Tatsache abgesehen, dass er gar nicht gewusst hatte, dass es so was gibt. Er wusste zwar, dass es verschiedene Orientierungen gab, aber bisher kannte er eigentlich nur Bi, Homo oder Hetero.
Justus zuckte unbekümmert mit den Schultern bei dieser Frage. „Ich bin nicht gerade ein Fan davon mich in irgendeine Schublade zu stecken, aber wenn man es allein von der Definition her betrachtet, passt Demisexuell am Besten. Ich habe kein Interesse an One-Night-Stands oder so wie Bob eine Woche zu daten und dann jemandem so Nahe zu kommen, selbst wenn ich ein Mädchen hübsch und sympathisch finde. Aber gut, Kollegen. Riley hat Recht, wir haben noch etwas zu erledigen und sollten uns sputen.“ Damit lief Justus an Riley vorbei, um wieder die Führung zu übernehmen. Allerdings stellte Bob dann doch noch die Frage, die ihm während Justus Aufklärung die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte. Dennoch hielt er nicht extra hierfür an, sondern folgte dem ersten Detektiv ins Erdgeschoss.
„Sag mal, Erster, woher weißt du eigentlich das alles?“ Justus sah sich ein wenig um, beantwortete aber Bobs Frage. „Ich hatte eigentlich etwas Anderes recherchieren wollen und dabei bin ich eben auf die verschiedenen Sexualitäten gestoßen und fand diese Thematik dann doch sehr aufschlussreich und interessant, weswegen ich mich darüber belesen habe.“ Bob nickte und hätte dennoch nicht erwartet, dass gerade Justus sich damit groß auseinander setzen würde. Von Peter hatte er das schon eher erwartet, aber vielleicht war es auch nur Justus natürliche Neugierde an allen möglichen Dingen.

Nachdem sie auch die letzte Etage unter die Lupe genommen hatten, nachdem Riley noch eine Kellertreppe entdeckt hatte, machten sie sich schließlich auf den Weg in den Speisesaal. Dort hatten sie zuvor nur einen Blick hinein geworfen und kurz die Anwesenden begrüßt, welche sich dort aufgehalten hatten.
„Ah, verdammt, ich hab ganz vergessen, dass ich noch den Gehstock brauche.“, merkte Bob an und eilte dann auch schon los, wobei Peter ihm auch schon folgte. „Warte, ich komme mit, ich wollte sowieso noch auf die Toilette.“ Und damit waren die beiden Detektive verschwunden und Riley sah etwas verwundert zu Justus.
„Hat Peter die Angewohnheit, dass er nicht auf Toiletten gehen kann, die weit von seinem Schlafplatz entfernt liegen?“ Justus schüttelte etwas mit dem Kopf. „Nicht dass mir bekannt ist. Jedenfalls hatte er nie diese Angewohnheit gezeigt. Vielleicht hat er auch vergessen, dass wir auf dem Weg hierher ein Badezimmer gefunden haben. Bei den vielen Türen würde es mich jedenfalls nicht wundern.“

Es dauerte nicht sehr lang, dass Bob und Peter wieder zu ihnen stießen und sie letzten Endes zusammen den Speisesaal betraten. Peter staunte nicht schlecht, als er das Aufgebot des Tisches sah. „Wow, da hat sich aber jemand echt Mühe gegeben.“, merkte er an. Das Geschirr und Besteck, welches auf dem Tisch akkurat angerichtet worden war, sah wirklich nicht billig aus und man kam sich wirklich vor, als würde man bei einer gehobenen Person zu Abend essen. Mehrere Teller und Gläser für eine einzelne Person.
„Ich kann mich nicht entsinnen, dass Marcus Enkel hat.“, bemerkte eine Dame in einem grauen Kostüm und hochgesteckten Haaren, welches fast so grau war, wie die Kleidung sie sie trug. Auf der Spitze ihrer doch recht rundlichen Nase, saß eine Brille mit Halbmondgläsern, bei der man sich fragte, ob dies wirklich ihre eigene war, oder zu ihrer Rolle gehörte. „Oh, nein Madame. Genau genommen sind wir Bekannte von Mr. Burton und nicht mit ihm verwandt.“
Die Dame in Grau musterte die Vier und schließlich mischte sich ein Mann ein, dessen Stimme sowohl Justus, als auch Riley bereits bekannt war. „Magda, jetzt schau nicht so giftig drein. Er wird schon einen Grund haben die Vier ein zu laden. Wer weiß, vielleicht übernehmen die ja die Kinderrollen. Hallo, ich bin Harold, also mein richtiger Name, nicht die Rolle.“ Harold schien ungefähr Mitte Vierzig zu sein. Im Gegensatz zu den Anderen Verkleidungen schien seine Garderobe deutlich legerer zu wirken, zudem passte sie nicht ganz zu der Kleidung die man bei Männern in seinem Alter erwarten würde, so als befände er sich in einer Midlifecrisis.
„Sehr erfreut, ich bin Justus Jonas, das sind Peter Shaw, Bob Andrews und seine Schwester Riley Andrews.“ Peter, Bob und Riley nickten knapp, als ihre Namen genannt wurden und lächelten freundlich.
Riley warf einen Blick auf die Plätze und stellte auch schon fest, dass diese mit Kärtchen versehen waren, auf der die entsprechenden Rollen standen. Zusammen setzten sich die Vier an ihre Plätze und die Frau neben Harlod in einem schwarzen Cocktailkleid mit grauen Punkten stellte sich als Violette vor und erklärte, dass sie Harolds Frau und die Tochter des Gastgebers sei. Riley fiel zudem die Stimme auf, da sie diese bereits an diesem Tag gehört hatte und ihre Augen wanderten kurz zu Justus hinüber, der allerdings nicht wirklich darauf zu reagieren schien.
Ebenfalls am Tisch saß Charles Burton, der jüngste Sohn von Mr. Burton, welchen die drei Fragezeichen bei ihrem Fall flüchtig kennengelernt hatten. Charles schien Mitte dreißig zu sein und war ebenfalls recht jugendlich gekleidet, während seine dunklen Haare zu einem Scheitel gezogen und akkurat zurecht gelegt wurden, zudem war durch den Glanz zu erkennen, dass Gel verwendet wurde, um die Frisur zu halten. Justus lehnte sich zu Bob. „Ich denke, ich weiß wer deinen Sohn spielt.“, merkte er an und Bob blickte in die Richtung in die Justus zuvor gesehen hatte.
Wenn man allein von dem Äußeren ausgeht, konnte man wirklich davon ausgehen, dass Charles Bobs Sohn spielen würde, dazu brauchte man nicht viel Deduktionskunst, wie Bob befand und so nickte er schlicht und lehnte sich wieder zurück.
Neben Charles hatte ein deutlich älterer Herr Platz genommen, welcher sich als Max Burgley vorstellte und erklärte, dass er ein alter Geschäftspartner und Freund von Mr. Burton war.

„Ansonsten sind hier alle Anwesenden mit Mr. Burton verwandt?“, stellte Riley die Frage in den Raum, wobei Peter sie deutlich verwundert ansah. „Wie kommst du denn darauf?“
Statt Riley antwortete allerdings Justus auf seine Frage. „Nun, Magda hatte sich darüber gewundert und geäußert, dass sie nicht wusste, dass Mr. Burton so viele Enkelkinder habe. Dementsprechend ist Riley vermutlich davon ausgegangen, dass Mr. Burton hauptsächlich Familienmitglieder zu diesem Krimidinner eingeladen hat, was zudem auch meine Vermutung nach dieser Aussage war. Und verzeihen Sie, dass ich so unverblühmt ihren Vornamen verwende, allerdings kenne ich ihren Nachnamen nicht.“
Magda schenkte Justus ein entzücktes Lächeln. „Magda Hensen, ich bin ebenfalls eine gute Freundin von Marcus. Ganz schön aufgeweckt für so einen jungen Mann. Da bin ich wirklich gespannt, wer beim Krimidinner gewinnen wird.“ Justus schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Ich bin mir sicher, dass es auf jeden Fall eine interessante Erfahrung sein wird.“

Die Tür zum Speisesaal ging auf, doch statt des Gastgebers erschien eine weitere Frau, deren Kleidung allerdings nicht so wirkte, als würde sie gleich an einem Dinner teilnehmen. Zudem sah es eher nach alltäglicher Kleidung mit dem Pullover und der Jeans aus, als dass sie sich wirklich in einer Kostümierung befand. Aber vielleicht täuschte das auch, zumindest konnte sich Justus vorstellen, dass die Dame für ihre Rolle auch solche Kleidung benötigen könnte. Das alles würde sich allerdings erst aufklären, wenn das Dinner begann.
Riley bemerkte die genervten Blicke von Harold und Violette, als die Fremde den Raum betrat. Diese senkte nur den Kopf und setzte sich auf den Platz, welcher ihr zugewiesen. Auf Bobs Nachfrage, stellte sie sich als Anna Morgan vor und als Tochter von Mr. Burton. Von Violette kam daraufhin ein kurzes Schnauben, allerdings sagte sie nichts weiter dazu.
Jetzt mussten sie nur noch auf den Gastgeber selbst warten.

Chapter 8: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 8

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Es dauerte nicht all zu lange, bis der Gastgeber schließlich erschien und die Anwesenden grüßte. Bevor die Vorspeise hereingebracht wurde, erhielten die Anwesenden zunächst die Getränke, wobei die Älteren eher zu alkoholischen Getränken tendierten, während die drei Fragezeichen und Riley bei Wasser blieben.
„Nun gut, bevor die Vorspeise serviert wird, werde ich kurz die Spielregeln erklären und den Verlauf des Wochenendes vorstellen.“, erklärte Mr. Burton und räusperte sich ein wenig, bevor er dann weiter sprach.
„Für das Krimidinner, wobei ich es eher als Krimi-Wochenende bezeichnen würde, steht das ganze Haus, außer die persönlichen Räumlichkeiten der Gäste zur Verfügung. Ich habe mir erlaubt einige Hinweise hier zu verstecken, die einem die Lösung des Falles näher bringen sollen. Wie ich sehe, tragt ihr schon eure Kostüme, welche ich selbst ausgesucht habe. Ich dachte mir, dass es dem Ganzen ein wenig Charme verleiht. Ihr müsst zu den Mahlzeiten natürlich nicht zwingend die Kostüme tragen und auch nicht unbedingt die ganze Zeit in euren Rollen präsent sein, eine Ausnahme bildet der heutige Abend. Wenn ihnen die Kleidung gefällt, dürfen sie diese gerne auch nach dem Wochenende behalten. Handys sind strengstens verboten, ganz davon abgesehen, dass es hier ohnehin keinen Empfang und auch kein Internetzugang gibt. Aber am Ende des Flures im Erdgeschoss befindet sich ein Telefon. Wer ein privateres Gespräch führen will, kann hierzu mein Arbeitszimmer nutzen.“
Mr. Burton nahm einen Schluck Wasser zu sich, bevor er dann auch schon weiter sprach. „Am heutigen Abend geht es darum ihre Rollen gegenseitig vor zu stellen und ein Gespür für diese zu erhalten. Ich persönlich finde es interessanter so. Morgen nach dem Frühstück wird das eigentliche Spiel beginnen und die Leiche wird gefunden werden. Ich habe mir zudem erlaubt den Mörder oder die Mörderin noch nicht wissen zu lassen, dass er oder sie es war. Die Person, die es betrifft wird im Laufe des Rätsels eine entsprechende Information erhalten. Sollte keiner von euch weiter kommen, könnt ihr euch jederzeit an den Butler Mr. Mainsfield, oder meine Haushaltsangestellte Miss Lynch wenden. Diese werden je nach Frage entscheiden, ob ein Hinweis nötig ist, oder nicht. Allerdings bin ich sehr zuversichtlich, dass diese Hilfestellung nicht benötigt wird, immerhin haben wir hier einige kluge Köpfe unter uns.“ Er lächelte begeistert und warf den drei Fragezeichen einen kurzen Blick zu.

Nachdem offene Fragen zum Verlauf geklärt wurden, wurde auch schon die Vorspeise gebracht und Justus war wohl der Einzige, der nicht gerade begeister davon schien, da Salat nicht unbedingt sein Fall war. Während das Abendessen statt fand, erfuhren die drei Fragezeichen auch, wer welche Rolle innehaben würde.
Magda Hensen würde die Schwester des Opfers spielen, welche sehr schlecht sieht und auch nicht so gut zu Fuß unterwegs ist.
Harold Smith stellte sich als Schwiegersohn von Mr. Burton heraus, was sowohl auf seine Rolle, als auch auf sein reale Person zutraf. Seine Rolle John Witter war mit der mittleren Tochter des Herrn Harlan Thrombey verheiratet. Die Tochter ist vor zwei Jahren an einer Krebserkrankung verstorben und hinterließ ihrem Ehemann und ihrem Sohn George Witter ein gutes Erbe. Der Sohn wurde hierbei von Max Burgley übernommen.
Mr. Burtons Tochter, welche die Ehefrau von Harold war, übernahm die Rolle von Bobs Ehefrau und wie Justus schon vermutet hatte spielt Charles den Nazi-Sohn Jacob Thrombey.
Und Anna Maorgan, welcher man nicht unbedingt ansah, dass sie ein Kostüm trug, würde die Krankenschwester spielen, die Mr. Thrombey in seinem Hause behandelte und aus ärmlichen Verhältnissen mit Migrationshintergrund stammt.

Die ganze Vorstellung reichte, um sowohl Vorspeise, als auch Hauptgang nicht schweigend verbringen zu müssen und die drei Fragezeichen mussten zugeben, dass es wirklich dabei half ein wenig in die verschiedenen Rollen ein zu finden. Während Peter gerade mal zwei Löffel vom Nachtisch nahm, hatte Justus kein Problem auch diesen noch zu essen und sich anschließend Peters Schale mit Schokoladenpudding zu nehmen. Peter seufzte leicht. „Okay, Erster, damit steht es fest, morgen kommst du mit mir Joggen.“, stellte der Rotschopf klar, wobei Justus ihn deutlich eingeschnappt ansah. „Du tust fast so, als hätte ich heute nur Süßigkeiten gegessen, ich habe sogar den Salat über mich ergehen lassen.“ Peter schüttelte nur mit dem Kopf. „Keine Widerrede! Ich erinnere nur an den Cop mit Donuts.“ Justus seufzte schwer, aber erklärte sich dann doch bereit mit zu gehen und etwas Sport zu treiben.

„Ah, verdammt.“ Das war die Stimme von Charles, der sich soeben seinen Wein über die Kleidung gekippt hatte und dies nun versuchte mit einer Serviette etwas zu trocknen. „Geh doch nach oben dich umziehen.“, schlug seine ältere Schwester vor, wobei dieser nur mit dem Kopf schüttelte. „Das Abendessen ist noch nicht beendet, ich mach das später.“ Violette hob nur kurz die Augenbrauen, sagte aber nichts weiter dazu. Stattdessen meldete sich Mr. Burton zu Wort.
„Wenn dem so ist, ich denke, es sind alle Fragen geklärt und ich habe noch so einige Dinge für Morgen vor zu bereiten. Das Dinner ist beendet und wir sehen uns morgen um acht Uhr zu Frühstück. Seid so frei und sagt Miss Lynch wie ihr eure Eier essen wollt.“ Damit stand Mr. Burton auf und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. Auch sein Sohn erhob sich und seufzte leicht. „Ich werde dann auch mal, hoffentlich geht das wieder raus.“
Nach diesem ging auch Violette auf ihr Zimmer, mit der Aussage, dass sie Kopfschmerzen habe und sich hinlegen wolle. Miss Lynch eine Frau mittleren Alters in der Tracht eines Dienstmädchens geleitete die übrigen Gäste in ein anderes Zimmer, das wie es schien früher als Herrensalon diente, da es noch immer sehr unangenehm nach Zigarettenqualm roch.
Die drei Fragezeichen und Riley setzten sich vor den Kamin, während Miss Lynch fragte, ob sie noch etwas trinken wollten. Auch die ältere Mrs. Hensen gesellte sich zu den jungen Leuten und erklärte ihnen, dass sie schon immer ein großer Sherlock Holmes Fan war und sich über die Einladung gefreut hatte, obwohl sie und Mr. Burton schon eine ganze Weile keinen Kontakt mehr hatten. Seine Gesundheit hatte in der letzten Zeit nicht so richtig mitgespielt, weswegen dieser kaum das Haus verlassen hatte.
Harlod hatte sich unterdessen mit Mr. Max Burgley an einen Tisch gesetzt und unterhielt sich über Sport, was Peter dazu verleitete dann doch den Platz zu wechseln und sich dort weiter zu unterhalten.
Bob sah dabei zu, wie Anna alleine an einem Platz saß, allerdings auch ziemlich unsicher wirkte und dementsprechend setzte er sich ein wenig zu ihr.

„Also, ich bezweifel dass wir hier beißen.“, grinste er die junge Frau an, wobei diese sanft nickte und ein leichtes Lächeln auf den Lippen trug. „Es ist schon in Ordnung, ich bin hier ohnehin nicht willkommen.“ Bob runzelte etwas die Stirn und sah sie deutlich fragend an, während Anna Morgan an ihrem Oberteil knetete. „Violette und Charles sind nicht gerade begeistert von meiner Anwesenheit, da ich ebenfalls Mr. Burtons Tochter bin, aber...“
Anscheinend hatte Harold das Gespräch am Rande mitbekommen und lachte etwas auf. „Du und seine Tochter? Deine Mutter hat sich bei ihm eingeschlichen, nur um dann das Erbe irgendwann zu kassieren, indem sie vorgab, dass du sein Kind bist.“
Anna zuckte leicht zusammen, als Harold die Stimme erhob. „Das stimmt doch gar nicht. Wir bekommen nicht mal einen Cent vom Erbe.“, verteidigte sie sich, was Harold zufrieden schnauben ließ und er anschließend aufstand. „Ist auch besser so… Wer weiß, von wem du wirklich das Kind bist.“ Er schenkte Anna einen abschätzigen Blick und reckte dann das Kinn. „Ich werde schlafen gehen, diese Mitleidsnummer macht mich müde, gute Nacht.“
Anna senkte den Kopf, während Bob nur fassungslos daneben saß und wirklich nicht wusste, was er dazu sagen sollte. „Nimm dir das nicht so zu Herzen, Kindchen. Harold hat nur hier eingeheiratet, um an das Erbe zu kommen. Bei seinen Spielschulden kein Wunder. Marcus liebte deine Mutter, wollte sich sogar scheiden lassen.“ Es war Magda, die für Anna ein sanftes Lächeln übrig hatte, während Anna nur schwer seufzte. „Ich gehe auch ins Bett.“, merkte sie nur an und verabschiedete sich, bevor Bob sich dann wieder zu Riley, Justus und Mrs. Hensen setzte, welche soeben eine Diskussion darüber begonnen hatten, wer nun besser war Dupint oder Holmes. Etwas, wozu Bob gar nichts bei zu tragen hatte, weswegen er zu Peter hinüber sah, der allerdings tief in den Erzählungen über Basketball mit Mr. Burgley vertieft war.

Es war nicht mal eine ganze Stunde vergangen, da kam Miss Lynch an ihnen vorbei mit einem Tablett auf dem eine Kanne und eine Tasse drapiert waren. „Benötigen die Herrschaften noch etwas?“, erkundigte sie sich im Vorbeigehen, wobei keiner von Ihnen etwas wollte und sie damit ihren Weg fortsetzte.
Schließlich kam sie wieder, diesmal ohne Tablett und sammelte die leeren Gläser ein, die sie ihnen zu Beginn gebracht hatte, um damit in die Küche zu gehen.
Eine kurze Zeit später erschien auch Charles wieder, der umgezogen war und laut eigener Aussage nicht einschlafen könne und sich dementsprechend nochmals zu den Gästen setzen wolle.

Schließlich ging es auf elf Uhr zu und somit verabschiedeten sich auch alle Anderen voneinander, um zu Bett zu gehen.

Peter lag wach. Er hatte sich bestimmt schon mehrere Male herum gedreht, während Bob neben ihm friedlich schlief und dabei so aussah als könne er nicht mal einer Fliege etwas zur Leide tun. Was aber weit hergeholt war. Natürlich war Bob freundlich und höflich, aber wenn man den falschen Knopf drückte, konnte auch er anders.
Peter sog tief die Luft ein und drehte sich vom Rücken wieder auf die Seite, wo er allerdings diesmal genau vor Bobs Gesicht landete und seine Nasenspitze fast die des Anderen berührte. Peter spürte, wie sein Gesicht warm wurde und so schlug er die Decke zurück und erhob sich von dem Bett, um schließlich mit Kissen und Decke bewaffnet das Zimmer zu verlassen. Beim Nebenzimmer klopfte er an und einen Moment später hatte Riley die Tür geöffnet und sah doch um einiges überrascht aus. „Ich kann nicht schlafen...“, merkte er an und presste kurz die Lippen aufeinander. Er konnte jetzt schlecht sagen, dass es an Bob und dessen Nähe lag, die ihn so nervös machte. Wie hörte sich das bitte an? Aber er wusste, dass er eine Erklärung brauchte, warum er hier im Zimmer schlafen wollte und sogar gewillt war den Fußboden in Kauf zu nehmen, nur um nicht nach nebenan zu müssen. „Justus schnarcht so laut und das stört.“, brachte er dann hervor und Riley ließ ihn rein.
Etwas unschlüssig blieb Peter im Raum stehen und sah sich etwas um, um eine geeignete Stelle für sein Bettzeug zu finden, bevor Riley auch schon auf die eine Hälfte ihres Bettes deutete und meinte, dass es ohnehin groß genug war. Peter legte seine Sachen drauf und setzte sich zunächst, wobei Riley sich auf die andere Hälfte niederließ und ihn kurz betrachtete.
„Justus schnarcht also?“, fragte sie nach, wobei Peter leicht nickte und versuchte alles daran zu setzen so glaubwürdig wie möglich aus zu sehen. „Und er lag genau neben dir und hat dir ins Ohr geschnarcht?“ Peter presste kurz die Lippen aufeinander. „Nein, er hat ein Klappbett, das im Zimmer aufgestellt wurde. Bob und ich haben das große Bett.“, wenigstens etwa, wo er bei der Wahrheit bleiben konnte und nicht gleich noch eine Lüge erzählte. Wenn es nämlich um solche Dinge ging, war Peter gar nicht mal so gut im Lügen. Es war eine vollkommene andere Situation wenn sein Leben davon abhing, aber das tat es in diesem Moment nicht und er wusste auch nicht genau, worauf Riley mit ihren Fragen hinaus wollte.
„Peter, das ist nicht die erste Reise, die ihr unternehmt und auch nicht das erste Mal, dass ihr in einem Raum schlaft und Bob hat mir noch nie davon erzählt, dass du je das Zimmer verlassen hast und es gab durchaus Orte, wo ihr die Möglichkeit gehabt hättet. Dass Justus von einem Tag auf den Anderen zum Schnarcher geworden ist, ohne dass da eine Erkältung hinter steckt, bezweifel ich doch stark. Also, müsstest du eigentlich wissen dass Justus schnarchte, wenn er es denn tut, und hättest entsprechend mit Ohrstöpseln vorsorgen können. Und selbst wenn du diese vergessen hast, hätte es noch die Möglichkeit gegeben, Justus kurz zu wecken, sodass er aufhört zu schnarchen. Stattdessen siehst du als einzige Lösung bei mir zu übernachten. Für mich selbst ist das ja kein Problem, allerdings hast du mitbekommen, wie Bob reagiert hat, als er dachte, dass Justus und ich für ein kleines Stelldichein in einer Besenkammer waren. Bob ist dein bester Freund und du würdest hier nicht herkommen, wenn es noch andere Lösungen gibt für dein akutes Schlafproblem. Also, was ist der wahre Grund, aus dem du hier bist?“

Erwischt. Natürlich hätte Peter jetzt weiterhin an seiner Geschichte festhalten können, doch allein dass Riley dahingehend so misstrauisch war, brachte ihn davon ab und so betrachtete er lieber den weißen Bezug seiner Decke, so als würde das seine nächsten Worte weniger merkwürdig erscheinen lassen. „Es lag an Bob.“, brachte er sehr knapp hervor und konnte förmlich spüren, wie die Blonde neben ihm die Stirn runzelte. „Ich weiß auch nicht. Früher war es kein Problem für mich mit ihm in einem Bett zu schlafen. Es ist immerhin nicht so, als würde Bob komisch riechen oder sich viel zu breit machen. Aber irgendwie macht es mich plötzlich nervös und zwar so sehr, dass ich nicht schlafen kann, obwohl ich es versucht habe.“
Peter blickte auf und sah Riley direkt ins Gesicht, die ihn eingehend betrachtete, dann allerdings leicht lächelte. „Und ist das schon lange, dass du bei so viel Nähe von Bob nervös wirst?“ Peter verstand nicht ganz, worauf die Blonde mit der Frage hinaus wollte, allerdings sah er nun auch keinen Grund mehr sie dahingehend zu belügen. Außerdem, wohin sollte das Gespräch schon führen, dass sie ihm sagte, dass es vollkommen normal sei, dass sich Freundschaften veränderten und er deswegen kein schlechtes Gewissen haben brauchte?
„Keine Ahnung, wie lang, aber schon eine Weile. Na ja, es ist ja auch nicht so schlimm, immerhin ändern sich Freundschaften manchmal, da ist ja jede Freundschaft anders.“ Riley nickte, so als wolle sie ihm zustimmen, aber an ihren Augen, erkannte Peter, dass sie doch noch etwas dazu zu sagen hatte. Den gleichen Ausdruck hatte ihr Bruder auch immer und dementsprechend wusste Peter, dass er wohl nicht ganz die Antwort erhalten würde, die er sich erhoffte.
„Ja, Freundschaften ändern sich, aber in deinem Fall glaube ich eher weniger, dass es sich nur um eine Freundschaft handelt. Ich glaube vielmehr, dass du in Bob verliebt bist.“
Peters Herz fing an wie wild zu rasen, so als hätte er soeben den höchsten Punkt einer Achterbahn erreicht und er wusste ganz genau, dass es nun in einem hohen Tempo nach unten gehen würde. Doch trotzt des wilden Schlagens, war er nicht bereit diese Aussage hin zu nehmen und für sich einfach so zu akzeptieren.
„Das ist Unsinn, Riley. Ich meine, ich in Bob? Denk doch mal nach, das geht doch gar nicht, immerhin hatte ich eine Freundin und das sehr lange. Das heißt, dass ich nicht schwul bin und Bob ist immer noch männlich. Also geht das gar nicht.“
Eine Rechtfertigung seinerseits, die Riley allerdings nicht so durchgehen lassen wollte. „Du weißt schon, dass man auf mehr, als nur ein Geschlecht stehen kann. Es ist ein Regenbogen, kein schwarz-weiß-Konzept. Nur weil du bisher eine Freundin hattest, heißt es nicht, dass du dich nicht auch in Bob verliebt haben kannst.“
Peter runzelte die Stirn und stand auf. Er begann etwas nervös im Zimmer umher zu laufen, wie ein nervöses Tier in seinem Käfig. Bereit zur Flucht, nur nicht wissend, wohin es gehen konnte. Er warf einen Blick aus dem Fenster, durch das Licht im Raum selbst konnte er nichts von der Dunkelheit draußen erkennen, allerdings hörte er über deutlich, wie Regen an die Scheibe schlug.

„Woher willst du eigentlich wissen, dass ich mich verliebt habe? Ich meine, das ist doch alles sehr weit hergeholt, wenn man bedenkt, dass ich nur nicht mit ihm in einem Bett schlafen kann.“ Er klang deutlich scharfzüngiger, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Er wusste ja selbst nicht, warum er deswegen so auf Gegenwehr war, immerhin gab es nichts Schlimmes daran. Außer der Tatsache, dass Bob eine Freundin hatte und eigentlich immer wieder eine neue mit nach Hause nahm. Dann, dass sie einfach viel zu lange befreundet waren und er sich nicht sicher war, wie sich das auf ihre Freundschaft auswirken könnte, wenn es denn stimmen würde.
Riley erhob sich ebenfalls vom Bett und atmete kurz durch, bevor sie auf den Rothaarigen zutrat und ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte, damit dieser endlich stehen blieb und zudem in gewisser Weise gezwungen war sie an zu sehen.

„Um ehrlich zu sein, ist es nicht nur das, was mich stutzig gemacht hat. Du wirst es kaum glauben, aber Bob redet mehr über dich, als über die Fälle, seine Freundinnen oder die drei Fragezeichen im Allgemeinen. Und schon da hatte ich mich hier und da gewundert, aber jetzt wo ich euch mal wiedergesehen habe...“ Sie zuckte mit den Schultern, wobei Peter noch stutziger wurde und man es ihm wohl ansehen musste, da Riley auch schon weiter sprach.
„Im Grunde kam ich auf den Gedanken schon etwas früher, sogar als du noch mit Kelly zusammen warst. So wie Bob es häufig geschildert hatte, wolltest du nie Zeit mit ihr verbringen, egal ob es hierbei um einen neuen Fall ging, oder du einfach nur so Zeit mit Bob und Justus verbringen wolltest. Erinnerst du dich an den großen Streit, den du und Kelly hattet, jedenfalls hat mir Bob von einem erzählt, da dachte er wirklich, dass ihr beide euch endgültig trennen würdet. Kelly merkte an, dass Bob der Schlimmste sei, was deine Freunde betrifft. Du musstest immer wissen, wo er hingeht, wie lange er bei Sax Sandlers ist, oder auch einfach nur gucken, ob es ihm gut geht. Bob hatte sich tierisch über diese Unterstellung von Kelly aufgeregt, nachdem du ihm das erzählt hattest.“
Peter zuckte leicht mit den Schultern. „Na ja, Bob ist eben mein bester Freund und es wäre nicht das erste Mal, dass ihm etwas passiert. Natürlich will ich da den Kontakt halten und auch außerhalb der drei Fragezeichen mit ihm Zeit verbringen. Ist doch nicht verboten.“ Peters Stimme wurde etwas kleinlaut. Auch er erinnerte sich an den Streit. Es war der Streit, der dazu geführt hatte, dass er sich ein halbes Jahr später tatsächlich von Kelly getrennt hatte und das endgültig.
„Und soweit ich es mitbekommen habe, hat sie sich darüber beklagt gehabt, dass wenn es dir schlecht ging oder du ein Problem hattest, du immer zuerst zu Bob gegangen bist und nicht zu ihr. Was Bob übrigens auch mit dem Argument, dass ihr beste Freunde seid begründet hat. Allerdings gehst du nur selten zu Justus, obwohl ihr alle der Meinung seid, dass er ein Genie ist.“ Peter schwieg und versuchte die Worte für sich zu sortieren.
„Und neben all diesen Dingen, stehst du jetzt hier in meinem Zimmer, einem Mädchen, dass du kaum kennst. Bei dem du weißt, dass Bob es bestimmt zunächst in den falschen Hals bekommt, wenn du die Nacht bei ihr verbringst. Um genau vor diesem zu flüchten, weil du nervös wirst, wenn er neben dir liegt, aber bei Justus, der ebenfalls dein bester Freund ist, es überhaupt keine Umstände machen würde… Und immer dann wenn Bobs Name fällt, du mit ihm Zeit verbringst, du ihn erwähnst, oder er von etwas spricht, was ihn begeistert… beginnen deine Augen einfach nur zu strahlen.“

Peter ließ die Worte weiter sacken und versuchte das zu unterdrücken, was schon längst an der Oberfläche seines Bewusstseins kratzte. Während sein Verstand noch versuchte eine andere mögliche Erklärung zu suchen und ihn davon zu überzeugen, dass Riley keine Ahnung hatte, weil sie ihn immerhin kaum kannte, flüsterte sein Herz bereits ergeben, dass sie Recht hatte.
„Ich… bin in Bob verliebt...“, brachte er dann doch atemlos hervor und schüttelte nur den Kopf darüber. Er wollte es nicht, wollte diese Gefühle wirklich nicht haben, aber sie waren unumstößlich, Jetzt wo man es ihm ein Mal klar und deutlich gesagt hatte, fielen ihm sogar noch mehr Dinge ein, die eindeutig dafür sprachen und genau da lag das Problem. Wenn Riley es schon nach so kurzer Zeit gemerkt hatte, wer wusste noch davon?

Chapter 9: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 9

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Es war noch eine wirklich lange Nacht gewesen und auch wenn Riley und Peter schließlich das Thema gewechselt hatten, war die Erkenntnis noch immer nicht ganz verdaut. Es war nicht mal so, dass Peter glaubte, dass irgendwer seiner Freunde etwas dagegen haben würde, dass er sich anscheinend auch für das gleiche Geschlecht interessierte, jedoch fürchtete er sich davor, was passieren würde, wenn er offenbarte, dass ausgerechnet Bob derjenige war, in den er sich verliebt hatte.
Allerdings wollte er diese Dinge lieber erst Mal mit sich selbst aus machen, vielleicht war es auch einfach nur eine kleine Schwärmerei, die wieder weg gehen würde, jetzt da ihm klar war, warum er sich bei Bob so nervös, aber auch zeitgleich so wohl fühlte.

Der regen hämmerte noch immer gegen das Glas der Fensterscheibe und Peter drehte sich nochmals auf die andere Seite, bevor er jedoch von einem lauten Schrei geweckt wurde. Ihm war nicht genau klar, warum eine Person hier um diese Uhrzeit schreien sollte, aber es klang nicht gerade nach Freude oder Erstaunen. Mehr hörte es sich erschrocken und ängstlich an. Ein Schrei, der einem gleich sagte, dass irgendetwas passiert sein musste. Vielleicht der Geist?
Peter hatte gerade die Decke zurück geworfen und versuchte seine Sinne zu sortieren, als Riley auch schon aus dem Bett aufgesprungen und Richtung Tür lief. Und da sagte man noch, dass nur Justus ein Talent hatte, kopfüber ins nächste Abenteuer zu springen. Somit machte sich auch Peter auf die Beine und rannte Riley hinterher. Genau in diesem Moment ging auch die Tür von Bob und Justus auf, die sich etwas unschlüssig auf dem Flur umsahen.

„Peter? Was machst du hier? Wo warst du?“ Es war Bob, der ihn deutlich verwundert musterte, wobei Justus sich an ihnen vorbei quetschte und den Flur entlang ging. „Das können wir auch später klären, Kollegen. Weiß jemand, woher der Schrie kam?“
Die Antwort lieferte eine offene Tür am Ende des Flures aus der zitternd und weinend Miss Lynch hervor trat und dabei vom Butler Mr. Mainsfield im Arm gehalten wurde. Justus rannte zum entsprechenden Zimmer, während ihm Bob und Peter folgten. „Geht da besser nicht rein...“, versuchte der Butler sie noch auf zu halten, da hatten sich die drei Detektive schon in das Zimmer geschoben. „Riley? Bist du hier?“ Es war Bob, der nach seiner Schwester suchte, welche einen Moment später aus dem Badezimmer trat und tatsächlich so aussah, als hätte sie gerade einen Geist gesehen.
„Bob, du weißt genau wo das Telefon ist. Ruf die Polizei, Mr. Burton ist tot.“

Dieser eine Satz versetzte Peter für einen Moment in Schockstarre, während Justus die Augen weit aufriss und Bob noch ein „Na, los!“ von seiner Schwester braucht, um sich in Bewegung zu setzen. „Das… Das kann nicht sein.“, merkte Peter an und schüttelte mit dem Kopf. „Bei den drei Fragezeichen stirbt nie jemand. Sicher, dass es nicht nur einfach… das Dinner… Vielleicht tut er nur so.“
Peter klang verzweifelt und auch Justus brauchte einen Moment, um die Worte richtig zu begreifen. „Das bezweifel ich ganz stark, Peter.“ In Rileys Stimme erkannte er so etwas wie Mitleid und noch immer wollte er sich nicht bewegen. Justus biss sich auf die Unterlippe und atmete tief durch, bevor er schließlich an Riley vorbei ins Badezimmer ging.
Der Boden war nass, die Wanne komplett überfüllt und als Justus in das Wasser sah, erkannte er Mr. Burton, welcher am Grund der Wanne lag, die Beine hingen am Fußende über den Wannenrand und es sah beinahe so aus, als würde er unter dem glitzernden Wasser nur einen Moment die Augen schließen, um Entspannung zu suchen. Jetzt war Justus auch klar, warum sich Riley so sicher bei dem Tod war, immerhin hätte niemand so lange die Luft anhalten können, wenn derjenige nicht gerade trainiert dahingehend war. Justus bezweifelte stark, dass das bei Mr. Burton der Fall war.
Riley trat neben ihn und legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung?“, fragte sie nach und der erste Detektiv rang nach Atem. „Ja… ich denke schon. Was ist mit den Angehörigen? Miss Lynch hat wirklich laut geschrien und...“
„Ich habe Mr. Mainsfield gebeten die Angehörigen nicht rein zu lassen, bis die Polizei auftaucht, zwecks Spurensicherung und so was...“
Justus hob kurz die Augenbrauen und sah sich dann nochmals im Raum um, bevor er dann doch wieder schnell das Bad verließ und Riley ihm folgte. „Und was ist jetzt mit unseren Spuren?“, fragte er nach und könnte sich Ohrfeigen, dass er selbst nicht daran gedacht hatte.
„Die Polizei wird uns genau nach dem Fund der Leiche befragen und wer danach alles den Raum betreten hat. Dementsprechend können wir ja sagen, was vorgefallen ist und dass wir im Badezimmer waren, aber nichts angefasst haben.“
Peter sah Riley wirklich nicht gerade erfreut an und hoffte nur, dass Bob bald zurückkehren würde und ihnen sagen konnte, wann die Polizei hier auftauchen würde. „Wenn die Polizei nachfragt, warum können die Anderen nicht einfach ebenfalls rein?“, wollte Peter schließlich wissen, wagte sich allerdings noch immer nicht das Badezimmer zu betreten. „Damit der Täter keine Chance hat eventuelle Spuren zu verwischen, falls er bisher keine Gelegenheit gehabt hatte.“, merkte Justus an und sah zu Riley. „Ich schätze, dass du ebenfalls von einem Mord ausgehst?“ Die Blonde nickte und in dem Moment kam auch schon Bob wieder ins Zimmer und man hörte von Außen Mrs. Smith Beschwerde darüber, dass sie nicht ins Zimmer dürfe und was denn passiert sei.
„Die Polizei kann nicht kommen. Durch den Starkregen ist die Fahrbahn hierhin nicht sicher und der Sturm hat wohl einen Baum umstürzen lassen. Sie müssen erst die Fahrbahn räumen, versuchen aber ihr Bestes.“, merkte Bob an und Riley schloss für einen Moment die Augen.
„Na toll und jetzt? Wir sitzen hier fest mit einer Leiche und einem Mörder, wenn es nicht sogar der Geist gewesen war, weil Mr. Burton ja offensichtlich eine Affäre hatte.“
Justus stöhnte genervt auf. „Peter, jetzt beruhige dich. Es gibt keine Geister und dementsprechend wird der Mörder auch einer der Anwesenden vom Krimidinner sein. Die Frage ist nur, wer es gewesen ist und warum?“
Schweigen trat ein und Peter schien noch immer nicht überzeugt von der ganzen Sache zu sein, immerhin war das hier in seinen Augen kein Fall für die drei Fragezeichen, sondern für die Kriminalpolizei. Allerdings sah auch er ein, dass die Polizei jetzt nicht anwesend sein konnte und es somit keine Möglichkeit gab die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen.
„Und was nun?“, fragte Bob, sah aber schon beim Anblick des ersten Detektivs, dass es eine überflüssige Frage war. „Nun sind wir eben die Polizei. Ich bezweifle, dass die Polizei es schafft in den nächsten Stunden hierher zu kommen und den Fall auf zu klären.“
Peter schüttelte nur den Kopf. „Just, das ist eine Nummer zu groß für uns, das musst selbst du einsehen. Ich meine, verschwundene Papageien, geklaute Gemälde, merkwürdige Grotten, alles in einem Rahmen, der zwar an meine Grenzen geht, aber den ich noch tolerieren kann. Aber hier reden wir von einem Mord. Wir sind die drei Fragezeichen und nicht Sherlock Holmes und Watson und Watson und… Miss Marple.“ Peter fuchtelte dabei mit seiner Hand in Richtung Riley, welche nur kurz die Lippen schürzte und mit den Schultern zuckte. „Also, ich bevorzuge zwar Jessica Fletcher, aber nun gut.“ Peter runzelte die Stirn. „Jessica wer?“
Doch bevor er eine Antwort auf seine Frage erhalten konnte, brachte Justus ihn zum Schweigen. „Auf unserer Karte steht, dass wir jeden Fall übernehmen, Zweiter. Und früher oder später wäre es bestimmt zu so einem Fall gekommen. Wir haben schon so manche Rätsel gelöst, da wird dieses hier keine Ausnahme bilden. Also, Kollegen, beginnen wir mit den Untersuchungen. Peter, Bob ihr geht schon mal mit den Gästen in den Speisesaal, schickt mir bitte Mr. Mainsfield rein, der arme Mr. Burton kann schlecht so in der Wanne liegen bleiben, ich werde mich noch einen Moment umsehen und dann zu euch stoßen.“
Damit wandte sich Justus auch schon wieder zur Badezimmertür, wurde jedoch von einem kurzen Räuspern unterbrochen. „Ich nehme mir dann die Freiheit heraus, dich zu begleiten, Justus. Vier Augen sehen immerhin mehr als zwei und mein erster Mordfall ist das ganz bestimmt nicht.“ Justus runzelte etwas die Stirn, während Bob aufstöhnte. „Moms Bilder von Tatorten kannst du wohl kaum damit vergleichen.“
Als Bob diesen Einwand brachte, fiel auch Justus wieder ein, dass Bobs Mutter in New York als Detective tätig war und so wie er es vermutete, brachte sie wohl gelegentlich die Arbeit mit nach Hause. Allerdings würde er da in Rileys Fall nicht so weit gehen zu behaupten, dass dies nicht der erste Mordfall war. Doch eben jene Äußerung klärte Riley dann auch schon wieder auf. „Ich war schon an zwei Tatorten gewesen. Nicht, dass Mom mich groß in die Nähe einer Leiche gelassen hätte – jedenfalls nicht freiwillig. Aber davon mal abgesehen, habe ich auch schon bei zwei Mordfällen zur Lösung beigetragen.“ Justus hörte deutlich, wie Stolz sie auf diese Tatsache war, sagte aber nichts weiter dazu.
Auch wenn ihm die Aussicht nicht behagte Riley bei sich zu haben, willigte er dennoch ein. Und wieder überkam ihm dieses Gefühl unbedingt schneller und besser als sie sein zu wollen. Er wollte immerhin selbst später solche Mordfälle aufklären, wollte zur Polizei und dort seine Arbeit leisten. Aber wie konnte er sich sicher in seinem Beruf sein, wenn ihm jemand wie Riley zuvor kam? Natürlich war sie pfiffig, das konnte selbst jemand wie Justus Jonas einsehen. Aber deswegen würde er sich noch lange nicht die Show stehlen lassen. Wie würde er damit vor seinen Kollegen stehen? Geschlagen von Bobs Schwester.
„Also gut, Riley, wir gehen nochmal ins Badezimmer zurück und ihr beiden sorgt dafür, dass sich die Gäste unten versammeln. Vielleicht versucht ihr schon mal heraus zu finden, wer Mr. Burton zuletzt lebend gesehen hat. Vermutlich können wir dann so auf einen möglichen Tatzeitraum schließen.“
Peter runzelte etwas die Stirn, als Justus anhand dieser Informationen eine Tatzeit festlegen wollte, immerhin hatte er es in manchen Serien und Filmen anders gesehen und so wie er Justus kannte, würde das auch nicht schwer für ihn sein eine andere Methode zu finden, weswegen er nochmals den Mund öffnete.
„Kann man den Todeszeitpunkt nicht anhand von Leichenstarre und Flecken ausmachen?“, fragte er nach, wobei Riley nur kurz mit den Kopf schüttelte. „In dem Fall nicht, Peter. Es stimmt zwar, dass dies generell einen gewissen Rahmen vorgeben kann, aber da Mr. Burton im Wasser gefunden wurde und wir nicht wissen, ob er da vor oder nach dem Mord platziert wurde und das Wasser die Haut des Opfers verändert, ebenso wie die Wassertemperatur sich auf die Starre und den Zeitraum der Leichstarre auswirken kann, haben wir hierbei keinen einzigen Anhaltspunkt. Jedenfalls keinen sicheren. Da ist es doch besser, wenn wir versuchen den Zeitraum des Mordes damit ein zu grenzen, indem wir Alibis erfragen und wer Mr. Burton wann zuletzt gesehen hat. Fangt vielleicht mit Miss Lynch an, bei ihr wissen wir, dass sie Mr Burton nochmals am Abend aufgesucht hatte.“

Peter und Bob machten sich schließlich auf den Weg und Riley wandte sich wieder an den ersten Detektiv, der sich inzwischen wohl gefangen hatte. Es war immerhin kein schöner Anblick gewesen und sie rechnete seine erste Reaktion ihm auch nicht als Schwäche an, immerhin sah man nicht jeden Tag eine Leiche. Und schon gar nicht eine echte bei einem vermeidlich harmlosen Krimidinner.

Chapter 10: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 10

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Nachdem Peter und Bob den Raum verlassen hatten, machten sich Riley und Justus an die Arbeit. Justus sah erneut ein wenig blass um die Nase aus, als er den Raum betrat und Mr. Burton in dem Wasser der Wanne liegen sah. Auch wenn Justus zuvor noch so gewirkt hatte, als könne er nun endlich mit diesem Umstand umgehen, war es dennoch schwer zu begreifen. Peter hatte Recht, es war noch nie vorgekommen, dass jemand bei den drei Fragezeichen stirbt und das obwohl sie sich schon sehr häufig in stark lebensbedrohlichen Situationen befunden hatten.
„Als ich das erste Mal eine Leiche gesehen habe, musst ich mich glatt übergeben, dabei hatte es noch nicht mal wirklich schlimm gestunken. Ich hatte für einen Moment wirklich daran gezweifelt, ob ich irgendwann in eine ähnliche Richtung wie meine Mom gehen will.“ Es schwang ein leichtes Lachen mit in Rileys Stimme und Justus schien es irgendwie ein Stein vom Herzen zu nehmen. Seit dem gestrigen Tag hatte er Riley innerlich verflucht, sich geärgert, dass er nicht schneller war und dass sie beim Kombinieren die Nase vorn zu haben schien. Aber jetzt, da sie erklärte, wie es ihr bei ihrer ersten Leiche ging, verspürte Justus eine Art Erleichterung. Er hatte sich nicht übergeben, auch wenn ihm der Anblick von Mr. Burton wirklich nicht zusagte. Auch war er nicht in Ohnmacht gefallen, oder stürzte in eine Art Verzweiflung. „Es ist okay, wenn dir das hier nicht behagt, ich kann auch alleine suchen.“, merkte die Blonde schließlich noch an, was der Moment war, in dem Justus die Schultern straffte und nur leicht mit dem Kopf schüttelte. „Es geht schon.“
Den Teufel würde er tun und Riley einfach das Feld überlassen. Er wollte diesen Fall lösen, er musste einfach auf die Lösung kommen und sich unter Beweis stellen. Jedenfalls hatte er es sich fest vorgenommen. Natürlich versuchte er nicht an diesem jugendlichen Ehrgeiz fest zu halten, da er im Grunde wusste, dass es nicht schlimm war eben nicht die intelligenteste Person im Raum zu sein. Es würde immer jemanden geben, der etwas besser konnte. Aber Riley hatte es irgendwie geschafft ihn bei seinem alten Stolz zu packen und diesen wieder zum Kampf in den Ring zu schicken. Es mochte lächerlich sein, aber er wollte gegen Bobs Schwester einfach nicht verlieren.

Einen Moment später kam auch schon der Butler rein und hob zusammen mit Justus die Leiche aus dem Wasser, um diese anschließend auf den Boden zu legen. Das Bad war zum Glück groß genug, sodass man nicht zwingend auf Mr. Burton trat, sobald man sich ein wenig im Raum bewegte. Allerdings merkte selbst Mr. Mainsfield, dass es mit drei Personen etwas eng wurde. Er verließ einen Moment das Badezimmer, kam anschließend mit einer Box Haushaltshandschuhen wieder. „Die tragen Ermittler doch immer, oder?“, fragte er nach und Riley schmunzelte etwas. „Schaden kann es auf jeden Fall nicht.“ Damit zog sie zwei paar Handschuhe aus dem Karton und zog diese über. Justus tat es ihr gleich und damit verließ der Butler auch schon den Raum, um wieder hinunter zu den Anderen zu gehen.

Nun wandten sich Riley und Justus ganz der Spurensuche zu, wobei Riley Mr. Burton etwas genauer unter die Lupe nahm und Justus die Badewanne. „Also, einen Kampf scheint es nicht gegeben zu haben. Mr. Burton hat keine Verletzungen und Blutspuren unter den Fingernägeln sind auch nicht zu finden.“, erklärte die Blonde laut, bevor Justus ins Wasser der Wanne griff und dort etwas hervor holte. „Eine Kette.“, stellte er fest und hob diese etwas in die Höhe. „Scheint so, als hätten wir unseren Täter schon gefunden.“, merkte er an, wobei Riley mit dem Kopf schüttelte. „Meinst du, es ist wirklich so einfach?“, fragte sie skeptisch nach und nahm Justus die Kette ab. „Überleg‘ doch mal, der Täter hatte im Grunde die ganze Nacht Zeit Mr. Burton um zu bringen, wenn wir von dem Zeitpunkt ausgehen, an dem wir alle ins Bett gegangen sind. Und dem Täter, der offenbar eine Kette getragen haben soll, fällt es bis jetzt nicht auf, dass diese Kette fehlt, oder hat bisher nicht versucht diese verschwinden zu lassen? Ist doch komisch. Wenn ich jemanden umbringen würde und vor Allem, wenn ich jemanden ertränke, würde ich doch meinen Schmuck ablegen. Außerdem, wie soll der Täter die Kette verloren haben? Es gab keine Anzeichen für einen Kampf, bei dem das hätte passieren können.“ Justus presste seine Lippen aufeinander, während er nicht laut äußerte, dass Riley Recht mit ihrer Vermutung haben könnte. Es war tatsächlich zu einfach. Andererseits war es auch gut möglich, dass es einfach war. Niemand behauptete, dass ein Mörder schlau vorging. Wie sonst sollte man jemanden überführen, wenn nicht Beweise am Tatort zurück gelassen wurden. Aber laut äußerte er dies nun nicht. „Vielleicht ist es der Person nur nicht aufgefallen, weil sie generell niemand ist, der häufig Schmuck trägt, das wäre auch eine Möglichkeit. Auf jeden Fall ist es ein Beweisstück.“, entschied Justus und sah sich ein wenig in dem Badezimmer um, da er offenbar nicht wusste, wohin er mit der Kette sollte. Riley ging aus dem Raum und kam mit einigen kleinen Plastiktüten wieder. „Anscheinend hat Mr. Mainsfield wirklich einige Kriminalserien geguckt.“, merkte sie an, während Justus die Kette in eine der Tüten legte und diese über einen Zipper verschloss.

Nachdem sie beide der Meinung waren, dass sie sich genug im Bad umgesehen hatten, gingen sie zusammen in das Schlafzimmer, um sich dort noch ein wenig um zu sehen. Aber alles sah nicht besonders auffällig aus. Der Morgenmantel, welcher auf dem Bett lag, der Tee, den Miss Lynch noch am Abend zuvor nach oben gebracht hatte. Es wirkte fast so, als hätte Mr. Burton, nach dem Schlafengehen, lediglich ein Bad nehmen wollen und wäre dabei ertrunken. Nur, dass dieser noch immer seine Kleidung vom Vorabend getragen hatte und davon lediglich seine Krawatte gelöst hatte.
„Also, ich glaube, ich habe genug gesehen.“, erklärte Riley, während Justus sich trotzdem nochmals ein wenig intensiver im Zimmer umsah. Er wollte einfach nichts übersehen und hierbei wirklich gründlich vorgehen. Gerade war er näher an das Bücherregal getreten, da kam auch schon Mr. Mainsfield wieder und hielt ein weißes Laken in der Hand. „Für Mr. Burton.“, erklärte er nur und ging schließlich ins Badezimmer, um den Leichnam des Gastgebers ab zu decken.

Zusammen gingen Justus und Riley hinunter in den Speisesaal, wo sie auf Peter und Bob stießen, die alle Hände voll zu tun hatten. Mrs. Smith, die Tochter des Verstorbenen, wetterte lautstark, was sich die beiden herausnehmen würden, sie einfach nicht nach oben zu lassen. Ihr Ehemann versuchte sie unterdessen zu beruhigen. Die beiden Freunde des Verstorbenen wirkten gleichermaßen erschüttert und konnten es nicht wirklich fassen. Die uneheliche Tochter Anna Morgan, saß stumm auf ihrem Stuhl und beobachtete das Geschehen, während der Sohn bitterlich weinte.
„Jetzt beruhig dich doch Violette, die Jungs können auch nichts dafür, dass die Polizei gerade nicht herkommen kann. Bis dahin müssen wir eben abwarten.“, merkte Harold gegenüber seiner Frau an, die sich nur widerwillig auf einen Stuhl nieder ließ.
„Das mag sein, aber warum sollen wir uns ausgerechnet von solchen jungen Hüpfern Vorschriften machen lassen, ich will selbst sehen, ob mein Vater wirklich tot ist und eine Ermordung, solch eine Unterstellung...“
Riley seufzte, während Justus schließlich seine Stimme erhob. „Bisher wurde hier niemandem etwas Konkretes unterstellt, dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Mr. Burton ermordet wurde. Bis die Polizei eintrifft, übernehmen wir solang die Ermittlungen in diesem Fall. Da wir Mr. Burton in der Vergangenheit geholfen haben, denke ich, dass es in seinem Sinne wäre, wenn wir diesen Fall vorerst übernehmen.“
Die Tochter schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. „Vier Studenten, die noch nicht mal grün hinter den Ohren sind, für wen haltet ihr euch eigentlich?“
Justus räusperte sich kurz und griff anschließend in die Tasche seiner Jogginghose, um eine Karte hervor zu ziehen. „Wenn ich Ihnen unsere Karte geben darf?“ Und damit überreichte er ihr besagte Visitenkarte, wobei sich Riley fragte, ob Justus diese in sämtliche seiner Taschen untergebracht hatte.
Skeptisch nahm Violette Smith die Karte in die Hand und begann laut zu lesen:
„Die drei Detektive, wir übernehmen jeden Fall, drei Fragezeichen. Erster Detektiv: Justus Jonas.“
Justus nickte und zeigte ein stolzes Lächeln auf den Lippen. „Zweiter Detektiv: Peter Shaw.“
Peter hob kurz die Hand. „Ja, hier.“, erklärte er, bevor Violette wieder auf die Visitenkarte sah. „Recherchen und Archiv: Bob Andrews.“ - „Das bin ich.“
Violette begutachtete die drei Jungen und nickte anschließend in Rileys Richtung. „Und was ist mit ihr?“, wollte sie wissen, was Riley dann doch als etwas unhöflich empfand, aber dennoch straffte sie die Schultern und zeigte ein zuverlässiges Lächeln. „Bobs Schwester, sehen Sie mich einfach als eine Art Watson der drei Detektive.“ Justus wandte seinen Blick zu der Blonden.
Auch wenn er es ungern offen zugab und sich immer noch darüber ärgerte, dass sie in manchen Deduktionen deutlich schneller gewesen war, würde er sie bestimmt nicht als Watson bezeichnen. Miss Marple oder Jessica Fletscher traf es da wirklich besser. Aber vermutlich hatte sie dies nicht geäußert, da man eher etwas mit Dr. Watson anfangen konnte, statt der anderen beiden Figuren.
Max Burgley hatte sich inzwischen erhoben und über die Schulter von Mrs. Smith auf die Visitenkarte gesehen.
„Und die drei Fragezeichen?“, fragte er nach und Justus lächelte, als hätte er die ganze Zeit nur auf diese Frage gewartet. „Das Fragezeichen ist ein Symbol für das Unbekannte. Für unbeantwortete Fragen, ungelöste Rätsel. Unsere Aufgabe ist es, Fragen zu beantworten, Rätsel zu lösen und Geheimnisse jeglicher Art zu lüften. Daher sind die Fragezeichen das Markenzeichen unserer Detektivfirma.“
„Detektive, also? Und ihr seid hier, weil Vater glaubte er sei in Gefahr?“, wollte Charles Burton deutlich skeptisch wissen. Von den Tränen, die er zuvor vergossen hatte, schien keine Spur mehr zu sein. „Soweit wir wissen, waren wir tatsächlich nur hier, um an dem Krimidinner Teil zu nehmen. Mr. Burton engagierte uns ein Mal wegen eines Drohbriefes und hatte uns vor geraumer Zeit zu diesem Krimidinner eingeladen, mehr wissen wir auch nicht.“, versicherte Bob und Charles seufzte leicht. „Nun gut, ich will jedenfalls wissen wer meinen Vater ertränkte. Und besser ihr drei kümmert euch, als dass es nachher keiner mehr macht. Der Polizei traue ich nicht.“
Peter und Bob nickten kurz, während Riley einen kurzen Blick mit Justus austauschte.
Violette rollte bei der Aussage ihres Bruders nur kurz mit den Augen und winkte ab. „Meinetwegen, der Polizei traue ich zwar mehr, als drei Hobbydetektiven, aber bitte.“ Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust, während auch Max Burgley wieder auf seinen Platz zurück ging und Magda beruhigend eine Hand auf die Schulter legte.
Justus, Peter und Bob behagte es gar nicht, dass sie ein Mal mehr von irgendjemanden als Hobbydetektive bezeichnet wurden. Denn eines war für die drei jungen Männer sicher: Wenn dies nur ein Hobby wäre, würden sie sich nicht so oft damit beschäftigen.

Justus würde eher solche Dinge wie Lesen oder technische Spielerein als sein Hobby bezeichnen, bei Bob war es die Musik und bei Peter sportliche Aktivitäten wie Surfen oder Skateboardfahren. Aber nun dahingehend zu widersprechen würde sie alle nicht weiter bringen, weswegen die Drei einfach diese Aussage so hinnahmen. Allerdings galt das nicht für Riley. „Mrs. Smith, ich kann ihnen versichern, dass die Drei weitaus mehr sind, als ein paar kleiner Hobbydetektive. Inzwischen haben sie weit über 200 Fälle gelöst und die waren nicht gerade ein Zuckerschlecken, das kann ich ihnen sagen.“ Mr. Burtons Tochter zuckte schlicht mit den Schultern und Bob legte seiner Schwester dankend eine Hand auf die Schulter. Sie hätte es nicht extra erwähnen müssen, aber dennoch stand sie für die drei Detektive ein. Solche Momente schätzte er an seiner Schwester, auch wenn sie ihn manchmal etwas zu gern ärgerte. Aber vermutlich lag das einfach wirklich am Geschwisterdasein.

„Wie dem auch sei, ich würde vorschlagen wir fangen mit den Überprüfungen der Albis an, denn eines steht für die drei Fragezeichen und mich fest: Der Mörder ist einer der hier Anwesenden.“

Justus presste erneut kaum merklich die Lippen aufeinander. Er wollte sich nicht vor den anderen Leuten die Blöße geben, dass Riley ihm ein Mal mehr die Show gestohlen hatte. Aber sie hatte Recht, sie sollten überprüfen, ob die Anwesenden ein Alibi hatte. Vor Allem mussten sie aber auch noch Peter und Bob fragen, wie weit sie mit ihrer Eingrenzung des Mordzeitpunktes gekommen waren.

Chapter 11: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 11

Chapter Text

Im Erdgeschoss befand sich ein kleines Arbeitszimmer, welches Mr. Burton gehört hatte, welches nun den drei Fragezeichen für ihre Verhöre mit den Angehörigen überlassen wurde. Doch bevor sie die erste Befragung begannen, hatten sie noch ein wenig Zeit sich zu Beratschlagen. „Also, Peter, Bob? Irgendetwas erreicht?“, wollte Riley wissen, kaum dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatten. Justus verzog leicht sein Gesicht, da er eigentlich die gleiche Frage hatte stellen wollen und es ihn wurmte, dass Riley ihm wieder ein Mal zuvor gekommen war.
„Wir sind nicht wirklich weit gekommen. Kaum haben wir den Raum betreten, hat sich auch schon die Tochter von Mr. Burton auf uns gestürzt und lauter Fragen gestellt, was eigentlich los war und warum sie nicht zu ihrem Vater dürfe und seit wann er denn tot sei.“ Peter schüttelte nur leicht den Kopf, als er sich das Verhalten wieder ins Gedächtnis rief. „Wirklich trauernd sah sie nicht gerade aus, eher wütend. Man möchte meinen, dass man tief schockiert wäre, wenn man hört, dass der Vater gestorben ist.“ Zumindest würde Peter das annehmen und Bob konnte ihm hierbei nur zustimmen. „Vielleicht war sie es ja.“, merkte der Dritte an, wobei sich Justus nun doch zu Wort melden konnte und die Plastiktüte mit der Kette aus seiner Jeanstasche hervor zog und diese präsentierte. „Die Kette würde jedenfalls zu einer Frau passen.“, merkte er an, wobei Riley die Stirn runzelte und nur mit dem Kopf schüttelte.
„Ich wäre mir da wirklich nicht so sicher, Justus. Ja, Mrs. Smith war wütend, aber jeder hat seine eigene Art zu trauern, außerdem passt die Kette nicht zu ihr. Sie sieht eher billig aus, nachgemacht, eine feine Frau wie sie, die dazu noch im Luxus lebt, würde bestimmt nicht eine Kette auswählen, der man ansieht, dass sie nicht echt ist.“
Justus legte die Kette auf dem Schreibtisch ab und versank in Gedanken, während er damit anfing die verschiedenen Papiere zu betrachten, welche vor ihm lagen. Es waren Schriftstücke von Mr. Burton an denen er gearbeitet hatte, aber nun war er nicht mehr in der Lage sie zu beenden. Für Justus fühlte es sich noch immer komisch an. Noch vor einem halben Jahr hatten sie ihm bei einem – wenn man es mit der aktuellen Lage betrachtete – so harmlosen Fall geholfen und nun wollten sie seinen Mord aufklären.

„Ihr habt also nur diese Kette gefunden?“, fragte Bob etwas enttäuscht nach, wobei Riley kurz mit dem Kopf schüttelte. „Nein, nicht nur. Ich denke, dass die Kette dort platziert wurde. Mr. Burton hat sie bestimmt nicht selbst abgerissen, immerhin ist der Verschluss noch heile. Außerdem gab es keine Spuren eines Kampfes, weswegen ich annehme, dass er von seiner Ermordung nicht wirklich etwas mitbekommen hatte. Keine Spuren unter den Fingernägeln und auch keine Blessuren an seinem Körper. Zwar weiß ich nicht, wann genau der Mord war, aber es muss gestern Abend, nachdem er aufs Zimmer gegangen war passiert sein, immerhin hatte er noch seine Kleidung vom Dinner an, ergo kam er nicht wirklich dazu sich um zu ziehen.“
Bob hob leicht beeindruckt seine Brauen, während Peter nur breit grinste und einen Blick zum ersten Detektiv warf. Es war nicht mal so, dass er Justus etwas Schlechtes gönnen würde, oder dass er ihn nicht respektierte. Aber es tat einfach Mal gut, dass nicht er immer ins Schussfeuer geriet, oder als dümmlich und naiv dargestellt wurde, weil er an Übernatürliches glaubte und einen gesunden Respekt vor diesen Dingen hatte. Trotzdem stellte er sich genau deswegen eine Frage.
„Also, könnte es doch die Geisterfrau gewesen sein.“
Hierbei schloss Justus eine Schublade, aus der er ein Dokument entnommen hatte und stöhnte genervt auf. „Peter, fang doch nicht schon wieder damit an. Es war natürlich kein Geist! Es war einer der Anwesenden, wie es Riley bereits festgestellt hatte, wobei ich schon einen wirklich konkreten Verdacht habe. Seht euch das an, Kollegen...“ Er sah Bob und Peter an, bevor sein Blick sich mit dem von Rley traf, woraufhin sich Justus räusperte und ein „… und Riley.“ hinterher schob. Die Drei kamen auf ihn zu und besahen sich das Schriftstück, was er soeben gefunden hatte.

Justus hielt ein Testament in der Hand, welches besagte, dass sämtliche Geld und auch dieses Anwesen nach dem Tod von Mr. Burton Anna Morgan gehören sollten. Das Testament wurde erst vor Kurzem erstellt und von einem Notar beglaubigt, was natürlich Anna als Hauptverdächtige dastehen ließ. Allerdings runzelte Riley die Stirn, auch wenn sie ihre Zweifel nicht laut äußerte.
„Ich würde vorschlagen, dass wir mit den Überprüfungen der Alibis und der Eingrenzung des Todeszeitpunktes endlich beginnen und dann weiter sehen, ob sich dieser Verdacht bestätigt.“, schlug sie vor, während Justus das Schriftstück in einer der Schubladen platzierte und nickte. „Ich wäre endlich dafür, dass du mir mal erklärst, warum Peter aus deinem Zimmer kam.“, wandte Bob jedoch vorher ein und Riley seufzte.
„Dass du nicht vorher mitbekommen hast, dass Peter rüber gegangen ist, die beiden waren die Nacht ganz schön laut gewesen. Ich bin sogar kurzzeitig wach geworden.“, merkte Justus an, wobei Peter ziemlich rot anlief. Allerdings wusste Riley, dass es nicht daran lag, dass sie tatsächlich das getan hatte, was Bob nun vermutete, sondern eben, weil Bob nun annahm, dass sie Sex gehabt hatten und Peter dies überaus peinlich war. „Also, wir waren nicht laut, weil… Na ja, ich hab nichts mit deiner Schwester und wir haben auch nicht...“, versuchte sich Peter zu verteidigen, während Riley ihm eine Hand auf die Schulter legte und Bob dieses Szenario nur mit großen, aber deutlich schockierten Augen betrachtete. „Und was waren dann die lauten Geräusche von denen Just spricht?“
„Ich habe ihm ein oder zwei Handgriffe zur Selbstverteidigung gezeigt, dabei ist er hier und da auf dem Boden gelandet. Es ist nichts weiter passiert und selbst wenn, warum regt es dich so auf?“ Bob schnappte nach Luft. „Du bist meine Schwester und Peter und Just sind meine besten Freunde, ich will einfach nicht, dass...“ Riley unterbrach ihn, indem sie ihre Hand leicht hob. „Denk, was du willst. Aber ich sag dir eines, Bob. Wenn du einer jungen Frau sagen willst, was du von ihr erwartest und was nicht, solltest du das Telefon nehmen und deine Freundin anrufen. Du bist doch noch mit Laura“ - „Liza“ - „zusammen oder?“
Bob verschränkte die Arme vor der Brust und Peter war eigentlich ganz froh darüber, dass Riley das Sprechen übernommen hatte und auch nichts davon erwähnt hatte, warum er so urplötzlich vor ihrer Tür erschienen war. „Natürlich bin ich noch mit ihr zusammen!“
„Kollegen, können wir bitte uns wieder auf den Fall konzentrieren? Ich würde nämlich sehr gern diese Befragungen hinter mich bringen und auch endlich etwas Essen.“
Bob und Peter senkten kurz die Köpfe, während Riley durchatmete. „Ich würde dir eher empfehlen etwas Anderes an zu ziehen. Ich weiß nicht warum, aber mit einem Shirt von Basil dem Mäusedetektiv kann ich dich irgendwie nicht ernst nehmen.“ Riley sah dabei zu, wie dem ersten Detektiv die Röte ins Gesicht stieg und er etwas davon murmelte, dass es ein Geschenk seiner Tante war, die wohl einen Anflug von Nostalgie gehabt hatte, als sie dies im Internet gefunden hatte.

Somit stand allerdings fest, dass die Detektive zunächst auf ihre Zimmer zurück gingen und sich frisch machten und umzogen, sodass sie sich eine halbe Stunde später wieder in dem Arbeitszimmer zusammen fanden und zuvor Miss Lynch Bescheid gaben, dass sie gerne etwas essen würden und auch sich gerne mit ihr unterhalten würden, da sie immerhin mitbekommen hatten, wie sie zu Mr. Burton gegangen war.
Tatsächlich hatte Miss Lynch auch schon eine Platte mit Sandwiches vorbereitet und ohne groß zu warten griff Justus zu, kaum dass die Platte auf dem Schreibtisch Platz fand.
„Also, Miss Lynch. Wann haben sie Mr. Burton das letzte Mal lebend gesehen?“, wollte Riley wissen, nachdem sie Justus doch einen recht missbilligenden Blick zugeworfen hatte. Justus störte sich nicht daran, sondern aß schlicht weiter, während nun auch Peter und Bob mit leichtem Zögern zugriffen. Sie alle hatten kein Frühstück gehabt und wieso Riley der Magen noch nicht knurrte, konnte sich Bob nicht erklären.

Verdachtsperson: Miss Lynch, Haushaltshilfe

„Nun, das war um zehn Uhr. Mr. Burton trinkt zu dieser Uhrzeit immer seinen Tee und geht anschließend ins Bett. Ich hatte ihm allerdings den Tee nur auf den kleinen Tisch in seinem Zimmer gestellt, da er schon am Schlafen war.“ Justus schluckte das Essen hinunter und beäugte die Angestellte. „Woher wussten sie, dass er nur schlief und nicht bereits tot war?“, fragte er nach, immerhin hätte man dies auch verwechseln können. „Er schnarchte sehr laut, was doch recht unüblich für ihn war. Aber vermutlich war der Abend doch anstrengender gewesen, als erwartet. Er hatte sich in seinem Morgenmantel ins Bett gelegt, normalerweise ist ihm dies viel zu warm. Zumindest sagt er das schon seit zehn Jahren.“
Riley hatte sich einen Tisch vom Schreibtisch genommen und kurzerhand nach einem leeren Blatt Papier und einer Unterlage gesucht. Nachdem sie dies parat hatte, fing sie an sich Notizen zu machen. „Und nachdem sie den Tee abgestellt hatten?“, fragte Bob nach. „Bin ich wieder hinunter in den Salon, wo ich das Geschirr einsammelte.“ Riley nickte beiläufig. Wenn man die Zeitabstände bedachte, hatte Miss Lynch maximal zehn Minuten gebraucht, zumindest soweit sich Riley selbst daran erinnerte. Ihre Geschichte stimmte also. „Was haben sie davor getan?“, fragte sie dann nach, wobei Miss Lynch etwas verwundert zu der Blonden sah. „Ich habe mit Mr. Mainsfield den Tisch vom Dinner abgeräumt und das Geschirr gespült, sowie alles wieder entsprechend hergerichtet. Mr. Mainsfield kann dies bezeugen.“
„Haben sie danach Mr. Burton lebend gesehen?“, wollte Bob wissen, wobei die Haushaltshilfe leicht mit dem Kopf schüttelte. „Gesehen nicht, aber ich bin später noch Mals nach oben, um das Geschirr wieder aus dem Zimmer zu räumen. Leider war die Tür abgeschlossen und Mr. Burton hatte eine Oper laufen, vermutlich hat er mein Klopfen nicht gehört. Das Zimmer war jedenfalls verschlossen.“ Peter runzelte die Stirn. „Aber, es könnte doch auch sein, dass er zu dem Zeitpunkt schon Tod war.“, merkte der zweite Detektiv an, wobei Miss Lynch kurz überlegte und dann den Kopf schüttelte. „Das glaube ich nicht. Die Oper geht ungefähr eine halbe Stunde, anschließend wird automatisch das nächste Stück abgespielt. Als ich allerdings später mit Mr. Mainsfield nach oben ging, war keine Musik mehr zu hören, obwohl die CD noch nicht zuende hätte sein können.“ Riley nickte und Peter lächelte die Dame aufmunternd an und wollte diese schon verabschieden, bevor Justus sie nochmals ansah. „Eine Sache wäre da noch. Kennen Sie diese Kette?“, wollte er wissen, was Miss Lynch allerdings verneinte. Er bedankte sich und trug ihr auf Mrs. Smith herein zu beten.

Verdachtsperson: Mrs. Smith, Älteste Tochter von Mr. Burton

Mrs. Smith schien noch immer nicht begeistert von der Idee, dass die drei Detektive diesen Fall übernehmen würden, was man deutlich an ihrem hochtreibenden und gleichsam herablassenden Blick feststellen konnte, als sie den Raum betrat.
Justus schien in der Zwischenzeit gesättigt zu sein und hatte sich noch schnell ein paar Krümel von seinem Oberteil entfernt, als die Ältere eintrat. Den Stuhl, der ihr angeboten wurde, lehnte sie schlicht ab und seufzte. „Bringen wir das Ganze hinter uns. Ich weiß nicht, wer meinen Vater umgebracht hat. Ich war es jedenfalls nicht. Ich habe vor dem Schlafengehen eine Aspirin genommen, da ich Kopfschmerzen hatte und habe danach tief und fest geschlafen, als ich am nächsten Morgen wach wurde, habe ich mich ein wenig her gerichtet, als ich auch schon das Dienstmädchen schreien hörte. Erst dachte ich, dass sie vielleicht eine Spinne oder so etwas gesehen hat.“ Sie zuckte nur mit den Schultern und drehte sich dann herum. „Ich nehme an, dass sie ihren Vater das letzte Mal beim Dinner gesehen haben?“, fragte Justus nach, wobei die Dame nur mit den Augen rollte. „Wirklich aufschlussreiche Kombination. Ich sagte ja bereits, dass ich nach dem Dinner direkt zu Bett bin.“ Riley schrieb etwas auf ihrem Zettel nieder und wandte sich dann ebenfalls an die Tochter, welche nicht den Eindruck machte, als hätte sie großes Interesse daran noch länger hier zu bleiben. „Kann das jemand bezeugen?“, fragte sie nach, wobei Mrs. Smith verärgert schnaubte. „Mein Mann natürlich. Er teilt sich immerhin ein Zimmer mit mir und schläft im gleichen Bett. Ich hab ihn zwar nicht bemerkt, als er rein kam, aber bestimmt kann er ihnen die Uhrzeit nennen. Er schien jedenfalls ausgeschlafen genug und wusste auch nicht, was dieser Schrei zu bedeuten hatte, also glaube ich kaum, dass er noch lange wach war. Wenn ihn Hobbydetektive mich nun entschuldigt, ich warte lieber auf die richtige Polizei.“ Und damit schritt sie hoch erhobenen Hauptes aus dem Raum, während Bob nur den Kopf schütteln konnte. „Unangenehme Person.“, merkte er an, während Peter zustimmend nickte. „Manchmal ist es wirklich erstaunlich wie wenig sich Kinder und Eltern ähneln, ich meine Mr. Burton schien zwar manchmal etwas kühl, aber in den richtigen Momenten war er äußerst herzlich.“ Justus stimmte dem Gedanken zu, während Riley nur etwas mit den Schultern zuckte. „Nun, ihr kanntet Mr. Burton nur als diesen freundlichen Herren, vielleicht war er in jüngeren Jahren ganz anders. Der Apfel fällt jedenfalls nie weit vom Stamm. So sehr wir uns auch von unseren Eltern unterscheiden wollen, oftmals haben wir doch mehr mit ihnen gemeinsam, als uns lieb ist.“

Verdachtsperson: Mr. Smith, Schwiegersohn von Mr. Burton

Auch wenn Justus, Peter, Bob und Riley keine Chance gehabt hatten jemand weiteren ins Zimmer zu bestellen, erschien einen Moment später Mr. Burtons Schwiegersohn, welcher sich kurzerhand setzte und die Detektive ansah. „Entschuldigt meine Frau, das Ganze scheint sie doch mehr auf zu wühlen, als ihr lieb ist.“, erklärte er, wobei Bob kurz nickte. „Ja, so was ist bestimmt nicht einfach. Ihnen scheint das Ganze weniger nahe zu gehen.“ Es war nur eine kleine Feststellung, aber auch hier schien Mr. Smith nicht sonderlich betroffen.
„Nun, Mr. Burton und ich standen uns nie besonders Nahe, eigentlich wollte er auch nicht, dass Violette und ich heiraten. Natürlich tut es mir für Violette leid, immerhin hatte sie ihren Vater vergöttert.“ Die Detektive nickten knapp, bevor Justus danach fragte, wann er Mr. Burton zuletzt gesehen hatte. Hier gab Mr. Smith an, dass dies beim Dinner gewesen war und gab auch seiner Frau das entsprechende Alibi, indem er erklärte, dass er genau nach seiner Ankündigung ins Schlafzimmer gegangen war und sich nur kurz umgezogen hatte, bevor er zu seiner Frau ins Bett ist, während diese seelenruhig weiter geschlafen hatte. „Bei ihrer Frau hatten wir gerade keine Gelegenheit, aber kennen sie zufällig diese Kette?“, fragte Justus und hielt entsprechendes Beweisstück in die Höhe. Harold runzelte etwas die Stirn, schüttelte dann aber mit seinem Kopf. „Keine Ahnung, sieht billig aus. Vielleicht gehört sie Miss Lynch?“

Justus seufzte und schaute zu Riley hinüber, welche fleißig weiter schrieb.
„Ich hoffe, dass wir endlich weiter kommen. Bisher kommt mir nur das Ehepaar verdächtig vor.“, merkte Peter an und sah Riley über die Schulter. „Du hast tatsächlich einige Punkte der Aussagen aufgeschrieben?“ Es war mehr eine Frage, als eine Feststellung. Bob kam nun ebenfalls zu seiner Schwester und sah ihn über die Schulter, während Justus den Blick abwandte und sich auf den Schreibtischstuhl nieder ließ. „Eigentlich ist das keine schlechte Idee, die Aussagen zu protokollieren, so gerät wenigstens nichts in Vergessenheit. Oder man kann die Verdächtigen noch Mal auf deren Aussagen festnageln, falls das nötig ist, wobei da ein Handy und eine entsprechende Diktierapp besser geeignet wären.“
Allerdings schüttelte Riley nur kurz den Kopf. „Darum geht es mir gar nicht. Es hilft mir einfach besser meine Gedanken zu strukturieren, bevor sie sich überschlagen und ich vor einem Haufen von unsortierten Ereignissen und Aussagen stehe. Außerdem versuche ich hier gerade etwas heraus zu finden, da mir eine Aussage von heute Morgen einfach nicht aus dem Kopf geht.“ Justus hob die Brauen. Ihm selbst war keine Aussage besonders aufgefallen, eher waren ihm gewisse Reaktionen nicht aus dem Kopf gegangen, aber wusste auch nicht, ob dies einfach eine Schockraktion der Anwesenden war. „Und welche?“ wollte Peter wissen, wobei Riley nur lächelte und mit den Schultern zuckte. „Das verrate ich dir später, wenn Justus nicht mit dabei ist. Immerhin kann er ruhig mal wissen, wie das ist im Dunkeln gelassen zu werden.“ Bob sah seine Schwester deutlich erstaunt an. „Hier geht es um einen Mord und keine Katze im Baum, findest du nicht, dass wir zusammenarbeiten sollten?“, fragte er nach, wobei Riley leicht mit dem Kopf schüttelte. „Mord oder nicht. Ihr ward schon so oft in gefährlichen und verzwickten Situationen, weil Justus die Drama-Queen raus hängen lassen musste und unbedingt seinen Auftritt haben wollte. Wer weiß, vielleicht weiß Justus auch schon, von was ich rede, dann brauche ich ihn sowieso nicht einweihen.“ Justus schnappte etwas nach Luft. „Ich bin überhaupt keine Drama-Queen. Ich...“ - „Du möchtest nur unter Beweis stellen, dass du einfach der Klügere bist?“ Wieder schnappte Justus nach Luft und winkte dann aber ab. „Von mir aus. Ich bin mir sicher, dass wir den Fall schon lösen werden, ob du deine Gedanken nun teilst oder nicht.“
Er wollte jetzt bestimmt nicht laut äußern, dass er sich sicher war den Fall vor ihr zu lösen und damit zu zeigen, dass er noch immer die Nase vorn hatte und das Andere alles nur reine glückliche Gegebenheiten ihrerseits waren.

Chapter 12: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 12

Chapter Text

Als Nächstes folgten Max Burgley und Magda Hensen, wobei beide erklärten, dass sie eben mit den drei Fragezeichen zusammen aufs Zimmer gegangen waren und auch direkt schlafen gingen, ohne Mr. Burton noch ein Mal gesehen zu haben.
Mr. Mainsfield schlossen Riley und Justus aus. Sie beide hatten sein Hinken bemerkt und wenn man bedachte, dass es keinen Kampf gegeben hatte, wurde Mr. Burton zuvor, ihren Vermutungen nach, betäubt und Mr. Mainsfield hatte schon beim herausnehmen der Leiche aus der Wanne Schwierigkeiten gehabt, da er nicht besonders gut in die Knie gehen konnte. Den Butler fragten sie dementsprechend nur nach dem Alibi von Miss Lynch, welches dieser auch schon bestätigte und anschließend Mr. Burtons Sohn zu den drei Fragezeichen schickte.

Verdachtsperson: Mr. Burton, jüngster Sohn des Opfers

Der Sohn sah noch immer sehr mitgenommen von der Situation aus, aber wollte unbedingt helfen, sodass der Mord aufgeklärt werden konnte. „Also, Mr. Burton, dann erzählen sie mal, was sie gemacht haben, nachdem sie das Dinner verlassen haben.“, bat Bob und der Mann auf dem Stuhl brauchte gar nicht weiter zu überlegen. „Ich bin hoch auf mein Zimmer und habe versucht den Weinfleck aus meinem Oberteil zu waschen, was allerdings nur mäßig mit Erfolg gekrönt war. Danach bin ich duschen und habe mich ins Bett gelegt. Da ich nicht einschlafen konnte, bin ich noch Mal nach unten gegangen, wo ich euch sitzen sah, anschließend bin ich wieder in mein Bett.“ Justus nickte sachte und hob, wie zuvor die Kette nach oben. „Können Sie mir sagen, wessen Schmuck das ist?“, wollte er wissen, wobei Mr. Burton den Kopf schüttelte. „Ich habe diese Kette nie gesehen.“ Riley machte sich eine Notiz und richtete anschließend das Wort an den jüngsten Sohn des Opfers. „Wie war eigentlich die Beziehung zu ihrem Vater?“, fragte sie nach, wobei der Angesprochene nur kurz den Blick senkte und leicht seufzte. „Nun, es gab schon Streitpunkte, aber nichts von Belang. Es beinhaltete meist die Frage nach meiner Zukunft und ob ich denn nicht bald mit Ehefrau und Kindern dienen kann. Aber im Grunde haben mein Vater und ich uns sehr gut verstanden. Ich kann noch immer nicht fassen… Bitte, findet den Täter.“ Die drei Fragezeichen nickten.
„Wir geben unser Bestes, versprochen. Hatten Sie denn nach dem Dinner irgendwann noch ein Lebenszeichen von ihrem Vater bemerkt?“, fragte Justus noch genauer nach, wobei Mr. Burton kurz überlegte. „Nun, nicht direkt, aber er hatte irgendwann eine Oper in seinem Zimmer gehört, was man bis auf dem Flur hören konnte. Mein Zimmer ist nur zwei von seinem entfernt, darum ist mir das aufgefallen.“

Verdachtsperson: Miss Morgan, uneheliche Tochter des Opfers

Zuletzt wurde die uneheliche Tochter Miss Morgan gebeten eine Aussage zu tätigen. Sie erklärte, dass sie gleich nach dem Abendessen in ihr Zimmer gegangen wäre und geschlafen habe, allerdings konnte dies niemand bezeugen. „Anna, wie war die Beziehung zu deinem Vater?“, fragte Bob nach, um auch die Frage von Riley auf zu greifen. „Na ja, er hatte stets Kontakt gehalten, aber das war es auch schon. Eigentlich wollte er meine Mutter heiraten und dafür seine Frau verlassen, aber dann ist er doch bei ihr geblieben. Damals war meine Mutter am Boden zerstört, aber sie ist darüber hinweg gekommen.“ Bob überlegte. „Und wie war das für dich?“ Anna zuckte leicht mit den Schultern. „Ich kannte es nicht anders und damit war das für mich vollkommen in Ordnung. Finanziell hatte er mir immer geholfen, weswegen ich auch mein Studium finanzieren konnte.“
Schließlich hielt Justus ein letztes Mal die Kette hoch und fragte Miss Morgan, ob sie diese kenne. Für einen kurzen Moment war sie recht erschrocken und führte ihre Hände zu ihrem Hals, schüttelte dann allerdings den Kopf. „Ich hab diese Kette noch nie gesehen, tut mir Leid. Ich möchte jetzt auch bitte meine Mutter anrufen, sie liegt im Krankenhaus wegen ihrer Chemotherapie.“ Und damit stand Anna auf und ging aus dem Raum.

Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, wandte sich Justus direkt an die Anderen. „Also, das mit der Kette war eine Lüge, habt ihr gesehen, wie sie reagiert hat?“, fragte er nach, wobei Bob nickte. „Ja, ihre Hand ging direkt zu ihrem Hals, so als hoffe sie diese dort zu spüren.“
„Ganz genau“, stimmte der erste Detektiv zu. „Also, wenn ihr mich fragt, ist sie ziemlich verdächtig. Ich meine, die Kette und dann ist sie noch die einzige Erbin von Mr. Burton und das Testament wurde erst vor Kurzem geändert.“
Peter runzelte die Stirn. „Ja, aber wie soll Anna das bitte geschafft haben, ich meine sie ist kleiner als Riley und wirkt nicht besonders stark. Wie soll sie da Mr. Burton in die Wanne bekommen haben?“ Justus setzte sich auf den Schreibtischstuhl und führte seine Hände aneinander, um anschließend die Fingerspitzen seiner Zeigefinger an die Lippen zu führen und schloss die Augen. Bob und Peter sahen den ersten Detektiv erwartungsvoll an, während Riley die Stirn in falten legte.
„George Joseph Smith.“, sagte sie plötzlich und sowohl Bob als auch Peter sahen sie verwundert an. Justus allerdings öffnete kurz seine Augen und presste ein Mal mehr die Lippen aufeinander.
„Wer?“, fragte Bob nach, wobei Justus die Hände von seinen Lippen nahm und sich erhob.
„George Joseph Smith war ein britischer Bigamist, welcher drei Frauen in einer Badewanne tötete. Die ersten zwei Morde hatte man für einen Unfall gehalten, doch beim Letzten tauchten schließlich Zweifel auf.“ Bob und Peter sahen zu Justus, bevor Riley nickte und leicht lächelte. „Wie sagt man so schön Eins ist ein Ereignis, Zwei ist ein Zufall und drei ist ein Muster.“
Justus fand es anscheinend gar nicht so angenehm, dass er in seiner Erklärung unterbrochen wurde. „Jedenfalls...“, machte er weiter, indem er bedeutungsschwanger Luft holte. „… wurde der Pathologe Bernard Spilsbury schließlich in den Fall mit involviert und fand durch ein Experiment mit Taucherinnen heraus, dass Mr. Smith seine Frauen ermordet hatte. Er hatte die Frauen in der Badewanne an den Beinen zu sich heran gezogen, sodass der Kopf unter Wasser glitt. Durch das schnelle Eindringen von Wasser in Nase und Kehle, löste er somit einen Schock aus und die Frauen wurden bewusstlos und ertranken schließlich. Dadurch gab es keine Kampfspuren.“
Bobs Augen weiteten sich und Peter schluckte leicht. „Das hört sich ziemlich makaber an.“
„Mich wundert nur, dass du von diesem Fall Kenntnis hast, Riley.“, merkte Justus noch an, wobei die Blonde leicht mit den Schultern zuckte. „Stell dir vor, Justus Jonas, du bist nicht der Einzige, der lesen kann und dessen Interessen sich um solche Dinge drehen.“ Der erste Detektiv schnaubte leicht, kam allerdings nicht dazu etwas zu erwidern, da sich Bob einmischte.
„Okay, sagen wir, der Täter hat diese Methode angewandt. Das erklärt aber immer noch nicht, wie er Mr. Burton samt seiner Kleidung in die Badewanne bekam. Davon mal abgesehen war Mr. Burton ja schon vorher bewusstlos, warum also der Aufwand ihn dann noch komplett in die Wanne zu legen, wäre es nicht leichter gewesen einfach seinen Kopf unter Wasser zu halten, oder ihm Mund und Nase zu zu halten? Wehren konnte sich der arme Mann sowieso nicht mehr.“
Riley stimmte ihrem Bruder zu auch wenn die Methodik von George Joseph Smith auch von jemanden ausgeführt werden konnte, der deutlich schwächer war, erklärte es die anderen Unstimmigkeiten noch nicht.

„Also, ist Anna Morgan unsere Hauptverdächtige?“, fragte Peter nach, nachdem Justus und Bob weiter daran tüftelten, wie der Mord stattgefunden haben könnte. „So ziemlich, wobei ich mir noch nicht ganz sicher bin.“, merkte Riley an, wobei Justus die Brauen hob. „Wie meinst du das. Es liegt doch ganz klar auf der Hand, dass das Beweisstück von ihr ist und sonst wurde nichts gefunden. Zudem ist sie die Einzige, die kein Alibi hat.“
Riley ging nochmals ihre Notizen durch und legte dabei die Stirn in Falten. „Ich bin mir trotzdem nicht ganz sicher. Ich werde nochmal zum Tatort gehen und nach weiteren Hinweisen suchen.“ Damit legte sie den Stift wieder auf den Schreibtisch zurück und steckte sich ihren Notizzettel in ihre Hosentasche, bevor sie das Zimmer verließ. „Warte, ich komm mit.“, erklärte Peter und Justus rollte nur leicht mit den Augenbrauen. „Ich weiß wirklich nicht, was deine Schwester versucht zu finden. Ich halte den Beweis hier in meiner Hand und das Motiv haben wir auch. Es fehlt nur noch der Tathergang.“, merkte Justus gegenüber Bob an und dieser zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Na komm Erster, dann überlegen wir uns noch Möglichkeiten, wie es stattgefunden haben könnte. Vielleicht fällt dir was ein, wenn wir auch noch Mal zum Tatort gehen.“
Justus schüttelte allerdings den Kopf und merkte an, dass er hierfür nicht den Tatort brauchte, weswegen er mit Bob im Büro des Verstorbenen blieb und dort weiter nach möglichen Hinweisen oder ähnliches suchte und sich weiter überlegte, was vorgefallen war.

Wirklich viel Ruhe hatte Justus beim Suchen und Überlegen trotzdem nicht, da Bob die Stille schließlich durchbrach. „Sag mal, findest du es nicht auch komisch, dass Peter direkt mit Riley mit wollte?“, erkundigte er sich bei dem ersten Detektiv, wobei dieser nur mit dem Kopf schüttelte. „Sie scheinen sich einfach gut zu verstehen und vielleicht findet er es sicherer, wenn er mit Riley mitgeht, falls der Mörder uns aus dem Weg räumen will.“ Bob runzelte die Stirn. „Glaub mir, wenn der Mörder versucht meine Schwester an zu greifen, tut mir eher der Mörder leid. Und Peter weiß auch, dass sie sich sehr gut selbst verteidigen kann.“
Justus seufzte. „Bob, wenn es dich stört, dann frag Peter doch selbst.“ Allerdings sah Bob davon ab Peter zu fragen, immerhin wollte er ihn nicht vergraulen, oder ihm verbieten Zeit mit Riley zu verbringen. „Trotzdem ist es komisch. Erst übernachtet er bei ihr, angeblich weil du schnarchst, was du nicht tust und dann meldet er sich freiwillig mit ihr zu gehen, obwohl er sonst so ein Angsthase ist.“
Justus legte genervt den Stapel Papier zur Seite und sah Bob an, der nun wirklich kritisch den Boden betrachtete, so als hätte dieser etwas mit dem Mord von Mr. Burton zu tun. „Also gut, Dritter, du möchtest anscheinend nicht über den Tathergang nachdenken, sondern über deine Schwester und Peter reden. Hierbei sehe ich genau zwei Möglichkeiten. Zum Einen verstehen sie sich einfach gut und Peter möchte dir einen Gefallen damit tun, sich möglichst mit ihr an zu freunden oder sie verstehen sich noch besser und es hat direkt nach den ersten Momenten gefunkt, wobei sich hieraus doch noch eine dritte Möglichkeit ergibt, dass die beiden seit gestern Nacht ein sexuelles Verhältnis zueinander haben, zufrieden?“
Bobs Augen weiteten sich bei jedem Satz, den Justus hervor brachte mehr und mehr. „Ich bin ganz bestimmt nicht damit zufrieden. Sie ist meine Schwester und wir reden hier von Peter.“ Die Worte kamen deutlich aufgebrachter aus Bobs Mund, als er es eigentlich beabsichtigt hatte und so holte er Luft, um sich ein wenig zu beruhigen. Justus konnte immerhin auch nichts dafür.
„Das mag sein, aber ich muss hier – und ich kann nicht glauben, dass ich es laut ausspreche – deiner Schwester Recht geben. Wenn du einem Mädchen sagen willst, was sie tun soll, dann ruf deine Freundin an. Ob diese dann auf dich hört steht auf einem anderen Blatt. Aber das ist immer noch Rileys Leben und das von Peter. Sollte da tatsächlich etwas zwischen den Beiden sein, ist es nicht deine Angelegenheit. Warum interessiert es dich eigentlich so sehr?“ Vielleicht lag es einfach daran, dass Justus keine Geschwister hatte, weswegen er Bobs Aufregung nicht teilen konnte, aber er wollte ein guter Freund sein und immerhin versuchen es zu verstehen.
Bob holte Luft. „Ich will einfach nicht, dass sie verletzt wird. Und auch für Peter will ich das nicht. Ich finde auch nicht, dass die Beiden zusammen passen.“ Justus nickte langsam. „Mag sein, aber du wirst nichts von alle dem verhindern können, wenn es so ist. Und wenn du es versuchst, verletzt du damit beide erst Recht. Jedenfalls kann ich mir das gut vorstellen.“

Riley ging unterdessen zusammen mit Peter wieder zurück zum Zimmer des Opfers, wobei sie zuvor noch einen kurzen Abstecher zu Mr. Mainsfield machten, um sich den Schlüssel geben zu lassen.
„Okay Peter, halt nach allem Ausschau, was irgendwie Verdächtig sein könnte. Sowohl im Badezimmer, als auch hier im Schlafraum.“ Peter sah nicht gerade begeistert aus. „Das Badezimmer kannst gerne du nochmal ansehen, ich will nicht einem wütenden Geist von Mr. Burton begegnen.“ Riley lächelte milde. „Wer sagt, dass der Geist nur im Badezimmer bleibt?“ Peter wich die Farbe aus dem Gesicht und Riley legte ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter. „Das war ein Scherz. Ich glaube nicht, dass wir Mr. Burtons Geist begegnen werden und wenn können wir ihn ja gleich fragen, wer der Mörder ist.“
Peter stieg leichte Röte ins Gesicht und er brachte ein kurzer und langsames „Haha.“ hervor, bevor Riley ihn dazu animierte sich einfach weiter um zu sehen.
„Sag mal… Was ist das eigentlich für ein Rätsel, was du Justus aufgetragen hast?“ Riley hielt gerade den Morgenmantel von Mr. Burton in der Hand und sah fragend zu Peter hinüber. „Na ja, er fragte vorhin ob wir irgendeine Parallele von heute zu damals kennen würde. Irgendetwas was mit deinem Spruch zu tun haben könnte, dass du die Rollenverteilung amüsant findest.“
Riley lächelte und legte den Mantel beiseite. „Ach das.“, merkte sie an und Peter hob neugierig die Brauen. „Okay, ich werd dir die Lösung sagen, aber bitte, lach mich nicht aus.“ Peter verstand zwar nicht, warum er Bobs Schwester auslachen sollte, aber versprach es ihr dennoch.
„Als ich noch in Rockey Beach gewohnt habe, vor der ganzen Scheidungssache, war ich in Justus verknallt. So richtig peinlich erster Schwarm-Mäßig, mit Puppenhochzeit, wo eine Puppe Justus war und die Andere ich und im Schulheft lauter Herzchen malen und Mrs. Riley Jonas, oder Mr. Justus Andrews in verschiedenen Schriftzügen ausprobieren.“ Riley klang zum einen Teil wirklich peinlich berührt, als sie das sagte, aber auch etwas amüsiert über sich selbst. Peter selbst hatte nie so eine Phase durchlebt, aber vermutlich lag es auch einfach daran, dass er bis vor Kurzem geglaubt hatte, dass seine Gefühle für Bob Freundschaft seien und das mit Kelly Liebe war.
„Du nimmst mich doch auf den Arm, oder? Ich meine, unser Just?“ Riley zuckte mit den Schultern. „Was soll ich sagen. Justus war immer sehr gebildet und wirkte immer etwas älter als ihr beide. Außerdem war er so was wie der Anführer der drei Fragezeichen, das fand Klein-Riley so beeindruckend, dass sie Justus heiraten wollte.“ Nun lachte Riley tatsächlich über sich selbst. „Aber ich bezweifle, dass Justus je darauf kommen wird, ich meine, sobald etwas zu sehr in die emotionale Richtung geht, ist er nicht gerade der Hellste.“
Peter staunte wirklich nicht schlecht, doch statt weiter darauf ein zu gehen, schoss ihm die nächste Frage schon aus dem Mund, die er im Kopf hatte. „Weiß Bob davon?“ Er stockte einen Moment, als er sich selbst den Namen seines besten Freundes aussprechen hörte und lächelte ertappt. „Langsam verstehe ich, warum es dann doch so offensichtlich war...“
Riley schüttelte nur mit dem Kopf. „Bob weiß es nicht. Ich meine, wir waren in einem Alter, wo wir uns solche Dinge nicht erzählt haben. Vermutlich hätte er mich dann noch nerviger gefunden und Justus davon erzählt. Nein, danke. Und keine Sorge, deine Verliebtheit behalte ich auch für mich. Es ist nicht meine Aufgabe dich zu outen, oder Bob zu erzählen, was du eigentlich für ihn empfindest.“
Peter hatte zwar nicht angenommen, dass Riley mit dieser neuen Information hausieren ging, allerdings war er ihr dann doch sehr dankbar, dass sie es nochmals laut äußerte, bevor sie sich beide weiter auf die Suche konzentrierten.
„Ich hab was gefunden!“, rief der Rotschopf gut zehn Minuten später und die Blonde eilte zu ihm und warf ihm einen verschwörerischen Blick zu, so als hätte er nun die Lösung des Falles präsentiert.

Chapter 13: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 13

Chapter Text

Riley kam zu Peter hinüber, welcher auf ein Stück Stoff deutete, der zwischen Wand und Bücherregal geklemmt war. „Noch ein Durchgang.“, stellte Riley fest und Peter nickte, bevor er auch schon damit anfing sämtliche Bücher im Regal hervor zu ziehen. „Ich dachte einfach, dass ich mal nach einem Ausschau halte, weil wir schon oben ein gefunden hatten und der wie bei einem klischeehaften Film hinter einen großen Wandporträt endete und dann hab ich das entdeckt.“, merkte der Rotschopf an, während Riley begeistert grinste.
„Okay, du suchst weiter nach dem Mechanismus und ich schau mir Mr. Burton nochmals an, zumindest seine Kleidung.“ Peter nickte und machte mit der Suche weiter.
Riley lief nochmal ins Badezimmer und hob das Laken an, um die Kleidung des Opfers genauer zu untersuchen und wurde schließlich am Saum des Hemdes an der Rückseite fündig. Ein wenig enttäuscht war sie schon, da es doch ein besserer Fund gewesen wäre, hätte das Stück Stoff zum Täter gehört, aber immerhin gab es Aufschluss darüber, das Mr. Burton in dem Gang war.
„Er ist auf.“, rief Peter plötzlich und Riley eilte zurück. Sie teilte dem zweiten Detektiv ihren Fund mit und Peter erklärte ihr, wie der Mechanismus funktionierte. Im Bücherregal gab es einen Knopf und wenn man diesen drückte, ging sie auf. Um nicht alle Bücher aus zu räumen, hatte man ein Buch mit dem Rücken nach Innen gestellt, so brauchte man nur gegen das Buch drücken und das Regal schwang zur Seite.

Peter und Riley blickten in einen dunklen Gang und sowohl sie, als auch Peter holten ihre Smartphones hervor, um die Taschenlampen zu aktivieren.
„Warte mal!“, merkte er an und holte ein blaues Stück Kreide hervor, um ein Fragezeichen direkt neben dem Durchgang zu malen. „Ich glaube nicht, dass man mich für Vandalismus bezichtigen wird, oder?“, fragte er an die Blonde gewandt, welche nur kurz mit den Schultern zuckte und Peter ihr schließlich folgte. Einen Moment später ging die Tür hinter ihnen automatisch zu und sie folgten einem kurzen Weg. Schließlich gab es eine weitere Tür, welche allerdings mit einer ganz normalen Klinke betätigt wurde. Nachdem sie diese passiert hatten, gelangten sie in einen begehbaren Kleiderschrank. Die Tür hinter ihnen verschloss sich und sie sahen nur noch eine weiße Tapete. „Um den Zugang zurück kümmern wir uns später“, erklärte sie und betrat nun das Zimmer.
Es war im Grunde genommen genau so eingerichtet, wie das in dem sie selbst nächtigte. Ein großes Ehebett, zwei Nachtschränke und schließlich eine Tür zum Badezimmer.
„Okay, also noch ein Zimmer.“, stellte Peter fest und Riley ging schließlich auf die Tür zum Badezimmer zu. Sie blickte auf den Boden und kniete sich hin,um mit ihren Fingern die Fußmatte auf dem Boden zu betasten. „Feucht.“, stellte sie fest und Peter zuckte mit den Schultern. „Vielleicht war hier jemand duschen.“
Riley schüttelte den Kopf. „Sieh dich doch mal um, die Handtücher sehen unbenutzt aus, nur die obligatorische Seife für Gäste, ebenfalls komplett neu. Kein Duschgel, kein Shampoo und der Kleiderschrank aus dem wir kamen war komplett leer. Wer sollte bitte hier duschen gewesen sein?“
Peter runzelte die Stirn. „Du meinst?“, begann er seine Frage und Riley nickte mit ernster Mine. „Exakt, Mr. Burton wurde hier umgebracht.“

Nachdem Bob nochmals ausführlich erklärt hatte, warum er es nicht verstand, dass Peter unbedingt – so betonte er es jedenfalls – mit seiner Schwester mitgehen wollte, hatte Justus inzwischen neue Hinweise gefunden und lenkte den dritten Detektiv schließlich erfolgreich von seinem Klagelied ab.
„Briefe...“, bemerkte er stirnrunzelnd und Justus hatte ein siegessicheres lächeln auf den Lippen. „Und nicht nur irgendwelche Briefe. Sie sind von Anna Morgan, in denen sie ihren Vater mehrmals darum bittet die Krankenhausrechnungen ihrer Mutter zu bezahlen, weil sie diese nicht selbst bezahlen kann. Aber anscheinend hat Mr. Burton nie darauf reagiert, oder diese bitten verneint, da sie immer wieder an ihn und seine alten Gefühle appellierte und dass es auch ihr helfen würde, da sie bereits ihr Geld für das Studium, was sie von ihm bekam, für besagte Rechnungen nutzte.“
Bob staunte nicht schlecht und las sich die verschiedenen Zeilen selbst nochmals durch. „Das ist ja schön und gut, aber wir wissen immer noch nicht, wie sie den Mord begangen haben soll.“ Justus legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Okay, vielleicht sollten wir doch noch Mals in das Zimmer von Mr. Burton. Vielleicht haben Peter und Riley schon etwas heraus gefunden und wenn nicht, finden wir bestimmt etwas.“
Bob schmunzelte ein wenig. Es waren nicht genau die Worte, die Justus wählte, die ihn zu diesem Gesichtszug bewegten, sondern vielmehr die Tonart, wie er sagte. So als glaubte er schon, dass beide bereits etwas gefunden hatte, aber er es ihnen in keinster Weise gönnte. Trotzdem fand es Bob erstaunlich, dass Justus sich bei seinen Beschwerden mit Worten zurück hielt, lediglich an seinen Gesichtsausdrücken, konnte Bob immer Mal wieder feststellen, dass es ihm gar nicht passte eine weitere Person dabei zu haben, die ihm hin und wieder die Show stahl. Dennoch war Justus Auftreten etwas Anders als bei Jelena, was vielleicht auch daran lag, dass Riley ihn gerne neckte, aber ihm nicht gänzlich über den Mund fuhr und ihn direkt so hinstellte, als könne er niemanden außer sich selbst Ernst nehmen.

Zusammen gingen die zwei Detektive wieder zum Fundort der Leiche zurück und sahen sich kurz in dem Raum um. Weder Riley, noch Peter waren zu sehen und Justus deutete schließlich auf ein blaues Fragezeichen an einer Wand. „Vermutlich wusste Peter nicht, ob sie irgendwo heile wieder rauskommen.“, merkte der erste Detektiv an und besah sich das Bücherreagl genauer. Hierbei fiel ihm ein Buch auf, welches mit dem Rücken zur Wand platziert wurde, weswegen er es kurz hervor zog, um es einen Moment später wieder in das Regal zu drücken und schließlich schwang dieses zur Seite.
„Ein weiterer Geheimgang. Wie viele von den Teilen gibt es hier eigentlich noch?“, fragte Bob nach und holte sein Handy hervor, während Justus zu seiner Taschenlampe griff.
Einen Moment später, nachdem sie ungefähr die Hälfte des Ganges hinter sich gebracht hatten, schloss sich die Tür automatisch und sie fanden sich wie Peter und Riley zuvor erst im Wandschrank und dann in einem weiteren Schlafzimmer wieder.
„Peter? Riley?“, rief Bob, wobei kurz darauf beide aus dem Badezimmer traten. „Das müsst ihr euch ansehen, Riley hat gerade...“, fing Peter an, wobei die Blonde ihn stoppte. „Zeig Justus einfach das Bad, dann wird er es schon wissen.“, merkte sie an, wobei der erste Detektiv nur kurz die Brauen hob, dann aber das Badezimmer betrat und sich einen Moment umsah. Tatsächlich wusste er einen Moment später, was Bobs Schwester gemeint hatte und auf seinem Gesicht erschien wieder dieses ruhige Lächeln. Dieses Lächeln, was er immer dann trug, wenn er der Lösung eines Falles so unmittelbar bevor stand.
„Hier wurde Mr. Burton also umgebracht…“, merkte er an und Riley nickte. „Und das hier hing zwischen Bücherregal und Wand, ein Stück von seinem Hemd, Rückenteil, also wurde er...“ - „… nachdem er umgebracht wurde durch den Tunnel an seinen Beinen gezogen und dann in die Wanne gelegt.“ Riley nickte zustimmend. „Der Täter wollte sicher gehen, dass ihn niemand stört oder überrascht. Sagen wir, wenn Miss Lynch den Tee ein wenig zu früh gebracht hätte.“, fügte Justus noch hinzu, wobei Riley zustimmend nickte. „Also wählte der Täter einen leeren Raum, lockte Mr. Burton durch einen Vorwand hierher und brachte ihn hier um.“

Bob und Peter tauschten einen doch recht unsicheren Blick aus, während Justus und Riley damit beschäftigt waren ihre Gedankengänge entweder gegenseitig zu vervollständigen oder aus zu tauschen. Jedenfalls ergab es für die Zwei ein ziemlich bizarres Bild, wie sich beide gegenüber standen und man nicht genau erkannte, ob sie nun miteinander oder eben mit sich selbst sprachen und dabei einfach ihre Gedanken in den Raum warfen.
„Irgendwie unheimlich, oder?“, fragte Peter nach, wobei Bob doch etwas das Kinn reckte. „Ach findest du? Ist doch gut, wenn sie sich verstehen, oder nicht?“ Peter fiel auf, dass sich die Tonart des Blonden geändert hatte, konnte aber nicht genau sagen, warum dies der Fall war.
Das kam wirklich selten vor, immerhin meinte Peter, dass er Bob in und auswendig kannte. Meistens konnte er schon am Zucken seines Mundwinkels erkennen, ob er sich gerade getrennt hatte und ob sie oder er Schluss gemacht hatte. Doch diesen Tonfall konnte er wirklich nicht zuordnen, weswegen er nur mit den Schultern zuckte. „Klar, aber gruselig ist das trotzdem.“, merkte er nochmals an, wobei Bob sich dann urplötzlich doch wieder auf den Fall statt auf Justus und Riley konzentrieren wollte.
„Okay, also haben wir jetzt einen Tathergang?“, fragte er nach, woraufhin Justus vielsagend nickte. „Wir haben alles, was wir brauchen. Täter, Motiv, Tathergang und Beweis.“ Bei Letzterem hielt er erneut die Tüte mit der Kette empor.
Bob und Peter nickten und Justus steckte die kleine Plastiktüte zurück in seine Tasche. „Gut, Bob, du rufst bitte nochmal auf der Polizeiwache an und fragst wie lange sie noch brauchen, um hier zu sein. Peter, wir sagen allen Bescheid, dass sie sich hier versammeln sollen, sodass wir ihnen ganz genau vor Augen führen können, wie es sich abgespielt hat.“ Peter sah den ersten Detektiv stirnrunzelnd an. „Du meinst aber nicht, dass wir jetzt...“ Justus schnaubte verärgert. „Mitnichten, Peter. Aber es kann nicht schaden, wenn wir den Fall in diesem Raum aufklären, wo der Mord tatsächlich stattgefunden hat.“

Bob wollte sich gerade auf dem Weg zum Telefon machen, als er die Stimme seiner Schwester hörte. „Warte, bitte. Hör Mal Justus, ich bin mir nicht wirklich sicher, was den Täter betrifft.“, erklärte sie, wobei sich der Schwarzhaarige zu ihr wandte und deutlich verwundert aussah. „Riley, wir haben das Beweisstück und im Büro des Verstorbenen Mr. Burton, haben wir Briefe gefunden, in denen Anna Morgan ganz klar nach Geld für die Behandlung ihrer Mutter fragt, wobei Mr. Burton ihr dies anscheinend verwehrte, sonst hätte sie nicht so viele geschrieben. Hinzu kommt, dass sie die einzige Erbin ist, was es unumstößlich macht, dass sie die Täterin ist. Sie hat das Motiv, wir haben den Beweis und...“ Riley unterbrach ihn, allerdings nicht in einem barschen Tonfall, sondern klang es mehr nach einer Bitte. „Hör zu Justus, ich weiß, wie das aussehen mag, aber ich glaube wirklich nicht, dass sie Mr. Burton umgebracht hat. Und wenn sie unschuldig ist, dann ist euer erster Mordfall, wie ihr eine Unschuldige ins Gefängnis gebracht habt.“
Justus seufzte. „Kannst du denn Beweisen, dass es jemand anderes war? Irgendwelche Fakten, die deine Theorie belegen?“, fragte er nach und Riley biss sich auf die Unterlippe. „Also, ich bin mir wirklich sicher, dass sie es war, wir müssen sie nur noch überführen.“
Riley seufzte, man sah ihr an, dass sie noch immer nicht daran glaubte, dass es Anna war und gerade wollte Justus dazu appellieren seinen Plan in die Tat um zu setzen, als Riley sich dann doch noch Mal zu Wort meldete.
„Okay, einen Vorschlag habe ich. Lass es uns nicht so weit öffentlich machen, dass sie die Täterin ist. Wie wäre es, wenn wir stattdessen einen anderen Plan verfolgen. Ein anderes Beweisstück vorgeben gefunden zu haben und wenn der Täter danach sucht, um es verschwinden zu lassen, haben wir ihn oder sie quasie auf frischer Tat ertappt. Bitte, was hast du zu verlieren? Wenn es tatsächlich Anna war, wird sie darauf hereinfallen und wird vielleicht sogar versuchen die Kette verschwinden zu lassen. Wenn sie es nicht war, haben wir trotzdem den Mordfall aufgeklärt. Du hast nichts zu verlieren, Justus.“
Der erste Detektiv wandte sich zu seinen Kollegen, wobei Peter leicht nickte und Bob nur knapp mit den Schultern zuckte, so als wolle er sagen, dass man es wenigstens versuchen könne. „Also gut, aber die Polizei sollte hierzu möglichst schnell eintreffen und dann wirst du sehen, wer am Ende die Nase vorn hat.“ Justus klang dabei ziemlich sicher, während Riley einfach nur milde lächelte und nickte. „Danke.“
Und damit konnte Bob schließlich losgehen, um nochmals auf der Polizeistation an zu rufen, während Justus, Peter und Riley auf das Zimmer der drei Detektive gingen. Justus betonte hierbei nochmals, dass er nicht daran glaubte, dass es jemand Anderes war, aber Riley zuckte hierbei nur die Schultern. „Wie gesagt, wir haben nichts zu verlieren. Wenn die drei Fragezeichen, allerdings falsch liegen, könnte das euren Ruf kosten und das wäre es einfach nicht wert.“

Chapter 14: Fall 1: Mord beim Krimidinner Part 14

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Es kam zum Abend und die drei Fragezeichen gaben vor auf Hochtouren in dem Fall zu ermitteln, was sie im Grunde auch taten. Zusammen saßen sie mit Riley auf dem Zimmer der drei Detektive und unterhielten sich darüber, wie sie am Besten vorgehen sollten, um möglichst alle Gefahren aus dem Weg zu räumen. Jedenfalls hatte Peter darauf bestanden, dass alles genau geplant wurde, immerhin waren sie keine Kinder mehr und wussten nun um die Gefahren, die ihr Handeln mit sich tragen konnte.
„Der Plan klingt wenigstens sicherer, als den Vorschlag, den Just zuerst gebracht hatte.“, merkte Peter schließlich an, als Bob mit seiner Vorstellung fertig war. „Trotzdem ist es immer noch riskant.“, erklärte Riley und atmete durch, währen Justus die Blonde ansah. „Wenn du es nicht machen willst, dann übernehme ich gerne.“, erklärte der Schwarzhaarige, wobei Riley nur mit dem Kopf schüttelte. „Ich komme klar, geht ihr nur sicher, dass alles Andere bereit ist, falls doch etwas schief gehen sollte.“
Die drei Fragezeichen nickten und erhoben sich schließlich. Sie hatten Mr. Mainsfield und Miss Lynch gebeten das Abendessen auf den jeweiligen Zimmern zu servieren, angeblich, um so ein Durcheinander zu vermeiden. Allerdings steckte hierbei sehr viel mehr dahinter.
„Gut, wir nehmen die Zimmer von Miss Morgan und Mr. Burton Junior, Peter Bob, ihr kümmert euch um das Ehepaar und die beiden alten Freunde. Anschließend geht ihr beide zu Miss Lynch und wir zu Mr. Mainsfield. Die Story kennt ihr...“ Bob unterbrach den ersten Detektiv. „Ja, Just, wir wissen Bescheid, falls du es vergessen haben solltest, es war meine Idee.“ Justus nickte nur knapp und machte sich anschließend mit Riley auf den Weg, während Peter und Bob einen Anderen einschlugen. Treffen würden sie sich wieder im Zimmer der drei Detektive.

„Also, Riley, was hast du entdeckt?“, fragte Justus aufgeregt nach, während sie zusammen vor der Tür von Miss Morgan standen. „Du wirst es nicht glauben, ich habe in der Badewanne einen Knopf entdeckt. Der muss vom Täter stammen.“ Justus nickte, so als wüsste er wirklich nicht, was als Nächstes kommen würde und versuchte seine Stimme möglichst begeistert klingen zu lassen. „Wahnsinn, dann gehen wir sofort hin und sichern das Beweisstück.“, merkte er an, wobei Riley wirklich versuchte bei dieser gespielten Begeisterung nicht los zu lachen. Natürlich war Justus Jonas kein schlechter Schauspieler, allerdings merkte man schon, dass er seine letzte große Rolle als Kind hatte und nicht erst kürzlich im Fernsehn zu sehen war, wobei das auch nichts bedeuten musste.
„Leider ist mir der Knopf, als ich versuchte ihn sicher zu stellen runter gefallen und ich konnte ihn danach nicht mehr entdecken. Entweder ist er unter den kleinen Schrank gerollt, oder sogar in den Abfluss.“ Justus verzog das Gesicht ein wenig und seufzte. „Verdammt. Zum Glück kommt die Polizei morgen früh, dann können die nach dem Beweis Ausschau halten und anschließend den Täter verhaften.“ Riley nickte und so zogen die beiden weiter zur Tür von Mr. Burton.
Das gleiche Schauspiel führten auch Peter und Bob auf und versuchten es möglichst glaubhaft klingen zu lassen, bevor sie sich schließlich alle im Zimmer wieder versammelten.

„War irgendwer auffällig?“, fragte Justus, wobei Peter mit den Schultern zuckte. „Ich habe gehört, wie die Tür von Mrs. Hensen einen Spalt aufging, aber das könnte auch pure Neugierde gewesen sein.“ Justus nickte und sah zu Riley hinüber, die allerdings nur leicht mit den Schultern zuckte. „Bei uns war nichts, aber machen wir uns lieber auf den Weg, sonst ist der Mörder noch vor uns da.“ Die drei Fragezeichen stimmten zu und verließen leise, aber in einem gewissen Tempo das Zimmer. Während Bob die Treppe hinunter schlich, gingen Justus, Riley und auch Peter in das Zimmer des eigentlichen Mordes.

Die Vorhänge waren zugezogen und es dauerte eine gewisse Zeit, aber irgendwann ging die Tür zum Zimmer auf und das Licht einer Taschenlampe fiel in einem kleinen Kegel auf den Boden. Langsam und vorsichtig schloss die Gestalt die Tür und schlich anschließend zum Badezimmer, wo sie die Taschenlampe aus schaltete und schließlich das Licht einschaltete. Doch statt gleich mit der Suche beginnen zu können, wurde die Gestalt von Riley begrüßt, welche mit einem sachten Lächeln auf dem Wannenrand saß. „Ich habe sie schon erwartet, Mr. Burton.“, merkte sie an und der Sohn des Opfers wurde von einem Moment zum Nächsten bleich wie die Badezimmerwand. „Was? Oh… Also, bei mir ist das warme Wasser irgendwie...“, begann er eine Ausrede zu finden, während Riley nur mit dem Kopf schüttelte. „Und da dachten sie, sie kämen hier her, um zu duschen. Das wage ich doch stark zu bezweifeln. Lassen Sie mich raten, Mr. Burton. Sie sind hier, um nach dem Beweisstück zu suchen, von dem Justus und ich gesprochen haben?“ Mr. Burton fing an zu stottern. „Also, ich...“ Doch Riley schnitt ihm wieder das Wort ab, während sie sich erhob.
„Sparen Sie sich die Ausreden. Lassen Sie uns doch lieber über den Tathergang sprechen. Gestern Abend haben sie sich mit Absicht Wein über das Hemd geschüttet und gingen auch sogleich los, um angeblich den Wein aus dem Oberteil zu waschen, während sie eigentlich nur hier oben auf ihren Vater warteten, um diesen mit einem Vorwand hierher zu locken. Sie betäubten ihn, vermutlich mit Chloroform oder etwas in der Art und ertränkten ihn schließlich hier in der Badewanne, die sie zuvor schon präpariert hatten. Den Wein hatten sie sich nur vorsorglich über das Hemd gekippt, damit niemand verdacht schöpfen würde, wenn man sie mit einem nassen Oberteil vorgefunden hätte. Vermutlich hätten sie dann einfach behauptet, sie wollten noch mal nach Waschmittel oder Ähnliches fragen, da sie den Fleck nicht raus bekämen. Liege ich soweit richtig?“ Mr. Burton schnaubte und Riley ließ ihm nur diesen kurzen Atemzug, bevor sie auch schon weiter machte. „Nachdem Sie ihren Vater ertränkten, schleiften sie ihn mit den Füßen voran durch den Geheimgang, wobei ein Stück Stoff vom Hemd ihres Vaters an einem Nagel hängen blieb und sich später Wand und Bücherregal klemmte. Sie schafften ihren Vater in das Badezimmer, zogen sich seinen Morgenmantel an und legten sich in dessen Bett. Sie kannten seine Angewohnheiten und wussten, dass Miss Lynch ihm noch Tee vorbeibringen würden. Als sie dies tat, gaben sie vor zu schnarchen, sodass Miss Lynch der festen Überzeugung war, dass Mr. Burton zu der Zeit noch am Leben war. Als Miss Lynch das Zimmer wieder verließ, schalteten sie die Musik ein, schlossen die Tür von innen ab, legten ihren Vater in die Wanne und ließen Wasser einlaufen, anschließend verließen sie das Zimmer durch den Geheimen Zugang, zogen sich um, mit Sachen, die sie vermutlich in dem anderen Zimmer gelassen hatten, um so danach auszusehen, als wären sie wirklich auf ihrem Zimmer gewesen. Schließlich kamen sie wieder hinunter und gaben vor nicht schlafen zu können. Für ihren Plan war es immerhin auch nicht wichtig, ob die Wanne im Zimmer ihres Vaters überlief, so konnten sie sich in aller Ruhe ein Alibi verschaffen, bei dem jeder glaubte, dass sie im Zeitraum des Todes von ihrem Vater bei uns gewesen waren.“
Mr. Burton brachte ein kurzes Lachen hervor. „Das ist ja eine nette Geschichte, aber jeder Andere hätte auch danach Zeit gehabt ihn umzubringen, während alle Anderen schon schliefen.“ Riley nickte langsam. „Durchaus, aber sie mussten davon ausgehen, dass die Polizei einen ungefähren Todeszeitpunkt feststellen könnten und so wären sie immer noch auf der sicheren Seite gewesen. Aber lassen sie mich noch zum Ende kommen, immerhin hatten sie da eine ganz nette Idee. Nachdem wir alle nach ob sind, sind sie einige Zeit später aus ihrem Zimmer wieder über den Geheimgang zu dem Zimmer ihres Vaters, schalteten Wasser und Musik ab, nahmen ihre Kleidung wieder mit und entsorgten diese. Deswegen konnten sie auch nicht noch Mal nachsehen, ob an ihrem Hemd wirklich ein Knopf fehlt und der Einzige, der wusste, dass Mr. Burton hier ertränkt wurde und der Knopf damit hätte genau an diesem Ort sein müssen, ist der Mörder selbst. Habe ich irgendetwas vergessen?“

Mr. Burton war nun jeglicher Hohn und Spott aus dem Gesicht gewaschen und man merkte ihm an, dass er nun keine Ausrede mehr finden würde. „Es gab nie einen Knopf, oder?“, fragte er nach, wobei Riley ihm keine Antwort gab. „Ja, ich habe meinen Vater ertränkt. Dieser elende Fremdgänger. Hat durch seinen Seitensprung die ganze Familie zerstört. Meine Mutter hatte er mit diesem Verhalten in den Tod getrieben. Sie hatte es nicht verstanden und nicht ausgehalten. Und dann sollte auch noch diese Anna, der Bastard von ihm und seiner Geliebten alles erben, obwohl er mich dazu getrimmt hatte eines Tages seine Firma zu übernehmen, was ich nie wollte! Und dann lässt er uns einfach so mittellos zurück? Ich dachte mein Plan wäre perfekt. Ein falsches Alibi und Anna den Mord in die Schuhe schieben, sodass man ihr das Erbe aberkennen würde, oder das Testament in Frage stellte. Diese drei Möchtegerne von Detektiven kamen mir da gerade Recht. Zu schade, dass dir diese Story niemand glauben wird und dass du sie auch nicht mehr erzählen kannst, wo deine kleinen Freunde nicht dabei sind...“
Riley grinste breit, während sich Justus, Peter und Bob vor der offenen Tür bemerkbar machten. „Wer sagt, dass sie allein gekommen ist?“, fragte der erste Detektiv, während Peter eine Taste auf seinem Handy drückte. „Und vielen Dank für das Geständnis, der Richter wird sich freuen.“
Bob wandte sich zur Zimmertür. „Ich glaube Mr. Burton ist nun bereit mitgenommen zu werden, Inspektor.“ Und damit kam auch schon die Polizei in Zimmer hinein.
Die drei Fragezeichen machten ihnen Platz und Mr. Burton wurde in Handschellen gelegt. „Ihr seid trotzdem Möchtegerne hättet ihr nicht die Sache mit dem Knopf erfunden, wärt ihr nie auf mich gekommen.“, höhnte Mr. Burton, während einer der Beamten nur ein kurzes. „Das können sie gerne nochmal dem Richter erklären.“ vor sich hinbrummte. Riley allerdings sah den Verhafteten allerdings doch recht abschätzend an. „Ich hatte sie in Verdacht, noch bevor wir erfuhren, dass die Kette von Anna ist. Während alle Anderen nämlich darüber trauerten, dass Mr. Burton tot war, waren sie der Einzige, der fragte, wer ihn ertränkte. Von Peter, Bob, Mr. Mainsfield und Miss Lynch wussten wir, dass niemand etwas über die Todesursache bekannt gegeben hatten, sondern nur, dass er Tod war.“

Mr. Burton wurde schließlich abgeführt und die drei Fragezeichen und Riley blieben allein in dem Zimmer zurück. Justus ließ sich erschöpft auf das Bett im Zimmer fallen, während Peter und Bob breit grinsten. „Wir haben ihn gelöst...“, verkündete Peter, wobei Bob eifrig nickte. „Unseren ersten Mordfall!“ Justus hingegen sah gar nicht erfreut über diese Tatsache aus und zuckte nur etwas mit den Schultern. „Na ja...“, gab er von sich und sah seine besten Freunde an. „Eigentlich hat Riley den Mordfall gelöst, ich bin die ganze Zeit den falschen Fährten gefolgt. Wie es scheint bist du tatsächlich besser als ich, du hast mich geschlagen.“ Er klang sichtlich enttäuscht von sich selbst und wieder ein Mal traten diese dummen Selbstzweifel auf, die er bei Bob und Peter nie hatte.
Riley schüttelte nur den Kopf. „Hierbei geht es doch nicht, wer besser oder schlechter ist, wer den Fall schneller löst oder die schnellere Kombinationsgabe besitzt, Justus.“, merkte sie an und der erste Detektiv sah sie an. „Das hier ist kein Wettbewerb. Es geht hierbei nur um die Wahrheit und diese heraus zu finden, genau deswegen bist du doch Detektiv und genau deswegen willst du doch zur Polizei.“
Justus war sichtlich erstaunt und er ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Er hatte wirklich die ganze Zeit versucht besser und schneller zu sein als Riley, wollte sich ihr gegenüber beweisen, hatte im Grunde Angst gehabt, dass man ihm seinen Platz streitig machen könnte oder ihm einfach die Show stahl. Bei Jelena war es nicht anders gewesen, nur hatte er bei ihr immer das Gefühl gehabt, als wollte diese sich genau so ins Rampenlicht drängen, wie er selbst. Doch genau das war der falsche Gedankengang und auch wenn er es als Teenager vermutlich nicht so verstanden hätte, so konnte er es jetzt vollkommen nach vollziehen. Hier ging es nicht um die drei Fragezeichen oder um ihn und Riley. Es ging um den Fall, darum zu vermeiden dass jemand Unschuldiges zu Schaden kommt und der Schuldige seine gerechte Strafe erhält.
„Du hast ja Recht, ich war wohl so versessen darauf besser zu sein als du, dass ich dabei vollkommen das eigentliche Ziel aus den Augen verloren hatte.“
Justus erhob sich wieder von dem Bett und atmete durch, während Bob und Peter den ersten Detektiv etwas verwundert ansahen. Justus musste diese Blicke wohl bemerkt haben, denn dieser warf seinen Freunden einen fragenden Blick zu. „Was denn? Wir sind alle keine Kinder mehr. Ich kann durchaus zugeben, wenn ich mal falsch lag.“
Bob musste grinsen. „Natürlich, Erster.“, stimmte er deutlich überschwänglich zu und Justus reckte das Kinn. „Ich kann auch nichts dafür, dass ich so selten Falsch liege.“, merkte er an und Peter musste etwas lachen. Riley hingegen ging langsam auf die Tür zu. „Also, ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich sterbe fast vor Hunger, meint ihr, wir bekommen noch etwas zu essen?“, fragte sie nach und Justus eilte zu ihr. „Essen klingt nach einer sehr guten Idee, wenn du weiterhin so gute Ideen hast, überlege ich mir vielleicht, ob du den drei Fragezeichen nicht künftig beratend zur Seite stehen könntest.“ Riley hob etwas fragend die Brauen und da sah Bob seine Pflicht sich ein zu mischen und auch Peter, welcher schon Bescheid wusste lachte leicht. „Darüber reden wir ein anderes Mal, jetzt klingt Essen doch nach einem wunderbaren Plan, oder Bob?“ Der dritte Detektiv nickte zustimmend. „Ja, außerdem hat Riley heute gerade mal ein Bissen vom Sandwich genommen. Und Mom bringt mich um, wenn ich dafür sorge, dass meine Lieblingsschwester verhungert.“
Riley runzelte die Stirn. „Erstens, kann ich nichts Essen, wenn ich ermittel, das macht meinen Kopf so träge und zweitens, bin ich deine einzige Schwester.“ Bob zuckte mit den Schultern. „Genau deswegen bist du ja auch meine Lieblingsschwester.“
Justus schüttelte etwas mit dem Kopf, während die drei Fragezeichen die Treppe hinunter gingen. „Gut, Kollegen, also essen wir etwas und dann fahren wir nach Hause, ich habe wirklich keine Lust hier zu sein, wenn verkündet wird, dass Anna alles erbt.“ Peter konnte hier nur zustimmen. „Und eines steht fest, baden gehe ich so schnell nicht mehr.“ Bob lachte leicht auf, als er den Rotschopf das sagen hörte. „Na, zum Glück haben wir eine Dusche, sonst hätten wir irgendwann ein ernsthaftes Problem, gerade wenn du in aller Herrgottsfrühe aufstehst, um erst Mal zu joggen.“

Sie waren gerade kurz vor der Küche angekommen, als Riley dann doch noch Mal stockte. „Aber eine offene Frage gibt es trotzdem noch: Wer war der Mörder beim Krimidinner?“ Bob sah seine Schwester recht fassungslos an. „Das kümmert dich noch, nach all dem, was hier vorgefallen ist?“, wollte er wissen, wobei ihm Peter nur zustimmen konnte. Justus allerdings räusperte sich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Also, ich kann Rileys Neugierde durchaus verstehen. Zum Glück habe ich beim Durchsuchen von Mr. Burtons Schreibtisch nicht nur das Testament entdeckt, sondern auch einige Hinweise zu dem Spiel, die er noch geben wollte. Wenn ich alles zusammen nehme und richtig schlussfolgere, dann wäre Peter der Täter gewesen.“
Peter weitete die Augen und Riley hob kurz die Augenbrauen. „Wenn dem tatsächlich so ist, kann ich dazu nur eines sagen: Sohn, du bist enterbt.“ Peter schnappte nach Luft, während Justus tatsächlich etwas grinste. „Warum denn gleich enterbt? Vielleicht liegt Just auch falsch.“
Der Schwarzhaarige reckte allerdings nur das Kinn. „Ich habe keine Zweifel an meiner Schlussfolgerung, also hör auf deine Mutter, Junge, du bist enterbt. Seinen Großvater bringt man nicht um.“ Bob lachte und Peter wurde doch ein wenig bleich um die Nase. „Also, wenn du mich fragst, Bob, finde ich es immer noch gruselig, wenn die beiden sich verstehen.“

Chapter 15: Zukunftsgeflüster Part 1

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Bob nahm die Hände von der Tastatur und lächelte friedlich, nachdem er die letzten Worte getippt hatte. Eine Hand wanderte zur Kaffeetasse von der er einen Schluck nahm und kurz das Gesicht verzog, als er bemerkte, dass dessen Inhalt schon längst kalt geworden war.
„Du bist noch was?“
Bob drehte sich zu der ihm so vertrauten Stimme und nickte nur leicht. „Ich konnte nicht anders, die Worte sprudelten einfach nur so heraus, als ob es geschrieben werden musste.“, erklärte der Blonde und stellte die Tasse wieder auf dem Schreibtisch zurück.
„Also nehme ich an, dass deine Schreibblockade überwunden ist?“
Bob nickte erneut und grinste. „Der Fall von Mr. Burton, unser erster Mordfall.“ Er speicherte das Dokument ab, sodass es nicht verloren ging, bevor er einen Blick auf die Uhr warf. Es war drei Uhr morgens und er hatte gar nicht gemerkt wie lange er einfach nur die verschiedenen Buchstaben betätigt hatte, um den Fall zu dokumentieren. „Es war der Anfang.“, merkte er noch an, wobei er dennoch die Einwände hörte. „Aber die drei Fragezeichen gab es schon lange vor diesem Fall.“
Das stimmte wohl, immerhin gab es das Detektivbüro der drei Jungs aus Rockey Beach schon ziemlich lange, der Wohnwagen, welcher damals als Zentrale fungierte, der Strand an dem sie sich gerne gesonnt hatten, Inspektor Cotta, welcher nun schon lange in Rente war, nicht zu vergessen die berühmte Visitenkarte. All das war schon vor dem Fall um Mr. Burtons Ermordung da gewesen.
„Es war trotzdem der Fall an dem sich alles irgendwie änderte. Es war der Fall bei dem wir anfingen vier Detektive zu sein. Der uns ein neues Kapitel aufschlagen ließ.“
Jedenfalls sah es Bob so. Doch das Lächeln des Anderen verriet ihm, dass er Bobs Worte genau verstand.
„Kommst du dann jetzt endlich ins Bett?“
Bob fuhr den Laptop runter, erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und empfing einen Moment die Lippen, die ihm inzwischen so vertraut waren, wie seine Eigenen. „Bin sofort da, Mr. Andrews.“ Er sah wie sein Mann mit den Augen rollte, aber lächelte. „Wie wirst du es nennen?“, wollte er noch wissen, wobei Bob überlegte. „Ich glaube, ich nenne es einfach ‚Die drei Fragezeichen: Finde die Wahrheit‘… Hat irgendwie was, findest du nicht?“
Er blickte in grüne, skeptische Augen. „Aber im Grunde müsste es doch vier Fragezeichen sein, außerdem ‚Finde die Wahrheit‘? Warum ausgerechnet dieser Titel?“
Bob musste zugeben, dass der Titel vielleicht doch etwas lang war, allerdings hatte er sich bei dem zweiten Teil schon etwas gedacht.
„Nun, auch wenn wir ab da an vier Detektive waren, so haben wir jedoch nie gesagt dass es die vier Fragezeichen heißt, unser Name hatte eben irgendwie Wiedererkennungswert und vier Fragezeichen klingt irgendwie komisch. Was ‚Finde die Wahrheit‘ betrifft… Riley hatte in dem Fall zu Justus gesagt, dass es nicht wichtig ist, wer schneller auf die Lösung kam, sondern es einfach wichtig ist, dass wir die Wahrheit gefunden haben und dass nur das zählt.“
Im Schlafzimmer angekommen, legte sich Bob wie gewohnt auf die linke Seite des Bettes und nahm noch seine Brille ab, welche er auf den Nachtschrank legte.
„Finde die Wahrheit. Lass es einfach so, klingt besser.“ Bob lächelte kurz und kuschelte sich an seinen Ehemann. „Also, ‚Finde die Wahrheit.‘“
Einen Moment herrschte Stille, welche dann auch wieder unterbrochen wurde. „Wie geht es weiter?“
Bob unterdrückte ein Gähnen. „Mit dem Geisterhotel.“

Chapter 16: Fall 2: Das Geisterhotel Part 1

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„Wohlverdientes Wochenende nenne ich das, immerhin waren wir eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr in Rockey Beach, seit wir nach Los Angeles gezogen sind.“, betonte Peter nochmals, während er seinen roten MG an dem Schild „Willkommen in Rockey Beach“ passieren ließ und breit grinste.
„Dass du dich mal über ein freies Wochenende freust.“, wunderte sich Bob, während sich Justus neben ihm auf der Rückbank streckte. „Ich persönlich hätte nichts dagegen ein zu wenden endlich Mal wieder einen Fall zu lösen, aber immerhin bleibt mir das morgendliche Joggen dieses Wochenende erspart.“
Riley, welche sich auf dem Beifahrersitz befand lachte leicht auf. „Wer sagt denn, dass es dir erspart bleibt. Ich bin mir sicher, dass Peter nichts dagegen hätte dich mit zu nehmen.“
Peter lachte leicht und sah zu Riley. „Hier am Strand lässt es sich wunderbar laufen, außerdem habe ich nie behauptet, dass es ein Sportfreies Wochenende sein wird.“
Justus schnaubte leicht. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Begleitung durch Riley ausreichend ist. Außerdem ist das Helfen auf dem Gebrauchtwarencenter sportliche Betätigung genug, wenn ihr mich fragt.“
Bob grinste ein wenig, während er die vertrauten Straßen aus dem Fenster beobachtete. „Sag mal, hatte Jeffrey eigentlich vor wieder eine Halloweenparty zu schmeißen?“, fragte er nach, wobei Peter leicht nickte. „Ja, er meinte, dass wir ruhig vorbeikommen können, wenn wir die Zeit finden. Kostüme sind nicht unbedingt notwendig und...“ Er wurde kurzzeitig abgelenkt, als ihm ein Gebäude ins Auge fiel und davor ein Schild eine Neueröffnung verkündetet.
„Seht mal, die wollen das Midnight Hotel wieder eröffnen.“, stellte Bob fest und Peter schüttelte sich leicht. „Ob das so eine gute Idee ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Mary Lou das zu verhindern weiß. Also, wenn ihr mich fragt, sollten sie das Gebäude mit einer großzügigen Menge Salz verbrennen.“ Riley runzelte etwas die Stirn, als Peter von seinem Vorschlag sprach. „Was ist denn mit dem Hotel?“, fragte sie nach, woraufhin Justus sich kurz räusperte.
„Kurz nach Eröffnung des Hotels im Jahr 1966 ertränkte eine junge Frau Namens Mary Lou ihre beiden Kinder in der Badewanne und beging darauf hin Selbstmord indem sie aus dem Fenster sprang. Eigentlich ist der dritte Stock nicht sonderlich hoch, dennoch überlebte sie dies nicht. Es wird erzählt, dass man vor dem Fenster wässrige Spuren gefunden habe, als hätten ihre Kinder sie aus dem Fenster gedrängt. So zu sagen als Rache. Wenn ihr mich fragt, ist das natürlich komplett weit her geholt und die Presse wollte schlicht ein schönes Schauermärchen entwerfen, da es sich besser verkauft.“
Peter wurde ziemlich Bleich im Gesicht, was im Grunde genommen immer geschah, wenn die Rede von Geistern und Übernatürlichem war.
„Wenn es nur das wäre, würde ich dir ja zustimmen, Just. Aber du vergisst dass die Geschichte noch weiter geht.“, merkte der Rotschopf an, woraufhin Riley etwas verwundert zu dem Fahrer sah. „Und wie geht es weiter?“, fragte sie nach, wobei ihr Bruder das reden übernahm und doch etwas genervt bei seiner Erzählung wirkte, so als würde er das Ganze für einen schlechten Horrorfilm halten, bei dem die ganze Handlung schon bekannt war und komplett vorhersehbar.
„Es geht damit weiter, dass angeblich alle zehn Jahre im gleichen Zimmer Todesfälle ereignen, sodass das Hotel vor über zehn Jahren dicht machen musste, weil kaum ein Gast noch dort übernachten wollte, aus Angst es könnte sie ein Fluch treffen.“
Justus räusperte sich, um nun auf sich Aufmerksam zu machen. „Zugegeben, es gab schon zwei oder drei Todesfälle in diesem Hotel, allerdings nicht so häufig, wie es die Leute erzählen. In der Presse wird zwar davon berichtet, jedoch wurden teilweise keine Leiche gefunden und wo keine Leiche, da auch kein Verbrechen. Vermutlich hatte man sich erhofft durch diese Schauermärchen Interessierte an solchen Schauergeschichten an zu locken. Wenn ihr mich fragt, sind diese Geschichten alle ziemlich weit her geholt. Auch die ganze Sache, dass gerade das eine Zimmer verflucht sein soll.“
Riley konnte sehen, wie Peter mit den Zähnen knirschte und seine Hände sich am Lenkrad verkrampften. „Ich würde jedenfalls nicht in diesem Hotel übernachten und bin ganz froh, dass ich gleich Zuhause bin und mein eigenes Bett unter mir spüre.“

Peter setzte zunächst Justus am Schrottplatz ab, welcher noch anmerkte, dass sie sich am nächsten Tag treffen könnten und vielleicht doch noch Mal die Kostümsache durchgingen. Da ihm die Partys von Peters Freund wohl bekannt waren, ahnte er bereits, dass alle verkleidet ankamen und er wollte nicht unnötig auffallen und ein Mal mehr als Spielverderber gelten. Bob erklärte ihm darauf hin, dass er im Grunde nur so unbeliebt bei diesen Halloween Partys war, da er versuchte die Gruselgeschichten sehr logisch zu erklären und sich hierbei auch nicht beirren ließ.

Nachdem Justus also aus dem Wagen ausgestiegen war und seine Reisetasche aus dem Kofferraum geholt hatte, fuhr Peter die Zwillinge noch zu ihrem Vater, bevor er sich auf den Weg zu sich nach Hause machte. Es war schon Abend, als er selbst ankam, was aber auch daran lag, dass die drei Fragezeichen recht spät nach Rockey Beach gefahren waren, da sie immerhin noch Vorlesungen besucht hatten.

Am nächsten Morgen holte Peter Riley zum Joggen ab. Sie selbst beklagte sich zwar gerne, dass es viel zu früh war, allerdings war sie hierbei deutlich disziplinierter als Justus. Bob hingegen erklärte, dass sie sich später in der Zentrale treffen konnten, bevor sie sich auf den Weg in die Stadt machen würden, um dort nach Kostümen zu gucken. Die Party sollte am Abend stattfinden, Jeffrey hatte wie jedes Jahr zu dieser Zeit Sturmfrei und Peter staunte immer noch darüber, dass seine Eltern ihm die Erlaubnis für diverse Partys gaben. Zugegeben, es war auch nur ein Mal ein Fenster zu Bruch gegangen.
Gerade erreichten Riley und Peter die Zentrale, um Justus ab zu holen, als dieser eine junge Frau, welche vielleicht zwei Jahre älter war verabschiedete.
„Ah, Riley, Peter… Wo ist Bob?“, fragte der erste Detektiv nach, als beide den Hof betraten und der jungen Frau noch ein kurzes Hallo und Auf Wiedersehen entgegen brachten. „Bob kommt später, wir wollten dich eigentlich zum Joggen abholen, darum auch die sportlichen Sachen...“ Er deutete sowohl auf Riley, als auch auf seine Kleidung, um sein Vorhaben zu verdeutlichen, allerdings winkte Justus ab.
„Vergesst das Joggen, wir haben einen neuen Fall.“, berichtete der erste Detektiv und Peter stöhnte auf. „Nicht schon wieder, Justus. Wir sind nicht mal zwölf Stunden Zuhause, es ist gerade Mal acht Uhr morgens und du willst uns schon wieder in irgendeine Sache hinein ziehen? Hätte das nicht bis zum Mittag warten können?“, fragte Peter nach, wobei Riley ihm ein kurzes Lächeln schenkte.
„Justus kann auch nicht dafür, für die junge Frau von gerade scheint es ziemlich dringlich zu sein und sie hat Just förmlich aus dem Bett geschmissen.“ Peter sah sie verwundert an, wobei der erste Detektiv sich kurz streckte und anschließend sein Handy aus der Hosentasche zog, um Bob eine Nachricht zu schicken.
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Peter nach und Riley zuckte nur entspannt mit den Schultern, bevor sie damit begann Peter ihre Annahme zu erläutern.
„Die junge Frau von gerade wirkte müde, allerdings nicht, weil sie so früh aufstehen musste, sondern eher, als hätte sie die halbe Nacht nicht wirklich schlafen können. Das weiß ich daher, da ihre Haare gerichtet und ihr Make Up ordentlich war. Wäre sie für ihre Verhältnisse zu früh aufgestanden, wäre ihr Aussehen nicht so akkurat. Sie benutzte viel Concealer, um die Augenringe zu kaschieren, wirkte in ihrem Gangbild sehr erschöpft, allerdings sah ihr Gesicht eher verunsichert aus. Für sie ist ihr Anliegen dringend, so dringend, dass sie damit nicht bis zum Mittag warten konnte, weswegen sie schon vor Öffnung des Gebrauchtwarencenters hier ankam und Justus weckte.“
Peter nickte nur etwas und sah zum ersten Detektiv, der nur bestätigend nickte. „Okay, aber wie kommst du darauf, dass sie Justus geweckt hat, immerhin wollte er bestimmt nicht mit zum Joggen, das sehe sogar ich.“
Riley konnte dem zustimmen, deutete aber anschließend auf die Punkte an Justus Erscheinung, die sie zu ihrer Annahme brachten. „Justus Haare sind gekämmt, allerdings sind sie deutlich platter als sonst, was bedeutet, dass er noch nicht geduscht hat, entweder, weil er heute keinen Wert darauf legt, aber viel Wahrscheinlicher, weil keine Zeit blieb. Er hat also schnell seine Kleidung angezogen, um nicht in Boxershorts vor einer möglichen Klientin zu erscheinen. Hierbei hat er zwei verkehrte Socken gegriffen und offenbar vergessen seinen Hosenstall zu schließen, anschließend ist er schnell ins Bad, um sich die Haare zu kämmen und die Zähne zu putzen. Er hatte es eilig, weswegen er nicht noch Mal in den Spiegel sah, darum ist ihm die Zahnpasta an seinem Mundwinkel auch nicht aufgefallen und die Klientin war zu nervös, um auf solche Dinge zu achten. Habe ich etwas vergessen?“, fragte sie den ersten Detektiv, der zunächst etwas peinlich berührt seinen Hosenstall schloss und anschließend sich über den Mund fuhr. „Richtig wie immer.“, merkte er an und Peter nickte nur knapp, um zu zeigen, dass auch er alles verstanden hatte.

„Okay, aber was ist das nun für ein Fall?“, fragte Peter schließlich nach und Justus deutete auf die Zentrale. „Das erkläre ich gleich, wenn Bob da ist, geht ihr schon Mal rüber, ich gehe eben duschen und ihr könnt ja schon Mal den Kaffee aufsetzten.“
Rileys Augen weiteten sich, als Justus sie dazu aufforderte in die Zentrale zu gehen. „Ich darf wirklich eure heiligen Hallen betreten? Habt ihr das ‚Mädchen sind blöd und verboten‘ Schild inzwischen entfernt?“ Justus seufzte etwas, als sie dies erwähnte. „Wir waren acht und wussten es nicht besser. Es sei denn du möchtest dich lieber um den Halloweenkostüm für die Party kümmern, was ich durchaus anzweifel, wenn ich die Tatsache berücksichtige, dass wir beide zu einem interessanten Fall nicht nein sagen können, wie sich in den letzten Wochen herausgestellt hat.“
Riley schmunzelte etwas und nickte nur knapp, um anschließend mit Peter zur Zentrale zu gehen.
Der Rotschopf deutete kurz auf das Sofa, allerdings sah sich Riley dann doch lieber etwas um und war deutlich gebannt von all den Dingen, die es zu entdecken gab.
Besonders fiel ihr hierbei die Pinnwand mit den verschiedenen Fotos ins Auge, auf denen die drei Fragezeichen und Verwandte und Bekannte abgelichtet waren. Anschließend sah sie über dem Schreibtisch eine weitere Pinnwand, die allerdings leer war. „Lass mich raten, eine Beweistafel.“ Peter sah in die Richtung, auf die Riley deutete und nickte. Er ging hinüber und nahm drei verschieden farbige Wollknäuel aus einer Schublade. „Ja, Justus hatte irgendwann damit angefangen, die unterschiedlichen Stufen bei einem Fall farblich zu markieren. Grün steht dabei für gelöst, blau für noch zu ermitteln und rot für ungelöst.“ Er hielt bei den Erklärungen die entsprechenden Knäuel hoch und Riley nickte knapp. „Rot wurde wohl sehr häufig gebraucht.“, merkte sie an und Peter schmunzelte. „Viel zu häufig, aber am Ende haben wir immer die Lösung gefunden.“

Peter hatte gerade vier Tassen bereit gestellt, als schließlich Justus in die Zentrale kam und sich ein der Tassen nahm und noch zwei Stück Zucker hinein tat, bevor er den Kaffee einfüllte und einen Blick auf die Uhr warf. „Bob sollte gleich hier sein, dass erkläre ich alles.“

Chapter 17: Fall 2: Das Geisterhotel Part 2

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Es dauerte nicht lange, bis Bob durch die Tür der Zentrale kam und dabei doch etwas genervt aussah. „Just, es ist Morgens, wir sind seit Wochen mal wieder in Rockey Beach und dir fällt nichts Anderes ein, als einen neuen Fall an zu nehmen?“, fragte er nach und ging hinüber zur Kaffeemaschine.
„Ich muss doch bitten. Ich habe nicht nach einem neuen Fall gesucht, Dritter. Er wurde mir so gesehen auf einem Silbertablett serviert. Es wäre doch nun wirklich sehr unhöflich gewesen, den Fall nicht an zu nehmen. Oder soll ich dich an unsere Karte erinnern?“
Bob winkte ab, setzte sich mit seinem Kaffee auf einen Stuhl und seufzte. „Dann leg mal los.“, merkte er nur an.
Justus hatte es tatsächlich geschafft nichts Näheres zu dem Fall preis zu geben, bis Bob anwesend war, was Riley doch etwas ärgerte, da sie wohl – im Gegensatz zu Peter und Bob – lieber einen Fall bearbeiten würde, statt zu einer Party zu gehen. Für Partys hatte sie in ihren Augen noch genügend Zeit.

„Also, unsere Klientin ist Johanna Claslaw. Ihr Vater ist der neue Leiter des Midnight Hotels und seit der Bekanntgabe der Neueröffnung, die am Montag stattfinden soll, ereignen sich eigenartige Dinge.“
Peter der neben Riley saß, zuckte etwas zusammen, während Bob etwas skeptisch wirkte. „Was denn für Dinge?“ Justus nahm einen Schluck Kaffee und stellte seine Tasse auf dem Schreibtisch. „Flackernde Lichter, umgestellte Möbel, Gegenstände die plötzlich an der Decke kleben.“
Peter erhob sich von seinem Platz und stellte die Kaffeetasse auf ein kleines Regal. „Vergiss es, Erster. Wir sind weder die Ghostbusters, noch die Winchesters. Ich habe ja gesagt, das Einzige, was bei diesem Hotel noch hilft ist Salz und Feuer.“
Justus seufzte. „Beruhig dich Peter, ich bin mir sehr sicher, dass dies nicht das Werk eines Geistes ist, sondern es nur danach aussehen soll.“ Allerdings ließ sich Peter nicht davon überzeugen und schüttelte heftig mit dem Kopf. „Diesmal nicht, dieses Hotel ist verflucht und das schon seit Jahren.“, merkte er an und ging schon hinüber zur Tür, wobei Riley nur kurz die Stirn in Falten legte. „Irgendwas hat sich seither verändert, oder?“
Bob wandte sich zu seiner Schwester und hatte sich von seinem Platz erhoben, um sich gegen die Tür zu lehnen, damit Peter nicht hinaus konnte. Dieser sah ihn finster an und wollte gerade zu einem der Geheimgänge hinüber, wobei Bob ihn allerdings am Arm nahm und auf seinen der Stühle platzierte und sich anschließend auf ihn setzte. Peter sah deutlich verwundert zu seinem Kollegen, der auf ihm saß. Natürlich wäre es für Peter leicht gewesen sich dagegen zur Wehr zu setzen, allerdings tat er es nicht, sondern wurde von seinem hemmernden Herzen in Position gehalten. Er hoffte nur, dass nicht sein ganzer Körper auf diese Nähe reagieren würde, immerhin wüsste er wirklich nicht, wie er das genau erklären sollte.
Justus hatte mit seiner Antwort gewartet, bis Bob und Peter mit ihrem kleinen Schauspiel fertig waren und holte schließlich Luft.
„In der Tat, es hat sich was geändert.“ Er legte eine bedeutungsschwere Pause ein und lächelte, als hätte er gerade erfahren, was er zu Weihnachten bekommt. „Es gab einen Mord. Nun, genau genommen geht die Polizei von einem Selbstmord aus, aber unsere Klientin glaubt nicht daran. Sie kannte das Opfer Alexandra Miller durch die Zusammenarbeit mit ihrem Vater und sie hatte nicht gerade den Eindruck erweckt, dass sie sich umbringen wolle.“

Von Peter kam bei dieser Aussage des ersten Detektivs nur ein Jammern. „Mord? Ich dachte das hätten wir hinter uns gelassen. Reicht nicht ein Mordfall?“, fragte er nach und Bob lächelte ihm etwas Mitleidig entgegen. „Ich weiß auch nicht, Erster. Schon wieder einen Mordfall lösen. Ist das nicht eher Aufgabe der Polizei. Und ich meine, wenn die von einem Selbstmord ausgeht, ist der Fall doch schon gelöst.“
Justus atmete tief durch und griff auf seinen Schreibtisch, um anschließend die berühmte Visitenkarte in die Höhe zu halten. „Also gut, Kollegen, ihr lasst mir keine andere Wahl. Wir -“, begann er voller Enthusiasmus was in Anbetracht der Lage doch recht makaber wirkte. Bob rollte leicht mit den Augen und gab ein etwas widerwilliges „übernehmen“ von sich.
Peter unter ihm presste die Lippen aufeinander, um seinen Widerwillen zu demonstrieren, während Justus ihn mahnend ansah und Bob ihn kurz an der Schulter knuffte. „Na komm schon, Peter.“ Der Rothaarige schüttelte etwas den Kopf, was Riley dazu brachte sich ein zu mischen. „Muss Bob dich erst küssen, dass deine Lippen gelockert werden?“, fragte sie mit einem knappen Grinsen nach, woraufhin Peter deutlich schockiert zu ihr sah, wobei ihr Zwilling auf seinem Schoß nur mit den Schultern zuckte. „Wäre nicht das erste Mal.“, merkte er nur an
Natürlich würde Peter die Situation sehr gerne auskosten und es stimmte auch, dass es nicht das erste Mal wäre, dass Bob und er sich geküsst hatten. Aber häufig war es nur ein Schmatzer, ein Witz unter Freunden, welcher eindeutig sagte „No-Homo!“ So gern der zweite Detektiv auch seinen Kollegen küssen wollte, war es doch eine andere Situation, als jetzt und innerlich verfluchte er Riley dafür, dass sie etwas gesagt hatte.
„Jeden“, presste er dann hervor und Riley grinste nur knapp, als sie das letzte Wort „Fall“ in den Raum stellte und Justus nickte zufrieden. „Wir übernehmen jeden Fall! Ganz genau und damit auch diesen.“

Justus war weniger begeistert, als Riley und Peter zunächst noch nach Hause wollten, um aus der Sportkleidung zu kommen. „Wenn sich herausstellt, dass es ein Geist ist, bin ich sofort weg.“, beteuerte Peter noch Mal, nachdem Bob von seinem Schoß gestiegen war und ihn ermutigend anlächelte. „Zur Not hältst du meine Hand. Aber nicht wieder zerquetschen, wie beim Absturz dieses Heißluftballons.“ Peter runzelte etwas verwirrt die Stirn. „Welcher Heißluftballon?“, fragte er nach und Justus seufzte. „Er erinnert sich noch immer nicht, was vielleicht auch besser so ist. Vermutlich hat die Maschine damals irgendetwas in seinem Gehirn an Botenstoffen verändert, sodass alles aus seinem Gedächtnis gelöscht ist.“
Riley hingegen schüttelte nur etwas den Kopf. „Das glaube ich nicht.“, merkte sie an, was Justus genervt zum Seufzen brachte.

Es war nicht mal so, dass er Riley für unintelligent hielt, vielmehr war das Gegenteil der Fall und genau das brachte ihn hin und wieder an seine Grenzen. Es gab Momente bei denen es ihn weniger störte, dass sie in so manchen Punkten mit ihm mithalten konnte, aber dann gab es wieder solche Momente. Er konnte sich einfach nicht entscheiden, ob er Bobs Zwillingsschwester hassen oder mögen sollte. Auch in den Vorlesungen, oder wenn sie beschlossen zusammen zu lernen, zeigte sich deutlich, dass es immer ein auf und ab war. Denn wie es der Zufall so wollte, hatte Riley das gleiche Hauptfach wie er selbst belegt und wollte gern in die Fußstapfen ihrer Mutter als Detective bei der Polizei treten. So gesehen, gab sich Justus wirklich Mühe mit ihr zurecht zu kommen, da er wusste, dass sie noch einige Jahre der Zusammenarbeit vor sich hatten. Aber eben genau diese Zusammenarbeit konnte nur in zwei Richtungen ausarten. Entweder sie stimmten überein und alles verlief ruhig, oder sie diskutierten sämtliche Themen aus, sodass Bob und Peter immer mal wieder eingreifen mussten, aus Angst sie würden sich gegenseitig an die Gurgel gehen.
Zugegeben konnte Justus noch nicht ganz genau sagen, wie er dazu stand. Auf der einen Seite fand er es durchaus angenehm sich mit jemandem zu unterhalten, dem er nicht alles doppelt und dreifach erklären musste. Auf der anderen Seite, brachte sie ihn regelmäßig dazu einen Schritt zurück zu gehen und hatte dann die Nase vorn.

„Na gut, was glaubst du denn, Riley?“, brachte er hervor und rollte etwas mit den Augen. „Nicht, dass du mit deiner Meinung hinterm Berg halten würdest.“
Riley lächelte und Justus konnte nicht einschätzen, ob es charmant oder belustigt sein sollte. „Dissoziation, das glaube ich eher. Peter hat sich, ebenso wie ihr, in Lebensgefahr befunden und sein Hirn hat im Grunde einfach nur einen Schutzmechanismus aktiviert. Seine Psyche versuchte ihn zu schützen, indem es den Teil wegsperrte, sodass Peter an diese Erinnerung nicht heran kommt, da seine Psyche sich dachte: ‚Wenn ich mich daran erinner, dann überlebe ich das nicht!‘ Einfache Psychologie.“ Riley zuckte mit den Schultern und Justus verschränkte die Arme vor der Brust und äffte sie im Flüsterton nach. „Einfache Psychologie.“

Entweder bekam die Blonde nichts davon mit, oder sie hatte sich entschieden nichts zu hören. Jedenfalls ging sie zielstrebig auf die Tür zu und öffnete diese, während Bob den ersten Detektiv ansah und nur etwas mitleidig mit dem Kopf schüttelte. „Wirklich, sehr Erwachsen, Justus.“, merkte er nur an, was den ersten Detektiv dazu brachte die Arme von der Brust zu nehmen und schließlich wieder das Kommando zu übernehmen. „Also gut, wir treffen uns in einer halben Stunde beim Midnight Hotel. Johanna sagte bereits, dass die Polizei einen Selbstmord annimmt, was bedeutet, dass wir keine Probleme haben sollten den Tatort direkt nach der Polizei zu betreten.“

Eine halbe Stunde später trafen die drei Detektive und Riley bei dem Hotel ein, wo Johanna bereits auf sie wartete, um sie anschließend zu dem Zimmer zu führen aus dessen Fenster Alexandra Miller angeblich gesprungen sei.
„Wie schon gesagt, geht die Polizei von einem Selbstmord aus, was ich mir aber nicht erklären kann, Alexandra wirkte so lebensfroh und war dabei einen Vertrag mit meinem Vater zu unterzeichnen.“, erklärte die junge Frau, während sich die drei Fragezeichen im Zimmer umsahen.
„Hatte Alexandra irgendwelche Feinde oder Probleme?“, fragte Riley nach, wobei Johanna nur mit dem Kopf schüttelte. „Nicht dass ich wüsste. Klar gab es hier einige Leute, die unter keinen Umständen wollten, dass das Hotel wieder eröffnet wird, wegen den Geistergeschichten, aber es ergibt keinen Sinn, warum nur Alexandra gestorben ist und nicht auch mein Vater, immerhin wollten beide diese Wiedereröffnung.“
Justus nickte die Information für sich ab und kniete sich neben das Fenster und strich vorsichtig über den Teppich. „Feucht.“, stellte er fest und besah sich anschließend das Fenster etwas genauer.
Gerade hatte Bob noch eine Frage stellen wollen, als die Tür zum Zimmer aufging und ein Mann und eine Frau herein traten. „Was ist hier denn los?“, erkundigte sich der Mann und Johanna legte einen Mitleidigen Blick auf. „Das sind die drei Fragezeichen, Detektive aus Rockey Beach sie untersuchen den Tod ihrer Frau.“, merkte sie an und der Mann beäugte die Drei. „Das wird nicht nötig sein, meine Schwester wird sich um die Angelegenheit kümmern.“
Die drei Fragezeichen sahen die beiden Neuankömmlinge etwas skeptisch an. „In wie fern denn kümmern, wenn ich Fragen darf?“, erkundigte sich Justus, während die Schwester die Hände hob und langsam durch den Raum schritt, als wäre sie blind und versuche so Gegenstände ausfindig zu machen. „Nicht, dass euch das was angeht, aber meine Schwester ist ein Medium.“, bluffte der Herr sie an und reckte ein wenig sein Kinn, als die Schwägerin der Verstorbenen anfing unheilvoll auf zu stöhnen. „Ich spüre sie, eindeutig.“, erklärte sie, wobei Peter nun doch etwas verängstigt wirkte. „Wen?“, erfragte er vorsichtig, wobei die Schwester zu weinen anfing. „Mary Lou, sie ist sauer. Sie möchte endlich ihren Frieden und Alexandra störte sie. Mary Lou hat sie aus dem Fenster gestoßen.“ Die Frau sackte in sich zusammen, so als hätte eine starke Präsenz ihren Körper verlassen und ihr Bruder kam zu ihr geeilt, um ihr wieder auf die Beine zu helfen.
Die Detektive beobachteten das Schauspiel, während die Schwester des Ehemannes darum bat das Zimmer zu verlassen, da die negative Energie ihre Aura stören würde.
Nachdem die Beiden das Zimmer verlassen hatten, sah Bob fragend in die Runde. „Was war das denn?“, wollte er wissen, wobei Johanna schwer seufzte. „Das waren Christoph Miller und Caroline Miller. Der Ehemann von Alexandra und ihre Schwägerin. Wie man gesehen hat sind beide sehr abergläubisch und Christoph war von Anfang an dagegen, dass seine Frau den Grundbesitz an meinen Vater verkauft, dabei wollte sie im Grunde allen einen Gefallen tun. Chris mochte dieses Grundstück nie, aufgrund der Spukgeschichten und so wollte Alexandra ihren Mann eigentlich beschwichtigen.“
„Also Kollegen, ich habe erst Mal genug gesehen.“, merkte Justus an, wobei Peter ein Mal mehr sehr blass wurde und nicht gerade begeistert von der ganzen Situation schien. „Was soll es da schon groß zu sehen geben, Just. Alexandra wurde von einem nicht sehr freundlichem Geist getötet. Das wundert mich beim Zimmer sowieso nicht. Dritte Etage, sechstes Zimmer. Das macht 36. Das kann ja nichts Gutes heißen.“
Justus seufzte. „Peter, Alexandra Miller wurde natürlich nicht von einem Geist getötet, das ist vollkommener Blödsinn. Aber lasst uns erst Mal nach unten, dann sehen wir weiter.“, merkte Justus an.
Die drei Fragezeichen verabschiedeten sich von Johanna und gingen vor das Hotel, um dort fürs Erste die Ergebnisse zusammen zu fassen.

„Also, ich habe gesehen, dass an dem Griff des Fensters manipuliert wurde. Kollegen, ich glaube, dass Johanna Recht hatte und dass es bestimmt kein Unfall war.“, erklärte Justus, wobei Peter allerdings weniger überzeugt war. „Aber wie erklärst du dir die Präsenz und dass es ausgerechnet das Zimmer 36 war? Eine dämonische Zahl und du hast selbst gesagt, dass der Boden feucht war. Ich glaube kaum, dass ein Mörder vorher noch eine heiße Dusche genommen hat, bevor er Alexandra umbrachte. Vielleicht hast du dich geirrt Just und es war Ektoplasma, oder so was.“
Justus schien sichtlich genervt von Peters annahmen, wobei hier jedoch Riley das Wort ergriff. „Also, ich glaube auch nicht, dass es sich dabei um einen Geist gehandelt hatte. Aber um genaue Aussagen treffen zu können, sollten wir vielleicht uns das Ganze mal bei Nacht ansehen. Ich meine, wenn es ein Geist war, wäre es doch gut möglich, dass er wieder kommt.“, merkte Riley an, wobei Peter nur den Kopf schüttelte. „Vergiss es, bei Nacht bekommen mich da keine zehn Pferde rein. Außerdem findet heute Abend die Halloweenparty von Jeffrey statt und ich sagte ihm bereits, dass ich komme. Geisterjagd, oder Party, um ehrlich zu sein, fällt mir die Entscheidung hierbei wirklich nicht schwer.“
Justus legte seine Stirn in Falten. „Ich muss zugeben, dass ich Rileys Vorschlag bisher am Besten finde. Aber ich kann euch natürlich nicht zwingen mit zu kommen. Dementsprechend schlage ich vor, dass Peter auf die Party gehen kann und wenn Bob will, kann er ja auch mitkommen. Riley und ich legen uns auf die Lauer. Bis dahin...“
Er holte einen Watteträger in einem Plastikbeutel aus seiner Hosentasche und reichte diesen Bob. „Könnten du und Peter das bitte zu Professor Salzman bringen, der ist uns noch einen Gefallen schuldig. Ich möchte gerne wissen, ob es sich bei dem Fleck auf dem Boden wirklich nur um Wasser handelte. Vielleicht findet ihr in der Bibliothek noch weitere Informationen zu dem Midnight Hotel, die uns weiter helfen können. Wir treffen uns dann heute Nachmittag wieder in der Zentrale.“ Justus wollte gerade aufbrechen, als ihn Bob zurück hielt. „Moment Mal Justus, und was macht ihr beiden so lange?“, fragte er nach, wobei der erste Detektiv nur kurz lächelte. „Wir werden mal Johannas Vater einen Besuch abstatten und danach zu Christoph gehen, vielleicht gibt uns das ja mehr Hinweise auf das Geschehen, als das Zimmer zu untersuchen. Also, wir sehen uns dann heute Nachmittag. Es sei denn Peter würde liebend gerne wieder ins Hotel zurück und mit mir mitkommen?“, fragte Justus nach, wobei Peter nur abwehrend die Hände hob. „Nein, danke. Ich verzichte und gehe lieber mit Bob mit.“

Chapter 18: Fall 2: Das Geisterhotel Part 3

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Wie besprochen trafen sich die drei Fragezeichen wieder in der Zentrale, um anschließend die Ergebnisse vor zu tragen. Justus und Riley waren vor Peter und Bob zurück und Justus hatte damit begonnen verschiedene Schriftstücke und den Zeitungsartikel an der Wand zu befestigen, um sie anschließend mit den verschiedenen Fäden farblich zu markieren, wie es Peter zuvor Riley erklärt hatte.
„Sehr viel rot.“, merkte die Blonde an und betrachtete sich die erstellte Übersicht. „Das sehe ich selbst.“ Justus trat einige Schritte von der Fallakte entfernt und legte den Kopf leicht schräg, bevor er sich an Riley wandte. „Also, nach dem bisherigen Stand unserer Ermittlungen, halte ich den Ehemann für äußerst verdächtig.“, merkte er an, während Riley nickte. „Vergiss aber nicht dessen Schwester und Johannas Vater. Auch die beiden hätten ein Motiv gehabt.“
Justus stöhnte etwas auf und begab sich zur Kaffeemaschine, wo er zuvor das Getränk aufgesetzt hatte. „So kommen wir nicht weiter, warten wir mal ab, was Peter und Bob in Erfahrung gebracht haben.“

Es dauerte nicht lange, bis die drei Fragezeichen wieder vollständig waren und Justus seinen Blick gespannt auf seine Kollegen richtete. „Also, was habt ihr in Erfahrung bringen können?“, fragte er auch direkt nach, wobei Bob mit den Schultern zuckte. „Im Grunde genommen nicht sehr viel. Laut dem Zeitungsarchiv gab es nicht so viele Todesfälle in dem Hotel, wie Rocky Beach gerne erzählt. Das Midnighthotel ist schon seit mehreren Jahren im Besitz von Alexandras Familie gewesen und nahm in dem Hotel immer wieder leitende Positionen ein. Was deine Probe anging, müssen wir leider bis morgen warten. Professor Salzman wird uns gerne den Gefallen tun und das Ganze analysieren, kann aber nicht sagen, dass er die Ergebnisse heute schon hat.“
Justus nickte. „Dann stecken wir wohl dahingehend in einer Sackgasse.“ Peter sagte nichts zu dem Thema, da für ihn noch immer der Geist als Hauptverdächtige in Frage kam, allerdings öffnete Bob den Mund erneut. „Ich habe mir auch die Freiheit genommen etwas über unsere Verdächtigen zu recherchieren, dabei bin ich darauf gestoßen, dass die Schwägerin von Alexandra hier mal einen kleinen Laden hatte. Handlesen, Karten legen, mit den Verstorbenen kommunizieren. Aller möglicher Hokuspokus. Der Laden war nicht lange auf und da es zu wenig Kunden gab, musste sie den Laden wieder schließen.“
Riley hatte gerade einen Schluck von ihrem Kaffee genommen, als sie sich an etwas erinnerte. „So etwas Ähnliches hatte sie uns auch bei unserem Besuch erzählt. Sie hatte eigentlich vor gehabt wieder nach Rocky Beach zu kommen, um es erneut zu versuchen. Sie gab an, dass sie ihren Laden schließen musste, weil die Schwingungen nicht die Richtigen waren, oder irgend so etwas in der Art.“
Justus erhob sich von seinem Platz und ging hinüber zu der Fallakte, entfernte einen roten Faden und änderte die Farbe. „Was ist… Wenn nicht nur Johannas Vater Interesse daran hatte das Grundstück zu kaufen, sondern auch Caroline Miller. Überlegt doch mal Kollegen, sie hätte durchaus das Hotel weiter laufen lassen können, aber zusätzlich noch ihren kleinen Laden mit weiteren Souvenirs eröffnen können. Für Fans des Übernatürlichen wäre das eine interessante Unterkunft und mit den zusätzlichen Angeboten auf jeden Fall etwas, was es nicht in jeder Stadt gibt.“
Peter runzelte etwas die Stirn. „Aber wenn ihre Schwägerin doch gerne das Grundstück kaufen wollte, warum wurde Alexandra umgebracht?“
„Vielleicht wollte Alexandra ihr es nicht verkaufen.“, merkte Riley an, wobei Bob seine Stirn in Falten legte. „Aber das ist doch noch lange kein Grund jemanden um zu bringen.“ Eine Anmerkung der Peter mit einem Kopfnicken zustimmte, während Justus wieder tief in Gedanken versunken schien.
„Okay, wir kommen hier offensichtlich nicht weiter, Riley, wir sollten unsere Reservierung im Midnight Hotel nicht verpassen und euch wünsche ich viel Spaß auf Jeffreys Party. Vielleicht sind wir morgen früh zu neuen Erkenntnissen gelangt. Lasst aber für jeden Fall euer Handy an.“
„Schon klar, Erster. Aber ihr beide in einem Zimmer? Ob das gut geht?“
Riley schmunzelte ein wenig, während Justus Bobs Kommentar gekonnt ignorierte und eine Uhrzeit für das Treffen am nächsten Tag vereinbarte.
Bob & Peter

Da die Besprechung nicht all zu lang gedauert hatte, hatten Peter und Bob noch genug Zeit sich zurecht zu machen. Bob hatte sich ganz klassisch für einen Vampir entschieden, während Peter sich für ein Skelett entschieden hatte. Zugegeben, sehr kreativ war das alles nicht, aber leider hatten sie keine Zeit mehr gehabt groß nach verschiedenen Kostümen Ausschau zu halten, also mussten die vom letzten Jahr herhalten. Zum Glück war der Wachstumsschub schon einige Zeit her und die Verkleidungen passten noch.
„Schaust du schon wieder aufs Handy?“, fragte Peter, als Bob wieder etwas in seine Hosentasche zurück steckte. „Ich wollte nur sehen, ob ich es auch auf vibrieren habe, falls Justus oder Riley anrufen, damit ich das auch merke. Warum machst du dir eigentlich keine Sorgen? Gerade wenn es um Geister geht, verlierst du doch gerne mal jeglichen Bezug zur Realität.“
Peter seufzte leicht. So wie es Bob ausdrückte, könnte man glatt meinen, dass Peter es ständig übertrieb und immer gleich ein Monster hinter jeder Ecke erwartete.
„Ich würde eher sagen, dass ich ein begründetes Misstrauen bei gefährlichen Situationen habe. Und ich mache mir Sorgen, aber wie ich unsere beiden Superhirne einschätze, können die ganz gut auf sich aufpassen. Oder zumindest Riley auf Justus.“ Peter bezog das auf ihre Kampfsporterfahrung. Jedenfalls nahm er stark an, dass Riley nicht ganz so kopflos in eine gefährliche Situation geraten würde, oder sich zumindest gut zur Wehr setzen konnte.
Bobs Blick verfinsterte sich etwas und Peter kannte diesen Gesichtszug ganz genau. Im Grunde kannte er Bobs Gesicht besser, als sein Eigenes. Jede noch so kleine Regung verriet ihm, was in ihm vorging und auch wenn seine Schwester eine gewisse Stärke an den Tag legte, wusste Peter, dass er sich doch Sorgen machte. Zugegeben, wenn Schusswaffen ins Spiel kämen, könnte Riley vermutlich auch nicht mehr groß handeln, aber Peter wollte einfach darauf vertrauen, dass alles gut lief.
„Hör mal, Bob. Ich bin mir sicher, dass beide alles im Griff haben, sonst hätte Justus darauf bestanden, dass wir mitkommen. Und zwar egal wie sehr ich mich zur Wehr gesetzt hätte. Du kennst doch unseren Ersten.“
Beruhigend legte er seinem besten Freund eine Hand auf die Schulter und versuchte den Drang zu unterdrücken ihn in den Arm zu nehmen. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass sie sich in gewisser Weise näher kamen – freundschaftlich. Allerdings kam Peter es von Tag zu Tag merkwürdiger vor. Als könne er Bob mit seiner Nähe erdrücken, oder sich selbst verraten. Diesen Gedanken ab zu schütteln fiel ihm ziemlich schwer und das obwohl er Bob so gut kannte.
Peter räusperte sich und nahm seine Hand von der Schulter. „Wir gehen wohl besser los, nicht dass Jeffrey uns noch persönlich abholt.“

Wie so oft war Jeffreys Party sehr gut besucht, was dazu führte, dass sie nicht nur Personen sahen, die ihnen unbekannt war. „Peter… Ich will dir ja nicht deine Laune verderben, aber ich glaube, ich habe gerade Kelly gesehen.“, merkte Bob an, nachdem sie sich gemeinsam etwas zu trinken geholt hatten und sich schließlich an den Rand des Geschehens stellten. Anders als Bob es vielleicht erwartet hätte, zuckte Peter allerdings nur unbekümmert die Schultern. „Es ist Jeffreys Party und ich bin wegen ihm hier, ob Kelly nun da ist, oder nicht.“ Sein Tonfall war recht neutral, so als wäre Kelly einfach eine alte Bekannte, mit der er sich kurz unterhalten hatte.
Gerade wollte Bob noch etwas dazu sagen, als auch schon der Gastgeber bei ihnen auftauchte. „Hey, die… oh… zwei Fragezeichen? Hat Justus mal wieder gekonnt eine Ausrede gefunden? Und was ist mit deiner Schwester, Bob?“, fragte er nach, wobei Bob kurz Lächelte. „Hi, also Ausrede… Wie man es nimmt. Wir arbeiten gerade an einem Fall und Justus und Riley stellen gerade Nachforschungen an. Die Sache mit dem Midnight Hotel, falls du davon was in der Zeitung gelesen hast.“ Jeffrey runzelte die Stirn. „War das nicht ein Selbstmord?“ Peter zuckte mit den Schultern „Eigentlich war es ein Geist, aber auf mich hört ja mal wieder keiner. Wie dem auch sei. Coole Party, jedenfalls.“ Jeffrey grinste, sagte zu der Geisttheorie jedoch kein Wort. „Hör mal, Peter, ich hoffe es ist okay, dass ich Kelly eingeladen habe. Falls du sie bisher nicht gesehen hast, ist das hier die Vorwarnung.“
Wieder reagierte Peter ganz gelassen auf die Situation, was Bob nur noch mehr verwirrte. Die Beziehung war schon nicht einfach gewesen und die Trennung war ebenfalls eine Dramaturgie an sich. Zudem war Peter noch bei der Fahrt zum Krimidinner äußerst schlecht gelaunt gewesen, als es um seine Exfreundin ging.
Auch Jeffrey schien verwirrt von der Reaktion, setzte aber dann sein alt bekanntes Lächeln auf die Lippen und klopfte seinem Surf-Kumpel freundschaftlich auf die Schulter. „Na, wenn das so ist.“ Er akzeptierte einfach, dass es Peter nichts aus zu machen schien und Bob holte Luft, um es ihm möglichst gleich zu tun.
„Ich werd mir noch Mal etwas zu trinken holen. Bis gleich.“ Damit verabschiedete sich der Blonde und schlängelte sich durch die tanzende Menge, die sich im Wohnzimmer versammelt hatte.
„Kommst du wirklich damit klar, dass Kelly hier ist? Ich meine, du warst ganz schön niedergeschlagen nach der Trennung, auch wenn du Schluss gemacht hast.“ Peter zuckte mit den Schultern. „Inzwischen weiß ich, dass ich mich längst hätte trennen sollen und ich hoffe, dass sie jemanden findet, mit dem sie besser klar kommt. Ich muss zugeben, seit Bobs Schwester bei uns ist, ist mir so einiges klar geworden.“
Jeffrey starrte Peter förmlich an und versuchte irgendwie die Informationen zusammen zu setzen. „Du meinst doch nicht etwas, dass du und Riley...“ Peter schüttelte lachend den Kopf. „Nein, nicht wirklich mein Typ.“ Der Rotschopf machte eine kurze Pause und atmete durch, sah sich noch Mal nach Bob um, der aber noch nicht zu sehen war. „Okay, dir kann ich es ja sagen, immerhin haben wir da was gemeinsam.“ Jeffrey runzelte die Stirn. So Ernst wie Peter gerade klang, konnte er wohl kaum die Liebe zum Surfen meinen. „Ich bin schwul.“
Er hatte es gesagt, hatte es zum ersten Mal auch wirklich ausgesprochen. Es fühlte sich komisch an, allerdings auf die gute Art. Zuvor hatte er es nie laut ausgesprochen, auch wenn er schon mehrmals mit Riley über ihren Bruder geredet hatte und seine Gedanken darum gekreist waren, hatte er nie zuvor sich selbst als schwul bezeichnet. Es war nichts Schlimmes und es war auch nichts, wofür er sich schämte. Trotzdem war es eine vollkommene neue Erfahrung. Ein wenig schlecht fühlte er sich auch, da er es vor Jeffrey so offen darlegen konnte, aber Bob und Justus enthielt er diese Information. Dementsprechend sah er auch Jeffrey im nächsten Moment mahnend an. „Bob und Just wissen das nicht. Ich meine, sie würden mich bestimmt nicht hassen, aber...“ Allerdings lächelte Jeffrey nur verständnisvoll und nickte. „Schon klar. Keine Sorge, ich sage nichts. Mal ganz davon abgesehen, dass das Outing deine Sache ist und nicht meine Aufgabe. Jedenfalls wäre ich die Wände hoch gegangen, hätte mich damals jemand einfach so geoutet.“
Peter lächelte erleichtert und war irgendwie froh, dass er es endlich mal gesagt hatte. Es war als gäbe man einen geheimen Wunsch von sich selbst Preis, der aber einen genau zu dem Menschen machte, der man nun mal war.
„Man Riley… Wenn das so weiter geht, glaube ich, dass sie einen Radar hat, oder einen Magneten, der nur Schwule anzieht, oder so etwas.“ Peter sah wohl verwirrt genug aus, sodass Jeffrey gleich weiter erzählte.
„Wir waren so 13 oder 14… Jedenfalls war sie im Sommer mal wieder zu Besuch und ihr mal wieder mitten in einem Fall. Wir lernten uns am Strand kennen und es entwickelte sich so eine kleine Sommerromanze. Ganz harmlos mit kurzen Küssen und Händchen halten.“ Peter hob die Augenbrauen. „Du kennst Riley und warst mit ihr zusammen?“, fragte Peter nach. „Aber du bist doch...“
„… schwul. Du auch und warst trotzdem über Jahre mit Kelly zusammen. Und was glaubst du, was Riley in den Ferien hier gemacht hat? Däumchen gedreht und Krimis gelesen?“ Peter gab hierzu eine Antwort, sondern hörte sich weiter die Geschichte an, die Jeffrey ihm zu erzählen hatte. „Jedenfalls fühlte ich mich komisch in der Beziehung, nicht weil Riley dran schuld war oder so was, sondern… Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Als ich das Riley dann nach drei Wochen sagte, offenbarte sie mir, dass sie wohl einfach die falsche Person sei, weil sie weiblich ist. Ich war komplett verwirrt und im ersten Moment ziemlich sauer. Aber als ich zwei Wochen später Tom Wood küsste, musste ich zugeben, dass Riley Recht hatte.“
Peter klappte der Mund auf. „Tom Wood? Dieser Einzelgänger und Computerfrak.“ Jeffrey zuckte mit einem sachten Lächeln die Schultern. „Ich hatte damals etwas Probleme mit meinem Computer und Tom hatte mir geholfen… Und was soll ich sagen, irgendwie fand ich ihn damals ziemlich cool. Wir haben danach ein paar Mal rum gemacht, bis er die Sache plötzlich beendete.“ Jeffrey zuckte mit den Schultern. Peter war durchaus erstaunt, was Jeffrey ihm da erzählte, da er nie danach gefragt hatte, wie Jeffrey eigentlich klar geworden war, dass er auf Männer und nicht auf Frauen stand. Da Peter selbst nur sich und Jeffrey kannte, die tatsächlich schwul waren, fragte sich der Rotschopf insgeheim, ob alle erst etwas erleben mussten, um sich über solche Dinge klar zu werden. Aber das würde er nun nicht direkt fragen, immerhin konnte Jeffrey ihm vermutlich auch keine Antwort darauf geben.

„Also, Peter...“, ergriff Jeffrey wieder das Wort, was Peter dazu verleitete aus seinen Gedanken wieder zu kehren. „… die Frage mag für dich zwar jetzt etwas plötzlich kommen, aber ich hatte zuvor nie gefragt, weil… Na ja, die Sache mit Kelly, dann der Umzug und alles. Aber hättet du vielleicht mal Lust, mit mir aus zu gehen?“

Chapter 19: Fall 2: Das Geisterhotel Part 4

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Justus und Riley

Während Peter und Bob sich für die Party fertig machten, waren Justus und Riley schon beim Midnight Hotel angekommen und waren wirklich froh darüber, wie kooperativ Johannas Vater war. Zugegeben schien er nicht ganz der Überzeugung zu sein, dass es sich hierbei um einen Mord handelte, sondern glaubte der Polizei, aber dennoch hatte er ihnen erlaubt heute im Zimmer sechs des dritten Stocks zu übernachten.
Riley schrieb noch ihrem Bruder eine Nachricht, um ihn zu informieren, dass sie nun angekommen waren und er und Peter viel Spaß auf der Party haben sollten.

Es gab genau ein Bett in diesem Zimmer, aber da weder Justus noch Riley vor hatten zu schlafen, stellte es für beide kein Problem dar. Sie setzten sich schlicht auf das Bett und während Justus ein Buch zur Hand nahm, hatte Riley ihr Handy in der Hand. Es wunderte Justus schon, dass Riley die ganze Zeit am Handy war, da sie bisher nicht der Typ dafür schien und allmählich wurde ihm das Schweigen etwas unangenehm. Außerdem gab es da immer noch das Rätsel, was sie ihm vor einer ganzen Weile aufgetragen hatte und an dessen Lösung er noch immer kein Stück näher dran war. Er räusperte sich und hoffte durch ein Gespräch vielleicht einen kleinen Hinweis heraus zu hören, welchem ihm die Lösung des Rätsels näher brachte. Allerdings wollte er auch nicht direkt danach fragen.

„Wem schreibst du da eigentlich?“, fragte er möglichst unbefangen nach, wobei Riley kurz lächelte, aber nicht vom Display aufsah. „Meinem Freund.“, erklärte sie, was Justus doch etwas verwunderte. Er konnte sich nicht erinnern, dass Riley je einen Freund erwähnt hätte und zuvor schien sie auch nicht wirklich viel am Handy oder mit anderen Leuten unterwegs zu sein. „Seit wann hast du denn einen Freund?“, fragte der erste Detektiv vorsichtig nach, was Riley wiederum zum Grinsen brachte. „Noch nicht so lange. Es ist kompliziert, weißt du. Er ist ein von der Regierung gesuchter Hacker und muss sich dauernd verstecken.“
Justus runzelte die Stirn. „Du willst mich doch auf den Arm nehmen.“ Riley schüttelte etwas den Kopf. „Wir lösen gerade zusammen einen Fall in einer kleinen Stadt. Darüber haben wir uns kennen gelernt. Auf mysteriöse Weise wurde meine Nummer an den Freundeskreis einer entführten Frau weiter gegeben und nun setzen er und ich alles daran, die Entführte zu finden.“
Justus sah Riley doch etwas fassungslos an und konnte wirklich nicht glauben, was er da hörte. Allerdings blickte Riley ihn dann an und fing an zu lachen. „Man, Just… Das ist ein Spiel fürs Handy. Es macht wirklich Spaß, solltest du auch mal versuchen, könnte dir gefallen.“
Justus schnaubte. „Ich wusste doch, dass da etwas faul ist. Du und ein Hacker, das passt einfach nicht.“ Riley hob die Brauen, schmunzelte dann etwas. „Ich weiß nicht, eigentlich ist er genau mein Typ, mal davon abgesehen, dass er fiktional ist.“
Justus verstand wirklich nicht, was man an einem Hacker aus einem Videospiel so toll finden könnte. Zugegeben, auch er hatte in der Vergangenheit an eine falsche Person sein Herz verloren, aber er hatte daraus gelernt. Natürlich sprach Riley hier gerade von einem Spiel, aber irgendwie interessierte es ihn ein wenig, wie sie darauf kam, dass so jemand ihr Typ sein könnte. „Wie meinst du das genau? Ich möchte es gern wissen für den Fall, dass dein moralischer Kompass mal kaputt gehen sollte. Zugegeben, der Charakter ist eine Fiktion, aber dennoch scheint dieser Charakter nicht gerade auf der richtigen Seite des Gesetzes zu stehen.“
Riley legte ihr Handy beiseite und ließ sich nach hinten in die Kissen fallen und schaute zur Decke. „Es ist mehr wie sein Charakter dargestellt wird, was ich so an der Figur mag. Soziale Kompetenzen sind bei ihm recht fragwürdig, er weiß zwar wie er sich rein sachlich ausdrücken soll, aber emotional… Nicht ganz seine Stärke. Er hat Spaß daran diesen Fall auf zu klären, aber nicht nur des Nervenkitzels wegen, sondern einfach weil es ein Rätsel ist, etwas was Unklar ist. Und so wie es scheint ist er ziemlich intelligent. Das sind so die allgemeinen Dinge, die ich an jemandem anziehend finde.“
Justus hörte sich Rileys Worte an und versuchte sie irgendwie nach zu vollziehen, allerdings hatte er in seinen Augen noch zu wenig Informationen über Bobs Schwester. Sicher, sie studierten und wohnten zusammen, aber es war nicht so, dass sie sich ständig über private Dinge unterhielten.
Riley setzte sich wieder auf und schien kurz nach zu denken. „Was hältst du von Pizza? Ich bekomme etwas Hunger und gerade müssen wir sowieso auf einen Geist warten, oder andere neue Hinweise.“
Justus war doch etwas verwundert, immerhin hatte Riley mal erwähnt, dass sie bei einem laufenden Fall eigentlich gar nichts, oder kaum etwas isst. Aber vielleicht lag es eben auch daran, dass sie gerade keine Wahl außer warten hatten. „Pizza klingt verlockend, aber mein Gewicht...“ Er hatte es wirklich geschafft ab zu nehmen und es war schwer die ganze Zeit die Finger von solchen Dingen wie Schokolade und fettigem Essen zu lassen. Zugegeben, Justus aß hier und da mal Süßigkeiten und er hatte noch immer einen Not-Schokoriegel dabei. Aber dennoch wusste er, dass er es nicht übertreiben sollte. „Ich kann dir auch einfach einen Salat bestellen?“ Es war mehr eine Frage als eine Feststellung, allerdings entschied sich Justus dann doch für eine Pizza, aber eine Kleine.

Nachdem die Pizza geliefert wurde, hatte Riley den Fernseher eingeschaltet und schließlich eine Dokumentation eingeschaltet.
Es wurde spät und Riley schlug schließlich die Augen auf, als sie meinte ein Geräusch gehört zu haben. Etwas verärgert über sich selbst richtete sie sich auf und blickte neben sich, wo Justus schlief. „Mist… Justus, wach auf, wir sind eingeschlafen.“ Sie rüttelte ihn und der erste Detektiv schlug seine Augen auf. „Gibt es schon Frühstück?“, murmelte er verschlafen, während Riley komplett aus dem Bett aufstand und in ihre Schuhe schlüpfte.
„Nichts da mit Frühstück, wir sind eingeschlafen und ich habe gerade etwas gehört.“
Plötzlich schien Justus hellwach, er stand ebenfalls auf und warf einen Blick aufs Handy. Sie hatten ungefähr eine Stunde geschlafen. „Mh, vielleicht ist es auch ein anderer Hotelgast.“, überlegte Riley kurz, wobei Justus nur den Kopf schüttelte. „Das denke ich nicht. Das Hotel ist noch nicht offiziell eröffnet und somit sind wir heute Nacht die einzigen Gäste.“ Wieder hörten sie Krach und Riley nickte Justus nur kurz zu, bevor sie zu der Zimmertür schlich. Justus folgte ihr und seufzte. „Ich bereue es jetzt schon Peter auf diese blöde Party geschickt zu haben“, brummte er, wobei Riley nur leicht grinste. „Du hast doch mich, keine Sorge, ich beschütze dich schon.“
Justus konnte an ihrer Stimme wirklich nicht aus machen, ob sie das Ernst meinte, oder es ein einfacher Scherz war. Dennoch gab es nun kein Zurück mehr und so öffnete Riley vorsichtig die Tür und schlich sich zusammen mit Justus hinaus. „Wo kommt denn der Nebel her?“, fragte Riley, wobei Justus ebenso verwundert schien.
Der Flur war schmählich beleuchtet, gerade so, dass man solche Dinge wie Nebel, oder eine weitere Person ausfindig machen konnte. Gerade wollten beide den Flur weiter hinunter gehen, als eine Gestalt vor ihnen auftauchte. Rileys Augen weiteten sich und ohne zu wissen, wonach ihre Hände suchten, fand schließlich eine Hand die von Justus, welche sie sogleich ergriff.
„Justus?“ Aber der erste Detektiv schwieg und sah ebenso schockiert aus, wie sie selbst. Die Gestalt schwebte näher auf sie zu. Riley wollte ihren Augen nicht Recht trauen, aber es stimmte. Eine Frau, leicht durchsichtig, dunkle Haare, tropfend und mit blutigem Kopf. „Verschwindet von hier!“, drohte sie und kam näher auf die Beiden zu. „Justus...“ Rileys Herz raste und obwohl sie zuvor noch so große Töne gespuckt hatte, machte sie genau das, was dieser Geist ihr gesagt hatte. Sie rannte los, zog Justus einfach mit sich und dieser folgte ihr. Die Lichter um sie herum flackerten, auf dem Flur schien es kälter zu werden. Riley stürmte zusammen mit Justus an der Hand die Treppe hinunter, hinaus auf die Straße.

Erst als sie einige Schritte draußen war, hielt sie an und schnappte zusammen mit dem ersten Detektiv nach Atem. „Das war… Justus… Ein Geist… Der Geist aus der Geschichte.“ Ihre Stimme klang verzweifelt, nahezu ängstlich. Justus ließ ihre Hand schließlich los und blickte sie deutlich Ernst an. „Jetzt sag doch was, du hast es doch auch gesehen?“ Justus schüttelte den Kopf. „Nein!“, erklärte er entschieden, woraufhin Riley ihn fassungslos anstarrte. „Was nein? Justus, du bist kreidebleich.“ Justus versuchte nach Worten zu ringen, sein Hirn arbeitete auf hochtouren, während er versuchte eine logische Erklärung auf die kürzlichen Ereignisse zu finden.
„Nein, Riley, ich weiger mich das zu glauben. Es gibt bestimmt eine logische Erklärung, aber keine Geister. Was immer wie auch gesehen haben, das war kein Geist!“
Sonderlich überzeugt von seinen eigenen Worten schien der erste Detektiv nicht zu sein, allerdings versuchte er sich selbst zu glauben, um so nicht von seiner Angst übermannt zu werden. „Aber...“, setzte Riley an, wobei Justus nur den Kopf schüttelte. „Kein aber, kein vielleicht. Ich weiger mich daran zu glauben, egal was ich da gerade gesehen habe und ich weiger mich Angst zu haben vor etwas, dass es nicht gibt.“
Justus fing an ein wenig auf und ab zu laufen, warf immer wieder einen Blick zu Hotel, fuhr sich durch die Haare und versuchte sich zu beruhigen. „Wir sollten auf diese Party, wir sollten Peter und Bob suchen und ihnen erzählen, was gerade passiert ist. Denn ein Gutes hat die ganze Sache.“, entschied Justus schließlich, woraufhin Riley mit der Stirn runzelte. „Und was?“
„Wir sind auf der richtigen Spur. Jemand will nicht, dass die Wahrheit über den Tod von Alexandra Miller raus kommt.“

Chapter 20: Fall 2: Das Geisterhotel Part 5

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Zusammen nahmen sich die Beiden ein Taxi und machten sich auf den Weg zu besagter Halloween-Party. Justus war wirklich froh darüber, dass er im Notfall immer etwas Geld in seinen Taschen hatte. Nach all den Abenteuern, die er mit den drei Fragezeichen überstanden hatte, war er auf viele Situationen vorbereitet. So wie diese hier. Fluchtartig einen Ort verlassen und dabei nur ein Handy zur Hand haben.
Natürlich hätte er auch Peter oder Bob anrufen können, aber er wusste nicht, ob die Beiden doch bereits etwas Alkohol getrunken hatten. Selbst wenn es nicht ausreichte, um sie beide angetrunken zu machen, wollte er doch nicht, dass sie unter Alkoholeinfluss Auto fuhren. Außerdem konnte er noch Mal so in Ruhe mit Riley die Ereignisse durchgehen.
„Okay, lass uns die Situation zusammen analysieren, dann wirst du verstehen, warum ich glaube, dass die ganze Situation auch etwas Gutes hat.“ Riley seufzte leicht, nickte aber.
„Okay, also zunächst haben wir die Tatsache, dass dieser angebliche Geist erst jetzt erschienen ist und nicht schon, als wir im Hotel ankamen, was bedeutet...“ Riley überlegte nicht lange für ihre Antwort. „Dass er sicher gehen wollte, dass nur uns diese Nachricht erreicht?“ Es war zwar mehr eine Frage, als eine Aussage, aber damit konnte der erste Detektiv deutlich besser umgehen, als wenn sie schon alles wusste.
Vielleicht war er nicht der richtige Ansprechpartner, um jemanden zu beruhigen, aber er versuchte hier lieber an Rileys logischem Verstand zu appellieren, statt sie einfach weiter in ihrer Angst zurück zu lassen. Die Blonde war seiner Meinung nach clever, zu clever, um an Geister zu glauben und sich davon aus der Bahn werfen zu lassen. Auch wenn es vielleicht nicht immer danach aussah, so hielt er viel von ihr, selbst wenn sie ihn zeitweise zur Weißglut trieb, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit.
„Okay, nun zu den lauten Geräuschen, die du zuvor gehört hast. Warum sollte ein Geist damit auf sich Aufmerksam machen, statt einfach durch die Tür zu schweben und uns dann aus dem Hotel zu jagen?“
Riley legte ihre Stirn in Falten. „Er wollte uns auf dem Flur haben. Er musste uns hinaus locken auf den Flur, weil nur da diese Geistershow funktioniert hat.“ Diesmal klang es deutlich weniger nach einer Frage, vielmehr nachdenklich, allerdings lächelte Justus zufrieden. „Exakt! Genau darauf wollte ich hinaus. Ich glaube, dass wir unserem Geist schon sehr bald das Laken vom Kopf ziehen werden.“
In dem Moment musste Riley doch etwas lächeln, hatte dann allerdings keine wirklich Zeit mehr noch etwas zu sagen, da der Taxifahrer verkündete, dass sie ihr Ziel erreicht hatten.

Die Party war inzwischen wirklich gut besucht, Musik spielte, sodass man sein eigenes Wort nicht verstand und so wie sich die Leute verhielten, wurde wohl reichlich Alkohol verteilt. Justus und Riley hielten nach Peter und Bob Ausschau, fanden stattdessen allerdings den Gastgeber. Dieser warf sich kurz darauf in Rileys Arme und grinste. „Schön, dass du es trotzdem noch einrichten konntest. Und sieh einer an den Grinch der Partys, hast du auch überreden können.“ Riley schmunzelte etwas, wobei Justus nur etwas den Kopf schüttelte. „Mit Nichten, dennoch hätte ich eine Frage Jeffrey. Hast du zufällig Peter und Bob gesehen?“
Jeffrey sah sich kurz um, so als müsse er sich in seinem eigenen Haus orientieren. „Bob ist glaube ich in der Küche… Sah ziemlich angepisst auf. Vermutlich weil er bei Keiner gelandet ist.“ Justus nickte nur und bedankte sich kurz, bevor er mit Riley zur Küche ging, wo Bob tatsächlich war. So wie es Jeffrey beschrieben hatte, war Bob ziemlich angefressen und leerte den roten Plastikbecher in einem Zug, den er sich gerade erst befüllt hatte, als Riley und Justus eingetreten waren.
„Bob? Bist du etwa betrunken?“, fragte Riley nach, wobei ihr Bruder nur schief grinste und sich nach vorn lehnte. „Natürlich bin ich betrunken!“, lallte er ihr entgegen und Justus fing Bob auf, als dieser nach vorn stolperte. „Das hier ist eine Party, da betrinkt man sich. Oder flirtet Stunden lang mit Mädchen, bevor man ja doch wieder bei seiner Ex landet.“
Justus und Riley warfen sich einen kurzen Blick zu, bevor der erste Detektiv nach Peter fragte und Bob ziemlich angefressen wirkte. „Keine Ahnung, ruf Kelly an, die weiß es bestimmt. Wenn die Beiden nicht schon längst ein Hotelzimmer genommen hatte.“ Plötzlich fing Bob an zu lachen und deutete auf seine Schwester und Justus. „Wie ihr beide. Ich hoffe nur, dass du sie nicht traurig machst, sonst muss ich für die Ehre meiner Schwester kämpfen.“ Und damit schmiss Bob den leeren Becher auf den Boden und hob auch schon die Fäuste, so als wolle er jetzt wirklich gegen Justus antreten. Dieser griff sich allerdings nur einen Arm des Dritten und legte ihn über seine Schulter. „Ich bring ihn besser raus, kümmerst du dich um Peter?“, fragte er an Riley gerichtet, woraufhin diese nickte und damit begann sich weiter im Haus um zu sehen.

Im Garten des Hauses angekommen, setzte Justus den dritten Detektiv auf einer Bank ab und nahm neben ihm Platz. „Weißt du, ich dachte wirklich er hätte es diesmal geschafft.“, merkte der Blonde an, während Justus nicht weiter darauf einging, sondern Bob einfach reden ließ. So viel hatte dieser schon seit einiger Zeit nicht mehr getrunken. Justus selbst war immer der Nüchterne, er hasste es nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein, weil eine Substanz sie vernebelte. Bob hingegen hatte schon mit 16 angefangen auf so manchen Partys Alkohol zu trinken und Peter hatte hier und da mitgemacht. Allerdings war der Rothaarige immer darauf bedacht, höchstens angeheitert zu sein. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass Bob nicht so viel vertrug. Aber das Muster, was Bob nun zeigte, kannte Justus. Der Blonde erinnerte sich vermutlich nicht wirklich daran, aber er hatte den Drang viel über sich selbst und seine Sorgen zu reden, wenn er erst Mal diesen Punkt erreicht hatte.
„Ich hab ihm tatsächlich geglaubt, als er meinte, dass es keine große Sache war, dass sie da ist. Pah! Elender Verräter...“ Justus schwieg weiter. „Was hab ich mir auch gedacht? Dass es diesmal anders wird. Dass der Verräter endlich mal merkt, dass Bob ihn ein bisschen zu viel für einen guten Freund mag?“ Bei dem Wort bisschen hielt Bob Zeigefinger und Daumen ziemlich nah zusammen und wedelte damit vor Justus Nase herum. Dieser lächelte etwas mitleidig und tätschelte Bob kurz die Schulter. „Ich weiß Bob...“, murmelte er nur und hoffte nur, dass diese Eifersüchtelei, wie die Anderen enden würde. Bob hielt die Klappe sobald Peter da war und sie konnten einfach nach Hause fahren und am nächsten Morgen hatte Bob einen so großen Filmriss, dass er nicht mehr wusste, was er gesagt hatte.
„Pah! Was bin ich auch so dumm… Verknallt in den heterosexuellen Sportler. Classical Bob würde ich sagen. Ja ich habe auch eine Freundin, bei der ich mich kaum melde. Aber ich dachte, vielleicht… Ist jetzt die Zeit, der Zeit im Zeitpunkt!“ Justus musterte Bob und nickte sachte. In solchen Dingen war er einfach nicht wirklich gut. Er hatte einfach noch nie in der Situation gesteckt und er konnte sich durchaus vorstellen, dass das unglaublich kompliziert für Bob war. Er hatte sich auch schon mal vorgenommen dem Blonden zu sagen, dass er es wusste, dass er ihm alles erzählt hatte. Allerdings wusste er nicht, wie der nüchterne Bob darauf reagieren würde. Justus selbst hatte kein Problem damit, immerhin war es nur rein logisch für ihn, dass sich Gefühle derart entwickeln konnten, wenn man auf das eigene Geschlecht stand. Zudem war Homosexualität auch vermehrt im Tierreich vertreten und damit ganz natürlich, von der Geschichte der Menschheit wollte er bei diesem Thema erst gar nicht anfangen. Bevor die Kirche so sehr ins Spiel kam, war es sogar sehr attraktiv neben seiner Ehefrau auch einen Mann zu haben.
Aber das würde er vermutlich nie so ausführlich mit Bob oder Peter besprechen. Klar, er wusste von Bob und das seit seinem ersten Alkoholabsturz, allerdings wusste er nicht, wie Peter dazu stand und er hatte auch Angst, dass sich etwas zwischen ihnen veränderte.
„Du hältst das aber Geheim, okay? Das ist ein Geheimnis zwischen dir und mir und dem Bier.“, erklärte ihm der Blonde und Justus lächelte milde. „Klar, wie immer.“, murmelte er, als schließlich auch schon Riley mit Peter raus kam.

Dieser war zum Glück nicht betrunken, sondern noch klar bei Verstand und warf nur einen Blick zu Bob, der wankend aufstand. „Peter, da bist du ja endlich.“ Peter sah seinen besten Freund an und fing ihn auf, als dieser drohte zu stürzen, so wie es Justus zuvor getan hatte.
„Wir hatten wohl ein paar Bier, mh?“, fragte er nach, wobei Bob ein stolzes Grinsen zeigte. „Ja, ich auch!“
Peter ging nicht weiter darauf ein, sondern trat auf Bob zu und fischte die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. „Ich glaube es ist besser, wenn Riley fährt.“, erklärte er nur und reichte ihr dann auch schon die Schlüssel zum Käfer. Eigentlich war es geplant gewesen, dass beide so weit nüchtern blieben, dass Bob ohne Probleme fahren konnte, aber in dem Fall hatte Bob dann doch die Pläne geändert. Wenigstens sah er ein, dass er nicht mehr in der Lage war zu fahren und stolperte auch schon los, wobei Peter schließlich den einen Arm von ihm schnappte und Justus den Anderen.
„Was machen wir jetzt? So kann ich Bob schlecht mit nach Hause nehmen, Dad wird ausrasten.“, erklärte die Blonde, wobei Justus und Peter sich einen Blick zuwarfen. „Nicht das erste Mal, dass Bob doch zu viel getrunken hat.“, merkte Peter an, wobei Justus schließlich die Anweisung gab, dass Riley einfach zur Zentrale fahren solle.

Dort angekommen, löste sich Bob schließlich von seinen Freunden und kramte in seinen Hosentaschen, bevor er ein wenig zu Jammern anfing. „Leute… Ich hab die Schlüssel verloren. Wir kommen nie wieder in die Zentrale.“, jammerte der Blonde, bevor Justus auch schon die Tür öffnete und Bob grinste. „Just, du bist ein Genie.“ Der erste Detektiv schloss für einen Moment die Augen und Peter machte sich schließlich daran Bob in die Zentrale zu bringen, was deutlich einfacher aussah, als es am Ende war.
„Okay, Riley… Wir kümmern uns kurz um etwas zu Essen, Peter, legst du Bob hin?“, fragte Justus nach, wobei der Rotschopf nickte und Justus mit Riley zum Haus ging.

„Gut, dann bringen wir dich mal ins Bett.“, merkte Peter an und stolperte mit Bob in den Wohnwagen. Der Blonde fing an zu lachen. „Aber nur wenn du mich bringst.“, merkte er an, wobei Peter doch etwas schmunzelte. „Keine Sorge, es gab keinen anderen Freiwilligen.“, erklärte Peter, was Bob zufrieden stimmte.
Der Sportler legte seinen besten Freund auf einem der beiden Sofas ab und fing schließlich an eine Decke über ihm aus zu breiten. „Peter?“ Bob wirkte von einem Moment auf den Anderen relativ Ernst. Meine Kontaktlinsen… Käfer...“ Peter musterte Bob und seufzte. „Stimmt.“ Damit lief Peter auch schon zurück zum Auto und holte aus dem Handschubfach ein Brillenetui und ein kleines Behältnis für die Kontaktlinsen heraus. „Hoffentlich bekommt er das allein hin.“, murmelte der Sportler noch, bevor er sich wieder auf dem Weg zum Wohnwagen machte. Er blickte kurz hinüber zum Hause Jonas, wo in der Küche Licht brannte, was ihm sagte, dass Riley und Justus noch nicht zurück waren.
Bob schien sich inzwischen wieder vom Sofa erhoben zu haben, da er nun mit einem Glas Wasser in der Hand dasaß, was er bereits zur Hälfte geleert hatte. Peter reichte ihm den Behälter fü die Kontaktlinsen und nahm Bob das Wasserglas ab. Dieser begann darauf hin sich ins Auge zu fassen, was Peter weniger angenehm fand und sich leicht von der Situation wegdrehte. Bob reichte ihm schließlich den Behälter als er fertig war und legte sich kurz darauf hin.
Peter stellte alles neben dem Sofa ab und wollte schon wieder in den vorderen Teil der Zentrale, als er plötzlich am Arm fest gehalten wurde.
„Peter...“ Er wandte sich zu Bob, der ihn so ansah, als wäre er eigentlich zu müde, um noch etwas zu sagen. „Komm bitte nicht wieder mit Kelly zusammen, okay?“
Peter wusste nicht, was er von dieser Aussage halten sollte, aber er schob es auf den Alkohol und der Tatsache, dass Bob genau wusste, wie schwer es Peter all die Zeit mit Kelly ergangen war und wie schwer die Trennung gewesen war.
„Keine Sorge, Bob. Ich war Kelly einfach nur eine Erklärung schuldig, mehr nicht. Schlaf jetzt.“ Bob lächelte kurz, bevor er Peter eine gute Nacht wünschte und sich schließlich rum drehte.

Chapter 21: Fall 2: Das Geisterhotel Part 6

Chapter Text

Justus öffnete den Kühlschrank und holte nach einigem Überlegen Kirschkuchen hervor, stellte diesen schließlich auf der Küchentheke ab und sah sich kurz um. „Willst du etwas trinken?“, fragte er nach, wobei Riley kurz mit den Schultern zuckte und sich dann für Orangensaft entschied, nachdem Justus ihr die Optionen aufgezählt hatte.
„Kuchen? Als es um Pizza ging hast du noch deine Bedenken gehabt, aber Kuchen ist okay?“, fragte die Blonde nach, wobei Justus einen kurzen Blick aus dem Fenster warf, so als könne er in der Dunkelheit irgendetwas aus machen. „Ich brauchte nur eine Ausrede.“ Riley hob die Brauen, bevor Justus seufzte.
Natürlich hätte er ihr alles sagen können, was er von Bob wusste, aber auch wenn dessen Schwester vor ihm stand, so konnte er nicht ahnen, wie viel Bob ihr erzählen würde, oder ob sie nicht schon selbst auf die Lösung gekommen war. Dementsprechend versuchte er sich möglichst so aus zu drücken, dass es nicht verräterisch klang. „Peter ist deutlich besser darin Bob in solchen Situationen ins Bett zu bringen, als ich es bin. Bob würde sich nur ablenken lassen und so wie sein Zustand derzeit ist, wäre er für den Fall nur hinderlich. Über einzelne Informationen können wir ihn auch morgen informieren, wenn er wieder deutlich nüchterner ist.“ Er wandte sich an die Blonde und überlegte einen Moment. Nicht, dass sie es doch falsch verstand und es in dem Fall richtig wäre. Das Risiko wollte er einfach nicht eingehen. Er hatte es Bob versprochen, zwar dem betrunkenen Bob, aber dennoch war es ein Versprechen unter Freunden. „Also, was ich sagen will ist, dass Peter und Bob, trotz unseres Trios einfach immer einen besseren Draht zueinander hatten. Nicht, dass ich nicht auch gut mit ihnen befreundet bin, aber es ist kein blindes Verstehen.“ Riley sagte dazu nichts, allerdings verstand sie, was Justus meinte. Genau genommen dachte sie sich zudem ihren Teil. Sie wusste wie oft Bob von Peter sprach und sie wusste auch um die Gefühle von Peter. Aber die konnte sie nun schlecht vor Justus erwähnen, da es einfach nicht an ihr lag den Rotschopf zu outen.
„Verstehe...“, merkte sie nur an, damit Justus sich nachher nicht gezwungen fühlte weiter zu reden. „Und wie lange warten wir jetzt?“ Eine Frage die in ihren Augen durchaus berechtigt war. Sie wusste nicht, wie lange es dauern würde ihren Bruder hin zu legen, damit diese seine Rausch ausschlafen konnte. Justus schien auch kurz zu überlegen, wobei er ein Stück vom Kirschkuchen nahm. „Ich würde sagen, dass wir ein Stück essen und dann rüber gehen. Er brach besagtes Stück in zwei Hälften und reichte eine davon Riley, welche es dankend entgegen nahm.

In dem Moment ging die Küchentür auf und Tante Mathilda stand mit einem Besen bewaffnet im Türrahmen, legte diesen allerdings beiseite und griff sich erschrocken an die Brust. „Justus, ich dachte du wärst ein Einbrecher. Wolltest du nicht in diesem Hotel übernachten, wegen des Falles?“
Der erste Detektiv kaute etwas schneller, damit er den Mund leer zum Sprechen hatte. „Die Pläne haben sich etwas geändert, Tante. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe, aber was genau wolltest du mit einem Besen ausrichten?“ Mathilda sah von Justus zum besagten Besen, welchen sie auf die Seite gestellt hatte und schien nicht gerade begeistert von der Nachfrage ihres Neffen. „Nun, das war das Erste, was ich greifen konnte. Und...“ Sie unterbrach sich und warf einen Blick zu Riley, welche neben Justus stand und den Kirschkuchen aß. „Du hast Damenbesuch? Entschuldige Kindchen, ich bin Mathilda Jonas, den Kirschkuchen habe ich gemacht.“ Riley schmunzelte etwas. Wie so oft hatte Justus Tante diese mütterliche Art, welche aber auch – soweit sie da auf Bobs Erzählungen vertrauen konnte – deutlich umschlagen konnte, wenn Justus mal wieder zu sehr in Gefahr geriet mit seiner Detektivarbeit.
„Mrs. Jonas, ich bin es Riley. Bobs Schwester?“
Mathilda musterte die Blonde vor ihr und lächelte anschließend. „Mein Gott, bist du groß geworden und so eine wunderschöne, junge Frau. Ich lass euch beide dann mal wieder alleine, ich will euer Date bestimmt nicht stören.“
Justus sah deutlich erschrocken aus, während seine Tante den Besen zur Hand nahm, um mit diesem wieder zu verschwinden. „Das ist kein Date, Tante. Wir arbeiten an einem Fall und...“ Allerdings kam er nicht weiter, da seine Tante in dem Moment mit einem vermeintlich wissenden Lächeln die Tür schloss und die Beiden wie versprochen wieder allein ließ.
Seufzend wandte sich der erste Detektiv an die Blonde. „Entschuldige, ich werde das morgen klären.“
Natürlich hatte Riley das Lächeln seiner Tante gesehen und doch wusste sie nicht recht, was sie davon halten sollte. „Seitdem ich die Uni besuche, erwartet meine Tante regelrecht, dass ich eine Freundin mit nach Hause bringe, dabei scheint es ihr offensichtlich egal zu sein, wen ich mitbringe.“ Als Justus den Blick sah, den Riley ihm zuwarf, merkte er, dass seine Wortwahl wohl wirklich nicht die Beste gewesen war und versuchte sich zu erklären. „Nicht, dass du eine schlechte Wahl als Partnerin wärst, so habe ich das nicht gemeint. Allerdings bezweifel ich, dass wir beiden ein gutes Paar abgeben würden, mal ganz davon abgesehen, dass du die Schwester meines besten Freundes bist und das eine durchaus schlechte Kombination sein würde. Ich bin zwar nicht immer so gut, wenn es um emotionale Beziehungen geht, aber selbst ich weiß, dass man nicht unbedingt die...“ Riley unterbrach ihn. „Keine Sorge Justus, ich weiß, was du meinst und abgesehen von der Bobs Schwester Sache, bin ich ohnehin nicht dein Typ.“ Riley schnappte sich den Teller mit dem Kirschkuchen und ging zur Küchentür, während der erste Detektiv nun doch verwirrter schien, als Riley zuvor. Hätte sie nicht eigentlich sagen sollen, dass er nicht ihr Typ war, statt umgekehrt. Justus war sich nicht mal sicher, ob er überhaupt einen bestimmten Typen bevorzugte. Woher wollte Riley also wissen, was er für einen Typen bevorzugte, wenn er es selbst nicht mal wusste.
Allerdings ließ sie ihm auch keine Zeit diese Frage zu stellen, da sie schon aus der Haustür raus war, um zur Zentrale zu gehen.

„Bob schläft.“, verkündete Peter, als die andern Beiden wieder zurück kamen und Riley gerade den Teller abgestellt hatte. „Aber davon mal abgesehen, warum seid ihr beiden eigentlich schon wieder aus dem Hotel raus? Habt ihr euch wieder gestritten?“
Gerade wollte Riley etwas dazu sagen, als auch schon Justus das Wort übernahm. „Zum Einen möchte ich anmerken, dass Riley und ich uns nicht streiten, sondern stets Diskutieren. Es mag sein, dass das für dich nach einem Streit aussieht, aber wir bleiben stets sachlich in unseren Argumentationspunkten. Würden wir streiten, würden wir deutlich auf die emotionale Ebene zugreifen und würden vermutlich nicht mehr in einer Wohngemeinschaft leben.“
Peter nickte schlicht, damit Justus wenigsten annahm, dass er ihm auch nur ein Wort davon glaubte. Für ihn hörte es sich immer nach Streitereien an und dass es nicht emotional wurde, konnte er so auch nicht unterstreichen, immerhin waren beide nach diesen ‚Diskussionen‘ deutlich angefressen und versuchten sich aus dem Weg zu gehen.
„Von mir aus Diskussionen und wenn du nicht endlich erzählst, was passiert ist, starte ich gleich eine Diskussion.“ Peter wollte wirklich nicht länger auf die Folter gespannt werden und so begann Justus die wesentlichen Ereignisse zusammen zu fassen, woraufhin Peter sich bestätigt fühlte, als ihm berichtet wurde, dass auch Riley meinte einen Geist gesehen zu haben und daraufhin die Flucht ergriffen hatte. „Ich habe euch gleich gesagt, dass ihr das Salz einpacken sollt, aber man will ja nicht auf mich hören.“
Justus hatte sich inzwischen vor die Fallakte gestellt und betrachtete die unterschiedlichen Hinweise, die sie bereits zusammen getragen hatten. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass es keine Geister gibt, Peter. Das was Riley und ich gesehen haben, war irgendetwas Anderes, etwas, was sich auf logische Weise erklären lässt, nur fehlen uns noch die passenden Informationen, um dahinter zu kommen.“
Riley seufzte leicht. „Auch wenn ich auch erst deutlich Angst hatte und bereit war der Geistergeschichte zu glauben, muss ich jetzt im Nachhinein Justus Recht geben. Warum sollte ein Geist uns los werden wollen und nicht den Hotelbesitzer. Das wäre doch deutlich logischer, nachdem ihm vermutlich auch das Grundstück jetzt gehört.“
„Was uns wieder zu dem Motiv mit dem Grundbesitz zurück führt.“, erklärte Justus und Riley konnte nur zustimmend nicken. „Die Frage ist auch, wen das Grundstück jetzt gehört. Wurde der Vertrag schon unterschrieben, oder ist es im Testament von Alexandra Miller enthalten?“
Peter legte den Kopf in den Nacken und stöhnte auf. „Wunderbar, wir sind also kein Stück weiter, als vorher.“, merkte er an, wobei Justus mit dem Kopf schüttelte. „So würde ich das nicht sagen Zweiter. Durch die heutigen Ereignisse wissen wir, dass es auf jeden Fall jemanden gibt, der diesen Mord einer Geistergeschichte zuschreiben will. Die Frage ist nur noch wer.“
Riley betrachtete ebenfalls die Fallakte. „Und wie wir das beweisen wollen.“, fügte sie hinzu, wobei Peter sich in Bewegung setzte. „Klingt so, als müsste Bob hierfür nüchtern sein und nochmals recherchieren, was bedeutet, dass ich mich jetzt hinlege.“ Justus winkte gedankenverloren ab. „Mach nur Peter, ich bin mir sicher, dass wir morgen deutlich weiter kommen.“
Der Rotschopf besah sich nochmals Riley und Justus, die allerdings noch immer auf die Fallakte sahen. Er kannte Justus gut genug, um zu wissen, dass er sich vermutlich noch nicht schlafen legen würde und so wie er Riley einschätzte, würde auch diese wach bleiben wollen. Dementsprechend machte er sich gar nicht mehr die Mühe noch zu fragen, wo Riley heute nächtigen würde, da beide Sofas in der Zentrale belegt sein würden.

Erschöpft breitete Peter eine Decke über sich aus, nachdem er sich hingelegt hatte und sah nochmals hinüber zu Bob, der allerdings in aller Ruhe zu schlafen schien. Dementsprechend drehte sich Peter rum und machte die Augen zu. Allerdings nur für einen kurzen Moment, da er einen Moment später merkte, wie seine Decke angehoben wurde.
Als er sich etwas aufsetzte und seine Augen öffnete, erkannte er im fahlen Licht Bob. „Alles okay? Hast du dich mit dem Sofa geirrt?“
Bob brummte etwas. „Nein, aber Riley muss schließlich auch irgendwo schlafen und die macht sich einfach zu breit. Rück‘ mal.“ Die Worte waren mehr genuschelt, als dass Bob hier eine klare Aussage traf. Dennoch folgte Peter der Aufforderung. Wieder rief er sich ins Gedächtnis, dass es nicht das erste Mal war und doch fühlte es sich wieder so neu an, als hätte er nie neben Bob geschlafen, oder hätte nie diese Nähe zu ihm gespürt.
Er merkte, wie sich Bob zu ihm unter die Decke legte und schließlich einen Arm um ihn legte und seinen Kopf an seiner Brust bettete. „Dein Herz rast...“, merkte der Blonde nach einiger Zeit an, während Peter versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. „Solltest du mal kontrollieren lassen.“, murmelte der Dritte verschlafen, wobei Peter nur schluckte und nickte. „Keine Sorge, hab ich schon. Ist nicht gefährlich.“ Etwas Besseres fiel ihm in dem Moment auch nicht ein. Was sollte er auch sonst sagen? Er wusste nicht, an wie viel Bob sich erinnern würde und die nächsten Tage von ihm genötigt werden, endlich zum Arzt zu gehen, darauf konnte Peter verzichten. Zumal er die Ursache seines Herzleidens zu gut kannte.
„Es mag sich vielleicht jetzt wirklich komisch anhören und vielleicht ändert das auch alles zwischen uns… Aber ich will nicht, dass es etwas ändert, also bitte hass mich danach nicht, oder so etwas… Aber du bist der Grund für mein Herzrasen. Ich weiß nicht, ob du das in letzter Zeit bemerkt hast, aber du bist nicht einfach nur ein guter Freund für mich, Bob.“ Peters Herz schlug noch schneller. Er hatte es ihm wirklich gesagt. Für einen Moment kroch Panik in ihm hoch, Bob sagte nichts. Aber er bewegte sich auch nicht vom Fleck. Stumme Zustimmung? Oder versuchte er es zu ignorieren. Wenn das der Fall war, war Peter deutlich enttäuschter, als er es erwartet hätte. Ablehnung, Wut, Akzeptanz, alles Dinge mit denen er umgehen könnte, aber Ignoranz?
„Bob?“ Er ließ seinen Blick zu seiner Brust wandern, auf der Bob lag. Er hatte seine Augen geschlossen und schließlich hörte er ein leises Schnarchen von dem Anderen. Vielleicht sollte er enttäuscht darüber sein, doch Peter lächelte sachte. „Vielleicht ist es besser so.“, merkte er murmelnd an, wobei diese Feststellung allein für sich war. Ein anderes Mal, ein anderer Zeitpunkt. Nicht um Bob seine Gefühle zu gestehen, aber vielleicht ihm ein Stück weit die Wahrheit näher zu bringen.

Justus hing die Hinweise erneut um, versuchte die Fäden neu an zu ordnen und trat einen Schritt zurück, wobei er dann doch wieder ein Stück vom Kirschkuchen abbiss. Hier und da hatte er Zettel zur Fallakte hin zu gefügt. Er warf einen Blick zur Uhr und seufzte. Es ging auf den Morgen zu. Wenn er Glück hatte, so würde er in einer Stunde Professor Salzman anrufen können, um zu fragen, ob er irgendwelche Ergebnisse hatte.
„Willst du einen Kaffee, Riley?“, fragte er nach und wandte sich um. Riley hatte ihren Kopf auf die Tischplatte gelegt, wobei sie ihre Arme als improvisiertes Kissen nutzte. Zugegeben, Justus wusste, dass er nicht von Jedem verlangen konnte sich so lange wegen eines Falles wach zu halten, dennoch hatte er es als positive Abwechslung gefunden nicht alleine hier zu stehen, während Bob und Peter schliefen. Trotzdem würde er Riley jetzt nicht wecken, sondern trat vorsichtig auf sie zu, legte ihr eine Jacke über die Schultern, welche sie immer in der Zentrale hatten und wollte ihr vorsichtig die Brille von der Nase nehmen, als ihm ein Zettel ins Auge fiel, den sie halb unter ihrem Arm liegen hatte. Es war nicht seine Handschrift, sondern die der Blonden. Als er den Zettel vorsichtig unter ihr hervor zog, konnte er in fein geschwungenen Linien ‚Nebelmaschine‘ lesen.
Justus seufzte, musste aber doch etwas schmunzeln. „Selbst wenn du schläfst, bist du mir einen Schritt voraus.“, flüsterte er und fügte den Zettel zur Fallakte hinzu.

Chapter 22: Fall 2: Das Geisterhotel Part 7

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“Guten Morgen, oder Vormittag, um spezifischer zu sein.”, rief Justus durch die Zentrale und trommelte laut gegen eine der Wände.
Etwas widerwillig öffnete Bob die Augen und merkte sofort, dass dies ein dummer Fehler war. Zu sagen, dass er einen leichten Kater hatte, wäre untertrieben und so kniff er die Augen zusammen, als könne dies gegen die Kopfschmerzen helfen. Allerdings zog Justus ihm in dem Moment auch schon die Decke weg. „Raus aus den Federn, Kollege. Riley und Peter sind schon seit einer guten Stunde auf den Beinen, während ich mich freiwillig dazu bereit erklärt habe, dich zu wecken und bis sie zurück kommen, dich so weit wieder hin zu bekommen, dass du halbwegs präsentabel bist. Immerhin müssen wir schon sehr bald unsere Ergebnisse Inspektor Cotta präsentieren, allerdings gibt es bis dahin noch einige Nachforschungen an zu stellen. Also, Dritter!“
Mit einem gequälten Stöhnen setzte sich Bob auf und betrachtete kurz die Zentrale, wobei er etwas irritiert seine Brille suchte. Als er diese schließlich neben dem anderen Sofa fand, erhob sich der dritte Detektiv, um diese zu nehmen und auf zu setzen, damit er wenigstens etwas sah. „Warum liegen meine Sachen eigentlich dort drüben und nicht neben mir?“, fragte er nach. Bob hatte – so chaotisch wie er auch war – die Angewohnheit die wichtigsten Gegenstände immer in seiner Nähe auf zu bewahren. Handy, Portemonnaie, Brille und Schlüssel legte er Zuhause immer auf seinen Nachtschrank und wenn er dann doch mal in der Zentrale schlief, dann immer direkt neben dem Sofa auf dem er lag.
Justus reichte dem Blonden eine Tasse Kaffee und betrachtete kurz seinen Kollegen. Wie er es erwartet hatte, konnte sich Bob an nichts erinnern. Ob das nun gut oder schlecht war, sei dahin gestellt. Vielleicht war es besser so, dass er sich an den gestrigen Gefühlsausbruch nicht erinnerte und an die Tatsache, dass er Justus ein Mal mehr seine Gefühle anvertraut hatte.
Was die Schlafsituation anging, da sah Justus keine Gefahr ihm dies mit zu teilen.
„Du musst wohl in der Nacht zu Peter aufs Sofa gegangen sein. Peter meinte, dass du deiner Schwester das vorhandene Sofa überlassen wolltest. Zugegeben, Riley ist am Schreibtisch eingeschlafen und ich habe mich irgendwann hier hingelegt.“
Bob musterte ihn skeptisch und besah sich nochmals seinen Schlafplatz. „Will ich überhaupt wissen, wie Peter und ich zusammen da rauf gepasst haben. Immer sind wir keine 12 mehr.“ Justus sah ihn einen Moment eindringlich an und das war wohl eine ausreichende Antwort für den Blonden.

Riley und Peter hatten zunächst den Käfer genommen, um zu Peter zu fahren, damit er sich Sportkleidung anziehen konnte. Anschließend waren sie zu den Zwillingen nach Hause gefahren. Riley hatte sich ebenfalls sportliche Kleidung angezogen, bevor sie beide in Bobs Zimmer gingen. „Also wirklich, er wohnt nicht mal mehr hier und sein Zimmer ist trotzdem das reinste Chaos.“, merkte die Blonde an, wobei Peter mit den Schultern zuckte und schließlich über einen Wäschehaufen stieg. „Schmutzig.“, merkte er nur an, lief zum Stuhl und griff sich dort ein Shirt und eine Hose. „Kleiderschrankboden, da sind meist frische Boxer. Zahnbürste dürfte im Bad liegen.“ Riley hob die Augenbraue. „Und wo liegen die Kondome?“, wollte sie wissen, während Peter Gedankenverloren die Kleidung begutachtete, die er in den Händen hielt. „Entweder in der Schreibtischschublade, oder unter dem Bett neben...“ Er stockte und wandte sich zu Bobs Schwester. „Hey!“ Diese kicherte ein wenig und zuckte mit den Schultern. „Interessant, was du alles so über meinen Bruder weißt.“, erklärte sie, beobachtete, wie Peter ein wenig rot anlief und tief durchatmete. „Als ich noch mit Kelly zusammen war, hat er mir hier und da welche gegeben. Ich hab sie in den seltensten Fällen gebraucht, weil ich sowieso nie Lust auf Sex hatte, zumindest nicht mit Kelly. Aber Bob meinte jedes Mal, dass Vorsicht besser als Nachsicht war.“ Riley nickte leicht. Davon mal abgesehen, bemerkte sie dennoch, dass Peter Bob wohl besser kannte, als so manch jemand anderer. Trotzdem wollte sie nun nicht näher darauf eingehen und ging dementsprechend zum Kleiderschrank und holte eine Boxershorts. „Nimm die engeren, er hasst diese losen.“, erklärte Peter während er schließlich auf seinem Handy tippte. „Bob?“, fragte Riley nach, als sie noch Mal nach einer anderen Boxershorts griff, wobe der Rotschopf den Kopf schüttelte. „Jeffrey… Er wollte mir nur sagen, dass er es Ernst mit dem Date gemeint hatte, aber es auch verstehen würde, wenn ich nicht will… Na ja, wegen Bob.“
Rileys Augen weiteten sich und sofort kam sie auf Peter zu, um einen Blick auf sein Handy zu werfen. Peter versteckte es nicht, immerhin gab es keine geheimnisvolle Botschaft, die Riley hier lesen könnte. Alles, was auf seinem Handy stand, würde er ihr ohnehin erzählen. „Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll. Ich meine, ja ich habe Gefühle für Bob, aber was ist, wenn sie nur da sind, weil ich bisher bei niemand Anderem in diese Richtung gedacht habe?“ Riley setzte sich hinüber auf Bobs Bett und legte die Stirn in Falten. Noch würde sie nichts dazu sagen, sondern Peter einfach reden lassen.
Dieser setzte sich neben Bobs Schwester und schaute einen Moment zur Decke hoch. „Ich meine, ich habe es Bob gestern tatsächlich gesagt, aber er hat dann doch schon geschlafen. Keine Ahnung, ob ich den Mut ein weiteres Mal aufbringe. Davon mal abgesehen, wäre es wirklich so falsch mal mit Jeffrey auf ein Date zu gehen, einfach um zu gucken wohin das führt? Ich würde ihn nicht anlügen, sondern ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, ob daraus was wird...“ Riley nickte kurz und lächelte.
„Dass Bob eingepennt ist, tut mir Leid. Und ja, er ist mein Bruder und natürlich finde ich, dass ihr ein wunderbares Paar abgeben würdet. Aber es ist auch vollkommen okay, wenn du dich erst Mal ausprobieren willst. Achte nur darauf, dass du damit niemanden verletzt. Aber es ist schon mal ein guter Anfang, dass du hierbei ehrlich mit Jeffrey sein willst, wobei ich glaube, dass er ganz genau weiß, worauf er sich einlässt.“
Peter zeigte ein schiefes Lächeln, nahm sein Handy zur Hand und schickte Jeffrey schließlich eine Antwort. Er war so lange mit Kelly zusammen gewesen, dass er sich nicht mal sicher war, ob er überhaupt wusste, wie sich Liebe anfühlte. Was er allerdings wusste war, dass er Jeffrey durchaus attraktiv fand und das nicht nur rein objektiv betrachtet. Sicher, Kelly war auch hübsch, aber eine andere Art von hübsch. Hübsch, wie man ein Kunstwerk nennen würde, aber keine Person zu der man sich eigentlich sexuell hingezogen fühlen sollte.

Nachdem Justus Bob geweckt hatte und ihm eine Tasse Kaffee in die Hand drückte, dauerte es auch für die beiden Detektive nicht mehr lange, bis Riley und Peter zurück waren. Justus hatte in der Zwischenzeit etwas zu Essen organisiert und dabei die Gelegenheit genutzt seiner Tante zu erklären, dass Riley und er kein Paar waren. Seine Tante schien enttäuscht und obwohl Justus den Einwand brachte, dass sie Riley kaum kannte, betonte Mathilda, dass sie Bobs Schwester war und bestimmt keine schlechte Person und dass sie zudem über wirklich gute Menschenkenntnis verfügte.
Justus beließ es dabei und ging mit einigen Sandwichscheiben hinüber zur Zentrale.
„Also, Just, was willst du uns so dringendes erzählen?“, kam es von Peter, der in eines der Brote biss und sich zu dem ersten Detektiv wandte, der vor der Fallakte stand, als würde er bereit sein einen Vortrag zu halten.
Bob war kurz Duschen gewesen und hatte sich die Sachen angezogen, die Peter und Riley ihm mitgebracht hatten. So musste er wenigstens nicht den ganzen Tag in seinem Kostüm herum laufen. Zudem hatte er eine Kopfschmerztablette von Mrs. Jonas erhalten und seine Kontaktlinsen wieder eingesetzt. Da Peter die alles Entscheidende Frage stellte, nachdem Bob gerade die Zentrale betreten hatte, brauchte er dies nicht mehr tun.
„Also, Professor Salzman hat uns heute relativ früh angerufen und mir die Ergebnisse der eingereichten Probe mitgeteilt.“
Bob rollte mit den Augen. „Mach es nicht so spannend.“, forderte er ein, woraufhin sich Justus kurz räusperte. „Also, neben ganz normalem Wasser, meinte er, dass er auch eine Substanz mit dem Namen Diphenhydramin gefunden. Eigentlich ein Mittel zur Beruhigung oder um Asthma oder Allergien zu behandeln, wobei Letzteres nicht mehr so aktuell ist. Jedenfalls kann dieses Mittel in höheren Dosen auch zu Halluzinationen, Angst und Erregungszuständen führen. Ein gutes Beispiel hierfür war das Handeln von Riley. Statt sich dem vermeidlichem Geist zu stellen und diesen an zu greifen, ist sie voller Angst weggerannt.“
Riley überlegte einen Moment und sah dann Justus an. „Du meinst also, dass dieses Mittel...“ Justus nickte. „Ganz genau, zugegeben, du hast mir den entscheidenden Hinweis hierfür geliefert.“
„Die Nebelmaschine, also lief es so ab?“ Justus nickte. „Da bin ich mir inzwischen sicher. Weil...“ Riley unterbrach ihn. „Es gibt auch eine flüssige Form, oder?“ Justus nickte wieder, während Peter und Bob sich einen Blick zuwarfen und Bob schließlich ein wenig die Geduld verlor.
„Könntet ihr euch bitte ein Mal so unterhalten, dass selbst jemand mit einem durchschnittlichen IQ versteht, was ihr da besprecht?“ Empörung lag in seiner Stimme, woraufhin seine Schwester ihn entschuldigend anlächelte. Justus allerdings seufzte leicht und deutete nun auf die Fallakte.
„Also, nachdem ich erfahren habe, dass es sich Delirantium handelt, fügte sich das Puzzle immer mehr zusammen. Am Abend an dem Alexandra Miller gestorben ist, war sie, wie wir bereits wissen in dem Hotel. Wenn man Diphenhydramid zu hoch dosiert, können die bereits erwähnten Nebenwirkungen entstehen und genau das machte sich der Täter zu Nutze. Mrs. Miller sah eine verkleidete Frau und nahm an, dass sie einen Geist sähe. Spezifischer ausgedrückt den Geist von Mary Lou. Daraufhin versuchte sie vermutlich panisch dem Raum zu entfliehen, wurde aber an die Wand gedrängt. Wie ich bereits herausfand war der Verschluss des Fensters nicht intakt, sondern defekt. Vermutlich lehnte sie sich gegen das Fenster und stürzte schließlich in die Tiefe.“ Peter runzelte die Stirn. „Ja, aber was hat das nun mit einer Nebelmaschine und Riley zu tun?“, fragte er nach, wobei Justus kurz eine Hand hob, um zu signalisieren, dass er dazu nun kommen würde.
„Letzte Nacht haben Riley und ich noch zusammen gesessen, nachdem sie eingeschlafen war, entdeckte ich einen Zettel, auf den sie Nebelmaschine geschrieben hatte. Vermutlich hatte der Täter mithilfe dieser einen Nebel erstellt, welcher eben die Halluzinationen als Nebenwirkung hatten. Als Riley und ich auf den Flur hinaus liefen, lag dieser nämlich in einem Nebel. Diesmal konnten die Täter das Gerät nur schlecht im Hotelzimmer aufbauen, da Riley und ich es die ganze Zeit besetzt hatten, also musste der Flur herhalten.“
Bob überlegte. „Also muss der Täter jemand gewesen sein, der wusste, dass wir ermitteln und auch wusste, dass ihr beide an dem Abend in dem Hotelzimmer sein würdet. Da käme ja eigentlich nur Mr. Calslow oder dessen Tochter, unsere Auftraggeberin in Frage.“
Justus schüttelte allerdings mit dem Kopf. „Das würde ich nicht so sagen, Bob. Immerhin haben wir unseren Plan mit der Übernachtung auf offener Straße besprochen und es wäre so ein Leichtes mit zu bekommen, was wir im Groben vor haben.“
Peter seufzte. „Na toll und jetzt?“ Riley überlegte kurz, sah dann aber zu Justus und grinste leicht. „Du hast doch bestimmt schon einen Plan, Herr Meisterdetektiv.“, erklärte sie, wobei Justus für einen Moment etwas verwundert schien, allerdings nickte.
„Wir sollten uns sowohl in den Apotheken, als auch in dem Kostümgeschäft umhören. Vielleicht finden wir dort einen Käufer heraus. Die Apotheke wird zwar recht schwer werden, da deren Verkäufer deutlich weniger gesprächig sein werden, aber dennoch sollten wir es versuchen. Bob, wir beide gehen in die Apotheke und Peter und Riley kümmern sich um das Kostümgeschäft, anschließend treffen wir uns wieder hier und tragen unsere Ergebnisse zusammen. Ich habe da schon so eine Ahnung, allerdings fehlen die Beweise.“, merkte Justus an und schließlich machten sich die Detektive auf den Weg.
Peter wunderte es zwar, dass Justus diesmal mit Bob ermitteln wollte, nahm es allerdings so hin. So konnte er sich wenigstens mit Riley noch in Ruhe über Jeffrey und dessen Party unterhalten. Er hatte zwar von der Dateanfrage erzählt, aber noch immer nicht von seinem Gespräch mit Kelly und auch nicht, was Bob gestern Abend noch zu ihm gesagt hatte.

Chapter 23: Fall 2: Das Geisterhotel Part 8

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“Die drei Fragezeichen… Moment, vier?” Riley lächelte und hob kurz ihre Hand zur Begrüßung, als Inspektor Cotta in das Hotelzimmer eintrat und auch schon seufzte, als er Justus mit diesem typischen Blick im Raum stehen sah. „Natürlich müsst ihr dahinter stecken, wenn man mich anruft und sagt, ich solle noch Mal zu einem abgeschlossenem Fall zurückkehren.“ Justus schüttelte den Kopf. „So würde ich das nicht ausdrücken, Herr Inspektor. Der Fall ist keineswegs abgeschlossen, jedenfalls noch nicht. Sie gingen von einem Selbstmord aus, wir haben allerdings die Wahrheit heraus gefunden.“
Der Inspektor schloss für einen Moment seine Augen und murmelte etwas davon, dass er bald im Ruhestand wäre, laut äußerte er sich nicht dazu.
„Und was haben wir hier bitte zu suchen?“, forderte haarscharf eine Frauenstimme auf, welche zu Miss Caroline Miller gehörte. Ihr Bruder stand neben ihr und verschränkte die Arme. „Es war der Geist, das hat meine Schwester schon längst heraus gefunden.“, äußerte er sich zu der Thematik, während die drei Fragezeichen und Riley auf Johanna und dessen Vater warteten.
Schließlich waren sie alle versammelt und Justus räusperte sich kurz, um die Aufmerksamkeit voll und ganz auf sich zu lenken.
„Nun, da alle wichtigen Personen versammelt sind, würden meine Kollegen und ich gerne mit der Beweisführung beginnen.“ Miss Miller schnaubte, äußerte sich allerdings nicht noch Mal. „Wir wurden von Johanna Calslaw engagiert, um den Tod von Mrs. Alexandra Miller zu untersuchen, da diese nicht an einen Selbstmord glaubte. Nachdem meine Kollegen und ich uns hier zunächst umgesehen hatten, wo wir zum ersten Mal auf Chris und Caroline trafen, waren wir auch nicht sicher, ob es sich dabei um einen Selbstmord handelte. Zu dieser Annahme kamen wir erstmals, als ich das Fenster genauer in Betracht nach und an dessen Verriegelung ganz klar manipuliert wurde.“
Inspektor Cotta seufzte laut und unterbrach Justus. „Das hat die Polizie natürlich auch schon längst gesehen, allerdings war das Fenster laut Aussagen von Herrn Calslaw schon zuvor defekt, sodass eine Manipulation aufgrund eines Tatbestandes in dieser Form auszuschließen war.“ Der Besitzer des Hotels nickte bestätigend, wobei Justus nur leicht den Kopf schüttelte. „Inspektor Cotta, ich sagte, dass wir aufgrund des Fensters zu der Annahme kamen, nicht dass dies zur Beweisführung zählt. Wir arbeiten nun schon so lange zusammen und da...“ Der Inspektor unterbrach den ersten Detektiv erneut. „Justus Jonas, ich weiß durchaus, dass du gerne lange Reden hältst, allerdings habe ich nicht den ganzen Tag Zeit.“, merkte er an, woraufhin Justus kurz nickte und auch schon weiter machte.

„Jedenfalls war der Boden vor dem Fenster feucht, weswegen wir eine Probe dieser Feuchtigkeit zu Professor Salzman brachten, damit er dies näher untersuchen konnte. Unterdessen beschlossen Riley und ich im Hotel zu übernachten.“
Hier schaltete sich Peter ein. „Es gab immerhin noch den Geist Mary Lou als Tatverdächtige.“, fügte er hinzu und hier sah erneut Caroline die Möglichkeit sich ein zu mischen. „Welche es ja auch war. Ich habe ganz klar ihren Ärger und die Anwesenheit gespürt.“ Bob bemühte sich seine Augen nicht zu verdrehen und den sarkastischen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag hinunter zu schlucken.
„Jedenfalls verbrachten Justus und ich einen Teil der Nacht in diesem Hotel in Absprache mit Mr. Calslaw. Innerhalb dieser Nacht tauchte die vermeidliche Mary Lou in einem Nebelgeschwader auf und wies uns an das Hotel umgehend zu verlassen. Aufgrund von Angst und Panik taten wir dies auch und suchten schließlich Peter und Bob wieder auf.“
Inspektor Cotta blickte verwirrt drein. „Moment Mal, ihr wollt mir allen Ernstes erklären, dass Justus Jonas Angst vor Gespenstern hat?“
Justus atmete tief durch. „Für einen Moment hatte ich dies tatsächlich angenommen, auch wenn ich versucht habe mich dagegen zu wehren. Allerdings lag diese Angst nicht an mir selbst, sondern an Diphenhydramid. Einem Mittel, welches Bestandteil der Probe war, welche wir Professor Salzman gegeben haben. Eines seiner Nebenwirkungen, wenn man es in höheren Dosen zu sich nimmt sind Halluzinationen und Angstzustände, was erklärt, warum wir annahmen einen Geist gesehen zu haben.“
Inspektor Cottal legte seine Stirn in Falten. „Aber warte mal Justus, wie will der Täter denn sicher gegangen sein, dass ihr dieses Mittel zu euch nehmt und auch noch Alexandra Miller?“
Riley lächelte und sah kurz hinüber zu Justus, so als wolle sie eine Erlaubnis haben diesen Part zu klären. „Der Nebel. Diphenhydramid gibt es auch in einer flüssigen Darreichungsform, mischt man also Wasser und das Medikament in hohen Dosen und füllt dies in eine Nebelmaschine, atmet man das Mittel ein, ohne dass man es unbedingt im ersten Moment bemerkt. Der Angriff auf Alexandra Miller fand hier in diesem Zimmer statt, wo der Mörder bereits alles vorbereitet hatte. In Justus und meinem Fall war das Zimmer nicht mehr lange genug frei um alles vor zu bereiten, weswegen alles auf dem Flur stattfinden musste. Dort konnte man uns auch einfach hinaus locken, indem man beispielsweise ein lautes Geräusch verursachte. Da zu diesem Zeitpunkt noch keine Gäste im Hotel übernachteten, konnte der Täter davon ausgehen, dass auch nur wir beide darauf Aufmerksam werden würden. Und mit dem Halluzinogen, gemischt mit einem schaurigen Kostüm und Kunstblut, nahmen Justus und ich an einen Geist gesehen zu haben. Somit hoffte der Täter, dass wir diesem glauben schenkten und es wäre Mary Lou gewesen, die Alexandra Miller auf dem Gewissen haben wollte.“

Der Inspektor nickte leicht und wandte sich zu Caroline herum. „Und das würde bedeuten, dass Caroline die Täterin ist, da diese die ganze Zeit behauptet den Geist von Mary Lou zu spüren.“
Caroline reckte das Kinn und auf ihren Lippen erschien ein süffisantes Lächeln. „Das ist doch lächerlich. Ich behaupte es nicht nur, ich weiß es. Falls sie es alle vergessen haben: Ich bin ein Medium und bin in der Lage mit dem Übernatürlichem zu Kommunizieren. Für solch weltliches Denken ist das natürlich zu kompliziert.“, erklärte sie, woraufhin Bob sich einschaltete.
„Wenn das alles so kompliziert ist, warum haben sie sich dann das Kostüm und jede menge Kunstblut im Kostümverleih geholt und zwar genau einen Tag bevor Alexandra Miller starb?“ Peter nickte. „In der Apotheke hatten wir leider keinen Erfolg, aber ich bin mir sicher, dass einer der Apotheker bereit ist mit der Polizei zu sprechen, wenn sich diese umhören.“
Caroline schnaubte und schüttelte nur den Kopf. „Ihr wollt also behaupten, dass ich alleine eine Nebelmaschine bedient habe, gleichzeitig in einem Kostüm meine Schwägerin in den Tod gedrängt habe, ohne selbst zu halluzinieren? Das ist lächerlich.“
Inspektor Cotta musste der Schwägerin recht geben, allerdings hatte Justus auch hierfür eine Erklärung. „Ich glaube nicht, dass sie alleine gearbeitet haben. Jemand musste die Nebelmaschine bedienen, da gebe ich ihnen vollkommen Recht. Zum Glück haben sie ja ihren Bruder, der zudem dafür gesorgt hatte, dass sie sich nicht direkt dem Nebel aussetzen. Vielleicht haben sie auch ihre Nase blockiert, um so wenigstens nicht direkt alles über die Schleimhäute auf zu nehmen. Ich bin kein Chemiker, allerdings wäre dies für mich die logischste Erklärung zu diesem Zeitpunkt. Hören Sie endlich auf es zu leugnen, man wird ihnen die Tat spätestens dann nachweisen, wenn man die Nebelmaschine findet und die Apotheke von der sie das Medikament haben.“

Genau als Justus diese Worte haarscharf an Miss Miller richtete, brach ihr Bruder unter Tränen zusammen. „Es war ein Unfall...“, schluchzte er und blickte die Anwesenden an. „Wir wollten sie nur davon abhalten das Grundstück zu verkaufen, damit meine Schwester es regelmäßig reinigen kann, sodass kein Hotelgast mehr zu schaden kommt. Wir wollten Alexandra nur vor Augen führen wie gefährlich es sein kann. Ich wusste nicht mal, dass etwas in der Nebelmaschine war. Alex, sie hat sich erschrocken und ist dann Rückwärts aus dem Fenster gestürzt. Aber Caroline sagte mir, dass Mary Lou in sie gefahren sei und Rache nehmen wollte. Ich konnte ja nicht wissen, dass es der Nebel war. Und als ihr euch eingemischt hat, wollten wir euch einen Schrecken einjagen, weil Caroline meinte, dass ihr es nie verstehen würdet. Die Geister und...“
Chris weinte bitterlich, während seine Schwester zu Boden blickte und kein Wort mehr heraus brachte. Inspektor Cotta forderte daraufhin einen Wagen an und nahm beide noch an Ort und Stelle fest.

Peter atmete durch, als sie endlich wieder aus dem Hotel heraus traten und sah zu den Anderen. „Also, auch wenn es diesmal kein Geist war, ist es mir doch lieber von diesem Hotel fern zu bleiben.“, merkte er an, woraufhin Bob leicht lachte. „Du kannst jederzeit meine Hand nehmen, wenn du zu viel schiss hast.“ Der Rotschopf schob die gebotene Hand sanft beiseite und sah dann wieder zum ersten Detektiv. „Warum wolltest du eigentlich, dass auch Mr. Calslaw das alles mitbekommt, wo er im Grunde gar nicht mehr wirklich in dem Fall involviert war?“, fragte er nach. Justus zuckte etwas mit den Schultern. „Nun, da es sein Hotel ist, dachte ich, dass er erfahren sollte, was wirklich vorgefallen war. Außerdem war er lange Zeit ein tatverdächtiger.“
Riley schmunzelte etwas, als Justus so großzügig tat. „Mr. Calslaw rief am Morgen in der Zentrale an, als ihr beiden noch geschlafen habt und erklärte, dass er die Kameras auf den Fluren hatte laufen lassen, als wir beschlossen hatten in seinem Hotel zu übernachten. Dort war zwar nicht zu erkennen, wer sich außer uns in dem Hotel befunden hatte, aber deutlich, dass es zwei Personen waren. Ich denke mal, Justus wollte ihm im Grunde nur zeigen, dass seine Informationen nicht umsonst waren.“
Justus schnaubte leichte. „Darum bist du also auf einen Komplizen gekommen.“, grinste Bob, woraufhin Justus mit den Augen rollte. „Riley war diejenige, die dachte die Nebelmaschine hätte man mit irgendeiner Zeitschaltuhr gekoppelt oder so was.“, beschwerte er sich, woraufhin Peter nur leicht grinste. „Seit wann hörst du denn auf Riley?“ - „Oder auf irgendwen?“, mischte sich Bob ein, woraufhin sie zu lachen anfingen. Bis auf Justus der versuchte zu erklären, dass er durchaus auch auf andere hörte.

Chapter 24: Zukunftsgeflüster Part 2

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„Das Midnight Hotel als Hokus-Pokus-Laden, kann ich mir kaum vorstellen.“

Bob schmunzelte ein wenig. „Na ja, Potential hierfür hätte es definitiv gehabt.“, merkte er an, bevor seine Hand zur Kaffeetasse griff und er sich diese an die Lippen für einen weiteren Schluck führte. „Aber hätten wir uns nicht in den Fall eingemischt, wäre es vermutlich dazu gekommen. Dann hätte Alexandras Ehemann es geerbt und es seiner Schwester überschrieben und die Mühe und Arbeit, die Mr. Calslaw in das Gebäude gesteckt hatte, wäre vergebens gewesen.“

Sein Gegenüber nickte leicht und griff nach der Keksdose. „Also hatte Alexandra Miller das Grundstück noch nicht überschrieben?“, kam die Frage, wobei Bob leicht mit dem Kopf schüttelte. „Nein, das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau, denn die Nachricht erhielten wir erst viel später, als der Fall dann offiziell zu den Akten gelegt wurde.“ Bob dachte erneut an die damaligen Ereignisse zurück und wie sich der Rest zugetragen hatte. „Das Grundstück ging schließlich in öffentliche Hände und von dort aus, kaufte es Mr. Calslaw. Mord lohnt sich eben nicht, auch wenn es erst als ein dummer Streich geplant war. Fakt ist aber, dass Miss Miller ihre Schwägerin, ihren Bruder und auch sich selbst hätte töten können, wenn sie das Mittel falsch dosiert hätte.“

Bob beobachtete, wie sein Gesprächspartner in einen Keks biss und kurz darauf eine neue Frage formulierte. „Habt ihr eigentlich noch Kontakt zum Hotelbesitzer oder der Tochter, oder hat er eure Arbeit einfach mit einem netten Lächeln hingenommen?“

Immer wenn Bob Geschichten aus seiner Jugend erzählte, musste er erklären, dass die drei Fragezeichen nie Geld verlangt hatten und es auch nie tun würden. „Nun, wir haben nie Geld oder etwas dergleichen verlangt, aber Mr. Calslaw lud uns eine gewisse Zeit später zu einem Skiwochenende ein. Nun gut, eigentlich war es Sax, aber im Grunde gesponsort durch Mr. Calslaw. Damals hat Justus auch die Lösung zum Rätsel erhalten.“

Nun wurde sein Gegenüber deutlich hellhöriger und lehnte sich sogar ein gewisses Stück nach vorn, als könnte er etwas überhören.

„Wie das? Und wann war das?“, fragte er nach, wobei Bob beschwichtigend die Hände hob. „Alles zu seiner Zeit, zwischen diesem Fall und dem auf der Skihütte ist schon ein wenig Zeit vergangen und dazwischen haben wir auch noch den ein oder anderen Fall gelöst.“

Ein amüsiertes Schnauben kam von dem Anderen, bevor er nur mit dem Kopf schüttelte und sich wieder entspannt zurück lehnte. „Man, Bob, mit euren ganzen Abenteuern könntet ihr unzählige Bücher füllen. Schon mal daran gedacht?“

Genau dieser Satz sorgte dafür, dass sich in Bob etwas regte. Seit geraumer Zeit schrieb er schon für einen Onlineblog und das meist über Bands, die noch so jung und neu waren, dass es einfach nicht seinem Geschmack entsprach. Seit gut einem Monat litt er unter einer Schreibblockade und wusste diese nicht zu brechen.

Aber genau dieser Satz, sorgte dafür, dass in ihm eine Flamme neu entzündet wurde, bei der er geglaubt hatte, dass diese schon längst erloschen war. „Ein ganzes Buch...“, flüsterte er kurz vor sich hin, bevor seine Aufmerksamkeit auch schon wieder auf den Anderen gerichtet wurde. „Okay, wenn das mit der Skihütte zeitlich nicht rein passt, was kommt dann als Nächstes?“

Bob grinste. „Nun, wir haben doch bald Weihnachten und was würde dort besser passen als der falsche Weihnachtsmann?“

Chapter 25: Fall 3: Der falsche Weihnachtsmann Part 1

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Das Zusammenleben in einer WG brachte immer wieder seine ganz eigenen Tücken mit sich. Eigentlich hatten es sich die drei Fragezeichen zu Beginn wie einen Urlaub ausgemalt, keinen großen Unterschied zu ihren sonstigen Reisen bei ihren Fällen. Zugegeben, Justus betonte relativ häufig, dass ihm klar gewesen war, dass nicht immer alles glatt laufen würde. Doch dass gerade dieser das Problem werden würde, hätte er selbst nicht erwartet. Da hatte Justus viel eher angenommen, dass Bob und sein Chaos das größere Problem sein würde, leider waren die Beschwerden dahingehend nicht so groß, wie die über ihn.

Justus hatte ein Talent dafür nicht an zu klopfen, wenn er einen Raum betrat, da er die meiste Zeit annahm, dass ihm hierbei ohnehin nichts peinlich werden konnte. Dass Justus es nicht peinlich war, stimmte durchaus, allerdings galt dies nicht für seine Mitbewohner.
Der Erste, welcher unter dieser Angewohnheit des ersten Detektivs litt war Peter gewesen. Wobei dieser noch relativ glimpflich davon gekommen war, zumindest behauptete Riley dies. Peter hatte sich in den vergangenen Wochen immer mehr damit befasst, ob er wirklich schwul war, oder vielleicht einfach bisexuell oder etwas in der Art. Zudem kam noch die Sache mit dem Date mit Jeffrey dazu. Was wenn er wirklich mehr empfinden könnte und das nicht für Bob. Und bei so einem Date, gerade in ihrem Alter, konnte doch mal eins zum Anderen führen. Es war immerhin durchaus möglich, dass er Bob durch Jeffrey vergessen würde, zumindest was die romantischen Gefühle betraf.
Jedenfalls war er bei der Suche nach sich selbst nicht mehr auf den üblichen heterosexuellen Websites gelandet, sondern auf einer für Schwule und musste während des Schauens diverser Filmchen feststellen, dass es ihn durchaus ansprach. Zumindest mehr, als sein bisheriges Sexleben mit Kelly. Dementsprechend hatte er sich am besagtem Tag einen dieser Filme heraus gepickt und beschäftigte sich schließlich mit seinem eigenen Körper. Leider war genau in dem Moment Justus reingekommen. Peter hatte es noch geschafft seinen Laptop herunter zu klappen und seine Hand von seinem Glied zu nehmen, bevor er Justus anbrüllte, ob er nicht anklopfen könne.
„Das muss dir nicht peinlich sein, Zweiter. Pornos zu gucken gehört für viele Menschen zu den ganz alltäglichen Tätigkeiten. Ich komme einfach wieder, wenn du fertig bist.“ Und mit diesen Worten war der erste Detektiv auch schon wieder verschwunden, während Peter hoffte, dass er nicht gesehen hatte, was er da genau für Pornos sah. Er war noch immer nicht bereit dazu mit Justus oder Bob darüber zu reden. Nicht, solange er nicht wusste, wie er selbst damit umgehen sollte und ob er wirklich nur noch Männer attraktiv fand, oder eben einfach nur Bob.

Als Nächstes hatte es Riley getroffen, welche beim Duschen vergessen hatte die Tür ab zu schließen. Nachdem diese aus der Dusche gestiegen war, hatte sie sich abgetrocknet und sich anschließend wie Gott sie schuf im Spiegel betrachtet. Wobei sie ein Mal mehr feststellte, dass es hier und da einige Dinge an ihrem Körper gab, die sie einfach störten. Wie in etwa, dass ihr Bauch nicht so flach war, wie sie ihn gerne hätte, oder die Brüste einfach zu klein. Gerade kniff sie sich beim Betrachten in den eigenen Oberschenkel, da kam auch schon Justus herein und ging zum Waschbecken hinüber. Riley griff mit hochrotem Kopf nach einem Handtuch und legte es sich um den Körper. „Kannst du nicht anklopfen?“, fragte sie ihn, wobei Justus sich die Zahnbürste in den Mund steckte. „Du hättest auch abschließen können.“, merkte er an und die Blonde wollte schon aus dem Badezimmer gehen, da wandte sich der erste Detektiv nochmals an sie. „Ach, und Riley. Der Leberfleck knapp unter deiner linken Brust, den solltest du vielleicht mal kontrollieren lassen.“ Justus hatte sich gerade die Zahnbürste wieder in den Mund gesteckt, da hatte sie ihm Riley einfach rausgenommen und ihm anschließend eine saftige Ohrfeige gegeben, die Justus völlig unfair gefunden hatte. Seiner Meinung nach sollte man das Badezimmer abschließen, wenn man seine Ruhe haben wollte. Dies galt auch für andere Räume. Wozu gab es immerhin einen Schlüssel. Justus ging schlicht davon aus, dass wenn die Tür nicht abgeschlossen war, auch niemand etwas Privates tat und so keine Gefahr bestand eine peinliche Situation zu erzeugen.
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war schließlich der Abend, bei dem Justus einfach bei Bob ins Zimmer gelaufen kam, während dieser gerade mit Liza Sex hatte. Die Brünette, mit der er erstaunlicher Weise – so empfand es jedenfalls Peter – noch immer zusammen war, hatte sich schnell von Bob runter gesetzt und sich die Decke geschnappt, um sich vor dem Schwarzhaarigen zu bedecken. Justus schien das überhaupt nicht zu interessieren, er stand einfach mitten im Raum, ohne dass Bob irgendwie hätte groß reagieren können, als Justus beide darum bat ihren Koitus etwas leiser zu gestalten, da es schon Mitternacht war und er entspannt ein Buch lesen wollte. „Außerdem hoffe ich, dass ihr ein Kondom verwendet, immerhin hattest du schon so einige Partnerinnen, Bob...“ Weiter kam Justus nicht, denn da hatte sich Liza erhoben und ihre Sachen geschnappt und unter wütendem Gebrüll die Wohnung verlassen.

„Jetzt reicht es, wir brauchen Regeln!“, erklärte Bob am nächsten Tag beim Frühstück und schlug ein Mal auf den Tisch, sodass die Kaffeetassen klirrten. „Das hatte ich euch von Anfang an geraten, immerhin ist es nie besonders leicht mit mehreren Personen unter einem Dach zu leben und...“, begann Justus, wobei Riley ihren Bruder ansah. „Was hat Justus diesmal angestellt?“, wollte sie von diesem wissen, wobei der erste Detektiv nach Luft schnappte. „Wieso sollte Bobs dringendes Verlangen gerade an mir liegen? Immerhin gibt es auch genug an deinem Verhalten, was du positiv verändern könntest, um ein...“
Weiter kam Justus nicht, da erklärte Bob auch schon die Umstände. „Nun, Liza hat mich gestern Nacht verlassen, da sie dank Justus annimmt, dass ich mich durch die Gegend vögel und ihr womöglich einen Tripper geben könnte!“ Peter runzelte etwas die Stirn. „Hattest du nicht ohnehin überlegt Schluss zu machen, weil du ihre Zahnlücke als zu groß empfindest?“, fragte er nach und Bob atmete durch. „Das ist nicht der Punkt, wir alle sind uns doch einig, dass Justus dringend lernen sollte an zu klopfen, bevor er einen Raum betritt und wenn er eine Ablehnung oder keine Antwort erhält, auch nicht reinkommen soll.“
Gerade machte Justus den Mund auf, um etwas zu sagen, da stimmten Riley und Peter Bob mit einem „Amen“ zu. Sichtlich empört verschränkte der erste Detektiv seine Arme vor der Brust und schnaubte leicht. „Ich hatte bei Bob nur angemerkt, dass es ratsam wäre ein Kondom zu tragen, immerhin sind wir uns doch alle einig, dass...“ Wieder wurde er unterbrochen, diesmal von Riley. „Das ist nicht der Punkt, Just. Man klopft an, bevor man einen Raum betritt und platzt nicht einfach rein und gibt dann altkluge Kommentare von sich.“ Peter nickte zustimmend. „Ich habe jedenfalls keine Lust, dass du nochmals reinplatzt, während ich mir...“ Er wurde etwas rot um die Nase. „einen Film ansehe.“
Justus stöhnte genervt auf. „Herrgott Peter, Pornos, du kannst es ruhig sagen. Wir alle gucken Pornos, der Eine mehr, der Andere weniger. Daran ist nichts verwerflich. Und was heißt hier altkluge Kommentare, Riley, dein Leberfleck sah wirklich nicht gesund aus. Sei doch froh, das heißt, dass ich mir Sorgen um dich mache, was wiederum bedeutet, dass ich dich nach so kurzer Zeit als vollwertiges Mitglied meines Freundeskreises zähle.“
Riley schnappte nach Luft. „Das heißt noch lange nicht, dass es vollkommen in Ordnung ist, dass du mich nackt gesehen hast.“ Justus rollte mit den Augen. „Falls es um deine Cellulite geht, mach dir darüber bloß keine Gedanken. Viele junge Frauen leiden darunter, obwohl es ganz normal ist, da das Bindegewebe bei Frauen deutlich schwächer ist und...“
Bob unterbrach ihn. „Darum geht es nicht, Just! Es gibt einfach Dinge bei denen du nichts verloren hast und wir alle hätten gerne etwas mehr Privatsphäre. Wie würdest du es denn finden, wenn einer von uns einfach in solchen Situationen bei dir reinplatzen würde?“
Der erste Detektiv überlegte nicht lange und während Bob seine Frage vermutlich eher rhetorisch gestellt hatte, hatte Justus direkt eine Antwort parat. „Beim Schauen eines Pornos werdet ihr mich wohl kaum stören, da ich es sehr selten tue und wenn, achte ich auf die Uhrzeiten, zu denen ihr alle im Normalfall schlaft, oder dass meine Zimmertür abgeschlossen ist. Was das Nacktsein betrifft, bezweifel ich, dass ich der erste junge Mann wäre, den Riley nackt sieht und Sex mit einer anderen Person habe ich nicht. Und wenn ich diesen hätte, würde ich zum Einen auf die Lautstärke achten und zum Anderen vorher darum bitten meine Ruhe zu haben und auch hier wieder meine Tür abschließen, immerhin gibt es an jeder Tür ein Schloss und einen passenden Schlüssel.“

Seine Mitbewohner konnten es wirklich nicht fassen und sie waren sich einig, dass sie durchaus Regeln brauchten, weswegen sie ein Blatt und einen Stift organisierten und diverse Grundregeln festlegten.
Hierbei tauchte dann Ordnung in den gemeinsamen Räumen auf, das Anklopfen, Lautstärke Regelungen zu bestimmten Uhrzeiten oder auch Besucherregeln. „Und was ist, wenn jemand gegen diese Regeln verstößt?“, wollte Peter wissen, wobei Riley sich schließlich vom Tisch erhob, ein großes, leeres Glas aus dem Regal holte, indem gestern noch Cornflakes enthalten waren und es in der Mitte platzierte. Anschließend holte sie Tesafilm, nahm Bob Stift und Papier weg, um das Glas eine Beschriftung zu geben.
„Arschloch-Glas?“, las Peter stirnrunzelnd vor und die Blonde nickte. „Ganz genau, wann immer jemand gegen die Regeln verstößt, muss die Person zur Strafe fünf Dollar in das Glas geben. Oder aber eine Person macht etwas oder sagt etwas, was zu einem Arschloch passen würde, das gibt auch fünf Dollar ins Glas. Von dem Erlös können wir dann Reparaturen bezahlen, oder größere Anschaffungen für die WG machen.“
Bob nickte leicht und auch Justus fand den Vorschlag wirklich nicht schlecht. „Hab ich aus New Girl, die Serie ist wirklich amüsant, solltet ihr euch mal ansehen.“, klärte die Blonde noch auf und damit wurde das Arschloch-Glas im Wohnzimmer platziert und die Regeln an den Kühlschrank gehangen, bevor das Frühstück fortgesetzt wurde.

Am späten Nachmittag, machte sich Bob etwas zurecht, als Riley an seine Tür klopfte und dieser sie hinein bat. „Du machst dich jetzt schon fertig?“, fragte sie nach, wobei Bob seine Schwester deutlich fragend ansah. „Warum schon, ich bin spät dran. Komme zu meinem eigenen Casting zu spät, kannst du das glauben?“, wollte er amüsiert wissen, wobei Riley ihn doch recht fragend musterte. „Was denn für ein Casting?“
„Von meiner Band. Ich dachte, wenn ich schon in LA bin und Musik belege, kann eine Band sicher nicht schaden. Ich wollte schon immer in einer Band spielen, das weißt du doch.“ Als Bob sich seiner Schwester zuwandte, merkte er zwar, dass sie genau wusste wovon er sprach, aber sah auch diesen vielsagenden Blick. Einer der Sorte, bei denen sie nun ziemlich enttäuscht von ihm war, so als hätte er ihren Geburtstag vergessen, was leider ein einziges Mal vorgekommen war. Zugegeben er war sechs Jahre alt geworden, dennoch war es peinlich den Geburtstag seiner Zwillingsschwester zu vergessen, die auch noch älter war, als man selbst.
„Casting also, und wer begleitet mich jetzt zu der Show? Das stand schon seit Monaten fest, Bob!“ Der Blonde seufzte. „Riley, ich weiß und wenn es dir hilft, gebe ich dir das Geld für die Karten zurück. Aber… Ich meine, eine Band! Frag doch Justus oder Peter.“ Riley seufzte und zuckte dann mit den Schultern. „Na schön, aber du schuldest mir was. Schreib einen Song über deine Lieblingsschwester, oder so etwas.“ Sie zwinkerte kurz, bevor sie dann auch schon das Zimmer verließ.
Natürlich ärgerte sich Riley, aber sie verstand durchaus, dass Bob endlich in der Lage war eine Band zusammen zu stellen. In Rockey Beach war das immerhin nicht denkbar gewesen. Außerdem waren die drei Fragezeichen hier weniger berühmt und wurden nicht ständig in einen Fall verwickelt, was Justus deutlich zu schaffen machte und er schon damit begonnen hatte sämtliche Bücher seines Studiums zu lesen. Erstaunt war der erste Detektiv darüber gewesen, dass Riley das gleiche Studienfach wie er belegt hatte, aber bisher noch nicht viel von den Büchern gelesen hatte oder sich großartig mit allem Möglichem rund um das Studium befasste. Riley hingegen behauptete, dass es ausreichte mit den drei Fragezeichen unterwegs zu sein, da kämen schon noch genug Situationen, welche sie beim Studieren weiter bringen würde. Justus bezweifelte dies und auch wenn Riley es so nicht zugab, so sah die Realität doch ganz anders aus. Auch sie befasste sich schon sehr eingehend mit ihrem Studienfach, wollte dabei aber nicht den spaßigen Teil an ihrem Leben außer Acht lassen, immerhin war man nur ein Mal jung.

So kam es auch, dass sie Peter, statt Justus bat sie zu begleiten und dieser willigte ein. „Typisch Bob, vergisst solche Dinge… Bin mal gespannt, wann er die nächste Freundin anschleppt. Was ist das überhaupt für eine Show?“, fragte der Rotschopf nach, wobei Riley ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte. „Tut mir Leid für dich… Also wegen Bob und den Mädchen. Aber die Show wird dir auf jeden Fall gefallen, lass dich einfach überraschen und wer weiß, vielleicht vergisst du meinen Bruder mal für eine gewisse Zeit.“
Peter lächelte schief und fragte Riley dann auch schon, was er am Besten an diesem Abend tragen sollte. Er wusste nicht wohin es ging und er wollte weder zu overdressed noch zu underdressed sein. Was Kleidung betraf erfüllte er wirklich nicht gerade das Klischee, aber auch da hatte Bobs Schwester die passende Antwort parat gehabt, als er bei seiner Findung darüber nachgedacht hatte, dass er gar nicht wirklich schwul wirkte. Riley hatte ihm gesagt, dass es viele Klischees gab und diese auch nicht immer zutrafen. Menschen waren eben unterschiedlich und das Einzige, was einen wirklich ‚schwul‘ machte, war eben die Tatsache, dass man als Mann eben andere Männer attraktiv fand, sexuell und oder eben emotional. Auch wenn Peter viele seiner Erkenntnisse vor Justus und Bob Geheim hielt, so war er doch ganz froh, dass er Riley zum Reden hatte und somit verbrachte er in den letzten Wochen auch mehr Zeit mit ihr zu zweit, als dass er es mit Justus oder Bob tat. Er hatte auch einfach Angst sich zu versprechen und dann würde alles raus kommen, wo er sich selbst noch nicht mal sicher war, was hier eigentlich mit ihm passierte. Ja, er mochte Bob mehr als einen Freund, aber das reichte eben nicht ganz aus. Wie weit ging dieses Gefühl tatsächlich? War es eine Schwärmerei, ein bisschen verknallt sein oder war er tatsächlich richtig in ihn verliebt, sodass dieses ganze Thema nicht innerhalb des nächsten Jahres geklärt war? Leider kam mit jeder neuen Erkenntnis auch neue Fragen dazu und auch Zweifel.
Er wollte seine Freunde einfach vor vollendete Tatsachen stellen, um mögliche Fragen beantworten zu können und sich nicht durch deren Fragen auch noch verunsichern lassen.
Riley hatte Verständnis für seine Entscheidung und Peter war wirklich froh, dass sie zur Not jedes Szenario mit ihm doppelt und dreifach durchging. Da war es eine Kleinigkeit sie zur Show zu begleiten, um auch ihr mal einen Gefallen zu tun.

Justus blieb unterdessen allein Zuhause und schaltete den Fernseher ein. Allerdings war es im Free TV wirklich schwer eine Sendung zu finden, welche ihm zusagte. Dementsprechend suchte er sich auf Netflix eine Dokumentation heraus und genoss die Ruhe in den Räumen. Auf Dauer würde ihm diese Stille zwar nicht gefallen, aber für den Moment war es doch mal angenehm das Sofa und den Fernseher für sich allein zu haben.
Als er später Hunger bekam, bestellte er sich eine Pizza und wartete bis diese ankommen würde. Es dauerte wirklich nicht sehr lang, als es an der Tür klingelte und der erste Detektiv runzelte die Stirn. „Das ging ja schnell. Zehn Minuten, da sollte ich doch etwas mehr Trinkgeld geben.“ Er nahm sein Portemonnaie zur Hand, welches er zuvor aus seinem Zimmer geholt hatte und drückte den Summer, um den Pizzalieferdienst ins Haus zu lassen. Als er dann die Tür zur Wohnung öffnete, blickte ihm allerdings nicht ein junger Mann mit Pizza ins Gesicht, sondern eine junge Frau, blond, hübsch und verzweifelt suchten ihre Augen die von Justus. Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte, sein Herz gehorchte ihm nicht und schlug wie wild gegen seine Brust, während er es nicht schaffte auch nur eine Frage, die ihm so sehr auf der Zunge brannte, zu stellen.
„Lys...“
Ein Name, ihr Name, mehr kam nicht über seine Lippen, als die Ältere auch schon in seine Arme fiel und er sie fest an sich drückte.

Chapter 26: Fall 3: Der falsche Weihnachtsmann Part 2

Chapter Text

“Tee?” Lys nickte kurz und versuchte nicht zu krampfartig am Küchentisch zu sitzen. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis sie sich von Justus gelöst hatte und der erste Detektiv zusammen mit ihr in die Küche der Wohngemeinschaft gegangen war. „Schön habt ihr es hier.“, merkte sie an, als Justus gerade zwei Tassen auf die Arbeitsfläche stellte und anschließend Wasser aufsetzte. „Zum Glück lässt sich die Wohnung zu viert gut bezahlen.“, merkte er nur an und versuchte nicht all zu oft zu seiner Ex-Freundin zu blicken.
Es war eine große Achterbahnfahrt der Gefühle sie plötzlich wieder zu sehen. Natürlich hatten sie nach der Trennung noch sporadisch Kontakt zueinander gehabt, allerdings mehr oberflächliche Unterhaltungen. Zum Beispiel darüber wie ihr Studium verlief, oder dass sie zwischendurch auch einen Freund hatte. In den letzten Jahren war sie sogar in Rocky Beach gewesen, um ihre alten Freunde zu besuchen und auch um ihn wieder zu sehen. Es mochte sein, dass sie sich damals einvernehmlich getrennt hatten, aber nicht, weil sie nicht zusammen passten, oder die Gefühle nicht mehr die Gleichen gewesen waren. Justus hatte ihr nicht im Weg stehen wollen. Eine Fernbeziehung war für ihn damals undenkbar gewesen. Immer wieder hätten sie den Anderen vertrösten müssen. Justus wegen der Fälle und der Schule und Lys eben wegen ihrem Studium. Und bevor das alles deswegen ein unschönes Ende nehmen würde, hatten sie sich dazu entschlossen sich zu trennen und Freunde zu bleiben.
Aber nach all der Zeit, war es das erste Mal, dass Lys unangekündigt vor seiner Tür stand.

Es klingelte erneut an der Tür und Justus entschuldigte sich für einen Moment. Die Pizza hatte er schon fast vergessen. Er ging zur Wohnungstür, bezahlte den Liefranten und kam schließlich mit dem Karton in die Küche. „Bedien dich ruhig.“, forderte der erste Detektiv auf und stellte den geöffneten Karton auf den Tisch, bevor er auch schon die Tassen von der Arbeitsplatte holte.
Der erste Detektiv stellte eine Tasse vor Lys ab und setzte sich schließlich zu ihr an den Tisch. Sie wirkte noch immer etwas ängstlich, als sie ihre Finger um die warme Tasse legte und schließlich Justus ansah. „Es tut mir Leid, dass ich hier einfach so rein platze, aber...“ Sie blickte auf den Tee nieder und besah sich einen Moment das Etikett. „Bratapfel-Zimt...“, sprach sie mit einem mildem Lächeln aus und Justus zuckte mit den Schultern. „Wir haben bald Weihnachten und wir wissen beide, dass das die beste Sorte zu dieser Zeit ist.“ Lys nickte und ließ das kleine Stück Papier wieder los. „Was ist los? Du siehst nicht gerade so aus, als ob du mich einfach nur vermisst hast und mich besuchen willst.“, merkte Justus an, woraufhin die Blonde ihren Blick auf ihn richtete und seufzte.
„Nein, also… Vermisst habe ich dich schon, aber, das ist es nicht.“ Der erste Detektiv nickte, bevor Ly weiter sprach. „Ich bin vor zwei Wochen hier nach Los Angeles gezogen, ich wollte mich wirklich schon viel früher bei dir melden, aber ich hatte einfach wirklich viel Stress.“, erklärte sie, wobei Justus ihr keinen Vorwurf machte. Sie waren nicht mehr zusammen und Eifersüchteleien oder Schuldzuweisungen hatte Lys noch nie leiden können, was es für Justus umso angenehmer gemacht hatte, neben seiner Detektivarbeit eine Beziehung mit ihr zu führen.
„Ich bin gerade dabei mein Masterstudium in Biologie online zu machen, allerdings kostet so ein Studium eben auch Geld. In New York kann man zwar wunderbar im Theater arbeiten, aber das Filmgeschäft ist dann doch deutlich lukrativer, was das Geld angeht. Ich habe eine Rolle in einer Krimiserie erhalten, diesmal kein dummes Blondchen, sondern tatsächlich eine intelligente Blondine.“ Justus lächelte sachte, als er sich das alles anhörte und freute sich durchaus für sie.
Einer der Gründe, warum sie die Schauspielerei eigentlich an den Nagel hängen wollte, war zum Einen etwas ‚Vernünftiges‘ zu machen und eben unter Anderem, weil sie nicht ewig die dumme Blondine darstellen wollte. Denn dumm war Lys bei Weitem nicht. Eher im Gegenteil. Sie war durchaus intelligent und noch heute schrieben sie zeitweise über ihre kuriosen wissenschaftlichen Funde.
„Das freut mich zu hören.“, erklärte Justus, wobei Lys tief durchatmete. „Ja, ich habe mich auch gefreut, als ich die Rolle bekam. Die Dreharbeiten lassen sich wirklich gut mit meinen Online-Seminaren vereinbaren und vor wenigen Tagen begonnen.“
Alles was Lys bisher berichtete, klang durchaus gut, allerdings wunderte er sich dennoch über ihr aktuelles Verhalten.

Der erste Detektiv nahm einen Schluck aus seiner Tasse, als er den Schlüssel hörte, welcher die Wohnungstür aufschloss. Einen Moment später kamen Riley und Peter in die Küche und lachten zufrieden. „Die Show war echt Klasse, sowas sollten wir uns häufiger ansehen.“, merkte er an, wobei Riley nickte „Gerne, ich kenne da jemanden, der nächsten Monat in LA ist. Karten bekomme ich also.“
Peters Blick wanderte von Riley zu Justus und anschließend zu Lys. „Mensch, dich hab ich ja ewig nicht gesehen.“, merkte er nur an, woraufhin er zu Lys hinüber ging und sie kurz in seine Arme schloss. Lys grüßte ihn ebenfalls bevor sich Justus auch schon zu Wort meldete. „Ähm… Lys… Also, das ist, Riley Andrews. Bobs Schwester. Wie du vielleicht beim Namen gemerkt hast. Natürlich, wäre schon ein großer Zufall, wenn unsere Mitbewohnerin ebenfalls Andrews heißt, auch wenn der Name relativ häufig in den USA vorkommt.“ Justus griff schnell zu der Pizza und biss von einem Stück ab. Beinahe so, als wolle er sich selbst am Reden hindern.
Riley lächelte freundlich, als sie Lys sah und reichte ihr die Hand. „Ich hab schon so Manches von dir gehört. Freut mich dich kennen zu lernen.“ Lys erwiderte die Geste und erklärte, dass sie sich ebenfalls freute, als die Wohnungstür auch schon erneut aufging und Bob mit äußerst guter Laune nach Hause kam. „Also, Leute, ich kann euch sagen, ich habe Bass, Schlagzeug und eine Zweitgitarre… Also, nicht die Instrumente, aber Leute, die sie spielen...“ Er härte auf zu reden und sah Lys ziemlich erstaunt an, als er diese erblickte. Aber ähnlich wie Peter freute er sich diese zu sehen und schenkte ihr ebenfalls eine Umarmung.

Für einen Moment wurde es auch wieder still in der Küche, bis sich Bob räusperte und zu Lys und Justus sah. „Wir… werden euch dann mal wieder allein lassen.“, merkte er nur an und wollte auch gerade gehen, als Lys sich zu Wort meldete.
„Nein, bitte… Ich, also eigentlich brauche ich die Hilfe der drei Fragezeichen. Wenn ihr noch Aufträge annehmt.“ Justus runzelte etwas die Stirn, nickte dann aber. Riley wollte sich schließlich auf den Weg in ihr Zimmer machen, als Peter sie aufhielt. Da anscheinend niemand etwas dagegen hatte, blieb die Blonde ebenfalls im Raum.
„Also, Lys, wobei brauchst du unsere Hilfe?“, wollte Justus wissen, nachdem sich die Anderen an den Tisch gesetzt hatten und nun aufmerksam der Erzählung der Schauspielerin lauschten.
„Nun ich habe die Hauptrolle in einer Serie bekommen, aber seit ich am Set angefangen habe, passieren die merkwürdigsten Dinge. Ich erhalte Drohanrufe einer unbekannten Nummer, abgetrennte Puppenköpfe werden mir zugesandt, mit Nachrichten, dass ich verschwinden soll. Zudem werde ich verfolgt, aber immer wenn ich jemanden darauf Aufmerksam mache, ist mein Verfolger verschwunden.“, erklärte sie und Riley runzelte etwas die Stirn. „Warst du damit schon bei der Polizei?“, fragte sie nach, wobei Lys leicht schnaubte. „Natürlich! Aber die glaubt mir nicht. Ich meine, das mit den Anrufen und Puppenköpfen deklarieren sie als Streiche von Jugendlichen, oder Leuten, die meine Rolle nicht mögen. Was den Verfolger angeht, meinen sie, dass ich es mir vermutlich nur einbilde, wegen dem ganzen Stress.“
Riley schnaubte. „Eine Frau die verfolgt wird, wird nicht ernst genommen, kommt ja auch so selten vor.“
Die drei Fragezeichen konnten bei dem Kommentar nichts entgegen bringen, weswegen Justus sich wieder auf Lys konzentrierte. Für ihn erklärte es durchaus, warum sie so aufgelöst und ängstlich war und er war mehr als entschlossen den Täter zu fassen.
„Hast du denn irgendeine Ahnung, wer es sein könnte?“, fragte Bob nach, wobei Lys anfing am Saum ihres Oberteils zu kneten.
„Feinde habe ich meines Wissens nach nicht. Ich komme mit den Mitarbeitern am Set sehr gut zurecht und bisher waren alle freundlich und hilfsbereit. Aber...“
Sie brach ab und sah auf ihren Tee hinunter. „Aber?“, wollte Peter wissen, wobei Lys die Lippen aufeinander presste. Man sah ihr an, dass ihr die nächsten Worte schwer fielen und dass sie wirklich lieber darüber schweigen wollte. Allerdings ergriff Justus da auch schon liebevoll ihre Hand und lächelte ihr aufmunternd zu. „Du weißt, dass du uns alles sagen kannst, wir werden dir helfen, okay?“

Riley besah sich die Szenerie und hatte mitunter gar nicht gewusst, dass Justus so sanft sein konnte. Natürlich war ihr bewusst, dass ein Mensch mehrere Facetten hatte, aber es lag etwas in Justus Blick, was ihr eindeutig sagte, dass er für dieses Mädchen Berge versetzen würde, so schwer es auch sein würde. Und neben dieser Erkenntnis machte sich ein Gefühl in Riley breit, welches sie so schon lange nicht mehr gemerkt hatte. Es war leicht und nicht so stark, dass sie fliehen wollte. Nicht so stark, dass es sie am allgemeinen Handeln hindern würde. Aber stark genug, dass sie es für den Moment, als sich ihre Hände berührten und Justus sie so ansah, deutlich spürbar für sie war.

„Ich habe meinen Verfolger gesehen.“, erklärte Lys schließlich, während sie Justus Hand kurz drückte. „Es klingt bescheuert, wenn ich es ausspreche, aber… Mein Verfolger und derjenige, der mich bedroht...“ Sie schluckte und versuchte wirklich dabei erst zu klingen und nicht so, als wäre sie verrückt geworden. „Es ist der Weihnachtsmann.“
Bob runzelte die Stirn. „Der Weihnachtsmann… Wohl eher Knecht Ruprecht, wenn man die kaputten Puppen mit einbezieht.“
Justus warf ihm einen mahnenden Blick zu und Bob hob kurz seine Hände, sagte aber kein weiteres Wort dazu.
„Also, ein Mann in einem Weihnachtsmannkostüm verfolgt und bedroht dich?“, fasste Justus nochmals als Frage zusammen, wobei Lys nickte. „Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber da die Polizei mir nicht helfen will und Justus mir sagte, dass ihr in LA seid, wollte ich euch um Hilfe bitten.“
Wieder nickte Justus entschlossen und lächelte aufmunternd seiner Ex-Freundin entgegen. „Natürlich nehmen wir den Fall an. Du bist immerhin sowas wie ein drei Fragezeichen VIP. Wir kommen gleich morgen mit zu deinem Set und sehen uns ein wenig um. Also, wenn das möglich ist.“
Lys nickte dankend, bevor Peter nur entschuldigend in die Runde blickte. „Also… Ich kann morgen nicht. Ich hab… ein Date.“, brachte er zögernd hervor, wobei Bob ihn mit großen Augen ansah. „Ein Date? Mit wem denn das?“
Man sah deutlich, wie Peter um einiges nervöser wurde und händeringend nach einer Antwort suchte, die nicht all zu abwegig erschien. „Jennifer… Kennst du nicht… War auf Jeffreys Party und wir haben uns wirklich gut verstanden.“ Bob runzelte etwas die Stirn und man sah ihm durchaus an, dass er nicht wirklich an die Existenz einer Jennifer glaubte. Allerdings mischte er sich da auch nicht weiter ein. „Okay… Dann gehen nur wir vier und du gehst halt zu deinem Date.“ Es klang nicht gerade so, als würde ihm Bob dabei viel Glück wünschen wollen, trotzdem bedankte sich Peter und sah zu Riley. „Kannst du mir bei den Klamotten helfen? Es sei denn Lys hat noch etwas, außer die Täterbeschreibung.“
Lys seufzte leicht. „Ich möchte euch nur ungern darum bitten, aber wäre es möglich, dass ich heute hier übernachte? Heute Mittag hatte ich einen Drohbrief in meinem Briefkasten und ich würde ungern...“ Weiter kam sie mit ihrer Erklärung nicht, das meldete sich Justus auch schon zu Wort. „Natürlich kannst du. Ich übernachte einfach auf dem Sofa, du kannst mein Bett haben. Das ist kein Problem. Immerhin verstehen wir das, dass du unter den Umständen nicht nach Hause zurück willst.“
Lys lächelte dankend und hatte noch immer ihre Hand mit der von Justus vereint. „Also, du musst nicht auf dem Sofa schlafen, ich meine, wir sind erwachsen und es wäre nicht das erste Mal, dass wir uns ein Bett teilen. Es sei denn, dir ist es zu unangenehm, dann kann auch ich auf dem Sofa...“ Weiter kam sie allerdings nicht, da Justus auch schon erklärte, dass es ihn nicht stören würde.

Jetzt war dann doch dieser Moment, der Moment, bei dem Riley nicht länger hier sein wollte, weswegen sie sich bei Peter unter hakte und ein Lächeln auf die Lippen setzte. „Na komm, ich helf dir bei deinem Outfit für Jennifer.“, kündigte sie nur an, wobei aber nicht nur ihr die Situation langsam unangenehm schien, denn Bob verabschiedete sich in sein Zimmer, wo er angeblich noch etwas für die Band erledigen wollte. Dementsprechend blieben Justus und Lys wieder allein.

Chapter 27: Fall 3: Der falsche Weihnachtsmann Part 3

Chapter Text

“Alles okay bei dir?”
Peters Frage bot eine Vielzahl an Antworten. War sie wirklich okay? Ging es ihr gut? Natürlich ging es Riley gut. Es war einfach sehr ungewohnt und plötzlich. Justus Ex Freundin tauchte wie aus dem Nichts auf und verstand sich dennoch mit dem ersten Detektiv. Sie hatte es gesehen, sie hatte genau gesehen, wie viel Gefühl Justus in diese Verbindung steckte und ein Teil von ihr freute sich für ihn, hoffte, dass er am Ende nicht verletzt wurde, sondern glücklich werden konnte. Aber da war dieser andere Teil, den Riley nicht bereit war zu erkunden. Sie war nicht gewillt die mentale Kiste zu öffnen, in der sie alle Dinge verstaut hatte, die sie einfach nicht gebrauchen konnte. Justus war ein guter Freund und das würde sich nicht ändern.
„Natürlich.“ Sie lächelte und sah genau, dass Peter ihr kein Wort glaubte, aber zu ihrer Erleichterung fragte er nicht weiter nach. Er schien zu wissen, dass sie darüber nicht reden wollte, dass sie sich ablenken wollte und Peter war mehr als offen dafür.
„Okay, also… Kleidung?“, fragte er nach, wobei Riley nickte und schließlich Peters Kleiderschrank öffnete. „Aus Jeffrey ist jetzt also Jennifer geworden?“, fragte sie mit einem schelmischem Grinsen nach und schmiss nach und nach einige Kleidungsstücke auf das Bett, wo sich Peter platziert hatte. Bei ihrer Frage, ließ er sich auf den Rücken fallen und seufzte. „Ich weiß… Aber was hätte ich sonst tun sollen? ‚Ach übrigens, Kollegen. Jeffrey und ich gehen morgen auf ein Date und vielleicht stehe ich ja auf ihn und verrenne mich da nur in eine Sache mit Bob‘ Das klingt doch total bescheuert.“
Riley sah den Rotschopf an und hob ihre Brauen. „Also, wenn du es so ausdrückst...“ Peter legte seine Hände über das Gesicht und stöhnte auf. „Warum ist das alles nur so furchtbar verwirrend?“
Darauf konnte Riley ihm leider keine Antwort geben. Sie selbst war nie in dieser Situation gewesen in der sie ihre eigene Sexualität hinterfragte und auch nicht, dass sie versuchte vor zu geben eine andere zu haben. Auch konnte sie nicht nachvollziehen, warum Peter hierbei seine beiden besten Freunde anlog und nicht einfach reinen Tisch machte, was seine Sexualität betraf. Aber auch wenn sie es nicht nachvollziehen konnte, schwieg sie zu dieser Thematik und unterstützte den Anderen soweit es nur ging. Es war eben nicht ihre Geschichte, sondern seine.

Peter probierte schließlich einige Outfits an und betrachtete sich im Spiegel, allerdings fühlte er sich dabei nicht wirklich bereit auf ein Date zu gehen und so schüttelte er den Kopf und zog frustriert sein Oberteil aus. „Das sieht genau so beschissen an mir aus. Weißt du war, ich sag einfach ab. Ich erkläre Jeffrey, dass wir einen neuen Fall haben und ich deswegen nicht kommen kann.“ Und im nächsten Moment hatte Peter auch schon sein Handy in der Hand und begann das Nachrichtenfenster zu öffnen. Riley sprang unterdessen vom Bett auf und versuchte schließlich Peter das Handy aus der Hand zu reißen. „Vergiss es, ich lass bestimmt nicht zu, dass du diesen blöden Fall als Vorwand nimmst.“
Sie hatte in der Vergangenheit immer mal wieder Auseinandersetzungen dieser Art gehabt, allerdings meistens mit ihrem Bruder, wenn es um die Fernbedienung ging. Vor Allem, wenn er in New York zu Besuch war und sie nicht gerade in Rocky Beach. Nur das Problem war, dass Bob nicht so viel größer war als sie. Peter hingegen brauchte seinen Arm nicht mal gänzlich hoch strecken und sie kam schon nicht mehr durch Springen an das Handy.
Dementsprechend sprang sie schließlich Peter an, was ihm sein Gleichgewicht kostete und er auf dem Boden landete, Riley auf ihn drauf. Der Rothaarige reckte noch immer einen Arm von ihr weg, während sie sich versuchte über ihn zu strecken, wobei sie rittlings auf seinem Schoß saß.
Genau in dem Moment ging die Tür zu Peters Zimmer auf und Justus trat ein, der die Beiden doch etwas erstaunt ansah.
Anders als sonst schien Justus die gesamte Situation jedoch nicht so locker zu sehen, wie er es in der Vergangenheit getan hatte. Er räusperte sich schlicht, entschuldigte sich und machte dann ganz schnell die Tür zu, als er den Raum verließ. Riley runzelte die Stirn und sah Peter an. „Was ist denn mit dem los? Sonst hat er doch kein Problem einfach in unsere Zimmer zu laufen, egal, was wir machen?“ Peter sah ebenfalls fragend zu Riley und sah dann noch mal an sich hinunter. „Vielleicht dachte er, dass wir...“ Er sprach den Satz nicht zuende, allerdings wusste die Blonde auch so, was er meinte und so stieg sie von ihm runter, richtete sich ihr Shirt und schüttelte nur den Kopf. „So ein Blödsinn. Selbst wenn wir tatsächlich etwas miteinander hätten und mitten dabei gewesen wären, es ist immer noch Justus Jonas. Bei Bob hat es ihn auch nicht interessiert.“
Peter zuckte zur Antwort nur mit den Schultern, richtete sich ebenfalls auf und steckte sein Handy weg. „Stimmt auch wieder. Aber gut, du hast gewonnen… Ich werde auf dieses Date gehen und nicht absagen.“

Am nächsten Tag machten sich Bob, Justus und Riley auf den Weg zum Filmstudio, während Peter auf sein Date mit ‚Jennifer‘ ging. Während Bob das Thema Date versuchte zu ignorieren, schien Justus ein reges Interesse daran zu haben, Peter dahingehend aus zu fragen und das alles auch vor Bob. Urplötzlich interessierte es den ersten Detektiv, wie viel Interesse an dieser Jennifer hatte, ob Peter sich vorstellen zu können eine Beziehung mit ihr ein zu gehen und wie offen er diese Beziehung gestalten wollte.
Wäre Bobs Laune dadurch nicht in den Keller gesunken, hätte Justus vermutlich noch so einige andere Fragen gestellt. Zum Glück mussten sie schließlich los, um nicht zu spät bei Lys zu erscheinen und Peter hatte damit endlich seine Ruhe.

Er hatte tatsächlich ein Outfit gefunden, welches ihm gefiel und in dem er sich nicht unwohl fühlte. Er wusste nicht genau, was Jeffrey vor hatte, allerdings hatte dieser darum gebeten, dass Peter seine Rollerskates mitnahm. Natürlich konnte er sich damit in etwa vorstellen, was sie tun würden, aber die wahre Aufregung war dann doch, wie sich alles entwickeln würde.
Eine gute Stunde später war Peter am Santa Monica Pier angelangt und wartete auf Jeffrey. Er selbst war zu früh und hoffte nur, dass er keine Frage gestellt bekam, ob er schon lange warten würde. Aber die Überraschung folgte, als Jeffrey selbst deutlich früher auftauchte, als sie eigentlich abgesprochen hatten. Er grinste leicht, als er Peter erreichte. „Wir hatten wohl beide den Gedanken: ‚Besser zu früh, als zu spät.‘“ Peter war deutlich erleichtert, aber noch immer war diese Nervösität da und er wusste nicht wirklich, wie er sich dem Anderen gegenüber verhalten sollte. Sie waren Freunde und doch hatten sie nun ein Date, Peters erstes Date mit einem Jungen.
Aber auch das schien Jeffrey mit eingeplant zu haben und statt nun einfach irgendwelche Floskeln zu nutzen, dass er nicht aufgeregt sein musste, hielt er ihm seine Hand entgegen. „Na komm, fahren wir eine Runde. Und dann musst du mir unbedingt verraten, wo du diese Klamotten bisher in deinem Schrank versteckt hast. Kurzum, du siehst gut aus.“
Peter nahm die Hand des Anderen. Auch wenn er im Grunde erwartet hätte, dass es irgendwie merkwürdig sein könnte, fühlte es sich irgendwie richtig an. Nicht die Art von Richtig, dass er sie niemals loslassen würde, oder dass er Schmetterlinge im Bauch hatte. Aber es fühlte sich auch nicht so distanziert und eigenartig wie bei Kelly an. „Danke.. Glaube ich… Um ehrlich zu sein, hat Riley in meinem Schrank gewühlt, ich wusste gar nicht, dass ich diese Klamotten noch besitze.“ Jeffrey lächelte und nickte, während sie Hand in Hand den Pier entlang fuhren.
„Ich hab übrigens gedacht, dass wir später etwas von Cha Cha Chicken holen könnten, oder da essen.“ Peter nickte. „Klingt gut.“
Bisher fühlte sich es nicht gerade anders an, im Vergleich zu dem, was sie sonst zusammen unternommen hatten. Sei es nun Surfen oder Skaten. Der einzige Unterschied bisher war, dass Jeffrey seine Hand hielt. Irgendwie beruhigte Peter das Ganze und so langsam ebbte die Nervosität ab.

Peter konnte nicht mehr genau sagen, wann genau er sich bei diesem Date immer mehr entspannt hatte. Aber irgendwann war tatsächlich dieser Punkt gekommen. Jeffrey und er fuhren am Pier entlang, unterhielten sich, veranstalteten kleine Wettrennen, bevor der Eine wieder die Hand des Anderen ergriff. Wie geplant machten sie später bei Cha Cha Chicken halt, setzten sich an einen Tisch draußen und bestellten etwas zu essen.
Nachdem sie so einige Themen in ihren Gesprächen hatten, wurde Peter wieder etwas nervös. „Sag mal, bist du eigentlich überall geoutet? Ich meine, wir kennen uns so lange, aber wir haben nie darüber gesprochen.“ Jeffrey lachte und nahm einen Schluck Cola.
„Die zwei größten Fragen, wenn sich zwei schwule Anfangen zu daten und du hast genau eine davon gestellt. Nun ja, in etwa.“ Peter sah auf sein Essen. „Entschuldige.“ Er wollte nicht unhöflich sein. Er hatte sich im Grunde nur erhofft so mögliche Tipps für sein Outing zu bekommen. Wann war zum Beispiel der richtige Zeitpunkt. Ob es Tipps gab, wie man mit Ablehnung umgehen konnte, oder wie sein Leben danach eventuell verlaufen könnte. Natürlich wusste der zweite Detektiv, dass Jeffrey und er zwei unterschiedliche Leben führten, aber es gab doch die ein oder andere Parallele.
„Nein, es ist okay, Peter. Ich fand es nur recht amüsant… Kommen wir einfach zu deiner Frage. Ich bin inzwischen überall geoutet. Am meisten Angst hatte ich dabei vor meiner Mutter. Wir haben uns ziemlich distanziert, seit sie weiß, dass ich schwul bin. Versteh mich nicht falsch, ich wurde nicht rausgeschmissen oder so was. Ich wusste ja, wie sie darüber denkt, schon vorher. Ich finde es nur schade, dass ihre komplette Liebe für mich, abhängig davon ist, in wen ich mich verliebe.“
Peter nickte. An diese Möglichkeit hatte auch er schon gedacht, vor Allem bei seinen Eltern. Um genauer zu sein, bei seinem Vater. Sein Vater war immer derjenige gewesen, der davon gesprochen hatte, was es bedeutete ein Mann zu sein. Auch war er unendlich stolz gewesen, dass sein Sohn eine so hübsche Freundin gehabt hatte und er wusste wirklich nicht, wie sein Vater reagieren würde, wenn er ihm sagte, dass er nie mehr eine Freundin haben wollte.

Jeffrey schien seinen inneren Kampf und seine Gedanken zu bemerken, denn ohne wirklich etwas gesagt zu haben, spürte Peter plötzlich eine Hand auf seiner und sah anschließend in das milde Lächeln seines Gegenüber. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Es wird nie einen richtigen Zeitpunkt für die Anderen geben. Du allein bestimmst wann es für dich der richtige Zeitpunkt ist, okay?“
Peter nickte und langsam entfernte Jeffrey seine Hand wieder und aß auch den Rest seines Gerichts auf. Sie zahlten getrennt, auch wenn Peter angeboten hatte alles zu bezahlen, aber Jeffrey meinte, dass es okay war, wenn man auch bei einem Date getrennte Kassen machte.
Schließlich fuhren sie noch ein ganzes Stück am Pier entlang, bevor sie eine passende Stelle fanden, um sich die Skates aus zu ziehen und sich an den Strand zu setzen, um der Sonne bei ihrem Untergang zu zusehen. Natürlich war es kitschig, aber auch irgendwie angenehm.
„Okay, sprechen wir über den Elefanten im Raum.“, schlug Jeffrey vor, nachdem sich Peter irgendwann an ihn gelehnt hatte. Der Rotschopf nahm seinen Kopf von Jeffreys Schulter und war wirklich verwirrt. Er wusste nicht ganz worauf sein Date hinaus wollte, bis der Andere einen Namen nannte. „Bob.“
Peter presste seine Lippen aufeinander und ohne es beabsichtigt zu haben, hatte er wirklich den Großteil des Tages nicht an Bob gedacht. Vielleicht hatte es auch geholfen, dass er sein Handy im Auto gelassen hatte, um auch gar nicht erst in Versuchung zu geraten.
„Ja, Bob...“, murmelte er schließlich, zog seine Knie an seinen Körper und legte seine Arme auf diesen ab, während seine Augen zum Sonnenuntergang wanderten und diesen angestrengt musterten, so als müsse er eine komplexe mathematische Formel lösen.
„Entspann dich Peter. Ich meine, ich kenne dich schon so lange und in all der Zeit dachte ich mir schon, dass wenn du Gefühle für einen anderen Kerl hast, dann eben Bob. Und trotzdem bist du mit mir auf dieses Date gegangen, warum?“
Peter wollte wirklich nicht so klingen, als würde er Jeffrey ausnutzen, dazu waren sie zu lange befreundet. Aber egal wie sehr er auch über seine möglichen Antworten nachdachte, es klang alles einfach falsch. „Tut mir Leid. Ich wollte wirklich nicht, dass...“ Er brach ab und versuchte erneut die passenden Worte zu finden. Aber er kam gar nicht dazu groß weiter zu sprechen, denn da hörte er auch schon wieder Jeffreys Stimme. Sie klang nicht verärgert und auch nicht länger fragend, vielmehr verständnisvoll, was Peter dann doch verwundert zu ihm blicken ließ.
„Okay, wir sind uns beide einig, dass das Date super war, zumindest hoffe ich das. Wir fühlen uns wohl beieinander und kennen uns lange genug. Mir ist es im Grunde egal, warum du zugesagt hast. Ob ich nur zum Testen da war, oder weil du Ablenkung vom Musik-Nerd brauchtest. Ich schlage vor, wenn du daran Interesse hast, dass wir einfach weiter miteinander ausgehen. Du findest raus, was du wirklich willst oder testest dich etwas aus. Wir können auch andere Leute treffen. Halt etwas Lockeres. Und wenn einer von uns merkt, dass das nicht mehr geht, dann beenden wir das Ganze eben und sind einfach wieder alte Surf-Kumpel. Was meinst du?“
Peter war noch verwunderte, als er es zuvor gewesen war und er fragte sich wirklich, ob das alles so okay war, wie Jeffrey es ihm gerade sagte. Oder vielmehr, ob er das auch alles richtig verstanden hatte.
„Du willst also, dass ich dich dafür nutze, mich aus zu probieren? Also, so etwas wie Freundschaft Plus, nur dass wir… Na ja… Das Plus auf unbestimmte Zeit verschieben, oder gar nicht ausführen? Ich meine, ja für mich ist das vielleicht gar nicht so schlecht, aber was hast du davon?“
Jeffrey grinste und lehnte sich zu Peter hinüber. „Glaub mir, ich hab so einiges davon. Entweder ich kann mal mit dir rummachen, oder wenn wir uns vielleicht doch ineinander verlieben, habe ich am Schluss einen heißen Freund, mit dem ich durchaus angeben kann.“
Peter klappte der Mund auf. Er konnte nicht wirklich fassen, dass Jeffrey genau das zu ihm gesagt hatte. Aber was hatte er selbst schon zu verlieren? Es war nicht so, als würde Bob in der WG auf ihn warten, um mit ihm au zu gehen. Außerdem hatte er bisher nur Erfahrungen mit Kelly sammeln können, während Andere in seinem Alter schon sehr viel weiter waren. Vielleicht hatte Jeffrey auch Recht und es konnte möglich sein, dass sich dann Gefühle entwickelten auf die Peter ein wenig bei diesem Date gehofft hatte.
Außerdem sah Jeffrey gut aus. Der typische Surfer Look, passte zu ihm, damals wie heute. Die blonden Haare, die ihn immer wieder an Sonne und Strand erinnerten, die strahlenden Augen, die sonnengeküsste Haut und die Lippen, die sich immer genau in den richtigen Momenten zu einem Grinsen formten. Es war so, als würde Peter Jeffrey das erste Mal richtig mustern, sich jedes Detail einprägen und das erste Mal etwas tun, was er vorher nie wirklich getan hätte. Er überwand den Abstand, den Jeffrey zwischen ihnen gelassen hatte, als dieser sich zu Peter gebeugt hatte und legte schließlich seine Lippen auf die des Anderen.

Chapter 28: Fall 3: Der falsche Weihnachtsmann Part 4

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Es war Abend und inzwischen waren Justus, Bob und Riley wieder Zuhause. „Das war ja einfach.“, merkte Bob an und setzte sich an den Küchentisch. So wie es Lys am Anfang geschildert hatte, schien die Sache ursprünglich ernster zu sein. Aber nach und nach stellte sich heraus, dass der Fall eigentlich ziemlich leicht zu lösen war.
„Ein totaler Reinfall.“, brummte Justus und atmete durch. „Ich verstehe nicht, wieso Lys uns kontaktiert hat, wenn man den Täter auch mit einer einfachen Verfolgung und einem Gespräch enttarnt. Das hätte sie auch selbst erzielen können, ohne uns zu kontaktieren.“ Justus stand vom Tisch auf und holte sich eine Tasse aus dem Schrank.
„Vielleicht ging es ihr auch gar nicht darum uns zu kontaktieren, sondern dich. Immerhin wohnt sie jetzt wieder in deiner Nähe und..“ Justus fuhr Bob über den Mund. „Unsinn, Bob. Wenn es wirklich nur darum ging wieder Kontakt mit mir zu haben und mich zu treffen, dann hätte sie auch ganz einfach ohne Vorwand anrufen können und das weiß Lys auch.“
Bob hob die Brauen. „Weis sie das? Also, hast du ihr das je so offen gesagt?“ Justus, der sich nebenher einen Tee zubereitete, wandte sich herum. „Nein, aber es ist ja nicht so, als hätten wir gar keinen Kontakt mehr gehabt. Außerdem haben Lys und ich bisher immer über alles geredet.“

Zu mehr Erklärung kam es gar nicht, da genau in diesem Moment Peter wieder zurück kam und deutlich zufrieden aussah. Riley lächelte etwas, da sie genau wusste, dass sie später Details erfahren würde, welche die Anderen nicht erhielten. Jedenfalls ging sie nicht davon aus, dass Peter jetzt gleich mit der Tür ins Haus fallen würde.
„Ah, Peter, wie war dein Date?“, fragte Justus auch gleich nach, wobei Bob vermutete, dass er schlicht vom Thema Lys und dem Fall ablenken wollte. Der dritte Detektiv wollte eigentlich gar nicht so genau wissen, was es mit diesem Date auf sich hatte, wie es gelaufen war und was noch alles passieren würde. Er wollte Peter einfach nicht schon wieder in einer Beziehung wissen, auch wenn er genau wusste, wie egoistisch das schien.
„Das Date lief großartig. Wir waren Inlineskaten, Essen und haben uns später noch den Sonnenuntergang angesehen.“ Justus nickte die Informationen ab und stellte dann die Frage, auf die Bob selbst lieber keine Antwort hören wollte. „Und seid ihr zusammen, wann lernen wir Jennifer kennen?“
Peter setzte sich an den Tisch und runzelte etwas die Stirn. „Nun, wir sind schon irgendwie zusammen. Aber mehr im Sinne, dass wir keinen Anderen daten und gucken wohin das mit uns führt. Und bis dahin stell ich sie euch auch nicht vor, bis klar ist, ob es wirklich etwas für länger ist, oder eben nur eine etwas lockere Sache.“
Bob schien weniger begeistert von der Aussage zu sein, allerdings versuchte er dennoch eine freundliche Mine auf zu setzen und klopfte Peter auf die Schulter. „Na, dann wünsch ich dir mal viel Glück. Ich für meinen Teil werde noch etwas für die nächsten Proben vorbereiten.“ Und damit ging er auch schon aus dem Raum, wobei Peter deutlich verwirrt war. Sicher, er wusste wie wichtig Bob diese Band war, aber die Art wie er ihm ‚Glück‘ wünschte, passte einfach nicht ins Gesamtbild. Dennoch beschloss der Rothaarige dies auf sich beruhen zu lassen. Zumindest für diesen Moment. Es brachte einfach nichts ihm jetzt alles aus der Nase ziehen zu wollen, was ihn gerade beschäftigte. Natürlich war Bob lieber jemand der Problemen aus dem Weg ging, bis sie von selbst verschwanden, oder alles lieber mit sich selbst aus machte. Trotzdem wollte Peter das nicht einfach so stehen lassen und glaubte, dass Bob irgendetwas beschäftigte.

„Und, wie war euer Fall?“, fragte Peter nach, wobei Justus nur wieder verächtlich schnaubte und Riley etwas schmunzelte. „Nun, er war schnell gelöst und ziemlich einfach. Wir sind angekommen, haben uns von Lys alles zeigen lassen und als wir am Nachmittag in der Garderobe ankamen, schmierte der Weihnachtsmann ganz gemütlich mit Lippenstift den Spiegel ein. Als er uns sah, hat er uns umgerannt und wollte davon rennen.“
Justus nickte. „Da hat dein ‚Den schnapp ich mir‘ wirklich gefehlt.“, merkte er gegenüber Peter an, wobei dieser abwinkte. „So oft sage ich das auch nicht.“, erklärte er, wobei Riley etwas schmunzelte und dann weiter erzählte. „Justus und ich sind ihm dann hinterher, konnten ihn schnappen und das war es dann auch schon. Es stellte sich heraus, dass es ein Kollege von Lys war. Jemand der ihren künftigen Partner darstellen sollte. Dieser wollte aber lieber die Zweitbesetzung, da er mit ihr auch fest zusammen ist.“ Riley zuckte mit den Schultern, wobei Justus ein „Unprofessionell“, äußerte.
„Und dafür hat Lys uns kontaktiert, ist ja nicht so, als hätte man nicht selbst dahinter kommen können.“ Justus nickte bekräftigend. „Genau das habe ich auch gesagt.“
„Ich muss in dem Fall Bob zustimmen, sie wollte sich vermutlich eigentlich nur mit dir treffen und brauchte einen Vorwand, damit es leichter wird.“
Mit diesen Worten stand Riley auch schon auf und zuckte nur mit den Schultern. „Jedenfalls wäre das die einzige Erklärung, die mir in den Sinn kommt.“ Justus rollte unterdessen mit den Augen. Dass sie in manchen Diskussionen so hochtrabend schien, kannte er ja schon. Inzwischen kam Justus damit auch zurecht. Auch wenn es manche dann als Streit ansahen, so waren es eben nur Diskussionen, die er mit Riley führte, ohne dass ihre Beziehung auf gewisser Freundschaftlichen Ebene zu schaden kam. Ein Genuss, den er häufig mit Bob und Peter nicht hatte, die gerne dazu neigten seine Aussagen zu persönlich zu nehmen. Aber was die Sache mit Lys betraf, so sah er einfach keinen Grund für Riley sich dahingehend eine Meinung bilden zu können, immerhin kannte sie Lys nicht. Dennoch sagte er nichts weiter dazu, sondern nahm sich seine Tasse und verschwand in sein Zimmer, nachdem auch Riley in ihrem verschwunden war.

Peter selbst war Riley schlicht weg gefolgt, da er ohnehin noch ausführlicher über dieses Date reden wollte, aber er wollte auch wissen, was nun genau am Set vorgefallen war und dementsprechend saß er schließlich auf Rileys Schreibtischstuhl, während sie selbst auf ihrem Bett Platz genommen hatte.
„Also, glaubst du auch, dass Lys eigentlich nur wieder Kontakt zu Justus haben wollte?“, fragte er nach, wobei die Blonde mit den Schultern zuckte. „Dafür kenne ich Lys zu wenig. Vielleicht hatte sich der Kerl heute einfach auch besonders dumm angestellt.“, merkte sie an, wobei Peter darauf keine wirklich Antwort hatte, immerhin war er selbst nicht mit dabei gewesen. „Jedenfalls war das Set am Ende interessanter als der ganze Fall und Lys ist wirklich nett...“
Peter hob die Augenbrauen. „Ja und weiter?“, fragte er nach, woraufhin Riley mit den Schultern zuckte. „Nichts weiter. Man kann sich wirklich gut mit ihr unterhalten und mich wundert es nicht, dass Justus mit ihr zusammen war.“
Es mochte sein, dass Peter Riley nicht so lange kannte um sämtlicher ihrer Gesichtszüge bis ins kleinste Detail interpretieren zu können, immerhin war sie nicht Bob. Aber sie hatten ein gutes freundschaftliches Verhältnis und auch die Tonlage kam Peter nur all zu bekannt vor. Ihm erging es ähnlich, wenn Bob ein Mal mehr flirtete und kurz darauf eine neue Freundin mitbrachte.
„Das heißt nicht, dass sie wieder zusammen kommen. Außerdem bist du auch nett und intelligent.“ Riley rollte mit den Augen und ließ sich zurück auf ihr Bett fallen, um die Decke an zu sehen, um somit dem bohrenden Blick von Peter zu entkommen. „Es ist doch vollkommen okay, wenn sie zusammen kommen, immerhin sind Justus und ich Freunde, mehr nicht.“
Auch wenn Riley es so locker wie möglich klingen ließ, so war es doch für Peter sehr leicht raus zu hören. Diese aufkeimende Eifersucht, die man versucht damit zu rechtfertigen, dass es doch kein Problem für einen selber war, dass man sich nur um einen guten Freund sorgte und nicht gerade wünschte mit diesem zusammen zu sein, oder etwas in der Art. Wenn es Peter ganz genau betrachtete, saßen er und Riley irgendwie im gleichen Boot. Natürlich hatte er nun Jeffrey, aber das änderte nichts daran, dass ihm selbst klar war, dass er noch irgendwo Gefühle für Bob hatte. Bob mit dem er einfach so funktionierte, ohne es zu beabsichtigen. Der ihn verstand, ohne dass er großartig etwas erklären musste. Einerseits war es eine Verbindung, die sie sich aufgebaut hatten und doch war sie von Grund auf schon immer da gewesen. Und genau das sah er auch bei Riley und Justus. Das war auch der Grund, warum Bob und er so schnell aus der Thematik waren und den Faden verloren, wenn sich die Beiden unterhielten.

Peter zuckte etwas mit den Schultern. „Na ja, vielleicht ist da aber auch mehr, als nur eine Freundschaft.“ Eine Anmerkung, die Riley dazu bewegte sich wieder auf zu setzen und Peter an zu sehen. „Unsinn. Ich meine, ja ich war als Kind in Justus verknallt, aber das war etwas Anderes. Eine lächerliche kindliche Schwärmerei. Wir sind Erwachsen. Ich meine, ja ich verstehe mich gut mit ihm und natürlich kann ich nicht leugnen, dass er immer noch sehr attraktiv ist, sowohl vom Aussehen her, als auch sein Verstand… Trotzdem kennen wir uns kaum und nur weil wir gute Diskussionen führen und bei den Fällen inzwischen gut zusammen arbeiten können, muss man nicht gleich von Gefühlen sprechen. Das ist auf rein logischer Ebene vollkommen abwegig. So etwas gehört in einen Film, aber nicht ins wahre Leben.“
Peter seufzte leicht. Irgendwo konnte er ja verstehen, dass es Riley gerade absolut nicht in den Kram passte, dass sie einfach keine Gefühle haben wollte, wo es im Moment so wirkte, als wäre man wieder ein Kind, welches für den besten Freund des Bruder schwärmte.
„Gefühle, haben manchmal einfach nichts mit dem Verstand zu tun. Ich meine, ich will dir hier nichts einreden, aber sollte da doch etwas sein, kannst du jederzeit mit mir darüber reden.“, merkte er an und wollte gerade noch etwas ergänzen, als es an der Haustür klingelte.
Etwas verwundert erhob sich Peter, wobei Riley ihm folgte. „Erwartest du jemanden?“, fragte die Blonde nach, wobei Peter etwas schmunzelte. „Nicht das ich wüsste, immerhin ist ‚Jennifer‘ in Rockey Beach und würde nicht einfach hier erscheinen.“, erklärte der zweite Detektiv mit einem Schmunzeln.

Auch Justus und Bob hatten sich in Bewegung gesetzt und erkundigten sich nun ihrerseits, ob die Anderen jemand erwarteten. Es klingelte erneut, diesmal etwas penetranter und so betätigte Justus schließlich die Gegensprechanlage.
„Das Spiel beginnt.“ Nur eine Aussage, mehr kam nicht. Auch auf weitere Nachfragen kam keine weitere Reaktion, wodurch die drei Fragezeichen annahmen, dass die Person inzwischen verschwunden war. „Komm Peter, wir gehen runter und sehen nach.“, entschloss sich Riley, wobei Bob seine Schwester kurz aufhalten wollte. „Und was ist, wenn es zu gefährlich wird. Ich meine, im Ernst, es wäre nicht das erste Mal, dass nach so einer merkwürdigen Nachricht etwas Schlimmes passiert.“ Doch Riley schüttelte den Arm ihres Bruders ab. „Komm schon Bob, du weißt, ich kann mich sehr gut selbst verteidigen. Außerdem habe ich doch Peter bei mir und wir sind immer noch Zuhause. Es wäre ganz schön dumm uns etwas an zu tun.“
Damit verschwanden Peter und Riley auch schon nach unten. Es dauerte auch nicht lange, bis sie wieder nach oben kamen und schließlich ein Stofftier in der Hand hielten. „Also, wenn das ein Scherz war, finde ich den verdammt noch Mal nicht lustig.“, erklärte Peter entschieden, wobei Riley das Stofftier schließlich auf den Esstisch platzierte. Es war eine große, schwarze Spinne mit Perlen als Augen und selbst die Anderen mussten zugeben, dass dieses Stoffgebilde sehr befremdlich wirkte.
„War sonst noch etwas dabei? Ein Brief, oder ein anderer Hinweis.“, erkundigte sich Justus, wobei Peter den Kopf schüttelte. „Nein, während Riley das Teil mitgenommen hat, hab ich noch Mal in den Briefkasten gesehen, aber da war nichts.“
Gerade hatte Riley noch etwas sagen wollen, da fing die Spinne auf ein Mal an zu klingeln und im nächsten Moment hatte sich Bob auch schon eines der Küchenmesser gegriffen und holte ein Handy hervor. Ein älteres Model, aber definitiv noch funktionstüchtig. Bob hielt das Exemplar in der Hand, während es weiter klingelte. „Was nun?“, fragte er etwas unschlüssig, wobei Justus ihm doch etwas ungeduldig das Handy aus der Hand nahm.
„Na, ran gehen natürlich!“, erklärte der erste Detektiv und drückte den grünen Knopf.

„Die Würfel sind gefallen, auf welches Feld ihr rückt, wird dieser entscheiden. Das Spiel ist zuende, wenn einer verliert. Achtet auf die Farben.“

Chapter 29: Zukunftsgeflüster Part 3

Chapter Text

„Das war es schon?“
Bob speicherte das Kapitel ab und schloss den Laptop, während ihm über die Schulter gesehen wurde. „Die Weihnachtszeit ist vorbei und davon mal abgesehen war es kein wirklich interessanter Fall gewesen.“, merkte der Blonde an, woraufhin ihm ein Paar skeptischer grüner Augen entgegen blickten.
„Das Date aber schon, oder wie? Ich meine, du hast fast ein ganzes Kapitel dazu geschrieben.“
Bob schmunzelte etwas und drehte sich mit seinem Stuhl herum, um seinen Freund an zu sehen. „Ich dachte eben, dass die Leser so etwas lieben. Jeder ließt doch gerne eine Liebesgeschichte, die nebenher entsteht. Und wenn wir ganz ehrlich sind, wurden Justus und Riley erst beim großen Finale interessant.“
Sein Mann rollte mit den Augen und schnaubte leicht. „Trotzdem finde ich es eigenartig, erst dem Fall eine eigene Reihe geben zu wollen, selbst wenn er am Ende gar nicht so interessant war.“, merkte er an, wobei Bob leicht schmunzelte. „Es ging mir eher darum, wieso Lys plötzlich wieder da war. Und zugegeben, ich hätte den Fall vielleicht mit etwas Fantasie ausschmücken können, aber darum geht es hierbei nicht.“
Bob stand auf, nahm das Gesicht des Anderen in seine Hände und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Außerdem beginne ich jetzt mit dem einen großen Fall, dem Auftakt.“
Sein Mann schmunzelte etwas. „Mal hoffen, dass du da noch die Reihenfolge hinbekommst.“
Bob funkelte seinen Mann kurz an, zuckte dann aber mit den Schultern. „Das ist nicht das Problem. Dennoch werde ich das alles nicht in einem veröffentlichen, immerhin hatte es wirklich gedauert bis wir den König zu Fall gebracht haben.“
Ein Seufzen drang über die Lippen des Anderen. „Diese dämlichen Anspielungen auf verschiedene Spiele habe ich schon fast vergessen. Aber nun sag schon, wie wirst du das Kapitel nennen?“
Bob grinste etwas: „Der Zug des weißen Bauern.“

Chapter 30: Fall 4:Der Zug des weißen Bauern - Part 1

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Der Anrufer legte auf und die Vier sahen sich kurz an. „Ein Stimmenverzerrer.“, stellte Justus fest, wobei dies auch für die Anderen offensichtlich war. „Was will er damit bezwecken? Ich meine, ein Anruf um einen zu einer Spielrunde ein zu laden.“ Peter lachte etwas unsicher, wobei sie sich dennoch im Stillen einig waren, das hier sollte erst der Anfang sein. Der Anfang von einer weitaus größeren Geschichte, als die drei Fragezeichen es je erlebt hatten.

Sie beschlossen die Situation zunächst auf sich beruhen zu lassen. Im Moment hatten sie nur diesen einen Anruf, mehr nicht. Was sollte man mit einem Anruf auch schon groß anfangen. Selbst wenn man versuchte die Worte zu interpretieren, ergaben sie keinen Sinn. Aber die drei Fragezeichen waren sich sicher, dass noch mehr folgen würde. Hier war jemand mit ihnen in Kontakt getreten, jemand, der ganz klar ihre Aufmerksamkeit für was auch immer haben wollte.

Es vergingen zwei Wochen. Zwei Wochen in denen die Vier einfach ihr normales Leben weiter führten. Peter hatte noch zwei weitere Dates, angeblich wieder mit ‚Jennifer‘. Je häufiger er diesen Namen erwähnte und je mehr er von ihr schwärmte, dass es im Moment alles so einfach schien, desto mehr schien sich Bob zurück zu ziehen. Natürlich hatte Bob eine passende Ausrede parat, indem er vorgab einfach zu viel um die Ohren zu haben. Das Studium und die Band würde seine volle Aufmerksamkeit einfordern. Egal wer ihn fragte und egal wie vertraut das Gespräch schien, Bob erwähnte nichts von einer Eifersucht. Tatsächlich begann er irgendwann von einer gewissen Summer zu reden und dass er überlegte mit ihr aus zu gehen.
Justus hatte sich inzwischen sehr häufig mit Lys getroffen, je nach dem, wie seine Freizeit es eben zuließ. Immerhin nahm er sein Studium weiterhin ernst und setzte es als oberste Priorität, weswegen er auch bei jeder Gelegenheit Riley zum Lernen aufforderte und mit ihr unterschiedliche Dinge des Studiums besprach. Riley hatte nichts dagegen einen Lernpartner zu haben, der sie mehr forderte, als sie es manchmal für nötig hielt. Wenn sie selbst nicht gerade mit Lernen beschäftigt war, ging sie ins Fitnessstudio oder unternahm etwas mit Peter. Zwei Mal war sie auch bei den Proben ihres Bruders dabei gewesen und musste zugeben, dass dieser gar nicht so schlecht war. Man merkte zwar, dass die Band noch nicht lange existierte, aber einen Song hatten sie schon mal komplett fertig.

Es war ein Samstag, als Riley mit Peter vom Studio kam und einen Blick in den Briefkasten warf. Enthalten war ein großer brauner Umschlag, ohne Absender. Etwas verwundert drehte sie ihn in ihren Händen, bevor sie schließlich die Stufen zur Wohnung hinauf ging und sich gemeinsam mit Peter an den Küchentisch setzte. „Sollen wir auf die Anderen warten?“, fragte der Rotschopf nach, wobei Riley leicht den Kopf schüttelte. „Bob ist bei seiner Band und Justus im Aquarium mit Lys. Das ist das vierte Mal, dass er sie diese Woche trifft.“ Peter schmunzelte leicht. „Du machst es schon wieder.“, erklärte er, woraufhin die Blonde ihre Brille richtete und nun begann den Umschlag zu öffnen. „Es ist lediglich eine Feststellung und die wird man ja noch machen dürfen.“ Peter schüttelte nur etwas den Kopf. Er wusste ja selbst, wie man sich in ihrer Situation fühlte, dementsprechend ließ er sie einfach weiter behaupten, dass Justus ein guter Freund war und nicht mehr. Wenn die Zeit für Eis und Tränen kam, würde er einfach für sie da sein, immerhin hatte sie sich auch sämtliche seiner Ausführungen bezüglich Bob anhören müssen.
Riley hatte den Umschlag nun geöffnet und schüttete den Inhalt aus. Enthalten war ein Transparenzpapier, auf dem ein X gekennzeichnet war, ein zusammengefaltetes Blatt und schließlich noch ein weißer Bauer.
Peter öffnete das Blatt, welches beigefügt worden war. „Bauer nach F1, um die Sünde zu enttarnen. Was soll das denn?“, fragte er nach und Riley nahm schließlich den Bauern zur Hand. „Ein X markiert für gewöhnlich eine Stelle.“, überlegte Riley laut, wobei Peter kurz nickte. „Schon, aber mehr war nicht enthalten, also welche Stelle?“, überlegte er laut, während die Blonde sich die Notiz zur Hand nahm, so als würde dort noch etwas zwischen den Zeilen stehen. Nichts…
„Wir bräuchten schon eine genaue Angabe, einen Ort, oder...“ Peter brach seinen Gedanken ab und stand von Küchentisch auf. „Das ist es.“, erklärte er knapp, schnappte sich kurzerhand seine Autoschlüssel, während Riley ihm schon folgen wollte. „Was ist, was?“ Doch Peter winkte ab. „Ich hole nur schnell etwas und glaub mir, das ist so simpel, du wirst dich ärgern.“
Die Blonde setzte sich wieder und wartete einen Moment, bis Peter schließlich mit einem Stadtplan von Los Angeles wieder nach oben kam und diesen auf den Tisch legte. „Also, das hier ist der Gängigste, dementsprechend sollte es passen.“, merkte er nur an und legte das Transparenz so auf die Karte, dass eine Stelle im Feld markiert wurde, die bei F und 1 zusammenfand.
Riley grinste. „Sehr gut Peter.“ Peter erwiderte das Grinsen, bevor Riley auch schon vom Tisch aufstand und schließlich nach ihrem Haustürschlüssel griff. „Dann mal los.“, merkte sie an, wobei Peter nun doch etwas verunsichert schien. „Was? Dahin? Aber, das ist irgendwo im Nirgendwo. Wollen wir nicht lieber warten bis Justus und Bob zurück sind?“, fragte er nach, wobei Riley abwinkte. „Wenn es ernst wird, können wir sie immer noch informieren. Schauen wir erst Mal nach, wohin der Bauer uns bring.“
Peter kam gerade noch dazu ein Foto von der Karte mit der Markierung zu machen, bevor auch er hinter Riley die Wohnung verließ und schließlich los fuhr. Es wurde langsam Abend und der zweite Detektiv war wirklich froh, dass er immer alles in seinem Auto hatte, falls Justus sie mal wieder auf einen ihrer Reisen in einen neuen Fall zog. Wobei Riley das inzwischen auch ganz gut konnte. In Peters Augen nahmen sie sich beide nichts.

Es dauerte eine Weile, bis sie schließlich das Ziel erreicht hatten, oder zumindest in der Nähe davon sein sollten. Eine alte, verlassene Straße, überwuchert mit Pflanzen und die Gegend sah wirklich wenig einladend aus. „Vielleicht ist die Kirche gemeint. Sünde enttarnen...“, überlegte Riley laut und ohne groß Fragen zu stellen, öffnete Peter seinen Kofferraum, holte eine Taschenlampe und einen Baseballschläger hervor. „Ein Baseballschläger?“, fragte Riley nach, wobei Peter mit den Schultern zuckte. „Du machst Kampfsport, ich hab inzwischen meine eigenen Methoden. Außerdem traue ich der ganzen Sache noch immer nicht.“
Es war nicht so, dass Riley seine Angst nicht nachvollziehen konnte. Auch ihr war die Spinne im Gedächtnis geblieben, gefolgt von dem mysteriösen Anruf und der Tatsache, dass auch hier wieder die Parallele ‚Spiel‘ gezogen wurde. Alles in Allem also keine so freundliche Ausgangssituation. Trotzdem überwog gerade die Neugier, das Abenteuer. Sie musste einfach wissen, was hinter all dem steckte. Ein so simples Rätsel konnte immerhin nicht alles sein. Nicht wenn man sich solch eine Mühe gab möglichst Anonym zu bleiben.

Die Blonde ging zum Eingang der Kirche, der allerdings verschlossen war. Peter übernahm dementsprechend das Öffnen der Tür mit seinem Dietrich Set und als schließlich das ersehnte Klicken ertönte, hielt er Riley kurzerhand die Tür auf, bevor er ihr nach Innen folgte.
„Hier stinkt es ja gewaltig und das obwohl ein Teil der Fenster zerschlagen ist.“, merkte er an und rümpfte etwas die Nase, während er die graffitibeschmierten Wände in Augenschein nahm. „Wie lange die wohl schon leer steht?“ Eine laute Überlegung, bevor er unsanft in Riley hinein lief, die abrupt stehen geblieben war. „Ich habe den Ursprung des Gestanks gefunden.“
Die Blonde deutete auf das große Kreuz, welches hinter dem Altar aufgestellt war. Doch das Kreuz war nicht gerade das Imposante und auch nicht der Grund, warum Peter sich einen Moment später zur Seite drehte und sich übergab.
An dem Kreuz, befand sich eine Frauenleiche. Wie Jesus wurde sie festgenagelt, jedoch zusätzlich mit Seilen fixiert, vermutlich damit sie nicht herunter fiel. Ihr Bauch wurde aufgeschnitten, Organe hingen hinaus, jedoch nicht so, als wäre dies durch Zufall geschehen, sondern als hätte man diese nur für diesen Anblick entnommen. Ihre Augen waren zugenäht und soweit Riley es sah, war ihr Blut aus dem Mund gelaufen. Sie trug keine Kleidung, es lag einfach nur ein Dornenkranz auf ihrem Kopf. „Ruf Justus an!“, wies Riley Peter an, wobei dieser sich über den Mund wischte und sie doch etwas schockiert ansah. „Du willst, dass ich Justus vor der Polizei anrufe?“, fragte er nochmals nach.
„Ja! Die können wir gleich noch immer hinzu rufen, aber das hier geht ganz gezielt an die drei Fragezeichen.“, erklärte sie und trat nun etwas näher an den Altarraum. Hierbei fiel ihr auch schließlich etwas auf.
Über all den Graffiti, klebte Blut an dieser Wand und bildete einen kurzen Satz.

„Ich bin zurück! - JTR“

Chapter 31: Fall 4: Der Zug des weißen Bauern - Part 2

Chapter Text

Riley wusste, dass sie erst die Polizei hätten rufen sollen. Es wäre der richtige und offizielle Weg gewesen. Doch etwas in ihr weigerte sich diesen Fall einfach direkt ab zu geben. Sie wollte wissen, wer dahinter steckte. Wer sich die Mühe machte vier Studenten heraus zu fordern. Warum man sich gezielt an die drei Fragezeichen wandte und nicht direkt an die Polizei? Es war jemand, der die Arbeit der Detektive kannte. Jemand der wusste, dass man sie nicht unterschätzen sollte.

„Wir warten draußen.“, erklärte Riley, da auch sie den Geruch wirklich nicht mehr ertragen konnte und Peter folgte ihr schließlich. Sie hatten gerade die alte Kirche verlassen, als etwas in Peters Hosentasche klingelte. Riley blickte zu ihm. Es war der gleiche Klingelton, wie er aus der Spinne gekommen war. Irgendwo her kam Riley die Melodie bekannt vor, konnte sie allerdings noch nicht einordnen. Vielleicht würde Bob dahingehend eine Idee haben. Aber zunächst drückte Peter den grünen Knopf auf dem Handy und schaltete anschließend den Lautsprecher ein, damit auch Riley direkt mithören konnte.
„Mr. Holmes und Mr. Stringer sollten als bald eintreffen. Bedenkt, dass Schweine viel Schmutz mitbringen und die Sinne trüben. Sie sollten erst nach 071 Minuten wieder eingelassen werden.“
Der Anrufer, der erneut einen Stimmenverzerrer genutzt hatte, hatte erneut einfach wieder auf gelegt. Peter sah Riley fragend an, welche die Stirn in Falten gelegt hatte und über die Worte des Anonymen Anrufers nachdachte. Sie wusste sich daraus noch kein Reim zu machen, außer was es mit den Namen auf sich hatte.

Es dauerte wirklich nicht lange und schließlich trafen auch Justus und Bob mit dem gelben Käfer ein. Diesbezüglich war es sehr praktisch zwei Autos zur Verfügung zu haben und nicht nur eines. So hatten sie beide immerhin nicht hierher laufen müssen. „Er hat sich also wieder gemeldet.“, stellte Bob nochmals laut fest, wobei Peter nickte. „Wären wir sonst in dieser Kirche? Ich kann mir wirklich Schöneres für mein Wochenende vorstellen.“ Eine Anmerkung zu der Bob einen bissigen Kommentar hinunter schluckte.
„Alles in Ordnung, Riley?“ Justus hatte sich zu der Blonden gewandt, die noch immer sehr in Gedanken versunken schien, allerdings aufsah, als Justus sie ansprach. Für einen Moment hätte sie schwören können, dass er ihr einen Arm um die Schultern legen wollten, so als bräuchte sie körperliche Nähe zur Beruhigung. Allerdings folgte diese Gestik nicht.
„Ich bin nur am Überlegen, Schwein… Irgendetwas, es liegt mir auf der Zunge.“, murmelte sie, wobei Bob fragend seinen Blick auf Peter richtete. „Schwein?“, fragte er nach.
Peter zuckte mit den Schultern. „Nachdem wir die Kirche verlassen haben, um auf euch zu warten, hatte sich der Täter nochmal gemeldet und gemeint, dass wir Schweine erst nach 071 Minuten reinlassen sollen.“ Peter schüttelte den Kopf. Für ihn ergaben die Worte wirklich keinen Sinn, auch die Spitznamen waren sehr eigenartig. Mr. Holmes ergab ja noch Sinn, immerhin wurde Justus wirklich häufig mit dem Meisterdetektiv verglichen, aber Mr. Stringer? Für Peter ein fremder Name.
„Aber eine Frage hab ich noch, warum habt ihr uns eigentlich angerufen. Sobald die Polizei hier auftaucht, können wir doch ohnehin nicht mehr rein.“ Eine Anmerkung Seitens Bob, die durchaus berechtigt war, doch bekam er nicht die Antwort, die er eigentlich erwartet hätte.
„Um ehrlich zu sein, wollte Riley, dass wir nur euch anrufen, spezifisch wollte sie, dass ich Justus Bescheid gebe.“
Der erste Detektiv sah nun doch recht vorwurfsvoll zu der Blonden. „Du informierst erst uns und dann die Polizei, obwohl es eine Leiche dort drin gibt?“, fragte er nach und jetzt schien Riley nun nicht mehr ihren Gedanken nach zu hängen, sondern sah eine Möglichkeit sich mit Justus zu streiten, oder wie die beiden es nannten ‚diskutieren‘.

„Sieh mich nicht so an, du hättest in meiner Lage nicht anders gehandelt.“, verteidigte sie ihre Entscheidung, woraufhin der erste Detektiv etwas beleidigt die Luft einsog. „Ich habe mir in meiner Jugend genug Standpauken von Inspektor Cotta anhören müssen und das zurecht. Das hier ist eine Aufgabe der Polizei. Und es ist nicht so wie die anderen Male, wo die Polizei nicht kommen konnte, oder wie sie zufällig in ihren Ermittlungen unterstützen, während die Beamten noch anwesend sind, wohl bemerkt.“
Peter und Bob lehnten sich an die Motorhaube des Käfers und beobachteten die Beiden. Sie hatten inzwischen sehr wohl gelernt einfach nur ab zu warten, bis sie entweder einer Meinung waren, oder das alles beendeten, da sie nicht auf einen Nenner kamen.
„Diese Herausforderung ging aber ganz klar an die drei Fragezeichen. Außerdem hat niemand etwas davon gesagt, dass wir die Polizei gar nicht informieren, nur eben nicht direkt.“
Der erste Detektiv schüttelte mit dem Kopf. „Und wie willst du das erklären? Herausforderung hin oder her, aber die Polizei...“ Riley schnitt ihm hier das Wort ab, als ihr dann noch ein Einfall kam. „Wir haben klare Anweisungen vom Anrufer erhalten. Die Polizei soll erst kommen, wenn wir alles untersucht haben.“ Justus runzelte die Stirn, während sich Peter etwas vorlehnte. „Also, davon habe ich nichts mitbekommen.“, merkte er an, wobei Riley Justus Ernst ansah. „Seine genauen Worte waren: ‚Mr. Holmes und Mr. Stringer sollten als bald eintreffen. Bedenkt, dass Schweine viel Schmutz mitbringen und die Sinne trüben. Sie sollten erst nach 071 Minuten wieder eingelassen werden.‘ Ich bin erst selbst nicht drauf gekommen, aber es war schon seltsam, dass er nicht einfach 71 Minuten sagte, sondern speziell die Null davor nannte.“
Justus schien zumindest ein Teil zu verstehen. „Die Schweine stehen für die Polizei. Pig, so nannte man sie zumindest um 1800 rum, wenn ich mich recht entsinne.“, fing Justus an Rileys Gedankengang zu verbalisieren. „Und 071, ist eine Kurzform für Durchsuchung bei der Polizei, eine Kennziffer.“, schloss Riley schließlich und Justus presste die Lippen aufeinander. Die Blonde sah genau, wie er mit sich selbst rang, wieder gegen diese alte Abenteuerlust an zu kämpfen, die er versuchte ab zu legen, um nicht mehr wie ein kopfloser Teenager zu handeln.
„Es sei denn, du willst dir den Tatort lieber auf den Bildern ansehen, die ich gemacht habe.“, schlug sie noch vor und der erste Detektiv atmete tief durch. „Okay, wir gehen rein, aber wir werden alles so belassen und nichts anfassen.“, beschloss er schließlich, woraufhin sich Bob und Peter vom Wagen abstießen.
„Und was ist, wenn wir Spuren verwischen? Oder selbst welche hinterlassen?“, fragte Bob nach und Peter konnte ihm dahingehend nur den Rücken stärken. Allerdings hatte da auch Riley schon eine Antwort parat.
„Im Grunde sind wir einfach nur ein paar Studenten, die eine Mutprobe machen wollten und dabei zufällig eine Leiche entdeckten. Die Polizei wird wissen, dass wir anwesend waren und dementsprechend sich auch nicht wundern, wenn sie etwas von uns am Tatort finden.“, erklärte sie.
„Dennoch würde ich vorschlagen, dass ihr das Handy vom Täter...“ - „Jack the Ripper.“ Eine Unterbrechung, die Justus erneut etwas verwundert zu Riley blicken ließ. Diese versicherte ihm allerdings, dass er es verstehen würde, sobald er sich ein Bild von dem Ganzen machte. „Jedenfalls solltet ihr das Handy und auch deines Riley im Auto unter den Sitz legen, am Besten sogar stumm schalten, sodass die Polizei nicht nachher noch auf den Gedanken kommt, wir könnten Bilder gemacht haben und sich dabei dies bestätigt, oder schlimmer noch das Handy wieder klingelt.“

Riley konnte dem Vorschlag nichts entgegen setzen und so reichte sie Peter ihr Handy, nachdem sie es ausgestellt hatte, damit dieser es im Auto deponieren konnte. So würde es immerhin so aussehen, als hätte sie ihr eigenes Handy im Auto liegen lassen und es sei ihr aus der Tasche gerutscht.

Schließlich betraten sie wieder die Kirche und erneut trat ihnen der Gestank vom verwesenden Fleisch in die Nase. Peter war sogar der Auffassung, dass der Geruch nun noch schlimmer war, als zuvor. Langsam ging er mit seinen Kollegen weiter vor und als sie nun die Leiche im Blick hatten, spürte er einen Moment später eine Hand in seiner. Verwirrt schaute er zu Bob, der neben ihm stand und für seine sonst so sommerliche Bräune, sehr blass wirkte. Normalerweise war Peter es, der in solchen Momenten nach Bobs Hand griff, als könne sie ihm Halt geben und ihn vor all seinen Ängsten in Schutz nehmen. Aber diesmal war es anders herum. Und auch wenn sie nun schon die ein oder andere Leiche gesehen hatten und diesen Mord auch aufgeklärt hatten, so war noch nie zuvor jemand so zugerichtet worden. Eine einfache Schusswunde oder ein Erstochener, waren eben nicht mit jemandem zu vergleichen, der so drapiert und präpariert worden war.
„Dass du dir das so einfach ansehen kannst, Peter.“, murmelte Bob, wobei der Rotschopf zu seinem besten Freund blickte und ein deutlich bitteres Lächeln zeigte. „Nachdem wir sie entdeckt haben, hab ich mich direkt übergeben.“, erklärte er und Bob nickte. „Verstehe ich, mir wird auch schon ganz schlecht.“

Unterdessen waren Justus und Riley weiter vor gelaufen und standen nun in der Nähe von dem Kreuz. „Grausam.“, murmelte der erste Detektiv, während die Blonde nur nickte. „Aber nun verstehe ich auch, was du meintest. JTR.“ Riley nickte wieder. „Aber nicht nur die Initialen. Sieh sie dir an.“ Diesmal nickte der erste Detektiv. „Ja, es sieht ganz nach einem Trittbrettfahrer aus. Die Frage ist nur, ob er exakt dem gleichen Schema bei der Wahl seiner Opfer folgt. Obwohl wir das vermutlich später nur durch die Medien erfahren werden.“
Justus holte eine kleine Taschenlampe aus seiner Hosentasche hervor und begann damit die Leiche an zu leuchten. Er zielte zunächst auf den geöffneten Bauchraum und anschließend auf den Mund. „Trotzdem ist es irgendwie...“, begann Riley, wobei Justus ein schwaches Lächeln zeigte. „… faszinierend?“, fragte er nach. Es war wieder einer dieser Momente, wo gemeinsame Interessen aufeinander trafen. Sie beide würden nie auf die Idee kommen jemanden solch ein grausames Schicksal zu schenken, allerdings war all das auch in gewisser Weise eine Herausforderung, die sie beide als äußerst interessant einstuften. Wenn Peter und Bob sie nun gehört hätten, würden sie an die Moral der Beiden appellieren. Allerdings war die Frau vor ihnen schon Tod und ändern konnten sie es nicht. Sie konnten sich höchstens die allergrößte Mühe geben Jack zu fassen. Jedenfalls wenn die Polizei sie nicht ausschloss und sie somit der Spielball des Mörders wurden.
Zum jetzigen Zeitpunkt waren sich Justus und Riley einig, dass der anonyme Anrufer der Mörder sein musste. Eine andere Option sahen sie in diesem Fall nicht.
Justus nahm nun seinerseits das Handy zur Hand und machte hier und da ein paar Bilder, um sie später auswerten zu können. Zwar wusste er, dass Riley schon welche geschossen hatte, aber in dem Fall war es dann doch besser mehr Optionen zu haben.

Es dauerte noch ein wenig, bis alle Vier wieder die Kirche verließen, Justus sein Handy zu Bob ins Auto legte und der Blonde schließlich die Polizei anrief.
„Wie ihr euch so etwas ansehen könnt.“ Bob verstand dahingehend weder Justus, noch seine Schwester. „Das ist doch grauenvoll, jemanden so zu zu richten.“ Dagegen konnten die Beiden auch nichts einwenden, immerhin fanden sie diese Darbietung auch nicht gerade ansprechend. Doch in den Ohren des ersten Detektivs klangen die Worte des Dritten schon ein wenig nach einem Vorwurf, weswegen er sich nun in der Position sah sich verteidigen zu müssen.
„Nun, für Riley und mich ist das auch kein ansprechender Anblick. Allerdings wollen wir genau so eine Arbeit unter Anderem zu unserem Beruf machen und dementsprechend ist es sogar ein sehr gutes Zeichen, dass wir uns ohne große Emotionen mit diesem Umfeld auseinander setzen können. Außerdem ist es sogar notwendig einen genaueren Blick auf die Leiche zu werfen, da wir nur so an mögliche Spuren herankommen, die der Täter vielleicht hinterlassen hat. Aber keine Sorge, Riley und ich werden später gemeinsam die Bilder durchgehen, während Peter dich bei der Recherchearbeit zu Jack the Ripper unterstützen kann. Natürlich habe ich auch ein grobes allgemeines Wissen über diesen Mann. Wie ungefähr Jeder, der Krimis und Dokumentationen über verschiedene Mörder bevorzugt. Allerdings kann eine Vertiefung der Thematik nicht schaden.“
Peter sah Justus etwas gequält an, aber alles war ihm im Moment lieber, als sich hier in der alten Kirche auf zu halten und ein Blick zu Bob verriet ihm, dass es ihm dort ähnlich erging.
„Von mir aus. Aber können wir jetzt bitte wieder hier raus und endlich die Polizei rufen?“, jammerte er schon fast, woraufhin Bob bekräftigend nickte. „Peter hat recht, die Polizei wird ohnehin mehr ausrichten können, als wir vier.“

Chapter 32: Fall 4: Der Zug des weißen Bauern - Part 3

Chapter Text

Sie riefen die Polizei, erklärten, dass diese Szenarien als eine Art Mutprobe gedacht war und sie dabei die Leiche entdeckt hatten. Die drei Fragezeichen wurden angewiesen den Tatort nicht zu verlassen, allerdings vor der Kirche auf das Eintreffen der Beamten zu warten, da diese sicherlich noch Fragen hätten.
So standen sie nun im Scheinwerferlicht ihrer Wagen und warteten, dass die Polizei eintreffen würde. Riley und Justus unterhielten sich schon über erste Theorien zu dem Fall und tauschten sich dahingehend aus, was es mit dem neuen Jack the Ripper auf sich haben könnte. Bob und Peter hörten dem Gespräch mit einem gewissen Missfallen zu und der Rotschopf lehnte sich schließlich an Bobs Schulter. „Wenn man die Beiden so reden hört, könnte man glatt meinen, die unterhalten sich über einen neuen Blockbuster oder sowas.“, merkte Peter an. Auch wenn er zuvor nichts gesagt hatte, aber hierbei stand er auf Bobs Seite. Sie sollten den Teil der Arbeit wirklich der Polizei überlassen. Trotzdem sagte ihm sein Bauchgefühl, dass sie in den Fall mit hinein gezogen werden würden, selbst wenn Justus und Riley weniger Tatendrang unter Beweis stellen würden.
Ein müdes Seufzen glitt über seine Lippen, als er schließlich Bobs Arm um sich spürte. „Ich verstehe einfach nicht, wie die beiden das so wegstecken können. ‚Uns geht das auch nah‘ Davon merkt man ja wirklich viel.“ Bobs Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. „Wenn Justus nicht wieder mit Lys zusammen wäre und Riley nicht meine Schwester, könnte man glatt meinen, da läuft was.“, fügte Bob noch hinzu, wobei Peter sich etwas zu schnell aufrichtete und dadurch ein deutlich verwunderten Blick von dem Blonden kassierte. „Just ist wieder mit Lys zusammen? Seit wann?“ Natürlich könnte man nun glauben, dass sich Peter hier wirklich verdächtig benahm. Allerdings war es bei Bob und Peter schon häufiger eine erstaunliche Nachricht gewesen, wenn Justus Interesse am anderen Geschlecht bekundete. Zugegeben, er war somit nicht das erste Mal mit Lys zusammen, aber Peters Aufregung hatte rein gar nichts damit zu tun. In diesem Moment tat ihm Riley einfach nur so unendlich Leid. Er würde sie auch gerne vorwarnen, aber in diesem Augenblick wüsste er nicht wie.
„Ja, sie sind wieder zusammen. Genau genommen seit heute. Das hatte mir Just gerade freudestrahlend auf der Hinfahrt erklärt. Für ihn fällt gerade Weihnachten und sein Geburtstag zusammen. Er hat Lys wieder und einen neuen Fall noch dazu.“ Peter nickte und sah hinüber zu Justus und Riley, die inzwischen sogar etwas von Peter und Bob weg gegangen waren. Vermutlich hatten sie einfach Bobs Blicke nicht mehr ertragen und wollten sich ungeachtet dessen unterhalten.
„Wie läuft es eigentlich mit dir und Jennifer?“, fragte Bob schließlich nach und dies war einer der wenigen Momente in denen Peter den Tonfall des Anderen nicht ganz einordnen konnte. Er klang distanziert und wäre es nicht Bob gewesen, der nachfragte, sondern Kelly, würde er glatt behaupten, dass eine Portion Eifersucht mit enthalten war, die er versuchte zu überspielen. Aber der Blonde war kein eifersüchtiger Typ, schon gar nicht wenn es um Peter ging.
„Jennifer?“, fragte Peter in einem Moment nach und schüttelte dann den Kopf, als er sich erinnerte, dass er Jeffrey diesen Decknamen gegeben hatte. „Ja, Jennifer… Wir... Also es läuft gut. Entspannt.“ Bob runzelte die Stirn. „Entspannt?“ Irgendwas machte diesen Moment so schwer und Peter konnte nicht ganz genau sagen, ob es am Tonfall von Bob lag, dessen Blicke, oder seinen eigenen Gefühlen, die gerade nicht so richtig wussten, was sie ihm geben sollten.
„Ja, weißt du, wir gehen es entspannt an, ohne es offiziell zu machen, gucken wohin es führt. Es ist super und nach all der Verwirrung genau das, was ich brauche.“ Erst als die Worte seine Lippen verlassen hatten, merkte Peter, was er da eigentlich gerade gesagt hatte und wie dumm es klingen musste. Was sollte an einer heterosexuellen Beziehung verwirrend sein und warum sollte es zuvor verwirrend gewesen sein? Diesen Gedankengang hatte Bob vermutlich auch, denn als Peter in die blauen Augen sah, fühlte er sich für einen kurzen Augenblick ertappt. Jetzt galt es das Schiff noch mal herum zu reißen, damit es nicht wie die Titanic in den Eisberg rammte und jämmerlich am Grund des Meeres versank.
„Weißt du, ich war so lange mit Kelly zusammen, dass ich nicht wusste, was ich vom lockeren Dating halten sollte. Ich dachte zudem, dass wir uns nicht mit Anderen treffen dürfen, aber Jennifer meinte, dass wir gucken wohin uns unser Weg führt und sowas… Wir halten es offen.“
„Eine offene Beziehung also. Ist das überhaupt...“ Weiter kam Bob nicht, denn genau in diesem Moment traf die Polizei ein und Peter war wirklich froh, dass ihr Gespräch unterbrochen wurde. Er wusste nicht, wie lange er noch Jeffrey als Jennifer hätte deklarieren können und schon gar nicht, ob er auf Bobs Fragen eine Antwort parat gehabt hätte, ohne beim Lügen erwischt zu werden.

Riley und Justus kamen wieder zu Peter und Bob zurück und warteten schon darauf, dass die Einsatzkräfte aus ihren Wagen stiegen. Kurzerhand beschrieben sie dem Ersten, was sie vorgefunden hatten und dieser leitete es an die Anderen weiter. Gerade wollte sich Justus erkundigen, was nun folgen würde, da hörte er eine doch relativ vertraute Stimme. „Justus, Peter, Bob und Riley. Die drei Fragezeichen.“ Die vier wandten sich zu dem Mann, der sie angesprochen hatte und versuchten so gut es ging eine unschuldige Miene auf zu setzen.
„Warum, ist es eigentlich in letzter Zeit vermehrt der Fall, wenn ich zu einem Tatort gerufen werde, dass ausgerechnet ihr Vier schon dort seid?“ Peter senkte seinen Kopf, während Bob ergeben seufzte. „Glauben Sie mir Detective, die gleiche Frage stellen wir uns schon seit ungefähr neun Jahren.“
Detective Nolan war ein hochgewachsener, schlanker Mann mit dichtem dunkelbraunem Haar. Man könnte fast schon meinen, dass er allein von seiner Statur her zu zerbrechlich für diesen Job wäre und würde man ihm auf der Straße begegnen, würde man ihn vermutlich für einen Mitarbeiter in einem Büro einschätzen.
Aber er hatte etwas in seinem Blick, seine dunklen Augen, die deutlich zeigten, dass er schon mehr gesehen hatte, als man ihm zutraute und dass er zudem auch mehr wusste, als dass er es sagte.
„Ich habe mir die Freiheit genommen und nach unserem letzten Zusammentreffen beim Rockey Beach Police Department Informationen über euch eingeholt. Ich muss schon sagen, dass ich nicht genau weiß, was ich von eurem Einmischen in polizeiliche Ermittlungen halten soll.“
Justus räusperte sich, während Peter und Bob schlicht den Mund hielten. Sie kannten das Spiel nur zu gut und in solchen Momenten, wenn es nicht gerade darum ging zu Kreuze zu kriechen, ließen sie lieber Justus sprechen. Allerdings war es nicht die Stimme des ersten Detektives, die sie anschließend vernahmen, sondern die von Riley.
„Wenn sie mit dem Police Department gesprochen haben, reden sie doch gewiss von Inspektor Cotta, liege ich da richtig?“ Justus sah Riley deutlich entgeistert an. Das hier war sein Auftritt und egal wie gut er auch mit ihr inzwischen zusammen arbeitete, er würde sich wohl nie daran gewöhnen, dass noch jemand die Frechheit oder den Mut besaß sich so mit Autoritätspersonen zu unterhalten.
„In der Tat, er erzählte mir so einige Geschichten, hauptsächlich über ihre drei Begleiter.“ Sein Blick war Ernst, wohl gebannt, was nun als nächstes folgen würde.
„Und in diesen Erzählungen, hatte Inspektor Cotta da je erwähnt, dass sich die drei Fragezeichen in einen bereits bestehenden Fall eingemischt hatten, mit denen sie nicht unfreiwillig in Berührung gekommen waren?“
Der Mann vor ihr legte seine Stirn in Falten. „Nein, davon wurde nichts erwähnt.“
„Und gab es je einen Fall den die drei Fragezeichen nicht aufgeklärt hatten, abgesehen von den Gefahren in denen sie sich befanden?“
Wieder musste der Detective verneinen und Bob legte schon ein charmantes Lächeln auf die Lippen, um sich für das Verhalten seiner Schwester zu entschuldigen. Allerdings sah nun Justus seine Chance ebenfalls etwas zu sagen. „Ich glaube, was Riley hiermit unterstreichen möchte ist, dass wir stets eine gute Unterstützung der Polizei in Rockey Beach waren. Sie selbst konnten sich schon zwei Mal von unserer Arbeit überzeugen. Dementsprechend würden wir auch hier gerne unsere Unterstützung anbieten, wo wir doch die Leiche entdeckt haben.“

Stille trat ein und Detective Nolan musterte die vier jungen Erwachsenen vor sich. Er wusste es, er wusste, dass sie mehr über diesen Fall in Erfahrung gebracht hatten, als dass sie in diesem Moment zugeben wollten. Inspektor Cotta hatte ihn davor gewarnt. Allerdings unterm Strich sich sehr lobend über die jungen Detektive ausgesprochen und betont, dass sie nicht von Nachteil waren. Das Einzige Problem war hierbei zeitweise die Neigung dazu Alleingänge zu machen, ohne die Polizei zu konsultieren. Aber vielleicht lag es auch daran, dass man sie nie offiziell hatte mit ermitteln lassen.
Justus, Peter, Bob und Riley, sahen dem Mann genau an, wie er überlegte, die Optionen die er hatte durchging und schließlich tief durchatmete, so als fürchtete er, dass er diese Entscheidung bereuen würde.
„Nun gut, ihr dürft mit ermitteln, solange ihr eure Ergebnisse mit den zuständigen Beamten teilt und keine Alleingänge macht. In sämtlichen Situationen wendet ihr euch direkt an mich.“ Und damit überreichte er ihnen seine Visitenkarte, was Justus zufrieden lächeln ließ.
„Unsere Karte haben Sie ja bereits.“, erklärte der erste Detektiv, der nun die Visitenkarte des Detectives in seinem Portemonnaie verstaute und anschließend fragte, ob sie mit in die Kirche durften, um so auch die ersten Ermittlungen der Polizei mit zu bekommen.

Peter und Bob entschieden sich hierbei schon ein Mal nach Hause zu fahren. Bob überließ Riley seinen Käfer und fuhr schließlich bei Peter im MG mit. Riley konnte es den Beiden nicht ein Mal verübeln. Es war nicht so, als ob sie der Anblick gar nicht berührte. Auch Justus nahm das alles nicht auf die leichte Schulter, das sah sie ihm an. Allerdings stand für sie dann doch mehr im Fokus heraus zu finden, wer sie eigentlich war und wer ihr das angetan hatte. Wer versteckte sich hinter Jack the Ripper?

„Sie ist ungefähr Ende 20 und seit circa fünf Tagen tot, was auch den Geruch erklärt. Der Schnitt am Bauch, sowie das Entfernen der Zunge wurde ihr zugefügt, als sie noch lebte. An das Kreuz wurde sie wohl erst einen Tag nach ihrem Ableben befestigt. Woran sie nun genau gestorben ist, wird der Gerichtsmediziner endgültig klären.“
Dies waren die ersten Aussagen, die Justus und Riley über die Tote und der Einschätzung zu ihrem Zustand erhielten. Die Blonde wandte sich an den ersten Detektiv. „So wie wir es bereits vermutet hatten.“, merkte sie an und begann an ihrer Unterlippe zu kauen. Einer der Beamten sprach schließlich den Schriftzug an der Wand an. „JTR? Ein Kürzel, vielleicht ihr Name.“ Justus seufzte etwas genervt. „Natürlich ein Mörder, der sich eine solche Mühe gibt mit dem Tatort und alles was er uns mitteilen möchte ist, dass die Tote zurück ist.“ Riley presste die Lippen aufeinander, um nicht zu schmunzeln, während der Beamte den jungen Mann etwas verwirrt ansah und wohl nicht gerade wusste, ob er sich gerade verhört hatte.
„Was Justus damit sagen möchte ist, dass wir bereits eine Vermutung haben, wer der Täter vorgibt zu sein und hierfür auch die Initialen stehen. Jack the Ripper.“
Es wurde still um sie und einer der Beamten runzelte etwas die Stirn. „Dieser Serienmörder aus England?“, fragte er nach, wobei Riley leicht nickte. Justus ließ sich diesen Moment nicht nehmen, holte kurz Luft und deutete auf die Leiche. „Sehen sie sich die Frau an. Ordentlich drapiert, selbst der Darm wirkt nicht gerade so, als wäre er einfach heraus gefallen. Zudem ist um den Schnitt am Bauch kein Blut, auch unter der Leiche ist Keines, was vermuten lässt, dass der Mörder sie mit Absicht genau so platziert hatte. Zudem verwette ich unsere Visitenkarten darauf, dass ihr nicht nur einfach der Bauch aufgeschlitzt wurde, sondern vermutlich auch der Uterus entnommen. Jack the Ripper pflegte bei seinen Verbrechen ebenfalls die Opfer in einer gewissen Art zu präsentieren und ihnen Organe – am Bekanntesten der Uterus - oder Körperteile wie Ohren oder Augen zu entfernen.“ Riley nickte Justus kurze Erklärung ab und führte diese anschließend fort. „Zudem sehen wir ganz genau, dass der Mund mit Blut beschmiert ist, was die Frage aufwirft, warum er dies getan hat. Dass die Frau in einer Kirche und wie Jesus ans Kreuz genagelt wurde ist – wenn er dem Original folgt – keine offene Frage.“
Der Polizist, der die Behauptung mit dem Namen aufgestellt hatte, sah nun zu Riley. „Ach nicht?“

Justus griff sich mit Zeigefinger und Daumen an sein Nasenbein und begann dies kurz mit kreisenden Bewegungen zu massieren, bevor er aufblickte. Riley hatte tatsächlich keine Erklärung abgegeben, so als warte sie nur auf ihn.
„Jack the Ripper hatte es damals auf Prostituierte abgesehen. Im Augenblick gehen wir davon aus, dass auch diese Frau eine Prostituierte ist. Tod durch Kreuzigung wurde damals als Bestrafung für schwere Verbrechen vorgesehen. Zugegeben, jeder mag von Prostitution halten, was er möchte, aber wenn wir von einem Mann ausgehen, der sich selbst Jack the Ripper nennt, so liegt es doch Nahe, dass er die Bestrafung in diesem Fall selbst vorgenommen hat.“
Detective Nolan hatte in allen Punkten geschwiegen und sich die Ausführungen der Beiden angehört. Allerdings räusperte er sich nun. „Habt ihr nicht noch etwas übersehen?“, fragte er nach, was so klang, als wollte er beide auf die Probe stellen. Allerdings deutete Riley schließlich ein Mal mehr auf die Leiche. „Falls sie die Tatsache meinen, dass die Frau offensichtlich verheiratet war, so kann ich sie beruhigen. Dies ist Justus und mir schon aufgefallen. Aber auch als verheiratete Frau kann man durchaus seinen Körper verkaufen.“
Justus nickte kurz. „Also bleibt noch die Frage, wo ihre Kleidung und ihr Schmuck abgeblieben ist. Allerdings wissen wir auch nicht, wo der Täter sie umgebracht hatte. Hier war es auf jeden Fall nicht, sonst würde es mehr Blut geben und nicht nur eine Schleifspur auf dem Boden. Außerdem muss er sie in einem Sack oder etwas dergleichen herbewegt haben, denn sonst wären Schleifspuren an ihrem Körper zu sehen.“
Der Detective zeigte ein zufriedenes Nicken und wandte sich an die Beamten. „Ihr habt die Beiden gehört, gesucht wird Frauenkleidung, einen Ehering, eine Kette und einen Müllsack, eine Decke, etwas womit die Frau hierher gebracht wurde, bevor sie Jesus fand.“
Danach wandte er sich wieder an Justus und Riley. „Auch wenn sie hierher gebracht wurde und nicht hier ihr Ende fand. So tendieren viele Täter dazu persönliche Belange ihrer Opfer in der Nähe verschwinden zu lassen, wenn sie diese nicht gerade als Trophäe aufbewahren.“

Die beiden Studenten blieben tatsächlich noch eine weitere Stunde am Tatort, bis sie genug Informationen hatten und Detective Nolan erklärte, dass sie nach Hause gehen konnten. Laut seiner Aussage würde er sich bei ihnen melden, wenn er etwas Neues wusste.
Justus nahm auf dem Beifahrersitz Platz, während Riley den Sitz vom Käfer anpasste und schließlich den Zündschlüssel im Schloss herum drehte und los fuhr.

Chapter 33: Fall 4: Der Zug des weißen Bauern - Part 4

Chapter Text

Während Justus und Riley am Tatort zurück blieben, fuhren Peter und Bob mit dem roten MG wieder zurück nach Hause. „Wie läuft es eigentlich mit der Band?“, fragte Peter schließlich nach, um die Stille zu durchbrechen. Er wollte wirklich nicht erneut das Thema Jeffrey/Jennifer aufgreifen, aus Angst er könnte doch noch etwas Falsches sagen.
Er war einfach noch nicht bereit den Anderen zu erklären, was nun genau die Situation war. Er wusste es immerhin selbst noch nicht. Er war sich zwar schon ziemlich sicher, dass er eigentlich nur auf Männer stand, aber ob dies auch nur auf Bob bezogen war, wusste er nicht. So hatte es in Peters Augen auch etwas Gutes, dass Bob und er in den letzten Tagen im Grunde zu beschäftigt waren, um sich über diese Dinge zu unterhalten. So hatte er Zeit und Abstand, über seine Gefühle nach zu denken. Das hieß nicht, dass er Bob nicht vermisste, was schon merkwürdig war, da er doch immer präsent war.

„Ich sitze gerade an einem neuen Song, wir wollen uns morgen wieder zur Probe treffen.“, erklärte der Blonde und blickte auf die Straße. „Du kannst ja mal mitkommen, wenn du möchtest. Dann lernst du auch mal Summer kennen.“ Summer hatte Peter schon wieder gänzlich verdrängt und doch wusste er genau von wem Bob da sprach. Eine neue Schwärmerei und ein Mal mehr verletzte es Peter, dass es wieder nicht er war. Natürlich war ihm bewusst, dass Bob nur Mädchen angeschleppt hatte und er ihn vermutlich nie so sehen würde. Trotzdem, wenn er sich all die Beziehungen ansah die Bob so führte, war es einfach schwer und mit jedem Tag wurde es etwas schwerer.
„Ja, wenn ich Zeit hab. Das Training verlangt wirklich viel und dann der neue Fall, der wohl etwas größer wird. Aber wenn ihr euren ersten Auftritt habt, bin ich dabei, versprochen.“ Er wusste wie wichtig Bob das Ganze war und wollte ihn bestimmt nicht enttäuschen, weswegen er sich wenigstens dazu durchringen wollte. Und auch wenn da dieses Chaos an Gefühlen war, war er noch immer sein bester Freund und dementsprechend war er für ihn da. Das zeigten auch deutlich solche Momente wie zuvor. Er konnte sich anlehnen, wurde in den Arm genommen. Alles war einfach sehr vertraut zwischen ihnen. Manchmal glaubte Peter sogar Bob besser zu kennen als sich selbst.

Es klingelte, diesmal war es Peters Handy und ohne groß zu fragen, nahm es der Blonde in seine Hand und sah aufs Display. „Jeffrey… Mit einem Herz?“, fragte er deutlich verwundert nach. Peter umklammerte das Lenkrad. Erwischt? Zumindest ging ihm dieses Wort für einen Moment durch den Kopf, bis ihm dann doch eine passende Ausrede einfiel. „Ah, das war so ein Scherz, den wir auf der Party hatten, als du in der Küche warst. Stellst du auf laut?“ Er wollte Jeffrey bestimmt nicht wegdrücken und Bob schien die Erklärung zu schlucken.
„Hey Scha...mp, Champ! Was gibt es? Ich fahre gerade Bob und mich von einem Tatort nach Hause, also bist du auf laut.“ Er spürte förmlich Jeffreys Verwirrung über seine Begrüßung durch das Telefon und wusste genau, dass er im nächsten Moment schmunzeln würde. Doch das behielt er gerade alles für sich. Da sagte er Bob noch, dass er ihn laut stellen sollte und versprach sich schon fast am Anfang.
„Hey Jeffrey.“, grüßte nun auch sein Beifahrer, bevor Jeffrey auch schon antwortete.
„Hey Leute. Tatort? Sag mir bitte nicht, dass es wieder eine Leiche gibt.“ Statt Peter antwortete Bob und innerlich musste sich Peter auf die Zunge beißen, damit er nicht zu angespannt in der Situation wirkte. „Doch wieder eine Leiche, diesmal haben wir es wohl mit einem Serienkiller zu tun.“ Kurze und knappe Erklärung, während Jeffrey ein Kommentar von sich gab, der diesen Moment als ‚unschön‘ betitelte, bevor er auch schon zu dem eigentlichen Grund des Anrufs überging. „Sag mal, Peter. Ist es okay, wenn ich morgen nach LA komme, statt du hierher? Mir fällt im Moment einfach die Decke auf den Kopf. Das übliche Thema eben.“ Peter warf einen kurzen Blick zum Telefon. „Klar, kein Problem. Wir können dann ja hier etwas unternehmen.“, schlug er auch sogleich vor, wobei Bob die Stirn runzelte. „Hattest du nicht morgen dein Date mit Jennifer?“, fragte er nach und man hörte von Jeffrey nur ein: „Jennifer?“

Peters Herz raste und er merkte wie ihm immer wärmer wurde. Er hatte schon gleich die Befürchtung gehabt, dass es keine sehr gute Idee war mit Bob im Auto mit Jeffrey zu reden. Sein irgendwie fester Freund wusste nur, dass er einzig vor Riley, Kelly und ihm geoutet war. Aber dass er diese Jennifer war, wusste er nicht.
Allerdings schien Jeffrey am anderen Ende der Leitung schneller zu schalten, als Peter selbst.
„Du triffst dich noch immer mit ihr? Wie gut, dass ich euch bekannt gemacht habe. Sagte doch das passt. Aber kannst du bitte absagen. Gib ihr einfach einen dicken Kuss von mir und sag, dass ich dich in Beschlag nehme, es aber bestimmt wieder gut mache.“
Peter schmunzelte. „Werd ich. Keine Sorge, sie wird es schon verstehen, immerhin kann sie dir keinen Gefallen abschlagen.“
Damit verabschiedeten sich die Beiden voneinander und Jeffrey legte schließlich auf. Peter warf einen kurzen Blick zu Bob, der gar nicht glücklich über die Situation aussah. „Also, für Jeffrey sagst du dein Date ab? Und er bekommt Jennifer zu Gesicht?“, fragte er nach, wobei Peter seufzte. „Er hat Stress zuhause, hast du doch gehört. Außerdem kenne ich Jennifer nur durch ihn, ist eine sehr gute Freundin von ihm. Also, natürlich bekommt er sie zu Gesicht. Das wäre so, als würde ich mich darüber beschweren, dass du Justus siehst.“
Bob zeigte ein schiefes Lächeln und zuckte dann mit den Schultern. „Du hast ja Recht. Sorry, ich bin einfach total angespannt. Die Band, das Studium und jetzt auch noch Jack the Ripper. Wenn ich ehrlich bin habe ich heute keinen Kopf zur Recherche.“
Peter nickte. Er verstand es ganz gut, immerhin war es ein ereignisreicher Tag gewesen und dass man irgendwann nicht mehr konnte, war verständlich. „Wie wäre es: Ich setzte mich gleich noch an etwas Recherche und du entspannst dich ein bisschen. Dafür übernimmst du morgen vor der Probe die Arbeit, während ich Jeffrey etwas von seiner Familie ablenke.“
Bob nickte mit einem Grinsen. „Abgemacht.“

Schließlich kamen sie Zuhause an und Bob begleitete Peter noch bis zur Tür seines Zimmers. „Schau erst Mal im Internet. Wikipedia ist zwar keine verlässliche Quelle, aber dafür die Quellenangaben sind eine wahre Fundgrube. Filme und Dokumentationen dürfte es auch zu genüge geben, schreib die am Besten für Justus und Riley auf.“
Peter lächelte leicht. „Ich hab es im Griff. Ruh du dich aus. Zugegeben du bist immer noch der Meister der Recherchearbeit, aber ich hab dich oft genug dabei beobachtet und dir zugehört. Also, keine Sorge.“
Bob nickte sachte und sah Peter an. „Danke.“ Er wusste, dass es eigentlich seine Aufgabe war, aber im Moment hatte er wirklich keinen Kopf dafür und so würde er es für heute sein lassen. Dennoch ahnte er, dass vor Allem Justus morgen einige Ergebnisse sehen wollte und so war es doch ganz praktisch, dass sich Peter vorerst darum kümmerte. „Kein Problem, ich seh‘ doch wenn du eine Pause brauchst.“
Bob lächelte und nickte. „D kennst mich eben zu gut.“, erklärte er und Peter zuckte mit den Schultern. „In- und Auswendig.“
Damit verabschiedete sich der zweite Detektiv und schloss die Zimmertür hinter sich, während Bob noch einen Moment stehen blieb. Nun da er allein hier stand, konnte er es sich erlauben seine Maske fallen zu lassen und die Trauer und Enttäuschung machte sich breit. Fragen, die ihn in den letzten Tagen wach gehalten hatten, machten sich in ihm breit.
Wenn er ihn wirklich so gut kannte, warum spürte er dann ganz genau diese Mauer, die zwischen ihnen war und er nicht?

Bob wandte sich nach einer gewissen Zeit ab und ging in sein Zimmer. Es stimmte, dass er noch etwas für die Band zu tun hatte, dass er an einem Song schrieb. Wohl einem der persönlichsten Einblicke, die er je zu Papier gebracht hatte. Die ersten Wörter festgehalten in dem schwarzen Notizheft, welches er in seiner Schreibtischschublade deponiert hatte. Bob legte eben jenes Notizbuch auf seinen Schreibtisch und platzierte einen Stift daneben. Anschließend lief er nochmal ins Badezimmer, um sich die Kontaktlinsen zu entfernen. Er hatte sie einfach schon viel zu lang drin.
Wieder stand er vor dem Spiegel, setzte die Brille auf und überlegte. Überlegte, ob er sie nicht doch wieder häufiger tragen sollte. Er selbst mochte sein Aussehen zwar ohne Brille mehr, aber wenn er Peter so betrachtete, wie schnell und nahe er Riley gekommen war, kam in Bob wieder der Gedanke, dass Peter ihn vielleicht mit Brille attraktiver finden würde. Wobei er hier dann doch wieder innerlich den Kopf schüttelte. Er war ein Kerl, Peter fand ihn bestimmt nicht auf die Art attraktiv. Fragen war auch keine Option, immerhin wollte er nicht, dass sich noch mehr änderte. Er spürte deutlich die Veränderung, die bestand, auch wenn sie nicht immer präsent war. Gerade jetzt wo Peter anscheinend jemand Neuen gefunden hatte.
Und er selbst? Nun, er dichtete eine Romanze mit Summer herbei. Ohne Zweifel bestand da ihrerseits Interesse und Bob ging darauf im gewissen Maße ein. Aber ob er erneut eine Beziehung wollte, die er nicht behielt?

Der Blonde wandte sich vom Spiegel ab und ging zurück in sein Zimmer, um sich erneut an den Schreibtisch zu setzen und an dem Songtext zu arbeiten. Gefühle, die einfach den Weg auf das Papier finden wollten, auch wenn er davon bisher allein Justus erzählt hatte und das auch nur, weil er zu viel getrunken hatte. Nüchtern hatte er Justus nie darauf angesprochen und würde es bestimmt auch nicht tun. Er wollte sich einfach nicht aktiv damit auseinander setzen. Vor Allem dann nicht, wenn er manchmal nicht mehr wusste, ob er zu viel in Peters Verhalten und Aussagen hinein interpretierte, oder doch noch dieser kleine Funken an Hoffnung seine Berechtigung hatte.
Mit einem tiefen Seufzer schlug Peter das Notizheft auf und begann zu schreiben:

„You think there is no flame
behinde my pokerface.
You know me inside and out
But you don‘t

You don‘t know the guy who‘s up all night
Trying to make sense of every single word you say
Every single plan
Only to steal your heart
What do you know about me?

Don‘t know about the fear
Don‘t know about the sad look
While saying goodby on the stairs
Suppressed by his pride
You don‘t know how long he stands in front of your door
Hoping to open it again and see through the walls
What do you know about me?“

Chapter 34: Fall 4: Der Zug des weißen Bauern - Part 5

Chapter Text

Justus und Riley hatten sich während der Fahrt weiter über Beobachtungen unterhalten und waren dazu übergegangen jedes noch so kleine Detail zu besprechen. Diese Leiche und der Kontakt zu dem Täter, war alles, was sie im Moment hatten.

„Okay, ich würde sagen, dass ich den Laptop ins Wohnzimmer hole und wir dann nochmals versuchen weitere Informationen zu erhalten.“, erklärte die Blonde, woraufhin Justus sein Einverständnis gab und auch gleich nach den Beweisen griff, die noch auf dem Tisch lagen. Diese trug er hinüber ins Wohnzimmer und nahm die Gegenstände etwas genauer unter die Lupe. Anschließend holte er noch einige andere Dinge, während Riley ihren Laptop mit ihrem Handy verband und die Bilder drauf spielte.
„Hier sind zwar Fingerabdrücke, aber so wie sie positioniert sind, denke ich eher, dass es deine oder die von Peter sind.“, erklärte Justus schließlich, wobei Riley nickte. „Sehr wahrscheinlich. Ich glaube auch nicht, dass der Täter so unvorsichtig gewesen wäre.“ Da konnte Justus nur zustimmen. Natürlich unterlief jedem ein Mal ein Fehler, aber in der Art zu dieser Zeit. Wohl kaum.

Nachdem Riley ihre Bilder auf dem Laptop hatte, kam Justus an die Reihe und im Augenwinkel stellte sie fest, dass der erste Detektiv Lys als Hintergrund verwendete. Es schien also doch wieder ernster zu sein. Rileys Annahme hier hingehend war, dass sie entweder wieder ein Paar waren, oder alte Gefühle aufkeimten.
Nachdem alle Bilder überspielt waren, öffnete Riley das Erste und Justus rückte ein Stück näher, damit auch er besser die Bilder betrachten konnte.
Nach einer Weile beschlossen sie die Bilder aus zu drucken und Justus lief unterdessen schon mal in sein Zimmer, um Garn zu holen. Hierbei kam noch Stifte, Papier, Klebeband und alles, was er meinte sonst noch zu benötigen. „Wohin?“, fragte Riley, als Justus alles auf dem Sofatisch abgelegt hatte und die Blonde sich im Raum umsah. Sie wusste, was er vor hatte, ohne groß nach zu fragen. Für sie war es schon offensichtlich gewesen, als der erste Detektiv mit dem Vorschlag kam die Bilder aus zu drucken.
Kurzerhand lief er hinüber zu dem kleinen Tisch, auf dem der Fernseher platziert war. „Hilf mir mal.“
Justus wies an den Fernseher in eine Ecke zu stellen. So konnte man noch immer vom Sofa aus einen Film oder eine Serie gucken, aber eine sehr große Fläche an weißer Wand wurde frei.
„Peter und Bob werden sich beschweren.“, stellte Riley nur fest, wobei Justus abwinkte. „Im Grunde war es doch nur eine Frage der Zeit, bis wir auch hier eine Fallakte anlegen, um so einen besseren Überblick über die Ereignisse zu erhalten.“, beschwichtigte er die Idee und die Blonde ließ sich einfach darauf ein. Sie selbst war dankbar für eine solche Übersicht, dennoch waren Peter und Bob in der Kirche alles Andere als okay mit dem Anblick einer Leiche.
„Also, fangen wir mit den ersten Hinweisen an, dem Anruf und der Spinne.“, murmelte Justus und griff das Bild, welches sie vom Stofftier gemacht hatten, bevor er sich nochmals an Riley wandte. „Bist du noch fit genug? Ich meine, es war ein langer Tag, ich kann das auch alleine anfertigen.“
Riley musste etwas lachen, als sie Justus einen Zettel reichte, auf dem sie die Worte des Anrufers notiert hatte. „Ich könnte das die ganze Nacht machen.“, erklärte sie und als Justus sah, dass sie wirklich fit wirkte, zuckte er die Schultern und klebte den Zettel zum Spinnenbild.
Sie arbeiteten weiter an der Akte, sortierten hier oder da, bevor Justus sich schließlich die Stecknadeln zur Hand nahm. „Ich muss sagen, ich gewöhne mich langsam daran, das alles nicht mehr allein machen zu müssen. Selbst wenn wir nicht immer einer Meinung sind. Aber es gibt mir durchaus die Möglichkeit auch bestimmte Themen in einem anderen Blickwinkel zu betrachten.“ Riley schmunzelte etwas. „Kann es sein, dass sie so langsam meine Einfälle zu schätzen wissen, statt sie zu verfluchen, Herr Meisterdetektiv.“ Justus lachte und sah Rileys blaue Augen, die ihn spielerisch anblitzten. „Durchaus Miss Marpel.“ Riley seufzte genervt und der erste Detektiv begann erneut etwas zu lachen. „Wenn Bob schon Mr. Stringer ist, wirst du wohl Miss Marpel sein. Auch wenn ich deinen Unmut verstehen kann, denn im Gegensatz zu ihr würde ich dich doch als deutlich cleverer und attraktiver bezeichnen.“
Riley drehte sich mit erstauntem Blick zu Justus um, der nun seinerseits ihre Verwirrung nicht einordnen konnte. „Was an meinen Worten war nicht verständlich?“, fragte er nach, da er der Meinung war, dass er sich doch sehr gut ausgedrückt hatte. Riley hingegen lächelte nur etwas und schüttelte den Kopf. „Ich hätte einfach nicht gedacht, dass du imstande wärst, solche Komplimente zu machen.“
Justus seufzte und blickte wieder zur Fallakte. „Ich kann durchaus anerkennen, wenn ich jemanden attraktiv finde und ich bin mir sehr sicher, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine bin. Also, warum sollte ich diese Aussage nicht treffen, wenn sie doch der Wahrheit entspricht.“ Damit befestigte er den ersten Faden – rot – an einem Punkt und spannte ihn hinüber zum Nächsten.
„Und schon stehen wir wieder am Anfang...“, murmelte Riley nur noch und wollte sich gerade den gelben Faden schnappen, als es an der Tür klingelte. Die Blonde warf einen Blick auf die Uhr. Es war ein Uhr morgens und sie fragte sich wirklich, wer zu dieser Uhrzeit hier noch auftauchen wollte. Im Moment fiel ihr nur eine Person ein und sie wartete schon gebannt darauf, dass es bald eine neue Nachricht, ein weiteres Rätsel geben würde.
Allerdings war Justus hierfür zu entspannt und eilte nicht mal zur Tür. Ohne überhaupt zu fragen, wer unten stehen könnte, drückte der erste Detektiv auf den Summer und wartete, bis die Person oben ankam, als er auch schon die Tür öffnete.
„Wie versprochen, Nervennahrung.“, verkündete Lys und hielt eine Tüte mit diversen Einkäufen in die Höhe, bevor sie Justus einen Kuss auf die Lippen gab und sich anschließend zu Riley wandte und diese einen Moment später in ihre Arme schloss. „Schön, dich wieder zu sehen. Just sagte mir schon, dass ihr wohl die Nacht durchmachen werdet, also habe ich angeboten für Verpflegung zu sorgen und euch ein bisschen unter die Arme zu greifen.“
Riley konnte nicht anders, als die Umarmung zu erwider und versuchte möglichst ihr Lächeln aufrecht zu erhalten. Immerhin hatte Lys ihr nie etwas getan, sie wollte ihnen einfach nur helfen. Auch nach den Gesprächen, die sie immer mal wieder mit ihr geführt hatte, könnte Lys ihr eine wirklich wunderbare Freundin sein, da war sich Riley sicher.

Doch alles, was sich nun vor ihrem inneren Auge abspielte, war wie Lys und Justus sich küssten. Wie man eben seinen Partner, den man liebte zur Begrüßung küsste. Aber nicht auf die widerliche Art, dass allen Zuschauern schlecht werden würde. Ein einfacher, kurzer, aber liebevoller Kuss. Sie hatte es bei dem Bild auf Justus Handy schon geahnt und doch war es in diesem Moment einfach zu real. Und jetzt sollte sie auch noch mit beiden an diesem Fall arbeiten? Natürlich könnte sie nun falsche Sorge vorschieben und fragen, ob Lys nicht für den Seriendreh fit sein musste. Aber das wäre zu auffällig, zu unfair. Sie hatte kein Recht dazu. Und darum tat Riley das, was ihr in dem Moment das Beste erschien: Die Flucht ergreifen.

„Wisst ihr, ich werde doch langsam ganz schön müde.“, erklärte sie und reckte sich zusätzlich, wobei sie noch ein Gähnen vortäuschte. Justus sah deutlich irritiert zu Riley. „Du sagtest doch noch vor einer halben Stunde, dass du das die ganze Nacht machen könntest“, merkte er an und die Blonde zuckte mit den Schultern. „Das dachte ich auch, allerdings habe ich mich da doch etwas überschätzt. Aber hey, du hast Unterstützung und ihre habt bestimmt nichts dagegen ein wenig Zeit für euch zu haben. So… Als Paar.“ Und damit ging sie auch schon davon, wobei Justus zu Lys hinüber sah. „Vielleicht sollte ich mit ihr reden...“, schlug er vor, doch wurde er von seiner Freundin zurück gehalten.
„Das könntest du tun, aber das hat auch noch bis morgen Zeit. Vielleicht ist sie ja wirklich müde. Du hast doch selbst gesagt, dass sie mit Peter immer wieder beim Sport ist und dann der Fund von heute. Das war bestimmt alles am Ende doch etwas viel. Und vielleicht wollte sie dich als gute Freundin einfach nicht allein lassen. War bei Peter und Bob auch immerhin sehr häufig der Fall.“
Justus überlegte. Ihm war dennoch nicht ganz wohl bei der Sache. Er wusste, dass etwas nicht stimmte, das etwas anders war. Aber er konnte nicht genau sagen, was es war. Sein Bauchgefühl verriet ihm, dass es etwas mit der jetzigen Situation zu tun hatte, nur leider fand er keine logische Verknüpfung, außer vielleicht, dass Riley Lys nicht mochte und ihr dies aber nicht zeigen wollte. Doch würde er Riley nicht so einschätzen, dass sie eine Person ablehnte, die sie kaum kannte. „Na gut.“ Er besah sich nochmals die angefangene Fallakte und im Grunde hätte er wirklich mit Lys weiter daran arbeiten können. Aber es fühlte sich plötzlich einfach falsch an. „Ich könnte für heute auch eine kleine Pause vertragen. Es sei denn du willst unbedingt Fotos von einer Toten sehen.“
Dahingehend brauchte Justus nicht mal mehr wirklich Lys überzeugen und kurzerhand legte sie wieder ihre Lippen auf die von Justus und schlang ihre Arme um seinen Hals. Er nahm sie fester in seine Arme und war in diesem Moment einfach nur froh Lys wieder bei sich zu haben. Er hatte sie nicht vergessen können und trotzdem hatte er gewusst, dass es besser war sein Leben wie bisher weiter zu führen. Und auch wenn er es ungern zugab, Bob hatte durchaus Recht gehabt. Lys hatte die drei Fragezeichen beauftragt, weil sie wieder Zeit mit ihm verbringen wollte. Auch eine gewisse Portion Angst hatte mitgespielt und sie hatte wirklich nicht gedacht, dass es so einfach gewesen wäre, da der Täter sich vorher nicht hatte blicken lassen. Aber sie hatte ihn in einem Gespräch gesagt, dass sie so auch eine perfekte Gelegenheit sah, ohne peinliche Stille, wieder bei ihm zu sein.
Hier wurde für Justus einfach wieder deutlich, dass auch sie nicht hatte loslassen können. Sie hatten beide wissen wollen, wie der andere lebte, wie es dem Anderen ging und ob man manchmal noch aneinander dachte.
Aber für den ersten Detektiv war von Anfang an deutlich gewesen, dass er Lys nie vergessen hatte und dass er einfach nie gelernt hatte, wie man so eine Liebe einfach von sich trennte, sie vergessen konnte. Am Ende hatte er doch Stunden damit verbracht an Lys zu denken, sich zu fragen, ob es vielleicht doch die falsche Entscheidung gewesen war, sich aufgrund der Entfernung zu trennen.
„Sollen wir vielleicht in mein Zimmer?“, fragte Justus nach. Er brauchte nicht extra erwähnen, worauf er hier hinaus wollte, dafür kannten sie sich zu lange. Es war auch einfach nur, um sicher zu gehen, dass dieser Kuss zu mehr führen würde, dass auch sie dies im Sinn hatte. Eine Art Nachfrage nach Einverständnis. Er selbst wäre für beide Möglichkeiten offen. Ob er und Lys nun Sex hatten oder nicht, war Justus in so fern egal, dass er auch einfach die Nähe zu ihr genießen konnte. Er musste keinen Sex haben, um sich jemanden Nahe zu fühlen, brauchte allerdings die Nähe um Sex haben zu wollen. Durch ihre Vergangenheit war diese Nähe schon lange vorhanden und sie fingen nicht wieder ganz von vorn an. Davon abgesehen folgte Justus Jonas hier auch keinem moralischem Kompass, sondern einfach seinen Gefühlen.
Lys lächelte und griff nach seiner Hand. „Gerne.“ Eine kurze Antwort und sie gingen gemeinsam in Justus Zimmer hinüber. Nachdem sie eingetreten waren, schloss er die Tür ab. Das Gespräch, welches er mit Riley noch vor wenigen Augenblicken geführt hatte, rückte in den Hintergrund. Dafür allerdings etwas Anderes in den Vordergrund, als er schon dabei war sein Polo-Shirt über den Kopf zu ziehen. „Kondome sind in der Schublade im Nachtschrank, ich hatte kürzlich welche gekauft. Nicht, dass ich groß andere sexuelle Interaktionen gehabt hätte, oder es bei dir nur darauf...“
Lys unterbrach ihn mit einem Kuss, während sie sich mit ihrem Körper an den ersten Detektiv schmiegte. „Du wolltest schlicht vorbereitet sein, sollte es doch hierzu kommen. Justus, du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Zum Einen, waren wir lange zusammen und zum Anderen kenne ich dich gut genug, um so etwas zu wissen.“
Justus lächelte und beugte sich zu Lys hinab, um erneut ihre Lippen zu berühren, griff hierbei nach ihrem Oberteil und zog es ihr schließlich aus. Wobei ihm dann doch noch etwas einfiel. „Wir sollten außerdem nicht all zu laut sein. Ich kann mich schlecht bei Bob über den Lärm beschweren und dann selbst nicht besser sein.“
Lys schmunzelte. „Will ich überhaupt wissen, was vorgefallen ist?“, fragte sie nach und Justus seufzte leicht. „Drücken wir es so aus: Ich habe gelernt zu klopfen, ansonsten werde ich arm.“ Seine Freundin beschloss es bei dieser Aussage zu belassen und sich wieder ganz auf Justus selbst und diesen Moment zu konzentrieren. Justus schien dies willkommen zu heißen, denn dieser stieg erneut in den Kuss mit ein, ließ seine Hände schließlich zum BH fahren, um diesen zu öffnen.

Nachdem Lys aufgetaucht war und Justus so vertraut begrüßte, kam sich Riley so unfassbar dumm vor. Dumm, weil sie tatsächlich angenommen hatte, dass die Sache zwischen Lys und ihm verträglicher für sie wäre. Sie waren nur Freunde, das hatte sie immer wieder gesagt und versucht krampfhaft daran fest zu halten. Sie wollte nur mit ihm befreundet sein, wollte sich nicht schon wieder in diese Person verlieben, die sich absolut nicht für sie interessierte. Natürlich hatten sie beide einen ganz anderen Stand zueinander und sie waren inzwischen beide älter geworden. Aber genau das machte die Sache schlimmer.
Sie hatte sich von beiden verabschiedet, doch statt in ihr eigenes Zimmer zu gehen, war sie zu Peter gegangen. Sie wollte alles, nur nicht allein mit ihren Gefühlen sein. Außerdem hatte Peter es ohnehin gewusst. Egal wie sehr sie versucht hatte es für sich selbst ab zu streiten und vor allen beteiligten gelogen hatte, nur damit ihre Welt nicht auseinander brach.
Sie klopfte kurz, bevor sie in sein Zimmer trat. Peter war noch an seinem Handy und schien angestrengt nach irgendetwas zu suchen. „Also, ich sag dir, es gibt Quellen, über Quellen. Du und Just...“ Er blickte von seinem Handy hoch. Er hatte zuvor nicht fragen müssen, wer das an der Tür war. Er kannte Rileys klopfen und so war für ihn die Option von Justus und Bob ausgeschlossen. Davon mal abgesehen, glaubte er ohnehin nicht, dass Bob um die Uhrzeit zu ihm ins Zimmer kommen würde. Es sei denn es wäre irgendetwas Schreckliches passiert. Aber selbst da würde er dann vergessen sich an zu kündigen.
Was Riley betraf, brauchte es für Peter einen Blick in ihre Richtung, um zu wissen, dass es ihr nicht gut ging. Ohne große Umschweife schmiss er seine Decke zurück und stand auf, um einen Moment später Riley in den Arm zu nehmen. Für ihn stand fest, dass sie es wusste. Dass sie nun wusste, dass Justus wieder mit Lys zusammen war und er fühlte sich schlecht, da er ihr bisher nichts darüber verraten hatte. Er hätte ihr schreiben können und doch hatte er es schlicht bei seiner Recherche und nach der ganzen Sache mit Jeffrey – den er nochmals angerufen hatte – dies vergessen. „Es tut mir so Leid. Ich wusste es seit wir auf die Polizei gewartet haben und ich...“ Riley schüttelte mit dem Kopf und sah zu Peter auf. „Ich hab es geahnt, von dem Moment als Lys hier aufgetaucht war, die Art wie Justus sie angesehen hatte. Ich wusste, dass sie wieder zusammen kommen.“ Es war nur ein flüstern und doch verstand Peter jedes einzelne Wort. „Ich dachte nur, wenn ich mir immer wieder sage, dass wir nur Freunde sind, dann...“ Sie brach ab und Peter beendete den Satz. „Dann würde es weniger weh tun.“
Peter konnte nur zu gut nachvollziehen, wie sich Riley fühlte. All die Jahre hatte er sich ebenfalls immer wieder gesagt, dass Bob einfach nur ein guter Freund war. Dass er nichts für ihn empfinden konnte, weil er selbst eine Freundin hatte und damit nicht schwul war. Zudem waren sie einfach zu lange befreundet, als dass sich dies einfach so ändern konnte. Aber es hatte sich nicht einfach so geändert, es war schon immer da gewesen. Peter war einfach nur zu blind gewesen, um es klar zu sehen.
„Wenn du nicht allein sein willst, kannst du heute Nacht hier schlafen.“, schlug Peter schließlich vor und Riley nahm dieses Angebot an. Um nicht noch mal in ihr Zimmer zu müssen, holte Peter schließlich ein Shirt und eine Boxershorts aus seinem Schrank und reichte beides an die Blonde, die sich daraufhin umzog. Peter legte sich hin, hielt die Decke für Riley kurz hoch, damit auch sie darunter Platz fand. Anschließend nahm er sie in den Arm.
„Justus hatte Lys vorgeschlagen bei den Nachforschungen zu helfen. Die Fallakte zu vervollständigen. Ich bin so bescheuert. Ich meine, vielleicht fällt ihr wirklich noch etwas auf, was wir beide übersehen haben, aber irgendwie dachte ich, dass wäre unser Ding. Was auch wieder bescheuert ist, da wir nicht die vier Fragezeichen sind, sondern ihr seid die drei Fragezeichen. Ich habe genau so wenig Anspruch auf die Mitarbeit wie Lys und trotzdem...“
Peter schwieg und nickte. Auch wenn Riley für ihn schon mit dazu zählte, hatte er es nie offen vor den Anderen angesprochen. Bisher hatte er auch keine Notwendigkeit darin gesehen. Selbst Justus, der sich sonst mit Leuten schwer tat, die ihm Intellektuell das Wasser reichen konnte, stütze sich inzwischen mit auf Rileys Beobachtungen und Aussagen. Natürlich nicht ohne mit ihr an gewissen Punkten zu diskutieren, allerdings verfluchte er ihre Einwände nicht, oder lehnte diese Kategorisch ab.
„Das Schlimmste an der Sache ist, dass Lys freundlich, attraktiv, mitfühlend und verständnisvoll ist. Ein Stimmungstief scheint sie auch nicht zu kennen, intelligent ist sie auch und fährt Justus anscheinend nie über den Mund. Sie scheinen so häufig einer Meinung zu sein. Jedenfalls habe ich das so mitbekommen, als wir am Set waren. Sie überzeugt argumentativ und meistert anscheinend alle ihre Lebenslagen. Das kotzt mich einfach nur an. Wieso ist sie so perfekt?“ Peter musste ein bisschen schmunzeln. Er kannte Lys lange genug, um zu wissen, dass auch sie ihre Fehler hatte. „Ich glaube nicht, dass sie perfekt ist, aber ich verstehe warum du sie hasst.“
Riley seufzte und kuschelte sich an Peters Brust. „Das ist ja das schlimme, sie ist so nett, dass ich sie nicht mal hassen kann. Eigentlich mag ich sie, nur...“ Peter nickte. „Nur nicht, dass sie wieder mit Justus zusammen ist.“
Dagegen konnte Riley nichts sagen und stimmte schlicht zu. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was Justus und Lys gerade im Zimmer des ersten Detektivs veranstalteten, oder ob sie wirklich noch dasaßen und sich über den Fall unterhielten, um gemeinsam daran zu arbeiten und aktuell wusste Riley auch nicht, was sie schlimmer finden würde.
Das Gute war einfach nur, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein sein musste und so vergrub sie ihr Gesicht an Peters Brust, der sie schlicht im Arm hielt, bevor sie beide irgendwann einschliefen.

Chapter 35: Fall 4: Der Zug des weißen Bauern - Part 6

Notes:

Hey ihr fleißigen Leser :)

Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, allerdings ist bei mir auf Arbeit wieder Coronoa ausgebrochen, wodurch ich viele Schichten übernehmen musste.
Nun sitze ich selbst damit in Quarantäne.
Aber immerhin kann ich nun etwas online stellen.
Danke für eure Geduld und viel Spaß beim Lesen.

Chapter Text

Bob war der Erste, der aufwachte und sich schließlich an seinen Laptop setzte und anfing etwas über Jack the Ripper zu erfahren. Natürlich wusste er nicht genau in wie weit Peter schon war, aber selbst wenn sie am Ende gleiche Ergebnisse erzielten, so war es doch nicht verkehrt schon mal zu beginnen. Zudem wusste Bob nicht wirklich was er sonst tun sollte.
Das erste Mal verließ er sein Zimmer, um die Kaffeemaschine in Gang zu setzen, bevor er sich ins Bad zum Duschen begab. Als sein Weg ihn anschließend wieder in die Küche führte, sah er Justus am Herd, welcher gerade Eier in einer Pfanne hin und her kratzte. Bob grinste. „Oh, Erster, das wäre doch nicht nötig gewesen.“, erklärte Bob, wobei Justus ihn nur kurz ansah und leicht den Kopf schüttelte. „Nun, deinem Tonfall entnehme ich, dass du des Witzes wegen annimmst, das Frühstück sei für dich. Allerdings muss ich dich da enttäuschen, Dritter. Lys kam gestern noch vorbei und da sie über Nacht geblieben ist, wollte ich ihr Frühstück ans Bett bringen. Außerdem sehe ich davon ab fünf Dollar ins Glas zu tun, da der Besuch nicht angekündigt war. Peter und du ward beide nicht mehr im Wohnzimmer und Riley hat es mitbekommen. Außerdem haben wir uns Mühe gegeben niemanden zu stören.“
Bob, der sich während Justus Ansprache einen Kaffee eingegossen hatte, verschütte beinahe etwas davon, als Justus ihm die Umstände erklärte und grinste breit. „Niemanden stören? War es wirklich so schlecht?“ Justus ignorierte das breite Grinsen und fuhr einfach in seinem gewohnten Tonfall fort. „Wenn es schlecht gewesen wäre, hätten wir darüber geredet und dem Anderen gesagt, was man anders machen könnte. Dementsprechend würde ich nicht davon ausgehen, dass es schlecht war. Ich bin zufrieden und da Lys keine Kritikpunkte hatte, gehe ich davon aus, dass sie ebenfalls...“ Bob unterbrach ihn und hatte davon abgesehen einen Schluck aus seiner Tasse zu nehmen. „Bitte Just, hör auf darüber zu reden. Das will ich mir wirklich nicht vorstellen.“ Justus zuckte daraufhin nur mit den Schultern, immerhin hatte Bob ihn nahezu zu einer Antwort provoziert und der erste Detektiv hatte wirklich kein Problem damit sein Sexleben – wenn es denn vorhanden war – vor seinen Freunden offen zu legen. Nur wollten seine Freunde meistens dann doch nicht so genau darüber Bescheid wissen. Justus konnte dies durchaus nachvollziehen, immerhin pflegte er sehr sachlich darüber zu reden und konnte im Grunde nur jedem empfehlen seine Partnerin oder seinen Partner zu fragen, was Wünsche und Vorstellung anging. Nur wollte niemand diesen Rat hören. Vielleicht weil die Leute gerne annahmen, dass er diese Fragen währenddessen stellte.

Schließlich trat auch Peter in die Küche und streckte sich etwas. „Ihr seid schon wach?“, fragte er nach, wobei Bob etwas grinste. „Justus macht Frühstück für Lys.“ Auch wenn dies eine offensichtliche Tätigkeit war, konnte Peter allein schon an Bobs Tonfall den Subtext mehr als deutlich lesen. ‚Justus hatte gestern Nacht Sex mit Lys‘ Peter nickte diese Information schlicht ab und zuckte dann mit den Schultern. „Dass Lys hier ist, wusste ich schon, Riley kam gestern Abend noch zu mir.“ Justus füllte den Inhalt der Pfanne auf einen Teller und sah zu Peter hinüber. „Wie geht es ihr denn? Sie wirkte gestern doch etwas aufgewühlt.“ Eine Frage, die Bob die Stirn runzeln ließ. „Aufgewühlt?“
Justus wandte sich an den Blonden und zuckte mit den Schultern. „Nun ja, nicht so extrem, dass es gleich auffällt. Aber zuerst meinte sie, dass wir ruhig die ganze Nacht an dem Fall arbeiten können und kaum taucht Lys auf, verschwindet sie plötzlich. Vielleicht sollte ich einfach noch Mal mit ihr reden.“
Peter warf Bob einen Blick zu. Es war nicht so, dass Justus Jonas ein gefühlskalter Klotz wäre, der überhaupt keine Ahnung hatte, was die emotionale Welt anbelangte. Allerdings brauchte es für den ersten Detektiv für gewöhnlich einfach noch etwas mehr, als so eine kleine Situation, eine Veränderung der Meinung, um ihm einen Anlass zu geben sich zu sorgen, oder nochmals die Situation mit jemanden bereden zu wollen. Jedenfalls, wenn es seine Freunde und Bekannte und nicht einen Fall mit Verdächtigen betraf.
„Keine Sorge Just, ich hab mit ihr geredet. Der Tag gestern war doch einfach etwas… anstrengender, als sie zu Beginn gedacht hätte.“
Justus ließ diese Aussage so stehen und doch hatte er das dringende Bedürfnis Riley auf Lys an zu sprechen, da er hier seine Verbindungen zog. Lys tauchte auf und Riley wollte plötzlich nicht mehr im Raum sein. Für Justus ein klarer Fall, dass Riley etwas gegen Lys hatte. Wobei er hier annahm, dass es wie bei ihm war. Eine weitere intelligente Person und noch dazu war diese weiblich. Vielleicht hatte Riley einfach das Gefühl, dass ihr der Platz streitig gemacht wurde, aber wollte keinen Streit vom Zaun brechen. Er konnte ja nicht ahnen wie falsch er mit seinen Schlussfolgerungen lag.

Genau in diesem Moment trat auch Riley in die Küche. Noch immer trug sie Peters Shirt und dessen Boxershorts, reckte sich kurz und sah ihre Mitbewohner an. „Machen wir jetzt Fallbesprechungen in der Küche? Und mir tut der Rücken weh, Peter du brauchst dringend ein neues Bett.“
Justus fiel das Besteck aus der Hand, während Bob entgeistert seine Schwester und dann Peter betrachtete. „Du hast also mit Riley geredet?“, fragte er Peter, während Justus stumm das Besteck vom Boden hob und angestrengt versuchte Peter und Riley nicht all zu genau zu mustern.
„Ja, wir haben geredet, Riley war müde und...“, versuchte Peter die Situation zu erklären, woraufhin Bob nur schnaubte. „Und da war ihr der Weg ins eigene Zimmer viel zu weit.“ Hohn lag in seiner Stimme und Peter wusste ganz genau, wie das alles aussah, obwohl tatsächlich nichts vorgefallen war. Zu seinem Glück, meldete sich die Blonde schließlich selbst zu Wort.
„Bob! Fahr einen Gang runter. Peter und ich haben wirklich nur geredet und ich hab gefragt, ob ich bei ihm bleiben kann, weil es mir nicht gut ging. Und selbst wenn da mehr wäre, ginge es niemanden etwas an, außer Peter und mir.“ Bob stand der Mund offen und Peter konnte genau sehen, dass ihm die Argumente fehlten. „Aber du bist meine Schwester und Peter mein bester Freund.“, versuchte er seine Seite zu erklären, was Riley jedoch nicht zu interessieren schien.
„Das gibt dir noch lange kein Recht, dich darüber auf zu regen.“ Bob sah verzweifelt zu Justus hinüber, der angestrengt auf den Teller blickte, den er für sich und Lys vorbereitet hatte. „Sag doch auch mal etwas dazu, Erster.“, forderte Bob auf, da er wusste, dass wenn jemand Riley die Stirn bei Argumenten bieten konnte, dann müsste es Justus Jonas sein. Allerdings schluckte dieser nur und sah zur Seite. „Ich möchte mich ehrlich gesagt nicht einmischen, solange ich keine Gefahr für die Dynamik unserer Gruppe sehe.“
Und damit drehte er sich um und verschwand. „Da wir das nun geklärt hätten. Außerdem hat Peter eine Freundin, weswegen...“ Bob rollte mit den Augen. „Eine offene Sache...“, fügte er nur hinzu. Wobei Riley schließlich seufzte. „Glaub was du willst, mir egal. Wir sind dir jedenfalls keine Erklärung schuldig.“ Damit drehte sich Riley um, packte Peters Hand und zog ihn schlicht mit sich wieder zurück in dessen Zimmer.

Gegen Nachmittag klingelte es an der Tür und Jeffrey kam wie abgesprochen zu Besuch. Peter umarmte ihn kurz und verschwand anschließend mit ihm in seinem Zimmer, wobei Riley – inzwischen in ihrer eigenen Kleidung – wieder bei Peter war. Sie hatte in den letzten drei Stunden kein Wort mit Bob geredet. Zwar hatte sie ihm zugehört, als er seine Rechercheergebnisse vortrug, aber ansonsten hatte sie ihn schlicht ignoriert. Was Justus betraf, so war dieser ohnehin noch mit Lys beschäftigt, weswegen auch sie bei der Mitteilung der Ergebnisse dabei gewesen war. Ob sie an diesem Tag noch Mal nach Hause gehen würde, stand in den Sternen.
„Da scheint jemand miese Laune zu haben.“, stellte Jeffrey fest, als er Riley sah, die nun ihr Handy beiseite legte und schnaubte. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schlecht.“, erklärte sie, wobei Jeffrey Peter fragend ansah. „Okay, wen müssen wir zur Vernunft bringen, oder ist das wieder so ein Justus-Riley Ding, was sich wieder legt?“, fragte er nach, wobei hier Riley erneut mit einem Schnauben reagierte.
Peter rieb sich kurz den Nacken. „Eher ist das Problem Bob, aber irgendwie auch Justus...“, begann er seine Erklärung, stellte sich dann aber zunächst vor Jeffrey, um ihn kurz an dessen Hüften zu sich zu ziehen und ihn zu küssen, da dies an der Tür nicht möglich war. „Hallo erst Mal.“, grüßte er erneut und Jeffrey grinste leicht. „Wo bleibt der Kuss, den du Jennifer übermitteln sollst?“, fragte er nach, wobei Peter leicht schmunzelte und ihm erneut einen Kuss gab, bevor er sich dann doch wieder von seinem Freund löste und entschuldigend zu Riley blickte. Diese winkte aber nur ab. „Lasst euch nicht stören, ihr seid mir wirklich sehr viel lieber, als...“ Sie brach ab und presste die Lippen aufeinander, bevor Peter seine Worte wieder an Jeffrey richtete.
„Also, die Kurzfassung ist, dass Justus wieder mit Lys zusammen ist, Riley interessiert sich aber für Justus, war dementsprechend niedergeschlagen und hat bei mir übernachtet. Den letzten Part, haben Bob und Justus vorhin mitbekommen und vor Allem Bob nimmt nun an, ich hätte was mit Riley und Jennifer. Und wann bin ich eigentlich in einer Teen-Drama-Serie gelandet, dass es überhaupt so weit kommen konnte?“
Jeffrey schmunzelte etwas, nickte dann aber, um zu signalisieren, dass er die Problematik verstanden hatte.
„Also im Grunde genommen nichts Neues. Sind wir jetzt eigentlich Team Justus, oder nicht Team Justus?“ Anscheinend wollte er wohl eine etwas lockere Stimmung rein bringen, wobei Riley nur genervt aufstöhnte. „Wir bilden überhaupt kein Team. Justus hat Lys und bei mir wird das wieder vorbei gehen. Außerdem haben wir gerade größere Sorgen. Nur Bob regt mich dahingehend auf. Ich meine, er braucht jetzt nicht den beschützerischen Bruder raus hängen lassen. Selbst wenn ich mit Peter schlafen würde, wäre das noch immer unsere Sache.“ Damit erhob sich Riley und ging auf die Tür zu. „Also, das mit dem mit Peter schlafen, ist dann wohl auch eher meine Sache.“, merkte Jeffrey an, was Peter rot anlaufen ließ und er ein erschrockenes „Was?“ ausstieß. Jeffrey gab dem Rotschopf daraufhin nochmals einen Kuss und grinste. „Beruhig dich, ich habe ja nicht sofort gesagt.“
Daraufhin wünschte die Blonde den Beiden noch viel Spaß und verschwand in ihr Zimmer, um dem Paar etwas Ruhe zu gönnen.

Riley hatte nicht mehr groß mitbekommen, was an diesem Nachmittag in der WG passierte. Sie hatte nicht mitbekommen, wie Peter und Jeffrey ins Kino gingen, oder wie Bob zu seiner Band verschwand. Auch dass Lys irgendwann am Nachmittag nach Hause ging war ihr entgangen. Sie hatte sich in ihrem Zimmer aufgehalten und war zwischendurch mal auf die Toilette gegangen, aber selbst auf dem Weg war sie niemandem begegnet.
Stattdessen vertiefte sie sich in einer Suche zum Thema Nähte und Schnitte in der Chirurgie, bis es schließlich an ihrer Zimmertür klopfte und auf ein kurzes ‚Herein‘ Justus den Kopf ins Zimmer steckte. „Hey.“ Riley drehte sich vom Laptop weg und wandte sich dem ersten Detektiv zu, der nun gänzlich das Zimmer betrat. „Hast du Zeit, oder soll ich später wieder kommen?“, fragte er nach und sah doch etwas unschlüssig aus, so als wüsste er gerade gar nicht, wie er mit Riley umgehen sollte, was die Blonde in gewisser Weise amüsant fand, da immerhin sie die Gefühle hatte, die diese Situation durchaus unangenehm machte.
„Klar, setz dich ruhig.“, schlug sie vor und wies auf ihr Bett, woraufhin Justus Platz nahm und sich kurz räusperte. „Also, ich wollte eigentlich nur fragen, ob du irgendetwas gegen Lys hast? Ich meine, ich könnte es in gewisser Weise nachvollziehen, immerhin ist sie ziemlich intelligent und ebenfalls weiblich, da wäre es gut möglich, dass du dich bedroht fühlst. Ich selbst spreche hier aus Erfahrung. Aber ich kann dir durchaus versichern, dass...“
Riley hob kurz die Hand, um Justus damit zu unterbrechen. Genau so kannte sie ihn. An und für sich wären seine Schlussfolgerungen richtig, wenn er nicht die komplette Emotionale Komponente so fehlinterpretieren würde. „Ich mag Lys und ich fühl mich auch nicht von ihr bedroht, oder etwas in diese Richtung.“, erklärte sie, woraufhin der erste Detektiv fragend die Stirn runzelte. „Aber kaum dass Lys angekommen ist, bist du weg gegangen und dementsprechend nehme ich an...“, fing Justus erneut an zu erklären, woraufhin Riley seufzte. „Wenn einem Teile fehlen, wird man nicht in der Lage sein, das Puzzle im Gesamten zu betrachten. Was ich damit sagen will ist, dass es mir gestern einfach nicht gut ging, ich hatte Kopfschmerzen und war müde. Ich hab lediglich gelogen, als ich meinte, mir geht es gut, weil ich nicht wollte, dass du ohne mich weiter arbeitest. Und als Lys kam, dachte ich, dass es vielleicht angenehmer ist, wenn du Zeit allein mit deiner Freundin verbringst, statt mich da noch sitzen zu haben.“
Glatt gelogen, doch anscheinend merkte Justus davon nichts, da er nun ein wenig lächelte. „Also, fühlst du dich von Lys nicht bedroht?“, fragte er nach, wobei Riley mit einem sachten Lächeln den Kopf schüttelte. „Lys ist super und ihr seid ein wirklich gutes Paar.“ Sie sah Erleichterung in den Augen des ersten Detektivs, während sie hier saß, ihn anlächelte und im Grunde wusste, dass ihr Problem darin bestand, dass sie sich wünschte, dass es nicht Lys war. Doch sie musste akzeptieren, dass Justus und Lys mehr verband als ein paar Fälle. Das hieß allerdings nicht, dass Riley keine Fragen mehr offen hatte.
„Warum interessiert es dich eigentlich, ob ich sie leiden kann, oder nicht? Ich meine, ich könnte es noch irgendwo bei Peter oder Bob verstehen, aber...“ Diesmal war es Justus der sie unterbrach. „Durchaus verstehe ich deinen Gedankengang, jedoch siehst du dies wohl nur auf unsere gemeinsame Arbeit bezogen. Es stimmt, dass ich mich schwer damit tue, andere Leute zu akzeptieren und zu mögen, die eine ebenso hohe Intelligenz aufweisen wie ich und natürlich bist du mitunter ein Ausnahmefall, da du Bobs Schwester bist. Unter anderen Umständen hätte ich dich vermutlich wirklich gehasst. Deine Art, wie du mir manchmal in meinen Deduktionen voraus bist, mir ins Wort fällst oder mit mir über Dinge diskutierst, an die sich Peter und Bob nie heranwagen würden.“
Riley hob die Augenbrauen. „Wow, wenn das eine Erklärung sein soll, bin ich nicht Sicher, ob sie mir gefällt.“ Justus musste etwas schmunzeln, fuhr dann allerdings fort. „Allerdings muss ich offen gestehen, dass ich diese Eigenschaften nicht mehr missen möchte. Du bist inzwischen eine sehr gute Freundin von mir, einer meiner Lieblingsmenschen und diese kann ich durchaus an einer Hand abzählen. Daher ist es mir natürlich wichtig, was du von meiner Freundin hältst und dass du dich mit ihr verstehst. Andernfalls würde ich mich in der Position fühlen mich dauernd rechtfertigen, oder sogar entscheiden zu müssen.“
Riley lächelte und auch wenn sie die Worte, die Justus gerade gewählt hatte, durchaus berührten und ihr eigentlich eine Freude bereiten sollten, brach es ihr das Herz. Das Schlimmste daran war nicht, dass sie inzwischen zu Justus Freundeskreis zählte und böse Zungen nun behaupten würden, er hätte sie ‚gefriendzoned‘. Nein, das Schlimmste an der ganzen Geschichte war, dass sie ihre gebrochenen Gefühle niemandem zuschreiben konnte. Niemand hatte Schuld an dem Chaos, was innerlich in ihr wütete. Justus konnte nichts dafür, dass er sie eben nicht auf diese Art an seiner Seite sah. Auch konnte Lys nichts dafür, dass sie Justus liebte und dieser ihre Gefühle erwiderte. Aber auch Riley konnte nur versuchen ihm einfach eine gute Freundin zu sein.

„Hättest du Interesse daran mit mir diese Dokumentation über den Yorkshire Ripper zu sehen, welche Bob rausgesucht hatte. Außerdem müssten wir noch die Fallakte vervollständigen.“
Riley runzelte die Stirn. „Ich habe angenommen, dass du das schon mit Lys getan hättest.“
Justus stand vom Bett auf und zuckte etwas mit den Schultern. „Das hätte ich durchaus tun können und auch wenn ich Lys‘ Meinung sehr zu schätzen weiß, so ist dies doch irgendwie zu unserer Sache geworden, findest du nicht auch?“ Riley sah Justus für einen Moment etwas verwirrt an, da sie ähnliche Worte am vorherigen Abend zu Peter gesagt hatte. Nach dem gestrigen Vorfall hätte sie nicht gerade erwartet, dass es Justus ähnlich wie ihr selbst erging. Doch im nächsten Moment zeigte sie ein Lächeln und nickte. „Dann sollten wir besser ins Wohnzimmer und weiter machen, bevor die Polizei den Fall ohne uns löst.“

Chapter 36: Fall 4: Der Zug des weißen Bauern - Part 7

Chapter Text

Justus hatte es tatsächlich geschafft, dass Riley ihren Ärger über Bob vergessen konnte, ohne mit ihr darüber zu reden. Stattdessen hatten sie zunächst die Fallakte fertig gestellt und anschließend die Dokumentation über den Yorkshire Ripper eingeschalten.
Irgendwann kam auch Peter nach Hause, zusammen mit Jeffrey. Zum Schluss gesellte sich noch Bob mit dazu, auch wenn er anmerkte, dass diese Dokumentation nicht gerade etwas für ihn war. Jeffrey selbst störte sich nicht daran, während Peter sich eher an dem Anblick des vergangenen Abends an der Wand störte.
„Also, ich verstehe diese Frauen einfach nicht.“, merkte Riley irgendwann an, während Peter eine Decke über sich und Jeffrey ausbreitete. Normalerweise war es sonst Bob gewesen, mit dem er sich eine Decke teilte, aber für heute schien er etwas in den Hintergrund zu rücken.
„Ich muss dir hierbei zustimmen. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass die Frauenbewegung wichtig war und zu dieser Zeit noch vollkommen neu. Auch der Aspekt, dass man sich so fühlt, als würden einem wieder Rechte genommen werden, die man sich gerade erst erkämpft hat. Allerdings ist dort ein Serienmörder unterwegs, der anscheinend nicht nur Prostituierte im Visier hat.“
Riley nickte. „Ganz genau. Und Selbstverteidigungskurse schön und gut, das bringt dir allerdings nicht viel, wenn du diesen nur für einen kurzen Zeitraum machst. Und selbst wenn jemand wie ich, Kampfsport betreibt, heißt das noch lange nicht, dass man sicher ist.“
„Dennoch finde ich die Argumentation, dass man vielleicht doch eher den Männern verbieten sollte nach draußen zu gehen durchaus plausibel, wenn auch nicht gerade effektiv.“, ergänzte Justus, woraufhin Rilley ihm nur zustimmen konnte.
„Letzten Endes sind Ausgangsbeschränkungen einem Mörder doch egal.“
Anschließend schweiften sie wieder in ein Gespräch zu den Ermittlungen über, welche dahingehend gezeigt wurden und fingen hierbei an ihre Sätze zu vervollständigen, woraufhin sich Jeffrey leise an Peter wandte. „Finde nur ich das etwas gruselig?“, fragte er nach, wobei Peter etwas grinste, allerdings Bob sich hierbei einmischte. „Ist so ein Justus und Riley Ding, einfach ignorieren. Wenn sie nicht gerade alles ausdiskutieren, vervollständigen sie ihre Beobachtungen und Schlussfolgerungen.“
Peter nickte Bobs Antwort ab und schmunzelte etwas. „Verstehst du jetzt, was ich vorhin meinte?“, fragte er nach, wobei Jeffrey nickte und Bob etwas verwirrt zu den Beiden hinüber sah. Allerdings sagte er nichts, auch wenn er sich in diesem Moment wirklich ausgeschlossen fühlte.
Normalerweise wusste er immer, wovon Peter redete und was er wie meinte. Allerdings fehlten ihm hierbei Informationen zu einem offensichtlichen Insider.
Jeffrey hingegen hatte das Wissen. Nach dem Kino waren sie noch ein wenig in Los Angeles unterwegs gewesen und hatten sich über den Fall und auch über Justus und Riley unterhalten. Wobei Peter hierbei anmerkte, dass es ihn doch in gewisser Weise erstaunte, dass Justus sich veränderte, aber es offensichtlich selbst nicht merkte. Dass er im Grunde wirklich gut mit Riley harmonierte und er einfach nicht verstand, warum er doch wieder Lys gewählt hatte. Jeffrey hatte dies damit begründet, dass man sich Gefühle nun mal nicht aussuchen konnte und das Peter dies allen Voran am Besten wissen sollte. Allerdings war er auch der Meinung gewesen, dass er es in so weit nicht begründen konnte, da er Justus und Riley mehr separat als gemeinsam kannte. Doch genau jetzt, sah er es ebenfalls, wovon Peter zuvor gesprochen hatte.

„Ich geh mir etwas zu trinken holen.“, erklärte Bob und stand vom Sofa auf. Aber auch Jeffrey schlug die Decke zurück. „Warte, ich hol mir auch etwas. Soll ich dir was mitbringen?“ Diese Frage ging an Peter, der allerdings etwas schmunzelte. „Eigentlich bist du doch der Gast. Aber wenn du darauf bestehst, nehme ich ein Wasser.“ Jeffrey nickte und folgte Bob schließlich in die Küche.
Während der Blonde eine Tasse für einen Kakao heraus holte, öffnete Jeffrey den Kühlschrank für einen Softdrink. Doch statt nun noch eine Flasche Wasser zu nehmen und wieder ins Wohnzimmer zurück zu kehren, wurde er von Bob angesprochen.
„Sag mal, du kennst doch diese Jennifer sehr gut, oder?“, wollte der dritte Detektiv wissen und wenn Jeffrey sich nicht ganz täuschte, meinte er eine gewisse Skepsis heraus zu hören.
„Sagen wir so, ich kenne sie so gut, wie mich selbst.“ Was Bob immerhin nicht wusste war, dass Jeffrey diese Jennifer war. Aber er war durchaus gespannt, was der Andere zu sagen hatte und so lehnte sich Jeffrey an die Küchenzeile und wartete ab.
„Okay, mir geht es einfach nur darum, dass Peter… Na ja, ich mach mir Sorgen. Ich meine, so weit er erzählt hatte ist das irgendwie etwas Offenes. Aber ich kenne Peter, Peter ist nicht der Typ für eine lockere Beziehung, er ist dafür viel zu emotional und treu. Ich will einfach nicht, dass er glaubt, dass Jennifer etwas Ernstes will und dann verletzt wird, immerhin ist er mein bester Freund.“
Jeffrey nickte stumm. Nun hörte er sie deutlich raus. Keine Skepsis, keine einfache Sorge um einen guten Freund. Eifersucht. Natürlich hätte er ihm nun sagen können, dass er diese Jennifer war und auch einfach Peters Gefühle für Bob erwähnen können. Aber das war nicht seine Aufgabe und er hatte auch nicht das Recht dies zu übernehmen. Natürlich wollte ein Teil von ihm Peter für sich behalten, doch wusste er ganz genau, dass er in einem Wettkampf gegen Bob keine Chance hätte. Vielleicht wenn Bob tatsächlich so hetero wäre, wie jeder glaubte, wenn da nicht die Eifersucht in seinen Augen lag. Dann wäre es kein Rennen, kein Kampf. Doch so konnte Jeffrey nicht anders, als Peter ein guter Freund zu sein. Denn genau das war er, egal welche Gefühle Jeffrey für ihn hatte. In erster Linie war er ein guter Freund und hatte von Anfang an gewusst auf was er sich hierbei einließ.
„Mach dir darüber keine Sorgen, ich glaube eher, dass Jennifers Herz gebrochen wird und genau das wusste sie von Anfang an, weswegen die ganze Sache auch mehr oder weniger offen ist.“
Bob runzelte die Stirn, weswegen Jeffrey sich gezwungen sah, doch etwas mehr ins Detail zu gehen.
„Die Sache ist die. Das Problem hierbei ist nicht, dass Jennifer sich Peter einfach warm halten will. Sie weiß einfach, dass Peter auch Gefühle für eine andere Person hat und wenn diese Gefühle erwidert werden, hat sie keine Chance mehr. Sie will ihm damit die Möglichkeit geben seine Gefühle genau zu erkunden, da er sich unsicher ist. Er weiß nun mal, dass wenn seine Gefühle für die andere Person nicht ausreichen, könnte das die Freundschaft zu euch allen ruinieren und das macht ihm Angst. Dementsprechend will Jennifer einfach die Zeit genießen, die sie mit ihm hat und auch mit ihm befreundet bleiben, sollte das zwischen Peter und der anderen Person funktionieren.“
Damit stieß sich Jeffrey von der Küchenzeile ab, schnappte das Wasser und ging zurück ins Wohnzimmer. Seiner Meinung nach, hatte er Bob schon viel zu viel verraten.
Natürlich hatte er keine Namen erwähnt und vielleicht war auch das der Fehler, der dafür sorgte dass Bob vollkommen falsche Schlüsse zog.
Peter hatte Gefühle für Riley…

Als Bob wieder ins Wohnzimmer zurückkam, klingelte gerade das Telefon. Riley pausierte die Dokumentation und Justus schaltete den Lautsprecher ein. „Justus Jonas von den drei Fragezeichen, mit wem spreche ich?“, meldete er sich und kurz darauf hörten sie die Stimme von Detective Nolan.
„Guten Abend, Detective Nolan hier. Ich nehme an, dass die Anderen mich ebenfalls hören. Wir haben die ersten Untersuchungsergebnisse. Bei dem Opfer handelt es sich um Barbara Richer, verheiratet mit zwei Kindern. Aktuelle Ermittlungen haben ergeben, dass Mrs. Richer sich nicht prostituierte, sie kommt aus gut bezahlten Verhältnissen, allerdings sagte uns der Ehemann, dass es Scheidungsgespräche gab, da Mrs. Richer eine Affaire hatte.“
Justus runzelte die Stirn. „Und nun haben sie den Ehemann in Verdacht?“, fragte er nach, wobei Jeffrey sich kurz im Flüsterton an Peter wandte. „In dem Fall doch eindeutig, oder?“ Peter allerdings schüttelte nur den Kopf. Justus würde nicht so genau nachfragen, wenn es tatsächlich der Fall wäre.
„Zunächst schon, allerdings fanden wir Spermaspuren und ein Abgleich zeigte, dass diese nicht zum Ehemann gehören, wir sind aktuell auf der Suche nach der benannten Affaire. Mehr Informationen habe ich aktuell nicht. Bitte, wenn ihr irgendwelche Hinweise habt, wendet euch an mich. Einen schönen Abend noch.“
Damit legte Detective Nolan auf und Justus sah die Fallakte an, die an der weißen Wand befestigt war.
„Ich glaube nicht, dass es die Affaire war. Zu einfach.“, erklärte Riley, wobei Bob sie deutlich irritiert ansah. „Zu einfach? Klar, es muss ja auch immer gleich der komplizierte Fall sein und am Besten so ein Yorkshire Killer.“ Der Blonde setzte sich auf das Sofa, während Justus Zettel und Stift hervor holte und diese anschließend Riley in die Hand drückte.
„Ich muss Riley zustimmen. Warum sollte eine Affaire diesen Mord in einem so großen Szenario präsentieren, wenn es hierbei um einen Streit unter Liebenden geht? Nein, in dem Fall wäre es vermutlich eher zu einer Affekttat gekommen und er hätte versucht die Leiche so gut es geht zu verstecken und nicht uns noch dort hin zu führen.“
Peter hörte sich die Theorien an und überlegte. „Und was ist, wenn sie erst bei diesem Liebhaber war und anschließend wurde sie...“ Er sprach es nicht aus, sondern deutete auf die Bilder, während Riley die neuen Hinweise notierte und die Zettel anschließend an Justus reichte.
„… ermordete, Peter. Du kannst es ruhig aussprechen. Dennoch bezweifel ich es. Durchaus hatte das Opfer vor ihrem Tod Sex gehabt, wenn ich mir die Leiche allerdings ansehe, gehe ich hierbei eher von einer Vergewaltigung aus.“ Justus stimmte Rileybei dieser Aussage zu.
„Die Frage ist, warum sich der Täter mit Jack the Ripper identifiziert, wenn er nun doch keine Prostituierten tötet.“
Riley besah sich die Bilder und überlegte kurz. „Vielleicht ging es ihm um den Ehebruch.“, überlegte sie laut, wobei Bob schnaubte. „Aber dafür bringt man doch niemanden um und ganz bestimmt nicht so.“
„Menschen sind leider zu sehr Vielem imstande, besonders solche.“, merkte Riley nur im ruhigen Tonfall an, wobei Bob das Ganze immer weniger behagte. „Also, ich bin dafür, dass wir die Ermittlungen der Polizei überlassen, wenn es sich tatsächlich um einen Serienkiller handelt, ist das Ganze einfach eine Nummer zu groß für uns.“
Peter und Jeffrey schwiegen, während Riley Bob gar nicht mehr zuhörte, sondern einfach nur die Wand ansah, an der die verschiedenen Bilder hingen. „Justus, können wir wirklich davon ausgehen, dass sie auch anderen Schmuck getragen hat? Mir sind beispielsweise keine Ohrlöcher aufgefallen.“, merkte sie an. Doch bevor Justus antworten konnte, ertönte auch schon wieder Bobs Stimme, welcher vom Sofa aufgesprungen war.
„Hörst du mir überhaupt zu? Riley, verdammt. Ein irrer Frauenmörder ist unterwegs und du willst weiter an diesem Fall arbeiten? Hast du denn gar keine Angst? Lässt dich das einfach kalt?“ Seine Stimme zitterte ein wenig und Peter sah genau, dass er wütend war. Aber nicht nur Wut lag im Blick des Blonden, während er versuchte die Anderen zu einer gewissen Vernunft zu bewegen, sondern auch Sorge.
„Bob, jetzt beruhig dich bitte zunächst...“, versuchte der erste Detektiv ein zu schreiten, wobei der Dritte entschieden seinen Kopf schüttelte. „Ich werde mich ganz bestimmt nicht beruhigen. Abenteuer, Neugier… Bin ich der Einzige der sieht, was das für eine Gefahr ist? Gerade für Riley. Wenn er tatsächlich nur hinter Frauen her ist und ihr mit der Theorie nicht recht habt, dass es dabei um Ehebruch geht. Was ist, wenn wir ihm zu Nahe kommen und er sich Riley als Nächstes schnappt? Ist euch das einfach egal? Peter jetzt sag doch auch mal etwas dazu!“, forderte er sich Unterstützung ein, die aber kläglich scheiterte, da der Rotschopf gerade den Mund aufmachte, als sich Riley zu ihrem Bruder umdrehte.
„Glaubst du nicht, dass ich mir der Gefahr nicht längst bewusst bin? Fakt ist nun mal, dass wir keine andere Wahl haben, Bob!“ Der dritte Detektiv schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „So ein Schwachsinn, man hat immer eine Wahl.“
„Haben wir nicht! Glaubst du wirklich, dass Justus und ich so engstirnig sind, dass wir nicht längst diese Möglichkeit besprochen haben. Wer auch immer das getan hat, weiß wo wir wohnen, weiß wer wir sind und er hat uns kontaktiert! Nicht die Polizei. Denkst du wirklich, er lässt uns einfach in Ruhe, wenn wir sein krankes Spiel nicht mitspielen? Natürlich ist dieser Fall spannend und macht mich neugierig, aber ich bin mir auch bewusst, dass unser aller Leben in Gefahr ist. Jemand der zu solchen Dingen fähig ist, wird bestimmt nicht davor halt machen, dass jemand nicht in sein Muster passt!“
Ihre Hände zitterten, ihre Stimme bebte, während Tränen ihre Wange hinunter liefen.
„Bist du nun zufrieden? Uns geht der Fall allen Nahe, aber das bringt uns in den Ermittlungen nicht weiter.“
Bob sah hilfesuchend zu Justus, so als hätte er die Hoffnung, dass dieser ihm sagen könnte, dass es einen anderen Weg aus dieser Situation gab. Aber alles, was der erste Detektiv tat war schweigen und schließlich Riley in den Arm zu nehmen. Nur kurz, so als würde genau das genügen, um die emotionsgeladene Situation zu entschärfen.
„Ihr glaubt also wirklich nicht, dass es einen anderen Ausweg gibt?“ Bobs Stimme war belegt. Die Erkenntnis darüber, dass sie solch ein Aufgebot machten, nicht nur, weil sie ein ungesundes Interesse an dem Fall hatten und die Fähigkeiten der Detektive überschätzten, war schwerer zu ertragen, als er es erwartet hätte. Peter ging zu Bob hinüber und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. „Wenn es einen gäbe, hätten die Beiden ihn doch längst gefunden.“

Chapter 37: Fall 4: Der Zug des weißen Bauern - Part 8

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Bob selbst wurde die Schwere der Situation erst bewusst, als Peter ihn zum aller letzten Mal darauf Aufmerksam machte. Weder Riley, noch Justus sahen einen Ausweg. Natürlich war jeder Einzelne von ihnen clever, was aber nicht hieß, dass sie nicht auch mal etwas übersehen konnten. Allerdings war es für Bob eine weitaus andere Geschichte, wenn wirklich Beide keinen anderen Ausweg sahen.
Der dritte Detektiv setzte sich etwas machtlos wieder zurück auf das Sofa. „Also, gibt es wirklich nur eine Option?“, fragte er nach, wobei Justus nickte. „Wir müssen ihm zuvor kommen, weswegen ich vorschlagen würde, dass wir uns die gesammelten Informationen nochmals vor Augen führen.“
Riley und Bob willigten ein, während Jeffrey sich kurz räusperte. „Also, ich hoffe, dass ich dabei nicht störe. Ich meine...“
Anscheinend fiel Peter jetzt erst wieder auf, dass sein Freund auch noch anwesend war, denn eigentlich hatte er gerade vor gehabt Justus Vorschlag zu zustimmen und sich neben Bob zu setzen. „Sorry, Jeff. Ich weiß, du hattest eigentlich vorgehabt noch Mal raus zu gehen.“, merkte der Rotschopf an, wobei Jeffrey abwinkte. „Ich kenne euch lange genug, um da nicht eingeschnappt zu sein. Vielleicht gehe ich einfach allein...“ Riley unterbrach ihn und lächelte. „Quatsch, ich denke, dass wir auch ganz gut zu dritt klar kommen. Macht ihr euch den Abend, den ihr haben wolltet.“
Peter sah fragend zu seinen Kollegen, die allerdings nur kurz mit den Schultern zuckten, so als wollten sie sagen, dass die Entscheidung ganz bei Peter lag. Dieser erhob sich schließlich und verabschiedete sich dann auch schon, um mit Jeffrey aus zu gehen. Im Grunde war auch genau das der Plan gewesen. Erst Kino, dann was essen, anschließend ein Abstecher zur WG, um ein wenig Zeit mit den Anderen zu verbringen, um sich anschließend zurecht zu machen und in einen Club zu gehen. Jeffrey hatte ihm schon unterwegs einige Vorschläge für Gay-Clubs gemacht und Peter hatte zugestimmt. Nach all dem ganzen Drama, würde er es durchaus gebrauchen können.

Als Jeffrey und Peter schließlich weg waren, wandte sich Justus wieder an Riley. „Okay, kommen wir zu deiner Frage zurück.“
Etwas verwundert sah Bob zu Justus und erinnerte sich wohl schon gar nicht mehr an die Frage, aber der erste Detektiv, klärte den Dritten dahingehend gerne auf. „Sie trug auf jeden Fall noch eine Kette, neben ihrem Ehering.“ Riley runzelte etwas die Stirn und Justus griff daraufhin nach dem Stapel mit Bildern, die sich nicht verwendet hatten. Er holte ein Bild hervor, welches er vom Nacken der Toten geschossen hatte und reichte es Riley. „Gut, also einen Ehering und eine Kette.“ murmelte sie leise, woraufhin Bob seine Schwester ansah.
„Und dir ist das nicht vorher aufgefallen?“, fragte er nach, wobei Justus sich innerlich doch darüber freute, dass auch der Blonden mal etwas entgangen war, was doch so offensichtlich schien. Allerdings schien sich Riley weitaus weniger zu ärgern, als Justus es gern in diesen Momenten tat.
Justus nahm Riley schließlich das Bild wieder aus der Hand und pinnte es zu den restlichen Bildern des Opfers, wobei er anschließend stutze.
„Bob, Riley, seht euch das mal an. Das ist mir zuvor wohl entgangen.“, erklärte er und deutete auf den Mund des Opfers. Die Zwillinge kamen näher, wobei Bob die Stirn runzelte. „Sieht fast aus wie ein Herz, ekelhaft.“, kommentierte er, wobei Riley zu Bob sah. „Achtet auf die Farben!“, erklärte sie, wobei Justus zufrieden nickte. „Ganz genau, Riley.“ Nur Bob schien nicht ganz hinterher zu kommen und runzelte etwas die Stirn. „Die Farben? Also, rot, oder wie?“
Seine Schwester schüttelte nur mit dem Kopf. „Bisher hatte der Täter immer auf Spiele verwiesen, zumindest, wenn er uns direkt kontaktierte. Zudem schickte er uns einen Bauern, allerdings gibt es beim Schach nicht so viel Auswahl, wenn es um Farben geht. Allerdings nennt man die Symbole auf den Skat-Karten auch Farben.“
Justus nickte zustimmend und deutete auf das Bild. „Und wenn man genauer hinsieht, so wurde bei dem Opfer das Blut so verwischt, dass es zwar wie ein Zufall aussieht, allerdings dennoch die Form eines Herzen hat.“
Bob nickte nur leicht, aber dennoch würde er nicht sagen, dass es ihnen gerade weiter half. Es war die eine Sache, dass sie dieses Herz entdeckt hatten, aber es fehlten noch immer passende Teile.
„Und was machen wir nun?“, fragte der Dritte dementsprechend nach, wobei Riley kurz die Schultern zuckte.
„Ich würde mal sagen, dass wir versuchen mehr über das Opfer heraus zu finden. Facebook, Instagram… Social Media eben. Ist meistens eine gute Unterstützung.“ Justus nickte, während Riley auch schon ihr Handy zog. „Bob, übernimmst du Facebook?“, fragte sie nach, woraufhin ihr Zwilling zustimmte und Justus sich erneut die Dinge besah, die sie bereits vom Täter erhalten hatten. „Vielleicht wäre es trotzdem nicht so schlecht, zu wissen, mit wem sie eine Affaire gehabt hatte. Vielleicht finden wir so heraus, wie oft sie bei ihm war und welche Wege sie genommen hat.“ Eine Anmerkung, über die Riley nicht sehr lange nachdenken musste und so schloss sie Facebook wieder und scrollte in ihrem Telefon herum. „Bob, finde bitte die Namen der Kinder heraus, sie sind bestimmt irgendwo und am Besten noch die Geburtsdaten.“
Justus runzelte die Stirn. „Wofür brauchst du diese Informationen?“, fragte er nach, wobei Riley ganz schlicht lächelte. „Passwort. Ich hab eine Freundin, die kann zumindest herausfinden aus wie vielen Symbolen ein Passwort besteht und ob Großschreibung, Zahlen und Sonderzeichen involviert sind und falls dem so ist, wie viele davon.“
Justus sah zu Bob, so als könne er besser nach vollziehen, warum er dementsprechend nach den Namen der Kinder Ausschau halten sollte. Tatsächlich wusste der dritte Detektiv, worauf seine Schwester hinaus wollte und schmunzelte etwas, da Justus noch nicht von selbst drauf kam. „Die meisten Menschen tendieren dazu ihre Passwörter nach wichtigen Personen oder Ereignissen zu wählen. Namen von Partnern, Kindern, Eltern oder eben deren Geburtsdaten. Es ist mit Rileys Kontakt dann immer noch ein Schuss ins Blaue, aber deutlich effektiver, als hier rum zu sitzen und zu rätseln, was wir als Nächstes tun sollen.“

Riley hatte ihre Freundin – Lesley – erreicht und schilderte ihr die Situation, woraufhin diese sich sofort dran setzte. Es dauerte etwas, aber schon bald hatte sie eine Antwort parat. „Also, das Facebook-Passwort besteht insgesamt aus zehn Zeichen, davon zwei Großbuchstaben und eine Zahl.“ Riley lächelte und rief bei ihrem Computer Facebook auf, bevor Lesley auch noch die E-Mail Adresse des Opfers durchgab.
Schließlich ging es darum das Passwort heraus zu finden.
„Die Kinder heißen Liam und Laura, damit hätten wir schon Mal neun Zeichen, fehlt nur noch die Zahl.“
Justus besah sich das Bild der Beiden und schlug vor die neun zu wählen, da beide Kinder im September geboren wurden. Doch egal welche Variante sie nahmen, es gelang nicht. „Versuch es doch einfach mit der sechs.“, schlug Bob auch schon vor, wobei Justus nickte. „Sehr gut beobachtet, Bob. Das Zeichen Et-Zeichen ist auf Computertastaturen auf der sechs, weswegen es durchaus funktionieren könnte.“
„Ich bin drin.“, erklärte die Blonde schließlich und rief einen Moment später auch schon die Nachrichten auf. Was sie hierbei allerdings entdeckten war nicht nur ein Liebhaber, sondern anscheinend eine ganze Reihe davon. „Wie hat sie das alles unter einen Hut gebracht?“, fragte Bob nach, wobei Riley nur mit den Schultern zuckte und schließlich einen Einfall hatte.
„All ihre persönlichen Sachen fehlten.“, stellte sie fest und suchte erneut die Nummer von Lesley raus. „Das haben wir doch schon zuvor festgestellt.“, merkte Bob an, wobei Justus diesmal zu begreifen schien, worauf sie hinaus wollte.
„Wenn wir ihr Handy finden, finden wir vermutlich auch die restlichen Sachen.“, erklärte er und griff sich schließlich den Laptop. Riley sah ihn etwas verwundert an, wobei Justus nur grinste. „Wir brauchen Lesley diesmal nicht. Ich möchte ungern prahlen, allerdings habe ich mich mit dieser Thematik und den nötigen Abläufen in der Vergangenheit auseinander gesetzt und dementsprechend sollte ich dazu in der Lage sein, das Handy zu ermitteln. Vielleicht nicht den exakten Standort, aber ich sollte dazu in der Lage sein einen gewissen Umkreis heraus zu finden.“, erklärte er und begann auch schon mit seiner Arbeit. Riley beobachtete Justus einen Moment und sah dann wieder zu Bob, der nur etwas ungläubig zwischen den Beiden saß. „Meint ihr nicht, dass die Polizei schon längst auf die Idee gekommen ist das Handy zu orten?“, fragte er schließlich nach, wobei Justus nur mit den Schultern zuckte. „Das ist durchaus möglich, allerdings würde ich es dennoch versuchen. Sollte die Polizei das Handy schon gefunden haben, sind sie immerhin dem Täter einen Schritt näher.“

Es dauerte einen Moment, doch schließlich hatte Justus ein Ergebnis erzielt und die Drei machten sich auf den Weg. Es war wieder ein Ort außerhalb der befüllten Straßen und somit ein idealer Ort, um persönliche Belange von Opfern zu deponieren. Jedenfalls war dies eine Erklärung, die Justus äußerte, während Peter seinen gelben Käfer zum Stehen brachte.
„Schon wieder ein verlassenes Gebäude.“, brummte er und holte sein Handy hervor. „Ich schreibe zur Sicherheit Peter und schicke ihm unseren Standort.“, merkte der Blonde noch an, wobei Riley und Justus zustimmend nickten und der erste Detektiv schließlich ein weißes Fragezeichen an das Gemäuer malte, sodass man sie leichter finden würde. Zugegeben, es gab hier nicht wirklich einen anderen Ort, allerdings fühlte sich Justus damit doch ein wenig wohler.

Im Gebäude selbst war es dunkel, der Strom funktionierte nicht und so holten die Drei ihre Smartphones heraus und machten sich daran das Gebäude im Inneren zu untersuchen. „Sieht aus, als wäre hier mal irgendetwas produziert worden.“, merkte Bob an und Justus nickte. „Ganz richtig beobachtet, so wie es aussieht sind wir in einer alten Werkstatt für Maschinen gelandet, aber...“ Justus brach ab und Riley runzelte die Stirn. „Hört ihr das?“
Ein Handy, der gleiche Klingelton, wie auch bei dem Handy, welches sie erhalten hatte. „Schon wieder die langsame Version von Sweet Dreams.“ Riley sah zu ihrem Bruder und lächelte leicht. Sie hatte gewusst, dass er eine Antwort hierzu hatte. Allerdings galt es nun dem Klingeln zu folgen.
Sie stiegen schließlich die Treppe hinunter und Justus deutete neben die Tür. „Hier, das Herz.“, erklärte er und deutete auf ein Graffiti. Sie drei betraten schließlich den Raum und wollten sich gerade genauer umsehen, als eine schwere Metalltür hinter ihnen zufiel.

Chapter 38: Fall 4: Der Zug des weißen Bauern - Part 9

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Bob lief zur Tür und versuchte sie zu öffnen, jedoch ohne Erfolg. „Verdammt, was machen wir jetzt?“, fragte er nach, wobei Riley ebenfalls zur Tür ging und sich diese besah. Sie vermutete, dass es irgendeinen Mechanismus gab, irgendeinen Trick, wie man sie doch wieder öffnen könnte.
Justus nahm in der Zwischenzeit das Handy zur Hand, welches auf dem Boden des Raumes deponiert war und versuchte irgendeinen Hinweis zu finden. „Eine Sprachnotiz.“, merkte er an und spielte diese schließlich ab.

„Schwimmen oder sinken? Man nehme verschiedene Dinge und ein großes Gefäß, welches man mit Wasser füllt. Ist das Gefäß voll, muss geraten werden, welcher der Gegenstände schwimmt, oder sinkt. Königlich lässt es sich hier spülen, doch wer es nicht tut, der bezahlt den Preis mit seinem Leben.“

Ein Mal mehr war die Stimmer verzerrt und gerade wollte Bob fragen, was es damit auf sich hat, als der Boden sich langsam mit Wasser bedeckte. „Was geht hier vor?“, wollte er schon wissen und Riley sah zu Justus. „Meinst du er…?“, begann sie, wobei der erste Detektiv schluckte. „Ich befürchte es.“, entgegnete er, während Bob das Wasser zu seinen Füßen betrachtete. „Was? Könntet ihr mal aufhören mit dieser Charles Xavier Nummer aufhören?“ Man hörte deutlich die Panik in seiner Stimme.
„Im Grunde genommen sind wohl wir die Gegenstände, bei denen er sehen möchte, ob wir sinken. Das Problem dabei ist, dass uns schwimmen nicht viel nützt, wenn der Raum bis zur Decke mit Wasser gefüllt wird.“
Bob schluckte, während sich Justus räusperte und sich umsah. „Es gilt also einen Ausweg zu finden, immerhin würde er uns kein Rätsel mit auf den Weg geben, wenn er uns einfach nur töten wollte.“ Voller Angst blickte der Blonde zum ersten Detektiv. „Welch ein gütiger Kerl! Vergiss es, bei dem Mist mach ich nicht mit, ich ruf einfach die Polizei.“, erklärte Bob und holte sein Handy heraus, wobei er feststellen musste, dass er keinen Empfang hatte. „Verdammt und wie kommen wir nun hier raus?“, wollte er wissen, da die Option Hilfe zu rufen vollkommen weg fiel.
„Sehen wir uns erst Mal genauer um, es muss irgendein weiteren Ausweg, einen Mechanismus oder etwas in der Art geben. Nicht unbedingt in der Nähe der Tür, aber irgendetwas, was sich hier im Raum anwenden lässt.“, merkte Justus an und mit einem kurzen, zustimmenden Nicken, machten sich die drei auf die Suche.

Unterdessen waren Peter und Jeffrey im Precinct angekommen und mit zwei gefälschten Ausweisen war es im Grunde kein Problem Zutritt zu erhalten. Jeffrey war so nett gewesen und hatte Peter bei der Suche nach einem passenden Outfit geholfen, wodurch er sich weniger merkwürdig vorkam.
Nachdem sie eingetreten waren, ergriff Jeffrey schlicht seine Hand und zog ihn durch die Menge an Leuten. Peter war wirklich erstaunt, dass es doch so viele Leute gab, die im Grunde so waren wie er und Jeffrey. Natürlich hatte er hier und da schon Kontakt zu anderen Schwulen gehabt, aber es war doch eine völlig neue Welt, da er in diesem Fall wirklich nur Leute vom Regenbogen um sich hatte.
„Okay, holen wir uns was zu trinken und dann geht es auf die Tanzfläche.“, brüllte ihm Jeffrey über die Laute Musik hinweg ins Ohr, woraufhin Peter nickte und sich von seinem Freund mitziehen ließ.
Sie bestellten sich etwas zu trinken und anschließend ging es wie besprochen zur Tanzfläche.
Peter hatte wirklich seinen Spaß daran einfach so eng zu tanzen, wie er wollte, Jeffrey einfach in aller Öffentlichkeit zu küssen, ohne dass er sich fragte, ob sich irgendjemand daran störte oder irgendwelche Kommentare kommen würden. Es brachte ihn sogar dazu, nach zu denken, ob er vielleicht doch mit seinen Freunden offen darüber reden sollte.
Nach einer Pause vom Tanzen und drei Cocktails später, checkte Peter sein Handy, da er sich durchaus fragte, ob die Anderen im Fall vielleicht weiter gekommen waren. Alles was er erhalten hatte war eine Nachricht mit einem Standort und der Information, dass Bob, Justus und Riley dorthin gefahren warnen. Peter brauchte auch nicht lange nach Jeffrey suchen, um ihm zu sagen, dass er kurz raus zum Telefonieren wollte, da Jeffrey ihn an diesem Abend ohnehin kaum aus den Augen gelassen hatte, was Peter in gewisser Weise süß fand.
Vor dem Club versuchte er schließlich Bob zu erreichen, allerdings schien sein Handy aus zu sein, zumindest kam er nicht durch. Als es aber auch bei Riley und Justus ebenso war, schrillten bei ihm die Alarmglocken und er wandte sich zu seinem Freund. „Entschuldige, aber ich muss dahin, jetzt… Keiner der Drei geht an sein Handy und das ist doch mehr als ungewöhnlich.“, merkte er an, wobei Jeffrey die Sorge in seinem Gesicht sah und zu Peters Überraschung diese auch Ernst nahm. Überrascht war er deswegen, weil er für einen Moment angenommen hatte, dass Jeffrey versuchte ihn zu beruhigen, oder enttäuscht gewesen wäre, dass Peter den Abend doch noch abbrach.
„Klar, ich fahr aber, im Gegensatz zu dir, habe ich noch nichts getrunken.“, erklärte sein Freund und Peter lächelte. „Ich bin zwar nicht betrunken, aber trotzdem sollte ich nicht mehr ans Steuer.“, stellte Peter fest.
Somit machten sich die Beiden auf den Weg zur WG, damit Jeffrey schließlich mit Peters MG zum Standort fahren konnte.

„Seht mal her.“ Es war Justus, der auf einen kleinen Schlitz aufmerksam machte, während das Wasser bei Riley schon das Kinn erreichte. „Was ist denn dort?“, wollte Bob wissen und kam zum ersten Detektiv. „Ich kann es von hier aus nicht richtig erkennen, aber es scheint mir irgendein Kasten zu sein. Irgendwas muss sich dahinter verbergen.
Riley schwamm ebenfalls hinüber zum ersten Detektiv. „Warte Justus, ich kletter auf deine Schultern, dann sollte ich eigentlich ran kommen.“, meinte sie und Bob warf erneut einen Blick zum aufsteigenden Wasser. „Beeil dich aber, das Wasser scheint immer schneller zu steigen.“ Riley nickte und befand sich einen Moment später auf den Schultern des ersten Detektivs. „Sieht fast so aus wie ein Sicherungskasten oder etwas in der Art. Aber es ist fest verschraubt.“, merkte sie an und Bob seufzte. „Und nun? Bringt uns das irgendwie weiter?“, wollte er wissen.
„Wir sollten uns darum kümmern, es ist derzeitig unsere beste Spur, mal ganz davon abgesehen, dass das Wasser wirklich schneller steigt und eiskalt ist. Also entweder erfrieren wir, oder ertrinken, wenn uns nicht schleunigst eine Lösung einfällt.“ Justus versuchte auf dem dunklen Boden etwas zu erkennen und begann anschließend in seiner Jeanstasche zu wühlen. „Ah, hier hab ich sie ja.“ Er beförderte eine kleine Taschenlampe hervor, welche auch unter Wasser funktionierte.
„Toll, jetzt sterben wir wenigstens nicht im Dunkeln, Just. Man, da braucht man Peter und sein Dietrichset und der ist mit Jeffrey in der Stadt. Wir hätten darauf pochen sollen, dass er mitkommt!“
Dafür war es allerdings zu spät und so blieb ihnen nichts Anderes übrig als nach irgendetwas zu suchen, einem Schraubenzieher oder etwas, was man als diesen Zweckentfremden konnte.
„Peter ist nicht hier und Jammern bringt uns auch nicht weiter. Dementsprechend schlage ich vor, dass wir nacheinander untertauchen, um eventuell so einen Gegenstand zu suchen, der uns nützen könnte. So haben die anderen Beiden Zeit nach Luft zu schnappen und wir teilen uns unsere Kräfte gekonnt auf, dementsprechened...“ Riley schnappte ihm die Taschenlampe aus der Hand zu seufzte. „Keine Sorge, Herr Meisterdetektiv, Pläne verstehen wir alle.“, merkte sie noch an und tauchte schließlich unter.
Es war Bob, der schließlich mit einem Schraubenzieher wieder auftauchte, nachdem sie alle ohnehin schon schwimmen mussten. Nun brauchten sie auch nicht mehr irgendwie zu klettern, um den Kasten zu erreichen, der knapp einem Meter unter der Decke angebracht war, da sie diesen inzwischen auch so erreichten.
Gerade hatte Justus die Klappe entfernt, als ein leises Klopfen zu ihnen Drang. Bob sah erleichtert aus. „Peter! Peter! Falls du das bist wir sind hier drin und es ist alles voller Wasser!“, brüllte er, wobei Riley seufzte. „Bob er wird dich vermutlich nicht hören, falls er wirklich dort draußen ist.“, merkte die Blonde an, wobei Bob sie nur verwirrt ansah. „Das Wasser, es schluckt den Schall, ich bezweifle auch, dass die leisen Geräusche tatsächlich von der Tür kamen.“, erklärte sie und sah Justus einen Moment an, der schließlich die Platte von dem Kasten gelöst hatte. „Eine Art Schloss für eine Zahlenkombination. Jedenfalls sind hier zwei Rädchen.“, erklärte er und starrte es für einen Moment an. „Na toll und wir sollen jetzt 99 Zahlen durchgehen? Falls du es nicht bemerkt hast, wir ertrinken gleich, Erster.“
Auch der Kasten füllte sich nun zur Hälfte mit Wasser und Justus sah zu Riley. „Wir brauchen eine Kombination. Wir haben keine Zeit alles durchzugehen.“, erklärte er und Riley meinte sogar einen kleinen Hauch der Verzweiflung in seiner Stimme zu hören. „Ass, König, Dame, Bube und die Zehn.“, kam es von ihr, wobei Bob seine Schwester verwundert ansah, während er seinen Kopf so drehte, dass Mund und Nase noch vom Wasser frei blieben.
„Was? Warum denn schon wieder Karten?“, wollte er wissen, während Justus breit grinsend nickte. „Das ist es, Royal Flush!“ Damit machte er daran die passenden Zahlen zu drehen, während sie alle drei Luft holten und schließlich der komplette Raum unter Wasser stand.
Gerade hatte Justus die hintere Zahl gedreht, da ging die Stahltür auf und das Wasser flutete hinaus, wobei die Drei ähnlich reagierten und Kopf, so wie Arme und Beine anzogen, sodass sie sich diese nicht verletzten oder am Türrahmen das Genick brachen.

Draußen angekommen begannen sie zu husten und einen Moment später spürte Bob Arme um sich. „Verdammt, das schien knapp gewesen zu sein.“, hörte er Peter sagen, der sich gerade wieder von ihm löste und sich dann zu den Anderen drehte. „Geht es euch gut?“, erkundigte sich der zweite Detektiv. Er half Bob dabei auf zu stehen, während Justus dies schon getan hatte und Riley eine Hand reichte. Einen Augenblick später kam Jeffrey zu ihnen. „Dann scheint der Hebel im Kontrollraum für für die Tür gewesen zu sein.“, erklärte er und lächelte.
„Also hat dieser Zahlencode rein gar nichts gebracht und wir wären trotzdem fast ertrunken?“ Bob klang verärgert, wobei Peter dann doch andere Schlüsse zog, allerdings Justus und Riley ansah. „Welcher Zahlencode? Habt ihr was eingegeben, weil Hebel hatte zunächst geklemmt.“
Peter schien genau den richtigen Gedanken zu haben, zumindest erklärten dies Riley und Justus, indem sie gegenseitig ihre Sätze beendeten. Die Zahlenkombination, schien einen Mechanismus frei gesetzt zu haben, sodass der Hebel nicht länger blockiert war. Allerdings bedeutete das auch, dass die Drei es ohne Hilfe von Außen wohl nicht lebendig raus geschafft hätten.
„Das heißt dann wohl für die Zukunft, dass wir uns besser bei solchen Dingen aufteilen, sodass man im Notfall jemanden hat, der einen raus helfen kann.“, schlussfolgerte Riley, wobei Bob gänzlich die Fassung verlor.
„Für die Zukunft? Hat es nicht gereicht dass wir fast ertrunken wären? Ich verstehe ja, dass wir bestimmt nicht so einfach aus der Nummer raus kommen, aber in Zukunft wäre es vielleicht besser erst die Polizei zu informieren, bevor wir wieder fast sterben und das für Nichts.“
Justus lächelte und hielt das Handy in der Hand. „Nichts würde ich das Handy des Opfers nicht nennen. Trotzdem müssen wir in Zukunft vorsichtiger sein und darauf hoffen, dass unser Jack nicht dazu lernt und uns die Polizei gänzlich verbietet.“
An diese Option hatte Bob auch noch nicht gedacht und wirklich gespannt auf eine weitere Aufgabe nach dieser Art war er auch nicht. „Lasst uns nach Hause, ich friere und ich bin fix und fertig.“
Er klang niedergeschlagen und Peter konnte ihn wirklich verstehen. Kurzerhand gab er ihm seine Jacke, die er mit in den Club genommen hatte und machte sich gemeinsam mit ihm auf den Weg zu den Autos.

Chapter 39: Fall 4: Der Zug des weißen Bauern - Part 10

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Justus machte noch einen Anruf beim Detective, welcher anwies ihm das Handy vorbei zu bringen. Er gab den Standort des Reviers heraus, auf dem er sich gerade befand. So machten die drei Fragezeichen noch einen kurzen Abstecher dorthin, bevor es dann tatsächlich für sie zurück zur WG ging. Natürlich hatte Detective Nolan gefragt woher sie so plötzlich das Handy des Opfers hatten und warum Drei der Fünf komplett durchnässt waren. Justus und Riley erklärten im Groben, was passiert war. Dass sie das Handy orten konnten und dem gefolgt waren. Natürlich kritisierte Nolan, dass sie nicht direkt die Polizei informiert hatten. Allerdings legte sich sein Zorn darauf, als er sich nochmals die nassen Gesichter betrachtete. „Hoffentlich war euch das eine Lektion. Ab jetzt keine Alleingänge mehr.“, beorderte er und Bob seufzte. „Glauben Sie mir, auf weiterer solcher Erfahrungen können wir wirklich verzichten.“
Damit entließ sie der Detective nach Hause.

In der WG angekommen, machten sich Justus, Riley und Bob daran trockene Kleidung an zu ziehen, während Peter mit Jeffrey in seinem Zimmer verschwand. Sein Freund hatte den größten teil geschwiegen, während sich Peter vermehrt um Bob gekümmert hatte, welcher schon bald an seine Tür klopfte, um ihm die Jacke zurück zu geben. Anschließend verabschiedete er sich auch schon ins Bett.
Peter hing die Jacke an einen Haken, welcher an seiner Zimmertür angebracht war und sah entschuldigend zu Jeffrey. „Tut mir Leid, das ist vermutlich nicht der Abend, den du dir vorgestellt hast.“, erklärte der zweite Detektiv, wobei Jeffrey die Stirn runzelte.
Meinst du den Part, wo wir deinen Freunden das Leben gerettet haben, oder wo du Bob deine gesamte Aufmerksamkeit geschenkt hast, während ich auf dem Rücksitz deines MG gesessen habe?“, fragte der Blonde nach, wobei Peter den Kopf etwas senkte. „Beides?“ Es war eine wirklich vorsichtige Frage und Jeffrey atmete durch, bevor er neben sich aufs Bett klopfte. „Komm her, Pete.“
So schlimm schien es nicht zu laufen, da Jeffrey noch immer seinen Spitznamen nutzte. Peter selbst war zwar kein Fan davon, allerdings sagte es ihm, dass er nicht gerade alles kaputt gemacht hatte und Jeffrey damit vergrault.
Gerade als sich der zweite Detektiv gesetzt hatte, spürte er auch schon Jeffreys Arme um sich, die ihn näher zogen und schließlich die sanften Lippen auf seinen. Der Kuss war nicht lang und Jeffrey sah ihn deutlich ernst an. „Hör mal, es war vielleicht keine angenehme Situation, aber ich wäre dir deswegen nie sauer. Deine Freunde schwebten in Lebensgefahr und dass du dir da Sorgen machst ist selbstverständlich. Und was Bob betrifft, er ist dein bester Freund und du hättest ihn fast verloren. Natürlich sind dir Riley und Justus nicht egal, aber Bob hatte schon immer einen ganz anderen Stellenwert. Das wusste ich vorher und ich werde dir das bestimmt nicht vorhalten.“
Peter war durchaus dankbar, dass Jeffrey so dachte, merkte anhand seiner Aussagen aber auch, wie sehr sich der Blonde verändert hatte. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie er Peter gerne wegen Kelly aufgezogen und gegen sie geschossen hatte. Wie Kelly stets eifersüchtig war, weil Jeffrey es nicht lassen konnte ihn aus Spaß an zu baggern. Zugegeben, in Anbetracht der heutigen Situation war sich Peter nicht mehr ganz so sicher, ob die Flirtereien von Jeffrey damals wirklich nur Spaß gewesen waren.
„Ich dachte nur, nun weil du weißt… Also, wegen Bob...“, begann Peter etwas kleinlaut von sich zu geben, während Jeffrey schmunzelte. „Und ich sage es dir noch Mal. Ich weiß worauf ich mich eingelassen habe, dafür kenne ich dich viel zu lang und viel zu gut. Sollte das mit Bob doch etwas werden, oder du merkst, dass das hier nicht das Richtige für dich ist, egal ob du nun mit Bob zusammen sein willst, oder nicht, werde ich weichen, solange wir Freunde bleiben.“
Peer verstand wirklich nicht, wie man sich auf so eine Sache einlassen konnte, allerdings war er durchaus froh. Das Letzte war er wollte war Jeffrey komplett zu verlieren. Natürlich war ihm Bob wichtig und natürlich konnte er nicht leugnen, dass er Gefühle für ihn hatte. Aber die Worte, die Jeffrey gerade wählte, waren genug, um ein leichtes Kribbeln aus zu lösen. Peter drehte sich innerhalb der Umarmung zu Jeffrey und legte seine Lippen auf die des Anderen. Es war das erste Mal, dass Peter ganz klar die Initiative ergriff, denn sonst gingen solche Handlungen mehr von Jeffrey aus. Natürlich gab Peter auch von sich aus Jeffrey einen Begrüßungskuss, wenn die Situation es verlangte. Aber diesmal stoppte Peter nicht bei einem einfachen Kuss, sondern legte die Arme um den anderen und fuhr nach kurzer Zeit mit seiner Zungenspitze über dessen Unterlippe, so als wolle er den Anderen um Einlass bitten. Jeffrey öffnete seinen Mund und Peter begrüßte seine Zunge mit Wohlwollen.
Es war fast schon wie einstudiert, als sich Peter leicht erhob, um sich kurz darauf rittlings auf den Schoß seines Freundes zu setzen, der ihn näher an sich zog. Peter vergrub seine eine Hand ins Haar des Anderen, als befürchte er, dass er sich jederzeit lösen könnte. Doch trotz, dass seine Hand ihn so wollend an sich zog, unterbrach Jeffrey tatsächlich die Situation und Peters Herz raste. „Hab ich etwas falsch gemacht? Hätte ich vorher meine Zähne putzen sollen? Ich bin zu forsch, oder? Ich meine, das tut mir wirklich Leid, meine einzigen Erfahrungen, die ich bisher habe sind mit Kelly, keine Ahnung ob es da zu Typen einen Unterschied gibt und...“ Er sah Jeffrey schmunzeln, der ihn auch kurz darauf eine Hand auf die Schulter legte, als Zeichen, dass sich Peter beruhigen sollte.
„Es ist alles okay. Ich halte nur an, weil ich wissen will, ob es für dich okay ist? Die Sache ist nämlich die, wenn du so weiter machst, werd ich da etwas nur schwer wieder los.“ Jeffreys Blick wanderte nach unten und auch auch Peters Augen folgten dem Ganzen und kurz darauf sah er, wie sich eine deutliche Beule abzeichnete. Peter rückte etwas auf dem Schoß zurück, so als hätte er Angst, dass er sonst Stellen berühren könnte, die er nicht berühren sollte.
Der Rotschopf fing an zu überlegen und biss sich kurz auf die Lippe. „Also, ich habe kein Problem damit weiter zu gehen. Nur habe ich keinerlei Erfahrung mit einem anderen Typen, wie du weißt. Und meine einzige Weiterbildungsquelle sind Pornos...“ Seine Stimme wurde immer kleinlauter, wobei Jeffrey nur kurz die Brauen hob und mit den Schultern zuckte. „Zugegeben, Pornos sind wirklich schlechte Quellen. Aber wenn du willst, können wir auch weiter gehen und ich zeig dir, wie man es vielleicht besser machen sollte, statt einfach rein und gut ist. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht gerade dafür bin, dass wir heute schon Sex haben.“ Peter nickte langsam. „Okay, aber du sagtest doch...“, fing er an, wobei Jeffrey ihn wieder etwas an sich zog und ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen gab. „Ich sagte, dass ich es nicht einfach los werde, ich habe nie damit gemeint, dass ich direkt mit dir vögeln will, Peter. Gibt auch andere Möglichkeiten zu kommen, oder hat Kelly dir nie einen geblasen?“, fragte er nach, wobei Peter doch etwas rot an den Ohren wurde. „Doch, also soll ich…?“, fing er an nach zu fragen, wobei Jeffrey nur mit dem Kopf schüttelte. „Das war keine Aufforderung, nur eine Möglichkeit. Wir müssen gar nichts, ich kann auch auf Toilette gehen. Wenn du weiter machen willst, werde ich mich bestimmt nicht beschweren, aber du hast auch jederzeit die Möglichkeit abzubrechen. Okay? Egal wann, wenn du nicht mehr willst ist das vollkommen okay!“
Peter nickte sachte und wirkte noch etwas unsicher. „Willst du lieber einfach so schlafen?“, fragte Jeffrey nach, wobei Peter hier den Kopf schüttelte. „Nein, ich weiß nur nicht… Ich meine, ja ich habe Kelly oft genug zugesehen und oft genug selbst Hand angelegt, aber bei jemand Anderen… Ich will einfach nichts falsch machen.“
Jeffrey legte erneut die Lippen auf die seines Freundes. „Ich bezweifel zwar, dass du groß etwas falsch machen kannst, aber Vorschlag zur Güte. Ich mach vor und wenn dir danach ist, machst du es bei mir nach. Und wie gesagt, egal was wir gerade tun und wie weit wir sind, wenn du dich unwohl fühlst oder etwas in der Art sag es, egal ob jetzt, mittendrin oder kurz vor Ende. Dann hören wir auf und reden, okay?“ Peter nickte und rutschte wieder näher an Jeffrey heran, um dessen Lippen wieder in Empfang zu nehmen.

Justus hatte sich, nachdem er trockene Kleidung angezogen hatte ins Wohnzimmer begeben und starrte die Fallakte an.
Er wusste nicht genau wann Riley sich zu ihm aufs Sofa gesetzte hatte, er nahm sie erst wahr, als sie zu sprechen begann. „Das war ganz schön knapp.“ Justus wandte sich zu ihr und nickte. „Wären Jeffrey und Peter nicht gewesen, dann hätten wir vermutlich mit unserem Leben abschließen können.“, äußerte er die Bedenken und die Blonde neben ihm nickte. „Der Fall wird von Mal zu Mal gefährlicher. Für mich persönlich ist das kein Problem, dem ich aus dem Weg gehen würde, allerdings...“ Riley unterbrach ihn, da sie wusste, was er sagen wollte. „… allerdings befürchtest du, dass wir Anderen abspringen werden.“ Justus nickte sachte, wobei Riley sich ein wenig zurück lehnte.
„Ich lass dich mit dem Fall nicht alleine. Ich meine, ich kann nicht für Bob oder Peter reden, aber wir haben die Sache gemeinsam begonnen und beenden sie auch zusammen.“
Justus runzelte etwas die Stirn, machte schon den Mund auf, um etwas zu sagen, doch wusste er nur zu gut, dass er das nicht musste. Er musste Riley nicht erklären wie gefährlich das war und was diese Entscheidung für Folgen haben könnte. Bobs Schwester war sich dieser Sachen bewusst, so wie jeder Andere, der heute Abend dabei gewesen war.
„Wenn wir doch nur mehr Hinweise hätten, etwas, was uns näher an ihn heran bringen würde. Egal was.“, brumme Justus und Riley nickte. „Vielleicht haben wir Glück und die Polizei kann das Handy noch retten und einige Informationen gewinnen.“
Ihr Aufmunterungsversuch war nicht gänzlich von Erfolg gekrönt, aber Justus schätzte ihn durchaus. „Wir sollten uns besser hinlegen. Es war ein anstrengender Tag.“, erklärte Riley und erhob sich vom Sofa. Justus nickte sachte und stand ebenfalls auf. Er hoffte nur, dass er sehr bald weitere Informationen erhalten würde.
Noch konnten die drei Fragezeichen nicht ahnen, dass diese Geschichte weitaus mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, als ihre üblichen Fällen. Natürlich war vor Allem Justus bewusst, dass der Täter ihre Aufmerksamkeit wollte, dass er im gewissen Maße Anerkennung für sein Werk wollte. Allerdings gehörte auch der Reiz dazu möglichst lange nicht erwischt zu werden und diesen Willen unterschätzten die drei Fragezeichen im Moment.
Es war zwar nicht das letzte Mal, dass sie von Jack the Ripper hörten, doch vorerst würden sie sich auf einen anderen Fall konzentrieren, der in Form einer Einladung schon in ihrem Briefkasten wartete.

Chapter 40: Zukunftsgeflüster Part 4

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“Moment mal, wie geht es denn nun mit Jack the Ripper weiter, ihr habt ihn schließlich gefasst?!“, fragte der Mann vor ihm, wobei Bob lächelte. „Zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Jack war der schwierigste Fall, neben dem ganzen Beziehungschaos.“, erklärte er und goss sich noch eine Tasse Kaffee nach.
„Verstehe, also geht es im nächsten Abschnitt damit weiter.“ Eine Annahme, die Bob verneinen musste. „Ich habe vor das Ganze halbwegs chronologisch zu erzählen, weswegen hier zunächst ein anderer Fall in den Vordergrund rückt. Der Mann nickte und überlegte. „Und womit machst du dann weiter?“, wollte er wissen.
Bob trank in Ruhe einen Schluck und legte die erste Seite eines Skriptes auf den Tisch. „Erinnerst du dich noch an das Hotel in dem wir eingeschneit waren? Mein erster, großer Auftritt.“ Der Blonde schnaubte belustigt. „Wie könnte ich das vergessen? Das war eine Reise.“, erklärte er und Bob nickte belustigt. „Wenn ich heute darüber nachdenke, kann ich nur noch darüber lachen. Damals war es aber einfach einer der schlimmsten Tage meines Lebens.“, erklärte er, wobei er seinen Gesprächspartner dabei beobachten konnte, wie er den Kopf etwas senkte. Schuldbewusst, auch wenn er dies in Bobs Augen gar nicht sein musste.
„Ich danke dir jedenfalls für die Hilfe beim Schreiben des Sonderkapitels, Jeff.“, versuchte es Bob damit und hielt seinen Ton so entspannt wie möglich zu halten. Jeffrey zuckte nur mit den Schultern. „Kein Problem, du warst ja nicht dabei.“ Bob lachte etwas.
„Trotzdem finde ich es komisch, dass du mich deswegen fragst, Peter hätte dir doch genau so gut helfen können.“, merkte er an.
Bob fuhr sich mit einer Hand durch sein blondes Haar. „Das mag sein, aber Peter hätte die Beziehungssache mit dir am Liebsten nicht erwähnt. ‚Konzerntrier dich doch lieber auf die Fälle‘“, zitierte Bob ihn, wobei Jeffrey den Kopf schüttelte.
Er nahm es Peter wirklich nicht übel, immerhin war er einfach so gestrickt und vielleicht war es auch die Spur eines schlechten Gewissens, da er das Gefühl hatte, dass er Jeffrey nur ausgenutzt hatte. Allerdings versicherte dieser ihm immer wieder, dass es im Grunde so abgemacht war. Dass er damals Gefühle für ihn hatte, die einfach sehr viel mehr waren, als dass Peter sie hatte, dafür konnte der Rotschopf nichts.
„Typisch Peter, dabei ist doch alles wirklich gut verlaufen, wenn man bedenkt dass du den Ring am Finger hast und nicht ich.“
Jeffrey klang amüsiert, keine Eifersucht, keine Reue. Was vermutlich auch daran lag, dass er selbst seit geraumer Zeit glücklich vergeben war. "Also geht es nun mit dem Berghotel weiter. Wie nennst du das Ganze?"
Er griff sich die erste Seite des Skriptes und las:
"Prinzessin aus Eis"

Chapter 41: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 1

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Justus zeigte sich wirklich nicht gerade bei bester Laune, was vermutlich daran liegen konnte, dass sie bezüglich Jack the Ripper in einer Sackgasse gelandet waren. Keine Nachricht, keine neue Leiche und das Handy, was sie der Polizei gegeben hatten, brachte sie auch nicht groß weiter.
Dementsprechend war er auch zunächst dagegen gewesen für ein verlängertes Wochenende der Einladung von Sax Sandlers nach zukommen, welche ein Hotel in den Bergen Mitten im Schnee beinhaltete.
Der Grund warum Bobs alter Chef eine Einladung ausgeschrieben hatte war, dass er noch eine Unterhaltung für eine Party gebraucht hatte und hatte dementsprechend an Bob und seine Band gedacht. Aber Sax wusste auch, dass Bob eher selten ohne seine Freunde an zu treffen war, weswegen er kein Problem darin sah, dass auch die anderen drei Fragezeichen, zuzüglich Riley, Lys und Jeffrey mitkamen. Jedenfalls war das der ursprüngliche Plan gewesen. Leider kamen bei Lys Dreharbeiten dazwischen, sodass Justus zwar mitkam, allerdings ohne Begleitung.
Warum Jeffrey mitkam begründete Peter damit, dass Jennifer nicht mit wollte und Jeffrey ihnen in der Sache mit Jack geholfen hatte und er auch einfach ein Wochenende ohne seine Eltern benötigte. Bob hatte nichts dagegen ein zu wenden, allein schon, weil diese mysteriöse Jennifer nicht mit dabei war und er dementsprechend sich nicht ewig Peter mit seiner neuen Freundin antun musste.

Das Zielort ihrer Reise nannte sich Eispalast und erstreckte sich über acht Stockwerke. Das Gebäude wirkte von Außen tatsächlich wie eine Art Palast und laut Sax gab es eine Party, die jedes Jahr stattfand, um die Gründung des Hotels zu feiern. Da man nach einem Live-Act gesucht hatte und der Hotelbesitzer ein alter Bekannter von Sax Sandlers war, hatte dieser zunächst an eine andere Band gedacht, dessen Leadgitarrist sich allerdings vor Kurzem eine Sehnenentzündung zugezogen hatte. Da die Auswahl nicht mehr groß war, hatte er kurzerhand Bob eine Einladung geschickt und nun standen sie im beeindruckenden Foyer des Hotels. Sie waren mit dem Käfer, den MG und Summers Wagen hergefahren und nach fast acht Stunden schon etwas erschöpft.
„Ich bin mal echt gespannt wo wir hier schlafen werden. Soweit ich weiß kommen eher Elite-Skifahrer hier hin, die schon an der Olympia teil genommen haben.“, merkte Peter aufgeregt an, während Jeffrey grinste. „Für mich ein ganz klares Zeichen auch mal ins Museum zu gehen.“ Peter konnte seinem Freund nur zustimmen, während Bob nur seufzte. „Na, viel Spaß euch. Ich werde leider keine Zeit dafür haben, die Band will gerne noch den Saal sehen, wo wir spielen und dann müssen wir noch eine Probe einschieben, Soundcheck und all der ganze Kram.“, merkte Bob an und wollte sich schon gerade mit seiner Tasche auf den Weg zur Rezeption machen, als Summer auf ihn zukam und sich bei ihm unterhakte. „Nehmen wir ein Zimmer zusammen?“, fragte sie nach, wobei Bob zu Peter blickte, der einfach nur abwinkte. „Ich teil mir mit Jeffrey ein Zimmer, also nur zu.“
Bobs Begeisterung hielt sich in Grenzen und gerade wollte Summer schon freudestrahlend mit Bob zur Rezeption, als Riley Justus einen kurzen Schubs gab und dieser Bob und Summer entgegen stolperte. „Entschuldige Summer, aber Justus und Bob werden sich ein Zimmer teilen. Justus hat immer so furchtbares Heimweh und braucht daher immer jemanden aus Rockey Beach mit dem er sich ein Zimmer teilen kann. Ich würde das ja auch ohne Probleme machen, aber seine Freundin ist schrecklich Eifersüchtig und Justus viel zu ehrlich in der Beziehung.“ Justus sah Riley mit großen Augen an und wollte ihr schon widersprechen, doch als diese ihm einen Blick zuwarf, räusperte er sich kurzerhand.
„Ja, mein Heimweh ist wirklich sehr ausgeprägt und Lys ist wirklich sehr eifersüchtig.“, bestätigte er und sah in Summers enttäuschtes Gesicht, wobei Riley nur freundlich lächelte. „Mach dir nichts draus, ich teile mir ein Zimmer mit dir und erzähle dir dann alles, was du über Bob wissen musst.“
Summer war zufrieden, Bob eher weniger. Er hoffte wirklich, dass Riley es nicht übertreiben würde. Allerdings war er wirklich dankbar, dass seine Schwester sich was hatte einfallen lassen.

Nachdem sie eingecheckt hatten, wurden sie schließlich auf ihre Zimmer geleitet und nachdem sie die Sachen ausgepackt hatten, beschlossen Peter und Jeffrey die Piste in Anspruch zu nehmen, während die Band den Saal begutachtete, wo die ganze Feier am nächsten Tag stattfinden sollte.

Riley hatte sich unterdessen zu Justus gesellt, der sich nur kurz wunderte, warum diese nicht zusammen mit Peter und Jeffrey gegangen war. Allerdings erklärte sie, dass Ski einfach nicht ihr Sport war und setzte sich schließlich auf Bobs Bett.
„Heimweh also?“, fragte Justus nach und wirkte nicht gerade glücklich über diese Aussage. Riley hingegen ignorierte seinen Tonfall und zuckte nur mit den Schultern. „Mir ist auf die Schnelle nichts eingefallen. Davon Mal abgesehen hatte Bob keine Lust die ganze Zeit mit Summer Zeit zu verbringen und ‚Ich schlafe lieber mit meines Schwester in einem Zimmer‘ ist eher eine Aussage die ein Kind tätigen würde.“
Justus konnte in dem Moment nicht anders, als ihr zu zustimmen. Aber im Gegensatz zu Riley, wusste der erste Detektiv auch, warum sich Bob lieber mit Peter ein Zimmer geteilt hätte. Da Jeffrey allerdings ebenfalls mit bei diesem Ausflug war und ebenfalls Peters bester Freund, hatte er hier gar nicht wirklich eingreifen können. Immerhin musste sich Justus nicht das Zimmer mit einer fremden Person teilen. Die vermied er stets so gut es ging, da es einfach Angewohnheiten von Menschen gab, mit denen er nicht zurecht kam. Außerdem war er sich bewusst, dass auch er Eigenheiten hatte, die als störend empfunden werden konnten, wenn man sich fremd war.

„Gut, da du schon ein Mal hier bist, Riley. Vielleicht hilft uns ja der Ortswechsel neue Erkenntnisse im Fall JTR...“ weiter kam er nicht, denn in dem Moment war Riley auch schon aufgesprungen und hatte Justus die Bilder aus der Hand genommen, die er von der Fallakte gemacht hatte, um sie hier ein Mal mehr zu analysieren.
„Vergiss es!“, beschloss sie und erntete dafür einen durchaus verwunderten Blick. „Hör zu, Justus, ich finde diesen Fall ebenso spannend und nervenaufreibend wie du. Allerdings halte ich es für besser, wenn wir uns mal eine Pause gönnen. Ein wenig Abstand, um dann mit klarem Kopf erneut an die Sache ran zu gehen. Wir kommen derzeit einfach nicht weiter und haben schon jegliche Möglichkeiten durchgesprochen, mehrmals!“ Justus sah ein wenig enttäuscht aus, atmete allerdings durch und nickte. „In Ordnung, es ist nur… Was ist, wenn uns Jack genau dann kontaktiert, während wir hier sind. Wenn er uns beispielsweise ein Rätsel aufgibt und wir könnten mit dieser Lösung einen weiteren Mord verhindern? Oder es geschieht ein weiterer Mord und wir sind hier und bauen Schneemänner!“
Riley stöhnte genervt auf und nahm sich Justus Mantel, um ihm diesen in die Hände zu drücken. „Genau das machen wir jetzt. Einen Schneemann bauen. Wir sind jetzt hier und deine Szenarien bringen dich kein Stück weiter. Also, genieße einfach die Tage und freue dich auf Bobs Auftritt.“ Noch immer war Justus nicht wirklich begeistert, begann allerdings damit seine Jacke und Stiefel an zu ziehen, bevor Riley auch schon in ihr Zimmer verschwand und es ihm gleich tat.

Wieder im Foyer angekommen, hörten Riley und Justus auch schon aufgeregte Stimmen. „Eine Katastrophe! Die Eisskulpturen, geschmolzen, und auf die Schnelle bekomme ich keine Neuen. Und sie sollten das Wasser sehen. Schwarz!“ Justus und Riley sahen zu dem aufgeregten Mann der, der Kleidung nach zu urteilen, einen höheren Posten in der Küche bekleidete.
„Klingt nach Sabotage.“, merkte Justus an, wobei Riley nur die Stirn runzelte. „Oder nach einem dummen Streich. Ich war gerade eben auf der Toilette, das Wasser war vollkommen in Ordnung.“, merkte sie an, wobei Justus leicht nickte und sich schließlich von der Blonden nach draußen in den Schnee schleifen ließ.

Chapter 42: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 2

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Draußen angekommen, fing Riley tatsächlich damit einen Schneemann zu bauen und rollte so den ersten Ball zusammen. Justus beobachtete sie dabei und steckte die Hände in seine Taschen. „Du meintest das Ernst?“, fragte er nach, wobei Riley leicht lachte. „Natürlich.“ Der erste Detektiv seufzte und fing ebenfalls an einen Ball zu rollen. „Also, ich habe da eine weitere Theorie zu Jack...“, begann Justus, wobei Riley schlicht seufzte. „Wenn ich noch ein Mal den Namen Jack höre, dann landet dieser Schneeball gleich auf dir!“, drohte sie ihm, wobei Justus doch etwas verwundert aussah. „Riley, zunächst muss ich dir sagen, dass dies überaus kindisch ist. Mal ganz davon abgesehen, dass du zuvor auch ein reges Interesse an diesem Fall gezeigt hattest und ich gerade nicht verstehe, warum du plötzlich nicht mehr über Jack the...“ Weiter kam Justus nicht, da hatte er auch schon den Schnee im Gesicht, über das er sich deutlich empört wischte. „Muss ich dich daran erinnern, dass solche Würfe durchaus gefährlich sind?“, fragte er nach, wobei Riley nur leicht lachte. „Und muss ich dich daran erinnern, dass wir viel zu weit weg sind, um uns um den Fall zu kümmern. Davon mal abgesehen, glaube ich nicht, dass mein Verhalten kindisch ist, nur weil ich weiß wie man Spaß hat, ohne dass jemand sterben muss, oder irgendwas verschwindet.“
Justus sah die Blonde empört an. „Ich weiß durchaus, wie man auch ohne einen Fall Spaß hat.“, merkte er an und Riley nickte. „Das glaube ich dir natürlich aufs Wort, immerhin bist du...“ Und genau in diesem Moment hatte sie eine Ladung Schnee im Gesicht und Justus lachte.
Es artete tatsächlich in einer Schneeballschlacht aus, bis Rileys Brille zu Boden fiel und sie aus Versehen drauf trat.
„Verdammt“ Justus hob das Gestell auf, allerdings war ein Brillenglas kaputt. „Ich sagte dir doch, dass solche Aktivitäten gefährlich sind.“, merke er an und runzelte etwas die Stirn, wobei Riley ihre Augen etwas zusammenkniff, um Justus nicht mehr ganz so verschwommen zu sehen.
„Ist etwas?“, wollte sie wissen, nahm ihre Brille entgegen, setzte diese aber nicht auf. „Irgendwie steht dir eine Brille besser. Versteh mich bitte nicht falsch, ich meinte damit nicht...“, begann er, wobei Riley ihn unterbrach. „Ich weiß, eine Brille steht mir einfach besser. So ein Make-Over in Filmen, wo man dem hässlichen Entlein die Brille wegnimmt und sie wird wunderschön, würde bei mir nicht funktionieren.“ Justus nickte leicht. „Hübsch bist du trotzdem.“, merkte er an, was Riley ein Lächeln auf die Lippen zauberte und für einen Moment schwiegen sich die Beiden an, bis sie vom Klingeln von Justus Handy unterbrochen wurde.
Schnell fischte der erste Detektiv das Handy aus seiner Tasche, zog sich mit den Zähnen einen Handschuh aus und nahm den Anruf mit einem freudigen „Es ist Lys.“, entgegen. Riley seufzte und nickte. „Klar, telefonier ruhig, ich werd mal rein und meine Ersatzbrille nehmen.“, erklärte sie, wobei Justus nur kurz nickte und anschließend mit seiner Freundin telefonierte. Riley murmelte noch ein „Keine Sorge, ich brauch keine Hilfe, bin ja nur fast blind.“, hinzu, bevor sie sich wirklich auf den Weg ins Hotel zurück machte.

Es wurde Abend und Bobs Band hatte ihre Probe beendet. Nach dem Abendessen hatten sie beschlossen sich zusammen zu setzen. Peter und Jeffrey hatten beim Abendessen schon ausführlich über Piste und das Museum berichtet, bevor Summer vorgeschlagen hatte Wahrheit oder Pflicht zu spielen, damit man sich untereinander noch besser kennen lernte. Summer schlug sogar vor, dazu etwas Alkohol zu trinken, allerdings erinnerte sie Bob daran, dass sie am nächsten Tag fit für ihren Auftritt sein mussten und so einigten sie sich darauf, dass man ein Kleidungsstück hergeben musste, wenn man die Aufgabe nicht erledigen oder die Frage nicht beantworten wollte.
Zusammen saßen sie schließlich bei Riley und Summer im Zimmer, wobei die Schlagzeugerin ihr Handy hervor holte. Joe, der Bassist hatte sich nicht mit angeschlossen, da er mit seiner Freundin allein sein wollte.
Peter hätte es auch gerne ausgenutzt mit Jeffrey noch mehr Zeit allein verbringen zu können, aber empfand es dann doch als zu auffällig, weswegen er sich ebenfalls dazu gesellte. „Die Regeln sind klar?“, fragte Summer noch mal nach, und grinste breit, wobei die Anderen nickten und sie schließlich die App öffnete. Als Erstes war Justus an der Reihe, welcher sich für die Wahrheit entschied. Als die App fragte, ob er schon Mal Popel probiert habe, verzog er leicht das Gesicht. „Vielleicht als Kind mal, aber seither nie wieder.“, erklärte er nur und musste zugeben, dass er die Frage zwar nicht angenehm, aber auch nicht schlimm fand.
Auch Riley entschied sich für die Wahrheit und auf die Frage, was sie in ihrem Leben ändern würde, wenn sie die Chance hätte, lächelte sie knapp. „Ich würde in Rockey Beach bleiben wollen.“, erklärte sie, wobei Peter einen Arm um sie legte. „Und ich würde dich nicht gehen lassen.“, lachte er, wobei Bob ihn doch ein wenig merkwürdig ansah.
Als Summer an der Reihe war, wählte diese Pflicht und musste Bob einen Kuss geben, den sie am Liebsten in die Länge gezogen hätte, doch das ließ Bob nicht zu. Peter fand dies schon ein wenig eigenartig, immerhin ließ Bob sonst kaum etwas anbrennen, allerdings sagte er dazu nichts. Vielleicht war er einfach nicht so sehr an Summer interessiert, wie er zuvor erzählt hatte. Oder ihm wurde die Schwere der Situation bewusst, sollte das schief gehen.
Während sich Peter darum Gedanken machte, sprach Summer ihn schon an und schnell entschied er sich für die Wahrheit. Summer las vor: „Hat du schon Mal Erfahrungen mit dem Übernatürlichen gesammelt.“
Peter schnaubte. „Ein Mal? Viel zu oft, nur mir glaubt ja wieder keiner.“, erklärte er, wobei Justus seufzte. „Weil, Peter, es für jedes Ereignis eine logische Erklärung gibt und...“ Riley unterbrach ihn. „Und egal wie oft du es erwähnst, Just. Peter wird seine Ansichten dahingehend nicht ändern, also können wir dann bitte weiter machen?“ Justus zuckte nur mit den Schultern, während sich Jeffrey für Pflicht entschied, um etwas ‚Schwung‘ in die Runde zu bringen. Als er allerdings seinen Schwarm anrufen sollte, zog er lieber sein Oberteil aus. „Der pennt bestimmt und würde mich umbringen.“, gab er als Ausrede, wobei Summer sich wunderte, wer so früh schlafen ging.
Schließlich war Justus wieder an der Reihe und entschied sich erneut für Wahrheit, wobei Summer dies mit einem „Langweilig“ kommentierte. Justus reckte etwas das Kinn. „Nun, da ich in einer festen Beziehung bin, würde ich ungern in die Lage geraten jemand Anderen als meine Freundin küssen zu müssen und ich bevorzuge es zudem meine Kleidung an zu behalten, solange es hier Personen gibt, die meine Nacktheit als unangenehm empfinden könnten.“, erklärte er, wobei Summer sich an Bob wandte. „Jetzt verstehe ich, was du mit hochtrabend und geschwollen meinst.“ Bob grinste, wobei Justus nun die Frage forderte. „Wen würdest du anrufen, um eine Leiche verschwinden zu lassen?“, wurde auch schon vorgelesen und ohne groß zu überlegen, gab Justus seine Antwort. „Riley.“, erklärte er, wobei Bob und Peter schnaubten. „Na danke, Jahre der Zusammenarbeit und jetzt würde er uns nicht mal um Hilfe bitten.“, erklärte Bob, wobei Justus leicht den Kopf schüttelte. „Kollegen, dies hat nichts damit zu tun, wen ich als Person mehr bevorzuge, sondern vielmehr, wer die beste Wahl ist, um nicht überführt zu werden. Riley und ich haben in der Vergangenheit nun schon einige Male festgestellt, dass wir ein gutes Team sind und eine ähnliche Auffassungsgabe haben, dementsprechend würde ich natürlich Riley wählen.“
Riley schmunzelte etwas, während Peter und Bob etwas mit den Augen rollten und schließlich besagte Person an der Reihe war und ebenfalls Wahrheit wählte. Summer beschwerte sich diesmal nicht, wohl aus Angst sie könne eine ähnliche Antwort wie von Justus erhalten. „Wie hieß deine erste Liebe?“ Summer wollte schon die Frage als langweilig erklären und sah dabei zu, wie Riley nach einer ihrer Socken griff, dann allerdings inne hielt und kurz zu Peter sah.
„Hat er meine Aufgabe eigentlich je gelöst?“, fragte sie nach, wobei Bob die Beiden verwirrt ansah, Peter allerdings wusste, wovon sie sprach. „Oh, das wird ihm vermutlich gar nicht gefallen, dass du ihm die Lösung verraten musst.“ Summer schnaubte etwas genervt. „Beantwortest du nun die Frage, oder ziehst du deine Socke aus?“, wollte sie wissen, wobei Riley merkte, wie ihr Herz raste.
Diese Antwort wäre so viel leichter, wenn sie nicht wieder diese Gefühle hätte. Damals, bei ihrem ersten Fall, da hatte sie diese Gefühle nicht gehabt und so war es umso leichter gewesen Justus diese Aufgabe zu stellen. Aber jetzt spürte sie die Aufregung mehr als deutlich.
„Justus Jonas.“, sagte sie schließlich, wobei der erste Detektiv den Blick hob. „Ja?“, fragte er nach, so als hätte sie ihn einfach ansprechen wollen. Riley schmunzelte. „Das war meine Antwort auf die Frage und damit auch die Lösung zu dem Rätsel, das ich dir gestellt hatte.“
Justus versuchte seine Gedanken zu sortieren und ihre Aussagen vom ersten Fall nochmals durch zu gehen und es ergab wirklich Sinn. Gerade versuchte der erste Detektiv für sich aus zu machen, wie er nun mit den Informationen umgehen sollte, da unterbrach Bob auch schon die Stille. „Moment Mal. Unser Just? Wann war das denn und warum weiß ich davon nichts?“, fragte er nach, wobei Riley etwas schmunzelte. „Weil ich 12 war und wir zu dem Zeitpunkt noch nicht über solche Dinge geredet haben. Außerdem ist es doch schon ewig her.“ Riley zuckte mit den Schultern und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass dieses ‚ewig her‘ gerade wieder all zu präsent war.
Justus schwieg, während er es nicht verhindern konnte sich eine Frage zu stellen. Wenn Riley in Rockey Beach geblieben wäre, ob er dann heute mit Lys zusammen gewesen wäre, oder doch mit Riley. Er wusste nicht genau, warum er sich diese Frage stellte, doch irgendwie wollte sie ihm auch nicht aus dem Kopf gehen.

Sie spielten noch ein wenig weiter, bis Bob schließlich den Anfang machte, um die Gruppe auf zu lösen. Summer schien etwas enttäuscht, da sie den Blonden nur ein Mal küssen durfte und sie damit ihre Gelegenheit schwinden sah. Bob selbst war ganz froh darüber.
Im Zimmer angekommen, zogen sich Justus und er um und legten sich schließlich in die separaten Betten. „Bob?“ Der Blonde hatte gerade die Augen geschlossen, als Justus ihn noch Mal ansprach. „Warum wusste Peter davon, dass Riley in mich verliebt war, du aber nicht.“ Bob gähnte. „Keine Ahnung, Just. Peter scheint so einiges über meine Schwester zu wissen.“ Er klang nicht gerade erfreut, was Justus durchaus nachvollziehen konnte. Allerdings aus anderen Gründen, jedenfalls glaubte das der erste Detektiv. „Immerhin teilen sie sich kein Zimmer zusammen.“, merkte Justus an, wobei Bob schnaubte. „Welche Erleichterung. Vielleicht ist es einfach auch nur Teil des Plans, damit wir glauben, dass sie wirklich nur Freunde sind.“ Justus konnte den Unmut des Anderen nur all zu gut verstehen. Wenn er Gefühle für Riley hätte, würde ihn die ganze Situation vermutlich auch stören. Was ihn im Moment allerdings mehr störte, war die Tatsache, dass es Bob darunter schlecht ging und das machte es für Justus auch nicht leicht. Anders konnte er sich seine Abneigung gegen beide als Paar – oder was auch immer zwischen ihnen war – nicht erklären, immerhin war es keine Eifersucht, da er mit Lys zusammen war.

Unterdessen waren auch Jeffrey und Peter wieder in ihr Zimmer gegangen und während Jeffrey ins Bad ging, machte sich Peter daran die beiden Taschen vom Bett zu räumen, wobei er doch etwas erschrocken drein sah, als er zufällig die Kondome und das Gleitgel in Jeffreys Tasche sah.
Mit der Ausrede, dass er etwas vergessen hatte, floh er förmlich aus dem Zimmer und sein Weg führte ihn direkt zu Riley.

Chapter 43: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 3

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Peter klopfte und schob anschließend vorsichtig die Tür auf. Summer lag schon in ihrem Bett, während Riley noch mit einer kleinen Leselampe in einem Buch las und schließlich aufblickte. Peter kam auf sie zu. „Hey, hast du eventuell Zeit, um zu reden? Also...“ Er warf einen Blick auf Summer, die sich nicht regte, aber das Risiko war ihm dann doch zu hoch. „… zu Zweit, meine ich.“
Riley nickte, schlüpfte in ihre Schuhe und machte sich anschließend mit Peter auf den Weg zur Lobby. Sie bekamen beide nicht mit, wie Summer sich kurz darauf aufrichtete und nach ihrem Handy griff, um Bob eine Nachricht zu schreiben.
‚Da Riley gerade mit Peter weg ist und es nicht so aussieht, als würden sie sehr bald wieder kommen, hättest du vielleicht Lust rüber zu kommen. Ich fühl mich doch ein wenig einsam <3‘

Riley setzte sich zusammen mit Peter in eine Ecke der Lobby und lächelte aufmunternd, während sie darauf wartete, dass er mit dem Sprechen anfing. Die Lobby war so gut wie leer und es war ziemlich still, weswegen sie ungestört reden konnten. Peter sah sich trotzdem nochmals um und atmete anschließend tief durch. „Ich hab… Also, ich glaube… Jeffrey will den nächsten Schritt gehen.“, erklärte er deutlich aufgeregt wobei Riley die Stirn runzelte. „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dir wirklich folgen kann.“, merkte sie an und Peter stöhnte auf. Eigentlich hatte er immer geglaubt, dass Justus in diesen Dingen schwer von Begriff war, aber offenbar war Riley da genau so langsam. Jedenfalls wirkte ihre Aussage dementsprechend.
„Ich wollte seine Tasche vom Bett räumen und da habe ich...“ Er rutschte ein wenig nervös auf der Bank hin und her und beugte sich anschließend vor, so als könne man sie doch belauschen. „...Kondome und Gleitgel entdeckt.“ Riley runzelte etwas die Stirn und nickte langsam. „Wie es scheint kann ich dir doch etwas folgen. Was ich mich eher frage ist, warum du jetzt mit mir reden willst? Ich mag dich zwar wirklich sehr gern Peter, aber ich möchte ungern dabei sein.“, erklärte sie, wobei Peter verzweifelt mit den Händen über sein Gesicht fuhr und versuchte möglichst ruhig zu atmen und nicht gleich in Tränen aus zu brechen.
„Ich habe Panik bekommen!“, stellte er klar und zog seine Beine etwas an, so als könne das helfen. „Ich meine, es ist nicht so, als würden wir nur Händchen halten und uns küssen. Aber Sex? Ich hab überhaupt keine Ahnung, was ich da machen soll, oder ob ich überhaupt schon dazu bereit bin.“
Riley hob die Brauen, hörte Peter aber weiter zu.
„Was ist, wenn ich total schlecht darin bin? Oder wenn ich feststelle, dass ich zwar so auf Kerle stehe, aber Sex einfach nichts für mich ist. Also, jedenfalls Anal. Vielleicht gebe ich mich auch gerne mit Blowjobs und Handjobs zufrieden? Oder was mache ich, wenn es weh tut? Oder ich ihm weh tue… Siehst du, ich weiß noch nicht mal, wer was machen soll, wie soll ich da überhaupt mit ihm Sex haben? Vielleicht sollte ich einfach Schluss machen, immerhin sind wir offensichtlich nicht auf einer Wellenlänge.“
Die Worte sprudelten nur so aus dem Rotschopf raus, bis Riley ihm schließlich beschwichtigend eine Hand auf die Schulter legte.
„Jetzt beruhige dich erst Mal.“, erklärte sie und wies Peter an ein wenig tiefer zu atmen. „Hast du vielleicht einfach mal daran gedacht mit ihm darüber zu reden? Ich meine, ihr seid keine Teenager mehr. Und es ist wirklich sinnvoller deine Ängste und Sorgen in Sachen Sex mit deinem Partner zu besprechen, statt mit jemand Anderen.“ Peter schwieg und presste leicht die Lippen aufeinander. „Aber, was ist wenn er dann einfach geht, oder enttäuscht ist?“, fragte er nach, wobei Riley nur mit den Schultern zuckte. „Dann ist er ein Idiot. Ich glaube zwar nicht, dass Jeffrey das machen würde, aber wenn, dann hast du im Grunde nichts verloren und dann tausche ich auch ohne Probleme das Zimmer mit ihm.“, erklärte sie und Peter seufzte leicht.
Er wusste, dass Riley Recht hatte, dass sie nicht viel ausrichten konnte. Außerdem hatte er es selbst schon gesehen, dass Jeffrey wirklich verständnisvoll war, auch wenn es Peter selbst störte, dass er so unerfahren und nervös war. Dabei hatte er schon Sex gehabt, nur eben nicht mit einer Person seines Geschlechts.

„Muss ich wirklich wieder da hoch?“, fragte Peter nach, wobei die Blonde etwas die Stirn runzelte. „Willst du etwa in der Lobby übernachten?“ Das wollte der Rotschopf nicht, doch es machte ihm schon ein wenig Angst wieder zurück zu Jeffrey zu müssen. Riley hatte absolut Recht, dass er diese Dinge mit ihm besprechen sollte. Wie also sollte Peter ihm erklären, warum er abgehauen war und so lange gebraucht hatte wieder zurück zu kommen? Auch wenn Peter bewusst war, dass er spätestens am nächsten Tag mit Jeffrey sprechen musste, immerhin waren sie im gleichen Hotel und in einer Beziehung. Er würde ihm wohl nicht ewig aus dem Weg gehen können.
„Ich sollte vielleicht wirklich wieder zu ihm. Auch wenn ich wirklich keine Ahnung habe, was ich ihm sagen soll.“ Riley legte Peter einen Arm um die Schulter und strich beruhigend über dessen Rücken. „Erklär ihm einfach, dass du Angst bekommen hast, weil du noch nicht so weit bist. Und entschuldige dich einfach, dass du weggerannt bist. Und wenn er dann tatsächlich sauer sein sollte, schieß ihn in den Wind und komm zu mir.“, bot sie an, wobei Peter sachte nickte.

Peter wusste nicht, wie lange er genau mit Riley unten gewesen war, aber es war definitiv länger als zehn Minuten. Lang genug, damit Jeffrey bestimmt längst klar war, dass der Rotschopf nichts vergessen hatte.
Vorsichtig öffnete er die Tür zu seinem Zimmer und sah, wie Jeffrey auf dem Bett saß und ein wenig an seinem Handy spielte, dieses aber weg legte, als Peter den Raum betrat. „Hast du etwas auf der Skipiste vergessen, oder warum hat das jetzt eine Stunde gedauert? Oder seid ihr schon wieder in irgendeinen Fall geraten?“, wollte der Blonde auch sogleich wissen, wobei Peter die Tür hinter sich schloss, allerdings genau davor stehen blieb, so als hätte er Angst davor näher zu kommen.
„Nein...“, begann er seine Erklärung und versuchte überall hin zu sehen, nur nicht zu Jeffrey, der doch etwas angefressen klang, da er immerhin für eine Stunde versetzt worden war.
„Ich hatte einfach Panik bekommen.“, brachte er heraus, woraufhin sich Jeffrey aufsetzte und Peter genauer ansah. „Panik? Jetzt sag bitte nicht, dass es hier drin spukt, ich will ungern mitten in der Nacht das Zimmer wechseln müssen.“, merkte er an und Peter holte Luft, um dann so schnell wie möglich eine Erklärung ab zu geben. Einfach, damit es raus war. „Ich hatte Panik, weil ich noch nicht glaube, dass ich schon bereit für Sex bin.“ Peter hatte wirklich eine sehr kurze Fassung geäußert, obwohl da eigentlich viel mehr hinter steckte und dass Jeffrey nicht ganz genau wusste, wie er nun darauf gekommen war, verriet ihm sein Blick.
„Ich hab das Gleitgel und die Kondome gesehen und bin dann in Panik geraten und zu Riley, um zu fragen, wie ich mich verhalten soll.“ Peters Stimme wurde zum Schluss hin immer kleinlauter, da er selbst merkte, dass dies keine so gute Idee gewesen war.
Dennoch trat ein mildes Lächeln auf Jeffreys Lippen und er klopfte neben sich aufs Bett, woraufhin Peter sich setzte. „Du hättest mich auch einfach fragen können, Peter.“, erklärte er und in seiner Stimme lag schon ein wenig Enttäuschung. Peter formte seine Lippen zu einer schuldbewussten, dünnen Linie, bevor er seinen Freund genauer ansah.
„Also, willst du keinen Sex mit mir?“, fragte der Rotschopf nach und wusste gerade selbst nicht, welche Lage ihm mehr Angst machte. Dass Jeffrey Sex wollte, oder eben nicht?
Allerdings lachte dieser. „Natürlich will ich Sex mit dir.“ Er pausierte kurz, während Peter kaum merklich von ihm abrückte und der Blonde kurz darauf seine Hand ergriff. „Aber nur dann, wenn du es auch willst und zwar wirklich.“ Peter schluckte und warf einen Blick zur Tasche seines Freundes, die auf dem Boden lag. „Aber, warum hast du dann Gleitgel und Kondome dabei, ohne das vorher mit mir zu besprechen?“, fragte er nach.
„Weil man nicht immer solche Dinge einplant und ich einfach auf Nummer sicher gehen wollte. Oder wärst du scharf darauf gewesen Bob zu fragen, ob er diese Dinge dabei hat?“ Peter wurde rot um die Nase und spürte einen Moment später auch schon Jeffreys sportlich definierte Arme um seinen Oberkörper.

„Ich verstehe ja, dass Riley deine beste Freundin ist, aber bitte, wenn solche Dinge nochmals auftreten, sprich mich vorher an. Oder habe ich dir je das Gefühl gegeben, dass ich kein Verständnis hätte?“ Peter schüttelte mit dem Kopf. „Ich wollte dich einfach nur nicht… hängen lassen...“, murmelte er leise, wobei sein Freund die Augenbrauen hob und tief durchatmete. „Ich wusste von Anfang an, worauf ich mich einlasse und ich hab viel zu lang darauf gewartet diese Augenblicke mit dir zu erleben, als dass ich in irgendeiner Weise enttäuscht sein könnte.“
Peter löste sich aus seiner Umarmung und runzelte etwas die Stirn.

„Ich liebe dich, Peter.“

Fassungslos schaute er Jeffrey an. Es war nicht so, als würde er seinen Freund nicht mögen, aber von Liebe würde er noch lange nicht sprechen. Und egal welchen Monstern sich Peter je gestellt hatte, das hier war im Grunde ein wirklicher Albtraum. Da saß Jeffrey nun vor ihm und hatte ihm seine Liebe erklärt und genau diese Worte hingen nun folgenschwer im Raum. Eigentlich hatte der Rotschopf noch etwas sagen wollen, noch eine Entschuldigung, dass er einfach zu Riley gerannt war, aber nun traute er sich nicht mehr auch nur irgendwas zu sagen. Was sollte er auch darauf erwidern? Sich bedanken und weiter machen, wie bisher? Das ging schlecht, immerhin hatte er nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Jeffrey ihm die Liebe erklären würde und so wieder dieser zuvor geklungen hatte, hegte er diese Gefühle schon eine ganze Weile, was Kellys Eifersucht tatsächlich mal nicht unbegründet machte. Aber Peter konnte es nicht erwidern, da er einfach nicht so tief empfand. Er mochte Jeffrey, etwas mehr, als dass man einen besten Freund mögen würde, aber immer noch etwas weniger, als dass er Bob mochte.
„Schon okay, Peter. Du musst es nicht sagen und ich weiß, dass du nicht das gleiche empfindest. Und unser Deal steht immer noch. Ich wollte es einfach nur mal laut ausgesprochen haben.“
Damit lehnte sich Jeffrey vor und gab dem Rotschopf einen Kuss auf die Lippen, welcher eher abwesend erwidert wurde.
„Tut mir Leid.“, brachte Peter schließlich hervor, wobei Jeffrey seinen Kopf schüttelte. „Entschuldige dich nie für deine Gefühle, nicht bei mir. Ich kenne dich lange genug und dass ich mich hierauf einlasse, ist definitiv mein eigenes Problem und nicht deines.“, erklärte er, was allerdings nicht wirklich gegen das schlechte Gewissen von Peter half. Jedenfalls nicht in dem Moment.
„Ich möchte einfach nur, dass du weißt, was ich fühle und selbst wenn das hier keine Zukunft hat, möchte ich, dass wir weiter Freunde bleiben.“, erklärte Jeffrey nochmals, woraufhin Peter leicht nickte. Es folgte zunächst längeres Schweigen, bevor Peter anschließend wieder das Gespräch suchte, wobei sie zunächst über Jeffrey, seine Gefühle und die gesamte Situation sprachen. Allerdings konnte der Blonde ihm glaubhaft versichern, dass das hier für ihn vollkommen in Ordnung war und er einfach damit glücklich sein würde, so lange es eben anhielt.
Danach folgte ein längeres Gespräch über Sex, was Peter wirklich so einige Fragen beantworten konnte und tatsächlich nahm Jeffrey ihm die Angst, dass er selbst schlecht sein könnte, oder etwas falsch machte. Wichtig war dabei allein die Kommunikation, was Peter dann doch etwas an Justus erinnerte, da dieser mal etwas Ähnliches gesagt hatte.
Das Ganze endete dann darin, dass sie sich schließlich wieder küssten und Peter sich komplett auf Jeffrey einließ, ohne an irgendwelches Gefühlschaos zu denken. Er schaltete einfach ab und hielt sich daran etwas zu sagen, wenn ihm etwas nicht gefiel, während Jeffrey nachfragte, bevor er dann doch ein Stück weiter ging.

Chapter 44: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 4

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Peter hatte wirklich eine schöne Nacht mit Jeffrey gehabt, auch wenn es erst nicht so schien. Er war froh, dass sie sich langsam voran tasteten und dass er nun manche Fragen besser beantworten konnte. Allerdings ahnte er gerade auch noch nicht, dass der Stress bezüglich Sex noch relativ harmlos war, im Vergleich zu dem, was noch kommen würde.

Bob war relativ früh wach, zumindest für seine Verhältnisse. Dies lag wohl daran, dass Justus schon am Morgen damit begonnen hatte mit Lys zu telefonieren. So wie er heraushören konnten, stritten sich die Beiden. Jedenfalls erklärte Justus nun zum dritten Mal, dass er hier keinen wirklichen Urlaub machte, sondern hier war, um Bob zu unterstützen und er überredet wurde. Des Weiteren erklärte der erste Detektiv, dass es deutlich unhöflich gewesen wäre ab zu lehnen, wo doch Mr. Colslow Geld mit beigesteuert hatte, damit nicht nur Bob und seine Band hier übernachten konnten. Soweit Bob es verstand, schien Lys nicht begeistert davon zu sein, zur Vorpremiere ohne ihren Freund zu erscheinen und dass sie dies wohl auch schon vorher geäußert hatte.
Nachdem Justus aufgelegt hatte, seufzte er schwer und ließ sich auf sein Bett nieder. „Ärger im Paradies?“, fragte Bob frech grinsend, wobei der erste Detektiv nicht wirklich begeistert aussah. „Ich würde sagen, dass sich der Ärger wieder legt und trotzdem verstehe ich nicht, was das Problem ist. Früher hatte sich Lys nie darüber beschwert, wenn ich weg gefahren bin, auch nicht, wenn solche Ereignisse anstanden. Ganz im Gegenteil, sie hat mich immer unterstützt. Ich schätze, dass sie schlicht aufgeregt wegen der Vorpremiere ist und so versucht ihren Frust los zu werden. Ich bin zwar nicht sonderlich begeistert, dass ich nun Opfer ihrer Launen werde, aber eine Beziehung kann nun mal nicht nur aus guten Seiten bestehen.“
Bob nickte nur leicht. Er selbst hätte vermutlich jetzt schon keine Lust mehr auf diese Beziehung gehabt und hätte die Sache schnell beendet. Aber Justus war einfach nicht der Typ dafür, weswegen er sich da auch nicht weiter einmischte und annahm, dass der erste Detektiv schon wusste, was er tat. Jedenfalls hoffte Bob das.

Nachdem Justus unter die Dusche verschwand, nahm Bob sein Handy zur Hand und runzelte etwas die Stirn, als er eine Nachricht von Summer sah. Vor Allem aber, wunderte er sich über die Uhrzeit. Er hatte die Nachricht erhalten, kurz nachdem er eingeschlafen war. Als er sie schließlich öffnete und las, verging ihm so einiges und sofort schrieb er eine Frage zurück, wie lange Riley und Peter weg gewesen waren. Natürlich entschuldigte er sich auch dafür, dass er bereits geschlafen hatte. Nicht, weil es ihm wirklich Leid tat, sondern eher um Summer bei Laune zu halten, damit er die nötigen Informationen erhielt. Es funktionierte. Auch wenn ihm die Antwort gar nicht zusagte und er somit von seinem Bett aufsprang und hinüber zu Justus eilte, der gerade aus der Dusche gekommen war und sich nun die Zähne putzte.
„Ich kann es wirklich nicht fassen. Da glaubt man, man kann seinem besten Freund vertrauen und dann macht der so was...“, berichtete der Dritte aufgeregt, was Justus dazu veranlasste seine Zahnbürste aus dem Mund zu nehmen. „Deinen Worten entnehme ich, dass du von Peter und nicht von mir redest. Auch wenn ich gerade nicht genau weiß, was Peter getan hat, da mir hier einige Informationen fehlen.“, erklärte der Schwarzhaarige, woraufhin Bob Luft holte und schließlich zu erklären begann:
„Summer hat mich gestern Nacht gefragt, ob ich rüber kommen möchte, da Riley mit Peter weg ist, um zu ‚reden‘. Dieses ‚Gespräch‘ hat offensichtlich über eine Stunde gedauert. Im Ernst, wen wollen die Beiden zum Narren halten? Entweder sie sollen endlich offen sagen, was zwischen ihnen ist, oder es ganz sein lassen. Wobei es mir lieber wäre wenn sie gar nichts tun würden.“

Justus spülte seinen Mund aus und trocknete sich diesen ab, bevor er sich wieder zu Bob wandte. „Gut, dann sollten wir den Beiden sagen, dass wir es für besser halten, wenn sie keine Beziehung oder etwas in der Art führen.“ Bob runzelte die Stirn. „Wir?“, fragte er nach, wobei Justus nickte und anschließend in seine Kleidung stieg.
„Nun, ich hatte nicht vor mich ein zu mischen, solange die gesamte Situation unsere detektivische Zusammenarbeit nicht gefährdet. Da du Gefühle für Peter hast und offensichtlich eifersüchtig bist und es dich verletzt, sehe ich eine Gefahr für unsere allgemeine Zusammenarbeit und dementsprechend sollten wir zumindest diesen Teil offen legen.“
Bob stockte kurz und wurde etwas rot. Für einen Moment fragte er sich, woher Justus davon wusste, erinnerte sich dann allerdings an genügend betrunkene Szenarien, wo Bob ihm sein Herz ausgeschüttet hatte.
„Und wie sollen wir den Beiden das bitte erklären, ohne dass meine Gefühle erwähnt werden?“, fragte er nach, wobei Justus nun das Badezimmer verließ.
„Nun, du begründest deinen Unmut mit der Heimlichtuerei und mit der Tatsache, dass Riley deine Schwester ist und ich lass mir etwas Anderes einfallen. Auch wenn es vielleicht nicht so erscheint, bin ich hierbei auf deiner Seite. Natürlich können wir es nicht verhindern, sollten beide wirklich eine Beziehung führen. Trotzdem sehe ich hier eine ganz klare Gefährdung, da Peter auch überhaupt nicht Rileys Typ ist. Das Ganze schreit danach, dass es mit mindestens einem gebrochenen Herzen endet und dies gilt es zu verhindern, bevor die drei Fragezeichen sich im schlimmsten Szenario noch trennen.“
Bob blinzelte etwas erstaunt, nickte dann aber und sprang nun seinerseits unter die Dusche, wo er versuchte noch Mal seine Gedanken zu sortieren.
Als er anschließend komplett angezogen, mit Kontaktlinsen und frisierten Haaren aus dem Bad kam, blieb ihm dann doch nur noch eine Frage im Gedächtnis. „Sag mal Just, woher weist du eigentlich welchen Typ Riley hat?“, wollte er wissen, wobei der erste Detektiv die Schultern zuckte. „Sie hatte es mir mal gesagt, als wir über ein Handyspiel redeten.“, erklärte er, was Bob zufrieden stellte.
Es war immerhin auch nicht gelogen und wenn Justus die Situation betrachtete, dann war Peter wirklich nicht ihr Typ. Er wollte einfach nicht, dass einer von ihnen verletzt wurde, immerhin waren sie ihm beide wichtig.

Beim Frühstück erklärten sie beide Peter und Riley, dass sie mit ihnen im Vertrauen etwas besprechend mussten und baten sie aus diesem Grund auf ihr Zimmer.
Beide erschienen auch und standen zunächst etwas verwundert dar, bevor Riley auch schon begann, dass sie jetzt nicht schon wieder über Jack reden wollte, doch Bob schüttelte den Kopf. „Genau genommen, geht es um euch beide.“, erklärte er und Peter verdrehte leicht die Augen. „Wie oft denn noch, wir haben nichts am Laufen.“, versuchte er es erneut, doch Bob schnaubte. „Und warum hast du Riley dann gestern Abend aus ihrem Zimmer geholt und jetzt sag bloß nicht zum Reden, ich weiß wie solche Gespräche ablaufen. Ich bin derjenige, der solche ‚Gespräche‘ normalerweise führt. Allerdings nicht mit der Schwester von meinem besten Freund, um ihm dann noch ins Gesicht zu lügen. Ich finde das wirklich nicht gut und finde, dass ihr entweder ehrlich sein solltet, oder euch trennen solltet. Justus sieht das im Übrigen genau so.“
Peter hatte keine Chance mehr sich zu verteidigen und Riley hob schlicht die Brauen und sah Justus an. „Was siehst du genau so?“, wollte sie es nun spezifischer von dem ersten Detektiv wissen und man merkte an ihrer Stimmlage, dass sie wirklich sauer war. Sie hasste es einfach, dass sich Bob so viel heraus nahm und dass auch noch Justus mit machte.
„Nun, ich habe lediglich angemerkt, dass ich es ebenfalls nicht gerade für eine gute Beziehung halte, zumal Peter nicht ganz deinem Typ entspricht, den du mir, wenn ich dich erinnern darf, beschrieben hast.“
Bob nickte bekräftigend. „Ich will einfach nicht, dass ihr euch gegenseitig verletzt. Ich meine, merkt ihr denn nicht, dass ich dann komplett zwischen den Stühlen sein würde?“, fragte er nach, wobei Riley Luft holte und nun auf ihren Bruder zutrat.
„Weil du bisher ja immer so großartig für mich und meinen Liebeskummer da warst. Ich erinner mich noch genau, wie du Stunden mit mir telefoniert hast, als mich Richard wegen einer Anderen verlassen hat, oder Marcus, dem ich zu intelligent war und mich ruhig mal dümmer stellen könnte. Ach oder als Alex und ich uns getrennt haben, weil unsere Unis zu weit auseinander liegen würden! Oh, halt… Stimmt! Du hast dir nie etwas davon angehört, weil du zu beschäftigt damit warst, dich über Peter und Kelly auf zu regen, oder deine unzähligen Freundinnen! Oder mich um Hilfe zu beten, weil ihr mal wieder in einem Fall nicht weiter kamt und selbst Justus manchmal das Offensichtliche übersieht. Wie er gestern Mal wieder so schön unter Beweis gestellt hat.“
Justus sog die Luft ein und versuchte dennoch diplomatisch zu bleiben. Wenn er jetzt auch noch laut und angriffslustig werden würde, würde die gesamte Situation komplett eskalieren, weswegen er schlicht in einem ruhigen Ton weiter sprach.
„Riley, uns geht es lediglich darum, dass eine derartige Verbindung unter Kollegen schädlich für unser Detektivbüro sein könnte.“
„Eine Verbindung unter Kollegen?“ Riley spuckte diese Worte förmlich aus, bevor sie zu Peter sah. „Gib mir mal bitte eure Karte.“, forderte sie, woraufhin Peter in seine Tasche griff, allerdings ein wenig verwirrt schien. „Wieso das denn?“, wollte er wissen, doch Riley nahm die Karte entgegen, räusperte sich kurz und las dann laut vor:
„Die drei Detektive, wir übernehmen jeden Fall, ???. Erster Detektiv: Justus Jonas, zweiter Detektiv: Peter Shaw, Recherchen und Archiv: Bob Andrews.“ Riley drehte die Karte herum, so als suche sie etwas, wurde jedoch nicht fündig. „Komisch, hier steht nichts von vier Detektiven, oder einer Riley Andrews, Kollege!“
Damit schmiss sie Justus die Visitenkarte entgegen und reckte das Kinn. „Ist natürlich klar, bei euren Fällen kann ich euch jederzeit behilflich sein und wenn es darum geht, euch in mein Beziehungsleben ein zu mischen, dann bin ich fester Bestandteil der drei Fragezeichen. Aber für den Abdruck in der Visitenkarte reicht es natürlich nicht. Ich hab genug von diesem Theater!“
Damit schritt sie wütend aus der Tür und knallte diese sogar demonstrativ zu. Peter schnaubte verächtlich. „Ich hoffe ihr seid wahnsinnig stolz auf euch.“, merkte Peter an, wobei Bob noch immer deutlich wütend aussah. „Sie ist meine Schwester und ich will einfach nicht, dass einer meiner besten Freunde mit ihr ins Bett steigt und am Ende alles kaputt geht!“, verteidigte er sich erneut, was Peters Laune auch nicht besser werden ließ. Vielleicht hätte er seine nächsten Worte überdacht, wäre er selbst nicht so wütend gewesen.
„Also bin ich nicht gut genug für deine Schwester?“, fragte er provokant nach, wobei Bob die Augen verdrehte. „Das habe ich nicht gesagt, ich meine lediglich, dass es nicht gerade gut ist, wenn ihr beide...“
Peter winkte ab. „Spar es dir. Ich geh Riley suchen.“, merkte er nur an und hatte seine Hand schon auf der Klinke, bevor er sich doch wieder zu seinen Freunden drehte.
„Oh und bevor ihr euch wieder solche wahnsinnigen Sorgen macht und euch fragt, ob wir wieder vögeln… Ich steig nicht mit Riley ins Bett, sondern mit Jeffrey! Ich bin schwul! Tolles Outing, vielen Dank!“ Und damit knallte auch Peter die Tür zu, was Bob zusammen zucken ließ.
Justus hatte sich inzwischen zu der Visitenkarte gebeugt, um diese auf zu heben und fühlte sich wirklich schlecht.

„Das haben wir wirklich vermasselt.“, merkte der erste Detektiv an und schmiss die Visitenkarte in den Müll. „Peter ist schwul...“, brachte Bob recht fassungslos hervor und sah zu Justus, welcher nickte. „Riley hat es vermutlich die ganze Zeit gewusst und darum hatte sie kein Problem einfach bei ihm im Bett zu schlafen, weil sie wusste, dass er sie nicht attraktiv finden würde. Und auch diese Ausrede mit Jennifer. Mit dem, was wir jetzt wissen, handelt es sich hierbei um Jeffrey. Was auch erklärt, warum Jeffrey eigentlich mit bei diesem Ausflug ist und sich Peter unbedingt mit ihm ein Zimmer teilen wollte.“
Bob hörte dem ersten Detektiv kaum zu, während dieser seine neuen Erkenntnisse kund tat. Stattdessen starrte er nur die Tür an und runzelte etwas die Stirn. „Aber, warum hat er nicht mit uns geredet. Ich meine, ist nicht so, als würden wir ihn deswegen anders behandeln. Ganz im Gegenteil, ich wäre sogar froh gewesen, wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich ihn fragen können, ob wir auf ein Date wollen.“
Justus schloss für einen Moment die Augen. „Weil es hierbei nicht um uns geht, Bob. Selbst ich verstehe das. Wir sollten uns wirklich schnell bei Peter entschuldigen. Jedenfalls sobald seine Wut verflogen ist.“

Chapter 45: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Spiegel der Vergangenheit

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Es war ungefähr drei Wochen zuvor, als Justus Jonas noch in der Nacht an seinem Schreibtisch saß und ein Programm zur Bildbearbeitung geöffnet hatte. Neben ihm stand eine leere Tasse Kaffee während er verschiedene Ebenen des Bildes hin und her schob und ihm nichts so recht gefallen wollte.
„Du bist noch wach?“, fragte Lys, die nun aus dem Bett des ersten Detektives aufstand und zu ihm hinüber ging. „Komm ins Bett, es ist zwei Uhr morgens.“, forderte sie, doch Justus schüttelte nur den Kopf. „Geht nicht, ich habe das schon zu lange auf geschoben.“, merkte er an, wobei sich Lys nun genauer das Bild besah.
„Eure Visitenkarte? Aber ihr habt doch schon eine.“ Eine Anmerkung, die Justus knapp nicken ließ. „Gut beobachtet, allerdings ist die Karte nun unvollständig.“ Lys runzelte die Stirn und sah dabei zu, wie er neben sich, Peter und Bob noch einen weiteren Namen einfügte. Die Blonde seufzte schwer und lehnte sich schließlich an den Tisch. „Hast du sie überhaupt gefragt, ob sie auf eurer Visitenkarte stehen will?“, fragte Lys nach, wobei Justus das Problem nicht ganz verstand.
„Riley hat uns schon in so vielen Fällen geholfen und es war eigentlich schon längst an der Zeit sie offiziell zum Mitglied der drei Fragezeichen zu machen. Ohne sie hätte ich fast die falsche Person eines Mordes beschuldigt.“
Lys streckte sich kurz und nickte. „Das hast du mir nun schon zum fünften Mal erzählt, Just. Würde ich dich nicht kennen, könnte ich glatt eifersüchtig werden.“ Der erste Detektiv sah von seinem Laptop auf und verstand nicht, wie Lys nun darauf kam. Sie kannte ihn zu gut, weswegen sie auch seinen fragenden Blick richtig interpretierte. „Keine Sorge, ich bin nicht eifersüchtig. Aber trotzdem frage ich mich, was an ihr so besonders ist, dass du extra die Visitenkarte änderst. Du hasst es normalerweise, wenn jemand dazu in der Lage ist, dir die Show zu stehlen und noch dazu, wenn jemand dann ebenso intelligent ist wie du. Ich will es nur verstehen.“
Justus nickte und wusste, dass er Lys die Antwort schuldig war. Sie war seine Freundin und die beiden kannten sich zu lange, als dass er ihre Gefühle dadurch verletzen könnte. Jedenfalls nahm er dies an.
„Das ist kein Wettkampf. Es geht nur darum die Wahrheit zu finden. Darum sind wir Detektive.“, wiederholte er im Groben Rileys Worte, woraufhin Lys verwundert die Brauen hob.
„Ich weiß, dass ich in der Vergangenheit diese ganzen Dinge, gerade mit klugen Köpfen wie mir, eher als Konkurrenzkampf gesehen habe. Aber Riley hat mich erkennen lassen, dass es hierbei nicht darum geht wer einen Fall schneller löst oder besser darin ist, Zusammenhänge zu erkennen. Es geht im Grunde nur um das richtige Ergebnis.“ Justus schob erneut einen Textbaustein herum und vergrößerte ihn.
„Riley ist in der kurzen Zeit zu einer sehr guten Freundin geworden, was ich nicht erwartet hätte. Ich würde sogar glatt behaupten, dass sie inzwischen meine beste Freundin ist.“ Lys schwieg und sah Justus einfach an, während er weiter erklärte.
„Sie macht mich zu einem besseren Detektiv. Wobei das auch etwas falsch ausgedrückt ist. Ich werde ein besserer Detektiv, wenn sie dabei ist. Nicht, weil ich besser sein will als sie, sondern weil ich in der Lage dazu sein will, Fälle auch mit ihren Augen zu betrachten. Der emotionale Part ist mir schon immer relativ schwer gefallen, wie du weißt. Aber niemand konnte mir bisher begreiflich machen, wie wichtig dies auch in Kriminalfällen sein kann. Aber sie macht das nicht auf diese belehrende Weise, wie ich sie nur zu gern anwende. Sie macht es auf ihre ganz eigene Art. Sie fordert mich heraus, ohne wirklich einen Krieg dabei zu entfachen.“ Der erste Detektiv lächelte milde. „Es ist schwer es genau zu erklären.“
Lys beobachtete, wie sich das Braun in Justus Augen zu wandeln schien, während er von Bobs Schwester sprach. Sie wollte nicht eifersüchtig sein. Sie kannte Justus länger, besser. Sie wusste, dass er ihr schon längst gesagt hätte, wenn da mehr wäre, als eine gute Freundschaft und dass er so von ihr erzählte, wunderte Lys bei Riley auch nicht. Sie hatte sie kennengelernt und während Andere nie mit Justus wirklich zurecht gekommen waren, sogar zeitweise durchaus beleidigt von seiner Art schienen – selbst Peter und Bob – schien sie ihn einfach zu verstehen. Natürlich diskutierten die Beiden, das hatte auch schon Lys bemerkt. Aber keine Worte die Justus wählte, schienen Riley dazu zu verleiten einfach den ersten Detektiv zu meiden. Dass Justus nicht viele solcher Freunde hatte, wusste sie auch.
„Verstehe. Es ist schön, dass du dich mit ihr angefreundet hast. Bob freut das sicherlich auch.“, merke Lys nur an und sah dabei zu, wie Justus die Namen der Detektive einfärbte und nicht die Fragezeichen. Auch dass er es einfach bei drei Fragezeichen beließ. Aber vermutlich weil dies inzwischen ihr Markenzeichen war und die drei Fragezeichen eine Bedeutung hatten und nicht einfach für die Drei standen.
„Warum denn grün?“, fragte Lys nach, wobei Justus mit den Schultern zuckte.
„Die Farbe hat Peter ausgesucht. Nicht, dass er das genau weiß. Er hatte damals uns drei Farben zugeordnet, anhand der Klang unserer Stimmen und ich habe ihn beiläufig gefragt, welche Farbe seiner Meinung nach Riley hätte. Als Synästhetiker ist es nur logisch, dass ich ihn hierbei gefragt habe. Peter ordnete Riley dann die Farbe Opalgrün zu.“
Lys nickte. Mit Peter wollte sie wirklich nicht über eine Farbwahl diskutieren. Sie verstand zwar nicht, wie er auf diese Dinge kam, aber das war auch nicht weiter von ihrem Interesse. „Also wissen Peter und Bob auch nicht, was du vor hast?“, fragte sie nach, wobei Justus nun die Stirn runzelte.
„Ich bezweifle, dass sie mir bei dieser Entscheidung widersprechen würden. Und was Riley betrifft gehört sie auch schon länger dazu. Die Karte macht es nur offiziell.“
Lys redete Justus nicht weiter in seine Entscheidung hinein und bat ihn einfach nur darum, nicht mehr all zu lange wach zu bleiben, da er am nächsten Tag Vorlesung hatte.

Chapter 46: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 5

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Auch bis zum Nachmittag hatten sich weder Peter noch Riley beruhigt. Auch wenn Bob sich gerne mal allein mit Peter unterhalten hätte, so war dies mit den ganzen Soundchecks und Vorproben nicht wirklich vereinbar. So musste er wohl weiter warten, dass er irgendwie eine Gelegenheit bekam. Auch beim Mittagessen, setzten sich die Beiden nicht wie Üblich zu Justus und Bob. Während Bob das Ganze mitnahm, schien Justus doch recht ruhig zu bleiben. „Sie brauchen Zeit, wenn wir jetzt hingehen, eskaliert die Situation nur wieder.“
So waren Justus Worte gewesen, was Bob doch sehr erstaunte. Normalerweise hätte er eher erwartet, dass Justus die beiden als Erstes anspricht und versucht die Situation mit einem logischen Blickwinkel zu erklären, was am Ende dazu führte, dass man sich selbst wegen eines Streites dumm vorkam. Aber Justus Jonas blieb ruhig und hielt sich in seinem Zimmer auf, um seine Bücher zu wälzen.

Am Nachmittag hatten Jeffrey und Peter eigentlich vor gehabt Ski fahren zu gehen, woraus aber leider nichts wurde, da das Wetter deutlich umschlug. Es wurde dunkler und der Schnee wütete stark. Dementsprechend hatten sich Jeffrey, Riley und Peter im Foyer zusammen gesetzt und spielten Karten.
„Wie lange wollt ihr eigentlich die Beiden mit Ignoranz strafen?“, erkundigte sich Jeffrey vorsichtig, wobei Peter schnaubte. „So lange, bis sie ihre Lektion gelernt haben.“, merkte er deutlich angesäuert an, wobei Jeffrey ihm einen Kuss gab. „Dann also eine ganze Ewigkeit, oder bis mal wieder jemand in Gefahr steckt.“, schmunzelte Jeffrey, wobei Riley die Karten zur Seite legte und etwas trübsinnig aus dem Fenster sah. „Ach als ob sich die Beiden bei mir entschuldigen. Wie ich Bob kenne, wird er das alles ab einem gewissen Punkt ignorieren und so tun, als wäre nie etwas gewesen. Und Justus wird sich vollkommen im Recht sehen.“ Sie schüttelte nur mit dem Kopf.
Jeffrey sah zu Peter, so als erwarte er, dass er nun solche Dinge äußerte, wie: „Die Entschuldigen sich ganz bestimmt...“ Aber der Rotschopf konnte Riley da nur zustimmen. Bob hatte die Neigung diverse Problematiken einfach weg zu ignorieren und sich dann zu verhalten, als wäre alles wie immer. Es sei denn, es war wirklich etwas Großes geschehen, dann kam er doch mal an und redete darüber. Bei Peter selbst kam es dann immer drauf an, wie viel Gewicht er den Streitereien gab. Bei kleineren Eskapaden war er nicht nachtragend und akzeptierte einfach, dass nicht mehr darüber geredet wurde. Bei größeren Sachen konnte auch er durchaus Stur sein, nur dass er eben Bob sehr viel schneller verzieh, als er es bei Justus tat.
Justus Jonas war dahingehend sogar noch schwerer von einer Entschuldigung zu überzeugen. Denn im Grunde sah er selten einen Fehler ein und erklärte gerne mal ausführlich, warum er nicht falsch lag und ein Streit keinen Sinn ergab. Hinzu kam, dass er diese Dinge dann so ausführlich erklärte, dass man sich zum Schluss wirklich fragte, ob ein Streit wirklich logisch war und ob Justus wirklich so falsch gelegen hatte. Allerdings bezweifelte Peter, dass Justus mit der Taktik bei Riley eine Chance hätte.
Diese stand schließlich auf und seufzte. „Ich geh auf mein Zimmer, bis später.“ Peter sah ihr nach und lehnte sich schließlich an Jeffrey. „Ich glaube nicht, dass es diesmal mit einer einfachen Entschuldigung getan ist.“, merkte er nur an und Jeffrey legte einen Arm um ihn. „Da könntest du Recht haben.“

Es dauerte wirklich nicht lange bis der Schnee so hoch lag, dass Peter keinen Zweifel daran hatte, dass man hier nur noch schwer raus kam. Immerhin hatte sich der Sturm ein wenig gelegt. Aber zur Piste würden Jeffrey und er dennoch nicht kommen, da es noch dauern würde bis die Wege wieder frei waren. Ein wenig enttäuscht war er schon, aber leider hatte niemand Einfluss auf das Wetter. So warteten sie schlicht darauf, dass de Abendveranstaltung endlich losgehen würde. Denn auch wenn er sauer auf Bob und Justus war, würde er sich Bobs Auftritt nicht deswegen entgehen lassen. Nur weil sie sich mal stritten, war nicht gleich die ganze Freundschaft dahin und dementsprechend würde er sich auch noch mit Jeffrey zurecht machen, bevor alles los ging.
Jedenfalls war das der Plan gewesen, welcher allerdings unterbrochen wurde, als einer der Gäste im Foyer fürchterlich zu schreien anfing und auf das Fenster deutete. Peter schloss für einen Moment die Augen. „Bitte lass es nur eine Maus gewesen sein.“, murmelte der Rotschopf und erhob sich von seinem Platz. Jeffrey folgte ihm und auch Justus und Bob waren nicht weit von ihnen entfernt.

Im Baum, vor dem Fenster hing eine Frau, blond und nur mit einem weißen Tuch bedeckt. Die Haut hatte einen bläulichen Schimmer und soweit es Justus erkennen konnte, gab es eine Blutspur am Körper. „Jeffrey, lass uns nach draußen. Bob, du rufst einen Krankenwagen, Peter, hol Riley!“
Gerade in dem Moment bedarf es keiner Entschuldigung, sondern einfach nur Taten, weswegen sich auch Peter hierbei nicht quer stellte, sondern los eilte. Bob wollte auch gerade los laufen, als einer der Gäste sich äußerte. „Ich hab versucht die Polizei zu kontaktieren, aber sie kommen nicht durch.“, merkte er an, während Justus mit Jeffrey nach draußen eilte.
Zusammen mit zwei weiteren Gästen holten sie die Frau aus dem Baum heraus, welche mit feinen Fäden drapiert worden war. Sie legten diese zunächst unter die Bedachung der Terrasse, die durch den Schnee nicht eingenommen wurde und Justus versuchte Lebenszeichen ausfindig zu machen, schüttelte aber den Kopf. „Sie ist tot.“, merkte er nur an. Er besah sich ihren Körper noch einen Moment, bevor er dann wieder mit Jeffrey hinein ging. Jeffrey sah wirklich blass aus, nachdem er wohl zum ersten Mal einen toten Körper berührt hatte und nahm kurz darauf auch schon Peter in den Arm, der gerade mit Riley wieder hinunter kam.

Die Blonde, so interessiert sie auch an diesem Ereignis war, versuchte ihre Neugierde zu unterdrücken und setzte sich schließlich am Rand des Geschehens auf einen Stuhl. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust, während Justus schon auf sie zugehen wollte. Allerdings sah er ein, dass er nun hätte reden können, wie er wollte. Riley würde dies nicht im Geringsten interessieren.
Bob kam schließlich auf ihn zu und schüttelte leicht mit dem Kopf. „Weder Krankenwagen, noch Polizei können hier her kommen. Die Straßen müssen erst freigeräumt werden und für einen Hubschrauber ist die Ebene zu unbeständig. Wir sitzen fest.“ Justus nickte leicht und besah sich kurz die Gäste. „Nun, das ist nicht unser erster Fall unter solchen Umständen.“, erklärte er dem dritten Detektiv und sah sich dann für einen Moment die Gäste etwas genauer an, bevor er schließlich seine Stimme erhob.

„Wenn ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte. Die Polizei ist im Moment durch den starken Schneefall leider nicht in der Lage hier durch zu kommen. Dennoch bitte ich Sie alle Ruhe zu bewahren und zunächst hier unten zu verbleiben, bis meine Kollegen und ich die ersten Zeugenaussagen und die Identität des Opfers geklärt haben.“
Die Gäste sahen äußerst skeptisch aus und einer der Herren fand äußerst schnell seine Stimme wieder. „Und wer seid ihr bitte, ihr werdet ja kaum bei der Polizei arbeiten.“, merkte er an und Bob kramte schon in seiner Hosentasche nach der Visitenkarte, als Justus sich erneut zu Wort meldete. „Wenn ich Ihnen unsere Karte geben dürfte.“, merkte er nur an und der Mann nahm sie entgegen und las schließlich vor:

„Die vier Detektive, ???, Wir übernehmen jeden Fall!
Erster Detektiv: Justus Jonas
Zweiter Detektiv: Peter Shaw
Recherchen und Archiv: Bob Andrews
Vierte Detektivin: Riley Andrews“

Nachdem der Mann schon angefangen hatte die Karte vor zu lesen und statt drei, vier Detektive benannt wurden, war Riley aufgestanden und zu Justus gegangen. Peter und Bob hatten nur deutlich irritiert drein geblickt, allerdings nichts dazu gesagt.

„Detektive also? Und ihr kennt euch angeblich mit solchen Fällen aus?“, fragte der Mann nach, wobei nun auch der Hotelmanager auftauchte. „Mir egal, ob sie sich auskennen oder nicht. Sax hält große Stücke auf die Jungs, damit seid ihr engagiert, Hauptsache das Ganze klärt sich bis heute Abend.“ Justus räusperte sich leicht. „Wir können nicht versprechen, wie lange die Aufklärung des Falles dauert, allerdings bin ich zuversichtlich, dass wir auch hier die Lösung finden werden. Wir würden zunächst mit den Hotelgästen sprechen, einzeln, um so einen besseren Überblick zu erhalten. Hierbei zunächst mit den Leuten, die das Opfer kannten, sobald die Identität fest steht.“
Gerade als Justus dies gesagt hatte, trat eine junge Frau hervor, welche schon bitterliche Tränen geweint hatte. Zumindest verrieten dies die rot geschwollen Augen und die feuchten Wangen. „S-sie heißt Maya Lewin, sie ist… war meine Freundin… Ich hab sie auch draußen gesehen.“, erklärte sie in zittrigem Ton und Justus nickte, während ein junger Mann sie in die Arme schloss. „Nun gut, dann bitte ich Freunde, Familie und Bekannte von Miss Lewis nacheinander zu uns zu kommen. Der Rest verbleibt bitte zunächst im Foyer.“ Justus wandte sich schließlich an den Hotelmanager. „Hätten Sie vielleicht einen Raum, in dem wir zunächst die Zeugen befragen könnten?“, fragte er nach, woraufhin sie in einen der Meetingräume geführt wurden. „Geben sie und zehn Minuten, anschließend schicken Sie uns bitte die Freundin des Opfers herein. Außerdem achten sie bitte darauf, dass niemand das Hotel und auch das Foyer verlässt.“ Der Hotelmanager seufzte. „Was auch immer dazu beiträgt, dass die Situation schnell aufgeklärt wird. Ich setze die Leute aus dem Securitybereich darauf an.“
Damit verließ der Mann das Zimmer und schloss die Tür. Wirklich Zeit, um direkt den Fall zu besprechen, blieb Justus allerdings nicht, da auch schon Bob seine Stimme fand.
„Wann hast du eigentlich die Karten geändert und warum hast du uns nichts gesagt?“, fragte er nach, wobei Justus die neuen Visitenkarten hervor nahm und nun damit begann jedem einige Exemplare zu reichen.
„Vor knapp drei Wochen und ich habe einfach nicht die Zeit gefunden euch ein zu weihen. Außerdem war ich der Ansicht, dass dies schon längst notwendig war, oder bist du da anderer Meinung?“ Bob nickte sachte. „Ja, schon… Nein… Trotzdem hättest du uns ja mal fragen können, vielleicht will Riley ja gar nicht offiziell mitmachen.“ Damit sah er zu seiner Schwester, welche die Karte genauer betrachtete und dann doch ein kurzes Lächeln ihr Gesicht einnehmen ließ, welches sie allerdings schnell wieder versteckte.

„Euch beiden ist hoffentlich bewusst, dass ich immer noch sauer bin. Da ändert auch eine schicke, neue Visitenkarte nichts dran.“, merkte Riley an und Bob sah zu Boden, während Justus eher ihren Blick suchte. „Das ist mir bewusst. Die Visitenkarte ist auch nicht als Entschuldigung gedacht. Wie ich bereits erwähnte...“ Riley fuhr Justus über den Mund. „Ich habe gehört, was du gesagt hast. Aber gut, lösen wir erst Mal diesen Fall und dann sehen wir weiter. Ohne mich wäre Justus ohnehin aufgeschmissen.“ Ein knappes Grinsen zierte ihre Lippen, welches verdeutlichte, dass sie die Worte nicht unbedingt Ernst meinte und sie durchaus wusste, was Justus Jonas alles schaffen konnte, auch ohne ihre Unterstützung.
Justus allerdings schloss für einen Moment die Augen und lächelte. „Das wäre ich in vielen Situationen wirklich. Ohne jeden von euch, wäre ich das...“ Peter sah Justus wirklich erstaunt an, als er das so äußerte, als hätte er gerade festgestellt, dass draußen Schnee lag. Als würde er sich nie aufspielen und so tun, als käme er alleine manchmal besser zu Recht. Gerade wollte er sich an Bob wenden, um ihn zu fragen, ob er das auch gerade gehört hatte, riss sich aber im nächsten Moment zusammen und wandte sich stattdessen an Riley. „Hat er das gerade wirklich gesagt?“, fragte er nach und grinste leicht.
Und auch wenn Peter sich noch zusammengerissen hatte, so hatte Bob diesen kurzen Moment bemerkt. Der Moment in dem sich Peter eigentlich an ihn wenden wollte und der ihm mehr als bewusst machte, wie er es sich doch bei Peter verspielt hatte und es diesmal wohl mehr brauchte als ein bisschen Zeit und dann war alles wieder beim Alten.

Chapter 47: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 6

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„Also, dann wollen wir mal mit unserer Arbeit beginnen.“, leitete Justus ein, um endlich das Thema Visitenkarte zu streichen. Riley stimmte ihm zu. „Wir müssen auf jeden Fall mit den Leuten sprechen, die das Opfer kannten und anschließend sollten wir uns nochmals die Leiche ansehen. Ich hoffe nur, dass es in der Zeit kein Aufruhr gibt.“, merkte er an und Riley nickte sachte.
Schließlich klopfte es an der Tür und die Freundin des Opfers kam herein. Man sah deutlich an den Spuren auf ihren Wangen und den roten Augen, dass sie geweint hatte und noch immer waren diese Tränen nicht ganz versiegt. Wundern tat es niemanden der drei Fragezeichen.
„Sie sind die Freundin von Miss Lewis.“, fing Justus an, wobei die Frau vor ihm schnaubte. „Lewin.“, korrigierte sie ihn, woraufhin der erste Detektiv nickte und sich entschuldigte. „Und ihr Name ist?“ Bob reichte der jungen Frau ein Taschentuch. „Anne Robbins.“, sagte sie knapp und schniefte, bevor Justus weitere Fragen stellte. „Wann haben sie Miss Lewin das letzte Mal gesehen?“, fragte er nach und Anne überlegte kurz.
„Das müsste heute zum Frühstück gewesen sein. Sie wollte sich danach noch Mal auf unserem Zimmer hinlegen. Sie merkte, dass sie eine Migräne bekommen würde und bat mich darum sie nicht zu stören. Als ich später gegen Nachmittag nach ihr sehen wollte, war sie allerdings nicht auf dem Zimmer und ich nahm an, dass sie schon aufgestanden sei.“ Justus runzelte die Stirn und öffnete den Mund, allerdings kam ihm Riley zuvor. „Wenn sie nicht mehr dort war, haben sie doch bestimmt nach ihr gesucht?“, wollte sie wissen, wobei Anne nickte. „Natürlich. Ich fand es schon sehr eigenartig, dass sie nicht auf dem Zimmer war und wollte schließlich nach ihr suchen. Allerdings kam auch schon Perry mir auf dem Flur entgegen und erklärte, dass sie in seinem Zimmer ein Bad nähme, da bei uns das warme Wasser nicht funktioniert hatte. Ich dachte mir nichts dabei und ging gemeinsam mit ihm wieder ins Foyer.“
Riley begann damit sich Notizen auf ihrem Handy zu machen, während Justus, Peter und Bob der Erzählung folgten. „Und dieser Perry, wie steht er in Verbindung zu Miss Lewin?“, fragte Justus nach, wobei Anne nicht lange überlegte. „Perry, Maya, Rupert und ich sind schon seit unserer Schulzeit befreundet. Mina und ich wollten hier unsere Verlobung feiern.“, erklärte sie und brach wieder in Tränen aus, wobei Justus ihr einen Moment Zeit gab. „Das wäre dann alles. Schicken Sie uns doch bitte Perry herein.“, bat er noch und sah dabei zu, wie Anne den Raum verließ.
„Die Arme.“, murmelte Peter, wobei Bob nur zustimmen konnte, allerdings von Peter ignoriert wurde. „Ich bin durchaus gespannt, was die Anderen zu sagen haben. Mich wundert es allerdings, dass Maya ihrer Verlobten nicht mitgeteilt hat, dass das warme Wasser angeblich nicht funktioniert. Wir sollten in jedem Fall nachprüfen, ob das der Wahrheit entspricht.“, merkte Justus an, wobei Riley die Stirn in Falten legte. „Was mich viel eher wundert ist die Tatsache, dass sie bei einer Migräne überhaupt baden wollte.“, merkte sie an, wobei Bob mit den Schultern zuckte. „Vielleicht ging es ihr besser.“, überlegte er, wobei Riley nicht sehr davon überzeugt schien.
Allerdings blieb ihr auch keine weitere Zeit, das alles noch zu besprechen, denn es klopfte und kurz darauf trat auch schon Perry ein.

„Sie sind also ein alter Schulfreund von Miss Lewis?“, fragte Justus nach, wobei der Mann vor ihm nur kurz abfällig lachte. „Na, ihr seid mir ja schöne Detektive, noch nicht mal den Namen des Opfers habt ihr drauf. Sie hieß Lewin mit Nachnamen.“, merkte er hochtrabend an, wobei Justus sich kurz entschuldigte und Riley weitere Notizen in ihrem Handy hinzu fügte.
„Wann haben Sie Miss Lewin das letzte Mal gesehen?“, fragte Justus nach.
„Das war, als sie in mein Zimmer kam, um zu baden. Sie sagte, dass das warme Wasser bei ihr irgendwie defekt sei. Ich hab sie gelassen und bin dann raus.“, erklärte er und Justus nickte. „Kam ihnen das Verhalten von ihr irgendwie anders vor als sonst?“, fragte Justus nach, wobei Perry mit den Schultern zuckte. „Was soll denn anders gewesen sein? Sie war laut und fröhlich wie immer. Hat gesagt, dass sie sich schon auf den Abend freut.“ Justus nickte sachte. „Wie würden Sie ihre Beziehung zu Miss Lewin beschreiben?“, fragte er schließlich nach.
„Sie war meine beste Freundin. Falls ihr jetzt wissen wollt, warum ich dann nicht so flenne. Ich bin nicht der Typ, der seine Gefühle zur Schau stellen muss, nur damit wir uns verstehen.“
Justus hob beschwichtigend die Hände. „Kein Grund sich gleich zu verteidigen. Wir wollen uns erst ein Mal einen Gesamtüberblick verschaffen. Da Miss Robbins zuvor so aufgelöst war, wollte ich gerne wissen, welche Zimmer sie beherbergen?“
„Ich hab Zimmer 510, entsprechend im fünften Stock, links und rechts von mir sind die Zimmer meiner Freunde.“ Justus bedankte sich und ließ Perry gehen.

Bob sah den ersten Detektiv mahnend an. „Also wirklich, ich verstehe nicht, wie du dauernd den Namen des Opfers so verwechseln kannst?“, wunderte sich der Blonde mit deutlicher Empörung in der Stimme. Doch statt Justus, klärte Riley die Situation auf.
„Das war Absicht, Bob. Justus wollte anhand der Reaktionen auf die falsche Nennung des Namens wissen, wie die emotionalen Bindungen der Anderen zu dem Opfer waren. Nehmen wir ihre Verlobte als Beispiel, sie war deutlich entrüstet und hat Justus sofort korrigiert. Perry hingegen hat eher Justus verhöhnt. Im Zentrum stand bei ihm ganz klar nicht das Opfer, sondern wir.“ Bob nickte langsam. „Also ist Perry unser Hauptverdächtiger, also bisher?“, fragte Peter nach, wobei Justus gedankenverloren seine Unterlippe knetete. „Auch wenn ich anhand seiner Reaktion durchaus davon ausgehen würde, möchte ich wirklich keine voreiligen Schlüsse ziehen.“

Für die restlichen drei Fragezeichen war es durchaus verständlich, dass Justus diesmal vorsichtig war, immerhin hatte er bei ihrem ersten Fall nicht ganz richtig gelegen. Zudem hatte sie zum jetzigen Zeitpunkt noch zu wenig Informationen.

Anschließend kam Rupert in den Raum und wieder fragte Justus nach Miss Lewis, statt den richtigen Namen zu nennen. „Sie heißt Lewin und nicht Lewis.“, korrigierte er in einem äußerst ruhigen Tonfall. „Entschuldigen Sie den Versprecher. Wann haben Sie denn das letzte Mal Miss Lewin gesehen?“, fragte Justus nach, wobei der Mann kurz überlegte. „Das müsste beim Frühstück gewesen sein. Danach habe ich sie nicht mehr gesehen.“, erklärte er und Justus nickte. „Und was haben sie in der Zeit getan, bis Miss Lewin aufgefunden wurde?“, fragte der erste Detektiv, wobei Rupert mit den Schultern zuckte. „Ich war unten im Foyer und habe mich ein wenig mit den Angestellten unterhalten. Ich bin nur für zehn Minuten, gegen Mittag hoch, um nochmal auf die Toilette zu gehen. Ich mag es lieber ein Badezimmer für mich allein zu haben, darum teilen Perry und ich uns auch kein Zimmer.“, merkte er an und Justus nickte. Er fragte noch, wie er zu Maya stand, wobei Rupert angab, dass sie einst mit ihrem Bruder zusammen war, der allerdings bei einem Autounfall ums Leben kam. Justus bedankte sich auch hier wieder und sah die anderen Detektive an, nachdem Rupert den Raum verlassen hatte.
„Ich denke wir können vorerst andere Hotelgäste ausschließen, was allerdings nicht bedeutet, dass wir diese nicht trotzdem beobachten.“, erklärte Justus und Riley nickte. „Geht es nur mir so, oder kam euch dieser Rupert auch ziemlich entspannt vor, dafür, dass gerade eine alte Schulfreundin von ihm gestorben ist?“, fragte die Blonde nach, wobei Justus mit den Schultern zuckte. „Vielleicht braucht es auch eine Weile, bis die Nachricht emotional zu ihm durchdringt. Oder er zeigt es nicht so deutlich, wie dieser Perry.“, merkte Justus an, wobei Peter allerdings Riley zustimmte, während Bob einfach den Mund hielt.
„Also Kollegen, ich würde vorschlagen, dass Riley und ich uns nochmals die Leiche ansehen, Peter, Bob ihr fragt, ob ihr euch ein Mal in den Zimmern der Drei umsehen dürft, vielleicht gibt es dort einige spuren.“

Bob nickte und wollte schon los, als Peter sich jedoch noch Mal an Justus wandte. „Wenn es dir nichts ausmacht, Erster, würde ich Jeffrey fragen, ob er uns bei der Suche hilft. Ich meine, so kann jeder ein Zimmer übernehmen.“ Justus hatte nichts dagegen, nur Bob huschte für einen Moment ein weniger begeisterter Gesichtsausdruck über das Gesicht.
Insgeheim fragte er sich, ob dies nun häufiger der Fall sein würde. Dass Peter Jeffrey mitnahm, sogar auf Fälle. Bei Kelly hatte er dies nie getan. Allerdings erklärte sein kürzliches Outing auch so Einiges, jedenfalls für Bob. Und wieder merkte er deutlich das schlechte Gewissen. Er wusste genau, dass er sich bei Peter entschuldigen musste, aber wusste nur nicht, wie er das tun sollte.
Zumal es auch nicht wusste, wie er das alles noch aushalten sollte. Jetzt wusste er zwar, dass Peter offensichtlich auf Typen stand, aber hatte einen Freund. Und dazu noch jemanden, an den Bob einfach nicht heran kam. Sicher, er selbst hatte wirklich viele Verehrerinnen und auch hier und da einen Verehrer. Allerdings passten Jeffrey und Peter ziemlich gut zusammen und er konnte es Peter nicht mal verübeln. Jeffrey war sportlich, groß, teilte so einige Hobbys mit Peter, hatte ein deutlich sichtbares Sixpack und hatte einfach diesen klassischen Surferstil. Da kam so ein Musik-Nerd wie er bestimmt nicht ran. Und plötzlich fühlte er sich wie in einer dieser Highschool Teen Romanzen, nur dass er wirklich daran zweifelte, dass der beliebte Sportler doch noch etwas für den Nerd empfinden würde. Das war nämlich das reale Leben.

„Bob, kommst du?“, riss ihn Peter aus seinen Gedanken. Was nach einer einfachen Frage klang, zeigte Bob ein Mal mehr, dass Peter noch sauer war. Seine Stimme war nicht locker und beschwingt, wie sonst, wenn er ihn ansprach. Es lag eine gewisse Distanz darin.

Während Bob und Peter Richtung Rezeption gingen, machten sich Justus und Riley auf den Weg zu ihrem Zimmer, um sich etwas wärmeres an zu ziehen und anschließend nach draußen zur Leiche zu gehen. „Meinst du, die beiden bekommen das hin?“, fragte Riley etwas besorgt, wobei Justus mit den Schultern zuckte. „Bob und Peter mögen nicht immer wie die Cleversten wirken, aber sie sind durchaus fähige Detektive. Wir haben schon so einige Fälle gelöst und das auch Mal ohne meine Unterstützung.“, erklärte Justus, während er Riley die Tür nach draußen aufhielt. „Das meinte ich nicht. Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass beide deutlich intelligenter sind, als man es annehmen mag. Ich meinte es auf emotionaler Basis.“, erklärte sie sich, wobei Justus kurz überlegte. „Nun, die Beiden werden sich sicherlich auf den Fall konzentrieren und ihre Zwistigkeiten fürs Erste auf Eis legen, eine Art Waffenstillstand. Wir Beide machen es doch genau so.“, erklärte Justus und hatte wirklich nicht vergessen, dass Riley noch sauer auf ihn war. Riley allerdings hatte es unter den Umständen schon ein wenig vergessen. Trotzdem wäre es ihr sicherlich wieder eingefallen. „Du kannst Bob und Peter schlecht mit uns vergleichen. Wenn du Probleme hast, oder emotionalen Ballast, sprichst du diesen sofort aus oder versuchst ihn für dich so logisch zu interpretieren, dass es kein Ballast mehr ist. Ich für meinen Teil, bin sehr gut darin meine Emotionen hinunter zu schlucken, wenn es die Situation erfordert. Bob selbst macht das zwar auch, aber es frisst ihn deutlich mehr auf. Er wirkt zwar gerne so sorglos und als ob sein Fehler ihm nicht bewusst wäre, wenn er einfach weiter macht und die Missstände unter den Teppich kehrt, aber die meisten Sachen nehmen ihn doch mehr mit, als er zugibt. Er versucht sich dann einfach ab zu lenken und verdrängt alles, was aber ein überaus falscher Weg ist, um mit Problemen um zu gehen. Und wenn das nicht hilft, wird er sarkastisch.“
Justus nickte sachte. Auch wenn sich die Zwillinge selten gesehen haben, schienen sie sich doch deutlich besser zu kennen, als man es auf den ersten Blick erahnen mochte. Justus war zwar kein emotionales Genie, aber allein, dass Bob im betrunkenen Zustand so oft seine Gefühle offenbart hatte, bestätigte für ihn Rileys Aussage.
„Sie werden es schon wieder hin bekommen, da bin ich mir sicher. Die Beiden streiten nie lang und standen sich immer sehr nah. Wegen so einer Sache zerbricht nicht gleich alles.“, versuchte Justus sie zu beschwichtigen, wobei Riley nur hoffte, dass er Recht behalten würde.

Chapter 48: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 7

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Bob & Peter & Jeffrey

Bob war Peter einfach gefolgt, als sich dieser wieder auf den Weg ins Foyer machte. Er wartete kurz darauf, dass er seinen Freund – so unliebsam es für ihn auch klingen mochte – eingeweiht hatte. Dieser stimmte mit einem knappen Lächeln zu, während Bob sich immer schlechter fühlte. Er mochte es nicht, wie vertraut und selbstverständlich er Peter mit in diesen Fall nahm. Es war eine Sache, dass seine Schwester nun dazu gehörte, das war für ihn in Ordnung. Aber auf diese war er auch nicht Eifersüchtig. Jedenfalls nicht mehr.
So ungern er es auch zugeben wollte, er war tatsächlich eifersüchtig auf seinen eigenen Zwilling gewesen und hatte dies vollkommen an ihr aus gelassen. Aber sie war gerade ohnehin mit Justus unterwegs, weswegen er nicht wirklich mit ihr reden konnte. Es mochte manchmal nicht so wirken, aber es fiel ihm wirklich deutlich leichter mit Riley zu reden, da sie ihn verstand. Jedenfalls in den meisten Fällen und das über das Telefon. Wobei ihm nun doch wieder ein anderer Gedanke kam. Riley mochte ihn verstehen, aber wie war es umgekehrt. Sie hatte leider Recht mit der Aussage, dass er in gewisser Weise nie für sie da gewesen war. Einen Umstand, an dem er vielleicht versuchen sollte zu arbeiten.
Aber dafür war später noch immer Zeit, nun mussten sie erst ein Mal in die Zimmer und darauf hoffen, dass sie fündig wurden.

Er ließ Jeffrey und Peter die Sache mit den Zweitkarten regeln und wartete einfach. Ohne ein wirkliches Wort drückte ihm Peter eine der Schlüsselkarten in die Hand und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl.
Auch hier folgte Bob nur, bis sie in der entsprechenden Etage angekommen waren und schluckte. „Peter?“, versuchte er es zum ersten Mal, während sie gerade dabei waren den Flur entlang zu den Zimmern zu laufen. Der Rotschopf reagierte nicht, doch Bob war sich sicher, dass er ihn gehört hatte. „Peter, wir müssen reden, bitte.“, versuchte er es erneut, diesmal trotzdem etwas lauter. Und als ob er ihm noch ein Messer in den Rücken rammen wollte, gab Peter Jeffrey einen Kuss auf die Lippen. Zärtlich und doch bestimmt und Bob konnte nicht umgehen sich schmerzlichst zu fragen, was sie sonst noch außer Küsse ausgetauscht hatten. Und wenn er nicht so darauf versessen gewesen wäre sein eigenes Outing hinaus zu zögern und nicht so eifersüchtig wegen Riley gewesen wäre, ob Peter dann vielleicht mit ihm diese Dinge getan hätte.
Peter kam die wenigen Schritte zu Bob zurück gelaufen, nachdem Jeffrey ihn noch etwas zugeflüstert hatte und anschließend verschwand.
Der Rotschopf verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah ihn nahezu verachtend an und dieser Blick machte Bob Angst. Es war zwar nicht der Blick, den Peter für Skinny Norris übrig hatte. Aber definitiv einer der seltenen ‚Du hast es dir mit mir verschissen Blicke‘. Für einen Moment herrschte Schweigen, während Bob das Gefühl hatte immer mehr in sich zusammen zu sacken. „Du wolltest reden, also, rede!“, forderte ihn Peter auf und die Kälte, die in seiner Stimme lag, hätte mit dem Schneesturm vor wenigen Stunden mithalten können.
„Hör zu Peter, ich weiß, dass war ein beschissenes Outing und ich habe doch auch nie gemeint, dass du nicht gut genug für Riley bist… Es ist nur...“
Peter schnitt ihm das Wort ab. „Warum, war doch ein wirklich gutes Outing, kurz, schmerzlos mit großem Finale.“, feuerte er ihm entgegen, was Bob ein wenig zusammen zucken ließ. „Und was Riley betrifft, lass deine Schwester da aus dem Spiel. Du hättest einfach nur fragen brauchen, eine einfache nette Nachfrage und ich hätte mich dir wohl anvertraut. Ich habe immer gedacht, wenn ich es jemanden zuerst erzähle, dann dir. Wenn wir unter uns sind und kein Anderer gerade zuhört.“ Peter zuckte leicht mit den Schultern und Bob sah deutlich den Schmerz in seinen Augen, was ihn fertig machte.
„Ich konnte einfach nicht. Ich meine, du musst zugeben, dass es doch sehr danach aussah...“, versuchte er sich zu verteidigen, woraufhin Peter nur mit den Augen rollte.
„Ich bin es so unendlich Leid. Jedes Mal das Gleiche und du lernst scheinbar nie dazu. Immer ignorierst du Probleme, reimst dir eigene Sachen zusammen, bis dann irgendwann eine Kurzschlussreaktion kommt. Sei es nun mit seinen ständig wechselnden Freundinnen, oder wenn dir etwas anderes Probleme bereitet. Ich habe aber keine Lust mehr darauf der Prellbock zu sein, oder die Scherben auf zu sammeln!“ Peters Stimme wurde lauter, Bob schluckte. „Du tust fast so, als hätte ich jede Woche eine Andere...“, versuchte er das Thema etwas um zu lenken. So konnte er ihn vielleicht auf einen anderen Part bringen, der gar nichts mit ihm zu tun hatte.
„Oh bitte, Justus und ich haben sie schon nach Monaten den dazugehörigen Jahreszahlen benannt, weil wir sonst nicht gewusst hätten, ob du von der lispelnden Lisa oder der stotternden Lisa erzählst.“ Bob presste seine Lippen aufeinander. Natürlich hätte er jetzt ehrlich sagen können, warum er all die Mädchen hatte und warum es nie hielt. Und er hatte auch schon den Mund aufgemacht, da feuerte Peter auch schon weiter. „Nur weil du keine Beziehung führen kannst, musst du dich nicht in meine einmischen. Sei es nun mit Riley oder so wie es tatsächlich ist mit Jeffrey. Krieg erst Mal dein eigenes Liebesleben vernünftig auf die Kette, statt alle immer von dir zu stoßen, als wären sie ein Stück Müll.“
Bob machte den Mund erneut auf. „Aber...“, setzte er an, doch wieder fuhr ihm Peter über den Mund. „Versuch erst gar nicht dich da raus zu reden. Die erste Woche ist es die große Liebe und dann ist das Mädchen nur noch eine Last. Versuch vielleicht erst Mal mit dir selbst klar zu kommen und heraus zu finden, was du überhaupt willst. Ich habe jedenfalls keine Lust mehr dein emotionaler Fußabtreter zu sein, weil du dich mal wieder nach zwei Wochen umentschieden hast!“
Dafür das Bob eigentlich reden wollte, sprudelten die Worte nur so aus Peter heraus. Aber all das hatte sich in so vielen Momenten angestaut und er hatte nie etwas gesagt, weil er Bob nicht verletzen wollte. Und zugegeben, es war nicht mal so, als könne er Bob gar nicht verstehen. Das tat er durchaus. Nur war er mit der heutigen Aktion zu weit gegangen.
Bob schluckte den Klos in seinem Hals hinunter und wusste gar nicht, wie er es noch schaffte die Tränen auf zu halten. „Und was heißt das jetzt? Sind wir keine Freunde mehr, oder was?“ Er hatte diese Frage nie stellen wollen. Peter und er hatten sich immer so nahe gestanden. Sicher sie waren ein Dreiergespann, aber zwischen Peter und ihm war da einfach eine besondere Verbindung gewesen. Zumindest hatte Bob das immer angenommen. Aber genau dieses Bild zersprang, als Peter nur ein „Ich weiß es nicht...“, sagte. Seine Stimme ruhig und klar wie der Schnee vor dem Fenster.
„Wir sind Kollegen, fürs Erste… Aber keine Ahnung, ob der Rest noch zu retten ist.“
Damit wandte sich Peter ab und ließ Bob einfach auf dem Flur stehen.

Peter ging zu Jeffrey, der sich bereits im mittleren Zimmer umsah. Als er seinen Freund ankommen sah, merkte er deutlich, dass etwas nicht stimmte. Ohne zu zögern, zog er Peter in seine Arme, was er für eine Weile so geschehen ließ. „Wenn du reden willst...“, begann Jeffrey, wobei Peter nur mit dem Kopf schüttelte. „Ich hab genug geredet für heute. Lass uns einfach gucken, dass wir den Fall lösen, okay?“ Jeffrey nickte und bestand zum Glück nicht auf weitere Erklärungen. Aber die brauchte er auch nicht. Peter schien verletzter als zuvor, aber wollte an diesem Schmerz einfach nicht festhalten. Was er durchaus verstehen konnte. Außerdem hatten sie hier noch einiges an Arbeit vor sich, weswegen Peter ungern weitere Zeit vergeuden wollte.

Später trafen die drei wieder im Flur aufeinander. Jeffrey und Peter hatten sich zwei der drei Zimmer angesehen, während Bob nur in einem war. Er hatte deutlich verqollene Augen, das bemerkte Peter, sprach es aber nicht an. Den Grund kannte er. So sehr Bob Probleme überspielte, wusste er nur zu gut, dass es nicht spurlos an ihm vorbei ging. Und erst recht nicht, wenn hier eine jahrelange Freundschaft auf dem Spiel stand. Aber sich nun darum den Kopf zu zerbrechen, dafür blieb keine Zeit und Peter im Moment ohnehin keine Kraft. Er hatte Bob gesagt, dass er sich erst Mal nicht mehr darum kümmern wollte und daran musste er nun fest halten, so schwer es ihm auch fiel. Er hatte schon bei Kelly Ewigkeiten diesen Tanz mit gemacht und immer wieder emotional zurück gesteckt. Das wollte er nicht noch ein Mal und erst recht nicht bei Bob.

So fuhren sie schließlich wieder runter, in den Raum, den man ihn zugeteilt hatten und warteten darauf, dass Justus und Riley wieder kamen. Bob hatte Jeffrey darum gebeten mit zu kommen. Wenn die Anderen damit ein Problem haben sollten, würde er ihnen einfach den Fall überlassen. Wobei er nicht davon ausging, dass Riley sich dagegen aussprechen würde.

Notes:

Nur, um die Frage gleich zu klären:
Mir ist es sehr schwer gefallen diese Szene zwischen Peter und Bob zu schreiben und ich hab geweint...
Also, falls ihr ein Taschentuch braucht, wie ich selbst, gebt mir eins ab.

Chapter 49: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 8

Chapter Text

Justus & Riley

Es war nicht mal so, dass Riley wirklich wusste, was in diesem Moment einige Stockwerke höher passierte. Allerdings ahnte sie Übles. Sie wusste sowohl wie Bob war, als auch, dass Peter nicht immer nur vergeben konnte. Aber dennoch ging es hier um einen Fall und sie musste sich zunächst darauf konzentrieren, damit ihr Bruder wenigstens noch seinen Auftritt geben konnte, auf den er sich so gefreut hatte.
„Wir schaffen das, Vierte.“, hörte sie Justus neben sich sagen und hob etwas irritiert die Augenbrauen. „Den Fall lösen und dass Bob sein Konzert geben kann.“, spezifizierte der erste Detektiv, wobei Riley mit einem leichten Lächeln auf den Lippen den Kopf schüttelte. „Ich war mehr davon verwundert, dass du mich Vierte genannt hast.“, merkte sie an, wobei Justus nun seinerseits etwas verwundert schien. „Nun, das ist doch recht nahe liegend. Ich bin der Erste, Peter der Zweite und Bob der Dritte. Da du nun offizielles Mitglied der drei Fragezeichen bist, bist du die Vierte.“Sein Tonfall war so, als würde er ihr gerade erklären, dass mathematisch gesehen 2 plus 2 die Nummer 4 ergab. Dennoch hatte Riley nicht damit gerechnet so schnell mit diesem Titel versehen zu werden.
„Wir sollten uns besser auf den Fall konzentrieren, bevor ich...“ Sie brach ab. Bevor sie was? Noch mehr dieses Kribbeln bekam, obwohl sie eigentlich deutlich sauer auf den Anderen sein sollte? „Du meinst, bevor wir zu abgelenkt durch unser Gespräch sind und offensichtliche Hinweise übersehen?“ Riley war in diesem Moment wirklich froh, dass Justus nicht gerade dafür bekannt war Emotionen zu lesen.
Zugegeben, wenn man nicht gerade von ihren Gefühlen wusste und so wie Peter die ganze Entwicklung ihrer Zusammenarbeit mit all den Emotionen mit bekam, dann konnte einem dieses Detail auch entgehen. Es fehlten einfach Puzzleteile für das Gesamtbild.

Gemeinsam traten sie nach draußen in die Kälte und zogen statt warmer Baumwollhandschuhe ein paar aus Vinyl an. Sie gingen zu dem Teil der Veranda, wo zuvor die Leiche hingelegt worden war. „Hat irgendjemand danach noch ein Bettlaken geholt, um sie zu zudecken?“, fragte Riley nach, wobei Justus etwas seufzte. „Nein, das hatte sie um ihren Körper gebunden und ich konnte Jeffrey leider nicht mehr davon abhalten die Seile zu lösen und es ihr über zu legen. Da kennt er Peter und uns so lange und macht solche Dinge.“ Riley schmunzelte leicht. „Er hatte es nur gut gemeint und nicht jeder weiß richtig damit um zu gehen.“
Justus und Riley entfernten die Steine, die das Bettlacken an Ort und stelle fixierten und besahen sich den Körper. „Sie ist zwar bis auf das Laken nackt, aber entweder war ihr Bad schon länger her, oder sie war nicht in der Wanne.“, kam es von Riley, als sie das Haar der Leiche genauer betrachtete. Justus nickte die Information ab.
„Sieht so aus, als wäre sie erdrosselt worden.“ Er deutete auf einige Marken an ihrem Hals und Riley besah sich den Rest der Haut. „Keine Kampfspuren. Nur die typischen Zeichen, die man sieht, bei Erfrierungen. Zehen und Finger sind schon fast im dunklen Lila und die Totenflecken hellrosa.“ Justus nickte sachte. „Aber den Anschein nach ist sie nicht erfroren, meine Theorie ist es daher...“, begann er, wobei Riley ihn unterbrach: „Dass sie erdrosselt wurde und anschließend...“ Justus nickte zustimmend. „...hinaus in die Kälte gebracht wurde.“
Für einen Moment betrachtete er Riley eingehender, was diese wohl kaum merkte, da sie sich weiter um die Untersuchung der Leiche kümmerte. Allerdings fragte sich der erste Detektiv, wie sie es schaffte seine Gedanken zu vollenden, oder die gleichen Gedanken zu fassen wie er. Peter und Bob schafften dies selbst nach jahrelanger Freundschaft nur selten. Natürlich war ihm bewusst, dass Rileys Wissen weitaus größer war, als das der Beiden, aber das hieß noch lange nicht, dass sie hierzu im Stande sein musste. Selbst mit Lys hatte er nicht solche Momente, stattdessen musste sie ihn noch darauf Aufmerksam machen, dass sie keine Gedanken lesen konnte und Lys war auch sehr Intelligent.

„Wie machst du das eigentlich?“, fragte er schließlich nach. Vielleicht hatte Riley eine Antwort bereit, die er nicht erwarten würde. Zudem beschäftigte ihn das gerade in diesem Moment und bevor er weiter seine Gedanken damit ablenkte, wollte er wissen, ob Riley nicht auch eine Antwort wusste.
„Was meinst du?“, fragte sie nach und Justus schmunzelte in sich hinein. Gedankenlesen fiel vom Tisch. Nicht, dass er an eine solch lächerliche Idee festgehalten hätte. Aber wie Sherlock Holmes schon sagte:

"Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.“

Justus räusperte sich kurz und versuchte seine Gedanken zu sortieren und seine Worte so zu setzen, dass es nicht so klang, als hätte er über nichts Anderes nachgedacht. „Nun, in den meisten Fällen kommen die Personen um mich herum nicht gerade auf die Dinge, die ich sagen möchte. Selbst Lys fällt dies in vielen Momenten sehr schwer. Gerade wenn es um die Lösung eines Falles geht. Natürlich ist mir bewusst dass du Intelligent bist, aber das ist Lys auch. Dementsprechend wunder ich mich nur darüber, wie du es schaffst meine Gedanken laut aus zu sprechen, oder wie es Bob zuvor so schön nannte: ‚Diese Charles Xavier Nummer‘“
Riley hörte Justus Aufmerksam zu, wusste aber schon beim ersten Teil der Erklärung worauf er hinaus wollte. Sie überlegte nur einen kurzen Moment, denn für sie selbst hatte sich diese Frage einfach nie gestellt. Ganz davon abgesehen empfand sie es als äußerst positiv, dass sie Justus einfach so verstand, ohne große Erklärungen zu verlangen. Vielleicht lag das aber auch nur an ihren Gefühlen, da sie sich ihm dadurch näher fühlte. Und dass selbst Lys manchmal nicht hinterher kam, war für sie innerlich ein kleiner Triumph. Natürlich hatte sie nichts gegen Lys, sie mochte sie sogar, aber genau das machte es so furchtbar schwer.
„Für mich sind deine Gedankengänge einfach nicht kompliziert, wenn man erst Mal weiß, wie du diese aufbaust.“, gab sie zunächst als Antwort und Justus nickte, sah aber noch recht fragend aus, wie genau sie das meinte. „Deine Gedanken sind sehr logisch aufgebaut. Wie bei diesen IQ- Tests, wenn man ein Muster erkennt, weiß man am Ende, welches Stück noch fehlt und genau so sind deine Gedanken für mich. Mal ganz davon abgesehen, dass wir die gleichen Muster vor uns haben und eben so auf die gleiche Lösung kommen. Es klingt ausgesprochen verwirrender, als es eigentlich ist...“, bemerkte sie zum Schluss, wobei Justus nur den Kopf schüttelte. „Nein, gar nicht. Zumindest finde ich nicht, dass deine Ausführung verwirrend ist. Eher im Gegenteil, ich habe eine passende Antwort erhalten.“
Für einen Moment sahen sie sich an, bevor Justus sich räusperte und wieder zu der Leiche sah. „Also, ich habe alles gesehen, was ich sehen musste.“, bemerkte er, wobei Riley nickte. „Geht mir genau so, lass uns rein gehen und uns anhören, was die Anderen zu sagen haben.“

Sie deckten den leblosen Körper wieder zu. Was das Laken betraf, so war das Kind ohnehin schon in den Brunnen gefallen. Während Riley schon rein gehen wollte, wandte sich Justus nochmal dem Fundort der Leiche zu und ließ seinen Blick über den Schnee wandern, in dem noch immer die Spuren zu sehen waren, die sie bei der Bergung des Leichnams hinterlassen hatten. Allerdings ließ ihn etwas nicht los. „Riley...“ Die Blonde wandte sich um und ging auf den Schwarzhaarigen zu. „Es gab keine Fußspuren.“, merkte er nur an, wobei Riley überlegte. „Nun, es gab einen Schneesturm und...“, begann sie, wobei Justus mit dem Kopf schüttelte. „Es gab keine Anzeichen für Fußstapfen, kein Schnee der niedriger war, als an den anderen Stellen. Nichts, was auf eine Person hindeutet, die hier gewesen sein könnte. Davon mal abgesehen, dass wir sie im Baum selbst gefunden haben und doch gab es keine Spuren, die zu dem Mörder führen könnten. Sie hing einfach ganz plötzlich in diesem Baum.“
Riley besah sich die Fußspuren der Anderen, sah zu dem Baum, auf dem auch der Schnee nahezu unberührt lag, als dass zuvor jemand rauf geklettert sein könnte. Es sei denn man hatte den gleichen Weg genommen wie der Täter, um die junge Frau zu bergen. Allerdings war sich Riley sehr sicher, dass es Justus aufgefallen wäre. Nochmals würde er sich nicht so vorführen lassen, wie die Sache mit der Treppe bei ihrem ersten gemeinsamen Fall.
„Also ist nicht nur die Frage wer sie ermordet hat, sondern wie er die Leiche dort platzieren konnte.“
Justus nickte und ohne groß eine Absprache zu treffen, gingen sie Beide nochmals auf den Baum zu und begutachteten diesen eingehender. Allerdings wurden sie nicht wirklich fündig und so gingen sie wieder hinein und grübelten wirklich noch, wie man eine Leiche in einen Baum beförderte, ohne selbst auf diesen klettern zu müssen, oder Spuren zu hinterlassen. Natürlich konnte so ein Schneesturm dafür Sorge tragen, dass Spuren verwischt wurden, allerdings nicht alle. Jedenfalls waren sich die Beiden darüber sehr sicher.

Wieder drinnen angekommen und auf die Anderen treffend, bemerkte sogar Justus, dass etwas nicht stimmte. Bob sah miserabel aus und Peter wirkte nicht so, als ob ihm nur der Fall zu schaffen machte. Dennoch beschloss er sich damit später zu befassen. Jetzt mussten sie sich zunächst um den Fall kümmern und so räusperte er sich, während Riley doch in leichter Sorge zu ihrem Bruder ging und ihn kurz fragend ansah. Dieser schüttelte allerdings nur knapp mit dem Kopf, um ihr zu signalisieren, dass er nun nicht darüber reden wollte, während Peter versuchte sich einfach auf Justus zu konzentrieren und die Zwillinge nicht ansah.

Chapter 50: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 9

Notes:

Hallo meine lieben Leser,
es werden sich bestimmt manche gewundert haben, dass an einem Tag so viele Updates kamen.
Nein, ich habe leider noch nicht ein Mittel für 'Wie schreibe ich 2000 Wörter in 2 Minuten' gefunden ;D
Allerdings bin ich endlich dazu gekommen die Fanfiktion auf den aktuellen Stand zu bringen, welcher auf Fanfiktion.de bereits erreicht wurde.
Dort habe ich in der Vergangenheit immer zuerst hoch geladen.
Nun hat diese FF aber auf allen 3 Plattformen (FF.de, Wattpad und hier) den gleichen Stand.

Chapter Text

„Also, Kollegen und Jeffrey, was habt ihr gefunden?“, leitete Justus die Zusammentragung der Ergebnisse ein. Peter zuckte mit den Schultern.
„Nicht wirklich viel, um ehrlich zu sein. Die Zimmer waren in bester Ordnung. Jeffrey hat da eine Tinktur gefunden von der er überzeugt ist, dass es sich dabei nicht um irgendein Hautserum oder sowas handelt.“
Jeffrey lächelte sachte und holte eine kleine Flasche mit Pipette aus seiner Hosentasche. „Und genau darum habe ich sie auch mitgenommen.“ Jeffrey reichte die Flasche an Riley weiter, die sie nur kurz gegen das Licht hielt und anschließend die Flasche öffnete, um daran zu riechen. „Riecht nach nichts.“, merkte sie an, wobei Justus die Stirn runzelte. „Wasser?“, fragte er nach, doch Riley kam ein anderer Verdacht. „In welchem Zimmer habt ihr das Fläschchen gefunden?“, wollte sie wissen, wobei Peter nicht lange überlegen musste.
„Bei diesem Rupert, warum?“
Riley nickte die Information schlicht ab. „Dazu komme ich, wenn sich mein Verdacht bestätigt hat, gab es sonst noch etwas?“, wollte sie wissen, wobei Bob nur mit dem Kopf schüttelte.
„Nun, dieser Perry hatte eine Armbrust in seinem Zimmer und einen Enterhaken. Keine Ahnung, was er damit hier will. Verdächtig ist das schon.“ Da mussten die Anderen ihm zustimmen.
„Der scheint auch an seinem eigenen Balkon geübt zu haben, da man dort einige einrisse sehen kann. Oder jemand ist bei ihm eingebrochen und hat die Armbrust liegen lassen.“
Für die fünf Personen stand fest, dass das alles nicht gerade eine normale Ausstattung für einen Hotelgast war, dennoch konnten sie die Teile noch nicht gänzlich zusammen legen, weswegen sich nun wieder Justus zu Wort meldete.
„Riley und ich sind uns einige, dass Miss Lewin sehr wahrscheinlich erdrosselt wurde und anschließend hinaus in die Kälte gebracht worden war. Allerdings stellte sich anschließend eine weitere Frage. Wie ist die Leiche in den Baum gekommen?“
Jeffrey runzelte die Stirn. „Wie soll sie schon da rauf gekommen sein. Der Täter hat sie vermutlich dort hoch getragen. Sich festgebunden oder so etwas.“
Bob meldete sich das erste Mal zu Wort, seit sie sich hier versammelt hatten. „Justus würde diese Frage nicht stellen, wenn ihm nichts aufgefallen wäre.“ Eine Erklärung, die Jeffrey etwas fragend zu Peter blicken ließ, so als wisse er, worauf der erste Detektiv hinaus wollte.
„Jetzt spann uns nicht auf die Folter, Erster.“
Justus nickte nur knapp und wandte sich somit erneut an seine Kollegen. „Bob hat Recht. Mir ist aufgefallen, dass es nur unsere Spuren gab, die zum Baum führten und keine weiteren. Riley und ich haben uns den Fundort nochmals genauer angesehen, allerdings gab es keine Anzeichen dafür, dass neben uns noch jemand anderes dort war. Es sei denn wir hätten bei der Bergung exakt den gleichen Weg genommen, wie der Täter selbst und auch um sich am Baum fest zu halten, hätten wir hierbei genau die gleichen Äste berühren müssen. Das halte ich jedoch für sehr unwahrscheinlich.“
Bob schüttelte etwas den Kopf. „Aber Moment Mal, Justus. Es gab einen Schneesturm, der Grund, warum die Polizei nicht herkommen kann. Vielleicht sind die Spuren einfach wieder durch das Wetter verwischt worden.“
„Daran habe ich auch zuerst gedacht.“ kam es nun von Riley, die zunächst Justus hatte erklären lassen. „Aber selbst wenn das der Fall gewesen wäre, hätte es dennoch einige Vertiefungen im Schnee geben müssen. Gehen wir tatsächlich davon aus, dass Miss Lewin zwischen Frühstück und Mittag ermordet wurde, so hätte uns wenigstens etwas dahingehend auffallen müssen.“
Peter runzelte die Stirn. „Also, suchen wir eine Möglichkeit, wie man eine Leiche einfach so in einem Baum erscheinen lassen kann?“, fragte er nochmals nach, wobei Bob seufzte. „Super, rufen wir Harry Potter an, der hat bestimmt den passenden Zauber dafür.“

Sie entschieden sich abermals in Perrys Zimmer zu gehen, da Riley und Justus sich selbst ein Bild von dem Ganzen machen wollten. Bob hingegen fragte, ob es in Ordnung wäre, wenn er sich ein wenig zurück zog. Die Anderen hatten nichts dagegen, immerhin konnte jeder von ihnen sehen, dass es Bob nicht wirklich gut ging und Justus selbst betonte gerne, dass man für einen Fall die Konzentration eben auf diesem liegen sollte. Das war bei Bob nun leider nicht mehr möglich. Vielleicht wäre es besser gewesen, wäre er Peter einfach weiter aus dem Weg gegangen, dann hätte es diesen Streit erst gar nicht gegeben. Aber nun war es zu spät und er musste zunächst überlegen, wie er Peter wieder davon überzeugen konnte mit ihm befreundet zu sein. Im Moment schien diese Option nämlich in weiter Ferne für den dritten Detektiv.

Der Zweite holte schließlich die Schlüsselkarte hervor und öffnete die Zimmertür. Anschließend deutete er auf das Versteck der Armbrust und Jeffrey führte Justus zu dem Balkon und zeigte auf die Einrisse, die er in der Balustrade gefunden hatte. „Das sieht für mich nicht gerade nach Einkerbungen aus, die ein Enterhaken hervorrufen würde.“, merkte er nur an, wobei Riley schließlich ebenfalls zu ihnen kam und sich die Landschaft ansah.
„Von hier aus kann man jedenfalls perfekt auf den Baum sehen, in dem Miss Lewin gefunden wurde.“ Eine Anmerkung Seitens Peter, die sowohl Justus, als auch Riley zum Nachdenken brachte. „Mit einer Seilbahn oder sowas wäre es auf jeden Fall möglich gewesen, sie in den Baum zu bringen.“ Eine Überlegung, die Jeffrey äußerte, wobei Riley nur den Kopf schüttelte. „Dann hätten wir aber die entsprechenden Seile finden müssen, oder das aufrollen dieser Seile hätte Spuren hinterlassen. Außerdem wäre die Zeit zu knapp.“
Jeffrey hob nur leicht die Hände. „Das war auch kein Ernst gemeinter Vorschlag, sondern einfach nur ein kleiner Einfall.“
Justus ging wieder ins Zimmer und begann damit Taschen, Schränke und Schubladen zu durchsuchen, wobei er hier nicht weiter fündig wurde. Auch wenn Perry sehr verdächtig schien, wollte er sich nochmals das Zimmer der anderen Beiden ansehen, weswegen sie sich dahin auf den Weg machten.
Ruperts Zimmer sah sehr ordentlich und sortiert aus. „Hier habt ihr doch die Flüssigkeit gefunden.“, erkundigte sich Justus, wobei Jeffrey nickte. „Ja, war in eine der Reisetaschen.“ Er deutete auf diese und Justus sah sie erneut durch.
„Ein Lageplan des Hotels? Und seht mal, hier sind diverse Zimmer markiert.“
Er breitete den Plan auf dem Boden aus. „Ist der dir vorher nicht aufgefallen?“, fragte Justus nach, wobei Jeffrey nur die Schultern zuckte. „Ich dachte vielleicht ist er an der Architektur interessiert oder so etwas in der Art.“
Justus riss sich zusammen, um sich nicht selbst gegen die Stirn zu klatschen. Solche Dinge waren in seinen Augen einfach zu auffällig, als dass er sie abtun würde. Aber dies zeigte ihm auch ein Mal mehr, dass nicht jeder so dachte, wie er selbst und so riss er sich einfach zusammen. Davon mal abgesehen war Jeffrey kein Fragezeichen und dementsprechend hatte er auch keine Ahnung, worauf Justus bei einer Zimmerdurchsuchung Wert lag, oder welche Dinge wirklich von Interesse sein könnten.
„Also, wir haben einen Plan von den Anordnungen und Räumlichkeiten des Hotels mit Markierungen. Langsam zweifel ich an der ganzen Verlobungsgeschichte.“, merkte Riley an und Justus nickte. „Da teile ich deine Gedanken.“
„Ich würde auf mein Zimmer gehen und den Inhalt des Fläschchens überprüfen.“, merkte sie an, wobei Justus zustimmte. „Ich werde mich in dieser Zeit mal an der Rezeption umhören und beim Reinigungspersonal.“
Jeffrey und Peter sahen sich etwas verwirrt an, allerdings stellte Jeffrey die Frage, was sie beide machen sollten laut und Riley bat schließlich Peter mit ihr zu kommen und Jeffrey ging zusammen mit Justus.
Nicht dass die Blonde die beiden unbedingt trennen wollte, aber neben diesem Fall würde sie es auch wirklich interessieren, was mit ihrem Bruder los war und wenn jemand eine Antwort darauf hatte, dann war es nun mal Peter.

In Rileys Zimmer angekommen, war von Summer glücklicherweise keine Spur und so griff die Blonde schlicht nach ihrer Tasche und legte sie auf ihr Bett.
„Bob sah wirklich fertig aus. Was war denn los?“ Sie wollte wirklich keine Zeit verschwenden, oder um den heißen Brei reden. Zwar wusste Peter, dass Riley auch einfach hätte versuchen können mit Bob zu reden, aber vielleicht war es für die Blonde gar nicht so verkehrt beide Seiten der Geschichte zu hören.
Seufzend setzte sich der Zweite auf das Bett und überlegte kurz, wie er die ganze Geschichte am Besten erklärte. „Ich war wütend und verletzt. Ich meine klar, das hast du mitbekommen. Bob wollte ‚reden‘ und so wie ich ihn kenne wäre es wieder eine halbherzige Entschuldigung gewesen. Und als er dann wieder anfing Ausreden für seinen Fehler zu suchen, ist mir einfach der Geduldsfaden gerissen. Vielleicht hätte er sich perfekt raus reden können, hätte ich ihn ausreden lassen. Aber erst versuchte er die Situation mit dir zu begründen und dann auch noch das Thema auf seine unzähligen Freundinnen zu lenken.“ Riley schwieg und holte ein papierähnliches Armband aus ihrer Tasche hervor. „Verstehe...“, murmelte sie nur, wobei Peter auch schon weiter sprach.
„Und keine Ahnung, ist ja nicht die erste Trennung die ich von ihm mitbekomme und in dem Moment habe ich mich einfach nur gefragt, was wäre, wenn er doch auch auf Typen steht und wir zusammen wären und Bob plötzlich nach zwei Wochen merkt, was ihn an mir stört und deswegen direkt Schluss macht. Außerdem läuft es mit Jeffrey gerade so gut und ich habe ihn wirklich gern. Aber wenn ich die ganze Zeit an Bob hänge, der noch nicht mal auf Typen steht… Jedenfalls hat er nie etwas in die Richtung erwähnt. Ich muss das erst Mal verarbeiten und für mich sortieren, bevor ich mit ihm wieder befreundet sein kann. Auch kann ich mir einfach nicht mehr seinen monatlichen Liebeskummer antun.“
Riley begann damit die Flasche zu öffnen, hörte aber Peter weiterhin zu. Sie füllte die Pipette und gab etwas von der Flüssigkeit auf einen der runden Markierungen auf dem Armband und wartete.
Peter klang verzweifelt, wütend, traurig, verletzt… Alles zur gleichen Zeit und das nahm sie durchaus wahr. Sie würde ihm auch keinen Vorwurf machen, weil er die Freundschaft zu Bob zunächst auf Eis gelegt hatte. Ihr war durchaus bewusst, dass es zwar eine Kurzschlussreaktion seinerseits war, aber er auch seine Gründe hatte.
Was Bob betraf, so konnte sie auch verstehen, dass er geweint hatte. Dafür hatte sie ihn nicht Fragen müssen, seine Augen hatten alles verraten. Und natürlich tat ihr Bruder ihr Leid und selbstverständlich würde sie sich auch seine Version der Geschichte anhören. Allerdings würde sie hier keine Seite wählen. Sie hatte auch nicht das Gefühl zwischen den Stühlen zu sitzen, denn das war eine Sache, die Peter und Bob unter sich ausmachen müssten. Sie würde eben für beide da sein und ihnen zuhören, sie trösten oder ihre Meinung teilen, wenn man sie danach fragte.
„Danke, Peter. Also, dass du mir das erzählt hast.“ Peter runzelte die Stirn. „Hör mal, wenn du jetzt nicht mehr mit mir reden willst, oder so etwas...“, begann der Rotschopf, wobei Riley wirklich verwundert schien. „Wieso sollte ich das nicht tun wollen?“, fragte sie nach und setzte sich schließlich neben Peter, der nur mit den Schultern zuckte. „Bob ist dein Bruder und ich habe ihn mit meiner Aussage wirklich verletzt. Ich weiß selbst dass die Gründe dafür auch sehr egoistisch waren, aber...“
Riley legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.
„Ja, Bob ist mein Bruder, aber du bist mein bester Freund. Ihr seid mir beide wichtig und ich werde weiterhin für euch beide da sein. Ich kann deine Gründe durchaus verstehen und so hart es für jemand Anderen auch in dem Moment sein mag, manchmal muss man eben solch einen Schritt gehen. Natürlich hoffe ich, dass sich alles wieder einrenkt und alles wieder in Ordnung ist. Aber sollte das nicht der Fall sein, werd nicht zum Fremden, okay?“
Etwas erleichtert lächelte Peter und nickte. „Pass bitte auf Bob auf. Ich weiß jetzt weint er und zeigt auch mal seine Gefühle, aber das wird sich spätestens bei seinem Konzert wieder legen. Dann wird er wieder versuchen sich nichts anmerken zu lassen. Es ist auch nicht so, dass ich nicht wüsste, dass ich ihm wichtig bin und dass ihn das alles verletzt, aber ich kann im Moment einfach nicht für ihn da sein.“
Riley schmunzelte etwas und drückte Peter kurz an sich. „Er ist mein jüngerer Bruder, natürlich passe ich auf ihn auf. Wenn du ihm keinen Dämpfer mehr verpasst, wer dann?“
Peter flüsterte noch ein „Danke.“, bevor Riley sich wieder erhob und schließlich das Armband betrachtete. „Wie ich es mir dachte: K.O.-Tropfen.“ Peter runzelte etwas die Stirn, als sie das laut aussprach. Er verstand nicht wirklich, warum Riley überhaupt an diese Möglichkeit gedacht hatte, oder warum sie etwas zum Testen in einem Hotel dabei hatte. Aber so wie er die Blonde kannte, würde sie die Situation schneller Aufklären, als Justus. Der hob sich solche Dinge nämlich gerne für den Schluss auf.

Chapter 51: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 10

Chapter Text

Ein Mal mehr hatten sie sich versammelt und Jeffrey erklärte kurz, dass die Gäste, besonders die Hinterbliebenen langsam ungeduldig wurden. Die Feier sollte bald los gehen und dementsprechend war der Hotelmanager auch nicht gerade erfreut, dass die drei Fragezeichen noch keine Lösung präsentiert hatten. Kurzum saß ihnen die Zeit im Nacken und sie kamen nur langsam voran.
„Was habt ihr heraus gefunden, Riley?“, wollte Justus wissen. „Bei der Lösung handelte es sich um K.O.-Tropfen.“, merkte sie an und hielt ihm das Armband entgegen. Justus betrachtete das verfärbte Kästchen und Peter blickte auf das Armband.
„Was ist das eigentlich, also das Armband?“, wollte er nun wissen und Riley wandte sich an den Rotschopf.
„Es wurde dazu entwickelt einen schnellen Test auf K.O.-Tropfen durch zu führen, beispielsweise bei einer Party oder ähnliches. Man gibt von seinem Getränk etwas auf eines der Testfelder und nach drei Minuten zeigt sich eine Verfärbung, wenn das Getränk mit K.O.-Tropfen versehen wurde. Natürlich ist dies keine absolute Sicherheit, da das Licht auf Partys gerne etwas gedimmt oder diffus ist, aber es ist ein Anfang.“
Peter runzelte die Stirn und nickte. „Und warum hast du so etwas dabei, ich meine, hier wird dir wohl kaum jemand die Tropfen ins Getränk mischen.“ Riley seufzte leicht und Justus musterte sie für einen Moment, räusperte sich dann und ergriff das Wort. „Das ist doch jetzt nebensächlich, Peter. Mit diesen Erkenntnissen fügt sich wenigstens so langsam ein Bild zusammen. Wir haben nämlich in Erfahrung bringen können, dass aus den Hotelzimmern anderer Gäste wertvolle Gegenstände entwendet wurden, wie Schmuck, Geld und Uhren. Eine Dame vom Reinigungspersonal wurde aufgrund dessen gestern Abend gefeuert.“
Zwar wusste Justus nicht genau, warum Riley ein solches Armband besaß und natürlich konnte es durchaus der Vorsicht dienen, was keinesfalls verkehrt war. Aber irgendetwas sagte ihm, dass doch mehr dahinter steckte. Aber das war eine Sache, die Riley nur dann erzählen sollte, wenn sie bereit dazu war. Ein Blick in ihre Augen verriet ihm jedenfalls, dass sie durchaus dankbar für diesen Themenwechsel war.
„Wann haben eigentlich unsere vier Freunde eingecheckt?“, wollte Riley schließlich wissen und Justus lächelte. „Genau das habe ich mich auch gefragt. Und zwar sind sie seit einer Woche hier. Und nicht nur das, Rupert war sogar schon im letzten Monat ganze zwei Wochen Gast und zwar im Zimmer von Perry.“
Riley und Justus tauschten einen vielsagenden Blick aus, während sich Jeffrey an Peter wandte. „Weißt du, wovon die Beiden reden?“, wollte er wissen, wobei Peter leicht die Stirn runzelte. „Meint ihr damit, dass Rupert hinter den Diebstählen im Hotel steckt?“, fragte er nach und Riley schüttelte etwas mit dem Kopf. „Nicht nur er, es scheint so, als hätten wir hier eine Gruppe von Einbrechern. Oder findest du es nicht äußerst merkwürdig, dass eine Verlobte so lange damit wartet nach ihrer Partnerin zu sehen, wo diese mit Migräne im Bett liegt?“
Peter zuckte mit den Schultern. „Nun, das ist aber noch lange kein Beweis dafür, dass...“
„Und dann die Aussagen von Perry, Anne und Rupert. Laut Anne hatte ihre Verlobte eine Migräne, laut Perry war aber an ihrem Verhalten nichts Auffälliges. Sie sei wie immer gewesen.“
Jeffrey zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat sie eine Tablette eingeworfen, oder sowas.“
„Durchaus möglich, das erklärt aber nicht, warum sie bei Perry baden wollte, denn das warme Wasser war zu jeder Zeit funktionstüchtig. Ich habe mir die Freiheit heraus genommen und mich mit dem Manger ein wenig unterhalten, als du nochmals zur Rezeption bist. Bei der Bauweise der Warmwasseranlage für das Hotel, hätte entweder eine ganze Etage kein warmes Wasser oder es war eben nichts kaputt.“
Für Jeffrey und Peter erschienen immer mehr Fragezeichen, als dass auch nur eine Frage wirklich geklärt wurde. Riley hingegen konnte Justus folgen.
„Okay, gehen wir davon aus, dass diese Theorie stimmt. Die vier sind Hoteldiebe. Rupert war schon einen Monat zuvor hier, um das Hotel nach Zimmerpreisen und Einstiegsmöglichkeiten zu untersuchen. Anschließend kamen sie zu viert hier her, um eine Verlobung zu feiern. Unser Opfer ging unter einem Vorwand aufs Zimmer, vermutlich ein Zeichen dafür, dass sie nun ihren Raubzug beginnen wollte. Rupert und Anne waren auf Beobachtungsposten, während sich Perry und Miss Lewin Zugriff zu anderen Zimmern verschafften. Vielleicht kam auch Anne deswegen nach oben, nicht um nach Stunden nach ihrer Verlobten zu sehen, sondern weil eventuell einer der Hotelgäste wieder auf sein Zimmer wollte, oder etwas in der Art.“
Justus nickte, wobei Peter sich noch immer unsicher war. „Ja, aber hätten wir dann nicht im Zimmer Diebesgut sicher stellen müssen. Also bei den Zimmern die Jeffrey und ich durchsucht haben, war jedenfalls kein Schmuck.“ Jeffrey nickte zustimmend. „Außerdem erklärt das noch immer nicht, warum Miss Lewin gestorben ist und wer es war.“
Justus lächelte leicht. „Jeffrey, du hattest nichts vom Lageplan erzählt, weil du dachtest, dass Rupert sich für die Architektur des Gebäudes interessierte.“ Jeffrey nickte leicht. „Wie bist du darauf gekommen?“ Hier zuckte Jeffrey mit den Schultern. „Na ja, ich finde er sieht halt so aus.“
Riley grinste nun und Justus wusste, dass sie verstanden hatte, worauf er hinaus wollte. „Und bei wem würde es keinen Verdacht erregen eine größere Auswahl an Schmuck, Uhren oder auch Geld dabei zu haben?“, wollte er nun wissen und bei Peter fiel schließlich der Groschen. „Natürlich, bei zwei Frauen, die in gehobener Situation ihre Verlobung feiern wollen.“
„Gut beobachtet, Zweiter!“, lobte Justus, woraufhin Riley Richtung Tür ging. „Gut, dann sollten wir nun Bob fragen, oder besser, ich frage Bob. Was die Ermittlung im Mord weiterhin angeht, überlasse ich das Feld vorerst dir, Herr Meisterdetektiv.“
Damit verließ Riley den Raum und Peter meinte doch tatsächlich eine leichte Röte in seinem Gesicht zu sehen. Allerdings beherrschte er sich und sprach ihn nicht darauf an. Es konnte immerhin auch nur das Licht im Raum sein.

Riley klopfte bei Bob an die Tür an und trat vorsichtig ein. Er war nicht auf seinem Bett, stattdessen stand die Badezimmertür offen und ihr Bruder vor dem Spiegel. So wie es aussah wischte er sich gerade durch das Gesicht und als sie näher trat, sah sie ihre kleine Schminktasche. Sie atmete kurz durch und versuchte nicht all zu mitleidig zu klingen. Natürlich schmerzte es sie ihren Bruder so zu sehen, allerdings konnte sie im Moment nichts daran ändern. Irgendwie hatte er auch selbst Schuld an dem Ganzen.
„So wird das nichts.“, merkte sie an, wobei Bob sich nun umdrehte und noch jämmerlicher aussah als zuvor. „Was du nicht sagst.“, merkte er an und packte etwas frustriert das Make-Up zurück in die Tasche. „Anscheinend habe ich ein großes Talent dafür alles falsch zu machen.“, fügte er noch hinzu, ging an Riley vorbei und begann damit seinen Kleiderschrank zu durchwühlen. „Vielleicht sollte ich den Auftritt einfach absagen. So kann ich schlecht raus und bei bester Laune bin ich auch nicht. Aber was erzähle ich dir das, Peter hat dir bestimmt schon alles erzählt.“
Riley nahm ihre Tasche an sich und ging damit zurück in den Schlafraum, wobei sie schließlich Bob am Arm nahm und diesen auf sein Bett setzte. „Halt still.“, forderte sie, nahm eines der Abschminktücher und wischte ihm damit den Farbkasten aus dem Gesicht.
„Sei still und hör mir zu.“, forderte sie und griff anschließend nach einer grünlichen Creme, die sie ihrem Bruder ins Gesicht schmierte.
„Ja, du hast dich wie der letzte Arsch verhalten und es stimmt das Peter mir erzählt hat, was vorgefallen ist. Aber das heißt noch lange nicht, dass du immer alles falsch machst.“ Ihre Stimme war ruhig, während sie nun nach einem grünen Stift griff, der eher an einen Lippenstift erinnerte und ihm diesen unter die Augen auftrug.
„Keiner von uns ist perfekt, Bob und egal wie gut ich mit Peter inzwischen befreundet bin, du bist mein Bruder. Das heißt nicht, dass ich mich komplett auf deine Seite stelle, aber ich werde auch nicht die von Peter ergreifen. Wenn du reden möchtest, reden wir darüber und versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden. Wenn nicht, kannst du jederzeit mit mir Eis essen und dabei so viel weinen wie du willst, ohne, dass ich auch nur irgendetwas dazu sage. Also, was soll es sein?“, fragte sie nach und griff einfach weiter in ihre Schminktasche, während Bob still hielt und sich das Make-Up auftragen ließ.
Bob schwieg einen Moment und schluckte. Es tat gut zu hören, dass seine Schwester doch für ihn da war, obwohl er sich ihr gegenüber nicht gerade gut verhalten hatte. „Tut mir Leid, wie ich reagiert habe. Es ist nur… Ich war einfach...“ Er brach ab. Doch statt dass Bob nun selbst sagte, was passiert war, vollendete Riley seinen Satz. „… Eifersüchtig.“ Bob sah sie etwas perplex an und Riley schmunzelte tatsächlich etwas. „Ich bitte dich Bob. Ja du hast eine beschützerische Seite mir gegenüber, das stimmt schon. Aber so? Du bist höchstens etwas angefressen, hast den Typen im Blick, der eventuell Interesse an mir haben könnte, aber du bist nie laut geworden, oder hast dabei Forderungen gestellt.“
Bob zuckte etwas kraftlos mit den Schultern. „Ist doch auch jetzt egal, Peter hat Jeffrey, da habe ich kaum eine Chance.“, erklärte er. Bob fand es ohnehin nun sehr zwecklos seine Gefühle für Peter zu leugnen. So wie er es verstanden hatte, hatte seine Schwester ihn bereits durchschaut. Im Grunde fand er es noch nicht Mal schlimm, denn auch wenn die Situation schwer war, fühlte er sich ihr näher als zuvor.
Riley bearbeitete sein Gesicht schließlich mit einem Schwamm. „Gib dem Ganzen etwas Zeit und versuch Peters Rat zu befolgen. Nimm dir Zeit für dich und versuch heraus zu finden, was du in einer Beziehung willst. Und damit meine ich nicht, dass du sämtliche Typen und Mädels von L.A. ausprobieren sollt.“ Bob seufzte. „Wozu das Ganze?“, fragte er nach, Im Moment sah er keinen Sinn dahinter nicht wenigstens auf körperlicher Basis seinen Spaß zu haben, sich wieder einfach nur ablenken.
„Es ist einfach nur ein Rat. Ich meine, das was Peter in einer Beziehung sucht ist Sicherheit. Sicherheit, dass es nicht gleich bei einer Kleinigkeit zu Ende ist. Eine Beziehung braucht mehr als Liebe.“, stellte sie fest und zog einen Moment später einen Kajalstift hervor. „Vertraust du mir?“, fragte sie nach, wobei Bob kurz die Stirn runzelte, dann aber nickte.
„Wie lange weißt du es schon?“, wollte Bob schließlich wissen, während Riley mit seinen Augen beschäftigt war. Wobei er doch ein wenig Angst um seine Kontaktlinsen hatte.
„Nun, ich weiß es erst ganz genau seit du heute so ausgerastet bist, das war im Grunde meine letzte Sicherheit. Aber in Verdacht hatte ich es schon länger. Die Eifersucht auf Kelly, wie du von ihm sprichst. Aber ich wusste nicht wirklich wie ihr Drei untereinander agiert und habe beschlossen erst ein Mal alles zu beobachten, oder eben darauf zu warten, dass du dich mir anvertraust. Dennoch, seit ich so viel Zeit mit euch verbringe, war es schon sehr auffällig. Du vergisst, dass wir manchmal gar nicht so unterschiedlich sind.“, merkte Riley an und drückte Bob schließlich noch einen Lippenbalsam in die Hand, den er sich auch schon auftrug. Sie bedeutete ihm, dass er sich nun im Spiegel angucken konnte und Bob lächelte sogar etwas. „Danke, jetzt sehe ich wenigstens nicht mehr ganz so verheult aus. Man könnte glatt meinen ich versuche nur eine fiese Allergie zu verbergen.“
Riley lächelte sachte und begann anschließend in den Klamotten ihres Bruder zu wühlen.
„Aber sag mal, wenn du es weißt, dann… Also...“ Riley schüttelte den Kopf. „Peter weiß es nicht und von mir wird er nichts erfahren. Es ist deine Aufgabe ihm das zu sagen.“
Bob atmete durch und runzelte etwas die Stirn. „Trotzdem, woran hast du es fest gemacht, dass ich in Peter verliebt bin. Ich meine beste Freunde benehmen sich doch auch teilweise so. Bis auf den Part mit der Eifersucht.“
Riley nickte, zuckte dann aber mit den Schultern. „Es sind viele verschiedene Dinge gewesen. Du kennst Peter besser als jeden Anderen. Er braucht nur auf eine ganz bestimmte Weise mit den Schultern zu zucken und du weißt, wie sein Tag war, ohne auch nur ein Wort mit ihm gesprochen zu haben. Du wusstest sofort, wann er weswegen mit Kelly gestritten hatte, allein daran, wie er die Tür der Zentrale auf gemacht hat. Ja, ich war bei den Dingen nicht dabei, aber ich höre dir zu. Hinzu kommt, dass du dir Stunden die Gespräche über Sport anhörst, obwohl du bei Dad beim Football direkt nach den ersten zehn Minuten einschläfst. Und dann die Sache als Jennifer das erste Mal erwähnt wurde. Du wurdest still, hast dich zeitweise zurück gezogen, es hat dich verletzt und trotzdem hast du immer wieder das Gespräch gesucht. Nicht, weil du diese Beziehung manipulieren wolltest, sondern einfach um der gute Freund zu sein, der du schon immer warst. Unterstützend, nur damit Peter glücklich ist, selbst wenn er es nicht mit dir ist. Was sich auch wieder daran zeigt, dass du nun keinen Plan entwirfst, um Jeffrey los zu werden, stattdessen nimmst du deinen eigenen Herzschmerz in Kauf und hoffst einfach weiterhin, dass Peter glücklich ist.“
Bob schaute Riley an, als sie ihre Einschätzung abgab und zum Schluss, fiel er schlicht in ihre Arme. Er unterdrückte die Tränen, damit das MakeUp nicht wieder zerstört wurde. Auch wenn er es nicht erwartet hätte, so verstand sie ihn wirklich gut.
Er öffnete die Augen und sein Blick glitt hinüber zu Justus Bett, welches fein säuberlich hergerichtet war und nichts im Vergleich zu dem Chaos, welches er ein Mal mehr veranstaltet hatte. Und genau in diesem Moment fiel es Bob auf. Wie falsch er eigentlich gelegen hat.
„So wie du hoffst, dass Justus glücklich ist.“, stellte er fest und löste die Umarmung, um seine Schwester an zu sehen. Sie leugnete es nicht und sah auch nicht verärgert aus.
„Ich war so blind… Ich war so darauf konzentriert, dass du und Peter… Und ich lag so falsch...“ Riley lächelte sachte und zuckte mit den Schultern. „Sag ihm bitte nichts und tu mir einen gefallen, misch dich nicht ein. Egal wie weh es auch tut.“
Bob schluckte. Ihm würde es wirklich schwer fallen, hierbei einfach zu schweigen und die Füße still zu halten. Immerhin hatte Justus auch keine Ahnung und er war sich sicher, dass er Rücksicht auf Rileys Gefühle nehmen würde, wenn er darum gebeten wurde. Aber er erinnerte sich auch daran, dass Riley gesagt hatte, dass es nicht ihre Aufgabe war, Peter von Bobs Gefühlen zu erzählen, wofür Bob wirklich dankbar war.
„Okay, ich werde Justus nichts erzählen.“, versicherte er und hatte nicht bemerkt, wie genau in dem Moment die Tür aufging. „Wovon wirst du mir nichts erzählen?“, fragte Justus auch schon nach und die Zwillinge sahen wirklich ertappt aus.

Chapter 52: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 11

Chapter Text

Bob schluckte, fand allerdings seine Stimme schnell wieder. „Von der Überraschungsparty zu deinem Geburtstag. Mist, jetzt weißt du es.“ Eine schlechte Lüge. Dafür dass Bob eigentlich relativ talentiert darin war Ausreden zu finden, war diese hier ziemlich schlecht und das empfand auch der erste Detektiv so.
„Das war eine der schlechtesten Lügen, die ich je gehört habe. Zumal mein Geburtstag noch in einer gewissen Entfernung liegt und in Anbetracht der Umstände niemand auf die Idee kommen würde eine Geburtstagsfeier für irgendwen zu planen. Außerdem weißt du sehr genau, wie wenig mich Partys interessieren.“ Bob sah hilfesuchend zu Riley, die allerdings ganz entspannt wirkte.
„Wie du schon mitbekommen hast, möchten wir beide nicht mit dir darüber reden. Es ist eine Sache, die ich Bob anvertraut habe und nicht dir und Peter. Da Bob für gewöhnlich gerne mit euch Informationen teilt, bat ich ihn dies nicht zu tun. Es wäre also wirklich nett, wenn du meine Grenzen respektierst.“
Nicht nur Bob sah deutlich verblüfft aus, als Riley ihren Standpunkt klar stellte und dabei in ihrer Artikulation dem ersten Detektiv deutlich Konkurrenz machte. Anscheinend war Justus so perplex von dieser Reaktion, dass er für einen Moment seine natürliche Neugierde vergaß und nur nickte. „Natürlich, Riley.“ Es erschien ein freundliches Lächeln auf ihren Lippen und sie bedankte sich, bevor Justus sich wieder fasste.
„Also, ich nehme an, dass du Bob nicht gefragt hast, ob er eine beachtliche Menge an Schmuck im Zimmer vom Opfer gefunden hat?“, erkundigte er sich und Bob runzelte etwas die Stirn, wobei hier jedoch Riley zuerst das Wort ergriff. „Dazu bin ich noch nicht gekommen, aber das können wir ja jetzt nachholen.“
„Also, es war schon einiges an Schmuck im Zimmer, aber ist bei zwei Frauen auch nicht ungewöhnlich.“, erklärte er nur und Justus zeigte ein leicht triumphierendes Lächeln. „Das mag durchaus sei, Dritter. Allerdings ist es schon auffällig, wenn man die Information erhält, dass es hier im Hotel Diebe gibt.“
Bob klappte die Kinnlade herunter. „Du meinst also...“, setzte er zu einer Frage an. „Ganz Recht, die Vier waren ganz bestimmt nicht wegen einer Verlobungsreise hier. Und ich habe inzwischen auch eine Idee, wie die Leiche in den Baum gekommen ist, Peter und Jeffrey bereiten gerade alles für unsere kleine Show vor.“, merkte er an, wobei Riley etwas verwundert drein sah.
„Okay, erfahre ich erst bei der Show, was passiert ist, oder weihst du uns noch ein?“, fragte sie nach und Justus zuckte nur mit den Schultern.
„Nun, denk einfach an eine nette Segelfahrt und an den Lageplan, den wir gesehen haben. Zähle dann noch einen Pfeil mit einer Schlaufe hinzu, welchen wir in einem der anderen Bäume entdeckt haben und...“ Justus brach seinen Satz in dem Moment ab, in dem Rileys blaue Augen sich weiteten und sie deutlich begeistert aussah.
„Gut gemacht, Herr Meisterdetektiv.“ Justus winkte ab. „Leider war es mehr ein Zufallsfund.“, merkte er an und seufzte. „Wir haben zwar eine Tathergang, aber immer noch keinen Täter. Ich habe zwar eine Ahnung, aber mehr auch nicht. Ich hoffe einfach darauf, dass sich derjenige irgendwie zu erkennen gibt.“
Bob lächelte nun etwas und freute sich innerlich, dass Justus mal etwas nicht in Erfahrung gebracht hatte, sondern er selbst. „Nun mit dem Täter kann ich dienen, fehlen nur noch die Beweise, Erster.“
Justus fiel förmlich alles aus dem Gesicht. „Warum erwähnst du das erst jetzt?“, fragte er nach, wobei Bob seufzte. „Weil ich zuvor vergessen hatte, dass der Täter sich schon selbst verraten hat, noch bevor die Vernehmung überhaupt losging. Es war kurz nachdem du mir aufgetragen hast einen Krankenwagen zu rufen.“

Bob schilderte ihm das Verhalten des Täters, zumindest denjenigen, den er im Verdacht hatte. Riley überlegte. „Also, wenn man davon ausgeht, dass seit dem Fund der Leiche, alle in einem Raum waren und dazu noch die begleiteten Toilettengänge in Betracht ziehen...“ Justus fing an selbstsicher zu lächeln. „… Und mit der Erkenntnis, dass Jeffrey, Peter und ich nur Löcher vorgefunden haben...“ Riley nickte. „Dann hat der Täter die Beweisstücke...“ - „… noch immer bei sich, ganz richtig.“
Bob sah zwischen seiner Schwester und Justus hinterher und war noch immer über sich selbst erstaunt, dass es ihm nicht schon früher aufgefallen war. Sicher, er könnte nun so sauer reagieren, wie bei Peter. Auch wenn es ihm nicht recht behagte, dass seine Schwester ausgerechnet in Justus verliebt war, der ihr unbewusst immer das Herz brach, konnte er doch verstehen, was es war, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Zumindest, wenn er sich so in seine Schwester hinein versetzte.
Sich hierbei zurück zu halten und nicht das Gespräch mit seinem besten Freund zu suchen, würde ihm schwer fallen, aber er hatte es Riley versprochen. Außerdem hatte er nur zu gut mitbekommen, wie das alles enden konnte, wenn man sich einfach ungefragt in die Beziehungsangelegenheiten Anderer einmischte. Das bedarf keiner Wiederholung und so ging er schlicht zur Tür. „Also, wollen wir dann endlich diesen Mord aufklären? Immerhin habe ich noch einen Auftritt vor mir und kein passendes Outfit.“, merkte Bob an, wobei Justus ihn prüfend ansah. „Geht es dir denn besser?“, fragte er doch etwas besorgt nach, wobei Bob den Kopf schüttelte. „Nein, Erster. Aber manchmal kann man auch nichts tun, damit es einem besser geht.“
Justus runzelte die Stirn. Allerdings würde er Bob auch nie verbieten bei einem Fall mit zu wirken und vielleicht würde ein wenig Ablenkung ihm ganz gut tun. Er sah ein wenig besorgt zu Riley hinüber, welche nur milde lächelte.

Zusammen gingen die Drei zu den Hotelgästen, welche sich aufgeregt unterhielten. Zudem waren auch einige Beschwerden heraus zu hören. Justus, Riley und Bob gingen in die Richtung der Hauptverdächtigen, bevor Riley über ihre eigenen Füße stolperte und auf dem Boden landete. Justus bekam einen kurzen Schrecken und half ihr auf, während sie dankend nickte und der erste Detektiv breit lächelte.
„Wenn ich um ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte, wir haben den Fall gelöst!“, rief er aus, wobei dann doch manche der Anwesenden ziemlich verwundert drein sahen. „Um ihnen zu demonstrieren, was vorgefallen war, würde ich sie bitten mir nach draußen zu folgen.“
Und genau das taten die Anwesenden auch.
„Also, was sollen wir nun hier draußen, in der Kälte?“, wollte Perry im scharfen Ton wissen, wobei Justus nur kurz lächelte. „Beruhigen sie sich bitte. Wir werden ihnen hier draußen vorführen, wie der Täter die Leiche in den Baum befördert hat, ohne dabei erkannt zu werden. Außerdem werden wir natürlich auch den Täter entlarven.“, erklärte Justus, wobei Riley nickte.
„Und alles, was man dafür braucht ist eine Armbrust, eine lange Schnur und eine Schere.“
Verwundert sahen die Gäste die drei Personen vor sich an.
„Wir haben uns die Freiheit genommen, diesen kleinen Trick nach zu stellen, weswegen unser Kollege Peter, sich im Augenblick mit seinem Freund in dem Hotelzimmer befindet, in dem alles stattgefunden hat.“
Genau in dem Moment trat Peter auf den Balkon des fünften Stock und winkte, während er durch Rufen, auf sich aufmerksam machte. „Für die bessere Kommunikation, werden wir mit Peter und Jeffrey telefonieren.“, erklärte Justus und rief den zweiten Detektiv an, nur um ihn dann den Lautsprecher ein zu schalten. „Habt ihr alles so weit vorbereitet Peter?“, wollte er wissen, wobei aus dem Lautsprecher ein kurzes: „Natürlich, Erster!“, kam.
„Also, nun zum Ablauf. Zunächst benötigte der Täter zwei Pfeile, in dessen hinteres Ende jeweils ein Loch gebohrt wird. Dies kann man Mittels der Schere machen, oder mit Anderen Gegenständen. Das Gute ist, dass man dies auch problemlos Zuhause vorbereiten kann und hierfür nicht unbedingt vor Ort sein muss. Anschließend fädelt man eine kleine Schnur hindurch und knotet es so zusammen, dass an beiden Enden von jedem Pfeil eine Schlaufe entsteht.“
„Ist vorbereitet, Erster!“, gab Peter an und Justus nickte.
„Durch diese Schlaufen, fädelt man nun eine auf Länge geschnittene Schnur. Hierbei kommt es aber auch auf die Festigkeit drauf an, immerhin soll diese nicht reißen. Aber das nur als kleiner Hinweis.“
Riley besah sich die Verdächtigen, während Bob doch etwas gebannt zum Balkon sah.
„In die Mitte dieser Schnur, zwischen den zwei Pfeilen also, kommen zwei lange Schnüre und werden dort Mittels Knoten befestigt. Anschließend werden die auf Länge geschnittenen Schnüre an der Balustrade des Balkons befestigt und schon sind alle Vorbereitungen getroffen.“, erklärte Justus und Peter gab ein kurzes „Erledigt.“ von sich, damit Justus wusste, dass Jeffrey und er nun bereit waren.
„Jetzt braucht man die Pfeile nur noch in die Armbrust ein zu legen und zu schießen. Allerdings nicht einfach in irgendeine Richtung. Wenn sie sich die Anordnung der Bäume betrachten, so stehen drei in genau einer Linie. Jeffrey, wärst du so gut, den ersten Pfeil ein zu legen.“
Von Jeffrey hörte man eine Bestätigung und auch er trat auf den Balkon. Riley eilte zu einem der Bäume und winkte zu Jeffrey nach oben, welcher kurz nickte und schließlich mit dem Pfeil schoss.
Justus beobachtete, wie der Pfeil in dem Stamm landete und nickte zufrieden. „Gut so und jetzt der Andere!“, erklärte er und so zielte Jeffrey auf den anderen Baumstamm, welcher mit dem Fundort der Leiche auf der Gegenüberliegenden Seite in einer Linie stand. Er traf und man hörte von Peter ein: „Du bist echt gut darin.“ Wobei Bob feststellte, dass eine wirkliche Bewunderung in der Stimme des Rotschopfes lag, welche ihn dann doch ein wenig fertig machte.
„Sehr gut Jeffrey!“, lobte auch Justus, der sich nun wieder an die Anwesenden wandte. „Natürlich sollte man dabei darauf achten, dass sich die Schnüre nicht verheddern. Aber wie sie sehen, wenn man alles genau bemisst und richtig zielt, entsteht ein Mast mit zwei Segeln, nur eben aus Seilen.“
Die Verdächtigen schauten sich das Gebilde an und Riley kam zu Justus zurück und nickte zufrieden.
„Der Junge hat Recht, aber was soll das werden, wenn es fertig ist?“, kam es von Perry, wobei Riley nur lächelte. „Sie verstehen es immer noch nicht? Nun, dann werden die ‚schönen Detektive‘ es Ihnen eben vorkauen.“, äußerte sie, was ihn dann doch etwas bitter drein sehen ließ.
„Jeffrey Peter, fädelt nun bitte die Matratze an die Schnüre, die den Mast bilden. Wir haben uns die Freiheit genommen eine zusammengerollte Matratze als Anschauungsmaterial für das Opfer zu nehmen, da wir nicht wollten, dass sich noch irgendwer verletzt. Seid ihr so weit?“, wollte Justus dann auch schon wissen, wobei wieder Peter zu sprechen begann. „Kann losgehen!“
„Jetzt muss man nur noch die Matratze herunter gleiten lassen und sie landet, wie bei einer Seilbahn, in dem Baum, ohne dass der Täter selbst durch den Schnee musste.“
Es gab wirklich einige, die davon erstaunt waren, dass die Matratze wirklich im Baum landete, allerdings blieb schließlich noch eine weitere Frage offen, jedenfalls für Perry. „Nette Konstruktion, aber wie kann es denn sein, dass man Maya nicht komplett liegend im Baum gefunden hatte, sondern mehr hängend?“ Justus nickte leicht. „Nun, das ist mehr einem Zufall geschuldet und nicht der Tatsache, dass der Täter die Drapierung wirklich durchdacht hatte.“
Dem Hotelmanager schien allerdings noch etwas Anderes auf zu fallen. „Und wieso haben wir dann keine Seile und Schnüre gefunden?“, wollte er wissen und Justus lächelte, als hätte er schon auf diese Frage gewartet.
„Das war ziemlich leicht, im Vergleich zur erdachten Konstruktion. Peter, Jeffrey, würde einer von euch so gut sein, die Seile, die den Mast bilden an einem Pfeil fest zu knoten und weg zu schießen. Irgendwo in die Ferne. Gleichzeitig schneidet der Schießende die Seile durch, welche noch am Geländer befestigt sind.“
Jeffrey nahm sich einen weiteren Pfeil und tat genau das, was Justus ihm auftrug. In dem Moment, als er schoss, durchschnitt er mit der Anderen Hand die Seile und das Konstrukt, welches wie ein Segel aussah, verschwand und landete in wirren Seilformationen irgendwo in den Büschen, in einer gewissen Entfernung zum Hotel.
Die Anwesenden staunten bei dem Anblick, bevor sich Perry wieder zu Wort meldete. „Aber dann müssen doch die Pfeile noch im Baum stecken!“, merkte er an, wobei sich diesmal Riley die Freiheit nahm die Frage zu beantworten.
„Nicht unbedingt. Die Bäume liegen weit genug auseinander und so verdeckt, dass man nicht in Gefahr gerät entdeckt zu werden, wenn man diese entfernen will. Also ging der Täter nach draußen, im Schutz der Bäume und Büsche. Kletterte auf die beiden Bäume und kam schließlich wieder ins Hotel zurück.“
Der Manager legte die Stirn in Falten. „Aber das Hochklettern ist doch ziemlich schwer.“, merkte er an, woraufhin Riley nur mit dem Kopf schüttelte. „Nicht wenn man darin gut oder trainiert ist und eine entsprechende Größe besitzt. Jeffrey und Peter sind sportlich unterwegs und brauchten nur eine kleine Hilfestellung in Form einer Räuberleiter, um auf den ersten Ast zu gelangen. Wenn man aber ein entsprechendes Training hatte, oder diese Form der Bewegungen häufiger wiederholt, ist es doch relativ leicht an die Pfeile zu gelangen. Zumal man nicht wirklich bis in die Wipfel kommen musste. Ist es nicht so, Rupert?“
Perry und Anne wandten sich dem Angesprochenen zu und sahen doch etwas schockiert aus. Dieser allerdings wirkte weniger erschrocken und täuschte eine gewisse Empörung vor. „Einen Moment, ich war den ganzen Tag unten und hatte gar keine Zeit dieses Zeug vor zu bereiten. Wann hätte ich das bitte machen sollen?“
Doch die Detektive ließen sich nicht beirren, während Peter und Jeffrey verkündeten, dass sie nun runter kommen würden und auflegten.
„Sie hatten doch selbst gesagt, dass sie für zehn Minuten nach oben sind. Wenn man die Schnüre nur noch an die Ballustrade knoten musste, blieb ihnen genug Zeit, die Leiche zu deponieren. Außerdem haben sie nicht erwähnt, dass sie danach nach draußen gegangen sind, was sie aber definitiv getan haben, da eine Mitarbeiterin sie das Hotel hat verlassen sehen.
„Ts, man darf doch wohl ein wenig spazieren gehen, wenn sich der Sturm gelegt hat. Außerdem war ich zu dem Zeitpunkt als die Leiche entdeckt wurde wieder da und habe sogar die Polizei gerufen.“, merkte er an, wobei Bob die Stirn runzelte. „Warum denn die Polizei?“, wollte er wissen, wobei Rupert kurz schluckte, allerdings versuchte dieses Spiel fort zu führen. „Na, weil doch Maya Tod ist.“, merkte er an und Bob runzelte die Stirn.
„Aber wie konnten sie das wissen, wenn sie doch gerade erst in den Raum kamen, nachdem die Leiche entdeckt wurde. Ich für meinen Teil, hatte die Frau nicht gesehen und wollte erst einen Krankenwagen rufen.“
Allerdings schien sich Rupert noch nicht geschlagen zu geben und zum Glück kam ihm dann deutlich unbewusst auch noch Perry zur Hilfe. „Aber, ich habe euch doch gesagt, dass ich Maya noch gesehen habe, dass sie bei mir ein Bad nehmen wollte. Wann war Rupert oben? Kurz nach dem Mittag? Dann hatte er doch keine Zeit, erst Recht nicht, um sie umzubringen. Außerdem hätte das Ganze dann in meinem Zimmer stattfinden müssen.“, merkte er an, wobei in dem Moment Peter und Jeffrey zurück kamen. „Genau deswegen kommen wir gerade von dort. Die Leiche zu entsorgen und der Mord, hat tatsächlich in ihrem Zimmer stattgefunden. Allerdings ohne dass sie davon wussten, weil sie nie in dem Zimmer waren, als Miss Lewin dort auftauchte.“, merkte Jeffrey an, wobei Perry nur etwas schal lachte. „Wie kommt ihr denn jetzt darauf? Natürlich habe ich sie gesehen, sonst...“
Riley fiel dem Mann ins Wort: „Das haben sie nicht. Sie haben diese Geschichte nur erzählt, damit man nicht herausfinden würde, warum ihr Vier hier wirklich zu Gast seid. Als Hoteldiebe benötigt man ebenso ein Alibi und allein ihre Aussage, dass Maya bei bester Laune war, hat nicht im Zusammenhang damit gestanden, dass sie eigentlich noch eine Migräne hatte. Die allerdings auch nicht stimmte. Sicher, ihr ging es nicht gut, allerdings wurde sie unter Drogen gesetzt.“
Anne sah deutlich schockiert aus. „Was? Nein, wir sind keine Diebe.“ Justus nickte leicht.
„Versuchen sie es nicht zu leugnen, Bob hat bei der Durchsuchung ihres Zimmers den fehlenden Schmuck entdeckt. Natürlich hielt er diesen erst für den Besitztum von Ihnen und ihrer Verlobten, allerdings war dem nicht so. „
„BH-Schublade, beliebtes Versteck bei Frauen.“, merkte Bob an, wobei Anne gerade nochmals den Mund öffnen wollte, wobei Justus ihr keine Zeit ließ. „Es scheint wohl so, als müssten wir die Ereignisse kleinschrittiger durchgehen. Wollen wir, Vierte?“, fragte er nach, wobei die Blonde lächelte. „Nichts lieber als das, Erster.“
So stellten sich Justus und Riley nebeneinander auf und begannen schließlich abwechselnd zu erzählen, wobei der erste Detektiv den Anfang machte.
„Beim Frühstück versetzte Rupert eines von Miss Lewins Getränken mit K.O.- Tropfen, welche wir zudem in seinem Zimmer fanden. Nachdem die Tropfen ihre Wirkung zeigten, glaube Miss Lewin tatsächlich eine Migräne zu haben, da diese Tropfen eben auch ähnliche Symptome hervorrufen können, je nach Dosierung.“
„Miss Lewin ging nach oben, Perry und Anne glaubten, dass sie schlicht einige Zimmer auskundschaften wollte, oder vielleicht sogar schon etwas stehlen. Bei dem Lageplan, den wir in Ruperts Zimmer gesehen haben, haben sie sich alle vermutlich auch genau die Gäste angesehen und anschließend einen Plan aufgestellt, wann ihr welches Zimmer ausrauben wollt.“
„Während und kurz nach dem Frühstück eine perfekte Gelegenheit, immerhin gehen dort auch die Reinigungskräfte durch die Zimmer, so würde man sie in Verdacht haben.“
Riley nickte bekräftigend.
„Nach einer Weile beschloss Anne nach Miss Lewin zu suchen, vermutlich war einer der Hotelgäste, die auf dem Plan standen auf dem Weg in sein Zimmer. Perry selbst war ebenfalls gerade m fünften Stock, allerdings war ihm niemand aufgefallen und so gingen sie zusammen wieder hinunter. Das warme Wasser war hierbei nur eine Ausrede.“
Justus sah kurz zum Manager. „Ich habe mir die Freiheit genommen und prüfte diese Aussage. Allerdings hätte nicht nur bei Miss Lewin das warme Wasser nicht funktionieren dürfen, sondern auf der ganzen Etage. Dementsprechend hatte sie keiner von ihnen beiden sie zu Gesicht bekommen, da Miss Lewin noch immer unter Drogen gesetzt auf ihrem Zimmer war. Nachdem sie Beide wieder unten waren, konnte sich Rupert somit auf den Weg nach oben machen. Unter dem Vorwand die Toilette auf zu suchen, gingen sie Miss Lewin aus ihrem Zimmer holen. Hierbei genügte vermutlich eine einfache Ausrede, dass sie sich alle zu einem Gespräch bei Mr. Perry treffen wollen.“
Rupert schnaubte. „Klar, weil man unter Drogeneinfluss auch noch so unauffällig laufen kann und garantiert das Bett verlassen will.“
Riley lächelte siegesgewiss und atmete kurz durch. „Standen sie schon ein Mal unter K.O.-Tropfen? Nun, ich kann ihnen versichern, dass man sich nach einer Weile einfach so fühlt, als wäre man stark betrunken. Die Hemmschwelle sinkt und gerade bei Personen des Vertrauens neigt man dazu die Taten zunächst nicht in Frage zu stellen.“ Rupert rollte mit den Augen.
„Jedenfalls nahmen sie Miss Lewin mit sich auf das Nachbarzimmer, die Schlüsselkarte hatten sie sich vermutlich unter einem Vorwand besorgt. Anschließend erdrosselten sie Miss Lewin – genügend Seile hatten sie immerhin zur Verfügung – die sich ohnehin nicht mehr wehren konnte.“
„Danach brauchten sie nur noch ihr Konstrukt fertigstellen, Miss Lewin in den Baum lassen, anschließend die Pfeile einsammeln und wieder ins Gebäude zurückkehren.“
Rupert wurde etwas ungehaltener in seinem Tonfall, ein sicheres Zeichen für die Beiden, dass sie ihn kurz davor hatten zu gestehen.
„Das ist doch alles an den Haaren herbei gezogen! Könnt ihr eure kleine Geschichte auch irgendwie beweisen. Uns selbst wenn, dann hätte doch Perry etwas bemerken müssen, immerhin ist es sein Balkon!“
Riley lächelte. „Jetzt beruhigen sie sich doch. Natürlich liefern wir ihnen Beweise. Und das Perry nichts auf dem Balkon bemerkt hat, liegt vermutlich daran, dass sie die Vorbereitungen während seiner Abwesenheit getroffen haben und durch ihre Zusammenarbeit genau wussten, dass er nicht den Balkon betreten würde.“
„Aber nun zu den Beweisen.“, setzte Justus fort. „Warum zeigen sie nicht den Inhalt ihrer Stiefel. Zugegeben, sie hätten genug Zeit gehabt den Inhalt zu entsorgen, wäre Miss Lewin nicht so früh entdeckt worden und hätten wir nicht angeordnet, dass niemand den Raum verlassen soll. Also?“

Endlich, die Fassade brach und ergeben fasste sich Rupert in einen seiner Stiefel und zog einen Pfeil mit einer Schlaufe hervor.
Er gab die tat zu, erklärte, dass er diese Frau seit dem Tod seines Bruders. Sie waren zuvor zu fünft gewesen, hatten hier und da kleine Raubzüge begangen. Aber nach einem größeren Einbruch, hielt es sein Bruder nicht mehr aus und Miss Lewin wollte sämtliche Schuld nur auf ihn schieben, wollte, dass er für die ganzen Taten ins Gefängnis ging. Sein Bruder hatte ein gebrochenes Herz, da seine Geliebte doch kälter war, als er angenommen hatte. Er betrank sich und geriet so in den tödlichen Autounfall und als Rupert sie zur Rede stellte, hatte sie nach seinen Angaben nur gelacht und geäußert, dass er so nützlicher war.

Wie sie alle zuvor angenommen hatten, hatte Rupert gar nicht versucht die Polizei zu rufen, eigentlich hatte er sich so eine gewisse Zeit verschaffen wollen, um auch die letzten Beweise zu vernichten. Da er aber behauptet hatte, sie könnten nicht kommen, hatte es niemand mehr versucht. Bis auf Peter, kurz bevor sie den Fall aufgeklärt hatten.
Die Beamten kamen, hörten sich die verschiedenen Aussagen des Täters, der Diebe und der drei Fragezeichen an, woraufhin Perry, Anne und Rupert festgenommen wurden. Miss Lewin wurde ebenfalls vom Hotel weg gebracht und so konnte der Auftritt von Bob – wenn auch mit einem leicht bitteren Beigeschmack – endlich stattfinden.

Chapter 53: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 12

Chapter Text

Mit einer leichten Verspätung konnte die Veranstaltung also endlich los gehen. Der Manager sah davon ab alles ab zu sagen, da genau dafür die Gäste hergekommen waren und sie nicht noch weiter enttäuscht werden sollten.
Man konnte von dem Gedankengang halten, was man wollte, allerdings konnten einige der Gäste den Gedankengang sogar nachvollziehen.
Mit Rileys Unterstützung hatte Bob auch schließlich ein passendes Outfit gefunden. Die Vorgabe war schick, aber leger. So zog er eine schwarze Jeans und ein rotes Hemd an, welches er leicht offen ließ. Justus hingegen griff zu einer Stoffhose und einem weißen Hemd, ließ aber die Krawatte nur locker gebunden. Jeffrey und Peter entschieden sich beide ebenfalls für eine Jeans und dazu ein Hemd, während Riley in ein kürzeres Abendkleid schlüpfte.
Bob war schon länger im Festsaal und so gingen Jeffrey, Riley, Peter und Justus zusammen zu der Veranstaltung. Der Saal bot ein großes Buffet, eine Bar, einige, runde Tische mit Stühlen, sowie eine Tanzfläche. Alles scheinbar unter dem Thema ‚Winter-Wunderland‘ Jedenfalls gab es Eisskulpturen, Lichterketten in Form von Eiszapfen und auch die Tischdecken, waren passend zum Thema gewählt.
Zunächst kam der Manager auf die Bühne, begrüße die Gäste und kündigte das Abendprogramm an. Die ersten, wenigen Songs kamen noch von einem DJ. Peter und Jeffrey gingen in der Zeit Getränke holen und ließen Riley und Justus für einen Moment alleine, wobei Justus mehr mit seinem Handy beschäftigt war, als ein Gespräch zu suchen.

Nachdem die Vier ihre Getränke gerade zur Hälfte geleert hatten, kam auch schon Bob auf die Bühne und begrüßte die Anwesenden, bevor er den ersten Song auch schon ankündigte. Einige der Gäste begaben sich zur Tanzfläche, so auch Jeffrey und Peter.
Justus legte schließlich sein Handy beiseite und sah zu Riley hinüber, die auf den Auftritt ihres Bruders achtete und dabei eine Fuß zum Takt der Musik bewegte. Der erste Detektiv erhob sich schließlich und hielt der Vierten eine Hand entgegen. „Möchtest du vielleicht tanzen?“, forderte er sie auf, wobei Riley etwas mit der Stirn runzelte. Justus konnte nicht wirklich vergessen haben, dass er ihr noch eine Entschuldigung entgegen bringen musste. Dennoch stand er vor ihr und versuchte mit ihr zu reden, nachdem er die ganze Zeit am Handy gesessen hatte.
„Wirklich nette Frage, aber nein danke.“, merkte sie nur an, wobei Justus dennoch nicht so aussah, als ob er nun aufgeben würde. Stattdessen hielt er ihr weiter die Hand entgegnen. „Riley, ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn wir tanzen.Außerdem würde sich Bob bestimmt auch darüber freuen, als dass wir beide einfach nur ganz bequem seiner Musik lauschen.“
Riley seufzte leicht und Justus meinte eine leichte Röte in ihrem Gesicht erkennen zu können, wobei er es hier gar nicht als so warm empfand.
„Ich würde ja gerne, aber ich kann nicht tanzen.“, erklärte sie schließlich und sah dann doch etwas beschämt aus. Justus wunderte sich wirklich über diese Aussage, ließ sich aber dadurch nicht von seinem Vorhaben abbringen. „Ein Glück, dass Tante Mathilda mich kurz vor meinem Abschlussball zu diesen Tanzkursen gezwungen hat. Keine Sorge, zu zweit tanzen ist relativ einfach, ich zeig es dir. Ohnehin muss ich führen, du musst einfach nur folgen.“ Riley schnaubte und verschränkte für einen Moment die Arme vor der Brust. „Wenn du mir folgen willst.“, setzte dann Justus noch an seiner Aussage dran.
Irgendetwas an seinem Tonfall, ließ Riley die Mauern herunternehmen und mit einem leichten zögern, ergriff sie die Hand des Anderen und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. „Wenn ich dir auf die Füße trete, bist du es selbst schuld.“, merkte sie an, wobei Justus lächelte. „Das ist mir durchaus bewusst. Allerdings ist es wirklich ganz einfach. Nach vorne, zur Seite, nach hinten und wieder zurück nach vorn. Ganz einfache Schritte.“

Für jemanden der Tanzen konnte, mochte sich das alles wirklich einfach anhören, allerdings empfand es Riley nicht so. Es war nicht mal so, dass sie den Takt einer Melodie nicht hörte. Nur konnte sie diesen Takt nicht auf ihren Körper übertragen.

Justus nahm eine Hand in ihre und legte die Andere auf ihre Hüfte, wobei sie beinahe automatisch ihre Hand an seine Schulter führte, bevor er ihr zulächelte und sich dabei zu bewegen begann. „Es tut mir wirklich Leid, wie ich mich zuvor benommen habe. Du hast natürlich Recht damit, dass es allein deine Entscheidung ist, mit wem du eine Beziehung führst. Selbst wenn es mit Peter gewesen wäre, hätte ich nicht das Recht gehabt euch dies aus zu reden und auch nicht die drei Fragezeichen als Ausrede zu nutzen.“ Riley sah in die braunen Augen ihres Tanzpartners und so gut sie Justus auch kannte, so wusste sie nicht genau, wie sie diesen Blick einordnen sollte. Es tat ihm wirklich Leid, doch die Beweggründe dahinter schienen nur die halbe Wahrheit zu sein, oder wünschte sie sich dies nur?
„Wieso hast du es dann getan?“, wollte sie wissen, woraufhin Justus leicht mit den Schultern zuckte, für Riley nur dadurch merklich, weil sie eine Hand an dieser hatte. „Ich denke, dass ich einfach nicht wollte, dass Bob verletzt wird, dabei habe ich komplett außer Acht gelassen, dass ich auch damit weitere Personen die mir wichtig sind, verletzen könnte.“ Riley nickte sachte. „Weil Bob in Peter verliebt ist und du Angst hattest, dass diese Verbindung zerstört werden könnte?“, fragte sie nach, wobei Justus dann doch recht erstaunt wirkte. „Wann hat er dir das erzählt?“, fragte er nach, wobei Riley schmunzelte.
„Das musste er gar nicht. Ähnlich wie bei Peter habe ich es einfach gesehen. Bob mag zwar immer behaupten, dass er der beschützerische Bruder ist. Aber das war kein beschützen, das war Eifersucht, wie bei Kelly damals.“
Justus Augen blitzen auf, als Riley ihm das erklärte und schüttelte nur sachte den Kopf. „Du bist einmaligen, Riley.“ Die Blonde wurde Rot und wandte den Blick zur Bühne, in der Hoffnung, dass Justus nichts bemerken würde. Ob es vielleicht doch ein Fehler war mit ihm zu tanzen?
Genau in dem Moment trat sie ihm auf die Zehen und so sah sie entschuldigend zu ihm „Schon gut, alle noch dran.“, erklärte er, hatte aber das Gesicht ein wenig verzogen.
„Wie lange weißt du es schon?“, wollte er dann wissen, wobei Riley mit den Schultern zuckte. „Erst seit Kurzem, ich hatte zwar immer ein Verdacht, aber das war es. Bei Peter hingegen, war es sehr schnell sehr offensichtlich.“
Justus sah Riley deutlich erstaunt an und wandte seinen Blick zu Peter, der glücklich mit Jeffrey tanzte und ihm hier und da einen Kuss gab. „Was meinst du mit Peter? Das mit Jeffrey, oder...“
Riley seufzte und sah Justus mit diesem Blick an, der ihm klar machte, dass seine erste Annahme bei der Aussage wirklich richtig war. „Peter hat die gleichen Gefühle für Bob?“, fragte Justus nochmal nach, wobei Riley etwas lachte. „Ich dachte, das wüsstest du bereits. Ich meine, sie sind beides deine besten Freunde und von Bob wusstest du es auch.“
Justus versuchte die neuen Informationen einen Moment zu verarbeiten, bevor er dann zunächst zu Bob auf der Bühne sah und dann zu Peter. „Aber, warum hast du nichts gesagt? Oder warum sagen wir es ihnen nicht einfach gleich? Ich meine, dann könnten sie endlich zusammen sein und...“ Riley unterbrach ihn.
„Hast du denn gar nichts dazu gelernt, Just?“ Verwundert blickte er sie an. Was sollte er dazu gelernt haben, wenn die Lösung doch so einfach war.
„Es kann wirklich böse enden, wenn man sich einfach so einmischt. Wir sind nicht Armor und gehen wir davon aus, wir sagen es den Beiden und es funktioniert nicht. Hast du schon Mal daran gedacht? Außerdem hat Peter viel zu viel Sorge, dass Bob nach kurzer Zeit die Beziehung beenden würde, weil er ihn behandelt wie alle Anderen. Er merkt es stört ihn etwas und macht Schluss. Natürlich würde Bob das nicht so leichtfertig tun, nicht bei Peter. Oder was ist, wenn Peter mit Bob zusammenkommt, aber dann merkt, dass es mit Jeffrey besser klappt und dann mit Bob Schluss macht. Willst du wirklich die Verantwortung dafür tragen? Außerdem ist das eine Sache, die beide selbst aussprechen müssen. Wenn ich mir vorstelle, dass man mir diese Aufgabe abnimmt und ich sofort, oder nach kurzer Zeit auf Ablehnung stoße, gerade wenn ich so tiefe Gefühle für jemanden habe, dann..“ Sie schüttelte den Kopf und Justus hatte ihr einfach nur aufmerksam zugehört. Allerdings verstand er sie. Auch ohne die weite Ausführung, verstand er, worauf sie damit hinaus wollte und nickte. „Du hast Recht. Es ist nicht unsere Aufgabe ihre Gefühle offen zu legen. Wir können einfach nur für sie da sein, so gut es geht.“
Riley lächelte und war froh, dass Justus sie verstanden hatte.
„Trotzdem tut mir Bob leid, allein seine Musikauswahl...“, merkte er an und Riley lauschte einem Moment dem Song von Dove Cameron – True Love, den Bob mit seiner Band gerade coverte. „Typisch Künstler eben...“, murmelte Riley und lehnte sich für einen engeren Tanz an Justus, der sie gewähren ließ.

Gerade in diesem Moment hatte sie nicht das Gefühl, dass Bob diesen Song nur für sich selbst spielte. Auch ihr sprach das Lied gerade aus dem Herzen und es ließ sie ein Mal mehr die bittere Wahrheit erkennen, dass Justus mit Lys zusammen war und sie einfach nur eine gute Freundin sein konnte.

Chapter 54: Fall 5: Prinzessin aus Eis - Part 13

Chapter Text

Nachdem der Auftritt beendet war, kam Bob von der Bühne und ging schließlich zu seinen Freunden. Justus beglückwünschte ihn und auch Peter lobte seinen Auftritt, ebenso wie Jeffrey. Allerdings glaubte Bob nun nicht, dass alles zwischen ihm und Peter wieder gut war. Es war mehr eine freundliche Geste. Gar nichts zu sagen, würde dem Rotschopf komisch vor kommen, das wusste Bob und so lächelte er schlicht und bedankte sich.

Der Abend ging voran. Riley hatte sich relativ früh verabschiedet, während Justus immer wieder an seinem Handy hing und anscheinend das Gespräch mit Lys suchte. Peter und Jeffrey konnte er auch irgendwann nicht mehr ausfindig machen, was vermutlich auch besser so war. Er freute sich natürlich, dass Peter glücklich war, aber die Wunde hierzu saß zu tief. Er wusste einfach nicht, wie er nun weiter machen sollte. Ob er Peter aus dem Weg gehen sollte oder nochmals versuchen sollte sich zu entschuldigen.
Es war einfach kompliziert und er wollte bestimmt nicht noch ein Mal mehr riskieren, dass diese Freundschaft nicht mehr zu retten war. Er wäre gerne mehr für Peter, aber im Augenblick ließ dieser das nicht zu. Das Problem lag bei Bob selbst, das hatte er ihm wirklich deutlich gemacht. Ein Outing seinerseits, damit auch Peter wusste, dass er nicht nur an Frauen interessiert war, brachte in seinen Augen auch nichts. Vermutlich würde er noch Mal mit Justus und Riley darüber reden, dass sie es nicht verschweigen brauchten und einfach so darüber reden sollten, als wäre es ganz normal. War es ja auch, nur eben neu. Zumindest für Peter eine neue Information.
Seufzend nahm Bob einen Schluck von seinem gemischtem Getränk, als Summer auf ihn zutrat.
„Na, super Auftritt. Sollen wir diesen Erfolg vielleicht noch etwas zu zweit feiern?“, fragte sie nach und Bob betrachtete Summer für einen Moment. Sie war wirklich hübsch und er verstand sich gut mit ihr. Aber er wusste auch, dass er damit die Band gefährdete und dass dieser Schritt, der sich gerade in seinem Kopf bildete, genau das war, was Peter kritisiert hatte.
Eine einfache Ausrede wäre der leichteste Ausweg und im Grunde könnte er genau diesen Weg wählen. Aber dann würde sie sich weiter Hoffnungen machen und nicht los lassen. So atmete der Dritte durch und sah Summer an. „Hör mal, du bist echt cool und alles, aber ich glaube nicht, dass wir etwas in der Richtung anfangen sollten. Ich bin im Moment nicht auf der Suche nach einer Beziehung, verstehst du?“
Bob machte sich auf alle erdenklich schlechten Szenarien gefasst und dass Summer die Band verlassen würde, weil er keine Beziehung wollte. Aber sie überraschte ihn, indem sie mit den Schultern zuckte. „Ich doch auch nicht.“
Bob verschluckte sich fast an seinem Getränk, als sie das sagte und wollte schon Fragen, warum sie dann solche Andeutungen machte, wobei Summer anscheinend schon ahnte, worauf sein fragender Gesichtsausdruck abzielte. „Bob, du bist ja ganz nett, aber ich brauch im Moment keine Beziehung. Ich brauche nur jemanden mit dem ich ein bisschen Spaß habe. Keine Sorge, das wird jetzt keine Show, damit ich dich am Ende doch voll heulen kann, dass ich dich liebe, oder so einen Mist.“
Bob war noch immer recht verwirrt, wobei er ein kurzes: „Bist du dir sicher?“ hervor brachte und Summer nur lachte. „Im Ernst, ich dachte du bist genau der Typ für so was. Siehst zumindest danach aus. Ich meine verdammt, wir sind in unserem ersten Semester an der Uni, da will ich mich bestimmt nicht fürs Leben binden. Das war ja ein süßer Gedanke, den man bei einem Highschool Crush hat, aber dafür bietet sich im Studium viel zu viele andere Gelegenheiten, als den Mist in einer monogamen Beziehung zu überstehen.“
Bob wusste in diesem Moment nicht, ob er schockiert oder beeindruckt sein sollte. Er verurteilte Summer für diese Einstellung bestimmt nicht, immerhin sollte sich jeder so ausleben können, wie er es für richtig hielt, solange der Gegenpart sein Einverständnis geben konnte.
„Warte und da willst du ausgerechnet mit mir...“ Er sprach den Satz nicht weiter, wobei Summer mit den Schultern zuckte. „Du bist zwar nicht der Einzige, den ich habe, aber klar. Stacy meinte, dass du gut im Bett sein sollst.“
Auf Bobs Gesicht zeichneten sich immer mehr Fragezeichen ab. „Stacy… Das Mädchen, was dich in ihrem letzten Highschool Jahr abserviert hat, weil sie der Meinung ist, dass du mehr an deinem besten Freund interessiert warst, als an ihr. Ist eine Freundin von mir… Als sie mir gesagt hat, dass du der Bob bist, musste ich einfach mein Glück versuchen.“
Bob wusste einfach nicht, was er dazu sagen sollte. Natürlich hatte er überlegt einfach erst Mal für sich zu sein und zu versuchen heraus zu finden, was er in einer Beziehung wollte und ob das mit ihm und Peter überhaupt funktionieren konnte, sollte sich dieser je von Jeffrey trennen.
Andererseits war er dann nicht mit Summer in einer festen Beziehung und Sex war schon immer für ihn eine angenehme Ablenkung gewesen.
„Weißt du, wenn du nicht willst, ist das vollkommen okay, dann weiß ich Bescheid und wir spielen einfach zusammen...“
Bob unterbrach sie. „Nein… Also, ich will. Wenn das für dich kein Problem darstellt und es tatsächlich nur um Sex geht und dann bei der Band einfach nur als Freunde ab zu hängen und Auftritte hin zu legen.“
Summer grinste und nahm Bob seinen Drink aus der Hand, um ihre Arme um ihn zu legen. „Also, zu dir oder zu mir?“, wollte sie wissen und Bob schluckte. Ob er hiermit wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte, wusste er nicht. Aber es war ihm auch eigentlich egal. Peter hatte Jeffrey, seine Schwester war in Justus verknallt und kam anscheinend damit klar und er… Er würde sich eben ablenken. So konnte man sich immerhin auch kennen lernen und sich entscheiden, was man wollte und was nicht. Außerdem hatte er so keine feste Beziehung und trotzdem Sex.
„Besser zu mir. Riley ist schon auf dem Zimmer, aber Justus steht noch da vorn und telefoniert. Der kann ja dann zu Peter oder so...“
Damit schnappte er sich Summers Hand und verschwand mit ihr von der Party.

Dass Justus tatsächlich als Letzter von der Party verschwand, hätte er nicht erwartet. Aber er hatte wirklich lange mit Lys telefoniert, sich immer wieder entschuldigt und sich dann angehört, wie die Vorpremiere gelaufen war. Natürlich hatte er auch von dem Fall erzählt, aber die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Jedenfalls hörte es sich nicht so begeistert an, wie er es sich gerne erhofft hätte. Als er auflegte, blickte er sich um. Von Peter und Jeffrey war keine Spur, Riley hatte er gehen sehen. Aber auch Bob fehlte.
Justus beschloss schließlich nach oben in sein Zimmer zu gehen, doch als er vor der Tür stand, war diese abgeschlossen und ein ‚Bitte nicht stören‘-Schild hing an der Klinke. Eigentlich hatte er gedacht, dass Bob niemanden zu sich mit aufs Zimmer nehmen würde, erst Recht nicht, nach der ganzen Geschichte mit Peter. Für gewöhnlich wäre dieser auch seine nächste Anlaufstelle gewesen. Aber da sich dieser ein Zimmer mit Jeffrey teilte und er nun wusste, dass sie beiden ein Paar waren, sah er dann doch lieber davon ab. Er wollte die Beiden wirklich nicht stören, was auch immer sie gerade taten. Aber bei so Leuten wie Jeffrey, vermutete er nicht, dass sie einfach nur ein wenig kuschelten und dann einschliefen.
Er überlegte einen Moment, allerdings blieb ihm wohl nichts Anderes übrig, als bei Riley und Summer zu klopfen. Riley war hierbei nicht das Problem, nur auf Summer hatte er keine große Lust. Allein, wie sie bei Wahrheit oder Pflicht reagiert hatte, als er keine Pflicht nehmen wollte, machte sie nicht gerade sympathisch in seinen Augen.
Allerdings bezweifelte er, dass er um diese Uhrzeit spontan ein weiteres Zimmer erhalten würde und dass Mr. Colslow und Sax Sandlers erfreut über eine weitere Rechnung wären. Die Lobby wirkte auch nicht gerade bequem zum Schlafen und so kam es, dass Justus mitten in der Nacht an Rileys Tür klopfte.
Es brauchte zwei weitere Durchgänge des Klopfens, bis die Blonde die Zimmertür öffnete und ihre Brille aufsetzte. Verschlafen blickte sie den ersten Detektiv an und Justus konnte nicht verhindern es irgendwie als süß zu empfinden.
„Justus? Ist schon wieder wer gestorben?“, wollte sie wissen, wobei der erste Detektiv sich kurz räusperte. „Nein, entschuldige, aber Bob hat mich ausgesperrt und dem Schild vor der Tür nach zu urteilen hat er gerade Besuch bei dem er nicht gestört werden will. Außerdem wollte ich Jeffrey und Peter nicht stören, weswegen ich hier bin und...“
Justus hatte nicht mal wirklich seine Frage stellen können, als Riley auch schon die Tür weiter öffnete und ein einfaches: „Komm rein.“ anmerkte. Justus betrat das Zimmer und musste auch gleich feststellen, dass Summers Bett leer war.
„Nun, das würde zumindest erklären, welche Person sich gerade bei Bob befindet. Was ich allerdings nicht verstehe, warum er sich gleich in eine weitere Beziehung stürzt, wo er nun offen mit uns beiden über seine Gefühle gesprochen hat.“
„Ablenkung.“, kam es von Riley, die sich streckte und anschließend auf ihr Bett setzte. Justus stieg derweilen aus seiner Stoffhose und zog sein Hemd aus, während Riley etwas wacher wurde und versuchte den ersten Detektiv nicht ganz genau zu mustern, was deutlich schwer war.
Er hatte kein Six-Pack wie Jeffrey, oder den Ansatz davon, wie Peter. Auch war sein Bauch nicht komplett straff, wie der von Bob. Allerdings auch nicht mehr eine komplette Kugel, nur eine leichte Abhebung. Zudem sah sie an den Seiten Hauteinrisse, welche wohl ein Überbleibsel des Gewichtes waren, welches er mal hatte. Und auch wenn es manche Leute als unattraktiv empfinden würden, wandte Riley schließlich ihr Gesicht ab und versuchte die Farbe von diesem irgendwie unter Kontrolle zu bekommen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Justus nach, wobei sich Riley räusperte. „Ja, ich versuch nur etwas wacher zu werden, alles in Ordnung.“
Glatt gelogen, immerhin stand der Typ, in den sie sich verliebt hatte und den sie bestimmt nicht als unattraktiv bezeichnen würde nur mit Boxershort und Socken in ihrem Zimmer. Aber das laut zu äußern war keine Option und so versuchte sie sich aktiv daran zu erinnern, dass er eine Freundin hatte und glücklich mit dieser war.
Justus schlüpfte unter die Decke von Summers Bett und wandte sich an Riley, welche sich nun ihrer Auffassung nach gut genug gefasst hatte und sich somit in Justus Richtung drehte. „Konntest du mit Lys alles wieder gerade biegen?“, fragte sie plötzlich nach, was Justus doch ein wenig verwundert zu ihr blicken ließ. Woher sie das wusste, konnte er nun wirklich nicht nachvollziehen, immerhin hatte Bob nur eines der Gespräche mitbekommen und das war es dann auch schon.
„Du hast den ganzen Abend mit ihr geschrieben und dabei war dir leicht an zu sehen, dass es nicht angenehm war. Außerdem bist du nicht gerade der Typ dafür auf solch einer Veranstaltung am Handy zu sitzen, also muss die Person am anderen Ende dir sehr wichtig sein. Wären es schlechte Nachrichten bezüglich deines Onkels oder deiner Tante, hätten sie angerufen, also blieb nur Lys.“
Mit dieser Erklärung konnte er dann schon deutlich mehr anfangen und nickte sachte. „Ja, wir konnten uns wieder vertragen.“ Auch wenn er versuchte seinen Tonfall so normal wie möglich zu halten, wirkte er nicht gerade zufrieden mit der Situation. Riley nahm an, dass eben doch nicht alles besprochen wurde, was für Justus wichtig war.
„Und was bedrückt dich dann?“, fragte sie weiter nach, woraufhin Justus sich aufsetzte und ein wenig seufzte. „Die gesamte Situation. Erst ist sie sauer, weil ich nicht mit zur Vorpremiere komme, obwohl solche Ausflüge wie dieser hier, nie ein Problem für sie war. Dann erzählt sie mir über eine Stunde, wie die Vorpremiere war und ich höre ihr zu und freue mich für sie, aber als ich dann von dem Fall erzähle kommt nur ein ‚Ist doch gut‘.“ Riley hörte sich die Aussage an und überlegte einen Moment. „Und du hattest dir mehr Unterstützung gehofft, oder mehr Anteilnahme in Form von Freude über unsere exzellente Arbeit?“, erkundigte sie sich, woraufhin Justus nur leicht nickte. „Irgendwie schon. Aber jedes Mal scheint es so, dass die Dinge, die mir wichtig sind, nicht gerade so wichtig sind, wie ihr Leben. Ich freue mich für Lys, habe aber irgendwie das Gefühl, dass da nicht so viel zurück kommt.“ Riley hörte ihm zu und verfluchte sich innerlich, dass sie überhaupt nachgefragt hatte. Natürlich könnte sie nun einfach versuchen Justus dahin zu lenken, dass er sich von Lys trennte, aber das ließ ihr moralischer Kompass nicht zu. Zumal sie ihm eine gute Freundin sein wollte und nicht die Beziehung ruinieren, an die er noch immer fest hielt.
„Und jetzt wo Bob mit Summer im Zimmer ist, kommen dann doch wieder die anderen Probleme hoch.“
Riley runzelte etwas die Stirn. Diesmal konnte sie ihm nicht ganz folgen. „Weil Bob gerade Sex hat und du nicht?“, fragte sie nach und Justus sah deutlich perplex zu ihr hinüber, schüttelte aber nur mit dem Kopf.
„Nein, das meinte ich nicht. Es ist eher so, dass sie dauernd möchte und ich nicht. Versteh mich nicht falsch. Lys ist durchaus attraktiv und es ist nicht so, als wäre sie mir fremd, oder etwas in der Art. Aber im Grunde hatte ich während dieser ganzen Zeit nur ein Mal Sex mit ihr, weil wir beide es wollten. Die anderen Male hatte ich viel mehr das Gefühl, dass es von mir erwartet wird.“
Riley hörte ihm zu, obwohl sie solche Dinge gar nicht hören wollte. „Hast du mal mit Lys darüber geredet, also so richtig?“, fragte sie nach. „Und ich meine nicht auf diese rein logische Art, sondern einfach wie du dich im Moment fühlst.“
Justus begann zu überlegen und versuchte die Informationen ein wenig auseinander zu halten. Aber wenn er genauer darüber nachdachte, hatte er tatsächlich eher Fakten aufgezählt, statt mit Lys darüber zu reden, welche Gefühle es in ihm auslöste. Er hatte ihr gesagt, dass er sich – wenn er sich Labeln müsste – definitiv zum Asexuellem Spektrum zählt, aber eben nicht genau, welche Gefühle damit involviert waren.
„Deinem Schweigen entnehme ich, dass du dies dringend nachholen solltest.“, merkte Riley schließlich an, woraufhin Justus tief durchatmete. „Damit hast du wohl Recht. Es tut mir Leid, dass ich dich mit meinen Problemen belaste, aber ich habe einfach oft das Gefühl, dass du mich in der Hinsicht besser verstehst als Peter oder Bob. Zugegeben, hätte ich damit wohl nicht angefangen, hättest du dich nicht nach Lys und mir erkundigt, was allerdings wieder meine Annahme bestätigt, dass du es irgendwie schaffst mich zu verstehen.“
Riley lächelte sanft und nickte kurz. „Ich sagte doch, dass es nicht so kompliziert ist. Aber danke dir, dass du dich mir anvertraust.“
Justus war froh darüber, dass er sich Riley anvertrauen konnte und sie nicht irgendwelche Ratschläge erteilte, die er nicht für sinnvoll erachtete. Stattdessen bot sie ihm einen Lösungsweg an, den er selbst erarbeiten konnte.
„Da wäre noch etwas...“ Riley sah Justus fragend an, als dieser sie erneut ansprach. „Wäre es möglich, dass wir die Betten tauschen? Dieses hier riecht nach dem schweren, süßlichem Parfum, welches Summer trägt und es bereitet mir Kopfschmerzen. Nur, wenn es dir keine Umstände macht. Sollte dies doch der Fall sein, werde ich mich auf den Boden legen.“
Riley schlug ihre Decke zurück und stand auf. „Geh schon rüber.“, forderte sie ihn auf, woraufhin Justus sich bedankte und kurz durchatmete, als er in Rileys Bett lag.
„Und mein Parfum stört dich nicht?“, fragte sie schließlich nach, wobei Justus nur kurz lächelte. „Würde es mich stören, hätte ich dich gar nicht erst zum Tanzen aufgefordert.“

Chapter 55: Zukunftsgeflüster Part 5

Chapter Text

“Onkel Bob!”
Die Tür zum Arbeitszimmer war aufgegangen und ein Mädchen von fünf Jahren kam herein gestürmt und Bob drehte sich zu ihr um.
„Jane, habe ich dir nicht gesagt, dass dein Onkel noch am Arbeiten ist?“
Das Mädchen wandte sich von Bob ab und blickte zum Mann in der Tür. „Aber Papa, darf ich dich daran erinnern, dass wir schon vor zehn Minuten auf dem Weg ins Planetarium sein wollten?“
Bob schmunzelte. „Hallo Just. Ist sie bei ihrer Argumentation mal wieder ganz der Papa?“ Justus seufzte ergeben, während eine junge Frau neben ihm erschien. „Nur das gute Aussehen hat sie von ihrer Mutter.“ Justus lächelte glücklich. „Da kann ich nicht widersprechen.“, erklärte er, während sich Bob erhob und Jane hoch hob.
„Also gut, auf ins Planetarium. Ist Peter schon wach?“
Kurz umarmte er Riley und Justus zur Begrüßung, wobei seine Schwester nur kurz auflachte. „Onkel Peter hat mir schon die letzten zwanzig Minuten erklärt, was ein Homerun ist. Ich weiß das zwar schon, aber er hat sich darüber gefreut.“ Bob schmunzelte etwas und ließ Jane wieder runter, damit sie losgehen und sich Jacke und Schuhe anziehen konnte.
„Und wie weit bist du mit dem Teil der Geschichte?“, fragte Riley nach, wobei Bob nur sachte mit den Schultern zuckte.
„Fertig. Sodass es wieder an der Zeit wird Jack mit ein zu bringen. Nicht, dass die Leser ihn noch vergessen.“
Justus seufzte. „Also, ich werde ihn nie vergessen. Und seinen komischen Handlanger, mit all den Puppen.“
„Die Puppen fand ich gruseliger, als den ganzen Rest.“, kam es von Peter, der sich kurz zwischen Riley und Justus hindurch quetschte und Bob einen Kuss gab. „Entschuldige, ich wollte dich nicht stören.“
Bob winkte mit einem sanften Lächeln auf den Lippen ab. „Kein Problem. Ich bin gerade fertig geworden. Jetzt heißt es: ‚Der schwarze Turm‘.“
Jane kam zurück: „Nein, Onkel Bob, jetzt gehen wir ins Planetarium.“
Bob lachte.

Chapter 56: Fall 6:Der schwarze Turm - Part 1

Chapter Text

Es war kalt. Nicht diese trockene Kälte, die einem eine Gänsehaut über den Körper jagte, sondern eine feuchte Kälte, die sich in deinem Körper einnistete und es zunächst eine ganze Weile benötigte, bis sie wieder verschwand. 
Justus Jonas konnte nichts sehen, als er die Augen öffnete, man hatte ihm diese verbunden. Er merkte ein Stück Stoff in seinem Mund und seine Hand- und Fußgelenke schmerzten, welche dem Gefühl nach an einen Stuhl gefesselt waren. Wobei dies nicht ganz richtig war. Seinen rechten Arm konnte er frei bewegen. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Er spürte kaltes Metall an dieser Seite, welches ihm verriet, dass es sich wohl um eine Handschelle oder etwas in die Richtung handeln musste. 
Als er versuchte, mit seiner Hand etwas zu ertasten, woran er hier wohl festgemacht war, ergriff er eine andere Hand. Sie war kleiner und zierlicher als seine Eigene. Also war er nicht allein an diesem Ort. Dennoch kam bei ihm die Frage auf, wo er überhaupt war und wie er hier überhaupt hergekommen war.
Plötzlich spürte er einen Druck an seiner Hand. Die Person hinter ihm hatte diese gedrückt. Der erste Detektiv nahm an, dass die Person hinter ihm saß, was er aus der Positionierung seiner eigenen Hand schloss und wie er nach der Anderen greifen konnte. 
Seine Hand wurde ein weiteres Mal gedrückt, dann nochmal und noch mal. Beim letzten Mal ließ die Person eine ganze Zeit lang gar nicht los. Schließlich begann sie diese Kombination aus vier kurzen Drücken und einem Längeren erneut. Es dauerte einen Moment, doch schließlich begriff er. Ein Morsecode. Wenn Justus richtig lag, was eigentlich unausweichlich war, dann handelte es sich um die Zahl Vier. Sein Hirn schien noch ein wenig Träge zu sein, von was auch immer er erhalten hatte, damit man ihn hierher mitnehmen konnte. Doch bald schon dämmerte es ihm. Vier Detektive, die Zahl vier. Riley war die Person hinter ihm und es fiel ihm ein großer Stein vom Herzen.
Nicht, dass er glücklich darüber war, dass die Blonde ebenfalls in dieser misslichen Lage war, sondern vielmehr, dass es ihr trotz der Umstände anscheinend gut ging. Aber nun war wohl er an der Reihe, damit auch Riley wusste, wer hinter ihr war. Das Morsealphabet beherrschten alle Jungs der drei Fragezeichen und so hätte sie genauso gut an Peter oder Bob gekettet sein können.
Ein Mal kurz und vier Mal lang und eben diesen Durchgang wiederholte er auch einige Male, bis Riley seine Hand wieder fester nahm. Justus dachte im ersten Moment, es wäre Erleichterung, doch wie zuvor ging es auch schon weiter mit dem Morsen.
Justus achtete auf die Aufreihung der verschiedenen Buchstaben. Wenn er es richtig verstanden hatte, kam zunächst eine Eins, anschließend G – O, danach F-O-R-W-A-R-D! Er sollte nach vorne gehen? Justus fragte sich für einen Moment, was Riley damit bezwecken wollte, folgte allerdings ihrer Anweisung. Zunächst bekam er keine Instruktionen mehr, nachdem er seinen Stuhl nach vorn gekippt hatte. Irgendwann spürte er dann ein O-K und er lehnte sich wieder in seine Ausgangsposition. 
Justus achtete auf die unterschiedlichen Geräusche, die hinter ihm stattfanden, spürte Bewegungen in seinem Rücken, doch was die Blonde vor hatte, konnte er nicht wirklich ahnen.
Irgendwann hob Riley die gekitteten Arme nach oben und führte eine ausladende Bewegung aus, sodass Justus Arm ziemlich unbequem an seinen Körper gepresst wurde. Allerdings vertraute er darauf, dass Riley wusste, was sie tat und so hielt er die Position, auch wenn es nach einiger Zeit wirklich anstrengend war.
Es dauerte wieder eine Weile an und irgendwann hörte er, wie etwas zerriss? Zerreißen war wohl nicht das richtige Wort, da es sich weder nach Stoff oder Papier anhörte. Allerdings hörte er kurz darauf die Stimme von Riley. „Ich bin frei.“, erklärte sie und es dauerte nicht lange, da wurden ihm Augenbinde und Knebel abgenommen. 
„Wo sind wir hier?“, fragte er nach, wobei die Blonde mit den schlanken Schultern zuckte. „Ich weiß es nicht, aber wirklich viel erkennen kann ich auch nicht, so ohne meine Brille.“, erklärte sie und Justus betrachtete sie etwas genauer in dem fahlen Licht. Sie wirkte trotz der Erleichterung erschöpft. Ihr rechtes Handgelenk wies Einschnitte auf, die vermutlich von dem Kabelbinder kamen, den sie darum hatte, wobei sie noch immer an ihren Knöcheln hingen. Schuhe trug sie keine mehr. Justus verstand, wie sie sich zumindest die Füße befreien konnte.
„Ich muss erst Mal von dem Stuhl los kommen.“, erklärte er der Blonden, woraufhin diese nickte und schon den Mund öffnete, um ihm eine Instruktion hierfür zu geben, allerdings ließ der erste Detektiv sie nicht zu Wort kommen, als er nach hinten kippelte und versuchte seine Füße zu befreien. „Weißt du zufällig, wie wir hierher gekommen sind?“, fragte er unterdessen nach, doch Riley schüttelte mit dem Kopf.
„Ich erinnere mich nur noch daran, wie ich gerade von der Universität mit dir auf dem Weg nach Hause war, mehr weiß ich nicht.“
Der erste Detektiv nickte. „Geht mir genau so.", merkte er an und konnte endlich seine Füße befreien, anschließend sah er zu seiner linken Hand, die mit einem Kabelbinder an der Stuhllehne befestigt war. Fragend sah er Riley an, die schließlich einen Schnürsenkel zwischen ihm und dem Kabelbinder fädelte und die Enden zusammen knotete. Danach zog sie den Kabelbinder fester um Justus Handgelenk, sodass dieser kurz das Gesicht verzog. Sie führte die Schlaufe nun um Justus linken Fuß, der nun verstand und mit diesem Druck ausübte, sodass der Kabelbinder riss und nun auch seine linke Hand frei war. Justus erhob sich von seinem Stuhl und sah sich ein wenig um. Um sie herum waren mehrere Puppen zu sehen, zudem ein Fernseher mit Videorekorder. Soweit er es beurteilen konnte, war das Gebilde, in dem sie sich befanden, aus Metall, eine Lampe spendete Licht, Fenster gab es keine. Gerade hatte er die Puppen näher betrachten wollen, da ging Riley auch schon auf den Fernseher zu und zog Justus mit sich. Dieser stolperte einen Moment unbeholfen hinter ihr her. „Wäre es möglich, dass du mich beim nächsten Mal informierst, bevor du los gehst?", erkundigte er sich, wobei Riley ihm ein entschuldigendes Lächeln schenkte. "Es kommt eben nicht oft vor, dass ich an dich gekettet bin. „Lass uns dennoch erst den Fernseher begutachten, vielleicht hat ja unser Entführer eine digitale Botschaft."
Justus nickte und tatsächlich fand er eine Kassette, die im Rekorder eingelegt war. Er drückte sie gänzlich hinein und schaltete den Fernseher ein. Riley platzierte sich genau davor. „Scheint, als würde ich deinen Blindenhund spielen.", erklärte der erste Detektiv und hob kurz seinen rechten Arm in die Höhe, um die Handschellen zu präsentieren.
Riley musste innerlich zugeben, dass Justus damit irgendwie Recht hatte, trotzdem konnte sie sich durchaus etwas Besseres vorstellen.
Schließlich startete Justus die Kassette und zunächst erschien nur Schwärze. Es knisterte und knackte und schließlich war eine Person mit einer Maske zu sehen, welche einer Bauchrednerpuppe glich. Neben ihm waren zwei Puppen platziert. „Detektiv eins und vier, ihr habt euch also befreit." Die Stimme war männlich und hoch. Die Art von Stimme, die man in einem Psychothriller einsetzen würde, um eine möglichst erschreckende Stimmung aufzubauen. „Herzlichen Glückwunsch. Christoph, sagte mir schon, dass die Fesseln zu leicht wären, aber Christina hatte darauf bestanden. Sie sind Zwillinge, genau wie du und Bob, Riley." Er hob jeweils einen Arm der Puppen an, damit diese in die Kamera winken konnten. Riley verzog das Gesicht. Es war nicht mal so, dass sie sich vor Puppen fürchtete, aber die beiden Exemplare im Fernseher in der Größe eines Babys und diese echt gehaltenen Augen und das Plastik, welches im Fernsehen wie echte Haut wirkte. Es war als hätte der Kerl zwei tote Kinder neben sich sitzen
„Jack ist wirklich schwer enttäuscht von euch, wisst ihr? Er hat so viel Lob von Victor gehört und ihr seid so langsam..." Die Stimme wandelte sich, eine Mischung aus Trauer und Zorn. Justus knirschte leicht mit den Zähnen. "Wenn er tatsächlich von dem Victor spricht, wäre der mir deutlich lieber, er hatte wenigstens Stil."
„Aber Jack will euch eine Chance geben. Darum sollt ihr mit uns spielen. Gewinnt ihr, dann erfahrt ihr, wo sich die nächste Frau befindet. Gewinne ich, darf ich mit euch machen, was ich will. Christoph hat schon so viele Pläne für euch. Christina möchte vor Allem mit dir spielen, Justus Jonas. Du bist ihr Liebling." Der erste Detektiv verzog das Gesicht. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass mich Christina gerade angesehen hat.", merkte er an und schüttelte sich. Riley schwieg und verfolgte gebannt die Aufnahme.
„Es gibt einen Weg raus. Findet ihr die richtige Lösung, dürft ihr weitermachen." Der Kerl lachte vor Freude. „Der Preis für die erste Etappe ist das Überleben eurer Freunde." Riley schluckte, während Peter und Bob bewusstlos in einer Zwangsjacke auf dem Boden liegend eingeblendet wurden.
Kurz darauf erschien wieder der Typ mit seinen Puppen. „Habt ihr Christophs Liebe zum Detail erkannt? Sobald die Aufnahme endet, habt ihr zehn Minuten. Habt ihr das Rätsel nicht gelöst, gibt es einen großen Knall. Ein wunderschönes Finale. Und nun singt alle mit: Vier Detektive im schwarzen Turm. Der Erste verlor den Kopf, der Zweite sein Herz. Dem Dritten reißt man das Bein heraus und der Vierten sticht man die Augen aus."
Die Aufnahme zeigte einen Countdown von drei Sekunden und endete.
Justus sah sich schnell im Raum um. „Dieser kranke Kerl hat ernsthaft Bomben an Bob und Peter angebracht!", rief er aus und entdeckte schließlich eine Falltür, abgesperrt mit einem Zahlenschloss. Vier Ziffern wurden benötigt.
„Wann hast du Bomben in der Aufnahme gesehen?", wollte Riley wissen, während Justus sich zu ihr wandte und schon aufgeregt fragen wollte, ob sie die gleiche Aufnahme gesehen hatten. Als er allerdings in ihr Gesicht sah, fiel ihm ein, dass sie keine Brille trug.
„An ihren Knöcheln waren sie angebracht. Ich weiß nicht, wie viel Sprengstoff dort rein passt, aber bestimmt werden das nicht die einzigen Bomben dort sein." Riley atmete durch. "Dann sollten wir uns besser beeilen. Halt nach Puppen Ausschau, die uns ähnlich sehen."
Justus nickte und während er in die eine Richtung wollte, versuchte Riley in die Andere zu gehen. Justus wandte sich zu ihr. „Nun, ich würde vorschlagen, wir fangen links vom Fernseher an.“, erklärte er und Riley nickte. Natürlich wären sie schneller, wenn sie getrennt suchen könnten, doch das war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich.
„Hier, ich habe Bob!“, rief Riley aus und Justus besah sich die Puppe. „Also lagen wir absolut richtig, dass wir unsere Puppen finden müssen und diese entsprechende Zahlen zu dem Schloss dort enthalten.“ Riley nickte und so suchten sie weiter, bis sie alle vier Detektive zusammen hatten.
Justus nahm seine Puppe zur Hand und riss dieser den Kopf ab, woraufhin er ein Zettel im Futter fand. „Eine Eins.“, rief er aus und Riley besah sich die Puppe von Peter. Sie schob den Pullover, mit dem die Puppe bekleidet was nach oben und entdeckte einen Plastikbauch, wobei die Brust gedreht werden konnte. „Eine Konkav als Brust, sehr kreativ.“, merkte Justus an, wobei auch Riley nicht gerade begeistert aussah. „Ich hatte als Kind mal eine Schwangerschafts-Barbie, ich habe sie gehasst und wirklich lange geglaubt, dass so Kinder auf die Welt kommen.“ Justus schmunzelte ein wenig und nahm schließlich den Zettel entgegen, auf dem eine Neun stand.
„Kommen wir zu Bob, aber welches Bein nehmen wir?“, fragte er nach, wobei Riley hier einen Lösungsvorschlag hatte. „Das Rechte. Bei mir sind es die Augen, die offensichtlich nicht zu gebrauchen sind ohne Brille.“ Justus nickte. „Und Bob hat Probleme mit seinem rechten Bein, nachdem er es sich mehrmals gebrochen hatte.“ Damit entriss er der Puppe besagtes Bein und schüttelte es ein wenig, bis aus dem Hohlraum ein Zettel in seiner Hand landete. „Eine Sieben.“, stellte er fest und nun kam Riley an die Reihe. Jedenfalls die Puppe.
Hier konnte man die Augen nicht drehen und so gingen sie zu der radikalen Methode. Justus trat auf einen gewissen Punkt des Kopfes und kurz darauf ploppten beide Augäpfel aus der Puppe. Schnell hob er sie auf und auf einem stand hinten die Zahl Neun.
„Noch zwanzig Sekunden!“, kam es plötzlich aus einem Lautsprecher und die Beiden eilten zu der Falltür. „Zum Glück kennen wir die Reihenfolge.“, erklärte Justus, wobei Riley ihn ansah. „Rede nicht, mach, bevor Peter und Bob in die Luft gehen!“ Justus nickte und begann damit die Zahlen zu drehen. Gerade als er die letzte Ziffer justiert hatte, wollte die Stimme aus den Lautsprechern einen Countdown von Fünf beginnend ansetzen, doch unterbrach sich.
„Nun, Level Eins habt ihr bestanden und ihr dürft weiter. Aber freut euch nicht zu früh. Es gibt noch so viele Spielplätze hier. Doch eine kleine Belohnung habt ihr verdient. Den Schatz hat der Inspektor gut bewahrt.“
Justus sah zu Riley. Sie mussten nicht extra laut aussprechen, dass sie die ganze Zeit beobachtet wurden, das hatten sie schon gewusst, als der Kerl mit der Puppenmaske ihnen ein Zeitlimit gestellt hatte. „Dann suchen wir Inspektor Cotta.“, erklärte Justus und wieder fingen sie am gleichen Punkt an, den sie zu Beginn besprochen hatten.
Nachdem sie die Puppe des Inspektors gefunden hatten, entfernte Justus den Kopf und im Hohlraum der Körpers befand sich Rileys Brille. Er reichte sie weiter und die Blonde setzte sie auf. „Langsam frage ich mich, wie lange wir schon hier drin sind.“, merkte sie an, wobei Justus die Stirn runzelte, allerdings dann tief durchatmete. „Lange genug, um endlich nach Peter und Bob zu suchen und dann schnellstmöglich von hier zu fliehen.“
Hierbei konnte Riley dem ersten Detektiv nur zustimmen und so begaben sie sich zur Falltür. Nachdem sie diese geöffnet hatten, reichte ein Blick in die Tiefe, um Justus Jonas nach hinten stolpern zu lassen und Riley mit sich zu ziehen.

Justus merkte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Er hörte Riley seinen Namen sagen und doch war es, als wäre sie unendlich weit Weg. Immer wieder schien die Welt um ihn herum zu verschwimmen. Seine Atmung, flach und schnell, sein Herz am Rasen, als wolle es aus seinem Brustkorb springen. Trotz dass es ihm vor Kurzem noch ein wenig zu kühl war, bildete sich Schweiß auf seinem Rücken. Seine Hände zitterten, als er diese anhob. Zu gern, würde er nun dort hinunter, einfach von hier entkommen. Doch je mehr er an diese Höhe dachte und die kleinen, beinahe schon rostigen Sprossen der Leiter, welche hinabführte, desto weniger wollte sich sein Körper in Bewegung setzen. Er versuchte sich gedanklich zu beruhigen, allerdings handelte es sich hierbei nicht um einen zehn Meter Turm im Schwimmbad. Wie viele waren es? Vierzig? Vielleicht Fünfzig?

„Justus?!“ Riley war lauter geworden, hatte sich vor ihn gekniet. Er hob den Blick an, doch schien es als würde er durch sie hindurch sehen. „Ich glaub...“, brach er zwischen mehreren, hastigen Atemzügen hervor. „Panikattacke...“, kam es von ihm.
„Versuch ruhiger zu atmen, denk an etwas Schönes. Deine Freunde...“ Justus Blick war nur noch mehr von Angst erfüllt. Zugegeben, die Sache mit den Freunden war vielleicht keine so gute Idee, immerhin befanden sich diese immer noch in Gefahr. Aber Riley wusste in dem Moment wirklich nicht was sie tun sollte. Sie hatte Justus noch nie so gesehen. Sie wusste, dass er seine Probleme mit der Höhe hatte, aber hatte nicht gedacht, dass es solche Ausmaße annehmen könnte.
„Justus, ruhiger, langsamer!“ Doch alles, was Justus schaffte, war mit dem Kopf zu schütteln. Riley hatte sich unterdessen vor ihn gehockt und nahm nun sein Gesicht in ihre Hände. Sie ärgerte sich, dass sie keine Tüte zur Hand hatte, damit er nicht mehr hyperventilierte. Ihn daran zu erinnern, dass er sich auf das Wesentliche konzentrieren sollte, würde ebenfalls nicht zielführend sein. „Sieh mich an, okay, atme mit mir.“, forderte sie ihn auf, doch auch das brachte nichts.

Riley verzweifelte, wusste selbst nicht, was sie noch tun konnte und so beugte sie sich vor und legte ihre Lippen auf die von Justus. Der erste Detektiv riss die Augen auf und hielt den Atem an.

Chapter 57: Fall 6:Der schwarze Turm - Part 2

Chapter Text

Bob hatte Kopfschmerzen. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut. Es war ihm fast so vertraut wie die Aktensammlung in der Zentrale, welche sich nun auf einer Festplatte in seinem Zimmer befand.
Es war kein neues Gefühl für ihn. Viel zu häufig war er schon Opfer solcher schmerzlichen Attacken gewesen. Sei es, weil er niedergeschlagen wurde, oder ein Mal mehr zu Riskant gehandelt hatte.
Er öffnete die Augen und blickte neben sich. Peter war wohl schon längst aufgewacht und er konnte die deutliche Erleichterung in dessen grünen Augen sehen. Dafür, dass sich die Beiden in der letzten Zeit überhaupt nicht verstanden hatten, schien ihm dieser Blick doch immer noch all zu bekannt. Egal wie sehr sie sich auch in der letzten Zeit voneinander entfernt hatten, Bob kannte Peter viel zu lange, als dass er befürchtete, dass er ihm zu fremd wurde. So sehr er sich das auch in der letzten Zeit gewünscht hatte. Einfach mit einer Amnesie erwachen und all die Dinge vergessen, die zwischen ihm und Peter vorgefallen waren. Die ihn zunächst so glücklich gemacht hatten, bis alles zerbrochen war. Kein Scherbenhaufen an Gefühlen, keine schmerzende Ignoranz, oder Wortgefechte die anstrengend und verletzend waren.
„Bob, endlich! Ich dachte schon...“ Der Rothaarige brach ab, während Bob sein Gesicht verzog und aufstöhnte. „Keine Sorge, ist immerhin nicht das erste Mal, dass ich ohnmächtig war.“
Peter nickte leicht, während der Dritte damit begann sich ein wenig im Raum um zusehen. Weiße Fliesen, wohin man auch sah. Keine Fenster, stattdessen spendeten Neonröhren Licht. Ein Fernseher mit Videorekorder, ein Abfluss und eine stählerne Tür, neben der sich ein Tastenfeld befand, vermutlich für die Eingabe eines Codes, damit die Tür aufging. Sie waren oft genug in Gefahren geraten, dass Bob gar nicht erst annahm, dass sie hier einfach so raus spazieren könnten.
Zu gern wäre der Blonde nun aufgestanden und hätte sich weiter umgesehen. Stattdessen hockte er an die Wand gelehnt und als er den Umstand für seine Körperhaltung suchte, entdeckte er die Zwangsjacke, in die er gesteckt worden war. Peter erging es da genau so.
„Hast du eine Ahnung, was mit meiner Schwester und Just ist?“, erkundigte sich Bob, wobei Peter nur die Brauen hob.
„Ich weiß nicht mal wo wir sind und wie lange wir überhaupt hier sind! Verdammt, Jeffrey macht sich bestimmt schon furchtbare Sorgen.“
Bob seufzte etwas genervt. „Ist das dein Ernst, Peter. Wir sind hier wer weiß wo und wer auch immer dafür Verantwortlich ist, hat bestimmt nicht vor uns unversehrt zu lassen und du machst dir Sorgen, weil sich dein Freund sorgen könnte? Vielleicht solltest du dir lieber Gedanken darum machen, wie wir wieder hier raus kommen und das möglichst lebendig!“
Peter schnaubte leicht. Ein Mal mehr war die Situation gekommen, dass sie sich stritten. Hier hatten sie immerhin keine Wahl sich aus dem Weg zu gehen. Wenn solche Situationen entstanden gab es ein Wortgefecht, sehr zum Leidwesen von Justus und Riley, die noch immer versuchten zu vermitteln.
„Entschuldige bitte, dass ich mir Gedanken um meinen Freund mache! Kann ja nicht jeder wie du jeden zweiten Tag mit einer neuen Person aufkreuzen von der man nicht mal den Namen kennt.“ Peter wand sich in seiner Jacke, wobei dies nicht groß weiter half, außer, dass er ein wenig von Bob ab rücken konnte.
„Nennt sich Tinder, ist wirklich eine gute Ablenkung. Könntest du mir jetzt bitte helfen, statt über mein Sexleben zu urteilen?“
Peter sah Bob an und war doch etwas verwundert. Wovon sollte er sich ablenken wollen? Weil er mit ihm gestritten hatte? Wohl kaum.
„Zum Einen ist mir dein Sexleben vollkommen egal!“, glatt gelogen, aber er gab sich wirklich die beste Mühe, dass es ihm egal war. „Zum Anderen, wie soll ich dir bitte helfen, wenn ich selbst in dem Teil stecke?“ So als wollte er seine Situation noch Mal demonstrieren, bewegte er seine Arme.
„Ganz offensichtlich hat man dich aber nicht geknebelt, als wirst du deinen Mund auch mal hierfür einsetzen können!“
Peter funkelte ihn an und ein Mal mehr schien es so, als hätten sie sich nie Nahe gestanden. Peter bekam immer mehr das Gefühl, dass sich Bob mit jedem Tag ein Stück weiter entfernte. Natürlich hatte Peter Abstand gebraucht, hatte seine Gefühle sortieren wollen und Bob im Zuge dessen von sich gestoßen. Doch nie hätte er gedacht, dass dieser Schritt dazu führen würde, dass Bob sich plötzlich so fremd und kalt anfühlte. Es verletzte ihn. Ohnehin schien das einzig Gute in seinem Leben im Moment Jeffrey zu sein.
In der Uni lief es nur mäßig, sein Hauptproblem lag aber definitiv bei seiner Basketballmannschaft und dem Trainer, die hier und da einige homophobe Äußerungen tätigte, sodass Peter wirklich Sorge hatte sich zu verraten und sich zu outen.
Seinen Eltern hatte er auch noch nichts erzählt und schob es auch noch weiter vor sich her. Seine Mutter lag ihm ohnehin ständig in den Ohren, dass er sich nicht hätte von Kelly trennen sollen. In ihren Augen war sie einfach die perfekte Schwiegertochter. Dass es aber innerhalb der Beziehung Probleme gegeben hatte, ignorierte Mrs. Shaw gekonnt. Laut ihrer Aussage hatte Kelly ihn zu Höchstleistungen motiviert und ihn von waghalsigen Aktionen abgehalten. Streitereien tat sie damit ab, dass es in jeder Beziehung Höhen und Tiefen gab. Peter wusste einfach nicht, wie sie reagierte, wenn sie erfuhr, dass es irgendwo seine Schuld war, dass diese Beziehung einfach nie eine Zukunft hätte haben können.
„Warum soll ich eigentlich anfangen? Fang du doch an!“, kam es schließlich vom Zweiten und Bob atmete durch. „Bitte, dann fang ich halt an. Dreh dich um!“

Nachdem Peter sich mit dem Rücken zu ihm gewandt hatte, beugte Bob sich vor, um so die Riemen aus den Schnallen zu lösen. Mit Mund und Zähnen war es wirklich anstrengend und zwischendurch hatte er wirklich die Befürchtung er könne es nicht schaffen. Aber schließlich löste er die letzte Schnalle und der Rotschopf war frei.
„Endlich!“, merkte Peter an und Bob rollte mit den Augen. „Entschuldige dass ich nicht jeden Tag Riemen mit meinem Mund löse.“
„Das war zwar nicht auf deine Geschwindigkeit bezogen, sondern eher, dass ich froh bin frei zu sein. Aber immerhin hast du gelernt dich zu entschuldigen.“
Bob rollte mit den Augen und wandte nun Peter den Rücken zu, damit dieser ihn befreien konnte. Hierbei benötigte der Zweite natürlich nicht so viel Zeit und so konnte auch Bob irgendwann die Jacke zur Seite schmeißen.
„Gut, dann mal nichts wie raus hier. Hoffen wir mal, dass es Riley und Just gut geht.“
Peter zur Tür hinüber. „Und wie willst du hier raus kommen? Ich glaube nicht, dass die Tür offen ist, mal ganz davon abgesehen, dass sie nicht mal einen Griff hat.“ Er ging hinüber und drückte gegen das Metall, allerdings regte sich nichts.
Bob sah sich nochmals um, bis ihm wieder der Fernseher ins Auge fiel.
„Sehen wir doch mal, was unser Entführer und zeigen will. Da ist eine Kassette im Rekorder.“ Und so ging er darauf zu, schaltete das Gerät ein und drückte auf Play.
Wie schon Justus und Riley zuvor sahen nun auch Peter und Bob den Kerl mit der Maske und seine zwei Puppen neben sich sitzen. Peter verzog das Gesicht, nachdem er sich zu Bob gestellt hatte und der Dritte könnte schwören, dass er sich ein wenig hinter ihm versteckte. Manche Dinge schienen sich doch nie zu ändern.
„Detektiv Zwei und Drei. Herzlich Willkommen im schwarzen Turm!“, grüßte der Kerl und Peter bekam eine Gänsehaut. „Da Christina bei Eins und Vier entscheiden durfte, hat bei euch Christoph die Verantwortung gehabt. Man soll ja geschwisterlich teilen, was meinst du, Bob?“ Bob sah zu Peter, der nun wirklich hinter ihm stand und sich an einem seiner Arme klammerte.
„Jack ist wirklich schwer enttäuscht von euch, darum darf ich jetzt mit euch spielen. Gewinnt ihr, erfahrt ihr, wo die nächste Frau ist. Gewinne ich, dürfen wir mit euch machen, was wir wollen. Christoph und Christina freuen sich schon so sehr.“ Damit hob er kurz die beiden Puppenarme hoch und ließ die Zwillingspuppen winken.
„Ich glaub, Christoph hat uns gerade zugezwinkert. Bob, das behagt mir gar nicht.“
Der zweite Detektiv hatte wieder ein Mal den Anflug von Panik, den Bob nur zu gut kannte. Allein wenn er die Veränderung in seiner Stimme hörte, wusste der Dritte sofort, dass der Zweite Angst hatte, meistens auch wie vertieft diese Angst schon war.
„Keine Sorge Peter, das ist nur eine Aufnahme, da kann man so was bearbeiten.“, merkte der Dritte an und bewegte etwas seinen Arm, der gerade umklammert wurde, bis er eine Hand von Peter fand.
„Es gibt einen Weg hier raus, aber hofft nicht auf die Hilfe eurer Freunde, sie wurden auf die Strafbank gesetzt.“
Kurz wurde der Bildschirm schwarz. Dann zeigte sie eine Aufnahme von einer Art schmalem Turm an dessen Spitze ein Metallcontainer thronte. So wie Bob es beurteilen konnte, gehörte dieser allerdings nicht zum Bauwerk. Nachdem das Gebilde von Außen gezeigt wurde, wurde einen Moment später eine weitere Aufnahme gezeigt. Justus und Riley, gefesselt und geknebelt auf Stühlen und so wie es aussah waren sie bewusstlos.
Während Peter das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand, rollte Bob etwas mit den Augen. „Da kommt Riley raus.“, bemerkte er nur und Peter gab ein „Hoffentlich!“ von sich.
Die Aufnahme wandelte sich wieder und der Kerl war zurück. „Sollten die Beiden sich befreien, freut euch nicht zu früh. Wenn sie ihr Rätsel nicht schaffen, dann macht es an euren Knöcheln BOOM!“ Wieder lachte der Kerl und die beiden Detektive sahen an sich herunter. Fußfesseln, zumindest sahen sie so aus. Doch so wie sie den Kerl verstanden hatten, handelte es sich hierbei um Bomben.
„Wenn es blinkt, haben sie zehn Minuten. Wenn es nicht mehr blinkt, haben Eins und Vier gewonnen. Wenn sie verlieren, werdet ihr es ja merken.“
Peter schluckte und sah hinunter zu seinen Knöcheln. Wenn er sein Dietrich-Set hätte, könnte er versuchen sie zu öffnen, wobei er sich dennoch unschlüssig war, ob dies nicht trotzdem für eine Explosion sorgen würde.
„Aber wie gut sind Detektiv Zwei und Drei ohne Holmes und Marple? Kommt ihr auch ohne die Hilfe eurer Freunde hier raus? Oder werdet ihr für ihren Absturz verantwortlich sein?“
Bob schluckte und ein Blick zu dem Rothaarigen verriet ihm, dass er wohl genau das Gleiche dachte. „Ihr habt eine halbe Stunde Zeit, um den Code zu knacken, also hört ganz genau zu, was Christoph euch zu sagen hat!“ Er nahm die Puppe Namens Christoph auf seinen Schoß und rückte etwas näher. Anschließend veränderte sich die Stimme des Mannes mit der Maske und er ließ Christoph in einer tiefen Stimme reden.
„Der Code, den ihr sucht besteht aus drei Ziffern. Hier eure Hinweise:

2 0 6: Zwei Ziffern sind enthalten, aber an der falschen Stelle
6 4 5: Eine Ziffer ist enthalten, aber an der falschen Stelle
6 8 2: Eine richtige Ziffer, an der richtigen Stelle
7 3 8: Vollkommen falsch
7 8 0: Eine richtige Ziffer, wieder an der falschen Stelle

Tik Tak die Zeit läuft.“

Die Aufzeichnung endete in einem schwarzen Bildschirm und die beiden Detektive sahen sich an, wobei Peter schwer seufzte. „Wunderbar, Zahlen.“ Dass Peter noch nie gut in Mathe war, wussten sie Beide, dennoch sollte es hoffentlich nicht all zu kompliziert sein diesen Code zu knacken.
„Du kannst jetzt übrigens meine Hand wieder los lassen, Zweiter.“, kam es schließlich von Bob, woraufhin der Rotschopf einen Schritt zurück machte und sowohl Arm, als auch Hand des Dritten los ließ. „Ich hatte einfach...“
Bob zeigte ein sachtes Lächeln. „Angst. Kein Problem, ist nicht das erste Mal.“ Einen kurzen Moment herrschte Schweigen, bis sich Bob umsah. Keine Möglichkeit, um etwas auf zu schreiben, jedenfalls sah er keine.
Peter tat es ihm gleich und fand schließlich hinter dem Fernseher einen Edding. „Also, spulen wir die Kassette zurück und notieren die Hinweise.“, schlug Bob vor, nachdem Peter ihm den Edding präsentiert hatte.
Einen Moment stockte der zweite Detektiv und wollte schon fragen, worauf Bob nun schreiben wollte, doch dieser setzte den Stift an die Fliesen an und wies Peter an, das Video nochmals zurück zu spulen.
„Okay, wir können nur die Zahlen 0 bis 9 eingeben, andere sind nicht möglich.“ Peter nickte.
„7, 3 und 8 fallen schon Mal raus, die sind immerhin vollkommen falsch.“
Bob hatte die Ziffern 0 bis 9 aneinander gereiht aufgeschrieben und strich nach Peters Aussage die entsprechenden Ziffern durch.
„Okay, überlegen wir weiter. Die 7 und die 8 fallen raus, also haben wir als Ziffer schon Mal die 0, die definitiv im Code enthalten sein muss.“ Bob unterstrich de 0, womit sie schon eine Ziffer hatten und Peter besah sich erneut den Text. „Wenn ich mir das Ganze so ansehe, fällt die 6 auch raus, immerhin würden sich dahingehend sonst zwei Hinweise widersprechen.“
Bob schaute kurz auf den Text und nickte. „Da die 8 raus fällt, bleibt nur noch die 2 übrig, die sich auch an der richtigen Stelle befinden soll. Sprich die 2 kommt als letzte Zahl. Fehlt nur noch eine Zahl und dann nur noch die richtige Reihenfolge.“
Peter stöhnte genervt auf. „Wetten Just und Riley hätten das Ding schon längst offen. Kein Wunder, dass man uns so viel Zeit gegeben hat!“
Der Dritte sah zu dem Anderen und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Wir schlagen uns doch wirklich gut. Und Just und Riley können wir schlecht mit uns vergleichen. Wir haben auch unsere Stärken, nur eben nicht bei solchen Dingen, was aber nicht heißt, dass wir solche Aufgaben nicht auch gemeinsam bewältigt bekommen.“
Peter schwieg einen Moment und war wirklich dankbar. Natürlich hatten sie sich vor Kurzem noch gestritten, aber hier ging es darum die anderen Beiden und auch sich selbst zu retten. Da konnten sie sich schlecht gegenseitig noch an die Gurgel gehen.
„Die Null müsste als Erste kommen.“, merkte Peter schließlich an und Bob grinste. „Stimmt!“
Damit hatten sie immerhin schon die erste und letzte Ziffer.
„Nun ist die Frage nach der mittleren Zahl. Mit den Ziffern, die im Rätsel aufgeführt sind, entweder die vier oder die fünf.“
Bob überlegte nur kurz. „Aber mit dem Hinweis, den wir aus der Zahlenkombination 6 4 5 erhalten haben, muss es sich um die 5 handeln.“
„Dann los, gib es ein, bevor uns die Zeit doch schon um ist. Ist ja nicht so, als hätten wir eine Uhr.“ Bob eilte hinüber zu dem digitalen Tastenfeld und begann zu tippen: 0 5 2!
Es gab nur ein kurzes Geräusch und die Tür sprang auf.
„Viel Spaß bei Level 2!“, dröhnte es aus Lautsprechern aus dem Flur und gerade hatten sie diesen betreten, da begannen auch schon die Bomben an ihren Knöcheln zu blinken. „Die zehn Minuten haben begonnen.“, erklärte Peter voller Angst und Bob schnappte sich einfach seine Hand, um ihn mit sich zu ziehen. „Wir reden von Justus und Riley, sie schaffen das. Wir suchen unterdessen einen anderen Weg hier raus.“

Chapter 58: Fall 6:Der schwarze Turm - Part 3

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Langsam löste sich Riley von den weichen Lippen. Das Zittern des Anderen hatte nachgelassen und als Justus wieder Luft holte, war seine Atmung ruhig und etwas kontrollierter.
Sie öffnete die Augen und sah den ersten Detektiv an. Ein Anflug von Panik hatte sich in ihr breit gemacht. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen sich nicht negativ in die Beziehung von ihm und Lys ein zu mischen und doch hatte sie hier einfach eine Grenze überschritten. Allerdings war sie auch verzweifelt gewesen und ihr waren die Ideen ausgegangen Justus wieder zu beruhigen. Und genau das brauchten sie jetzt, einen kühlen Kopf, damit sie ihr weiteres Vorgehen planen konnten.
Justus Herz raste, allerdings nicht mehr aufgrund der Panikattacke, oder doch? Er konnte es nicht gänzlich einordnen. Er meinte noch immer die Lippen von Riley auf seinen spüren zu können. Eigentlich hätte er nun daran denken sollen, dass er eine Freundin hatte, aber der Gedanke kam ihm zunächst nicht. Er merkte nur, dass er ruhiger war als zuvor, auch wenn die Panik ihm noch immer in den Knochen zu stecken schien.
„Wieso…“, setzte er an und Riley versuchte anscheinend möglichst ruhig auf diese Situation zu reagieren. Jedenfalls biss sie sich kurz auf die Unterlippe, strich sich mit ihrer freien Hand durch das blonde Haar und als sie mit einer Erklärung begann, merkte Justus, wie sie versuchte kontrolliert zu sprechen.
„Ich hab mal gehört, dass den Atem an zu halten, eine Panikattacke stoppen kann.“, erklärte sie schließlich und sah Justus nun prüfend an. „Da du dich durch Worte nicht beruhigen lassen hast… Und als ich dich dann küsste, hast du deinen Atem angehalten.“
Justus nickte leicht und versuchte die Informationen zu verarbeiten, was gar nicht so einfach war, da sein Herz einfach keine Ruhe geben wollte und sein Hirn nicht gänzlich mit den Geschehnissen mitkam. Er atmete durch und nickte. „Das ist eine vollkommene falsche Information.“, merkte er schließlich an. „Den Atem an zu halten, kann sogar dazu führen, dass sich die Panikattacke verschlimmert. Besser wären hier die 4-7-8 Atmung, oder Erdungen, zum Beispiel durch das Halten eines kalten Gegenstandes oder das Langsame trinken von lauwarmen Wasser. Zugegeben, wir hatten die letzten beiden Optionen nicht zur Hand.“
Riley erhob sich vom Boden, was Justus dazu brachte seinen Arm etwas anheben zu müssen. „Wie ich sehe, bist du wieder in Höchstform, können wir dann jetzt gehen.“
Es war nicht mal so, dass sie sich groß etwas aus diesem Moment erhofft hatte. Auch war sie nicht dagegen etwas Neues dazu zu lernen. Trotzdem machte sich in ihr diese Enttäuschung breit. Justus erhob sich langsam vom Boden. Er fühlte sich noch immer etwas unsicher auf den Beinen, wollte sich das aber nicht anmerken lassen.
Er merkte durchaus, dass Riley anscheinend nicht sehr positiv auf seine Aussagen reagierte. Woran das allerdings genau lag, wusste er nicht. Oder vielleicht wollte er es auch einfach nicht wahr haben. Denn das würde bedeuten, dass da doch mehr war. Dass sie ihm mehr bedeutete, als er im Moment zulassen konnte. Dementsprechend schob er es auf einen fehlenden Dank.
„Es hat dennoch geholfen, also… Danke Riley. Ohne dich hätte ich hier vermutlich weiter hyperventiliert.“
Riley schloss für einen Moment die Augen und versuchte es mit einem Lächeln, was ihr auch in gewisser Weise gelang. „Kein Problem. Ich hoffe nur, dass du es bis runter schaffst."
Justus schluckte und sah nochmals zu der Falltüre. Bis runter? Das war für den ersten Detektiv ein viel zu weiter Weg. Sein Verstand sagte ihm zwar, dass sie hier irgendwie raus mussten, aber seine Beine wollten ihm einfach nicht gehorchen.
„Ich kann nicht.", gab er schließlich nach einigem Zögern zu. „Ich spreche nicht wirklich gern darüber, aber in Anbetracht der Umstände, hast du es mit eigenen Augen gesehen."
Riley hatte in diesem Moment keine andere Möglichkeit, außer stehen zu bleiben und auf Justus zu warten. Doch so wie er aussah, würde er sich in der nächsten Zeit nicht bewegen. Sie hockte sich also wieder zu ihm und versuchte diesmal dennoch einen gewissen Abstand zu wahren.
„Jeder hat doch vor irgendetwas Angst. Genau so, wie wir alle eine Wahl haben. Komm, wir schaffen das, gemeinsam.“, erklärte sie und Justus schluckte.
Er war sich wirklich unsicher, immerhin ging es hier nicht gerade darum von einem Sprungturm im Schwimmbad zu springen. Das hier waren bestimmt um die vierzig Meter. Riley reichte ihm eine Hand. „Wir schaffen das, gemeinsam.“ Justus schluckte erneut, nahm aber Rileys Hand entgegen und ließ sich auf helfen. Er war noch immer unsicher, aber er wusste, dass sie weiter machen mussten, immerhin würde sich ihr Entführer bestimmt nicht damit zufrieden geben, nur ein Mal Peter und Bob als Druckmittel zu verwenden.

Sein Herz raste, als er wieder vor der Öffnung stand und Riley forderte ihn auf sie an zu sehen und einfach nur zu ihr zu gucken und nicht nach unten. Sie mussten ohnehin relativ parallel absteigen, da sie noch immer aneinander fest gekettet war.
„Bereit?“, fragte Justus und Riley musste ein wenig schmunzeln. „Bereit, wenn du es bist.“
Und damit nahmen sie die ersten Sprossen. Immer ein wenig tiefer hinab. Der Wind wehte und es war kälter als zuvor. Riley zitterte ein wenig, aber versuchte sich zusammen zu reißen, während Justus seinen Blick nicht von ihr abwandte und ihren Anweisungen folgte. „Linkes Bein, rechtes Bein…“ Und das wie ein Mantra aufsagte.
„Ich würde behaupten, dass wir inzwischen einen passenden Rhythmus haben.“, erklärte der erste Detektiv und Riley nickte. Sie hoffte nur, dass die Stufen ihrem gemeinsamen Gewicht stand halten würden, da die ersten schon relativ rostig ausgesehen hatten.
„Was war eigentlich so amüsant, an meiner Frage, ob du bereit bist?“, fragte er nach, wobei Riley leicht den Kopf schüttelte. „Nicht deine Aussage an sich war amüsant, allerdings ein Zitat aus einem Buch, welches mir dazu einfiel.“
Justus nickte sachte, fragte allerdings nicht weiter nach, da er noch immer im Hinterkopf hatte, dass er hier viel zu weit runter fallen könnte, wenn er auch nur einen Schritt falsch setzte. Riley, die allerdings einfach weiter redete und ihm schließlich grob zusammen fasste, worum es in dem Buch ging. Eine Liebesgeschichte zweier Zeitreisender. Justus hätte nicht gerade angenommen, dass Riley solche Bücher las, aber anscheinend konnte man nie genug über eine andere Person wissen. Es störte ihn nicht mal, dass sie solche Dinge las und offensichtlich Gefallen daran fand. Es konnte immerhin nicht jeder, wie er, Literatur von Sir Arthur Conan Doyle oder Edgar Allen Poe bevorzugen. Oder hauptsächlich diese Werke lesen.

Keiner von ihnen wusste, wie weit sie schon runter geklettert waren. Keiner der beiden sah hinunter. Riley konzentrierte sich ganz auf Justus, versuchte ihn ab zu lenken, damit er sich einfach nur darauf konzentrierte, weiter nach unten zu kommen.
Gerade hatte die Blonde eine weiter Sprosse mit ihrem linken Fuß betreten, als es plötzlich unter ihr knackte und sie ins Leere trat. Eine Schreckenssekunde später klammerte sie sich förmlich mit den Händen fest und Justus hatte instinktiv nach ihrem Handgelenk gegriffen, aus Angst sie könnte in die tiefe stürzen, ungeachtet dessen, dass sie noch immer die Handschellen um hatten. Nachdem Riley wieder sicher schien, atmeten beide tief durch. „Das war knapp.“, merkte Justus an und Riley warf einen Blick nach unten. „Stimmt, sehr knapp.“ Und zu Justus Schrecken, ließ sie einfach die Leiter los und sprang. Ohne zu überlegen, wandte er sich ein wenig um, nur um fest zustellen, dass Riley festen Boden unter den Füßen hatte.
„Könntest du solche waghalsigen Unternehmungen bitte unterlassen, oder mir wenigstens sagen, dass wir sicher sind.“, merkte der erste Detektiv an, wobei die Blonde lächelte. „Sind wir hier wirklich jemals sicher?“, fragte sie nach und Justus schnaubte.
„Beruhige dich, Just. Ich verspreche dir, dass keine solcher Aktionen mehr kommen, sollten wir uns abermals in schwindelerregender Höhe befinden.“

Sie standen auf einer Art Dach und der einzige Weg hier runter, schien durch eine weitere Tür zu führen. Das Dach selbst war flach und komplett umzäunt. Mit Justus und seiner Höhenangst brauchte sie erst gar nicht nach sehen, ob sie vielleicht über den Zaun klettern und so entkommen könnte. So blieb den Beiden nichts Anderes übrig, als die Tür zu nehmen.
Zu ihrem Erstaunen war diese nicht verschlossen und als sie den Flur, der dort angrenzte betraten, fiel die Tür schließlich hinter ihnen zu und sie standen für diesen Moment im Dunkeln.

Chapter 59: Fall 6:Der schwarze Turm - Part 4

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Gerade hatten die Beiden Detektive weiter gehen wollen, als auch schon das Licht ausging. Peter und Bob standen im Dunkeln und wussten nicht genau, wie sie dieses Problem lösen sollten. Schon in dem vorherigen Raum hatten sie festgestellt, dass ihnen alle möglichen Gegenstände, die hier hilfreich sein könnten, abgenommen wurde. Einzig die Fußfesseln blinkten rot und somit wusste wenigstens der Eine, wo der Andere war, denn die Hand hatte Peter Bob wieder entzogen. „Na toll und jetzt?“, fragte Peter nach, wobei Bob seufzte. „Woher soll ich das wissen? Jahrelang der Arbeit und wir machen so einen Anfängerfehler.“, merkte der Blonde an, wobei Peter schließlich damit begann die Wand entlang zu tasten. „Vielleicht wieder zurück?“, schlug er vor, wobei Bob mit den Augen rollte.
„Klar, weil es dort so schön war. Mal ganz davon abgesehen, dass die Tür zugefallen ist und ich nicht glaube, dass unser werter Herr Entführer der Meinung ist, dass wir zurück sollten.“
Es war typisch für Bob hier und da sarkastische Bemerkungen zu machen, doch in diesem Moment nervten sie Peter einfach nur. „Deinen Ton kannst du dir echt sparen, Bob. Mach dich wenigstens nützlich und versuch an der Wand einen Schalter oder etwas in der Art zu finden.“
Bob gefiel es zwar nicht von Peter herum kommandiert zu werden, allerdings machte er sich dennoch an die Arbeit, was der zweite Detektiv daran sah, dass sich die Fußfessel entfernte.
„Hast du schon etwas?“, fragte Peter nach, wobei Bob schnaubte. „Klar, siehst du nicht das gleißende Licht? Davon mal abgesehen könnten wir auch einfach abwarten, ob wir den Mist sowieso überleben. Wenn Justus und Riley ihr Rätsel nicht lösen, dann war es das mit uns.“
Peter wandte seinen Blick in die Richtung, wo er das andere Blinken sah. Es war zwar nicht so, als ob Bob wirklich sehen konnte, ob er ihn ansah oder nicht, aber Peter fühlte sich damit wohler. „Kannst du nicht einfach versuchen mit mir normal zu arbeiten, statt deine schlechte Laune an mir aus zu lassen?“, fragte er nach, wobei Bob die Arme vor seiner Brust verschränkte. Peter musste ihn nicht mal sehen, um zu wissen, dass er es tat, immerhin kannte er ihn gut genug und sein Tonfall sagte es ihm mehr als deutlich.
„Tja, sorry Peter, ich bin nicht Jeffrey! Und wer ist denn Schuld an meiner schlechten Laune? Warum sperrt man uns zwei zusammen ein? Da haben Justus und Riley, unsere beiden Superhirne, wirklich einen klaren Vorteil.“
Peter verstand wirklich die Welt nicht mehr. Ja sie hatten sich wirklich gestritten und eine Versöhnung stand noch lange nicht in Sicht, jedenfalls würde das Peter so beurteilen. Aber noch vor wenigen Minuten hatten sie es doch auch geschafft gemeinsam die Zahlenkombination zu finden. „Was hat jetzt bitte mein Freund mit der Sache hier zu tun? Davon mal abgesehen, warum soll ich bitte Schuld an deiner schlechten Laune sein. Hier eingesperrt habe ich uns bestimmt nicht.“
Peter blieb gar keine Chance noch weiter zu sprechen, da auch schon Bob sofort das Wort übernahm. „Du hast mir die Freundschaft gekündigt, obwohl ich mich entschuldigen wollte. All die Jahre, die Dinge, die wir erlebt haben und du schmeißt das einfach weg. Und ja, das ich dich so zu einem Outing gedrängt habe war nicht okay, aber dafür wirft man doch nicht gleich alles weg? Und dann ersetzt du mich ganz einfach durch Jeffrey…“
Peter konnte wirklich nicht glauben was er da hörte. Ihm war zwar durchaus klar gewesen, dass sie im Moment nicht wirklich auf der gleichen Seite waren, aber so wie es aussah las Bob ein ganz anderes Buch.
„Dich durch Jeffrey ersetzen? Keine Ahnung, wie du auf diese Annahme kommst, oder sind wir irgendwann mal im Bett gelandet?“
„Du hast mit ihm…“ Bobs Worte klangen entkräftet. Beinahe so, als hätte er hier etwas nicht wahrhaben wollen und nun kam die knallharte Realität und riss ihm den Boden unter den Füßen weg. „Mit ihm Sex, Bob, du kannst es ruhig aussprechen. Ist ja nicht so, als ob dir das Wort fremd ist, immerhin hast du mindestens drei Mal in der Woche jemand Neuen dafür.“
Bob presste die Lippen aufeinander. „Ich dachte Sex wäre nicht so dein Fall. Zumindest hast du das bezüglich Kelly mal…“ Peter unterbrach ihn. „Was von ‚Ich bin schwul‘ hast du eigentlich nicht verstanden? Das Problem an der Geschichte war nicht dass mir Sex generell nicht gefällt, sondern anscheinend Sex mit einer weiblichen Person einfach nicht zusagt.“
Bob schwieg einen Moment, rührte sich aber auch nicht.
„Mir war das einfach nur neu und ich hatte halt nicht gedacht, dass ihr so weit seid.“, merkte er an und seine Stimme wurde ruhiger, weniger aufgeregt, mehr enttäuscht. Peter nahm dies zwar wahr, konnte es aber nicht gänzlich einsortieren.
„Willst du mir daraus jetzt auch noch einen Strick drehen? Du hast mir immerhin auch nicht gesagt, dass du neben unzähligen Frauen auch mal gerne Männer zu dir einlädst. Nein, dass musste ich dann morgens nach dem Joggen erfahren, als ein halbnackter Kerl aus deinem Zimmer kam.“
Bob hatte sich auf den Boden gesetzt und Peter tat es ihm einen Moment später nach. Es nützte ohnehin nichts, wenn Peter nur nach einer Lösung suchte und Bob sich lieber über privatere Themen unterhielt und ihn immer wieder von seinem eigentlichen Vorhaben ablenkte.
„Ich weiß es schon ziemlich lange, dass ich bi bin. Ich habe mich einfach nur nicht getraut euch irgendwas zu sagen. Ich meine, es ist immer eine Sache, wenn es Freunde betrifft, mit denen man sich ab und zu trifft. Aber wir drei… Ich hatte einfach Angst, dass sich irgendetwas ändert. Dass ihr mich anders behandelt. Keine Ahnung.“
Peter nickte sachte. „Ich verstehe genau, was du meinst. Bei Jeffrey war es deutlich leichter mich zu outen, da ich wusste, dass er ebenfalls schwul ist. War das erste Mal, dass ich es laut ausgesprochen hatte. Ich hätte aber auch nicht damit gerechnet, dass er mich auf ein Date einlädt.“
Irgendwie fand es Bob eine Erleichterung, dass es Peter wohl genau so ergangen war, wie ihm. Zugegeben, Bob hätte ihn wirklich anders behandelt als vorher, da er ihn ebenfalls direkt nach einem Date gefragt hätte. Dass Peter dann auch Jeffrey erst Mal Jennifer gemacht hatte, war für den Blonden auch kein Wunder. Auch wenn er sich ein wenig ärgerte, dass Jeffrey auch noch so getan hatte, als würde er diese Jennifer kennen. Wobei, wenn er so darüber nachdachte, traf es auch zu, immerhin war er Jennifer.
„Was ist eigentlich mit uns passiert? Früher haben wir ständig über solche Dinge gesprochen.“, merkte Bob an, wobei Peter seinen Kopf gegen die Wand lehnte. „Du hast über diese Dinge gesprochen. Ich hatte ja vorher nur Kelly, mit der ich auch nur zusammen war, weil sie es so beschlossen hatte. Versteh mich nicht falsch, ich mochte sie, wirklich. Aber liebe war das nicht.“
Bob musste innerlich zugeben, dass Peter Recht hatte. Er hatte die meiste Zeit über seine unzähligen Frauengeschichten gesprochen und dann sich zwar über Kelly aufgeregt, aber sich nie die Mühe gemacht eine gemeinsame Lösung mit Peter zu finden. Vielleicht hätte Peter dann auch schon früher gewusst, wo das Problem lag.
„Ich denke…“, begann Peter und Bob hörte, wie er aufstand. „… die Sache wird immer die Gleiche bleiben. Sobald Gefühle involviert sind, wird es kompliziert.“
Genau in diesem Moment ging das Licht an und das Blinken an ihren Knöcheln hatte aufgehört.
„Detektiv Eins und Vier haben ihre Aufgabe gelöst. Glückwunsch, ihr dürft weiter Leben. Aber wiegt euch nicht zu sehr in Sicherheit. Diese Gemäuer sind alt und verflucht und es warten noch so einige Überraschungen auf euch.“
Peter wurde etwas bleich, als aus den Lautsprechern das Wort ‚verflucht‘ klang und Bob erhob sich genau in diesem Moment, um zu ihm zu gehen. „Keine Sorge, ich bleib bei dir und spare mir die sarkastischen Bemerkungen.“ Peter nickte sachte und schluckte.
„Meinst du hier sind dann auch Geister?“, fragte er nach, wobei Bob nur mit dem Kopf schüttelte. „Ich denke er will dir einfach nur Angst machen. Also, lass uns weiter, immerhin haben wir auch nicht immer Justus Hilfe gebraucht, um aus einer solchen Situation zu entkommen.“
Peter schluckte, ging dann aber los. Bob folgte ihm und ließ sich nochmals seine Worte durch den Kopf gehen. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass Jeffrey ihn doch irgendwo ersetzt hatte. Nicht bei den drei Fragezeichen, aber bei Peter generell. Vielleicht war es aber auch nur die Eifersucht, die in ihm hoch kroch.
Allerdings verwarf Bob den Gedanken, als ihm schließlich das Gespräch mit Jeffrey in den Sinn kam. Damals hatte er von einer Person erzählt, für die Peter Gefühle hatte. Die Person, die Jennifer – oder wie er jetzt wusste Jeffrey – emotional übertrumpfte. Damals hatte Bob angenommen, dass Jeffrey bei der anderen Person von Riley sprach. Es klang einfach schlüssig, da er auch gedacht hatte, dass Peter hetero war. Eine Person, die Peter so nahe stand, dass alles kaputt gehen könnte, sollte es nicht funktionieren.
Nun hatte er aber mehr Informationen. Peter war schwul, er hatte kein Interesse an Riley. Was bedeutete, dass die andere Person männlich sein muss. Justus war es nicht, so viel stand fest. unerwiderte Gefühle bezüglich Justus würde nicht gleich ein komplettes Aus für die drei Fragezeichen bedeuten, da der erste Detektiv viel zu sachlich an diese Themen heran ging. Ganz im Gegenteil zu jetzigen Situation. Er und Peter hatten sich gestritten. So sehr, dass selbst Riley und Justus sie häufiger ermahnten. Justus war für Bob eingestanden, wegen seiner Eifersucht, weil er Angst hatte, dass die drei Fragezeichen durch diese Eifersucht zerbrechen würden.

Peter hatte Gefühle für ihn!

Bob war sich da absolut sicher, allein der letzte Satz. Allerdings wusste er nicht, in wie weit diese Gefühle noch gingen und ob sich Peter nicht nun doch mehr zu Jeffrey hingezogen fühlte. Peter war nicht der Typ, der Sex einfach zum Vergnügen hatte oder wie in Bobs Fall, um sich ab zu lenken. Peter war der Typ, der eine feste Beziehung und Sicherheit brauchte. Und genau das bot Jeffrey ihm. Es waren Gefühle involviert.
Trotzdem musste Bob es versuchen. Sein Entschluss war gefasst, aber erst Mal mussten sie hier raus. Und Bob würde alles daran setzen, dass das geschah. Er wollte nicht am Ende doch eine Chance bei Peter haben und dann seine Gefühle offen legen, nur damit er vor seinem Ableben seinen derzeitigen Freund betrog. Also, galt es, zunächst einen Ausweg zu finden und dann Peter die Karten auf den Tisch zu legen. In der Hoffnung, dass sich doch nichts geändert hatte.

„Bob, was brauchst du so lange?“ Peter hatte sich zu ihm gedreht. Der Blonde hatte nicht gemerkt, dass er tief in Gedanken langsamer gelaufen war. Er holte zu Peter auf und gemeinsam öffneten sie die nächste Tür, welche sich am Ende des Flures befunden hatte.

Chapter 60: Fall 6:Der schwarze Turm - Part 5

Notes:

Hallo meine lieben Leser :)
Es tut mir wirklich Leid, dass es so lange gedauert hat. Allerdings hatte ich einfach keine Motivation etwas zu Papier zu bringen. Natürlich habe ich genügend Ideen und es wird weiter gehen, aber die Motivation hat gefehlt.
Jedenfalls freue ich mich, euch ein neues Kapitel hochladen zu können :)

Liebe Grüße,
eure Jily

Chapter Text

Justus und Riley tasteten an der Wand entlang, bis Justus schließlich einen Schalter fand und das Licht leicht flackernd an ging. Es erstreckte sich ein langer Flur und als dieser schließlich ein Ende fand, folgten drei Türen.
„Und welche nehmen wir?“, fragte Riley, wobei Justus auf einen Zettel deutete, der an die Wand gepinnt. „Ein weiteres Rätsel. Nun, ich hatte auch nicht gerade erwartet, dass wir ohne Umschweife eine Tür auswählen und weiter gehen können.“, erklärte er und Riley besah sich schließlich ebenfalls den Zettel.

„Drei Türen, drei Möglichkeiten. Zwei Türen führen in dein Verderben und eine bringt dich weiter. Doch nur eine Tür spricht die Wahrheit.“

Zusammen besahen sie sich die Türen genauer. Auf der Ersten standen die Worte: „Ich bin es nicht!“. Die Zweite erklärte, dass Tür Nummer Drei die Richtige sei, während auf der dritten Tür der Text stand, dass die zweite Tür lügt.

Die beiden Detektive sahen sich kurz an und gingen schließlich auf die erste Tür zu. „Langsam habe ich das Gefühl, dass die Rätsel für uns zu leicht sind.“, erklärte Riley, wobei Justus seine Stirn in Falten legte. „Ich würde lügen wenn ich behaupten würde, dass mir die Rätsel schwer erscheinen würden, allerdings sollten wir unseren Gegner auch nicht unterschätzen.“
Riley musste zugeben, dass Justus Recht hatte. Es konnte noch immer eine Falle hinter dieser Tür lauern und wer wusste schon, was dieser Puppenkerl noch für sie vorbereitet hatte.

Es dauerte einen Moment, doch schließlich hatte Justus einen Lichtschalter in der Dunkelheit gefunden. Aber genau in dem Moment, als das Licht mit einem leichten Flackern anging und sich die Augen an die neuen Verhältnisse gewöhnten, hätte Riley am Liebsten den Raum wieder verlassen. Ohne auch nur zu wissen, was sie da genau tat, suchte sie Halt, indem sie die Hand neben sich ergriff. „Ich will wieder gehen, lass uns einfach…“, fing sie an und ging einen Schritt zurück, wobei Justus allerdings stehen blieb und dieser doch recht verwirrt die Umgebung besah. „Warum willst du umkehren? Der Raum erscheint mir wirklich harmlos, auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht verstehe, wie man hier diese Kaninchen frei rumlaufen lassen kann.“ Nach dieser Anmerkung schrie Riley auch schon auf. Anscheinend waren diese Tiere nicht wirklich scheu, denn eines war gerade über Rileys Füße gesprungen. Der erste Detektiv wandte sich an die Blonde und zählte schließlich Eins und Eins zusammen. „Du hast Angst vor Kaninchen?“, fragte er etwas verwundert nach, wobei Riley das alles weniger entspannt sah. „Du hattest eine Panikattacke, weil wir uns in einer gewissen Höhe befanden und…“ Bevor sie weiter sprach, versteckte sie sich hinter Justus, der mit seinem angeketteten Arm folgte. „Ängste sind so gut wie nie rational und ich will mich auch nicht weiter rechtfertigen, nur raus hier.“
Justus überlegte einen Moment, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich befürchte, dass dies nicht möglich sein wird. Natürlich kann ich deine Angst, so abwegig mir sie auch erscheinen mag, nachvollziehen. Trotzdem haben wir in Anbetracht unserer derzeitigen Situation keine andere Wahl, als hier nach einem weiteren Weg zu suchen. Außerdem bist du nicht allein, ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam eine Lösung finden.“
So selten es Riley auch störte, wenn Justus mit seiner hochtrabenden Art anfing zu sprechen, so sehr könnte sie ihm dafür in diesem Moment den Hals umdrehen. Doch das würde sie nicht wirklich weiter bringen. Zudem hatte der erste Detektiv Recht. Sie mussten sich mit dieser Situation abfinden und einen weiteren Ausweg suchen.

„Also gut…“, begann Riley und versuchte wirklich ihr wild schlagendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Sie blickte sich im Raum um und versuchte so gut es ging die Tiere zu ignorieren, was gar nicht mal so leicht war. „Eigentlich ist nichts ungewöhnlich, bis auf diese Monster.“ Justus schmunzelte etwas bei ihrer Aussage. Er würde diese Tiere nicht wirklich als Monster bezeichnen, aber er konnte dennoch nach vollziehen weswegen Riley dies behauptete. „Alt und staubig, bis auf…“, merkte er an und zog Riley auch schon mit sich, um auf ein Bild zu zugehen. Es war eine Katze drauf. „Das Glas und der Rahmen sind im makellosen Zustand, als hätte es jemand gerade erst gekauft und hier hin gehangen.“, merkte er an und Riley warf einen genaueren Blick auf die Katze. „Du hast Recht. Schau mal genauer hin. Da sind zahlen. 117, 23 und eine 5.“ Justus runzelte mit der Stirn, Bisher hatte er hier allerdings kein Zahlenschloss gefunden, welches zu dieser Codierung passen könnte. „Vielleicht handelt es sich um ein Buch.“, merkte er an und wandte sich zu dem großen Bücherregal, welches eine ganze Wand einnahm.
Aber selbst wenn er mit seiner Annahme richtig lag, so sah er keine Möglichkeit derzeitig das richtige Buch zu finden.
„Wir sollten weiter suchen.“ Eine Aufforderung, der Riley auch nach kam. Sie hielten weiter nach Gegenständen Ausschau. Alles, was einen Hinweis liefern konnte. „Der Hut an der Garderobe.“, stellte Riley schließlich fest. Tatsächlich wirkte auch dieser neu und sauber im Gegensatz zu den Tischen und Regalen, welche eine dicke Staubschicht aufwies und schon ziemlich mitgenommen aussahen. An einem der Tische hatten die Kaninchen sogar die Beine angenagt und Justus fragte sich, wie lange man sie hier schon gehalten hatte.
„Hier im Etikett stehen auch wieder Ziffern.“ Justus nickte und sah sich auf den Tischen um, wo er schließlich einen Zettel und einen Stift fand und zudem eine Taschenuhr, welche poliert und funktionstüchtig war. Riley konnte noch immer nicht anders, als ihm zu folgen, da sie mit den Fesseln an ihren Händen keine andere Wahl hatten.
Justus notierte sich schnell die Ziffern der Taschenuhr. 112, 8 und 1, bevor sie beide wieder zum Hut zurück kehrten und Justus schließlich die Zahlen 61, 3 und 8 notierte. So wie er sich die aktuellen Zahlen besah, konnte er sich noch immer keinen Reim daraus machen. Selbst wenn man einige der Zahlen durch Buchstaben ersetzte, ergaben sie keinen Sinn und auch wenn das Regal groß war, so hatte es weder über 100 Regale, noch erschien es ihm logisch die Bücher ab zu zählen.
So sahen sie sich weiter in dem Raum um und entdeckten schließlich noch ein Teeservice, wobei hier die Tasse gänzlich unberührt schien. Auch hier fanden sie erneut Ziffern. 25, 3 und 6.
„Jetzt haben wir zwar jede menge Zahlen und sind trotzdem keinen Schritt weiter.“, murmelte der erste Detektiv, während Riley damit begonnen hatte krampfhaft seinen Arm fest zu halten. Er sagte nichts dazu, konnte immerhin verstehen, dass es nicht gerade angenehm war, mit seiner größten Angst konfrontiert zu werden.
„Hier sind noch Spielkarten.“ Justus folgte der Handdeutung von Riley. Tatsächlich lag auf einem der Regalbretter ein Kartenspiel, welches ebenso ungenutzt schien. „Also weitere Zahlen.“, murrte der erste Detektiv, wobei Riley das Spiel zur Hand nahm und es durchsah. „Nicht ganz, Buchstaben. P, R und W. Auf Herzkönig, -Dame und -Bube.“, merkte sie an und Justus Blick wanderte über einige der Buchrücken. „Vielleicht die Initialen eines Autoren.“, überlegte er laut und Riley runzelte etwas die Stirn. Erneut sah sich sich Raum um und versuchte möglichst nah bei Justus zu bleiben, damit nicht wieder irgendwelche Kaninchen über ihre Füße sprangen.
„Das ergibt doch gar keinen Sinn. Wir haben keinen Autor mit den Initialen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um ein Buch handelt, welches wir Brauchen. Seitenzahlen scheinen mir hier die logische Schlussfolgerung. Vielleicht suchen wir Titel die etwas mit den Gegenständen zu tun haben.“, merkte er an und genau in dem Moment hatte Riley einen Geistesblitz. „Justus Jonas, du Meisterdetektiv.“ Justus sah deutlich verwundert zu Riley. Sie tat beinahe so, als hätte er gerade die Lösung zum Ausgang präsentiert und dazu noch Bob und Peter gefunden.
Er räusperte sich. „Also, ich fühle mich durchaus geschmeichelt, aber eine Lösung habe ich hier gerade nicht präsentiert.“ Er konnte sich eingestehen, wenn er noch nicht so weit war und doch schien Riley hier einen Schritt voraus zu sein.
„Das Buch und die Gegenstände, Just. Eine Katze, ein Hut, eine Taschenuhr, eine Teetasse und Spielkarten.“, zählte sie auf und begann auch schon in einem glühenden Eifer das Bücherregal ab zu suchen. „Alles zu finden in ein und dem selben Buch.“, erklärte sie, griff schließlich in das Regal und holte ein Exemplar heraus.
Justus besah sich den Einband. „Alice im Wunderland.“, las er vor und ärgerte sich im gleichen Moment, dass er nicht selbst darauf gekommen war. „Nun, ich würde eher dich als Meisterdetektiv bezeichnen.“, erklärte er etwas kleinlaut, wobei Riley schmunzelte. „Wir sind beide Meisterdetektive, immerhin wäre ich ohne dich vermutlich wieder hier raus gerannt.“ Zugegeben hatte Riley damit Recht. Zudem hatte er unbewusst den entscheidenden Hinweis gegeben. „Also steht P für Page, R für Row und W für Word.“, merkte er an und Riley nickte. „Ganz genau. Dann suchen wir mal die Wörter zusammen.“

Justus nannte Riley die Seitenzahlen, Zeilen und schließlich an der wievielten Position das gesuchte Wort sich befinden sollte. Es dauerte nicht lange und sie konnten aus den vier Worten eine logische Abfolge bilden, die beiden allerdings nicht wirklich zusagte.
„In the rabbit head.“
Riley sah sich um und schluckte. „Also, ich fasse bestimmt keines an.“, erklärte sie entschieden und Justus schluckte etwas. „Ich will keines umbringen.“, erklärte er und schloss für einen Moment die Augen. Er ging noch Mal in Gedanken durch, welche Informationen sie gesammelt hatten, bis er schließlich einen Einfall hatte.
„Und wenn damit eine Puppe gemeint ist, ein falscher Hase so zu sagen.“ Riley überlegte und nickte. „Zugegeben, würde es vermutlich zu diesem Puppen-Kerl passen. Also suchen wir eine Attrappe unter all den echten.“ Justus nickte und hoffte nur, dass es wirklich ein ganz gewöhnlicher Stoffhase war und nicht etwa ein gut konstruierter Roboter.
Es dauerte, wie lange konnte niemand von ihnen sagen, aber schließlich hatten sie die Attrappe ausfindig machen können und Justus nahm es zur Hand. Ohne groß weiter auf Anmerkungen zu warten, riss er dem Tier den Kopf ab und tatsächlich befand sich in der Wattefüllung ein kleiner Schlüssel. „Ich nehme an, dass der für die Handschellen ist.“, erklärte er und tatsächlich passte der Schlüssel, sodass Riley und Justus wieder befreit waren.
„Ich denke zwar, dass es als Handicap gedacht war, allerdings habe ich dies keineswegs so empfunden.“ Riley zeigte ein sachtes Lächeln. Es stimmte zwar, dass sie und Justus in der vergangenen Zeit immer besser zusammen arbeiteten, trotzdem war es noch Mal etwas Anderes an jemanden gefesselt zu sein, ohne hierfür seine Zustimmung gegeben zu haben.
Die Handschellen waren sie schließlich los und zudem hatten sie auch einen weiteren Ausgang gefunden. Jedenfalls war eine Falltür, der einzige Weg, der sie weiter führen würde und so hoben sie gemeinsam die Klappe an und stiegen die kleine Leiter hinab.
„Wieder ein Flur.“, merkte Riley an und Justus nickte. „Und unzählige Türen. Wenigstens ist es diesmal gut ausgeleuchtet.“, merkte er an und setzte sich in Bewegung.
Riley folgte ihm, während sie nach Hinweisen Ausschau hielt.
Gerade wollte Justus vorschlagen einige Türen aus zu probieren, da ging das Licht auch schon wieder aus. Kurz darauf hörte er einen erstickten Schrei, das Knallen einer Tür und einen Schließmechanismus, bevor das Licht auch schon wieder anging.
Er war allein, allein mit Sorge und Angst erfüllt.

Chapter 61: Fall 6:Der schwarze Turm - Part 6

Chapter Text

“Das nenne ich mal eine Abwechslung.”, sagte Bob, nachdem sie den Raum betreten hatten. Peter sah ihn verwirrt an. “ Was denn für eine Abwechslung? Das hier ist ein Raum wie die anderen zuvor: gruselig, alt und wenn ich es recht betrachte, finde ich ihn auch kälter.” Bob seufzte leicht. Es mochte sein, dass Peter mit seiner Aussage Recht hatte. Allerdings hatte Bob noch einen Einwand: “Immerhin brennt hier Licht.”
Dies stimmte tatsächlich. Im Gegensatz zu den anderen Räumen, brannte hier wirklich Licht. Im Vergleich war das mal eine nette Abwechslung. Trotzdem behagte Peter der Raum gar nicht. Aber hatten sie wirklich eine Wahl, als den Instruktionen und den Wegen die sie vorgegeben bekommen hatten, zu folgen? Wenn sich beide dies genauer durch den Kopf gehen ließen, hatten sie einfach keine andere Wahl. Sie mussten weitergehen. Doch wo war dieses weiter? Es schien ganz als würde dies ein weiteres Rätsel werden, eine weitere Aufgabe oder wie der Kerl mit dieser Maske es nannte: Ein Spielplatz. Als einen Spielplatz würden das die beiden nicht gerade bezeichnen. Je mehr sie sich umsahen, desto mehr fiel ihnen auf, wie viel Staub hier lag und wie viele Gegenstände sich in diesem Raum befanden. “Das wäre wirklich etwas für Onkel Titus.”, merkte Bob an und schmunzelte etwas dabei.
Wie Bob in dieser Situation noch Scherzen konnte, verstand Peter überhaupt nicht. Allerdings musste er zugeben, dass es die gesamte Situation etwas leichter machte. Außerdem tat es gut, dass Bob tatsächlich versuchte wieder der Alte zu sein. Jedenfalls der Alte, wenn es um ihn ging. Vielleicht hatte dieses kleine Gespräch, was sie in diesem Flur hatten, doch etwas bewirkt. Was genau konnte Peter noch nicht sagen, aber es war auf jeden Fall eine Erleichterung. Eine Erleichterung deshalb, weil er sich nun nicht mehr ganz alleine hier fühlte. Bob und er hatten sich immer nah gestanden und die letzten Tage, wenn nicht sogar Wochen, waren wirklich schwer gewesen - für beide. Das sah auch Peter ein. Nur da war wieder diese Sache mit der Wahl. Während hier der Kerl mit der Puppenmaske darüber entschied, welche Wege sie wählten und wie lange sie hier wohl überleben würden, so hatten die Ereignisse von der Skihütte ihm doch die Wahl ein wenig abgenommen. Aber vielleicht war es besser so, vielleicht musste erst etwas in die Brüche gehen, bevor sie tatsächlich wieder von Neuem beginnen konnten. Sie hatten sich so nah gestanden und genau das war das Problem gewesen. Sie sollten Freunde sein - beste Freunde. Aber Peter hatte am Ende mehr gewollt und vielleicht war genau das der falsche Weg.
Er versuchte sich so gut es ging mit diesem Gedanken anzufreunden und ihn für diesen Moment zur Seite zu schieben. Das war etwas, mit dem er sich befassen musste, wenn sie endlich hier frei waren.
Bob ging weiter auf die Mitte zu. Dort stand ein großer Tisch und inmitten des Tisches stand ein Modell. Er betrachtete es ein wenig genauer. “Merkwürdig”, erklärte Bob und winkte Peter zu sich heran. Dieser folgte der Gestik und sah sich ebenfalls das Modell an. Es war eine exakte Kopie des Raumes, in dem sie sich befanden. Jedenfalls erschien dies im ersten Moment der Fall zu sein. Peter sah sich ein wenig im Raum um und bemerkte, dass der Miniatur-Regenschirm nicht exakt an der Stelle hing, wie in der Miniaturausgabe. Bob selbst betrachtete die einzelnen Teile und bemerkte es ebenfalls.
"Sieh mal.", sagte Bob und deutete auf einen Stuhl, auf dem eine Puppe saß. Zumindest war dies der Fall für die Miniaturausgabe des Raumes. Peter besah sich diesen Stuhl und runzelte ein wenig die Stirn. Er hob den Blick und sah in die Richtung, in der der Stuhl im Raum eigentlich sein sollte.
"Vielleicht befindet sich ja hinter dem Vorhang dieser Stuhl mit der Puppe." Nachdem er diesen Gedanken ausgesprochen hatte, ging Peter auf den Vorhang zu und zog ihn beiseite. Er erschauderte. Kaum dazu in der Lage wirklich ein Wort zu fassen, suchte sein Blick auch schon Bob. Bob war zunächst etwas verwirrt. Er wusste nicht recht was Peter von ihm wollte, aber sein Blick sagt ihm deutlich, dass er Angst haben musste. Langsam ging er auf Peter zu, um zu sehen was Peter gesehen hatte. Als er näher heran trat, schien ihm das Blut in den Adern zu gefrieren. Vor ihm saß keine Puppe. Es war ein Mann und so wie die beiden ihn betrachteten, musste er wohl tot sein. Andernfalls konnten sie es sich nicht erklären, dass dieser Mann sich überhaupt nicht mehr rührte.
Keine Atmung, keine einzige Bewegung. Doch nicht nur, dass dieser Mann tot war ließ die Beiden erschaudern. Sowie Bob und Peter feststellen mussten, hatte man dem Mann eine Maske an das tote Gesicht genäht. Und als wäre das noch nicht genug gewesen, hatte man ausgerechnet die Maske eines Clowns gewählt. Bob schluckte, merkte wie sein Pulsschlag in die Höhe ging, wie seine Atmung schneller wurde und wie seine Hände zu zittern begannen. Diesmal war es nicht Peter, der unbedingt den Halt brauchte. Unbewusst griff er nach der Hand seines Freundes, so als könnte er ihm die Angst nehmen.
"Dieser Kerl scheint vor nichts zurück zu schrecken.", äußerte Bob mit zittriger Stimme. Peter konnte ihm hierbei nur zustimmen. Wer auch immer sie entführt hatte und wer auch immer hinter dieser Maske steckte, der schien es verdammt ernst zu meinen. So ernst wie Jack the Ripper. Allerdings beschlich Bob der Gedanke, dass es beide nicht wundern sollte. Der Puppenspieler hatte ihnen bereits gesagt, dass er auf Anordnung von Jack the Ripper hier war. Er hoffte nur, dass sie hier tatsächlich lebend rauskommen würden. Nicht auszumalen, was mit ihnen beiden passieren würde, wenn sie das hier nicht überleben sollten. Es war nicht nur die Tatsache, dass sie noch immer Bomben an den Fußgelenken trugen, sondern auch dass sie hier eine wirkliche Leiche vor sich hatten. Auch wenn es nicht die erste Leiche war, der sie begegneten, so zeigt es ihnen doch einmal mehr wie ernst diese Situation war.
"Und was nun? ", fragte Peter verunsichert, so als würde gerade seine schlimmste Angst vor ihm sitzen. Doch die Wahrheit war, dass diesmal Bob die größte Angst hatte. Wann immer es um Angst ging, war es stets Peter gewesen, der als der größte Angsthase der Gruppe galt. Dies war aber auch nur der Fall, weil sie bisher mit Peters Ängsten konfrontiert worden waren. In den meisten ihrer Fälle, ging es um Geister, Dämonen, Hexen und alles andere was als Übernatürlich galt. Und wenn man es so betrachtet, konnte man wirklich davon ausgehen, dass Peter die meiste Angst von den drei Fragezeichen hatte. Aber das bedeutet nicht, das Justus und Bob keine Ängste besaßen. Justus beispielsweise, auch wenn er nicht gerne darüber sprach, hatte ein Problem mit Höhen. Das wussten sowohl Peter, als auch Bob. Was Bob betraf, so hatte er schon seit seiner Kindheit Angst vor Clowns. Doch nicht immer war er mit solchen konfrontiert, sodass man annehmen konnte, er hätte überhaupt keine Ängste. Aber wer war wirklich frei von Angst? In all den Fällen und Ereignissen mit denen sie je konfrontiert worden waren, würde Bob niemals leichtfertig behaupten, dass es jemanden gab der überhaupt keine Ängste hatte. Selbst Justus Jonas, der alles rational und logisch sah oder zumindest versuchte sich auf diese Weise bestimmte Situation zu erklären, hatte seine Ängste. Woran man wieder sah, dass einige Ängste nichts mit logischem Denken zu tun hatten.
"Woher soll ich wissen was wir jetzt tun sollen? Guck dir das doch an. Eine Leiche! Dieser Puppenspieler, hat uns eine Leiche vor die Nase gesetzt. Und als ob das noch nicht ausreicht, hat er sie auch noch so zugerichtet." Bobs Stimme zitterte. Und genau in diesem Moment spürte er wie Peter seine Hand noch ein bisschen fester drückte. So als wolle er ihm sagen, dass er hier nicht alleine war. Er wurde mit seiner Angst nicht alleingelassen und diese Tatsache zählte. Es gab ihm ein wenig Hoffnung. Bob schluckte schwer und versuchte sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
"Du bist nicht alleine, ich bin auch noch da. Gemeinsam schaffen wir es schon raus.", rief Peter ihm ins Gedächtnis. "Außerdem, sind Justus und Riley hier auch noch irgendwo. Wir werden es also schaffen, was auch immer das nächste Rätsel beinhaltet. "
Genau in diesem Moment knackten die Lautsprecher. Zunächst waren beide etwas verwirrt und schauten sich ihre Umgebung erneut an. Aber im nächsten Moment, hörten sie auch schon eine vertraute Stimme.
"Riley! Riley wo bist du! "Es war die Stimme von Justus, der verzweifelt schrie. Neben seiner Stimme, konnten die beiden deutlich hören, wie er gegen irgendetwas gegen schlug. Es schien beinahe, als versuche er das Gebäude mit seinen eigenen Händen niederzureißen.
"Das ist Just.", rief Peter aus. Er klang nahezu erleichtert. Doch bei Bob kam diese Erleichterung nicht an. Denn auch wenn er Justus Stimme hörte, so war ihm auch bewusst, was er dort sagte oder besser schrie. Seine Schwester war nicht mehr bei ihm und so wie Justus klang, schien sie in Gefahr zu sein. Wieder hörten sie Justus Stimme, diesmal war er zu Drohungen übergegangen. Drohungen, die aus sagten, dass er den Puppenspieler, persönlich in einer Zelle verrotten lassen würde, sollte dieser Riley auch nur ein Haar krümmen.
"Justus kannst du uns hören?", fragte Peter etwas lauter. Allerdings kam keine Antwort und Peter wandte sich nahezu enttäuscht an Bob. "Er kann uns nicht hören.", erklärte er Bob, so als hätte dieser es selbst nicht mitbekommen. Bob sparte sich den sarkastischen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag. Seine Gedanken waren von dem Toten mit der Clownsmaske weit weg. Alles worauf er sich jetzt konzentrieren konnte, war, dass seine Schwester verschwunden war und auch Justus nicht wusste wo sich diese befand. Er hoffte so sehr, dass sie noch am Leben war, unverletzt.
"Wir müssen so schnell wie möglich hier raus. Wir müssen sofort einen Weg finden. Machen wir also weiter, sehen uns hier genau um. Vielleicht gibt es hier irgendeinen Hinweis darauf, wie wir hier rauskommen oder zumindest zu einem neuen Rätsel gelangen, welches uns näher an Justus und Riley bringt. "
Noch während Bob sprach, setzte er sich in Bewegung. Er betrachtete erneut das Modell, versuchte die kleinen Unterschiede zu finden, die es zeigte. Es war nicht nur der Regenschirm, der an falscher Stelle platziert worden war. Nach und nach fielen ihm weitere Gegenstände auf, die an einer ganz anderen Stelle standen. "Also gut, hier der Plan: Wir werden die verschiedenen Gegenstände so hinstellen, dass sie mit dem Modell übereinstimmen. Vielleicht finden wir so eine Lösung zum Rätsel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das hier ein weiteres Rätsel ist. "
Die Lautsprecher knackten erneut und Justus Stimme verstummte. Peter und Bob hoffte nur, dass er sich schnell wieder fangen würde, sodass er umso schneller Riley zur Hilfe eilen konnte. Den ersten Detektiv so aus der Fassung zu hören, war ziemlich ungewohnt für die beiden. Nicht dass sie behaupten würden, dass Justus Jonas keine Gefühle besaß. Allerdings hatte er es doch immer geschafft, egal wie grausam der Fall auch schien, die Fassung zu wahren.
Doch für diese Gedanken blieben keine weitere Zeit. Peter kam zu Bob hinüber und sah sich ebenfalls das Modell an. Anschließend begannen sie beide den Raum so herzurichten, wie es das Modell vorgegeben hatte. Sie hingen Bilder um, veränderten die Position von einer Garderobe und schoben sogar einen Schreibtisch auf die andere Seite des Raumes. Es dauerte natürlich seine Zeit und tief im Inneren geriet Bob unter Druck. Immer wieder, wanderten seine Gedanken zu seiner Schwester. Er hatte Angst um sie. Genau die Angst, die Panik, die sie in Justus Stimme gehört hatten, manifestierte sich in seinen Gedanken und schien seinen Körper in Besitz zu nehmen. Es interessierte ihn schon gar nicht mehr, dass er noch kurz vorher mit einem seiner Ängste konfrontiert worden war. Denn seine größere Angst, war es definitiv seine Zwillingsschwester zu verlieren. Peter und Bob rückten weiter Möbel umher und stellten Gegenstände an einen anderen Platz. Sie sprachen kein Wort. Aber genau dafür, war Bob Peter in diesem Moment dankbar. Er brauchte keine tröstenden Worte. Wenn er genau darüber nachdachte, würden genau diese Worte seine Angst noch verschlimmern.
Als sie schließlich fertig waren, betrachteten sie das Werk. Dennoch war es eigenartig. Sie hatten zwar alles so wie es vorgegeben war platziert, allerdings kamen sie noch immer nicht auf einen Code, oder Wegweiser, geschweige denn ein anderer Hinweis. Bob und Peter kontrollierten ihre Arbeit, versuchten herauszufinden ob sie einen Fehler gemacht hatten. Doch alles schien richtig. Der einzige Unterschied, war der Tote auf dem Stuhl. Mit mulmigen Gefühl wandte sich Peter um und betrachtete den Toten erneut. "Vielleicht... Vielleicht müssen wir genau das sehen, was er sieht." So abwegig der Gedanke auch schien, so schlüssig war er auch. Auch wenn Bob es nicht behagte, sich diesen Toten weiter zu nähern, so wusste er, dass Peter mit seiner Annahme Recht haben könnte. "Das heißt, wir müssen diesen Mann bewegen und seinen Platz einnehmen.", erklärte Bob und Peter konnte die Angst in seinen Augen sehen. Das hier war ganz klar eigentlich einer dieser Momente, in denen sie Justus oder Riley brauchten. Natürlich wussten beide, das auch sie, vermutlich ein Problem damit hätten einen Toten einfach beiseite zu setzen. Gerade wenn dieser, so ein tragisches Ende finden musste. Jedenfalls nahmen die beiden Detektive dies an.
Trotzdem waren ihnen die Ideen ausgegangen und bisher war dies die einzige Lösung, die ihnen unter diesen Umständen einfiel.
Gemeinsam ging sie auf den Toten zu, nahmen jeweils ein Arm und ein Bein und trugen ihn zur Seite. Sie setzten ihn etwas weiter vom Stuhl entfernt und entschuldigten sich noch. Jedenfalls hielten beide die es für angebracht.
Peter sah Bob an und merkte schnell, dass diesmal sein Handeln gefragt war. Er kannte Angst, kannte sie nur zu gut. Die Angst war ein alter Vertrauter, mit dem er gelernt hatte umzugehen. Er würde nicht von Bob erwarten, dass er nun weiter wie bisher funktionierte. Und so ergriff Peter die Initiative, setzte sich auf den Stuhl und betrachtete den Raum. Allerdings war die Enttäuschung groß, als er bemerkte, dass auch hier keine Lösung vorlag. Er überlegte einen Moment, während Bob schon verwundert nach fragte, was denn nun los sei. Peter sah sich erneut in diesem Raum um, versuchte irgendwie auf eine andere Lösung zu kommen. Es dauerte einen Moment, bis ihm wieder einfiel, was an diesem Raum anders war, als an der vorherigen Situation. "Bob, schalt das Licht aus." Etwas irritiert, folgte Bob der Aufforderung seines Freundes. Er ging hinüber zum Lichtschalter und betätigte diesen. Kurz darauf wurde es dunkel und endlich konnte man sehen, was das Umräumen bewirkt hatte.
Leuchtende Buchstaben.
Aus Bobs Perspektive, ergaben diese keinen Sinn. Er konnte noch nicht einmal sagen, ob wirklich alles Buchstaben waren. Allerdings schien Peter wenigstens sich einen Reim auf das Ganze machen zu können.
"Unter dem Stuhl.", las der Rothaarige vor und runzelte die Stirn. Bob schaltete schließlich das Licht wieder ein und sah zu Peter. Sein Blick wanderte von Peters Gesicht, hinunter zu dem Stuhl und schließlich auf den Boden. Erst jetzt fiel ihm die kleine Falltür auf, die sich unter den Stuhlbeinen befand. "Peter, unter dir." Peter sah Bob etwas verwirrt an, schaute jedoch an sich hinab und schließlich unter den Stuhl. "Eine Falttür. Die ist mir vorher gar nicht aufgefallen." Bob schien seinen Sarkasmus wiedergefunden zu haben. "Mir ist sie sofort aufgefallen, gleich nach der Leiche. Jetzt steh auf und dann machen wir dass wir hier rauskommen. "
Peter folgte der Aufforderung, schob den Stuhl beiseite, von dem er aufgestanden war und öffnete die Falltür.
Zusammen stiegen sie schließlich einige Stufen hinunter und landeten erneut in einem Gang. "Na wunderbar, wieder ein Gang. Wie viele Gänge gibt es hier eigentlich?", fragte Bob und ging einige Schritte voraus. Genau in diesem Moment, ging erneut das Licht aus und als es wieder anging, stand Peter alleine in dem Gang.

Chapter 62: Fall 6:Der schwarze Turm - Part 7

Chapter Text

Justus hämmerte gegen die Tür. Immer wieder rief er dabei ihren Namen. So als könnte das tatsächlich etwas ändern. Trotzdem wusste er, dass seine Bemühungen vergebens waren. So einfach wollte er nicht aufgeben, das hätte sie in dieser Situation auch nicht getan. Als er mit dem Rufen von Rileys Namen nicht weiterkam, ging er dazu über wüste Drohungen an den Puppenmann zu richten. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob er ihm zuhörte, allerdings würde er diese Möglichkeit nicht komplett ausschließen. Immerhin standen sie die ganze Zeit unter Beobachtung.
Justus atmete durch. Er versuchte so gut es ging einen klaren Gedanken zu fassen. Seine Hände schmerzten, Wiesen sogar kleinere Blessuren auf, da er die ganze Zeit gegen die verschiedenen Türen gehämmert hatte. Natürlich hatte er auch daran gerüttelt, in der Hoffnung, es würde wenigstens eine davon aufgehen. Doch diese Hoffnung war vergebens. Nicht dass sie groß gewesen wäre, aber in seiner momentanen Situation war es der Versuch wert gewesen.
Schließlich beschloss er seinen Weg fortzusetzen. Irgendwo hier musste es eine Tür geben oder einen Hinweis darauf, wo Riley geblieben sein könnte. Er bezweifelte, dass dieser Puppenspieler, wie er sich selbst nannte, ihr bereits etwas angetan haben könnte. Er beschloss ruhiger zu werden, versuchte weiter an den Türen zu rütteln. Keine von ihnen wollte aufgehen und so hatte er schließlich das Ende des Flures erreicht. Was merkwürdig war, war die Tatsache dass es keine andere Tür gab. Es gab keine Tür am Ende. Doch wie sollte er hier wieder rauskommen, wenn alle anderen Türen verschlossen waren?
Vielleicht war es wieder ein Rätsel? Jedenfalls ging der erste Detektiv davon aus. Er beschloss noch einmal den Flur wieder zurückzugehen und sich dann genauer umzusehen. Seine Aufmerksamkeit zuvor, war ganz dem Verschwinden von Riley gewidmet gewesen. Nun sah er allerdings keinen anderen Ausweg. Er ging also den Flur wieder zurück, langsam, darauf bedacht auch nichts zu übersehen. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, seit Riley verschwunden war. Es könnte sich um Minuten handeln oder sogar um eine Stunde. Der Verzweiflung schon fast nahe, hörte er schließlich wie eine Tür klickte. Schnell ging er darauf zu, in der Hoffnung dass sich diese tatsächlich öffnen würde. Er wusste nicht genau, was ihn dort erwartete. Allerdings konnte alles besser sein, als hier tatenlos zu verweilen. Als er die Tür erreichte, ging diese tatsächlich auf. Sie öffnete sich nahezu vorsichtig und zu Justus Erstaunen war tatsächlich eine bekannte Person dahinter.
"Peter, was machst du denn hier?" Das Erstaunen konnte Justus nicht von seiner Stimme fernhalten. Aber auch Peter war erstaunt seinen Freund hier zu sehen. Eigentlich hatten sie beide angenommen, dass der Puppenspieler sie nun getrennt halten würde."Ich bin gerade durch einen weiteren Gang hierhergekommen. Bob und ich hatten gerade ein weiteres Rätsel gelöst, da ging plötzlich das Licht aus und Bob war einen Moment später verschwunden. Ich schätze bei dir und Riley war es ähnlich, oder?"
Justus nickte, konnte allerdings nicht die Frage zurückhalten, woher Peter diese Information hatte. "Wir haben dich durch die Lautsprecher gehört. Und nachdem du mehrmals Rileys Namen geschrieben hast, konnten Bob und ich eins und eins zusammen zählen." Justus nickte erneut. "Das erklärt, woher du von Rileys Verschwinden weißt. Also ist Bob das gleiche wiederfahren?" Peter bestätigte seine Nachfrage und sah sich in dem Flur um, indem er Justus wenigstens wiedergefunden hatte.
"Und was machen wir nun?", wollte Peter wissen. Es war für ihn ganz selbstverständlich, dass der erste Detektiv nun wieder die Entscheidungen übernahm. Peter musste zugeben dass es die ganze Situation auch ein wenig leichter machte.
Justus zuckte mit den Schultern und wusste nicht recht was er sagen sollte. "Ich habe hier schon sämtliche Türen ausprobiert, aber keine schien sich zu öffnen. Das heißt, keine bis du aufgetaucht bist." Peter überlegte kurz, bevor er zu dem Entschluss kam erneut die Türen zu probieren. "Eine Tür muss die richtige sein, immerhin hat sich meine problemlos geöffnet. Vielleicht steckt ein Mechanismus dahinter." Justus überlegte einen Moment. "Damit könntest du Recht haben. Also gut, versuchen wir die Türen erneut. Es könnte gut möglich sein, dass sich nun eine öffnet. Und immerhin geht es zu zweit schneller."
Und so begannen die beiden Detektive, die Türen nach und nach zu betätigen. Diesmal dauerte es tatsächlich nicht so lange, was nicht nur daran lag, dass sie zu zweit waren, sondern auch, da Justus sich nun voll darauf konzentrierte einfach die Klinken zu betätigen. Nach einer Weile meldete sich Peter zu Wort: "Hier Justus, diese Tür geht auf." Justus eitel zu Peter hinüber und besah sich den kleinen Spalt, den Peter bereits geöffnet hatte. "Na, worauf wartest du noch, mach die Tür endlich auf!", drängte Justus. Daraufhin öffnete Peter die Tür im Gesamten und trat hindurch, Justus folgte ihm.
Den Raum, den sie nun betreten hatten, glich einem Operationssaal. Jedenfalls war in der Mitte ein Tisch aufgebaut und egal was sich darunter befand, war mit einem Tuch abgedeckt worden. Zudem gab es eine große Lampe, welche man ebenfalls aus Spielfilmen kannte, in denen eine Operation gezeigt wurde. Doch das jagt Peter nicht einmal wirklich Angst ein, sondern vielmehr die Tatsache, dass um sie herum lauter Puppen aufgestellt waren. Es mussten hunderte sein, vielleicht sogar mehr. Allesamt waren sie unterschiedlich. Aber doch hatten sie eines gemeinsam, sie wirkten auf Peter alle verflucht. Justus schien ruhig zu bleiben. Er schaute sich ein wenig um, als auch schon erneut die Lautsprecher knackten. Anders als zuvor, drang hier keine allzu vertraute Stimme an ihren Ohren. Es war die Stimme des Puppenspielers:

"Vier kleine Detektive, suchten einen Weg.
Vier kleine Detektive, dachten sich, sie zeigen dem Puppenspieler wie es geht.
Das Licht ging aus mit einem Tipp und dann waren sie nur noch zu dritt.
Drei kleine Detektive, suchten nach dem Ausgang.
Bis der Puppenspieler sich auch noch einen zweiten nahm.
Zwei kleine Detektive, wieder zusammen.
Lüften das Laken mit großem Bangen.
Das Licht geht an, die Operation kann beginnen.
Zwei kleine Detektive, hoffen dass der Eingriff wird gelingen.
Sie schneiden und Schlitzen und treffen Sie das richtige Organ,
kommen sie endlich weiter voran.
Das Publikum sitzt bereit
und wenn ihr gut aufpasst, wisst ihr wonach es schreit."

Die Lautsprecher knackten erneut, nun war es still und Justus bewegte sich langsam zu dem Tisch hinüber. Peter folgte ihm, wandte sein Blick jedoch immer wieder zu den Puppen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er glatt behaupten, dass sie ihn mit ihren Blicken verfolgten.
Vorsichtig griff Justus nach dem Laken und zog es langsam nach hinten. Auch wenn er es zu Beginn nicht wahrhaben wollte, so hatte er jetzt den Beweis vor seinen Augen. Eine Leiche. Peters Gesicht wurde bleich, als er den leblosen Körper betrachtete. "Schon wieder?", fragte Peter mit Entsetzen, während Justus ein wenig dich Stirn runzelte. "Was heißt schon wieder?", erkundigte sich der erste Detektiv. Peter schluckte. "Vorhin, bei dem letzten Rätsel, bevor Bob verschwunden ist, hatten wir ebenfalls eine Leiche. Es war entsetzlich."
Justus konnte durchaus nachvollziehen, dass der Anblick eines leblosen Körpers, nicht gerade das war, was man sich vorstellte, selbst wenn man an einem Ort wie diesem hier war. Auch wenn sie in der Zwischenzeit mehrere Leichen gesehen hatten, war es doch immer noch ein grausamer Anblick. Justus ließ es sich vielleicht nicht anmerken, aber auch ihn ließ eine solche Situation nicht kalt. Dennoch versuchte er seine Gedanken zu sortieren, um so das Rätsel zu lösen. Das Gedicht, welches der Puppenspieler ihnen vorgetragen hatte, ließ zumindest die Vermutung zu, dass sie diese Leiche aufschneiden mussten. Aber was dann? Die Lösung hatte auf jeden Fall etwas mit diesen Puppen zu tun. Auch diesen Hinweis hatte der Puppenspieler in seinem Gedicht hinterlassen. Fakt war, dass sich ein Schlüssel oder ein Code oder ein Wegweiser in einem der Organe befinden musste. Welches Organ, das konnten sie noch nicht sagen. Dementsprechend wandte Justus seinem Blick den Puppen zu und versuchte so einen Hinweis zu entdecken. Er überlegte, ob es wie beim ersten Rätsel war und sie auch einige der Puppen auseinandernehmen mussten, um so eine Lösung zu erhalten. Doch davon abgesehen, fehlte ihnen nicht nur die Lösung, in welchem Organ sich der Schlüssel befand, der das Rätsel löste. Es fehlte zudem ein Messer oder eine Schere. Irgendeinen Gegenstand, der spitz genug war, um durch die Haut zu schneiden. Allein der Gedanke, in die leblose Haut zu stechen, widerte den ersten Detektiv an. Allerdings wusste er auch, dass er diese Aufgabe nicht Peter überlassen konnte.
"Wir müssen uns die Puppen genauer ansehen.", erklärte Justus, woraufhin Peters Gesicht noch bleicher zu werden schien. "Genauer ansehen?", erkundigte sich Peter und wich einen Schritt zurück, als ob ihn das vor der nächsten Aufgabe schützen könnte. Justus nickte mit ernster Mine."Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen hier weiter, um anschließend Riley und Bob zu finden und das so schnell wie möglich. Wer weiß, was dieser Irre gerade in diesem Moment mit ihnen anstellt." Peter schluckte, er wusste dass Justus recht hatte. Er versuchte all seinen Mut zusammenzunehmen, ging einen Schritt näher auf die Puppen zu und atmete noch mal tief durch. Während Peter sich eine Seite für die Puppen ausgesucht hatte, schritt Justus in die entgegengesetzte Richtung und begann damit die Puppen genauer zu untersuchen. Es schüttelte sie, nahm sie hoch, versuchte etwas zu ertasten, allerdings hatte er bisher keinen Erfolg. Es war schließlich einem Zufall geschuldet, dass sie tatsächlich ein Skalpell fanden. Peter hatte gerade eine der Puppen hochgehoben und wollte sie genauer betrachten, als sie ihm aus den Händen rutschte und das Porzellan der Puppe auf dem Boden zerbrach. Mit zittrigen Fingern hob Peter das Skalpell auf.
"Ich glaube, ich habe das erste Puzzleteil gefunden." Justus ging näher auf ihn zu und nahm ihm das Skalpell aus der Hand. "Tatsächlich. Gut, jetzt müssen wir nur noch herausfinden, welches Organ wir brauchen, um weiterzukommen." Auch wenn Justus gut darin war, seine Stimme kontrolliert klingen zu lassen, hörte Peter dennoch deutlich das Unbehagen heraus. Trotzdem wollte der zweite Detektiv nicht näher darauf eingehen, aus Angst, er könnte Justus in einer Art Unsicherheit bringen. Stattdessen nickte Peter und machte sich wieder daran die Puppen zu untersuchen. Justus hatte derweilen für sich festgestellt, dass es wohl tatsächlich wie das erste Rätsel war. Die Hinweise oder auch Gegenstände die benötigt wurden, befanden sich in den Puppen selbst. So setzten sie ihre Suche fort, bis Justus schließlich fündig wurde. Doch diesmal hatte er keine Puppe zerstören müssen. Er hatte lediglich ein Oberteil hochschieben müssen, worunter eine Leber zum Vorschein kam. Zumindest eine Zeichnung von dieser." Okay, ich weiß wo wir suchen müssen." Justus ging zu dem Tisch hinüber, Peter tat es ihm gleich. Nochmals schluckte Peter und sah auf den leblosen Körper vor sich. "Und du willst ihn wirklich aufschneiden?", fragte Peter mit deutlicher Nervosität nach. "Was habe ich denn für eine Wahl? Riley und Bob sind verschwunden. Dieser Irre hat alle Zügel in der Hand und wir sind aktuell nur seine Marionetten. Außerdem werden wir beobachtet. Riley und mir ist das von Anfang an aufgefallen. Dementsprechend sollten wir seinen Anweisungen folgen, bevor er auf die Idee kommt Bob und Riley als Druckmittel zu nutzen." Peter schluckte schwer. Er konnte den Aussagen nicht widersprechen und so atmete er tief durch und beobachtete den ersten Detektiv dabei, wie er den ersten Schnitt setzte. "Weißt du überhaupt wo die Leber ist?" Justus Mine war ernst, er schien sich voll und ganz auf diese „Operation“ zu konzentrieren. Dennoch fand er die Zeit, dem Rothaarigen zu antworten. "Ich bin natürlich kein Doktor, aber ich bin mir sicher, dass meine medizinischen Kenntnisse der Anatomie durchaus dazu ausreichen eine Leber zu identifizieren." Peter sah dabei zu, wie Justus immer weiter den Körper Aufschnitt, dabei Organe zu Tage trug und diese bestmöglichst versuchte zur Seite zu legen. Es dauerte eine ganze Weile."Bist du bald fertig? Mir ist schon schlecht und ich glaube die Puppen beobachten uns wirklich." Justus schnaubte. "Das hier würde viel schneller gehen, wenn ich eine Säge hätte. Knochen zu durchbrechen, ist nicht gerade etwas, was ich täglich mache." Peter sah deutlich verwirrt in das Innere des Mannes. "Knochen zu brechen? Aber ich dachte, du müsstest die Leber erreichen." Justus nickte. "Hast du in Biologie nicht aufgepasst? Über der Leber befinden sich Rippen. Und genau diese Rippen, versperren mir den leichteren Zugang. Dementsprechend, muss ich mir einen Weg unter diese bahnen, die anderen Organe zur Seite nehmen, um so die Leber zu erreichen. Das meinte ich damit, dass es mit einer Säge oder etwas ähnlichem schneller gehen würde." Justus fasste weiter in den Körper, seine Hände und Arme waren mit Blut überzogen. Peter würgte und versuchte das Gefühl eines nahenden Kreislaufkollaps unter Kontrolle zu bekommen. Dies war jedoch leichter gesagt als getan. Peter sah zu Justus. "Ich glaube, ich muss mich setzen.", sagte er und ließ sich danach auf dem Boden sacken. Justus warf einen Blick zu seinen Freund. "Besser ist das. Es wäre deutlich hinderlich, wenn du nun in dieser Situation das Bewusstsein verlieren würdest."
Justus machte mit seiner Operation weiter. Schließlich stieß er einen Laut aus, der Peter zu verstehen gab, dass er nun die Leber erreicht hatte. Justus hielt das Organ in seinen Händen und wandte es umher, allerdings war nichts darauf zu erkennen. "Verdammt. Ich habe einen deutlichen Anfängerfehler gemacht." Peter sah verwundert zu seinem Freund auf. "Welchen Fehler? " Justus schnaubte leicht verärgert. "Ich habe einfach die erste Option genommen, die mir vor die Füße geschmissen wurde. Ich habe nicht großartig darüber nachgedacht, dass die Puppe, die ich gefunden habe, vielleicht gar nicht die richtige Lösung hat. Statt vorher die Leiche genauer zu betrachten, habe ich einfach darauf losgeschnitten. Dabei war die Leiche zuvor unberührt gewesen, von den Würgemalen am Hals abgesehen. Wie also, hätte ein Schlüssel, ein Code, oder irgendetwas anderes, was uns weiterhilft, zur Leber gelangen können?"
Justus ärgerte sich deutlich über sich selbst, das konnte Peter an seiner Stimme hören. Schließlich begann Justus damit den Magen in die Hände zu nehmen, öffnete diesen und suchte etwas, ohne Erfolg. Anschließend nahm er den Darm zwischen seinen Händen und tastete diesen entlang, bis er schließlich stockte. "Da ist eine deutliche Verhärtung.", merkte er an, bevor er wieder das Skalpell zur Hand nahm und schließlich damit begann den Darm zu durchtrennen. Als er damit fertig war, beförderte er tatsächlich einen Schlüssel zu Tage. Peter sah in die blutigen Hände von Justus und würgte erneut.
"Wenigstens haben wir eine Lösung gefunden.", stellte Peter fest und setzte sich lieber wieder auf den Boden. Justus nickte und schloss für einen Moment die Augen, bevor er den Schlüssel neben den geöffneten Leichnam platzierte und sich im Raum etwas umsah. Schließlich entdeckte er ein Waschbecken, schnell eilte er darauf zu und ließ das Wasser laufen. Er hatte wirklich großes Glück, dass die Wasserleitung tatsächlich funktionierte. Als er damit begann sich das Blut von den Händen zu waschen, merkte er nun deutlich, wie das was er getan hatte, ihn einholte. Ohne groß darüber nachgedacht zu haben, begann Justus zu würgen und erbrach sich. Peter blickte zu ihm hinüber. Justus wurde schwindelig, er schloss für einen Moment die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Es war eine Sache einen Mord aufzuklären, eine Sache, eine Leiche, die bereits so zugerichtet war zu betrachten und den Tathergang zu rekonstruieren. Eine ganz andere Sache war es, einen leblosen Körper so zu zu richten. Dementsprechend war es für Justus Jonas doch eine gute Entscheidung gewesen, kein Medizinstudium in Anspruch zu nehmen. Justus wusch sich seine Hände und Arme und spülte sich anschließend den Mund aus. Er spritzte sich schließlich noch kaltes Wasser ins Gesicht und wandte sich dann an Peter. "Kannst du mir bitte den Schlüssel geben?" Peter stand auf, nahm den Schlüssel vom Tisch und setzte sich in Bewegung. Justus ließ den Schlüssel unter dem Wasserhahn und wusch so das Blut von dem Metall. Peter sah sich unterdessen weiter im Raum um und entdeckte schließlich einen Schrank, auf dem wieder viele Puppen saßen. Allerdings schien der Schrank nicht ganz an der Wand zu stehen. Aus diesem Grund trat Peter näher heran, betrachtete den Spalt und begann schließlich den Schrank von der Wand wegzuschieben. Einen Moment später brachte er eine Tür zum Vorschein er wandte sich dem ersten Detektiv zu und forderte Hilfe ein, damit sie den Schrank nun gänzlich von der Tür entfernen konnten. Nachdem das getan war, steckte Justus den Schlüssel in das Schloss und war erleichtert, dass dieser passte. Er war erleichtert, dass er nicht erneut zu der Leiche musste, dass er nicht noch weitere Schnitte setzen musste, um sie hier irgendwie rauszuholen. Er öffnete die Tür, trat durch und fand sich in einem großen Raum wieder. Nachdem auch Peter ihm gefolgt war, ging das Licht an und vor ihnen waren zwei Behältnisse, große Behältnisse. Beide waren mit einer Art Tuch überdeckt und als sie die rostigen Treppenstufen hinunterstiegen und die Tücher entfernten, sahen sie Bob und Riley bis zu der Brust in Wasser, nur gehalten von ein paar Seilen, sodass sie nicht ertranken.

Chapter 63: Fall 6:Der schwarze Turm - Part 8

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Beiden verschlug es die Sprache. Ohne auch nur groß darüber nachzudenken, eilten sie auf die beiden Tanks zu. Sie hämmerten dagegen, in der Hoffnung, dass Riley und Bob die Augen öffnen würden. Doch was immer man ihnen gegeben hatte, ließ sie weiterschlafen. Voller Verzweiflung blickten Peter und Justus sich an.
"Was machen wir jetzt?", stellte Peter zuerst die Frage, die ohnehin beiden ins Gesicht geschrieben stand. Justus versuchte seine Gedanken zu sortieren und sah dabei immer wieder verzweifelt zwischen Bob und Riley hin und her. "Wir müssen sie dort irgendwie rausholen. Sehen wir uns um, vielleicht gibt es hier ein weiteres Rätsel."
Doch nichts in diesem Raum, ließ auf ein Rätsel hindeuten. Eine menge Metall, ein Kontrollpult und ansonsten nur die beiden Tanks. Justus Gedanken begannen zu rasen. Schließlich hörten sie wieder wie die Lautsprecher aktiviert wurde.
"Willkommen meine beiden Detektive! Nun seid ihr soweit gekommen, um Teil des großen Finales zu werden. Wenn ihr euch richtig entscheidet, erhaltet ihr den Tipp, auf den ihr es schon die ganze Zeit abgesehen habt." Es war wieder der Puppenspieler. Justus ahnte nichts Gutes, als er die Stimme hörte. Aber auch Peter sah deutlich Angst erfüllt aus.
"Großes Finale? Was meint er damit?" Peters Stimme zitterte, als er die Frage stellte. Aber woher sollte Justus die Antwort wissen? Doch eben diese Antwort, gab ihnen der Puppenspieler: "Es ist diesmal eine ganz einfache Aufgabe. Alles, was ihr tun müsst, ist eine Entscheidung zu treffen! Eine Entscheidung, über Leben und Tod. Dieses Finale, hat sich Christina so sehr gewünscht. Sie war es auch, die die passenden Kandidaten aussuchen durfte. Und nun liegt es ganz allein am ersten Detektiv. Die finale Entscheidung, wirst du treffen: Justus Jonas!"
Justus blickte zu Peter hinüber und ahnte schon jetzt was folgen würde. Als der Puppenspieler schließlich die Regeln erklärte, wurde seine schlimmste Befürchtung wahr.
"Justus Jonas! Ich gebe dir nun fünf Minuten, um zu entscheiden, wer überleben soll. Wird es Bob sein, oder doch Riley? Wähle deine Entscheidung Weise! Mein kleiner Handlanger Chucky, hofft so sehr, dass es Riley sein wird, die heute stirbt. Er ist noch immer sauer, weil sie ihm die Nase gebrochen hat. Aber diese Entscheidung liegt nicht in meiner Hand. Die Zeit läuft jetzt!"
Justus sah wieder zwischen Riley und Bob hin und her, wusste nicht wen er von beiden retten sollte.
"Wie soll man denn so eine Entscheidung treffen?", rief Peter entsetzt. Justus konnte ihm auch hierauf keine genaue Antwort geben. Zwar war es nicht das erste mal, dass er eine solche Entscheidung treffen musste, trotzdem wurde sie nicht leichter. Bei Peter und Bob, hatte er sich für Peter entschieden, weil dieser ihm häufiger das Leben gerettet hatte. Aber diesmal, war es nicht so einfach. Emotional gesehen, kannte er Bob deutlich länger, hatte mehr Abenteuer mit ihm überstanden, als er aufzählen konnte. Riley hingegen, war ihm wirklich wichtig. Sie verstand ihn auch ohne Worte und ihre Zusammenarbeit war für ihn eine große Erleichterung.
Diesmal würde es wirklich eine Entscheidung sein, die er mit dem Kopf und nicht mit dem Herzen treffen durfte. Kurz ging er innerlich die Optionen durch, die vielleicht beiden das Leben retten würde. Er glaubte nicht daran, dass der Puppenspieler Gnade walten lassen würde. Spätestens nach der Leiche zuvor, war ihm dies durchaus bewusst. Er ließ seinen Blick erneut durch den Raum wandern und entdeckte hierbei einen Feuerlöscher. Langsam ging er auf die großen Gefäße zu, klopfte gegen die zwei Scheiben und besah sich schließlich die Elektronik mit der sie offenbar versiegelt waren. Ein Passwort brauchte es nicht, anscheinend wurden die Öffnungen von irgendeinem Kontrollpunkt gesteuert. Allerdings war er sich noch nicht darüber im Klaren, ob nur der Puppenspieler diese Gewalt hatte, oder ein Handlanger. Er eilte zum Kontrollpult hinüber, besah es sich genau. Viele verschiedene Lichter blinkten und wenn er die Grafik richtig interpretierte, so konnte man hier den Herzschlag der beiden beobachten. Er ging wieder auf die beiden Tanks zu und wieder ertönte die Stimme des Puppenspielers, der ihm sagte, dass er nur noch eine Minute hatte.
Peter hielt gebannt den Atem an und beobachtete Justus dabei, wie er noch immer zu überlegen schien. Justus atmete einmal tief durch und lies dann seine Entscheidung verlauten:
"Riley! Riley soll überleben."
Genau in diesem Moment, als Justus seine Entscheidung Preis gab, ertönte ein Surren und das Wasser, was sich in Rileys Tank befand, ergoss sich über den Boden. Riley machte die Augen auf und Justus eilte schnell in den Tank hinein, der sich auf der Oberseite geöffnet hatte. Er klomm die wenigen Stufen der Leiter hinauf und war schließlich bei ihr. Er löste die Knoten, nahm sie fest in den Arm, so als könnte sie ihm jeden Moment aus den Fingern gleiten. Riley sah schockiert zu Justus hoch. Ihr Blick war voller Angst, erst recht als sie neben sich sah und dort bemerkte, wie das Wasser ihrem Bruder bis zum Hals ging. Sie fing an zu weinen, schrie und begann Justus gegen die Brust zu schlagen. "Warum? Warum hast du mich gerettet und Bob lässt du sterben?" Justus nahm sie nur noch fester in den Arm, so als könne das die Entscheidung erklären, die er getroffen hatte. "Ich brauche dich. Ohne dich, kann ich Bob nicht retten." Riley schüttelte widerwillig mit dem Kopf. "Blödsinn! Du kannst das, auch ohne mich. Du brauchst mich nicht dafür. Weil du zu schlau bist, du bist zu schlau, als dass du hierfür meine Hilfe bräuchtest." Justus schluckte, doch er war sich seiner Entscheidung sicher gewesen und so packte er Riley an den Schultern und und drückte sie etwas von sich weg, um ihr in die Augen zu sehen. "Du weißt genauso gut wie ich, dass ich nur ein halb so guter Detektiv bin, wenn ich dich nicht an meiner Seite habe. "
Peter war schockiert über die Entscheidung, die der erste Detektiv getroffen hatte. Er hätte nicht gedacht, dass Justus, tatsächlich Riley über Bob stellen würde. Aber vielleicht, waren es auch nur seine eigenen Gefühle, die hier mit einhergingen. Eine klare Antwort, konnte er in dieser Situation nicht geben. Egal, was er auch getan hätte, er hätte sich vermutlich für Bob entschieden. Bei Peter war es immer Bob, für den er sich entscheiden würde. Nicht, dass ihm Riley gänzlich egal war, aber Bob hatte bei ihm oberste Priorität. Verzweifelt sah er dabei zu, wie das Wasser in Bobs Tank immer weiter nach oben stieg, bis es schließlich seine Lippen erreicht hatte. Schnell, wandte er sich an den Tank, in dem sich nun Justus und Riley befanden und fing damit an gegen das Glas zu hämmern. Justus wandte sich zu Peter und nickte. Er verstand, dass die Zeit knapp war. Er sah zu Riley und brauchte kein weiteres Wort zu sagen. Schnell stiegen die beiden aus dem Tank hinaus und Justus eilte hinüber zu dem Feuerlöscher, griff sich diesen und fing damit an gegen das Glas zu hämmern, welches Bob umgab.
„Das Glas ist zu dick!“, mischte sich Riley ein. Ihr ganzer Körper schmerzte und noch immer hatte sie das Gefühl, das würden ihre Arme gleich an den Schultern aus ihrem Körper gerissen. Aber sie hatte keine Zeit sich dem körperlichen Schmerz zu widmen. Sie musste ihren Bruder dort raus holen.
Es dauerte, Bobs Gesicht war nun gänzlich vom Wasser bedeckt und Peter sah dabei zu, wie einige Luftblasen in dem Wasser empor stiegen. Er hatte Angst, Angst dass er Bob nie wieder sehen würde und dass er ihm nie sagen könnte, was er wirklich für ihn empfand. Es brachte nichts, das Glas wollte nicht zerbrechen. Justus warf den Feuerlöscher beiseite, sah verzweifelt zu Riley, die schließlich einen Blick auf die Elektronik am Sockel warf. "Vielleicht erreichen wir darüber was!", schlug sie vor. Justus sah wieder zum Kontrollpult. „Okay, dann versuchen wir irgendwie eine Verbindung her zu stellen.“
Als Justus zu dem Pult eilte, folgte ihm Riley. Er blickte auf die Daten, die ihm deutlich zeigten, dass Bobs Herzschlag immer schwächer wurde. Riley hatte Tränen in den Augen. Peter nahm sich unterdessen den Feuerlöscher, den Justus in die Ecke geworfen hatte. Er versuchte es weiter. Voller Verzweiflung, schrie er Bobs Namen, immer und immer wieder. Justus fing damit an auf dem Kontrollpult herumzudrücken, versuchte den Touchscreen irgendwie in Bewegung zu setzen, sodass er das richtige Fenster erwischen würde. Er hoffte nur, dass dieses Kontrollpult ebenfalls mit den Tanks verbunden war, sodass er Bob hiermit befreien konnte. Es dauerte einen weiteren Moment und schließlich setzte Bobs Herz aus. Riley fing wieder an zu zu weinen, schrie Justus an, dass er doch endlich etwas unternehmen sollte. Justus selbst, versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren, was in Anbetracht der Situation nicht leicht war. Schließlich hatte er es gefunden. Den Kontrollpunkt dafür, um die Tanks zu öffnen. Es war passwortgeschützt. Verzweifelt sah er zu Riley, der noch immer die Tränen hinunterrannen und die nicht recht wusste, was sie sagen sollte.
"Komm schon, Riley. Ich schaffe das nicht ohne dich, das habe ich dir schon gesagt. In solchen Belangen, bist du einfach besser. Was glaubst du, welches Passwort, der Puppenspieler genommen haben können?" Riley schluckte, schloss für einen Moment die Augen und ging alle Möglichkeiten durch, die ihr im ersten Moment einfielen. Der Puppenspieler mochte wahnsinnig sein, doch war er nur ein Mensch. Die meisten Menschen, tendierten dazu Passwörter zu wählen, die ihnen am Herzen lagen. So war beispielsweise ihr Passwort für ihren Computer und ihr Handy das Geburtsdatum von Justus. Nicht, dass er davon wüsste. Aber hier ging es nicht um Justus. Es handelte sich um einen Psychopathen. Dennoch glaubte sie, dass das Passwort bei ihm nicht aus Zahlen bestehen würde. Und so öffnete sie schließlich die Augen und sah Justus an. "Versuch Christoph oder Christina. Du weißt schon die Puppen vom Anfang. So wie es aussah, schienen sie ihm wichtig zu sein. Etwas besseres, fällt mir im Moment auch nicht ein." Justus nickte und öffnete die Tastatur, um anschließend die Vorschläge einzugeben und tatsächlich war es Christoph.
Der Tankdeckel öffnete sich und das Wasser lief am Boden hinaus. Dennoch schien Bob nicht zu atmen, zumindest sah weder Peter, noch Riley oder Justus, wie sich sein Brustkorb hob oder senkte.
Schnell stieg Peter, wie Justus zuvor bei Riley, in den Tank hinein. Er löste die Fesseln von Bob und trug ihn schließlich hinaus, legte ihn auf den Boden und versuchte ihn mit leichten Schlägen ins Gesicht wieder zu Bewusstsein zu bringen. Jedoch ohne Erfolg. Riley eilte zu ihrem Bruder, rüttelte ihn. Aber noch immer öffnete Bob nicht seine Augen.
„Wir müssen ihn wiederbeleben. Bei Ertrinkungsopfern erst fünf Initialbeatmungen, dazu musst du…“ Peter unterbrach Justus Anweisungen. „Ich weiß, was ich tun muss!“ Peter begann damit den Kopf vo Bob nach hinten zu lehnen, öffnete dessen Lippen und hielt ihm schließlich die Nase zu. Ohne groß darüber nachzudenken, legte er seine Lippen, auf die von Bob und begann ihn zu beatmen. 5 Mal bevor er sich mit seinen beiden Händen auf das Brustbein lehnte und schließlich zu drücken begann. Eins, zwei und drei. Es knackte, anscheinend hatte Peter ihm gerade eine Rippe gebrochen. Doch was war eine Rippe, im Vergleich zum Überleben? Vier, fünf, und sechs...
Schließlich riss Bob seine Augen auf, spuckte Wasser aus und begann dabei kräftig zu husten. Peter, Riley und Justus waren erleichtert. Sie alle vielen Bob um den Hals, der nur vor Schmerzen sein Gesicht verzog.
„Bob, ein Glück…“, begann Riley, während Bob versuchte zu verstehen, was passiert war. „Vorsichtig, ihr erdrückt mich.“, erklärte er mit heiserer Stimme. Die Drei ließen ihn los. „Wo bin ich überhaupt?“, fragte er auch schon nach und Justus holte schon Luft, um ihm die Umstände zu erklären, da kam erneut die Stimme aus den Lautsprechern:
"Ihr habt geschummelt! Und Schummler werden disqualifiziert!"
Und genau in diesem Moment tat sich unter ihnen der Boden auf und sie fielen hinunter. Das was zuvor der Boden gewesen war, schloss sich wieder über ihren Köpfen. Durch die Gitter fiel noch immer etwas Licht. Bob hielt sich eine Rippen fest, während es von Rileys Seite einen Knall gab und diese schmerzerfüllt nach ihrem Knöchel tastete. Justus war ziemlich schlecht auf seiner Hand gelandet und er meinte gespürt zu haben, wie die Knochen darin gebrochen waren. Peter unterdessen, stieß sich leicht den Kopf.
„Seid ihr alle okay? Wenn man das hier okay nennen kann?“, presste Riley hervor und versuchte den Schmerz hinunter zu schlucken.
„Den Umständen entsprechend, aber wir haben ein fiel größeres Problem: Die Wände!“ Peter, der an der Wand lehnte, hatte es deutlich bemerkt. Die Wände bewegten sich und würden sich früher oder später zerquetschen.

Chapter 64: Fall 6:Der schwarze Turm - Part 9

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"Verdammt, er meint es wirklich ernst.", sagte Peter und versuchte irgendwie mit seinen Händen die Wände aufzuhalten. Das war natürlich mit keinem Erfolg gekrönt. "Justus, der Feuerlöscher!" Justus wandte seinen Blick von Riley zu dem Feuerlöscher und nickte. "Das wird aber nicht lange halten.", erklärte der erste Detektiv. Dennoch schnappte er sich den Feuerlöscher und platzierte ihn so, dass es ihnen vielleicht ein bisschen Zeit geben würde.
Verzweifelt sahen sich die Vier um. Sie mussten irgendeinen Ausweg finden. Fakt war, dass nach oben keine Flucht möglich war. Der Boden hatte sich wieder geschlossen und so wie es aussah, ließ er sich auch nur von außerhalb wieder öffnen. Schließlich sah Justus an den Wänden entlang. "Dort, ein Luftschacht." Die anderen drei, wandten den Blick in die Richtung, in die Justus zeigte. Tatsächlich war dort ein Luftschacht, allerdings schien dieser fest verschraubt zu sein. "Wunderbar, nur wie sollen wir ihn öffnen? Falls du es vergessen hast, man hat uns all unsere Sachen abgenommen und damit auch mein Dietrichset." Riley sah sich um, suchte nach einer Möglichkeit, wie sie die Schrauben irgendwie öffnen könnten. Alles, was ihr schließlich einfiel, waren Knöpfe. Ohne ihren Plan zu verraten, oder auch nur zu fragen, lehnte sie sich zu ihrem Bruder und riss ihm einen Knopf seines Hemdes ab. Bob sah deutlich verwirrt aus, als sie dies tat, dennoch beschwerte er sich nicht. Wofür auch immer sie diesen Knopf brauchte, würde es schon wert sein sein Hemd zu ruinieren. Riley eilte unter Schmerzen zu dem Luftschacht zu und platzierte den Knopf dort, wo eigentlich ein Schraubenzieher hingehören würde. Sie drehte und tatsächlich klappte es. Sie versuchte sich so gut es ging zu beeilen. Die anderen Detektive, waren schon zusammengerückt. "Bilde ich mir das nur ein, oder haben diese Wände einen Zahn zugelegt?" Justus runzelte einen Moment die Stirn. "Nein Peter, ich befürchte du hast recht!", sagte Justus und man konnte ihm deutlich den Zeitdruck anhören. Die Wände erreichten den Feuerlöscher und Justus forderte seine Freunde dazu auf diesen festzuhalten, damit dieser nicht verrutschen würde."Riley, wie weit bist du?" Riley drehte an der letzten Schraube. "Ich habe es gleich!" Und tatsächlich, gerade als sie dies sagte, fiel das Gitter klappern zu Boden. Schnell machten sich die vier Detektive daran dem unteren Boden zu entkommen. Nach und nach krabbelten sie durch den Luftschacht, in der Hoffnung er würde sie ins Freie führen.
"Ich muss zugeben, dass ich wirklich froh bin, dass Peter mich zum Sport zwingt. Andernfalls hättet ihr mich wohl zurücklassen müssen." Justus klang tatsächlich etwas erleichtert. Immerhin würden sie nun nicht zerquetscht werden. Sie folgten dem Schacht weiter und schließlich fanden sie einen möglichen Ausgang. Riley sah zur Sicherheit zunächst durch die kleinen Spalte und stellte fest, dass der Raum leer sein musste, den sie gleich betreten würden. Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen das Gitter, bis es schließlich aus der Wand brach.
"Wir sind in Sicherheit, vorerst!"
Nach und nach kletterten die Detektive ins Freie und fanden sich in einer Art Büro wieder. "Hier muss der Puppenspieler seine Aufnahmen getätigt haben.", stellte Peter fest. An den Wänden saßen mehrere Puppen, doch nichts deutete darauf hin, dass der Puppenspieler selbst noch anwesend war. Sie wandten sich um und entdeckten eine Vielzahl an Monitoren. Auf diesen waren die Räume abgebildet, in denen sie zuvor gewesen waren. "Wir hatten also recht, wir wurden die ganze Zeit beobachtet.", erklärte Justus. Bob ließ sich an einer Ecke niedersinken und hielt sich die schmerzenden Rippen. "Das ist wirklich schön, aber wir sollten trotzdem einen Weg hier raus finden." Peter nickte bestätigend. „Und einen Weg finden, die Bombe an meinem Knöchel los zu werden, nicht dass dieser Irre noch auf die Idee kommt mich in die Luft zu sprengen.“ Zu seiner Verwunderung, schüttelte Justus mit dem Kopf. „Das wird nicht nötig sein, Peter. Es handelt sich hierbei um eine Attrappe. Ein einfaches Plastikspielzeug mit blinkenden Lichtern.“ Peter schnaubte. „Bist du jetzt Bombenexperte geworden, oder wie darf ich das verstehen, Erster?“ Justus atmete durch. „Überleg doch mal. Die Bombe kam als erste Drohung zum Einsatz, allerdings hat er sie danach nie wieder erwähnt, so als hätte er gewusst, dass kein gutes Druckmittel mehr sei. Auch statt Riley einfach so ein Ding an den Fuß zu klemmen, hat er Bob und sie lieber fast ertrinken lassen. Dabei wäre eine Bombe am Fuß, doch ein sehr viel besseres Druckmittel gewesen und eine Garantie dafür, dass wir Bob nicht retten können. Auch als wir damit begonnen haben Bob zu befreien, hat der Puppenspieler uns lieber zerquetschen wollen, statt uns gleich in die Luft zu sprengen, oder dir mit dieser angeblichen Bombe das Leben zu nehmen. Dementsprechend war die Bombe nie vorhanden. Es war alles nur Show, damit wir das tun, was er uns sagt.“
Riley hatte unterdessen damit begonnen, die verschiedenen Schranktüren, die sich in dem Raum befanden zu öffnen. Schließlich wurde sie fündig. Sie holte nicht nur Peters Dietrichset hervor, sondern auch ihre Handys.
"Perfekt, jetzt können wir der Polizei unseren Standort vermitteln." Sie schaltete ihr Handy ein und glücklicherweise hatte sie Empfang. Schnell öffnete sie die Standortfreigabe und runzelte ein wenig die Stirn. Justus, Peter und Bob hatten unterdessen ihre Habseligkeiten wieder an sich genommen. "Wir sind ganz in der Nähe von Rocky Beach.", stellte Riley fest. Justus kam zu ihr hinüber und sah ebenfalls auf den Standort, den sie gerade ermittelt hatte. "Also hat uns der Kerl, tatsächlich den ganzen Weg von LA nach Rocky Beach verschleppt." Peter trat ebenfalls auf Riley zu und begutachtete, was sie entdeckt hatte. "Nicht nur das, wir kennen diesen Ort." Justus überlegte kurz und Bob hatte sich derweil aufgerafft, um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. "Du hast recht, Peter. Das hier ist das alte Fabrikgelände. Ihr wisst schon, von diesem Fall mit dem namenlosen Gegner." Justus nickte langsam. "Du hast recht Bob. Aber irgendwie, hatte ich dieses Gelände nicht so riesig in Erinnerung." Peter schüttelte leicht mit dem Kopf. "Ist das denn wichtig? Schicken wir lieber Cotta unseren Standort."
Riley tat wie geheißen und schon einen Moment später war die Nachricht an Cotta gesendet. "Dennoch müssen wir zusehen, dass wir hier schleunigst rauskommen." Justus stimmte ihr zu. "Wir brauchen alle einen Arzt. So wie ich das sehe, hat Bob einen Rippenbruch und meine Hand ist ebenfalls hinüber." Er begutachtete Riley von oben bis unten und bemerkte schnell, dass sie nicht ihr gesamtes Körpergewicht auf ihren rechten Fuß verlagerte. "Alles in Ordnung? Kannst du laufen?" Sorge lag in seiner Stimme. Allerdings biss Riley die Zähne zusammen und nickte. "Es geht schon." Sie machten sich daran die Bürotür zu öffnen. Anders als zuvor, schien die gesamte Fabrik leer zu sein und keine Gefahr schien mehr zu bestehen. Anscheinend hatte der Puppenspieler und auch seine Handlanger schon längst die Flucht ergriffen. Vermutlich wollten sie nicht mal sicher gehen, dass die vier wirklich tot waren.
Sie folgten der Beschilderung, die darauf hinwies, dass in der Nähe ein Notausgang sein müsste. Riley humpelte, Bob hielt sich weiterhin schmerzverzerrt seine Rippen, während Justus versuchte den Schmerz in seiner Hand zu ignorieren. Peter selbst, konnte sich nicht beklagen. Das Einzige, was er hatte, waren leichte Kopfschmerzen. Justus hielt schließlich einen Moment an und kniete sich vor Riley nieder, den Rücken zu ihr gewandt. "Komm schon, so sind wir schneller." Riley hatte dem nichts entgegenzusetzen und so stieg sie auf Justus Rücken, der sie für den Rest des Weges huckepack nahm. Die vier wussten nicht wie lange sie gebraucht hatten, aber schließlich fanden sie den Notausgang. Sie öffneten die Tür und traten ins Freie. Zum ersten Mal, sahen sie wieder Tageslicht. Gerade hatten sie einen Teil des Geländes überquert, als sie auch schon die Sirenen der Polizeiwagen hörten. Peter winkte ihnen aufgeregt entgegen. In Bobs Gesicht war deutlich die Erleichterung zu sehen, sie hatten überlebt. Nun hieß es, zunächst ins Krankenhaus zu gehen. Aber bevor sie sich wirklich auf den Weg dorthin machen konnten, kam ihnen Inspektor Cotta auch schon entgegengelaufen. Aufregung lag in seiner Stimme, doch nicht nur das. Wenn Peter richtig hinhörte, meinte er auch große Sorge darin zu hören.
"Da seid ihr endlich. Wir sind schon seit zwei Tagen auf der Suche nach euch. Detective Nolan hat uns darüber informiert, dass man gesehen hat, wie ihr von der Uni entführt worden seid. Aber seither gab es keine Hinweise darauf, wo ihr euch befindet. Der Entführer selbst, hat sich ebenfalls nicht gemeldet. Was ist überhaupt passiert?"
Justus räusperte sich kurz."Die Kurzfassung: Es befinden sich mindestens zwei Leichen in diesem Gebäude und wir brauchen dringend ärztliche Hilfe. Bob musste wiederbelebt werden und hat wahrscheinlich eine Rippenfraktur, Riley kann nicht mehr laufen und ich selbst habe mir die Hand verletzt. Ich wäre Ihnen also sehr verbunden, wenn wir die Befragung nach unserer Behandlung fortsetzen könnten." Der Inspektor nickte verständnisvoll und wies einen seiner Kollegen an, die vier ins Krankenhaus von Rocky Beach zu bringen. Müde und erschöpft waren sie alle. Dass sie weder Hunger, noch Durst verspürten, lag vermutlich an der Aufregung, die sie während ihrer Gefangenschaft durchmachen mussten. Doch nun waren sie frei. Was allerdings mit dem Puppenspieler war, konnte niemand von ihnen sagen. Sie hofften nur darauf, dass die Polizei genügend Hinweise auf dessen Verbleib finden würde.

Chapter 65: Fall 6: Der schwarze Turm - Part 10

Chapter Text

Die drei Fragezeichen hatten sich nach ihrem Besuch im Krankenhaus und nach ihrer Befragung in der Zentrale wiedergefunden. Bob hatte tatsächlich eine Rippenfraktur und war aus diesem Grund mit Schmerzmitteln eingestellt worden. Justus hatte eine gebrochene Hand, weswegen diese geschient werden musste. Riley hatte einen Bänderriss am rechten Knöchel und auch hier hatte sie eine Schiene und dazu die passenden Krücken erhalten. Peter hingegen, war mit einer leichten Gehirnerschütterung davon gekommen.
Die Polizei hatte keine Hinweise auf den Verbleib des Puppenspielers, dementsprechend war die Stimmung deutlich gekippt. Sie hatten es wenigstens lebend heraus geschafft. Dennoch konnten Justus und Riley noch nicht damit aufhören, die Geschehnisse erneut durchzugehen. Bob und Peter hatten darauf wenig Lust und schließlich beschloss Bob die Initiative zu ergreifen. Er erhob sich und blickte zu dem Rothaarigen.
"Peter, kann ich kurz mit dir sprechen, allein?" Peter runzelte etwas die Stirn, nickte dann aber und folgte Bob aus der Zentrale hinaus. Das Atmen fiel dem Blonden immer noch etwas schwer, aber durch die Schmerzmittel wurde es erträglicher. Trotzdem hatte er sich in der Fabrik eines vorgenommen und das war es, Peter endlich die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit über seine Gefühle. Aber wie sollte man so ein Gespräch anfangen? Genau das war es, was Bob so schwierig fand. Er hatte sich schon während seiner Untersuchung mehrmals die Frage gestellt, wie er dieses Gespräch anfangen sollte. Ob er einfach gerade heraus seine Gefühle offen legen sollte, oder erst von ihrer Freundschaft erzählen sollte. Zwischendurch kam ihm auch der Gedanke, dass es angebracht wäre sich erneut zu entschuldigen. Oder vielleicht noch mal genauer nachfragen, wie es im Moment zwischen ihm und Jeffrey aussah. Doch genau diese Gedanken schmiss er komplett über den Haufen, als Peter vor ihm stand und ihn fragend ansah.
"Worüber wolltest du reden?" Bob holte tief Luft, was in Anbetracht der Situation deutlich schwerer war als zuvor. Leicht verzog er die Mine, als er diesen stechenden Schmerz Richtung Lunge spürte. Peter fragt ihn, ob alles in Ordnung sei, was Bob schlicht mit einem Wink seiner Hand abtat. Er wollte jetzt nicht über seine Schmerzen reden, er wollte endlich reinen Tisch machen. "Also… ich weiß gar nicht recht, wie ich das alles sagen soll. Trotzdem wäre es mir lieb wenn du wirklich bis zum Schluss einfach nur zuhören würdest. Du musst mir auch keine direkte Antwort geben oder dich jetzt gleich entscheiden, aber hör mir wenigstens zu." Peter konnte ganz genau sehen, wie ernst Bob diese Sache war. Aus diesem Grund willigte er ein, Bob gänzlich ausreden zu lassen. Er wusste nicht was kommen würde, aber etwas tief in ihm sagte, dass es wirklich wichtig war und ihre ganze Dynamik für die Zukunft entscheiden würde. "Okay, schieß los.", forderte Peter seinen Freund auf.
"Wir sind jetzt schon so lange befreundet. Und dann die ganze Sache mit Jeffrey. Also, dass du mit ihm zusammen bist und dass du schwul bist. Das soll nicht heißen, das es etwas schlimmes ist. Eher im Gegenteil, zumindest zum Teil. Also, die Sache mit Jeffrey… eigentlich hatte ich versprochen mich nicht einzumischen. Aber das kann ich nicht. Ich kann einfach nicht so weitermachen. Ich will nicht mit dir befreundet sein. Das wollte ich schon länger nicht mehr." Peter sah doch recht kritisch aus, von den Worten die Bob ihm entgegentrug. Erst als er die Mine seines besten Freundes betrachtete, wusste Bob, dass seine Worte vielleicht nicht ganz so günstig gewählt worden waren. Er hatte sich im Kopf schon alles so schön zurechtgelegt. Mehrere Szenarien hatte er ausgespielt, in denen er genau das sagte, was er eigentlich ausdrücken wollte. Doch die ganze Aufregung, sorgte dafür, dass er zwar das Richtige meinte aber nicht das Richtige hinaus kam.
"Warte, so meine ich das nicht. Das kam ziemlich falsch rüber." Peter hob die Brauen und atmete tief durch. Auch wenn er versprochen hatte, Bob ausreden zu lassen, so konnte er sich jetzt nicht zurück halten. "Ich weiß nicht. Wie sollte es denn rüberkommen? Alles was du mir gerade zu verstehen gibst, ist dass du zwar akzeptierst dass ich schwul bin, aber nicht dass ich mit Jeffrey zusammen bin, noch dass du weiter mit mir befreundet sein willst." Bob schluckte. Die Verzweiflung kroch in ihm hoch. Er hatte zwar das Richtige gemeint, doch das Falsche gesagt. Für einen Moment wusste er nicht recht, was er nun tun sollte. Peter schnaubte leicht und wandte sich zum Gehen. In diesem Moment griff Bob nach seinem Handgelenk und zog ihn zu sich, zog ihn eng an sich heran und vereinte schließlich ihre Lippen.
Zu seinem Glück, wehrte sich Peter nicht dagegen. Er blieb ruhig, ließ diesen Moment wirken.
Er löste sich von Peter und und war schockiert über seine eigene Handlung. Er hatte ihn geküsst, obwohl er wusste, dass er mit Jeffrey zusammen war. Doch er hatte sich genau in diesem Moment nicht anders zu helfen gewusst. Außerdem, war es für ihn in diesem Moment leichter gewesen Taten statt Worte sprechen zu lassen. Er sah Peter an und wartete einen Moment ab, bevor er wieder zu reden begann. "Ich mag es nicht dass du mit Jeffrey zusammen bist, das stimmt. Ich möchte mit dir zusammen sein. Ich möchte nicht weiter mit dir befreundet sein, weil ich dein fester Freund sein möchte. Ich möchte mit dir zusammen sein, deine Hand halten, dich küssen, mit dir auf Dates gehen. Eben all das, was man in einer Beziehung so tut. Das war auch der Grund, warum ich so angefressen war. Ich war nicht sauer oder beschützerisch bezüglich Riley, ich war eifersüchtig. Aber ich hatte viel zu große Angst dir das zu sagen, da ich viel zu große Angst hatte dich dadurch gänzlich zu verlieren. Aber selbst wenn das jetzt passieren sollte, musste ich es wenigstens sagen: Ich liebe dich, Peter Shaw!" Er ließ einen Moment diese Worte wirken und beobachtete Peter genau. Wie er zu Beginn gesagt hatte, so erwartete er keine klare Antwort oder Entscheidung. Er wusste selbst, dass man solch eine Aussage erstmal sacken lassen musste. Dementsprechend ergriff er erneut das Wort. "Wie schon gesagt, du kannst ruhig in Ruhe darüber nachdenken. Du wirst mich die nächsten Tage ohnehin nicht groß zu Gesicht bekommen." Peter sah Bob verwirrt an. "Was meinst du damit?" Bob wirkte verwundert über die Nachfrage. "Na, ich fliege doch morgen mit Riley nach New York. Meine Mom wollte uns endlich mal wiedersehen und da wir die nächste Woche frei haben, haben wir uns vorgenommen sie zu besuchen." Peter stockte für einen Moment der Atem. Da hatte Bob ihn nun geküsst und wollte gleich darauf für eine ganze Woche verschwinden? Gerade hatte er zu einer Antwort ansetzen wollen, als er auch schon Jeffreys Stimme über den Schrottplatz hörte, der aufgeregt nach ihm rief. Da wurde auch Peter einmal mehr bewusst, dass er sich momentan in einer festen Beziehung befand. Er mochte Jeffrey wirklich sehr gern. Aber Bob…. Er wusste aktuell nicht wie er seine Gefühle zuordnen sollte. Vielleicht war es wirklich keine schlechte Idee, das Bob eine Woche lang weg war und er so ganz in Ruhe darüber nachdenken konnte, was er als Nächstes tun würde. Vielleicht sollte er auch mit Jeffrey darüber reden, darüber reden, dass Bob ihn geküsst hatte. Irgendwie hatte er ein schlechtes Gewissen, obwohl Jeffrey von Anfang an klargestellt hatte, dass sobald Peter darüber im Klaren war, was aus ihm und Bob werden könnte, er sich zurückziehen würde. Die Freundschaft würden sie behalten, das hatte er ihm versprochen. Aber er konnte nicht mit Sicherheit sagen, inwieweit seine Gefühle sich verändert hatten. Jeffrey war ihm sehr wichtig, das wusste er. Doch war er ihm inzwischen wichtiger als Bob? Bob blickte zu Jeffrey hinüber und sah anschließend noch mal Peter an. "Dein Freund wartet. Wie gesagt, du bist mir noch keine Antwort schuldig. Denk einfach in Ruhe darüber nach und wenn ich zurück bin, lass es mich einfach wissen. Falls du noch länger Zeit brauchst, ist das auch in Ordnung. Ich habe jetzt so viele Jahre gewartet, da macht das bisschen mehr auch nichts aus."
Bob ging Richtung Ausgang und lief dabei an Jeffrey vorbei. Es war merkwürdig, kaum hatte er seine Gefühle offengelegt, störte es ihn gar nicht mehr so sehr, dass Jeffrey gerade auf dem Weg zu Peter war. Natürlich, fand er den Gedanken nicht prickelnd, dass er ihm zur Begrüßung einen Kuss geben würde. Auch wollte er nicht daran denken, was die beiden taten sobald Sie ganz alleine waren. Aber Bob fühlte sich deutlich leichter. Er hatte es Peter endlich gesagt und nun lag es ganz allein an dem Rothaarigen, was aus ihnen wurde.

Während Peter und Bob draußen waren, waren Justus und Riley dazu übergegangen sich weiter über die vergangenen Ereignisse zu unterhalten. Allerdings umschifften sie dabei gekonnt das Thema mit dem Kuss. Keiner von Ihnen erwähnte auch nur eine Silbe darüber. Riley war dementsprechend auch noch nicht mal sauer, sondern vielmehr erleichtert. Sie hätte auch nicht gewusst inwieweit sie irgendwelche Ausreden hätte erfinden können, die davon ablenken, dass sie diesen jungen Mann vor sich liebte. Stattdessen unterhielten sie sich über den Puppenspieler, über Chucky und die anderen Handlanger. Alles, was ihnen in der ganzen Zeit aufgefallen war. Sie trugen Hinweise zusammen und besprachen auch alle Einzelheiten darüber, was sie der Polizei zuvor erzählt hatten. Riley staunte noch immer darüber, dass Justus es überstanden hatte eine Leiche aufzuschneiden und dort einen Schlüssel zu suchen. Sie selbst konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob sie das genauso getan hätte. Wobei, wenn das Leben ihres Bruders oder das von Justus oder Peter davon abhängig gewesen wäre, dann hätte sie es bestimmt geschafft.
Gerade waren sie dabei, die unterschiedlichen Puppen zu beschreiben, als die Tür zur Zentrale aufging. Es war Lys, die hinein kam und Justus sofort um den Hals fiel. Sie beteuerte, welche Sorgen sie sich gemacht habe und dass es ihr leid tat, dass sie solche wüsten Beschimpfungen auf seiner Mailbox hinterlassen hatte, weil sie ihn nicht erreichen konnte. Justus verziehe ihr und Riley fühlte sich so unglaublich fehl am Platz. Sie erhob sich, nahm sich ihre Krücken und machte sich daran die Zentrale zu verlassen. Sie verabschiedete sich noch kurz von Justus, der die Verabschiedung erwiderte und auch von Lys verabschiedete sie sich. Sie würde dem Paar etwas Ruhe gönnen. Sie hatte sich geschworen sich nicht aktiv darin einzumischen, egal wie schwer es für sie werden würde. Sie hatte dieses Versprechen schon einmal gebrochen und würde es bestimmt nicht noch einmal tun. Als sie aus der Zentrale trat, bemerkte sie, dass der gelbe Käfer schon verschwunden war und auch der rote MG stand nicht mehr in der Nähe des Schrottplatzes. So beschloss sie auf das Haus der Jonas zuzugehen, die wenigen Stufen der Veranda zu erklimmen und schließlich an die Tür zu klopfen.
Tante Mathilda machte auf und lächelte freundlich. "Riley, wie gut dass du jetzt gerade herkommst. Ich wollte gerade Kirschkuchen backen und könnte deine Hilfe gebrauchen." Riley sah sie doch deutlich verwirrt an. Sie und in der Küche helfen? Sie war eine reine Katastrophe in der Küche. Man konnte von Glück reden, wenn sie Mikrowellengerichte hinbekam. Genau das erklärte sie auch Mrs. Jonas, die allerdings nur freundlich lächelte und Riley rein winkte. Mach dir darüber keinen Kopf, ich zeig dir wie das geht" Riley seufzte ergeben und folgte Mathilda in die Küche.
Mathilda war sogar so freundlich und schob ihr einen Stuhl bereit. Anschließend suchte sie alle Utensilien zusammen, die sie für den Kirschkuchen benötigen würde. Und tatsächlich gab sie ihr eine kleinschrittige Anleitung, wie sie den Kuchen backen sollte. Riley folgte den Anweisungen und Tante Mathilda lächelt freundlich. "Dieser Kuchen ist etwas ganz besonderes." Riley schmunzelte etwas. "Also, ich kann schon zustimmen dass er außerordentlich gut schmeckt und es ist Justus Lieblingskuchen." Matilda nickte. "Sehr gut beobachtet, aber nicht nur das macht ihn so besonders. Das ist der Kuchen, mit denen ich Titus rumbekommen habe." Riley runzelte etwas die Stirn. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie wirklich diese Art von Geschichte von Tante Mathilda hören wollte. Aber sie schien es auch gar nicht darauf abzuziehen. Wenn sie Tante Mathilda genauer ins Gesicht sah, sah sie ganz danach aus, als wissen sie mehr, als Riley in diesem Moment lieb war. "Das ist sehr interessant.", entgegnete Riley, da es ihr ziemlich unhöflich vorkam, auf Tante Mathildas Aussage hin gar nichts zu erwidern. "Ja, Liebe geht bekanntlich durch den Magen und wenn ich eines gelernt habe, dann dass dies gerade bei den Jonas Männern seine Richtigkeit hat." Riley nickte stumm und folgte anschließend weiteren Anweisungen. Schließlich hörte Tante Mathilda endlich auf von Kuchen und Liebe und rumbekommen zu reden und fing damit an Anekdoten aus der Kindheit von Justus, Bob, Peter und Riley zu erzählen. Jedoch nicht auf die Art, so als wäre Riley nie dabei gewesen, sondern fragte immer wieder, ob sich Riley noch daran erinnerte. Natürlich erinnerte sie sich noch, wie sie immer versucht hatte mit den Jungs mitzuspielen. Oder wie sie Mrs. Jonas gefragt hatte, welche Bücher Justus gerne las. Ja, daran erinnerte sie sich noch und gerade jetzt erinnerte sie sich viel zu lebhaft daran.
Nachdem der Kuchen schließlich fertig war und wohl duftend die Küche erfüllte, ging die Haustür auf. Mrs. Jonas schaut kurz aus der Küchentür und sah Justus. Dieser erklärte kurzerhand, dass auch Lys da war und sie sich nach oben auf sein Zimmer begehen würden. Zudem erklärt er, dass er Tante Mathilda sehr verbunden wäre, wenn sie anklopfen würde, sollte sie etwas von Justus wollen. Seine Tante begrüßte kurz Lys und ging wieder in die Küche zurück zu Riley. Die Blonde erhob sich, nahm ihre Krücken und blickte aus dem Fenster. Die Wolken hingen schwer über Rocky Beach, beinahe als wollten sie ihre momentane Stimmung widerspiegeln. Grau, schwer und kurz davor einen Regen hinunterprasseln zu lassen.
"Mrs. Jonas, könnten Sie bitte meinen Vater anrufen, dass er mich hier abholt. So wie es aussieht, fängt es gleich an zu regnen und mit meinen Krücken komme ich nicht sehr weit." Tante Mathilda nickte und Riley erklärte, dass sie lieber draußen auf der Veranda warten wollte. Sie verließ das Haus und setzte sich auf eine der Treppenstufen, die Krücken hatte sie neben sich abgelegt.
Auch wenn Tante Mathilda Riley gesagt hatte, dass sie Mister Andrews anrufen würde, so verfolgte diese doch einen ganz anderen Plan. Natürlich würde ihr nie einfallen, aktiv in das Beziehungsleben ihres Neffen reinzureden, doch hatte sie das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht richtig lief. So trat sie an den Fuß der Treppe heran und rief nach Justus, welcher schließlich die Treppe wieder hinunter kam. "Was gibt es denn Tante?" Tante Mathilda deutete in die Küche. "Ich wollte mich nur erkundigen ob ihr Kirschkuchen wollt?" Justus lächelte, ging selbst in die Küche hinein und schnappte sich einen Teller, um sich direkt drei Stücken Kirschkuchen auf den Teller zu legen. Wobei er nicht wirklich alle drei ablegte, stattdessen biss er in einen hinein. "Lecker wie immer.", kommentierte der erste Detektiv. Tante Mathilda lächelte. "Den hat Riley gebacken." Justus runzelte Fragen die Stirn. "Riley? Ist sie nicht schon vor einer halben Stunde gegangen?" Tante Mathilda schüttelte leicht mit dem Kopf. "Nein, sie hat mir noch beim Backen geholfen und gerade wollte ich ihren Vater anrufen, leider ist dieser nicht erreichbar." Das war natürlich glatt gelogen, doch sie kannte ihren Neffen.
"Und was macht sie jetzt?" Tante Mathilda nickte zur Haustür hinüber. "Sie wollte draußen warten und ich wollte ihr gerade mitteilen, dass sie dann vielleicht noch ein bisschen warten müsste, bis Onkel Titus Zeit hat sie hinüber zu fahren." Justus schüttel leicht mit dem Kopf, stellte den Teller wieder ab und eilte hinüber ins Wohnzimmer, wo er seinen Onkel vorfand. Er sah gerade seine Lieblingsserie und so störte er ihn auch nur kurz. Justus fragte nach den Autoschlüsseln, damit er Riley nach Hause fahren konnte. Nachdem er die Schlüssel erhalten hatte, wandte er sich noch mal der Treppe zu und erklärte Lys in einem rufenden Ton, dass er noch eben etwas zu erledigen hatte und gleich wieder da sein würde. Er verabschiedete sich kurz von seiner Tante und ging dann hinaus auf die Veranda.
Der Schrottplatz selbst war schon leicht matschig, da es tatsächlich angefangen hatte zu regnen. Es sah Riley an. "Komm, ich fahre dich nach Hause." Etwas verwundert runzelte sie Stirn, als sie Justus ansah. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Justus hier jeden Moment auftauchen würde, um sie nach Hause zu fahren. Eigentlich hatte sie angenommen, dass er den Abend mit Lys verbringen würde. "Das musst du nicht, mein Dad oder mein Bruder werden hier bestimmt jeden Moment auftauchen." Justus schüttelte mit dem Kopf. "Tante Mathilda konnte deinen Vater nicht erreichen und Bob hat sicherlich noch Schmerzen mit seinen Rippen, also es ist kein Problem, ich kann dich fahren. Außerdem würde es doch sehr viel länger dauern, wenn dein Vater erstmal hier hinfahren müsste, um dich dann abzuholen. Da geht das doch schneller und du kannst schneller deinen Fuß schonen." Riley stimmte ihm schließlich zu und stieg zusammen mit Justus in den Wagen. Sie hatte nicht gewusst, dass er einen Führerschein hatte. Aber vermutlich fuhr er einfach nur nie Auto, da dies meist Bob und Peter freiwillig übernahmen. Zudem reichten auch zwei Wagen für die drei Fragezeichen. Justus half Riley dabei die Krücken in den Wagen zu laden und schließlich selbst einzusteigen. Er bog vom Schrottplatz ab und fuhr in die Richtung des Hauses der Andrews. Für einen Moment schwiegen sie, bis Justus dann doch das Thema ansprach welchem sie zuvor entgangen waren.
"Also, wegen der Sache im schwarzen Turm, ich weiß nicht ob ich Lys davon erzählen soll?" Riley blickte aus dem Fenster und versuchte möglichst nicht Justus anzusehen, während sie ihre Antwort wohl überlegte. "Nun, es kommt drauf an, womit du dich persönlich wohler fühlst. An und für sich war es ja kein Kuss, weil wir uns zueinander hingezogen fühlen. Wir waren in einer nahezu aussichtslosen Situation und hatten beide Panik. Es war quasi eine Panikreaktion und ich glaube nicht dass das zählt. Ich meine, natürlich sind wir sehr gute Freunde - beste Freunde würde ich sogar sagen, aber ich befürchte Lys könnte das in den falschen Hals bekommen. Vielleicht sagst du ihr am besten einfach nichts oder du versuchst ihr die Sache zu erklären." Justus nickte. "Ja, vielleicht hast du recht. Vielleicht sollten wir die Sache so sehen, wie sie war. Es war kein Kuss aus Liebe oder aus einer gewissen Zuneigung zueinander. Verstehe mich nicht falsch, du küsst gut. Trotzdem muss ich dir Recht geben und vielleicht sollten wir wirklich die ganze Sache vergessen und einfach nicht weiter darüber reden. Tut mir leid, dass ich es angesprochen habe." Riley winkte ab und beteuerte, dass es nicht schlimm wäre, dass er diesen Kuss angesprochen hatte. Es war vielleicht auf ein rationaler Ebene, sogar ganz gut darüber gesprochen zu haben. Jedenfalls erzählte sie dies Justus. Damit verlief das Gespräch über diesen Kuss doch besser als erwartet. Justus wusste weiterhin nichts von ihren Gefühlen und sie hatte sich nicht wirklich aktiv in die Beziehung von Lys und Justus eingemischt. Lys würde es einfach nie erfahren. Als Lüge würde sie das nicht gerade bezeichnen, sondern eher als verschweigen einer unliebsamen Tatsache. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sich ein schlechtes Gewissen bei ihr einstellte. Sie versuchte den Gedanken so weit es ging beiseite zu schieben.
"Dein Kuchen ist übrigens sehr gut. Ich dachte du kannst nicht kochen oder backen. Aber, vielleicht war es auch der Hilfe von Tante geschuldet. Trotzdem, sehr gut gelungen. Tante Mathilda hat sonst nie jemanden ihr Rezept für den Kirschkuchen gegeben. Aber vielleicht hatte sie auch einfach nur Angst, dass wir vergessen wie er schmeckt." Riley schmunzelte etwas, erwähnte nicht, dass was Tante Mathilda ihr in der Küche gesagt hatte. Sie erzählte nicht davon, dass sie gefaselt hatte, dass der beste Weg zu einem Jonas Herz der Magen war. Stattdessen lächelte sie und ging einfach auf seine Theorie mit dem Geschmack vom Kirschkuchen ein. Schließlich konnte sie das Thema wieder auf den Puppenspieler und Jack the Ripper lenken und beschäftigte Justus somit die Fahrt über damit.

Chapter 66: Zukunftsgeflüster Part 6

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„Ich bin wirklich nervös.“, erklärte Peter und knetete den Saum seines Hemdes zwischen den Fingern. Justus schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Das wird schon.“, erklärte er und Peter hoffte nur, dass Justus Recht hatte.
Das Tor zum Schrottplatz öffnete sich und zusammen mit Riley, kam auch Bob. „Jetzt!“, merkte Peter noch an und Justus betätigte einen Schalter, der den Schrottplatz in vielen Lichtern erleuchten ließ. Nervös schluckte der Rotschopf und sah dabei zu, wie Bob immer näher kam. „Wären Just und Riley nicht hier, könnte ich glatt meinen, du willst mich verführen.“, lachte der Blonde, woraufhin Peter ebenfalls lachte, nur deutlich nervöser.
„Ja, also… Nein. Nicht, dass ich dich nicht gerne verführe. Aber, nicht jetzt. Später, vielleicht, wenn du willst. Oder wir gucken einen Film, wenn dir das lieber ist.“
Justus stieß Peter in die Seite und dieser hielt seinen Mund, während Riley nur amüsiert mit dem Kopf schüttelte.
„Also, was hast du…“
Bob wurde in seiner Frage unterbrochen als es einen kleinen Knall gab und irgendwo auf dem Gebrauchtwarencenter eine kleine Flamme entstand. Peter wollte gerade los und das Feuer löschen, doch Riley hielt ihn auf. „Ich mach das schon.“, merkte sie an und schnappte sich eine Gießkanne.
„Ja, also… Das hier… Ich weiß, es ist der Schrottplatz…“ Justus räusperte sich. „Gebrauchtwarencenter!“, korrigierte Peter schnell, was Justus zufrieden stimmte. „Aber hier hat ja alles angefangen.“, erklärte er weiter. „Vielleicht nicht alles, immerhin ist das hier nicht der Nabel der Welt. Aber wir haben hier angefangen. Beziehungsweise unsere Freundschaft und Liebe und der erste Kuss…“
Riley kam wieder zurück, während Peter tief Luft holte und Bob versuchte zu verstehen, was Peter eigentlich nun sagen wollte.
„Ich hab ein Gedicht geschrieben!“, platzte es schließlich aus dem Rothaarigen raus und er kramte in seinen Taschen, entfaltete das Blatt Papier, runzelte die Stirn und warf es dann doch weg. „Nein, das ist peinlich.“, beschloss er und sah sich um. „Ich könnte dir etwas auf der Gitarre spielen, aber du bist darin besser.“, erklärte er und fing erneut an in seinen Taschen zu kramen. „Egal, ich… Ich frag jetzt einfach…“
Bob runzelte die Stirn und sah dabei zu, wie Peter scheinbar immer nervöser wurde, bis der Rotschopf schließlich fluchte. „Verdammt, den Ring vergessen…“, brummte dieser gerade so laut, dass Bob ihn hören konnte und so langsam dämmerte es ihm.
„Weißt du was, vergiss es. Ich mach das beim nächsten Mal besser, romantischer und schöner, als auf dem Schrott… Gebrauchtwarencenter.“
Peter wollte gerade die Flucht ergreifen und Riley und Justus sahen schon etwas bedrückt aus, als Bob auch schon nach der Hand des Rothaarigen griff.
„Warte, Peter!“, forderte er ihn auf, der schließlich stehen blieb. „Entschuldige, ich wollte es wirklich perfekt machen, aber ich bekomme das irgendwie nicht hin und die Worte sind auch nicht gerade leicht…“
Bob unterbrach ihn und nahm noch seine andere Hand in seine eigenen. „Peter, das hier ist perfekt. Genau so, wie du.“ Peter presste die Lippen aufeinander. „Also, Peter Shaw, willst du mich heiraten?“, stellte schließlich Bob die Frage und Peter lächelte über das ganze Gesicht. „Ja, Robert Andrews, ich will.“
Bob und Peter tauschten einen Kuss aus, bevor auch schon Justus und Riley ihnen in die Arme fielen.

Chapter 67: Fall 7: New York

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Während Riley und Bob bei ihrer Mutter in New York waren, hatten Justus und Peter den Heimweg angetreten. „Plötzlich so ruhig hier.“, merkte Peter an. „Nun, ich würde nicht gerade behaupten, dass Bob und Riley überdurchschnittlich laut sind. Es sei denn, Bob hat einen Gast, dann kann ich dir durchaus zustimmen, Zweiter.“
Peter rümpfte die Nase. Es gefiel ihm nicht, wie Justus die Situation analysierte. Schon gar nicht, dass er dabei Bobs Besuche ansprach. Natürlich war ein Funken Wahrheit mit dabei, dennoch musste man diesen in seinen Augen nicht unbedingt laut aussprechen.
„Ich bin in meinem Zimmer.“, erklärte Peter schlicht und verschwand dann auch schon, während Justus schlicht zum Sofa hinüberging und sein Blick auf die Fallakte fiel. Hierbei fiel ihm jedoch etwas ein, was er Riley noch erzählen wollte. Dies war durch ihre Entführung leider nicht mehr möglich gewesen. So beschloss er zu ihrem Zimmer zu gehen, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als ihm wieder einfiel, dass Riley diese Woche gar nicht da sein würde. So holte er das Handy aus seiner Hosentasche und versuchte sie telefonisch zu erreichen, ohne Erfolg. Vermutlich saß sie noch im Flugzeug, oder sie hatte ihr Handy gerade nicht griffbereit.
Justus beschloss schließlich zunächst sein Zimmer auf zu suchen und dort ein Buch zu lesen.

Peter hatte sich unterdessen auf sein Bett gelegt und die Augen geschlossen. Noch immer gingen ihm Bobs Worte durch den Kopf. Tatsächlich hatte er auch mit Jeffrey darüber geredet und dieser hielt weiterhin an seiner Abmachung fest. Er beteuerte, dass es in Ordnung sei, sollte Peter das Ganze nun beenden wollen. Peter hatte trotzdem den Schmerz in seinen Augen gesehen. Das Ganze wäre so viel einfacher, wenn Jeffrey ihm egal wäre. Doch das war er nicht. Nun stand er wieder zwischen zwei Stühlen, mit dem kleinen Unterschied, dass sie diesmal Bob und Jeffrey und nicht Kelly und Bob hießen. Zudem machte diesmal niemand von ihnen Druck, sondern Peter machte sich diesen ganz von allein.
Er wollte unbedingt eine Entscheidung treffen, damit er sich beide nicht aus Versehen ‚warmhalten‘ würde. Aber diese zu treffen war alles Andere als leicht. Er überlegte sich, ob er eine Liste schreiben sollte. Mit positiven und negativen Eigenschaften der Beiden und schließlich abwägen sollte.
Gerade hatte er diesen Gedanken gefasst, da ging auch schon die Tür zu seinem Zimmer auf. „Riley geht nicht ans Handy, nicht dass ihr etwas zugestoßen ist.“, platzte der erste Detektiv rein und Peter schloss für einen Moment die Augen. „Sie müssten schon längst gelandet sein.“, erklärte er weiter, während Peter sich nun auf die Bettkante setzte.
„Justus, vielleicht sind sie auch gerade dabei die Koffer zu holen, oder unterhalten sich mit ihrer Mom. Hab einfach etwas Geduld.“
Justus nickte und ging schließlich wieder aus dem Zimmer. Peter machte sich unterdessen daran Stift und Papier auf seinem Schreibtisch zu legen und wollte gerade mit seinen Listen anfangen, als die Tür erneut aufging. „Da wir diesmal nur zu Zweit sind, wollte ich fragen, was du später essen möchtest.“ Peter überlegte kurz und seine Entscheidung fiel auf Chinesisch. Justus verließ das Zimmer erneut und wieder versuchte sich der Rothaarige auf seine Liste zu konzentrieren.
Doch aus dieser Liste sollte vorerst nichts werden, da Justus noch drei weitere Male das Zimmer betrat. Ein Mal, um seine neuen Erkenntnisse zu Jack the Ripper mit zu teilen, ein weiteres Mal, um Scrabble vor zu schlagen und beim dritten Mal knallte Peter den Stift auf seinen Schreibtisch. „Just! Kannst du nicht wenigstens anklopfen? Darauf haben wir uns schon vor Monaten geeinigt. Also, was willst du diesmal?“ Peter war genervt. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass Justus sich in sein Zimmer zurückziehen würde und Peter ihn nur zu den Mahlzeiten zu Gesicht bekäme, während Peter selbst gerne Bob hier hätte. Aber anscheinend brauchte der erste Detektiv dringend Gesellschaft.
„Ich wollte dich nur fragen, ob du an einem anderen Gesellschaftsspiel Interesse hättest, wie Cluedo oder einem Film. Vielleicht auch die Dahmer Dokumentation.“
Peter atmete tief durch.
„Nein danke, wir können uns nachher das Spiel im Fernsehn ansehen, wenn du so großes Interesse an meiner Gesellschaft hast.“, fuhr Peter ihn an, wobei Justus nun doch etwas erstaunt wirkte. „Entschuldige, dass ich nicht an das Klopfen gedacht habe. Ich dachte nur, dass wir vielleicht die Zeit nutzen und…“
Peter unterbrach ihn. „Just, ich finde es wirklich nett, dass du Zeit mit mir verbringen willst, aber ich habe zu tun und du kannst dich bestimmt auch alleine beschäftigen.“
Justus blieb noch immer im Zimmer stehen. „Was hast du denn zu tun? Vielleicht kann ich helfen.“
Peter sah auf seine gerade begonnenen Listen und überlegte. Vielleicht war es wirklich einen Versuch wert und so drehte er sich zu Justus. „Bob, also… Er hat mich geküsst.“ Justus schien nicht überrascht, sondern viel mehr so, als hätte er es kommen sehen.
„Und jetzt schreibst du Jeffrey, dass du Schluss machen willst? Das solltest du lieber mit ihm persönlich klären.“ Peter fragte sich einen Moment, ob er wirklich eine solide Analyse der Situation vom ersten Detektiv erwartet hätte. Aber er wollte ihm dennoch eine Chance geben.
„Nein, ich versuche heraus zu finden, für wen ich mehr Gefühle habe und für wen ich mich entscheide. Darum versuche ich eine Art Pro- und Contraliste zu erstellen.“
Justus kam einige Schritte weiter ins Zimmer. Er schien nicht sonderlich von diesem Einfall überzeugt. „Nun, ich selbst habe solch ein Dilemma noch nie erlebt, aber die Frage ist auch, ob du dich unbedingt entscheiden musst. Poly-Bezeihungen erhalten immer mehr mediale Präsenz und ist eine Beziehungsform bei der man nicht nur eine Liebesbeziehung führt, sondern durchaus mehrere. Natürlich werden hier alle Karten offen gelegt und die verschiedenen Partner wissen auch voneinander. Ich persönlich bevorzuge zwar eine monogame Beziehung, aber die Paare wirken durchaus glücklich und mit einer ausreichenden Kommunikation sollte dies kein Problem darstellen.“
Peter sah Justus deutlich perplex an, wobei dieser schließlich nach seinem Handy griff. „ich versuche Riley noch Mal zu erreichen, die ist dir bestimmt eine größere Hilfe bei diesem Thema.“, erklärte er. Allerdings verlief auch dieser Anruf erfolglos.
Justus steckte sein Handy wieder in die Tasche. „Nun gut, Zweiter. Ich stimme dir zu, es ist wirklich ruhig hier.“, merkte der erste Detektiv an und Peter schmunzelte. „Da kann ich dir nicht mal widersprechen, Just. Aber trotzdem müssen wir irgendwie eine Woche überstehen.“ Justus nickte und wollte anschließend dazu übergehen Peter dennoch bei seiner Liste zu helfen. Der Rotschopf erklärte hierbei mehrere Male, dass er sich mit dem Gedanken einer Polybeziehung nicht anfreunden könnte und er große Zweifel daran hatte, dass dies auch etwas für Bob sei.
Mit Jeffrey war er so verblieben zunächst auch Abstand zu ihm zu nehmen, damit er wirklich seine Gedanken sortieren konnte. Aber unterm Strich war auch das nicht gerade einfach.
Die Liste hatte ihn letzten Endes doch nicht weiter gebracht und so verbrachte er den Abend mit Grübeln, während Justus immer wieder mit neuen Ideen in sein Zimmer kam. Mal zum Fall, mal zum Puppenspieler und die anderen Male mit irgendwelchen Dokumentationen oder Dinge, die ihm aus dem Studiengang beschäftigten. Zwischendurch versuchte er Riley zu erreichen und hinterließ schließlich eine Nachricht auf ihrer Mailbox.
Vermutlich hätte er sie noch häufiger angerufen, hätte sich nicht Lys irgendwann gemeldet und Justus so erfolgreich davon abgelenkt Peter weiter auf die Nerven zu fallen.

Es war fünf Uhr morgens, als Peter aus seinem Schlaf gerissen wurde. Grob wurde er gerüttelt und immer wieder wurde sein Name genannt. „Komm schon, steh auf!“, forderte Justus, wobei Peter schließlich seine Augen öffnete und Justus deutlich verwirrt ansah. „Ist was passiert?“
Justus ließ schließlich vom Rothaarigen ab. „Pack deine Koffer, wir verreisen.“, verkündete Justus und Peter versuchte zunächst die Worte zu verarbeiten. „Wir machen was?“, fragte er nochmal nach und glaubte, dass der erste Detektiv komplett den Verstand verloren hatte. „Riley hat sich endlich gemeldet und wir haben einen neuen Fall!“
Peter gähnte und reckte sich. „Riley würde bestimmt nicht von uns verlangen, dass wir um diese Uhrzeit ganz spontan nach New York reisen.“, erklärte Peter entschieden, wobei Justus ihm nun einfach seine Decke entriss. „Jetzt stell dich nicht so an, Zweiter. Riley hat mir erzählt, dass es in den letzten Tagen Museumseinbrüche gab und sie wirklich gern der Spur nachgehen würde. Dabei hat sie auch erwähnt, dass es deutlich angenehmer wäre, wenn wir dabei wären, zwecks Beobachtung und Allem.“
Peter konnte sich durchaus vorstellen, dass Riley Justus gerne dabei hätte, aber hatte sie bestimmt nicht von ihm verlangt nach New York zu reisen.
„Ich geh wieder schlafen!“, stellte Peter klar und Justus atmete tief durch. „Gut, dann bleib du hier. Ich richte Bob einfach schöne Grüße von dir aus. Soll ich ihm auch welche von Jeffrey bestellen. Mit dem wirst du dann bestimmt die ganze Zeit verbringen, wenn hier alle weg sind.“
Justus ging langsam hinüber zur Zimmertür, als Peter schließlich doch die Beine aus seinem Bett schwang und zu seinem Schrank ging. „Schön, ich komm mit. Aber nur, damit du nicht für irgendwelche Missverständnisse sorgst.“
Justus lächelte zufrieden und ging schließlich in sein Zimmer.

Eine Stunde später checkten sie schließlich am Flughafen ein. Ein Nonstop nach New York. Zwar war der erste Detektiv nicht sonderlich davon angetan zu fliegen, aber er konnte sich mit dem Gedanken beruhigen, dass so ein Flugzeug weitaus sicherer war, als ein Schiff.
Nachdem sie die Wartezeit überstanden, ihr Gepäck abgegeben hatten und ihre Sitzplätze gefunden hatten, lehnte sich der erste Detektiv zurück.
„Also, Erster. Gibt es wirklich einen Fall, oder war das nur eine dumme Ausrede, um keine Zeit mit mir allein verbringen zu müssen?“, fragte Peter schließlich nach, wobei Justus sich schon ein Mal anschnallte, bevor er seine Aufmerksamkeit zu Peter lenkte.
„Es gibt wirklich einen Fall. Zugegeben, Riley hat nicht unbedingt erwähnt, dass wir kommen sollen, auch war sie nicht direkt daran beteiligt, sondern hat ein Gespräch ihrer Mutter überhört, allerdings könnte das doch etwas für die drei Fragezeichen sein.“
Peter sah Justus doch sehr erstaunt an. „Es könnte? Just, Mrs. Andrews arbeitet bei der Polizei und ist bestimmt in der Lage diesen Fall allein zu lösen, ohne, dass wir uns da einmischen. Was haben Riley und Bob eigentlich dazu gesagt, dass wir kommen?“
Es kam eine Durchsage und schließlich begab sich das Flugzeug zur Startbahn, während Justus sich kurz räusperte. „Nun, es bestünde durchaus die Möglichkeit, dass ich bisher keine Gelegenheit gefunden habe, Riley und Bob von unserem Besuch in Kenntnis zu setzen.“
Peter riss die Augen auf. „Was?“ Justus schaute gebannt den Sitz vor sich an, so als wäre dieser das Interessanteste, was er je in seinem Leben zu Gesicht bekommen hatte und alles nur, um Peters schockiertem Ausdruck zu entgehen.
„Du willst mir also sagen, dass du einfach so beschlossen hast zu Riley und Bob zu fliegen, für einen möglichen Fall, ohne auch nur einem davon zu sagen, dass wir kommen?“
Peter konnte es wirklich nicht fassen und wusste nicht recht, ob er eine solche Aktion von Justus erwartet hatte, oder doch ernsthaft außer Fassung war. Wäre Justus nicht mit Lys fest zusammen, könnte er glatt meinen, dass der erste Detektiv so verknallt in Riley war, dass dieser sie schon nach wenigen Stunden vermisste. Aber wäre das der Fall, hätte er sich schon längst von Lys getrennt, da war sich Peter sehr sicher.
„Schön, dann auf nach New York. Eine andere Wahl habe ich ja jetzt nicht mehr.“, merkte Peter noch an und blickte schließlich aus dem Fenster.

Chapter 68: Fall 7: New York - Part 2

Chapter Text

Es war Nachmittag, als sie die Wohnung erreichten. Vom Flughafen aus hatten Justus und Peter ein Taxi genommen. Die Adresse zu finden war leicht, nachdem Peter bei Bob nachgefragt hatte. Bob hatte zwar nachgefragt, warum sie diese Adresse haben wollten, allerdings hatte Peter ihm seitdem keine Antwort mehr geschickt. Seiner Meinung nach würde er noch früh genug erfahren, warum er unbedingt diese Adresse haben wollte.
Sie hatten nicht damit gerechnet, dass Mrs. Andrews ihren Mädchennamen wieder angenommen hatte, doch hatten sie Glück im Unglück. Denn neben dem Mädchennamen von Bobs Mutter, war auch noch ‚Andrews‘ aufgeführt, da Riley hier eine ganze Zeit lang gelebt hatte und ihre Mutter vermutlich noch nicht dazu gekommen war das Klingelschild zu ändern.
Die Tür wurde geöffnet und Justus und Peter gingen in den dritten Stock. Hierbei merkte Justus an, dass es doch ganz angenehm wäre, wenn man einen Fahrstuhl hätte. Oben angekommen, klopfte Justus noch einmal an die Tür und kurz darauf wurde diese geöffnet.
Vor ihm stand weder Bob noch Riley, sondern ein junger Mann, etwa in ihrem Alter mit dunkler Haut, braunen Augen, schwarzen Haaren, die an den Spitzen leicht blondiert waren. Justus sah etwas verwirrt drein und begutachtete noch mal das Namensschild außerhalb der Wohnung, um sicherzugehen, dass er auch wirklich die richtige Tür erwischt hatte.Das hatte er. „Wir würden gerne zu Bob oder Riley, sind sie zu Hause? ", äußerte Peter die Frage, woraufhin der junge Mann in die Räumlichkeiten blickte und schließlich nach Bob rief. „Bob! Dein Lover ist hier, ich glaube er hat dich vermisst."
Kurz darauf, erschien Bob an der Haustür und wunderte sich noch im Gehen darüber, wer wohl gemeint sein könnte. "Ich habe keinen Lover.", korrigierte er den jungen Mann, erstarrte allerdings, als er Justus und Peter vor der Tür erblickte.
"Und wenn du keinen Lover hast, wer ist dann der Kerl?", wollte Peter direkt wissen. Bob sah zu dem Anderen und musterte ihn einen Moment, doch bevor er eine Antwort auf diese Frage geben konnte, grätsche der Kerl dazwischen. "Ich bin Rileys fester Freund."
Justus Jonas, der das Ganze zunächst stumm beobachtet hatte, fand schließlich seine Stimme wieder. "Riley ist Single.", stellte der Schwarzhaarige klar, allerdings sah er in das schmunzelnde Gesicht des anderen. Es wirkte so, als wisse er mehr, als Justus in diesem Moment lieb war.
"Ach, bist du dir da wirklich so sicher? Ich nehme an du bist Justus Jonas. Riley erzählte mir bereits, dass du ziemlich klug sein sollst. Aber dass du sie einfach als Single bezeichnest, obwohl ihr fester Freund vor dir steht, lässt mich an dieser Aussage doch stark zweifeln." Justus schnappte nach Luft. Er konnte es wirklich nicht fassen, da behauptete dieser Kerl, doch tatsächlich, dass er Rileys Freund war. Glaubte er wirklich, dass er so dumm sein würde darauf rein zu fallen? Anscheinend tat er dies und Justus brauchte dringend eine Erklärung dafür. "Ich weiß ganz genau, dass Riley keinen Freund hat. Außerdem bezweifle ich ganz stark, dass sie innerhalb von einem Tag, mit einer uns unbekannten Person eine Beziehung eingehen würde." Noch immer schmunzelte der Kerl belustigt und zuckte nur unbekümmert mit den Schultern. "Glaub es oder nicht. Nur, weil du und Peter mich nicht kennt, heißt das nicht, dass Riley nicht mit mir ausgehen würde. Wir kennen uns schon eine halbe Ewigkeit. Erst waren wir in der gleichen Schule und dann beschloss ich eine Weltreise zu machen. Naja, wie das Leben nun mal so spielt, haben wir uns gestern ganz zufällig getroffen und festgestellt, dass die Gefühle, die wir damals füreinander hatten nicht verschwunden sind."
Peter und Bob konnten nahezu dabei zusehen, wie Justus Jonas innerlich brodelte. Der erste Detektiv sah fragend zu Bob, der einfach nur mit den Schultern zuckte, so als wisse er nicht ganz, was für eine Antwort Justus nun erwarten würde. Natürlich kannte Bob die Wahrheit, aber es war schon interessant mit anzusehen, wie der erste Detektiv verzweifelt nach einer Lösung suchte. Allein das war es ihm wert, nichts weiter darüber zu sagen.
"Mein Name ist übrigens Julien, freut mich eure Bekanntschaft zu machen. Riley und Bob haben mir schon viel von euch erzählt. Es ist beinahe so, als würde ich euch ebenfalls schon lange persönlich kennen. Justus brummte irgendetwas davon, dass die Freude auch ganz seinerseits war, allerdings merkte man ihm deutlich an, dass dem nicht so war.
Schließlich ließen die beiden Justus und Peter herein, wobei Bob nun doch etwas unbeholfen vor Peter im Wohnzimmer stand, um verzweifelt eine angemessene Begrüßung zu finden. Doch alles was er raus brachte, war ein einfaches: "Hey."
Peter sah ebenso unbeholfen aus und so kamen die exakt gleichen Worte über seine Lippen, die zuvor Bob verwendet hatte. Ein schlichtes und kurzes „Hey“. Bob versuchte es weiter mit einem Lächeln, bevor erneut das Wort "Hey"über seine Lippen kam. Julien seufzte verzweifelt bei diesem Anblick. "Ja, guten Tag, hey, wir haben es alle kapiert. Seit eurem Kuss ist es komisch zwischen euch beiden." Peter und Bob sahen gleichermaßen schockiert aus, als Julien so unverfroren die Wahrheit aussprach. Peter meinte sogar eine leichte Röte zu sehen, die sich über Bobs Wangen gelegt hatte.
"Ist ja gut. Also, was macht ihr hier?", versuchte Bob nun auch direkt ein neues Thema zu finden.
Die drei Fragezeichen und auch Julien setzten sich im Wohnzimmer auf das Sofa und auf den Sessel, wobei Bob zuvor noch seine Gitarre beiseite legte, an der er noch vor kurzem gespielt hatte. "Tja, das fragst du am besten unseren ersten Detektiv. Der hielt es nämlich für angebracht, mich um 5 Uhr morgens aus dem Schlaf zu reißen, weil er ganz spontan nach New York wollte."
Justus räusperte sich und Bob wusste ganz genau, dass er nun Peter korrigieren würde. "Nun, ich würde nicht gerade behaupten, dass diese Tat einem spontanen Gedanken entsprungen ist. Wie ich bereits Peter erklärt hatte, habe ich gestern noch mit Riley telefoniert und sie äußerte einen Fall. Genau genommen ging es um die Museumseinbrüche, die in letzter Zeit hier in New York stattgefunden haben. Hierbei erwähnte sie, dass sie durchaus unsere Hilfe benötigen könnte. Nun, da wir selbst keine großartigen Pläne für diese Woche hatten, habe ich beschlossen zusammen mit Peter hierherzukommen, um den Fall zu lösen. Es wäre immerhin nicht der erste Fall, den wir in dieser Richtung aufklären. Natürlich können wir diesmal Victor Hugenay von unserer Verdächtigenliste streichen. Zwar hatte er es in der Vergangenheit schon Mal geschafft erfolgreich seinen Tod zu fälschen. Aber wenn wir das Alter berücksichtigen, welches er inzwischen haben müsste, würde er wohl kaum dazu in der Lage sein mehrere Museen aus zu rauben."
Julien runzelte etwas die Stirn und musterte dabei Justus von oben bis unten.
"Museumseinbrüche? Das nenne ich mal eine wirklich billige Ausrede. Ich meine, klar gab es in letzter Zeit einige Einbrüche, das stimmt schon. Allerdings wurde der Fall schon längst gelöst, um genau zu sein noch gestern am späten Abend. Vielleicht hast du Riley einfach nicht gut genug zugehört." Justus schnaubte. "Ich habe ihr sehr wohl zugehört und natürlich, glaubt die Polizei den richtigen Täter gefunden zu haben, allerdings hatte Riley auch ihrer Mutter aufmerksam zugehört und so festgestellt, dass einige Einbrüche nicht mit dem derzeitigen Täter zusammenpassen. Dass er für manche Taten ein wirklich gutes Alibi hatte. Warum der Täter schließlich gestanden hat, kann ich zu dem jetzigen Stand der Ermittlungen noch nicht eindeutig sagen, aber Riley und ich waren uns einig, dass da irgendetwas nicht stimmt. Und wärst du tatsächlich Rileys fester Freund -" Diese Worte spuckte Justus Jonas förmlich aus. " - dann wüsstest du bereits, das sowohl Riley, als auch ich eine ganz andere Theorie haben." Julien lachte leicht und wandte sein Blick zu Bob. "Du hast mir zwar gesagt, dass er deutlich hochtrabend reden kann, aber ich wollte es nicht wirklich glauben. Nun habe ich ja den Beweis."
Justus sah sich einen Moment lang im Wohnzimmer um. Er war es gewohnt, dass seine Mitmenschen seine Wortwahl als hochtrabende oder gar als schwadronieren bezeichnen würden. Letzteres würde Justus Jonas so nicht unterschreiben, immerhin wusste er immer genau wovon er sprach. Trotzdem hielt er es für unnötig der Konversation zwischen Julien und Bob zu folgen. Schließlich fiel dem ersten Detektiv ein Bild auf und ein kurzes Lächeln erschien auf seinen Lippen, so als hätte er gerade einen schweren Fall gelöst.
"Deine Einschätzung beiseite, hier kommt meine:“, unterbrach er schließlich die Kommentare, die der Andere zu ihm hatte. „Wie ich zu Anfang schon angenommen habe, bist du nicht Rileys fester Freund. Ich würde eher behaupten, dass du ihr Stiefbruder bist. Jedenfalls sprechen die Bilder hier im Raum deutlich dafür. Allein das Bild neben dem Fernseher, worauf zwei Frauen und Riley zu sehen sind. Die eine Frau ist ganz klar Rileys und Bobs Mutter, doch die andere ist nicht direkt mit ihnen verwandt. Natürlich könnte man glauben, dass sie schlicht eine gute Freundin von den Zwillingen wäre, aber die Art wie Rileys und Bobs Mutter und diese Frau zusammen stehen, lässt darauf schließen, dass sie mehr als nur eine Freundin ist. Übrigens eine Beobachtung, die ich dank Riley erlernt habe."
Julien zuckte nur mit den Schultern. "Das kann ja durchaus möglich sein, doch was habe ich damit zu tun? "
Justus erhob sich von dem Sofa und ging zu dem Bild hinüber, um es etwas genauer zu betrachten. "Sie ist deine Mutter, das hast du damit zu tun. Natürlich gehe ich nicht nur von der Hautfarbe davon aus, dass diese Frau deine Mutter ist. Es sind auch die Grübchen. Grübchen werden in vielen Fällen vererbt und ungefähr 20% der Menschen besitzen Grübchen, sowie du und deine Mutter." Julien lachte und hob die Hände, so als wolle er zeigen, dass er unbewaffnet sei.
"Na gut, erwischt. Aber dein Gesichtsausdruck war einfach zu köstlich. Justus, man könnte glatt meinen du wärst eifersüchtig gewesen." Justus schien unbeeindruckt von dieser Aussage. "Ich würde es eher als eine Art Sorge betiteln. Immerhin möchte ich nicht bestreiten, dass mir Riley sehr wichtig ist. Sie ist meine beste Freundin, weswegen ich sie in guten Händen wissen will. Als Eifersucht würde ich es dennoch nicht bezeichnen, immerhin bin ich nicht auf romantische Art an ihr interessiert. Wie Riley wahrscheinlich bereits erwähnt hat, habe ich eine feste Freundin und auch hier bin ich nicht wirklich eifersüchtig. Ich finde Eifersucht ohnehin ein schwieriges Thema, da es darauf hindeuten würde, dass ich meinem Partner oder in meinem Fall eher meiner Partnerin nicht vertraue, was ich allerdings tue. Wenn man mit einem Menschen nicht mehr zusammen sein möchte, sollte man dies offen kommunizieren können. Alles Andere wäre eine bloße Verschwendung der Zeit. " Julien gab kein Statement zu den Aussagen von Justus ab, sondern nickte schlicht. Wie er bereits von Bob erfahren hatte, war es manchmal besser Justus einfach bei seiner Meinung zu lassen und sich nicht weiter einzumischen.
"Dennoch bleibt die Frage nun offen, wo sich Riley gerade befindet?", merkte Justus noch an, da er die Blonde bisher nicht gesehen hatte. Bob zuckte mit den Schultern, bereute diese Handlung allerdings sofort, als er den Schmerz spürte der ihm einmal mehr durch die Glieder fuhr. "Sie hat ein Date." Justus rollte leicht mit den Augen. "Lass die Scherze Dritter, dieser kleine Täuschungsversuch hat von Anfang an nicht funktioniert."
Julien grinste nur leicht. "Diesmal ist es kein Scherz und auch kein Täuschungsversuch. Riley hat tatsächlich ein Date, mit ihrem Ex-Freund. Er hat wohl gestern durch Social Media erfahren, dass Riley wieder in der Stadt ist und wollte sich unbedingt mit ihr treffen." Noch immer glaubte Justus diesen Worten nicht. Aber vermutlich lag es daran, dass Julian ihn schon vorhin versucht hatte zu täuschen. Dementsprechend zog er sein Handy aus der Tasche und schrieb Riley eine Nachricht, um sich zu erkundigen, wo sie sich im Augenblick befand. Wenn es stimmen sollte, wollte er es von der Blonden selbst erfahren.
"Also Justus, während du auf die Bestätigung unserer Aussage wartest, können wir nun doch mal endlich klären, wo ihr überhaupt übernachten wollt." Bob fand es schon ein wenig unverschämt, dass Justus nicht mal auf ihn hören wollte. Welchen Nutzen hätte er, wenn er behaupten würde, dass Riley ein Date hatte, aber schlicht nur einkaufen war. Julien klopfte Bob sanft auf die Schulter. "Na, wo Peter schläft, darüber brauchen wir ja nicht diskutieren." Bob hatte wieder diese leichte Röte im Gesicht und auch Peter wurde davon nicht verschont. Trotzdem glaubte Bob nicht, dass es so einfach werden würde, zumal Peter noch gar nichts zu seinem Beziehungsstatus bekannt gegeben hatte. Auf den Social Media Plattformen, war er noch immer an Jeffrey vergeben.
"Das würde Peters Freund bestimmt nicht gefallen." Bob hatte es vermeiden wollen, direkt nachzufragen, ob Peter noch immer mit Jeffrey zusammen war oder nicht. Immerhin hatte er ihm selbst gesagt, dass er ihm genügend Zeit geben würde. An dieser Aussage hielt er auch fest, selbst wenn er nun nicht diese Woche den Abstand hatte, dem er ihn eigentlich gewähren wollte. "Verdammt, ich habe Jeffrey gar nicht geschrieben, dass ich hier bin. Das sollte ich besser nachholen." Doch statt sein Handy herauszuholen und seinem Freund eine Nachricht zu tippen, ging er dann doch lieber aus dem Raum. "Ich glaube ich rufe ihn besser an. Klingt vielleicht besser als eine Nachricht." Bob nickte und merkte wie er sich deutlich unwohler fühlte, als zuvor. Zuvor hatte er nur auf dem Sofa gesessen, während Julien an der Playstation zockte. Er selbst war damit beschäftigt gewesen neue Lieder zu komponieren. Natürlich hatten sie alle das gleiche Thema: Peter und die Hoffnung auf positive Nachrichten.
"Mein Zimmer ist das Zweite links, oder besser gesagt das Gästezimmer."
Peter nickte und verschwand. Gerade in diesem Moment bekam Justus seine Antwort von Riley und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, gefiel ihm diese gar nicht.

Chapter 69: Fall 7: New York - Part 3

Notes:

Ich habe mich mal beim Zeichnen versucht X'D
Hier mein erstes Werk :)
Falls jemand darin talentierter ist, nur zu, ich freue mich über solche Arbeiten :)

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Chapter Text

Bob sah doch ein wenig verwundert den ersten Detektiv an. „Alles in Ordnung Just, du siehst aus, als hättest du in eine Zitrone gebissen.“
In diesem Moment schien sich Justus zu fangen und versuchte eine neutrale Mimik an zu nehmen. „Natürlich ist alles in Ordnung. Es ärgert mich nur, dass ich zugeben muss, dass du und Julien Recht hattet, was Riley anbelangt.“
Julien zuckte nur etwas selbstgefällig mit seinen Schultern. „Haben wir dir ja gesagt. Ich mag den Kerl zwar nicht, aber ist ja Rileys Sache.“ Nun wurde Justus doch etwas hellhörig und wenn man ihn nicht kannte, so könnte man seinen Tonfall als allgemeines Interesse auffassen, was Julien auch tat. Bob hingegen runzelte etwas mit der Stirn, als er Justus Frage hörte.
„Du magst ihn nicht? Warum?“
Julien seufzte leicht und lehnte sich ein wenig auf dem Sofa zurück. „Ach, der Kerl ist einfach schmierig, hält sich für was Besseres, weil sein Vater wohl irgendeinen hohen Posten hat und damit eine menge Kohle verdient. Natürlich gibt er vor Poppy und Mom die perfekte Schwiegersohn Rolle ab, aber alles was ich ehe ist ein Kerl, der viel von sich selbst hält und Riley sowieso nur datet, weil sie hübsch ist. Ich meine, da besitzt sein Vater so viel Kohle, dass er sich wohl einen Privatjet leisten kann, mit dem er sogar mal eben mit Riley über ein Wochenende nach Paris geflogen ist, aber die Unis sind zu weit auseinander, weswegen er sich lieber getrennt hat?“
Justus nickte sachte. Er verstand nur zu gut, woher Juliens Zweifel und Misstrauen kam. Wirklich intensiv hatte er selbst sich noch nicht mit Riley über ihre ehemaligen Beziehungen unterhalten, aber mit den Informationen, die er zuvor hatte, fragte er sich, warum sich Riley erneut darauf einließ.
Gerade wollte Justus noch etwas Anmerken, als Peter zurück kam. „Jeffrey lässt Grüße ausrichten. Habt ihr schon die Schlafsituation geklärt?“ Das brachte Justus auf vorerst von dem Thema Riley ab und Bob atmete durch. „Nicht wirklich. Hier in der Wohnung wäre das Sofa noch eine Option.“

Die Haustür öffnete sich und es erklang die Stimme von Bobs Mutter, welche vorersteine Begrüßung rief und dabei guter Dinge klang. Diese Stimmung schien sich allerdings schlagartig zu ändern, als Poppy Justus erblickte. „Robert, du hattest nicht erwähnt dass deine Freunde kommen.“ Bob erhob sich und nahm seine Mutter kurz in den Arm. „Ich wusste es selbst nicht.“ Daraufhin mischte sich Justus in das Gespräch ein. „Hallo Miss Warnwrick, ich bitte um Entschuldigung, Bob wusste wirklich nicht, dass wir hier auftauchen werden. Es war eine eher spontane Entscheidung, nachdem ich am Abend mit Riley telefoniert hatte.“
Poppys Gesicht wirkte alles Andere als erfreut. Sie ließ ihren Sohn los und ignorierte Justus für einen Moment, um schließlich Peter herzlich in den Arm zu nehmen. „Peter, es ist so lange her, schön dich wieder zu sehen.“ Peter lächelte freundlich und erwiderte Begrüßung und Umarmung, bevor sich die brünette Frau wieder an Justus wandte.
„Und was dich betrifft, Justus Jonas, solltest du dich wirklich entschuldigen. Meine Tochter und mein Sohn wohnen noch nicht lange mit dir zusammen und wie bekomme ich sie wieder vor Augen? Riley hat einen Bänderriss und Robert musste wiederbelebt werden und hat seine Rippen gebrochen! Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass dein Drang nach Gefahren mit dem Älterwerden nachlässt und du durch dein Studium endlich verstehst, dass bestimmte Aufgaben nun mal Arbeit der Polizei sind und nicht von einer kleinen Gruppe von Studenten.“
Für Justus war es nichts Neues, dass Bobs Mutter nicht gut auf ihn zu sprechen war. Schon als sie noch klein waren, hatte Poppy stets Justus für all die Gefahren verantwortlich gemacht, in denen sich die drei Fragezeichen befunden haben. Gänzlich Unrecht hatte sie damit auch nicht. Aber Justus würde nicht so weit gehen und behaupten, dass es ausschließlich seine Schuld war.
„Nun Miss Warnwrick, ich muss ehrlich zugeben, dass dieser Umstand nicht mein Verschulden war, immerhin habe ich diese Entführung nicht gewollt, geschweige denn die Ereignisse, die sich während unserer Zeit in Gefangenschaft ereignet haben.“
Poppy schnaubte. „Ihr verfolgt einen Mörder, der offensichtlich an eurer kleinen Hobbydetektei großes Interesse hat. Statt diese Dinge einfach mit der Polizei zu teilen und den Rest der Arbeit den Behörden zu überlassen, musst du natürlich auch noch tiefer graben und Riley lässt sich natürlich perfekt von dir beeinflussen.“
Peter zog ein wenig den Kopf ein und wusste nicht Recht, was er dazu sagen sollte. Bob versuchte unterdessen seine Mutter davon ab zu halten weiter auf Justus herum zu hacken, was aber keinen Erfolg zeigte. Sie ließ sich von den kurzen „Mom“ Zwischenrufen nicht beirren.
Letzten Endes war es Julien, der eine Hand auf Poppys Schulter legte. „Poppy, beruhig dich. Ich denke nicht, dass das alles allein Justus Schuld war. Ganz davon abgesehen, dass Riley die Letzte ist, die sich hier von irgendwem beeinflussen lässt. Oder soll ich dich wirklich daran erinnern, wie oft sie sich in deine Fälle einmischen wollte, ohne vorher mit Justus in Kontakt gestanden zu haben.“ Ein freundliches Lächeln zierte seine Lippen, während die brünette Frau sich tatsächlich zu beruhigen schien.
„Meinetwegen. Aber damit eines klar ist. In dieser Wohnung ist nicht genug Platz, dass alle hier übernachten können. Die Straße runter ist ein Motel, falls ihr noch keine anderen Pläne habt.“
Damit wandte sich Bobs Mutter um und ging ins Schlafzimmer. Justus schien nicht wirklich negativ von ihren Worten mitgenommen, auch wenn Bob schon mit einer Entschuldigung anfing.
„Alles in Ordnung, Dritter. Auch wenn ich deine Mutter lange nicht gesehen habe, kenne ich das inzwischen. Aber nun zurück zur Übernachtungssituation.“
Julien nickte kurz und Peter schien sich dann doch ein wenig zu entspannen. „Ja, also würde ich das Motel vorschlagen.“, meinte er, wobei Bob ihn zwar ansah, aber sich nicht weiter dazu äußerte.
„Oder Justus übernachtet mit mir bei meinem Dad und Peter hier. Auf dem Sofa, in Bobs Bett, das werdet ihr schon heraus finden.“
Peter lief rot an, während Bob versuchte seinen Blick nun wieder auf Julien zu konzentrieren, nur um Peter nicht ansehen zu müssen, aus Angst die Reaktion könne ihm nicht gefallen.
„Ist es es denn kein Problem für deinen Vater, wenn ich einfach so bei euch Zuhause übernachte?“, fragte der erste Detektiv nach, wobei Julien abwinkte. „Mein Dad ist ohnehin gerade auf Geschäftsreise und wenn er mir schon eine Abschiedsparty erlaubt, wird ein Übernachtungsgast wohl keine Umstände bereiten.“
Justus nickte nachdenklich, während Peter die Augenbrauen hob. „Abschiedsparty? Wo geht es denn hin?“
Im Grunde war Peter nur froh über andere Dinge, als seine Übernachtungsmöglichkeit reden zu können. Vermutlich würde er ohnehin das Sofa in Anspruch nehmen und nicht mit Bob in einem Bett schlafen wollen.
„Nach LA. Ich wollte etwas aus dem elterlichen Schoß entfliehen und nach meiner kleinen Weltreise nach meinem Abschluss, dachte ich, dass es gar nicht so schlecht ist, wenn ich schon Anschluss durch Bob und Riley habe. Zugegeben, werde ich meine ersten Ersparnisse wohl für ein Hotel ausgeben müssen, bis ein Platz im Wohnheim frei wird aber…“
Bob unterbrach ihn. „Ich hatte bereits vorgeschlagen, dass wir mit euch reden könnten, ob er eine Zeit lang bei uns unter kommt. In meinem Zimmer wäre genug Platz für eine Matratze und dann bräuchte er nicht extra für ein Hotel Geld ausgeben. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ein Hotel teurer wäre, als bei uns ein kleinen Betrag bei zu steuern, solange Julien bei uns bleibt.“
Justus sah Julien einen Moment nachdenklich an, während Peter schon ein knappes: „Klar, ist doch keine große Sache.“ von sich gab.
„Was hat Riley zu dem Vorschlag gesagt?“, erkundigte sich der erste Detektiv, wobei Bob etwas schmunzelte. „Riley war begeistert. Julien war schon bevor Mom mit Carol zusammen kam Rileys bester Freund.“
Justus nickte schließlich. „Also gut, da alle dafür sind, denke ich nicht, dass es ein Problem geben wird und Julien bei uns wohnen kann, bis ein Zimmer im Studentenwohnheim frei ist. Ich habe die Angewohnheit Zimmer zu betreten ohne an zu klopfen und meine Gedanken mit zu teilen, auch wenn diese negativer Natur sind und es gesellschaftlich als unhöflich angesehen werden könnte. Bob spielt gerne laut Musik und hat häufig wechselnde Partnerschaften, zudem ist er ziemlich chaotisch. Peter beansprucht den Fernseher immer für sich, wenn seine Lieblingsmannschaft spielt und kommentiert diese Spiele sehr Leidenschaftlich und laut. Ich denke als künftige Mitbewohner sollten wir die schlechten Angewohnheiten der Anderen wissen.“
Auch wenn Bob und Peter deutlich empört drein sahen, grinste Julien. „Gedanken mitteilen, verstanden. Ich gehe gerne feiern und komme dementsprechend auch mal später nach Hause, chaotisch bin ich auch und was wechselnde Partner angeht… Drücken wir es so aus, dass mich bisher niemand so weit beeindruckt hat, dass sich eine Beziehung für mich lohnt. Aber bezüglich schlechte Eigenschaften von Mitbewohnern, du hast Riley vergessen.“
Justus stockte kurz und begann anschließend zu überlegen, so als würde ihm nicht eine schlechte Eigenschaft von Riley einfallen. Allerdings hatte er die Rechnung da ohne Bob gemacht. „Riley sammelt nie ihre Haare nach dem Duschen aus dem Abfluss, lässt überall ihre Bücher rumliegen und der Tamponeimer im Bad steht manchmal kurz vor dem explodieren, wenn man sie nicht fünf Mal darauf hinweist. Bei Musicals muss sie fast immer mitsingen und wir beide kennen das Talent von ihr und was Fälle und Gefahren angeht, steht sie Justus manchmal in nichts nach. Soll ich weiter machen?“
Justus schwieg, während der Dunkelhäutige nur entspannt mit den Schultern zuckte. „Also hat sich bei ihr nichts verändert.“ Bob lachte und konnte dem nur zustimmen.
„Gut, dann hätten wir das nun geklärt. Wenn du möchtest Justus können wir eben zur Wohnung meines Dads, ist nicht weit von hier. Dann kannst du schon mal deine Sachen ablegen.“
Justus stimmte dem Vorschlag zu und sah nochmals Peter an. „Es sei denn du möchtest lieber bei Julien übernachten.“ Peter schüttelte mit dem Kopf. „Schon in Ordnung, außerdem befürchte ich, dass Poppy dich sonst eigenhändig aus der Wohnung jagen würde, wenn du hier vor hast zu übernachten.“
Der erste Detektiv seufzte schwer. „Ja, an ihrer Abneigung mir gegenüber hat sich wohl nichts geändert. Schade eigentlich, ihre Karriere und ihr beruflicher Werdegang sind durchaus beeindruckend und wären vermutlich ein unterhaltsames Gesprächsthema.“
Damit nahm Justus seine Tasche und folgte Julien schließlich aus der Haustür, während Bob mit Peter allein zurück blieb.

Chapter 70: Fall 7: New York - Part 4

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Peter versuchte Bob nicht an zu sehen. Die Stille zwischen ihnen, seit Justus und Julien gegangen waren, war alles Andere als angenehm. Dennoch wusste in diesem Moment keiner von ihnen wirklich, was sie sagen sollten. Es war merkwürdig. Es war nicht mal so, als wollte Peter nicht wissen, wie Bobs Tag bisher war, oder wie er sich fühlte, oder ob es wirklich für ihn in Ordnung war, wenn er hier übernachtete. Aber all die Fragen wollten einfach nicht über seine Lippen kommen.
Auch Bob starrte schlicht die Wand an und versuchte krampfhaft ein Thema zu finden, welches sie beide interessierte, ohne dass zur Sprache kam, was da zwischen ihnen war. Aber jegliche Thematiken führten Bob doch wieder zu der großen Frage, die schwer und unausgesprochen im Raum hing. Was würde ihnen die Zukunft bringen.
„Hast du durst?“, fragte er nach, wobei Peter nur sachte mit dem Kopf schüttelte. „Nein.“ Es war ein Anfang, ein nicht besonders Gelungener, aber dennoch ein Beginn. Gerade wollte Bob sich ein Herz fassen und doch noch den Elefanten im Raum ansprechen, da kam auch schon seine Mutter wieder ins Wohnzimmer und irgendwie war der dritte Detektiv äußerst dankbar für die Ablenkung. „Mom, ist es in Ordnung, wenn wenigstens Peter hier übernachtet?“, fragte er nach, wobei Poppy lächelte. „Natürlich. Ich hole gleich eine Decke und ein Kissen. Hast du Hunger, Peter?“
Bob fand es immer wieder erstaunlich wie wandelhaft die Launen seiner Mutter waren, gerade wenn es darum ging, ob von Justus die Sprache war, oder von Peter. Vielleicht lag es wirklich einfach nur daran, dass Justus für gewöhnlich nach neuen Fällen suchte und Peter dazu neigte, stets die Polizei zu informieren, wenn es ihm zu gefährlich werden sollte.
„Nein, danke. Justus und ich haben vor unserer Ankunft eine Kleinigkeit gegessen.“, er legte ein freundliches Lächeln auf, bevor Poppy nickte und schließlich wieder zurück zum Schlafzimmer ging. „Ihr könnt ja schon mal in Roberts Zimmer gehen und bitte lass deinen Krempel hier nicht wieder rumliegen.“ Bob seufzte leicht und nahm seine Gitarre zur Hand. „Klar, Mom.“
Peter sammelte unterdessen die Blätter auf, welche auf dem Tisch und dem Sofa verteilt lagen. „Wie ich sehe bist du wieder dem kreativen Chaos verfallen.“, merkte der Rotschopf an, wobei Bob doch etwas rot um die Nase wurde. „So ungefähr.“, merkte er nur an. Es war noch nicht mal so, dass er sich vorgenommen hatte an neuen Songs zu arbeiten, aber nach all dem, was vorgefallen war, hatte Bob einfach einige Melodien und Textzeilen im Kopf gehabt, die er aufs Papier bringen musste.

Zusammen mit Peter ging er schließlich in sein Zimmer und legte die Gitarre aufs Bett, während Peter den Stapel an Papier auf den Schreibtisch ablegte. „Das erste Mal, dass ich hier bin.“, stellte er fest und setzte sich auf den Schreibtischstuhl, Bob hingegen ließ sich auf dem Bett nieder. „Es war immer merkwürdig Ferien ohne dich hier zu verbringen, na ja und ohne Justus.“
Peter nickte. Auch er hatte Bob in diesen kurzen Zeiten vermisst, wenn er mal nach New York gereist war, aber das wollte er nun nicht äußern. Trotzdem wollte er auch nicht wieder dieses merkwürdige Schweigen zwischen ihnen und so konzentrierte er sich lieber auf ein Thema, woran sie beide Freude haben würde. „Und? Magst du mir was von deinen neuen kreativen Ergüssen vorspielen, oder ist noch nichts so weit?“, fragte er nach. Bob war wirklich talentiert und auch wenn Peter sich wenig mit Komposition auskannte, so hieß das nicht, dass er gute Musik nicht zu schätzen wusste.
Bob räusperte sich und fuhr sich nervös über den Nacken. Sonst hatte er keine Probleme Peter etwas vor zu spielen und seine Meinung ein zu holen. Sonst drehte sich sämtliche Musik auch nicht allein um Peter.
„Okay, aber… Fertig sind sie noch nicht und lass dich bloß nicht beeinflussen.“ Peter sah recht verwirrt drein, aber willigte ein. Bob kramte in dem Stapel der Blätter und zog schließlich einige Exemplare hervor, bevor er sich wieder auf das Bett setzte und die Gitarre zur Hand nahm.

„Don’t leave me alone
You know I’m afraid when you’re gone
Why are you turning away
I’m not ready for this day
Don’t leave me alone
You know I’m afraid when you’re gone
Which way do you choose
I’m not ready to loose
Take my hand and promise me again
you will be forever my friend
You very well know
I’m afraid to be alone.“

Peter hörte dem Text zu und jetzt verstand er auch, was Bob damit meinte, dass er sich davon nicht beeinflussen lassen sollte. Aber im Grunde hatte er auch nichts Anderes erwartet, immerhin ließen sich kreative Arbeiten oft von Stimmungen beeinflussen. „Klingt…“, begann Peter. „Du musst es nicht kommentieren.“, fuhr Bob ihm über den Mund, aus Angst er könnte ihn doch irgendwie beeinflussen. Aber er wollte, dass Peter die Entscheidung ganz allein von sich aus fiel und nicht, weil er sich dazu gedrängt fühlte.
Der Blonde räusperte sich und wollte schon die Gitarre mit den Worten „War eine blöde Idee“ weglegen, da legte Peter eine Hand auf seinen Arm.
„War es nicht, kannst du noch etwas spielen? Vielleicht etwas fröhlicheres?“ Er schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und Bob ließ sich tatsächlich dazu überreden.

„I’m gonna be your dream without limit
Gonna be by your side every minute
I’m looking for you- no distance to far
I’ll be there for you – wherever you are

I’m your light when shadows growing tall
Be your guard when you’re feeling small
Gonna be the shotgun in your car
I’ll be there for you – wherever you are“

 

Unterdessen waren Justus und Julien in der Wohnung angekommen. „Mein Zimmer ist den Flur runter, ich werd einfach im Schlafzimmer meines Dads schlafen.“, erklärte der Andere und Justus nickte knapp, bevor er die Sachen auf das Zimmer brachte. Anschließend kam er auch schon wieder in den Flur, da er die Tasche nur kurz abgestellt hatte. Justus kam sich doch in gewisser Maßen fehl am Platz vor, wenn er nun einfach auspacken würde. Davon abgesehen, würde er sich ohnehin vornehmen Julien ein wenig kennen zu lernen, da er in der kommenden Zeit sein Mitbewohner werden würde. Vielleicht hätte er sich auch weniger für den Anderen interessiert, wenn Riley ihm nicht gezeigt hätte, dass es sich manchmal lohnte Leuten eine Chance zu geben. Zwar hatte die Sache mit dem Streich keinen guten Eindruck hinterlassen, aber das hatte Riley bei ihm am Anfang auch nicht und nun wollte er sie nicht mehr missen.
Die Wohnung war groß und der erste Detektiv wunderte sich nicht, dass Julien hier die Abschiedsparty halten wollte. Er fand Julien in dem großen Wohnzimmer wieder, welches modern eingerichtet war und die Dekoration offenbar sparsam gehalten wurde. Ein großes Bild an der Wand und hier und da ein paar Vasen mit falschen Blumen.
„Schon ausgepackt?“, fragte der Andere nach, wobei Justus kaum merklich den Kopf schüttelte. „Ich empfand es als höflicher mich zunächst mit dir zu unterhalten. Davon abgesehen habe ich nicht so viele Dinge dabei, dass ich sie unnötig in deinem Zimmer verteilen müsste.“
Julien schmunzelte etwas, erwiderte allerdings nicht auf die Erklärung von Justus. Er bot ihm stattdessen etwas zu trinken an, was Justus dankend annahm.
„Hättest du vielleicht Informationen zu den Museumseinbrüchen. Zwar hatte mir Riley schon am Vorabend eine gute Übersicht verschafft, allerdings hatten wir seither kaum Gelegenheit darüber zu reden. Mit dem Date, weiß ich jetzt auch warum.“
Julien fand es schon etwas eigenartig, dass Justus nun das Date erwähnte, statt den Flug hierher. Immerhin hatte er in der Zeit auch nicht telefonieren oder schreiben können. Andererseits schien Justus ohnehin ein wenig anders zu sein, was er hauptsächlich von Rileys Erzählungen ableitete. Dementsprechend würde er sich davor hüten und zu viel in diese Aussage hinein interpretieren. Bei Bob war es beispielsweise etwas ganz Anderes. Aber Justus schien nicht der Typ für großartige Kundgebungen oder kodierte Liebeseingeständnisse zu sein.
„Sorry, ich bin nicht wirklich so ein Detektiv-Kerl. Klar schnappe ich das ein oder Andere durch Poppy oder Riley auf, aber das war es auch schon. Riley ist das Hirn, Lesley der Nerd und die Sass-Queen und ich bin eben sowas wie der große Bruder der aufpasst und gut aussieht.“
Justus schien von seiner Antwort nicht gerade amüsiert und Julien fragte sich wirklich, ob es eine so gute Idee war Zeit mit ihm alleine zu verbringen. Nicht, dass er ihm unsympathisch war, aber so langsam zweifelte er daran, ob der Schwarzhaarige Humor besaß.
Es wurde still und Julien war wirklich dankbar, als es an der Tür klingelte. „Vielleicht sind es Bob und Peter.“, stellte er seine Vermutung in den Raum, um schließlich die Tür zu öffnen. Kurze Zeit später stand auch schon Lesley vor ihm und fiel dem Anderen um den Hals.
„Super, du bist hier. Ich dachte erst, ich versuche es bei Riley, aber dann fiel mir ein, dass sie ja ein Date mit Mr. Lackaffe hat. Also, dachte ich, ich komme vorbei und wir überlegen uns, wie wir Riley am Besten davon überzeugen, dass sie ihre Zeit nicht mit ihm verschwenden sollte, sondern sich lieber an…“ Während sie ihre Erklärung für ihr Erscheinen abgab, war sie einfach weiter ins Wohnzimmer gelaufen und hörte erst auf zu Reden, als sie die ihr fremde Person dort stehen sah. Fragend blickte sie zunächst Justus an und wandte sich dann an Julien. „Ist das der den ich denke, der da steht und nicht woanders ist, sondern direkt hier, statt nicht hier zu sein?“ Die Frage ratterte sie so schnell hinunter, dass auch Justus Schwierigkeiten hatte ihr zu folgen.
So wie es schien war die Brünette deutlich aufgedrehter, als man vielleicht auf dem ersten Blick vermutet hätte. Außerdem schrieb Justus ihr allein beim Anblick eine große Portion Selbstbewusstsein zu, wenn man ihr Outfit betrachtete. Er selbst hatte seit geraumer Zeit einige Kilos verloren und fühlte sich noch immer relativ unwohl am Strand eine Badehose ohne T-Shirt zu tragen. Aber Lesley, schienen solche Dinge nicht zu stören. Kurze Hose, Crop-Top und dazu Overknees, trotz des erkennbaren Übergewichtes. Justus wäre der Letzte, der sie als dick bezeichnen würde, aber er hatte deutlichen Respekt, dass sie sich das traute, was er sich nie getraut hätte.
Julien zuckte bei der Frage von Lesley nur mit den Schultern, bevor diese sich wieder umdrehte. „Justus Jonas, in New York. Hab mich immer schon gefragt wie du so in Real aussiehst.“
Justus warf einen verwirrten Blick zu Julien, räusperte sich und reckte Lesley dann eine Hand entgegen. Dies ignorierte die Brünette allerdings und schloss den ersten Detektiv einfach in eine Umarmung. „Entspann dich, wir sind doch quasie gute Freunde. Riley ist deine beste Freundin, ich bin Rileys beste Freundin.“
Justus war sprachlos. Er war es durchaus gewohnt, dass Jeffrey oder Peter so energiegeladen sein konnten, aber das hier übertraf die Beiden bei Weitem. „So würde ich das nicht gerade…“, fing er gerade an, als Lesley auch schon wieder das Wort ergriff.
„Also, mal eben spontan nach New York fliegen, weil eine gewisse Blondine was von einem Fall erzählt hat. Weiß deine Freundin, dass du hier bist?“
Justus verstand den Zusammenhang nicht wirklich, jedoch bemühte er sich möglichst freundlich, aber auch bestimmt zu bleiben. „Ich hatte noch keine Gelegenheit Lys zu informieren, falls dies deine eigentliche Frage war. Auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen kann, wie du von einem Fall auf Lys zu sprechen kommst.“
Lesley gluckste leicht und klopfte Justus auf die Schulter. „Schon klar. Wer fliegt dann nicht mal eben durch halb Amerika, nur um einen Fall zu lösen.“ Ihre Worte trieften nur so von Sarkasmus und Justus straffte die Schultern. „Ich muss doch sehr bitten, ich bin schon sehr viel weiter gereist für einen Fall und das Riley anmerkte, dass sie meine Unterstützung brauchen könnte, habe ich diese Reise auf mich genommen. Und auch wenn ich langsam verstehe, was du hier andeuten möchtest, muss ich dich doch enttäuschen. Riley und ich sind sehr gute Freunde und eine solche Reise hätte ich auch für Bob und Peter unternommen. Davon abgesehen kennt meine Freundin meine Angewohnheiten, sobald es um einen Fall geht und wenn du mich nun entschuldigst, ich habe ein Telefonat zu führen.“
Damit verließ Justus den Raum und Julien sah Lesley recht mahnend an. „Was denn? Der kann mir nicht erklären, dass er wirklich nur wegen einem Fall hier ist. Würde ich die daten in meine Matching-App einspeisen, würde zu 100% rauskommen, dass er voll in Riley verschossen ist und wir könnten Mr. Lackaffe wieder in das Loch zurück schicken, aus dem er gekrochen ist.“
Julien seufzte. „Meinst du die App, die du in der 9. Klasse entwickelt hast und die der Meinung war, dass Riley meine ideale Partnerin ist?“ Lesley sah ertappt aus. „Ich hatte damals eben noch nicht die Info, dass du schwul bist.“, verteidigte sie sich, wobei Julien noch weniger begeistert aussah. „Ich habe daraus nie ein Geheimnis gemacht.“ Lesley winkte ab, so als sei diese Information wieder weniger relevant.

Justus hatte sich unterdessen in Juliens Zimmer begeben und wählte Lys Nummer, um ihr zu sagen, dass er nach New York gereist war. Es dauerte nicht lange, als sie abhob und nach einer kurzen Begrüßung erklärte er ihr die Situation.
„Du bist in New York? Ganz spontan? Hast du etwa vergessen, dass morgen mal ein lang ersehnter freier Tag ist und wir eigentlich ins Kino wollten? Nach den ganzen Dingen in letzter Zeit, hattest du es mir fest versprochen!“, kam es vom anderen Ende der Leitung und es schlich sich doch ein schlechtes Gewissen bei dem ersten Detektiv ein.
„Es tut mir auch wirklich Leid, Lys. Aber Riley hat hier einen Fall und brauchte meine Unterstützung. Es ist auch immerhin nicht das erste Mal, dass ich aufgrund eines Falles verreise.“ Er hörte Lys am anderen Ende höhnisch schnauben. „Hat sie dich darum gebeten? Justus, komm bitte noch morgen nach New York und du hast sie erinnert, dass du ein Date hast und hast dich dann breitquatschen lassen, oder wie darf ich mir das vorstellen?“
Justus setzte sich auf das Bett. „Nicht direkt, um ehrlich zu sein hat sie von dem Fall berichtet und ich hatte unser Date vergessen. Aber wenn ich wieder komme, mache ich es wieder gut. Diesmal wirklich.“, versuchte er die Wogen zu glätten, was allerdings misslang. „Spar es dir! Ich habe keine Lust mehr auf deine leeren Versprechungen.“ Und damit legte Lys auf.

Chapter 71: Fall 7: New York - Part 5

Chapter Text

Justus wusste dass er es versaut hatte. Er atmete einmal tief durch und fragte sich, was an dem Ganzen hatte so schief gehen können. Natürlich, war es nicht gerade eine Glanzleistung gewesen einfach in den nächstbesten Flieger zu steigen, nur um dann in New York zu landen. Hinzu kam, dass er kein einziges Wort von seinem Plan erzählt hatte. Dementsprechend konnte er schon nachvollziehen, dass Lys über den Zustand nicht gerade erfreut war. Was er allerdings nicht verstand, war die Tatsache, dass sie ihn schon so viele Jahre kannte und genau wusste, wie weit Justus ging, wenn es einen neuen Fall gab und trotzdem sauer war. Denn so wie es sich anhörte, war sie nicht gerade sauer, weil er einfach nichts von seinen Plänen erzählt hatte. Mal ganz davon abgesehen, dass er nichts groß hätte sagen können, da dieser Plan doch eher einer spontanen Eingebung geschuldet war. Sie schien mehr über die Tatsache verärgert, dass er tatsächlich einfach nach New York gereist war, obwohl dort ein neuer Fall auf ihn wartete. Dies war nicht das erste Mal, dass er solche Dinge unternahm. Und definitiv würde es auch nicht das letzte Mal sein.Fakt war, dass er nun erstmal ein wenig Abstand von Lys brauchte. Er würde sich Gedanken darüber machen, inwieweit sie am besten an dieser Situation arbeiten könnten, sobald dieser Fall gelöst war. Schluss machen stand nicht auf seiner To-Do-Liste, immerhin mochte er sie. Wenn er so darüber nachdachte und auch die anderen Mädchen in Betracht zog, für die er bisher Gefühle gehegt hatte, passte Lys doch am besten zu ihm, oder? Jedenfalls fiel ihm spontan niemand ein, der sie ersetzen könnte. Für den er ebenso tiefe Gefühle hegte.
Natürlich gab es jemanden, wenn Justus ganz genau darüber nachdachte. Jemand der ihm wichtig war. Zugegeben, bei dieser Person würde er auch nicht von ersetzen sprechen. Es war einfach anders, auf eine sehr angenehme Art. Dennoch verdrängte er diesen Gedanken ganz bewusst. Er wollte nicht darüber nachdenken, wollte sich nicht in der Situation sehen, in der er Bob einige Erklärungen schuldig war. Mal ganz davon abgesehen, dass Riley ohnehin kein Interesse an ihm hatte, sonst würde sie wohl kaum auf ein Date gehen und davon abgesehen hätte sie schon vorher etwas gesagt. Zumindest versuchte sich der erste Detektiv genau das einzureden.
Natürlich gab es da diese Gefühle, die ihm sagten, dass vielleicht doch mehr war, als dass er sich bereit war ein zu gestehen. Dennoch versuchte er es so tief wie möglich in seinem Inneren zu vergraben.. Denn Fakt war auch, dass die Hinweise hierzu deutlich gering waren. Es würde einfach nicht passen. Mit allem, was er von Riley wusste, und wie sie sich ihm gegenüber verhielt, würde es nicht passen.
Verärgert schnaubte Justus. Verärgert deswegen, da er nun doch mehr darüber nach gedacht hatte, als ihm eigentlich lieb war. Er war vergeben, vergeben an Lys, die er nie hatte vergessen können. Und mal von diesen kleinen Streitigkeiten abgesehen, lief es doch wirklich gut.
Justus war bereit wieder zu den anderen zu gehen, als das Telefon klingelte. Doch nicht irgendein Telefon, es war das Telefon. Das Telefon, was ihnen Jack hatte zukommen lassen. Genau in diesem Moment ärgerte sich der erste Detektiv, dass er einfach hergeflogen war. Bevor Riley von ihren Plänen erzählt hatte, mit Bob nach New York zu reisen, hatte er nicht daran gedacht ebenfalls hier her zu kommen, falls Jack the Ripper sich melden würde. Doch genau dieser Gedanke war verschwunden, als Riley ihm von diesem Fall erzählte und dabei erwähnte, dass es bestimmt leichter wäre, den Fall gemeinsam zu lösen. Und wie man nun sah, musste er jetzt wohl mit den Konsequenzen leben.
Er nahm den Anruf entgegen und wie gewohnt war da diese verzerrte Stimme. "Ihr habt euch also Urlaub genommen? Und das, obwohl ich noch immer auf freiem Fuß bin? Ich muss schon sagen, dass ist sehr leichtsinnig von euch. Aber wie dem auch sei, mit den Folgen werdet ihr spätestens dann leben müssen, wenn ihr wieder zu Hause seid. Euren Tipp, habt ihr euch nicht verdient, das hat mir der Puppenspieler in allen Einzelheiten berichtet. Aber keine Sorge, sobald ihr wieder hier sein werdet, werdet ihr natürlich auf die Suche geschickt. Ich möchte mir das Schauspiel doch nicht entgehen lassen, wir ihr verzweifelt versucht mich zu schnappen und es euch nicht gelingen wird, solange ich es nicht selber will. Da hilft euch auch die Polizei nicht weiter. Die waren schon damals zu unversiert. Aber ihr scheint mir auch keine guten Gegenspieler… So große Detektive, und doch hättet ihr wohl lieber daran getan bei verschwundenen Papageien und entflohenen Katzen zu bleiben. Bis dahin Sherlock, haltet euch bereit. "
Justus hatte während des Telefonats versucht, Jack the Ripper zu unterbrechen, ihm Fragen zu stellen, um so möglichst viele Informationen aus ihm herauszulocken. Aber schon beim zweiten Versuch, hatte er bemerkt, dass Jack sich davon nicht beirren ließ. Beinahe als wäre dieses Telefonat auf einem Band aufgenommen und wieder abgespielt worden. Doch wäre das der Fall gewesen, hätte man das vermutlich gehört. Dementsprechend hatte er es aufgegeben und nur noch der verzerrten Stimme gelauscht. Nun war ihm einmal mehr bewusst geworden, dass es ein Fehler gewesen war hierher zu kommen. Riley hätte den Fall sicherlich auch ohne ihn gelöst. Sie hatte Bob an ihrer Seite und offensichtlich auch ein Date. Doch irgendetwas tief in ihm, hatte ihm gesagt, dass er Riley das nicht alleine überlassen konnte. Er hatte bei ihr sein müssen, selbst wenn es nur um Museumseinbrüche ging.
Justus trat aus dem Zimmer hinaus und blickte Julien und Lesley an."Ich muss zurück zu Peter und Bob, Jack hat sich wieder gemeldet." Julien warf einen Blick zu Lesley und diese nickte. "Willst du nicht Riley darüber informieren?" Justus biss sich auf die Lippe und schüttelte anschließend mit dem Kopf. "Sie... Hat ein Date, da kann ich ihr schlecht wegen eines Anrufes auf die Nerven gehen. Ich kann sie auch immer noch informieren, wenn sie wieder zurück ist. Riley würde für mich das Gleiche tun." Und damit verließ er schon die Wohnung, während Lesley ihr Telefon hervor holte und damit begann eine Nachricht zu tippen. Julian sah sie etwas verwundert an, zuckte dann aber mit den Schultern. Er wusste, dass Lesley gerade Riley informierte. Er ahnte genauso wie Lesley, dass Riley nicht wirklich Interesse an diesem Date hatte, dass es schlicht eine Ablenkung war. Vielleicht eine Ablenkung, die sie selbst gar nicht so bemerkte. Dennoch bezweifelte er ganz stark, dass Riley wirklich noch tiefe Gefühle für ihren Ex-Freund hatte. Dementsprechend hätte er vermutlich nach kurzer Zeit genauso reagiert wie Lesley und Riley einfach geschrieben, dass sich Jack the Ripper wieder gemeldet hatte.

Nachdem Poppy die Decke und das Kopfkissen für Peter ins Zimmer gebracht hatte und die Zimmertür wieder geschlossen war, schaute Bob auf die freie Bettseite. “Wir können meine Mom auch fragen, ob du eine Gästeliege oder so bekommst.”, schlug er vor und schluckte. Er hatte die Hoffnung, dass er nicht gerade die Grenze überschritten hatte Peter in seiner eigenen Entscheidung zu beeinflussen.
Der Rotschopf hingegen schüttelte nur sachte mit dem Kopf. “Schon okay. Ist ja nicht so, als ob du gleich über mich herfällst, nur weil wir uns ein Mal mehr ein Bett teilen.” Bob nickte. “Auch wenn ich es gerne tun würde.” Bob wurde bei seiner eigenen Aussage rot und sah Peter entschuldigend an. “Also, so war das nicht gemeint. Ich meinte natürlich nur wenn du das auch willst und nicht solange du Jeffrey hast und auch nicht sofort. Was nicht heißt, dass ich es mir nicht vorstellen kann. Aber ich denke nicht ständig daran, falls du das jetzt denkst…” Zu Bobs Erstaunen fing Peter an zu lachen, als dieser verzweifelt nach Erklärungen suchte und dabei versuchte Peter nicht zu nahe zu treten.
“Entspann dich, Bob. Du brauchst nicht die ganze Zeit auf Zehenspitzen um mich herum schleichen.”, erklärte er und schmunzelte. “Aber dieser Rotton steht dir, daran könnte ich mich glatt gewöhnen.”
Bob schnaubte etwas. “Sehr witzig. Ich versuche nur Rücksicht zu nehmen.”, erklärte er sich und wirkte nahezu beleidigt, was Peter dazu veranlasste den Schreibtischstuhl zu verlassen und sich neben den Blonden auf das Bett zu setzen.
“Vielleicht will ich aber gar nicht, dass du Rücksicht nimmst. Ich möchte mich weiter mit dir unterhalten können, selbst wenn es darum geht wie gern du mich nackt sehen würdest.” Peter grinste frech und Bob schnappte nach Luft. “Das habe ich überhaupt nicht gesagt!”, stellte er klar und schlug Peter sanft gegen seinen Oberarm. “Aber gedacht.”, konterte Peter, woraufhin Bob wieder etwas rot wurde, aber versuchte seine Gesichtsfarbe unter Kontrolle zu bringen.
“Seit wann bist du so… so…” - “So gut im Kontern, dass ich dich rot anlaufen lassen kann?”, fragte Peter nach, wobei Bob ihm keine Antwort gab, sondern nur seine Lippen aufeinander presste.
Es stimmte, eigentlich war es sonst immer Bob gewesen, der flirten konnte, was das Zeug hielt und dabei jedes Mädchen - und wie er auch feststellen durfte, jeden Typen - um den kleinen Finger wickelte. Peter selbst hatte solche Aussagen nie gegenüber Kelly getätigt. Jeffrey hingegen. Auch wenn er Anfangs sehr unsicher war, so hatte er ihm doch eine gewisse Portion Selbstbewusstsein gegeben, sodass er selbst nicht mehr versuchte sich zu verstellen, oder irgendwie dazu zu passen.
Peter atmete durch. “Was Sex und darüber reden anging, oder wen man attraktiv findet, habe ich mich immer zurück gehalten, da ich die Antwort für mich selbst nie kannte. Inzwischen ist das Anders. Ich weiß, dass ich schwul bin. Dass ich nur mit Kelly zusammen war, weil ich sie gut leiden konnte und gedacht habe, dass man genau das spürt, wenn man verliebt ist. Spoiler: Ich lag falsch. Kelly war immer eine sehr gute Freundin, aber Liebe… Vielleicht platonisch, aber nicht auf romantische Art und Weise. Na ja und jetzt, da du und Justus über alles Bescheid wisst, habe ich nicht mehr diesen Drang meine Gedanken unter Verschluss zu halten.”
Bob nickte sachte. So hatte er sich damals gefühlt, als er bei Sax Sandlers angefangen hatte. Zwar hatte er seine Bisexualität nie an die große Glocke hängen wollen, dennoch hatte ihm die Zeit dort geholfen, sich selbst besser kennenzulernen, weswegen er auch mehr aus sich herausgekommen war.
“Und Jeffrey?”, fragte Bob nun doch etwas vorsichtig nach, wobei Peter nur knapp mit den Schultern zuckte. “Er hat mir auch ziemlich viel geholfen und ich mag ihn wirklich sehr. Weswegen mir die momentane Entscheidung auch nicht gerade leicht fällt. Ich weiß, dass ich Jeffrey nicht als guten Freund verlieren werde, wenn ich mich von ihm trennen würde. Dennoch weiß ich gerade wirklich nicht, wo ich mit meinen Gefühlen stehe. Jeffrey ist mir sehr wichtig, aber du bist es auch. Einerseits wäre es mir lieber, wenn sich nichts ändert und dann will ich doch wieder, dass sich alles ändert. Verstehst du, was ich meine?”
Bob musste zugeben, dass er mit so viel Ehrlichkeit nicht gerechnet hatte. Einerseits tat sie gut, da sie ihm eine gewisse Hoffnung gab. Andererseits schmerzte sie auch, da Peter nicht gerade davon sprach sich nun von Jeffrey zu trennen, um mit ihm zusammen zu sein. Trotzdem verstand er es. Er verstand es sehr gut, dass eine Beziehung zwischen ihnen beiden Vieles ändern würde und ob sie beide bereit waren diesen Schritt zu gehen, war fraglich.
“Wann sind diese Dinge mit Gefühlen eigentlich so kompliziert geworden?”, fragte Bob nach, was Peter dann doch wieder zum Schmunzeln brachte. “Seit Riley mir klar gemacht hat, dass ich schwul bin?” Es war grob geraten und brachte Bob dazu mit den Augen zu rollen.
“Ich würde ja eher sagen, seit du beim Beachvolleyball der Meinung warst dein Shirt aus zu ziehen, danach ein Eis essen wolltest und die Kugel auf deiner Brust landete, statt in deinen Mund. Nur um dann beinahe unschuldig über deinen Waschbrettbauch zu rutschen.”
Peters Schmunzeln wurde zu einem Grinsen, bis er dann doch verstand, was Bob damit im Grunde ausdrückte. “Das ist mir nur ein Mal passiert und das ist auch schon Jahre her.”, stellte er fest, wobei Bob gespielt unschuldig mit den Schultern zuckte. “Ich kann auch nichts dafür, dass du viel zu häufig wie gephotoshopped aussiehst.”
Nun war es Peter der etwas rot wurde und Bob grinste siegessicher. “Siehst du, ich kann das auch sehr gut.”, merkte er nur an.
“Das ist nichts Neues, Bob.” Peter könnte wohl Millionen Momente aufzählen, wo er wegen Bob rot angelaufen war. Aber das würde vielleicht gerade jetzt etwas zu weit führen. “Ich hoffe, es ist okay für dich, wenn ich mir trotzdem noch Zeit nehme, um über uns nach zu denken. Ich meine, ich habe Gefühle für dich, die wirklich nicht rein platonischer Natur sind. Aber die für Jeffrey kann ich da noch nicht ganz einordnen und bevor ich das nicht klar und deutlich weiß, kann ich dir einfach keine Entscheidung geben.”
Bob nickte verständnisvoll. “Kein Problem. Klar, wird das nicht leicht, aber danke, dass du mir das sagst.”
Peter zuckte mit den Schultern. “Keine Sorge, jetzt wo ich von deinen Gefühlen weiß, werd ich auch Rücksicht nehmen. Dann bist du immerhin nicht gänzlich in der Situation wie deine Schwester mit Justus.”
Noch als Peter die Worte sagte, hielt er sich schnell die Hand über den Mund und sah deutlich schockiert aus. Er fühlte sich deutlich schlecht, dass er das mit Riley einfach so ausgeplaudert hatte, wo sie doch offensichtlich Bob nie auch nur ein Wort über seine Gefühle gesagt hatte.
Allerdings winkte der Blonde ab. “Keine Sorge, sie hatte es mir gesagt, irgendwie. Beziehungsweise habe ich später einfach Eins und Eins zusammen gezählt.”, merkte er an, wobei Peter nun langsam seine Hand von seinem Mund nahm und die Stirn runzelte. “Und du hast kein Problem damit?”, fragte er nach, während sowohl er, als auch Bob gar nicht mitbekamen, dass die Tür zum Zimmer geöffnet wurde.
“Ich bin zwar nicht gerade freudestrahlend umher gesprungen, aber wenn Riley ihn liebt, was soll ich da schon machen. Außerdem ist es mir lieber so, als irgendjemand Anderes. Ich meine, keine Ahnung, was das für die vier Detektive bedeuten würde, aber selbst wenn sie sich entschließen sollten zusammen zu ziehen, sollte alles gut laufen, wäre das eigentlich nicht so schlecht. Irgendwie passen sie ja auch zusammen.”
Justus räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Er hatte das Gespräch angehört und wollte eigentlich nicht weiter stören. Belauschen hatte er die Beiden auch nicht wollen, aber da hatte seine Neugierde wieder gesiegt. Wie er feststellte sehr zu seinem Leidwesen. Es brachte ein komisches Gefühl in ihm hervor, dass Riley einen Typen datete und Bob so gar kein Problem mit ihm hatte, obwohl er ihn selbst vermutlich nicht mal gut genug kannte.
Dennoch war sich Justus bewusst, dass nun nicht der richtige Zeitpunkt war, um darüber zu reden, weswegen er auch gleich erklärte, dass sich Jack gemeldet hatte.

Chapter 72: Fall 7: New York - Part 6

Notes:

Hallo ihr Lieben :)

In diesem Kapitel habe ich nun endlich die Zeit und den Platz gefunden auch die damaligen Opfer von Jack the Ripper näher zu beleuchten. Es tut mir Leid, dass es damit so lange gedauert hat, jedoch wollte ich, dass es in den Verlauf passt und auch damit klar wird, dass die Detektive eben auch manchmal in verschiedene Richtungen recherchieren müssen. Beziehungsweise nicht all das geballte Wissen zu beginn haben, was mir als Autor durch meine Recherchen zur Verfügung steht.
Auch finde ich es gut, dass sogar darum gebeten wurde die Geschichte der Opfer zu beleuchten.

Nun viel Spaß beim lesen :)

Chapter Text

Peter und Bob fragten sich für einen Moment, wie viel Justus gehört hatte, von dem, was sie gesagt hatten. Aber da er weder genau nach Riley fragte, noch genauere Informationen zu der Aussage wollte, nahmen beide an, dass er vielleicht nur den Schluss mitbekommen hatte und sich nicht weiter dafür interessierte, um wen es sich dabei handelte.
„Jack hat sich also gemeldet?“, fragte Bob nach, um schnell auf das Thema zu lenken, weswegen Justus eigentlich hergekommen war.
„Ja… Er hatte mich soeben kontaktiert. Wir hätten nicht herkommen dürfen.“ Der erste Detektiv klang etwas bitter und Peter hob die Brauen. „Es war deine Idee.“ Eine Erinnerung, die Justus in dem Moment wirklich nicht gebrauchen konnte. Er wusste, dass es seine Idee war und doch bereute er sie gerade in diesem Moment.
„Er hat mich schon gewarnt, dass Arbeit auf uns lauert, sobald wir alle wieder zurück sind.“ Wobei er noch innerlich ein ‚falls‘ dran hing. Es konnte auch möglich sein, dass sich Riley dazu entschloss hier zu bleiben. Logisch betrachtet war dies komplett abwegig, aber man machte schon sehr merkwürdige Dinge, wenn man verliebt war. Ein gutes Beispiel war hierbei, dass er tatsächlich in Erwägung gezogen hatte für Brittany seine moralischen Vorstellungen über den Haufen zu werfen.
Er hoffte nur, dass die Logik hier siegen würde und dass Riley davon absah wieder nach New York zu gehen. Auch wenn er sich sonst weniger für sentimental hielt, so glaubte er nicht, dass er ohne Riley wirklich weiter arbeiten wollen würde.
Auch wenn er es nicht wirklich zugeben konnte, weder vor sich selbst, noch vor seinen Freunden, so war das gerade hier das beste Beispiel. Riley war gerade mal einen Tag nicht da und schon musste er bei ihr sein. Dennoch schob er es weiter ganz bewusst auf den Fall.

„Wie dem auch sei. Jack hat uns eine Warnung zukommen lassen, dass er Arbeit für uns hat, sobald wir wieder in Los Angeles sind. Einen Tipp wollte er mir aufgrund des Puppenspielers nicht geben, wobei ich nicht annehme, dass dieser besonders hilfreich gewesen wäre.“
Bob nickte zustimmend. „Wenn man es so betrachtet, könnte es wirklich alle Frauen betreffen, die in eine Art Ungnade gefallen sind.“
Peter sah deutlich verwirrt aus. „Wie meinst du das?“
„Nun, um die Taten des damaligen Jack the Ripper zu verstehen, also quasie dem Original, habe ich mich ein wenig näher mit seiner Vorgehensweise und mit seinen Opfern beschäftigt. Grob gesagt, waren nicht viele von ihnen wirklich als Prostituierte beschäftigt. Den Namen als „Prostituiertenmörder“ bekam er fälschlicher Weise, da er Frauen umbrachte, die in diesem Sinne gesellschaftlich abgestiegen waren, wie Prostituierte. Nach heutigem Standard sind diese Ansichten natürlich komplett überholt und einer deutlich toxischen Maskulinität die für die damalige Zeit sehr gängig war geschuldet.“
Peter sah fragend zu Bob, da er im Grunde nur die Hälfte verstand, was Justus nun eigentlich sagen wollte und hoffte, dass der Blonde ihm etwas mehr Klarheit verschaffen könnte.
„Riley hatte mir schon gebeten mich näher mit den Opfern zu befassen, da meistens nur Jack the Ripper ins Rampenlicht rückt und über ihn viel erzählt wird. Die Opfer und wer diese eigentlich waren wird hierbei ständig vernachlässigt, was eigentlich nur grausam ist.“
Peter nickte, wartete aber noch immer auf die Antwort seiner eigentlich stummen Frage ab.
„Jack soll mindestens für fünf Morde zur damaligen Zeit schuldig gewesen sein. Dreien seiner Opfer konnte man eine Prostitution nie nachweisen. Man betitelte sie nur als Prostituierte, weil Frauen damals sehr schlecht behandelt wurden, gerade wenn sie keinen Ehemann hatten, oder gezwungen waren auf der Straße zu leben, oder eben uneheliche Kinder erwarteten, ganz gleich ob sie einen festen Partner hatten. Ohne Ring am Finger war das auch nichts wert.“
Peter nickte. „Wie grauenvoll.“, merkte er an und Justus nickte. „Es war das viktorianische Zeitalter, wobei ich hier nicht abstreiten will, dass diese Handhabung der Frau einfach menschenverachtend ist. Jedenfalls…“
„… Sollten wir uns ganz genau anhören, was Bob zu den Opfern heraus gefunden hat.“
Justus wandte sich zur Tür und konnte nicht umgehen, dass er sich freute Rileys Gesicht zu sehen. „Entschuldigt die Verspätung, ich konnte nicht eher.“
Peter runzelte etwas verwundert die Stirn. „Hattest du nicht ein Date? Just, hast du etwa…“, begann er, wobei der erste Detektiv mit dem Kopf schüttelte. „Nein, ich habe bisher nichts an Riley weiter geleitet, auch wenn ich zugeben muss, dass ich deutlich froh bin sie hier zu sehen.“ Er machte eine kurze Pause und räusperte sich. „So kann uns Bob gleich auf den gleichen Stand der Erkenntnis bringen.“, fügte er hinzu.
„Lesley hat mir geschrieben, dass sich Jack the Ripper gemeldet hat. Ich habe Alex also gebeten mich hierher zu fahren. Mom musste übrigens gerade nochmal los. Lesley und Julien sind kurz im Supermarkt, um noch etwas für die kommende Party zu holen. Ich würde vorschlagen, dass wir in mein Zimmer gehen, da ist etwas größer.“
Es war lediglich eine Reihe an Informationen, die Riley aufgenommen hatte, nachdem sie hier ankam. Aber so wie sie Bob kannte, hätte er spätestens nach dem Verlassen seines Zimmers gefragt, wo alle waren.
„Sag mal, wunderst du dich gar nicht, dass Justus und Peter überhaupt hier sind?“, fragte Bob nach, nachdem er sich vom Bett erhob und kurz nach einem Notizblock auf seinem Schreibtisch griff.
„Nachdem Justus mich fragte, ob es stimmte, dass ich auf einem Date bin, konnte ich eins und eins zusammenzählen. Mal ganz davon abgesehen, dass Peter und er beim Messenager längere Zeit nicht online waren, im Grunde so lange, dass es für einen Flug hierher reichte. Außerdem war Justus gestern so gebannt von den Museumseinbrüchen, dass ich ihm so eine Aktion schon zugetraut habe. Ich hoffe Lys reist dir nicht den Kopf ab.“
Justus sah erstaunt zu Riley und schämte sich sogar etwas dafür, dass anscheinend sie an sein Date mit Lys gedacht hatte und er selbst nicht. „Nun, sie war nicht gerade erfreut, aber ich bin mir sicher, dass wir diese Sache klären können, sobald wir wieder zurück sind. Und dieser Alex?“, fragte Justus nach, wobei Riley auf die Tür deutete. „Er ist noch kurz auf der Toilette und wollte sich anschließend um seine Hausarbeit fürs Studium kümmern.“
Justus nickte die Information ab und während Peter, Riley und Bob in Rileys Zimmer gingen und die Tür schlossen, wollte Justus selbst nochmals auf die Toilette. Er wartete einen Moment vor der Tür, bevor diese aufging und ein schlanker, großgewachsener Kerl mit gegelten schwarzen Haaren vor ihm stand. Justus wurde von ihm kurz gemustert, bevor ein leicht überhebliches Lächeln auf seinen Lippen erschien.
„Ich nehme an, dass du Justus Jonas bist. Der Typ, der mein Date gestört hat.“ Er reckte ihm die Hand entgegen und man merkte, dass dies eine reine Höflichkeitsfloskel war und dieser Alex ihn wohl am liebsten nicht berühren wollte. „Alexander Underwood.“, stellte er sich knapp vor und Justus wusste nicht so recht, was dieser Kerl nun eigentlich von ihm wollte. Eines stand für den ersten Detektiv jedoch fest. Er wollte sich nicht mit ihm anfreunden.
Alexander zog seine Hand unberührt zurück, während Justus seine Stimme wieder fand. „Ich wollte nur noch ein Mal klar stellen, dass ich euer Date nicht gestört habe. Faktisch betrachtet war es Lesley, die Riley geschrieben hat.“
Der Andere schnalzte leicht mit der Zunge. „Wie dem auch sei. Ich habe jedenfalls Besseres zu tun als meine wertvolle Zeit mit einem dicken Erben eines Schrottplatzes zu verschwenden.“
Justus schnappte nach Luft. Wie konnte Riley auf so einen aufgeblasenen Typen stehen? „Ich muss doch sehr bitten. Mein Onkel betreibt ein erfolgreiches…“ Er wurde unterbrochen. „… Gebrauchtwarencenter. Ja, Riley betitelte es ebenso. Aber sehen wir es doch ein, es wird immer ein Schrottplatz bleiben.“ Justus schnaubte. „Wer glaubst du eigentlich, wer du bist?“, rutschte es Justus heraus und er vergaß dabei völlig sämtliche Formen der Wortfindung zu wahren, die ihm sonst so einfach über die Lippen flogen.
„Nun, wie es aussieht bin ich bald wieder mit Riley zusammen. Nicht, dass dich das interessieren müsste, immerhin wird es bis dahin keinen Grund mehr für euch geben sich um Riley Gedanken zu machen. Dieses alberne Hobbydetektivbüro. Ihr wisst ohnehin nicht mit welchen Gefahren ihr euch umgebt. Riley sollte sich besser auf ihr Studium konzentrieren, um später einer richtigen Tätigkeit nach zu gehen, als mit euch Detektiv zu spielen.“
Justus ballte seine Hände zu Fäusten. „Wir spielen ganz bestimmt nicht. Und als ob Riley sich von so einem ekelhaften, schmierigen Typen wie dir auch nur irgendetwas einreden lassen würde. Ich kenne sie…“ Wieder wurde er unterbrochen, was Justus immer weniger gefiel. „Tust du das?“ Die Stimme von Alexander klang deutlich amüsiert, so als hätte er ein kleines Kind vor ihm, welches ihm gerade erklärte, dass es Superkräfte habe.
„Was ist ihre Lieblingsfarbe?“ Alexander wartete nur einen kurzen Moment ab und Justus öffnete nicht mal seinen Mund, da ihn die Erkenntnis überrollte, die ihm sagte, dass er auf diese Frage keine Antwort hatte. „Was ist Riley am Liebsten, wenn sie Regelschmerzen hat? In welchem fiktivem Buch würde sie am Liebsten leben, wenn es diese Möglichkeit gäbe. Mag sie lieber Hunde oder Katzen?“ Alexander wartete einen Moment ab, doch Justus schwieg. Er kannte keine Antwort, egal welche Frage er stellte. „Wie ich es mir dachte. Du kennst die Antworten nicht. Scheint wohl so, als würdest du deine angeblich beste Freundin doch nicht so gut kennen. Also, nur zu. Geh und teile deine Erkenntnisse über mich mit Riley. Immerhin wird sie jemanden glauben, der sie so gut kennt… Stimmt, du hast noch immer keine Antwort auf meine Fragen.“
Justus presste die Lippen aufeinander und genau in diesem Moment fühlte er sich machtlos.
Noch als dieser Kerl so hochtrabend vor ihm gestanden hatte, hätte er wirklich alles darauf verwettet, dass Riley ihm glauben würde, sobald Justus ihr sagte, was er von ihm hielt. Nun aber, war er sich nicht mehr so sicher. Warum sollte sie ihm auch glauben, wo er sie wirklich kaum kannte. Wo er nie wirklich einen Versuch gestartet hatte sie so nahe kennen zu lernen und ihren Verstand und ihre Ratschläge mehr gesucht hatte, als sich wirklich mit ihren Wünschen und Vorstellungen vertraut zu machen.
Die Tür zu Rileys Zimmer ging auf und eben diese trat nun auf den Flur und sofort änderte sich Alexanders komplette Haltung und Mimik. „Just, wo bleibst du?“, fragte sie nach, wobei sich Alexander zu ihr herum drehte. „Entschuldige, es war meine Schuld. Ich habe Justus in ein Gespräch verwickelt und ihm erzählt, dass die Firma meines Vaters wertvolle Fundstücke an Museen vermittelt. Da du bereits erwähnt hattest, dass sein Onkel in seinem Gebrauchtwarencenter häufiger ungewöhnliche Fundstücke beherbergt, dachte ich, dass ich gleich die Gelegenheit nutze und mich dahingehend erkundige.“
Justus sah dabei zu, wie Alexander einen Arm um Riley legte und ihr einen sanften Kuss auf die Wange gab. „Ich werde ihn nicht länger aufhalten. Ruf einfach an, wenn du wieder Zeit hast, ansonsten sehen wir uns spätestens auf der Party.“
Riley lächelte glücklich und Justus traute sich nicht auch nur ein Wort über die wahre Natur des Anderen zu verlieren. Wie sollte er das auch, wenn er es nicht beweisen konnte?
„Ich komm gleich nach.“, erklärte er nur und trat dann ins Badezimmer.

Alexander hatte sich freundlich und wie ausgewechselt von den Anderen verabschiedet und kurz darauf trat Justus in Rileys Zimmer. „Alles in Ordnung?“, wollte Bob wissen, da er deutlich schlechter aussah, als zuvor. Justus allerdings winkte ab. „Ich glaube ich habe nur eine leichte Magenverstimmung. Kann es los gehen?“, fragte er nach, setzte sich auf Rileys Bett und sah sich kurz in ihrem Zimmer um. Man merkte deutlich, dass sie hier nicht mehr lebte. Zwar gab es hier und da noch Bilder oder andere dekorative Stücke, aber im Großen und Ganzen konnte man auch erkennen, dass Poster abgenommen wurden und auch einige Bücher im Regal fehlten.
Bob räusperte sich und stellte sich so, dass man ihn gut sehen konnte. „Also, nachdem wir das erste Opfer von unserem Jetzigen Ripper gefunden haben, bat mich Riley schon nach Informationen zu Opfern des ersten Rippers zu suchen. Leider ging dann alles ein wenig drunter und drüber, aber egal. Ich habe trotzdem fünf Namen ausfindig gemacht und dazu auch die Geschichte dieser Opfer und tatsächlich waren drei ganz klar keine Prostituierten. Eine der Opfer prostituierte sich tatsächlich und bei der Letzten ist es nicht ganz klar.“
Peter nickte die Informationen ab und versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass er durchaus angetan davon war, wenn Bob seine Ergebnisse mitteilte.

„ Ein Opfer war Mary Ann Nicholas. Sie stritt sich Ende März 1880 vermehrt mit ihrem Ehemann, da sie wohl laut seiner Ansicht zu viel trank. Er selbst betrug sie mit einer Nachbarin. Das führte alles so weit, dass sie von Zuhause weglief. Eine Scheidung konnte sie sich nicht leisten und zur damaligen Zeit war es ohnehin schwer als Frau hierhingehend Recht zu bekommen. Man musste dem Mann zunächst klar nachweisen, dass er Inzest betrieb, grausam war oder ein Vergewaltiger. Männer hingegen konnten sich einfach wegen Dingen wie Untreue scheiden lassen. Ohne die Scheidung bekam Mary – oder wie man sie seit ihrer Kindheit nannte: ‚Polly‘ – nur wenig Unterhalt und der Ehemann zog mit der Nachbarin zusammen. 1886 stellte er die Unterhaltszahlungen komplett ein.“

Peter runzelte die Stirn. „Und dann verkaufte sie ihren Körper?“, fragte er nach, wobei Bob den Kopf schüttelte. „Eben nicht. Sie suchte zwar nach einem Job, hatte aber auf dem Arbeitsmarkt der damaligen Zeit keine Chance Irgendwann lernte sie in London einen Mann kennen und lebte mit ihm zusammen. Darum betitelte sie die Presse als Ehebrecherin und Prostituierte.“
Peter schnaubte leicht. „Wie unfair. Der Mann ist doch ganz klar fremd gegangen. Ja, sie hatte vermutlich ein Alkoholproblem, aber sie gleich so dar zu stellen, als wäre alles ihre Schuld. Da schämt man sich ja richtig für sein eigenes Geschlecht.“
„Wo wir wieder beim Punkt wären, dass das viktorianische Zeitalter ziemlich menschenverachtend gerade gegenüber Frauen war. Jedenfalls sehe ich das so.“
Riley atmete durch. „Manchmal ist die heutige Zeit aber auch nicht gerade besser.“ Bob runzelte die Stirn. „Was soll das denn jetzt heißen? Die heutige Zeit ist immer noch besser als damals.“
Riley atmete durch.
„Mach einfach weiter… Ich erkläre dir das später.“
Bob wartete einen Moment ab, machte dann aber tatsächlich weiter. „Auf jeden Fall sagten auch Zeugen, dass sich Polly nicht prostituierte. Allerdings konnte sie sich dennoch bald nichts mehr Leisten, auch kein Bett in einer Notunterkunft. So kam es, dass sie in der vom 31. August 1888 betrunken vor einem Tor der Buck’s Row schlief und Jack the Ripper zum Opfer fiel. Er schlitzte ihre Kehle durch und zerstach ihren Unterleib.“
Peter verzog das Gesicht.

„Als nächstes Opfer habe ich Annie Chapman gefunden. Sie war mit einem Kutscher eines Industriellen verheiratet, wodurch sie und ihre Familie in einem sehr geräumigen Dienstbotenhaus auf dessen Landsitz lebten. Er verdiente wirklich gutes Geld, sodass die älteste Tochter sogar auf eine Privatschule gehen konnte. Annie selbst war wohl alkoholkrank. Meinen Recherchen zufolge hatte sie vermutlich mit 12 zu Trinken begonnen, nachdem vier ihrer fünf Geschwister in kurzer Zeit an Typhus gestorben sind.“
Justus räusperte sich. „Typhus ist eine bakterielle Krankheit, die durch Trinkwasser und Lebensmittel übertragen werden kann. Grund waren damals die schlechten hygienischen Bedingungen für die Übertragung.“
Peter nickte. Er hatte zwar nicht nach einer Erklärung gefragt, aber durch die jahrelange Zusammenarbeit musste er das wohl auch nicht mehr.
„Auf jeden Fall starben auch viele ihrer Kinder oder litten an Krankeheiten, die wohl aufgrund des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft entstanden sind. Nachdem sie dann ihre elfjährige Tochter verlor, lief Annie immer häufiger verwirrt und betrunken durchs Dorf, bis der Industrielle sie aus dem Haus schmiss. Der Mann und die Kinder die noch lebten blieben. Der Ehemann zahlte ihr ein wirklich gutes Unterhalt, sodass sie sich ein Zimmer, Mahlzeiten und parfümierte Seife und sowas leisten konnte. Ungefähr 1885 verstarb der Mann allerdings und so schlug sie sich in London irgendwie durch. Verkaufte Streichhölzer und Blumen. Auch hier gab es keinen Hinweis auf Prostitution. Am 7. September 1888 übernachtete sie in einem Hauseingang und fiel hier Jack the Ripper zum Opfer. Er schnitt ihr die Kehle auf und entnahm ihr die Eingeweide.“

Peter atmete durch. „Und warum soll sie dann als Prostituierte gelten?“, fragte er nach, wobei Justus seine Überlegung teilte. „Vermutlich weil sie für eine gewisse Zeit Obdachlos und ohne Familie war. Hinzu kam ihr Alkoholproblem.“ Peter schnaubte leicht. „Ja, aber bei so vielen Verlusten ist es ja irgendwo kein Wunder mehr. Jeder geht ja mit seiner Trauer anders um.“
Riley lächelte sachte. „Das wissen wir Peter. Nur die Leute von damals nicht…“

Bob fragte schließlich, ob er weiter machen konnte und stellte schließlich Elizabeth Stride vor, welche ursprünglich Elisabeth Gustafsdotter hieß.
„Sie arbeitete nach ihrer Konfirmation als Dienstmädchen und wurde mit 21 Jahren schwanger. Von wem und unter welchen Umständen ist hierbei unklar. Zu dieser Zeit registrierte die Polizei alle Frauen mit einem „sittenlosen Lebenswandel“, darunter zählten eben nicht nur Prostituierte, sondern eben auch ehelose schwangere Frauen. Sie musste sich auf Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen, wobei man hier Symptome von Syphilis fand, ihr Kind war eine Totgeburt.“
Diesmal blieb die Erklärung von Justus aus, nachdem Peter ihm einen kurzen Blick zuwarf und ihm erklärte, dass er wusste, was Syphilis war.
„1866 versuchte sie ihr altes Leben zurück zu lassen und zog nach London, wo sie als Dienstmädchen arbeitete, aber gefeurt wurde. Sie heiratete schließlich einen Café-Betreiber und nahm den neuen Namen an. Allerdings hielt die Ehe nicht. Elizabeth war allein in einer fremden Stadt, ging betteln und erfand Geschichten um das Mitleid der Passanten zu erregen. Sie prostituierte sich auch gelegentlich, um Geld zu verdienen. Trotzdem musste sie oft auf der Straße übernachten und am 30. September schnitt ihr Jack die Kehle durch.“
Bob wartete einen Moment ab, während Peter anmerkte wie unfair das alles fand, weil die Frau ja nun wirklich kaum etwas für die Umstände konnte und offenbar keine große Wahl hatte. Schließlich kam Bob zum nächsten Opfer.
„Catherine Eddowes lebte bei ihrer Tante und polierte in einer Blechfabrik Tablets. Sie lernte einen Wanderhändler kennen und verliebte sich in ihn. Die Tante stellte ihr schließlich das Ultimatum die Beziehung zu dem Händler zu beenden, was Catherine jedoch nicht tat. Man vermutet, dass es aber auch an ihrer Schwangerschaft lag.
Die kleine Familie zog über Dörfer, verkaufte kleine Gegenstände und sangen Balladen, eines wurde wohl sogar gedruckt. Allerdings wurde der Mann irgendwann gewalttätig und sie fing zu trinken an, bis sie ihn 1881 verließ. Die Kinder waren zu der Zeit schon erwachsen. Sie ging nach London, fand einen neuen Partner und auch sie hatte nie etwas mit anderen Männern oder sich prostituiert. Am 30. September 1888 verließ sie um 1 Uhr die Ausnüchterungszelle. Als sie ihren Partner nicht fand, legte sie sich auf de Mitre Square schlafen und wurde ein weiteres Opfer von Jack the Ripper. Er schlitzte ihre Kehle und den Bauch auf und entfernte die Gebärmutter.“

Bob nahm sich ein Schluck zu trinken, während Riley ihr schmerzenden Knöchel hochlegte, wobei Justus extra auf dem Bett Platz machte.
„Das letzte Opfer Mary Jane Kelly war tatsächlich in einem Bordell tätig. Über ihre Zeit vor dem Bordell ist nichts zu finden. Jedenfalls arbeitete sie wohl im wohlhabenden Westend. Freier luden sie sogar zu Pferderennen und in Restaurants ein. Und einer sogar auf eine Reise nach Paris, wobei sie natürlich zusagte. Allerdings merkte sie dann in Paris, dass der Freier ein Menschenhändler war und sie an ein französisches Bordell verkaufen wollte, vermutlich in Zusammenarbeit mit ihrer derzeitigen Zuhälterin. Sie floh und konnte nach London zuück kehren, wo sie allerdings das Westend mied aus Angst vor Rache. Im ärmeren East End fand sie auch einen Partner. Sie Prostituierte sich weiter und als 1888 Jack the Ripper immer Präsenter wurde, ließ sie sogar befreundete Prostituierte bei sich im Zimmer übernachten. Am 9. November waren weder Freundinnen noch ihr Partner bei ihr und Jack nutzte anscheinend die Gelegenheit, drang in ihr Zimmer ein und schlitze auch ihr die Kehle auf, zerstach ihr das Gesicht und schlitzte schließlich den ganzen Körper auf.“

Wieder verzog Peter das Gesicht. „Einfach nur grausam. Die Frauen hatten ja oft keine andere Wahl, wenn ihr Wert nur an einem Mann festgemacht wurde.“ Justus nickte zustimmend. „Ganz genau und wie es mir nach unserem ersten Opfer von Jack der neuen Zeit scheint, hält er an diesen längst überholten Standards fest. Immerhin ist unser erstes Opfer eine Ehebrecherin, nur in ihrem Fall auch nachgewiesen und nicht einfach nur ein Gerücht. Trotzdem würde ich sagen, dass uns die Beleuchtung der damaligen Opfer ein großes Stück weiter gebracht hat.“

Chapter 73: Fall 7: New York - Part 7

Notes:

Trigger-Warnung: In diesem Kapitel wird das Thema sexuelle Gewalt behandelt! Es kommt keine Akt-Beschreibung hier drin vor, trotzdem verweise ich darauf hin, da dies für einige als Trigger ausreichen könnte.

Chapter Text

Es hatte sie tatsächlich weiter gebracht, die Opfer waren nun eingegrenzt. Jedenfalls im Groben. Zuvor hatten sie keine Idee auf welche Frauen es Jack the Ripper vermutlich hätte abzielen können, doch nun.
„Ich schreibe kurz Detective Nolan.“, erklärte Justus und zog sein Handy hervor, um ihn in Kenntnis zu setzen, während Bob nochmals zu seiner Schwester blickte.
„Also, wie meintest du das vorhin, dass die heutige Zeit manchmal nicht besser ist?“, wollte er wissen und Riley holte kurz Luft.
„Damit meine ich, dass es heute noch immer genügend Personen gibt, die ein ‚Nein‘ nicht akzeptieren. Länder in denen Frauen immer noch dafür hingerichtet werden, wenn sie nicht dem Ideal einer kuschenden Hausfrau entsprechen.“
Bob runzelte die Stirn. „Ja, aber wir sind ja hier nicht andere Länder. Hier werden Frauen dafür ja nicht hingerichtet oder gleich als Abschaum der Gesellschaft behandelt.“
Eine Anmerkung, die Riley so nicht stehen lassen konnte und selbst von Peter kam ein bedenkliches: „Na ja…“
„Werden sie nicht?“, fragte Riley etwas provokant nach. „Wenn eine Frau mehrere Partner hat, häufig auch sexuell wechselnde Partnerschaften, was bekommt sie da wohl die meiste Zeit zu hören?“
Bob sah nun wirklich fragend aus. Er wusste schon worauf Riley hinaus wollte, allerdings würde er selbst das nicht so sehen. Auch bezweifelte er, dass in der heutigen Gesellschaft wirklich viele noch so dachten.
„Dass sie eine Schlampe ist. Natürlich distanziere ich mich persönlich von solchen Aussagen, da ich nicht über die Vorlieben anderer Menschen urteilen möchte. Wenn jemand Spaß am Sex hat, sei es nun mit wechselnden Partnern oder den Gleichen, sollen diese Personen es ausleben. Solange hier eine Zustimmung besteht. Und natürlich sollte man hierbei definitiv auch sicher sein und sich dann auch regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen lassen, unabhängig vom Geschlecht.“
„Das ist mir auch klar, Just.“, fuhr Bob ihn an und der erste Detektiv sah etwas verwundert aus. „Nun, ich hatte angenommen, dass dir das nicht ganz so bewusst ist, Dritter. Anbetracht der Tatsache, dass du lange für deine Antwort gebraucht hast.“
Bob atmete durch. „Ich habe lange gebraucht, weil ich so eine Frau niemals betiteln würde. Ja es gibt genügend Arschlöcher da draußen, die eine Ablehnung nicht akzeptieren und mit solchen Wörtern trotzdem um sich schmeißen, obwohl sie selbst nicht besser sind. Aber nicht alle sind so!“
Auch wenn es vielleicht keine Absicht war, so fühlte sich Bob gerade, als müsse er sich hier verteidigen. Woran das lag, konnte er selbst nicht genau sagen.
„Das hat auch niemand von uns behauptet. Trotzdem besteht das Problem weiter in unserer Gesellschaft. Nicht nur in anderen Ländern, sondern auch hier. Frauen werden gerne objektiviert und das geht sogar so weit, dass man hier die Täter schützt.“
Bob schnappte etwas nach Luft. „Ja, aber so schlimm wie in anderen Ländern ist es nun nicht.“, merkte er an. Peter unterdessen runzelte etwas die Stirn. „Man kann nicht das eine Trauma mit einem anderen vergleichen, Bob. Wenn ich jetzt behaupte, dass es sicherlich da draußen Klienten gibt, die von ihren Therapeuten sexuell missbraucht wurden, würdest du dann deine Erfahrung mit Dr. Franklin als weniger schlimm ansehen? Wäre es dann okay, dir das Recht abzusprechen, dich bei dieser Erfahrung schlecht zu fühlen?“
Bob senkte den Blick und musste zugeben, dass Peter mit seiner Aussage vollkommen Recht hatte. Auch wenn es bestimmt Leute gab, die schlechtere Erfahrungen gesammelt hatten, so nahm es ihm doch nicht die Gefühle weg, die er durchleben musste, oder machte sie leichter.
„Du hast ja Recht Peter, okay. Ich hab es verstanden. Aber was meinst du eigentlich mit Tätern schützen, Riley?“, fragte Bob schließlich nach, wobei sich hier der erste Detektiv zu Wort wandte.
„Ich denke, Riley spielt darauf an, dass gerade Frauen von sexuellem Missbrauch noch immer gefragt werden, was sie zu der Tatzeit an hatten und ob sie damit eventuell den Täter falsche Signale haben senden können.“
Die Blonde stimmte der Aussage zu. „Aber nicht nur das, auch Täterinnen werden durch die Objektivierung geschützt. Einer der Gründe, warum Männer nicht sagen, was ihnen zugestoßen ist, ist weil ihnen dann unterstellt wird, dass sie es insgeheim doch mochten, oder froh sein konnten, dass sie angefasst wurden.“
„Widerlich!“, kommentierte Peter und schüttelte sich leicht, wobei Bob hierbei nur zustimmen konnte.
„Aber immerhin sind nicht alle Männer so.“, versuchte er die Schwere aus der Situation zu nehmen, was aber doch relativ fehl schlug. „Welche denn nicht?“, fragte Riley nach und Bob war nur noch verwirrter. „Na, wir zum Beispiel.“, erklärte er entschieden.
Riley wartete einen Moment, während Bob in ihrem schweigen einen Widerspruch erkannte und wieder dazu überging sich zu verteidigen. „Also ich hatte nie Sex ohne dass mein Gegenpart es wollte!“, stellte er klar und Riley nickte sachte und überlegte noch einen Moment.
„Wurdest du schon mal auf einer Party abgewiesen und hast du dann der Person mehr Alkohol angeboten, damit sie ‚lockerer‘ wird?“, fragte Riley nach, wobei Bob leicht mit den Schultern zuckte. „Schon, aber meist war ich dann selbst zu müde, als dass noch irgendwas gelaufen wäre.“
Auch wenn Justus wusste, worauf Riley hinaus wollte, so schwieg er sich dazu aus. Er kannte Bob lange genug, dass er genau wusste, dass ihm nicht mal klar war, wie falsch solche Aktionen waren. Nicht, dass es irgendwas entschuldigen würde, aber sobald Bob verstanden hatte, würde er sich vermutlich selbst nur schwer verzeihen können.
„Du hast also bewusst Alkohol ausgegeben, um dir eine Zustimmung zu erschleichen. Und bevor du versuchst deine Entscheidungen zu rechtfertigen: Bist du zu 100% in der Lage, wenn du betrunken, oder angetrunken bist, richtige und vernünftige Entscheidungen zu treffen, ohne sie später zu bereuen?“
Bob dachte einen Moment nach und schluckte. Justus hatte es bereits geahnt und das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Gerade war er überaus dankbar, dass diese Aktionen, die ihm von Kumpels geraten wurden, nie aufgegangen waren. Aber der Fakt, dass er es tatsächlich versucht hatte, machte das schlechte Gewissen nicht geringer.
„Verdammt… Ich wusste nicht… Also, so hab ich das nie gesehen.“
Riley legte ihrem Bruder eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß.“, merkte sie nur an, während Peter kurz den Boden betrachtete. „Kelly weiß das bis heute vermutlich auch nicht, aber sie hat das auch schon mit mir gemacht. Ich hab nie was gesagt, weil ich dachte, dass es okay sei, immerhin habe ich den Alkohol getrunken und wir waren zusammen. Trotzdem fühlte ich mich meist am nächsten Tag nicht so super. Und ich rede jetzt nicht von Situationen, wo wir beide Alkohol getrunken haben, weil wir beide auf einer Party waren und es dann zu diesen Dingen kam. Sondern wo Kelly mir Alkohol in die Hand drückte, damit ich etwas lockerer werde. Ich meine, es war wahrscheinlich nicht ihre Absicht…“
Bob sah deutlich schockiert zu Peter. Natürlich war ihm gerade erst klar geworden, wie falsch sein Handeln eigentlich gewesen war. Aber jetzt auch noch mal Peter darüber reden zu hören und er hatte es nie gewusst. Vielleicht hätte er vor einiger Zeit sogar tatsächlich noch gesagt, dass es doch nicht so dramatisch sei. Aber er wurde eines Besseren belehrt.
„Jede dritte Frau wurde in den USA bereits Opfer von sexuellem Missbrauch, darunter fallen auch versuchte Straftaten. Bei Männern findet man keine so hohen Ziffern und geeignete Statistiken. Dennoch geht man hier von aus, dass die Dunkelziffer bei beiden - sowohl Männer als auch Frauen – hoch ist.“
Bob stöhnte auf. „Und ich bin einer dieser versuchten Straftäter.“ Riley atmete durch und nahm ihren Bruder in den Arm. „Natürlich schützt Unwissenheit vor Straftat nicht. Wichtig ist jetzt nur, was du daraus lernst. Und sei froh, dass es nie geklappt hat. Versprich mir das, okay?“ Bob umarmte Riley etwas fester, merkte aber einen Moment später den Schmerz, der ihm durch den Körper jagte.
„Versprochen. Und Peter, tut mir Leid, das wegen Kelly.“ Peter legte ein sanftes Lächeln auf die Lippen. „Es war ja nicht ständig so und ihr war es vermutlich genau so wenig bewusst, wie dir. Ich verzeihe ihr jedenfalls. Wäre ihr klar, was sie da gemacht hätte, würde ich ihr vermutlich nie verzeihen.“

Es herrschte kurzes Schweigen im Raum, während sich Riley wieder auf ihr Bett setzte und Peter Bob fragte, ob er eine Umarmung gebrauchen könnte. Der Blonde stimmte zu und Peter nahm den Anderen in seinen Arm. Er drückte nicht fest zu, strich nur beruhigend über seinen Rücken.
Die Tür ging auf und Julien und Lesley traten hinein. „Man, ziemlich schwere Stimmung. Alles okay?“, fragte Julien nach, wobei Peter von Bob abließ und sich räusperte.
„Ja, schon. Nur eben ein schweres Thema.“, merkte er an, wobei Lesley einen Blick zu Riley warf. „Alles okay? Ich hoffe du bist nicht sauer, weil ich dich von deinem Date entlassen habe.“
Riley setzte ein kurzes Lächeln auf. „Ich bin nicht sauer. Es ging nur gerade um sexuellen Missbrauch, oder den Versuch davon… Also, schwere Kost.“
Julien setzte sich zu Riley und legte einen Arm um sie. „Verständlich. Wenn ich nur heute an den Typen denke, könnte ich noch immer am Liebsten auseinander nehmen.“

Bob und Peter sahen deutlich verwirrt zu Riley, während Justus die Bettdecke unter sich betrachtete, als wäre sie ein sehr interessanter Fall.
„Den Typen?“, fragte Bob nach und anhand dieser Frage, ahnte Julien schon, dass sie wohl nicht darüber gesprochen hatten. „Entschuldige, Riley… Ich wusste nicht…“ Riley lehnte sich an Juliens Schulter. „Schon okay.“
„Wovon redet Jules?“, wollte Bob dann auch noch wissen, wobei Justus nun aufsah und zu der Blonden blickte. „Es ist okay, Riley. Du musst nicht reden, wenn du nicht willst.“, erklärte er.
Im Gegensatz zu seinen Kollegen hatte Justus bereits eine Ahnung gehabt. Schon bevor Riley mit dem Thema Feminismus und Sexualdelikte angefangen hatte, hatte er mitbekommen, dass es wohl etwas gab, was sie zu der Statistik mit zu zählte. Er hatte nicht genauer nachgefragt, wollte ihr nicht zu Nahe treten, immerhin ging es ihn nichts an. Natürlich wollte er sie gerade in den Arm nehmen, er konnte sehen, wie schwer ihr dieses Thema fiel. Aber den Part hatte bereits Julien übernommen und auch wenn er wusste, dass zwischen ihnen nichts war und sein größeres Problem Alexander hieß, fühlte er sich doch etwas unwohl beim Anblick dieser Vertrautheit.

„Schon in Ordnung. Ich will darüber reden.“, merkte sie an und holte kurz Luft, bevor sie sich etwas aufrechter hinsetzte.
„Julien, Les und ich waren Sophomores und durch Juliens Kontakte auf unsere erste High-School-Party eingeladen. Mom hatte uns erlaubt hin zu gehen, so lange wir keinen Alkohol tranken, nicht rauchten und spätestens um halb elf wieder zuhause waren. Wir kamen uns so cool vor.“
Julien griff nach ihrer Hand, so als könne er ihr dadurch die Stärke geben, die sie benötigte.
„Die Party fand bei einem Kerl aus dem Senior Jahr statt. Seine Eltern waren verreist und er hatte das Haus für sich. Ich hatte mich auf ein Sofa gesetzt und mich auch daran gehalten keinen Alkohol zu trinken. Ohnehin wollte ich noch weiter meine Sinne behalten und wissen, was passiert. Ein Typ aus dem Senior Jahr setzte sich zu mir. Wir fingen ein Gespräch an, unterhielten uns über Bücher und so was… So weit ich noch weiß, versuchte er mich zu küssen und ich verneinte. Er behauptete, dass es kein Problem sei und dann muss ich wohl unachtsam gewesen sein. Nachdem ich mein Soda ausgetrunken hatte, fühlte ich mich plötzlich wie betrunken. Ich weiß ab da kaum noch etwas Genaues. Ich glaube er hatte mir angeboten, dass ich mich oben ja ausruhen könnte. Ich bin wohl mitgegangen, er musste mich stützen…“
Bob schluckte, während Riley erzählte, suchte nach Peters Hand, so als würde er sonst sämtlichen Halt verlieren. Riley schluckte, wusste nicht, wie sie weiter erzählen sollte und als sie zu Julien sah, verstand er das Zeichen und erzählte weiter.
„Lesley und ich hatten getanzt uns wollten dann nach Riley sehen. Als wir sie fanden, war der Kerl dabei sie nach oben zu bringen. Ich eilte hinauf und er behauptete dreist, dass sie einfach zu viel getrunken habe und er würde sich jetzt gut um sie kümmern. Ich bin ausgerastet. Ohne nach zu denken, hab ich ihm Riley entrissen, Lesley war auch sofort zur Stelle. Sie fing sie auf und ich schlug auf diesen Kerl ein. Er faselte dann etwas von einer Anzeige und ich erklärte ihm, dass Poppy ein Cop ist und er sich auf eine freuen könnte. Wir brachten Riley nach draußen, sie war vollkommen weg getreten. Ich hab sofort Poppy angerufen, die mit Kollegen kam und die Party hoch genommen hatte. Der Typ wurde von der Schule verwiesen und hat ein paar Sozialstunden bekommen, da er ja seine Tat nicht umsetzen konnte.“

Die letzten Worte spukte er förmlich aus und Bob schüttelte nur den Kopf, bevor er zu Justus sah. „Und dir hatte sie es schon erzählt.“
„Nein, aber ich habe mir schon gedacht, dass etwas vorgefallen war, irgendwann. Spätestens als Riley auf K.O.-Tropfen mit ihrem Armband getestet hatte.“

Wieder trat schweigen ein, bevor Julien vorschlug, dass sie bei ihm noch etwas dekorieren konnten. Jedenfalls für diejenigen, die Lust dazu hatten. Peter, Lesley und Bob willigten ein, während Riley erklärte, dass sie hier bleiben wollte. Justus fragte sie, ob es in Ordnung war, wenn er ebenfalls blieb, wobei die Blonde zustimmte.

Als sie alleine in Rileys Zimmer saßen, wusste Justus nicht so recht wohin mit sich. „Willst du reden? Oder dich mit den Einbrüchen ablenken? Soll ich dir einen Tee machen? Ich meine, ich weiß zwar nicht wo der Tee hier ist, aber das finde ich schon raus.“
Riley schmunzelte etwas, als sie dabei zusah, wie Justus versuchte sich ihr zu nähern, dabei aber vorsichtig blieb. „Ein wenig Ablenkung durch die Einbrüche klingt gut und auch der Tee. Und danke, Justus.“
Verwundert blickte der erste Detektiv sie an, während Riley vom Bett aufstand. „Wofür?“, fragte er nach, da er nicht genau wusste, was er gerade eben getan haben sollte, was einen Dank wert gewesen wäre.
„Du wolltest nicht mit rüber, weil du dir Sorgen um mich gemacht hast und mich nicht allein lassen wolltest, richtig?“
Justus räusperte sich und fragte sich zeitgleich, wie sie es immer schaffte ihn zu verstehen. Natürlich war es für ihn selbst nur offensichtlich, warum er geblieben war. Aber er war sich auch bewusst, dass Peter oder Bob die Vermutung gehabt hätten, dass er weiter über Jack the Ripper reden wollte, oder eben nur über den aktuellen Fall.
„Nun, du bist meine… du bist mir sehr wichtig Riley.“ Nachdem Alexander so schön dargelegt hatte, dass er Riley wohl doch nicht so gut kannte, fühlte es sich einfach nicht richtig an, zu behaupten, sie wäre seine beste Freundin. „Und es tut mir Leid, dass ich bisher immer nur deinen Rat suchte, wenn es um meine Beziehung ging, oder um einen aktuellen Fall, statt dich als Person näher kennen zu lernen und auch für deine Probleme da zu sein. Ich weiß, ich bin in diesen emotionalen Dingen nicht so gut wie Peter oder Bob, was aber nicht heißt, dass ich nicht bereit bin dir zu zuhören.“
Riley sah Justus verwundert an. Sie wusste nicht Recht, was sie von diesen Aussagen halten sollte. „Was ist los, Justus?“, fragte sie nach. Immerhin bezweifelte sie ganz stark, dass Justus mal eben so ein Gefühl hatte, dass es wichtig machte, diese Dinge zu erwähnen.
„Nun, mir ist klar geworden, dass ich dich zwar als meine beste Freundin bezeichne, aber im Grunde nicht die Dinge weiß, die man als bester Freund wissen sollte. Zum Beispiel, was deine Lieblingsfarbe ist. Oder ob du lieber einen Hund oder eine Katze bevorzugst. Oder welchen Tee du in so einem aufgelösten zustand gerne trinken würdest. Nur, um ein paar Beispiele auf zu zählen.“
Riley ging an ihm vorbei in Richtung Küche und holte zwei Tassen hervor.
„Auch wenn es dann anscheinend nur ein Zufall war, aber meine Lieblingsfarbe ist tatsächlich grün. Ich bevorzuge Katzen, ich mag es, dass sie ihren eigenen Willen haben. Mein Lieblingsessen ist Pizza, mein Lieblingsgetränk Cola, der beste Film ist 10 Dinge, die ich an dir hasse, sowie Natürlich blond. Und in so einem Zustand greife ich gerne zu Erdbeertee, allerdings ohne Honig, dagegen bin ich allergisch. Und falls du dich jetzt darüber beschwerst, dass du mehr erfahren hast, als du wissen wolltest, erinnere ich dich gern daran, dass du gefragt hast.“
Justus schmunzelte und nickte sachte. „Danke… Und ich trink am Liebsten…“
Justus kam gar nicht zu einer Aussage, da griff Riley einfach in den Schrank und zog eine Packung hervor. „Kirsche, weil es dich an Tante Mathildas Kuchen erinnert, ich weiß...“

Chapter 74: Fall 7: New York - Part 8

Notes:

Falls jemand Interesse hat in die Playlists der Charaktere rein zu hören ;)
https://open.spotify.com/user/31a2rhdhrmeh6kaosgn4giwoooa4?si=f0262cd220a147ff

Chapter Text

Es erstaunte Justus schon ein wenig, dass Riley tatsächlich wusste, welchen Tee er am Liebsten trank, obwohl sie nie so ausführlich darüber geredet hatten. Allerdings konnte dies auch nur eine einfache Beobachtung ihrerseits gewesen sein und dennoch fühlte er sich irgendwie schlecht, da es ihm ein Mal mehr aufzeigte, wie wenig er sich mit ihren Vorlieben und Abneigungen auseinandergesetzt hatte.
Gerade begann Riley das kochende Wasser in die Tassen zu füllen, als die Haustür aufging. Kurze Zeit später erschien eine Frau in der Küche mit zwei Tüten in den Händen. „Hey Mama.“, grüßte die Blonde und der Aussage nach zu Urteilen, handelte es sich hierbei um Juliens Mutter. Justus war zuvor nicht bewusst gewesen, wie eng und lang die Beziehung der beiden Frauen sein musste, bis Riley sie Mama nannte. Dementsprechend hatte sie diese wohl als weiteres Elternteil akzeptiert. Zugegeben, selbst wenn sie die Frau beim Vornamen genannt hätte, verriet der Kuss auf die Wange zur Begrüßung, dass sie zur Familie gehörte und nicht einfach nur die lästige Freundin von Poppy war.
„Es ist ja doch jemand zuhause. Ich dachte eigentlich, dass alle Julien mit den Vorbereitungen helfen.“, erklärte sie und wandte sich mit einem Lächeln an Justus. Sie wirkte deutlich einladender als ihre Partnerin. „Ich nehme an, du bist Justus Jonas. Freut mich, dich endlich mal persönlich kennenzulernen. Auch wenn ich mir dich ein wenig anders vorgestellt habe.“
Justus räusperte sich und reckte der Frau die Hand entgegen. „Ja, ich bin Justus und nun ja, ich habe in der Vergangenheit etwas abgenommen, vielleicht…“
Er wurde unterbrochen. „Davon spreche ich nicht. Ich dachte immer, dass du Hörner hast und einen Huf statt eines Fußes, oder sowas, da dich Poppy gerne mal mit dem Teufel vergleicht.“ Justus sah etwas beschämt aus, als ihm diese Erklärung so amüsiert entgegen gebracht wurde.
„Nun, Miss Foster…“, begann er, wobei sein Gegenüber abwinkte. „Ich bin Lena. Keine Sorge, ich mache mir lieber selbst ein Bild von den Menschen, denen ich begegne. Außerdem bezweifel ich, dass Bob und Riley so gut mit dir befreundet wären, wenn du wirklich so schlimm wärst.“
Riley schenkte Justus ein aufmunterndes Lächeln und reihte ihm schließlich seinen Tee, bevor sie eine der Tüten heran zog, die Lena mitgebracht hatte.
„Lass nur, ich mach das schon. Sobald ich die Kiste Wasser nach oben gebracht habe. Außerdem solltest du dich doch sowieso schonen. Wo sind eigentlich deine Krücken?“
Riley sah Lena schuldbewusst an und setzte sich mit ihrem Tee auf einen Stuhl. „In meinem Zimmer. Aber es geht schon, wirklich. Ich trag ja auch eine Schiene.“, versuchte sie Lena zu beschwichtigen, woraufhin diese nur kurz zu Justus sah. „Wärst du so lieb und würdest die Krücken holen?“, fragte sie nach, woraufhin der erste Detektiv seine Tasse abstellte. „Kein Problem. Ich kann danach auch kurz das Wasser nach oben tragen.“
Lena lächelte und nahm das Angebot dankend an.
Während Justus in Rileys Zimmer ging, fing Lena an die Einkäufe aus zu packen. „Er macht einen netten Eindruck.“, merkte sie an und die Blonde war wirklich froh darüber, dass Lena sich gerne selbst eine Meinung zu Personen bildete.
Kurz darauf kam Justus auch schon wieder und stellte die Krücken neben Rileys Stuhl ab, bevor er auch schon aus der Wohnungstür verschwand, um das Wasser zu holen.
„Justus ist auch nett. Manche sind zwar der Meinung, dass er es nicht wirklich ist, aber das hängt eher damit zusammen, dass sie ihn kommunikativ nicht richtig einschätzen können.“
Lena nickte und holte schließlich ein Schneidebrett und Messer hervor, um es vor Riley hin zu legen. „Wärst du so gut die Zwiebeln zu schneiden. Da Poppy mir schon sagte, dass wir heute weitaus mehr Personen zum Essen sind, dachte ich, ich mache einen Auflauf.“
Riley nickte, ließ sich die Zwiebeln reichen und fing schließlich mit dem Schneiden an. Justus brauchte nicht sehr lange, bis er den Kasten in die Küche gebracht hatte und als Lena ihm erklärte, wo dieser hin sollte, stellte er ihn ab.
„Kann ich sonst noch helfen?“, fragte er nach, wobei Lena lächelte. „Du könntest den Auflauf machen, dann kann ich noch die Klausuren korrigieren.“ Das Lächeln wurde zu einem Lachen, da sie es nicht wirklich Ernst meinte. Justus allerdings zuckte unbekümmert mit den Schultern. „Das wäre kein Problem für mich, Lena.“
Eine Antwort, die sie so nicht erwartet hätte und etwas unschlüssig sah Lena zu Riley.
„Ist schon okay Mama, Justus kocht auch häufiger in der WG. Oder dachtest du, wir ernähren uns nur von Lieferungen und Tiefkühlpizza?“, fragte sie nach, wobei Lena etwas schmunzelte. „Bei deinen Kochkünsten hätte es mich ehrlich gesagt nicht gewundert.“
Riley tat so, als ob sie wirklich entsetzt wäre. Sie wusste dass Lena absolut Recht hatte. Riley konnte nicht kochen. Backen war unter Anleitung anscheinend noch Mal etwas Anderes und genau das musste nun auch Justus zur Sprache bringen.
„Zugegeben ihre Kochkünste sind kaum vorhanden, dafür kann Riley einen ausgezeichneten Kirschkuchen backen.“
Lena sah deutlich erstaunt aus. „Ist das so?“, fragte sie nach, wobei Riley abwinkte. „Mathilda hatte mir geholfen und anschließend das Rezept gegeben, also wirklich keine große Sache.“
Justus schien das allerdings etwas anders zu sehen. „Es ist sehr wohl ‚eine große Sache‘, wie du es betitelst. Meine Tante gibt ungern ihr Rezept an Andere weiter, was mich zu dem Schluss bringt, dass sie Riley sehr gerne mag. Außerdem dachte ich wirklich, dass meine Tante den Kuchen gebacken hatte, bis sie mich aufgeklärt hatte.“
Lena nickte und überlegte einen Moment. „Vielleicht könntest du uns dann ja an deinen Backkünsten teilhaben lassen? Ich bin mir sicher, dass die Gäste von Juliens Party sich über ein Stück Kuchen freuen würden, statt nur Chips und andere Snacks.“
Riley atmete durch und nickte. „Okay, ich backe dann wohl einen Kirschkuchen.“
„Dann müssten wir allerdings noch ein Mal los, ich bin mir sicher, dass ihr nicht alle Zutaten im Haus habt.“, merkte Justus an, wobei Riley schließlich das Schneiden der Zwiebeln beendete. „Lass uns erst Mal den Auflauf vorbereiten, dann brauchen wir ihn später nur noch in den Ofen schieben.“
Justus stimmte den Vorschlag zu, während Lena verkündete, dass sie sich an die Klausuren setzen würde.

„Sie ist wirklich eine angenehme Abwechslung zu den taxierenden Blicken, die deine Mutter sonst für mich übrig hat.“, merkte Justus an, als er sich sicher war, dass Lena nicht mehr mithören konnte. Riley nahm sich unterdessen Paprikaschoten, um diese zu zerkleinern, während Justus alles für eine passende Soße zusammen suchte. Kurz erklärte Riley ihm, wo er manche Dinge fand, bevor sie dann auf seine eigentliche Aussage einging. „Ja, Mama ist generell davon überzeugt sich erst selbst ein Bild zu machen. Im Grunde ist das auch sehr hilfreich. Als Lehrerin sollte sie auch nicht ständig auf das Getratsche der Kollegen hören und damit einen Schüler vorschnell verurteilen. War bei mir gerne mal der Fall.“
Justus runzelte die Stirn. „Wenn du mir nun erzählst, dass du ein Störfaktor im Unterricht warst, glaube ich dir kein einziges Wort.“
Riley schüttelte leicht den Kopf. „Nicht in diesem Ausmaß, allerdings hatte ich ein besonderes Talent darin mit Lehrern zu diskutieren und in seltenen Fällen auch zu korrigieren. Natürlich fanden das Einige nicht so klasse von einem Teenager in dem Sinne bloß gestellt zu werden.“
Justus schmunzelte etwas. „Das kenne ich nur zu gut. Wenn ich es so betrachte, können die Lehrer eigentlich deutlich froh sein, dass wir nicht gemeinsam in einer Klasse waren. Obwohl das Mr. Jenkins auch nicht geholfen hatte.“
Justus rührte in einem Topf und griff nach Gewürzen die er sich bereit gestellt hatte, roch allerdings vorher immer wieder daran, bevor er die Menge hinzu gab. Dass Riley genauer wissen wollte, was mit diesem Lehrer geschehen war, wunderte den ersten Detektiv nicht.
„Wir hatten eine Diskussion über geschichtliche Ereignisse und deren zeitliche Reihenfolge. Erst als er selbst nochmal im Buch nachschlug, fiel ihm auf, dass ich richtig lag und er verließ weinend das Klassenzimmer. Zugegeben hatte ich mich auch laut darüber beklagt, dass er Lehrer der Geschichte ist und nicht mal sein eigenes Fach beherrscht. Das ging dann wohl einige Schritte zu weit. Es erfolgten Gespräche beim Direktor und am Ende des Tages wurde ich dazu genötigt mich bei Mr. Jenkins für meine vorlaute Art und Weise ihn auf Fehler aufmerksam zu machen, zu entschuldigen.“
Riley lachte etwas amüsiert auf. „Justus der Lehrerschreck.“, stellte sie fest, wobei Justus nur grinste. „Das sagt genau die Richtige. Aber von unserem damaligen Dasein als Lehrer-Schreck abgesehen, was hast du bisher über die Museumseinbrüche heraus gefunden?“

Riley fand es nicht wirklich schlimm, dass Justus nun darüber sprechen wollte, immerhin war er deswegen nach New York gereist. Jedenfalls stand das für sie fest. Welchen anderen Grund sollte er schon haben?
„Also, wie du weißt, wurde jemand verhaftet. Der Name des Mannes lautet Garath Winter, er ist seit drei Monaten der neue CEO in der Sicherheitsfirma, die für die Überwachungssysteme der Museen zuständig ist, die beraubt wurden.“
Justus nickte, während er eine Auflaufform hervor holte. „Du sagtest ja bereits, dass die Sicherheitssysteme nicht reagierten als die Einbrüche geschahen. Dementsprechend ist es nur verständlich, dass er der Hauptverdächtige ist. Und er hat auch gestanden?“
Riley nickte. „Ja, aber das merkwürdige ist, dass er für zwei Einbrüche ein Alibi hat. Ein Mal durch eine Pizzalieferung und ein Mal durch eine Tankstelle. Die Zulieferungen erfolgten als auf den Überwachungsbändern die Zeitschleife einsetzte. Im Umkehrschluss konnte er diese also nicht hervorgerufen haben. Und selbst wenn er dies über eine Fernsteuerung gemacht hätte, war er zu weit weg, als dass er innerhalb von zwanzig Minuten diese Schleife hätte raus nehmen können ohne anschließend entdeckt zu werden. Ergo, ist er unschuldig und deckt nur jemanden, oder er hat Komplizen. Meine Mom geht von Letzterem aus.“
Justus nickte sachte und betrachtete Riley einen Moment, bevor das geschnittene Gemüse entgegen nahm und es in die Form füllte. „Und was glaubst du?“
„Ich glaube, dass der Drahtzieher eine andere Person ist. Findest du es nicht auch merkwürdig, dass die Einbrüche vor zwei Wochen begannen, obwohl der Hauptverdächtige schon viel früher hätte beginnen können? Er arbeitet immerhin nicht erst seit gestern in der Firma und selbst wenn er seinen neuen Posten dafür gebraucht hätte, wäre doch schon viel früher etwas gestohlen worden.“
Justus musste Riley bei der Einschätzung zustimmen. Irgendetwas war an der ganzen Sache nicht stimmig. Es fehlte hier auf jeden Fall mindestens eine weitere Person, welche die Rechnung aufgehen ließ.
„Und hast du schon jemanden in Verdacht?“, fragte er nach, wobei Riley nickte. „Ja und zwar den Sohn des Gründers der Sicherheitsfirma. Er ist erst seit Kurzem in die Geschäfte mit involviert, dementsprechend würde es passen. Aus persönlichen Gründen zieht meine Mom ihn aber nicht in Erwägung.“
Justus runzelte die Stirn. „Was denn für persönliche Gründe?“ Riley winkte ab. „Nicht weiter wichtig. Ich versuche noch einige Beweise zu finden. Wärst du so gut und könntest mit Peter und Bob die Museen abklappern, um eventuell Sicherheitslücken sicher zu stellen. Vielleicht wäre eine Suche im Darkweb nach den verschwundenen Gemälden nicht schlecht. Aber darauf setze ich wohl Lesley an.“
Justus runzelte die Stirn und wunderte sich darüber, dass Riley noch nicht bereit war ihre volle Theorie mit zu teilen. Allerdings beließ er es zunächst dabei, immerhin würde sie ihre Gründe hierfür haben. Da war er sich sehr sicher.
„Ich würde vorschlagen, dass ihr euch dann morgen die Museen anschaut. Die Party ist übermorgen. Also ein guter Ausgleich von Arbeit und Vergnügen. Ich werde in dieser Zeit meinem Verdacht nachgehen. Sollte sich dieser bestätigen, werde ich euch natürlich informieren.“
Etwas eigenartig kam es Justus schon vor. Er hatte sich inzwischen so daran gewohnt, dass sie beide als Team agierten, dass er sich nun schon ein wenig komisch vor kam, dass Riley alleine agierte. Er hoffte nur, dass es kein Dauerzustand wurde. Oder sich die Situation verschlimmerte und sie fortan mit diesem Ekel Alexander arbeiten wollte.
Noch immer sah Justus davon ab Riley über seinen Eindruck zu informieren. Allerdings sah die Blonde ihm wie so oft an, dass irgendetwas nicht recht stimmte. Ein Glück für Justus war, dass nicht nur Alexander aktuell sein Problem war.
„Na ja, Lys war ganz schön sauer, als ich ihr sagte, dass ich in New York bin. Ich hoffe dass sich die Wogen wieder glätten, wenn ich zurück bin.“, merkte er an, wobei Riley ihm aufmunternd zulächelte. „Das wird schon. Immerhin kennt sie dich doch noch immer am Besten.“
Justus widersprach ihr innerlich, aber nickte. Im Grunde war ihm durchaus bewusst, dass Riley ihn vermutlich besser kannte.

Chapter 75: Fall 7: New York - Part 9

Chapter Text

„Warum dekorierst du eigentlich schon heute, wenn die Party erst morgen ist?“, wollte Peter wissen, bekam jedoch die Antwort von Bob. „Damit er morgen genug Zeit die Snacks vor zu bereiten. Außerdem wird er morgen nicht so viel Hilfe haben.“
Peter war deutlich verwundert bei Bobs Aussage. Er hatte sich nichts vorgenommen und dementsprechend wusste er auch nicht genau wie Bob auf den Gedanken kam, dass Julien morgen nicht wenigstens ihn zur Unterstützung hatte.
„Also…“, begann er schon zu entgegnen, während Bob damit beschäftigt war mit einer Luftpumpe Ballons auf zu blasen. „Vergiss es Zweiter. Unsere beiden Superhirne besprechen unter Garantie gerade die Einbrüche und ich verwette mein Lieblingsplektrum darauf, dass sie den morgigen Tag für uns vier durchgeplant haben.“
Peter seufzte und nahm eine der Girlanden zur Hand. „Den Fall hatte ich ganz vergessen.“
Er stieg auf einen Stuhl und bat Bob um die Reißzwecken, damit er das Papier an der Wand befestigen konnte. Bob legte die Luftpumpe zur Seite und ging zu dem Rotschopf. Er beobachtete den Anderen dabei, wie er sich reckte, um alles an einer guten Stelle zu platzieren und wie dabei sein Shirt ein wenig nach oben wanderte. Dadurch dass er in einem sehr guten Winkel stand, konnte er sich nicht über den Anblick von Peter beklagen.
„Vorsicht Bobby, sonst sabberst du noch.“, merkte Julien grinsend an, als er auch schon einige Gläser mit Limonade auf den Tisch stellte. Peter blickte zu Bob und grinste etwas, während der dritte Detektiv etwas peinlich berührt seinen Blick abwandte. „Blödsinn.“ Mehr wusste er dazu nicht zu sagen.
„Blödsinn? Also sehe ich doch nicht so gut aus, dass du gleich sabberst?“, fragte Peter grinsend nach, wobei Bob nun nicht wirklich wusste, was er darauf sagen sollte. „Da wird jemand rot.“, verkündete Lesley lachend und Bob schnaubte. „Stimmt doch gar nicht. Habt ihr nichts Besseres zu tun, als zu beobachten, wohin ich gucke?“, fragte der Blonde nach, wobei Peter grinste. „Ah, also ist mein Anblick doch noch interessant?“
Bob versuchte nicht in seine Richtung zu gucken, murmelte aber ein kurzes: „Natürlich.“ bevor Peter auch schon vom Stuhl kletterte und diesen neu platzierte.

„Also, ihr beiden als Justus beste Freunde, was meint ihr, wie lange es braucht, bis er endlich seine Gefühle für Riley entdeckt?“, fragte Lesley nach und kassierte einen deutlich mahnenden Blick von Julian. „Was denn? Wir dürfen den Beiden beim Flirten zugucken, aber die deutlich interessanten Themen nicht ansprechen?“
Bob versuchte seinen Ton möglichst neutral zu halten. „Wir flirten nicht. Und was Justus betrifft, so hat Riley ganz klar gesagt, dass wir uns nicht einmischen sollen. Na ja, zu mir zumindest.“
Lesley machte ein wegwerfende Bewegung und begann schließlich die Luftballons im Raum zu verteilen. „Seit wann höre ich bei sowas auf Riley? Im Ernst, ich bin ihre beste Freundin und es ist in diesem Fall meine Pflicht dafür zu sorgen, dass sie mit dem Richtigen zusammen kommt und nicht wieder mit Mr. Lackaffe.“
Bob staunte über diese Aussage nicht schlecht und auch Peter sah deutlich verwundert an aus, während Julian nur seufzte. „Ihr werdet sie sowieso nicht umstimmen.“, merkte er nur an, wobei Peter nun gänzlich seine Arbeit unterbrach.
„Na ja, das ist etwas komplizierter. Ich weiß nicht wirklich, ob Justus Riley auf diese Art mag.“ Lesley rollte mit den Augen. „Ach, bitte! Er fliegt in einer Nacht- und Nebelaktion von LA nach New York und das wegen Riley. Wenn das mal nicht für das Verknalltsein spricht.“
Bob musste allerdings Peter zustimmen. Natürlich wäre es ihm lieber, wenn Justus tatsächlich die Gefühle seiner Schwester erwidern würde – besser als irgendeinen Typen den er nicht einschätzen konnte und es passte immerhin – allerdings war Justus in Sachen Gefühle schwer ein zu schätzen. Natürlich hatte er in der Vergangenheit gedatet, aber da war er ein typischer Teenager. Verliebt bis über beide Ohren und man hatte es ihm sofort angesehen. Aber sie alle waren Erwachsen geworden und hatten solche Ausbrüche weitesgehend unter Kontrolle.
„Ich muss dich leider enttäuschen, Lesley. Just ist für einen Fall schon sehr viel weiter vereist. Auch außerhalb von Amerika. Und uns hat er da immer mit rein gezogen. Ich meine, ja wir haben dadurch schon viel von der Welt gesehen, aber unterm Strich ist das kein fester Hinweis auf irgendwelche tiefen Gefühle.“
Peter mischte sich nun auch mit ein. „Davon abgesehen hat Justus eine Freundin und wenn er Gefühle für Riley hätte, hätte er schon längst mit Lys Schluss gemacht.“
Lesley hob skeptisch die Brauen. „Deswegen sagte ich ja, dass es ihm noch nicht bewusst ist. Davon abgesehen, du hast doch auch einen Freund und flirtest mit Bob.“
Peter wurde rot und wandte den Blick ab. Er wollte lieber nicht Jeffrey ansprechen und war froh darüber, dass Bob seine Stimme hierzu fand. „Das nennt man Bromantik, das hatten wir auch schon bevor ich mich in Peter verknallt habe.“
Peters Herz fing bei dieser Aussage an wie wild zu schlagen. Bob sagte diese Worte, als währen sie so normal wie Zähne putzen. Als hätte er es schon so oft gesagt und es würde niemanden mehr wundern. Dennoch war es das erste Mal, dass Peter es hörte, wie er vor anderen Personen ganz deutlich seine Gefühle für ihn erklärte. Doch neben dem wilden Herzklopfen war da eine Stimme in seinem Kopf, eine Stimme, die dieses Gefühl von Glück deutlich trübte und er wusste wirklich nicht, wie er genau damit umgehen sollte. Unter normalen Umständen hätte er nun Bob gefragt. Aber die Umstände waren nicht normal. Ob Riley eine Option war? Immerhin hatte sie ihm schon oft geholfen und zugehört. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, dass er sie gerade stören würde.
„Können wir bitte nicht über Jeffrey reden, der ist nämlich nicht hier, um sich dazu zu äußern?“
Peter kletterte vom Stuhl, schnappte sich die bereitgestellte Limonade und trank einen Schluck. „Ich bin eben draußen telefonieren.“
Eine Angabe, die Bob doch etwas verwundert dem Rotschopf hinterher schauen ließ. Etwas unschlüssig ging er ihm einen Schritt nach, doch hielt dann wieder inne. Vielleicht wollte Peter gar nicht, dass er mitkam. Oder die Bemerkung von Lesley hatte ihm doch gezeigt, dass er jemanden hatte, der ihm wichtiger war. Bob schluckte. Er merkte, wie es in seinem Inneren tobte, so als würde gerade ein Gewitter aufziehen und die Welt mit Blitzen und Donnern zum Erschüttern bringen.
„Lesley, kannst du nicht ein Mal deine Klappe halten und dich um deinen Mist kümmern?“
Es war Julien, der sie so anfuhr. Er fand genau die Worte, die Bob ihr auch am Liebsten vor den Kopf gestoßen hätte, auch wenn er sie kaum dahingehend einschätzen konnte.
„Okay, das ging wohl zu weit. Aber bezüglich Riley…“ Julien fuhr ihr entschieden über den Mund. „Bist du auch fertig.“
Bob spürte eine Hand auf seiner Schulter und lächelte knapp. „Ist schon okay. Ist ja nichts Neues, dass Peter einen Freund hat.“
Es war nichts Neues und trotzdem fühlte es sich so an, als ob er diese Information gerade wieder zum ersten Mal erhalten hatte. Als hätte ihm einfach jemand die rosarote Brille abgerissen, damit er die Welt wieder in ganz normalen und weniger strahlenden Farben sah. Die vorherige Leichtigkeit und das Glück darüber, dass sie nun wieder einigermaßen Normal miteinander umgehen konnte, war mit Peter auf die Terrasse verschwunden und Bob wusste nicht, ob er sie wieder mit rein bringen würde.
„Also, was gibt es noch zu tun? Die Luftballons!“ Bob ging wieder an seine alte Arbeit zurück. Ablenkung war jetzt genau das, was er brauchte. Sonst hatte er immer irgendwelche Liebschaften dafür gesucht, doch inzwischen sah er davon ab. Er wollte niemand Anderen. Er wollte Peter. Und jetzt, da dieser das auch wusste, würde er bestimmt nicht zu alten Mustern zurück kehren, nur um dem Rotschopf damit zu signalisieren, dass er ersetzbar oder etwas in der Art wäre.
Julien schien zu verstehen, dass sein Stiefbruder zunächst nicht reden wollte und so machte er sich daran eine Kiste mit weiterer Dekoration, darunter auch eine Diskokugel, aus zu räumen. Lesley selbst hatte es nicht mehr gewagt auch nur irgendetwas zu sagen, sondern hatte einfach einen Ballon zur Hand genommen, um diesen an die Wand zu pinnen.

Mit leicht zitternden Fingern scrollte Peter seine Kontakte weiter, nachdem seine Augen für einen Moment an einem Namen hängen geblieben waren. Er hatte wirklich für einen Moment überlegt und sich dann doch anders entschieden. Er brauchte dringend eine weitere Meinung, eine Person, die ihm zuhörte und nicht direkt involviert war. Er drückte auf das Display und merkte wie sich sein gesamter Körper entspannte, als Riley sich meldete.
„Sag mal, hast du Zeit zum Reden? Ich muss dir dringend etwas erzählen.“
Noch mehr Erleichterung spürte er, als Riley zustimmte. Im Hintergrund bekam der Rotschopf mit, wie sie mit Justus sprach und schließlich vorschlug, dass er drüben weiter helfen konnte, damit die Anderen schneller fertig wurden und sie mit Peter alleine reden konnte.
Justus machte sie kurz auf seine gebrochene Hand aufmerksam, wobei Riley ihn daran erinnerte, dass er gerade auch wunderbar Kochen und dazu noch eine Kiste tragen konnte. Anscheinend hatte der erste Detektiv kein Interesse daran zu helfen, oder Lesley hatte doch Recht und er wollte bei Riley sein.
Dennoch verlor er die kurze Diskussion und rief kurz Richtung Telefon, dass er sich auf den Weg machen würde.
Peter bedankte sich und legte auf. Er nahm einen tiefen Atemzug, bevor er schließlich wieder den Raum betrat, wo die Anderen schon fleißig weiterarbeiteten. „Ich geh rüber zu Riley. Justus kommt euch helfen.“ Eine kurze Verkündung, doch so leicht kam er nicht nach draußen.
„Alles in Ordnung? Ich meine, wenn das wegen dem Kommentar von gerade war, dann lass ich so was erst Mal.“ Es war Bob, der sich Sorgen machte und die ihm nur all zu lesbar ins Gesicht geschrieben standen. Peter zeigte ihm ein sanftes Lächeln und schloss ihn kurz in die Arme. „Mein Kopf ist gerade nur etwas voll. Ich wollte mit Riley reden. Du weißt schon, wegen unparteiische Person. Keine Sorge es liegt nicht an deinem Kommentar.“
Peter spürte, wie die Wärme in ihm hochstieg. Geborgenheit, wie als säße man vor einem Kamin, während draußen ein Schneesturm wütete und er hätte Bob am Liebsten nicht mehr los gelassen. Trotzdem wusste er, dass es nun der falsche Moment war, weswegen er Bob auch losließ, ihm noch Mal kurz zulächelte und anschließend aus der Haustür verschwand.

Chapter 76: Fall 7: New York - Part 10

Chapter Text

Auch wenn ihn das Gespräch mit Riley etwas beruhigt hatte, so hatte es doch nicht wirklich weiter geholfen. Natürlich fühlte er sich nicht mehr so schlecht wie zuvor, aber eine Lösung gab es trotzdem nicht. Am Liebsten wäre es ihm wirklich, jemand würde ihm sagen, was er tun sollte. Aber das war nun mal ein völlig falscher Weg.
So stand er weiterhin an dem Punkt, wo er sich zwischen Jeffrey und Bob entscheiden musste. Eine Pro und Contra Liste hatte er ja bereits, auch wenn sie nicht geholfen hatte.

“Justus, der Auflauf schmeckt wirklich sehr gut.”, lobte Lena beim Abendessen, während Poppy nur kurz zustimmend nickte. Sie schwieg sich ohnehin den Abend die meiste Zeit aus, erst Recht, als Riley versuchte, neue Informationen zu dem aktuellen Fall zu erhalten. Ihre Mutter wies sie darauf hin, dass doch ein Bänderriss ausreichen würde und die Polizei alles im Griff hatte. Im Griff bedeutete hierbei, dass sie nun den Gründer der Firma, der sich seit Kurzem für Exponate interessierte, in Verdacht hatten. Das hatte Justus anhand weniger geschickter Fragen rausbekommen. Poppy fand es natürlich nicht so angenehm, dass Justus sie in diesem Sinne ausgetrickst hatte und so versuchte sie schnell das Thema zu wechseln.
“Habt ihr alles vorbereitet, oder braucht ihr noch Hilfe wegen der Party morgen?”, fragte sie Julien. Riley runzelte unterdessen ein wenig die Stirn. “Morgen?” Sie wusste nicht warum, allerdings hatte sie im Kopf gehabt, dass die Party einen Tag später stattfinden sollte. So hätte sie auch noch genügend Zeit gehabt, den Hinweisen zu folgen, die sie bisher gesammelt hatte.
“Ja, morgen. Jetzt sag nicht, du hast dir etwas Anderes vorgenommen?”
Riley schüttelte den Kopf. Jedenfalls hatte sie nicht direkt andere Pläne gemacht. Aber trotzdem wäre ein Tag mehr für diverse Ermittlungen angenehmer gewesen. “Ich hatte schlicht übermorgen im Kopf.” Eine Anmerkung, die nicht die ganze Wahrheit beinhaltete, aber Julien kannte sie lange genug, um nicht weiter nach zu fragen.

Nach dem Abendessen halfen Peter und Bob noch beim Abräumen, während Riley anmerkte, dass sie dann doch noch den Kuchen heute fertig stellen müsste. Die Einkäufe hierfür übernahmen Justus und Julien. Eigentlich hatte Justus angemerkt, dass er auch allein gehen könnte, aber Julien ließ ihn nicht und so machten sich die Beiden auf den Weg.
In der Zwischenzeit hatten sich Peter und Bob gemeinsam mit Riley in ihr Zimmer begeben.
"Wie lautet der Plan?", fiel Bob auch schon gleich mit der Tür ins Haus, während Peter ihn doch etwas verwundert ansah.
"Vielleicht gibt es noch gar keinen Plan." Eine Mutmaßung, die Bob nur leicht mit dem Kopf schütteln ließ. "Peter, ich liebe ja deine Naivität, aber glaubst du wirklich, dass Justus und Riley keinen Plan haben? Im Ernst, was sollen die beiden sonst gemacht haben? Rumknutschen? Wohl kaum."
Riley seufzte und unterbrach die kleine Diskussion. Wobei man es keine direkte Diskussion nennen konnte, denn ab dem Punkt wo Bob ein Mal mehr Peter erklärte, dass er ihn liebte, oder was er an ihm liebte, wurde Peter schon wieder rot und versuchte es zu überspielen, indem er sich räusperte.
"Ja, wir haben einen groben Plan. Ihr drei werdet morgen die Museen abklappern, in denen Exponate gestohlen wurden."
Den Kommentar mit dem Rumknutschen hatte Riley mit voller Absicht überhört. Es reichte ihr schon, dass Lesley die ganze Zeit darüber sprach, wie perfekt Justus zu Riley passen würde und was sie überhaupt von Alex wollte.
"Und was machst du in der Zeit?", fragte Peter nach.
"Ich bin mit Alex verabredet. Aber keine Sorge, ich verfolge mit ihm eine Spur. Trotzdem wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr Justus erst Mal nichts davon erzählt."
Begeisterung sah anders aus, dennoch vertrauten Peter und Bob ihr und versprachen vor Justus das Detail mit Alex nicht zu verraten. Auch wenn Peter noch nicht ganz wusste, ob er das tatsächlich durchstehen konnte. Wenn nicht gerade ein Leben davon abhing, war er ein wirklich schlechter Lügner.

Nachdem Justus mit Julien vom Einkaufen zurückkam, musste er zugeben, dass dieser nicht ganz so schlimm war, wie sein erster Eindruck von ihm. Zugegeben, auch beim Dekorieren war es ihm schon aufgefallen, als Lesley immer wieder versuchte, auf irgendeine Liebschaft zwischen ihm und Riley anzuspielen. Julien hatte sie immer wieder ermahnt und ihr zu verstehen gegeben, dass Justus vergeben war und sie ihn damit in Ruhe lassen solle.
Was ihm allerdings etwas sauer aufgestoßen war, war die Tatsache, dass erwähnt wurde, dass Riley ohnehin Alexander datete und somit wohl kaum Interesse an einem Vergebenen haben könnte.
Der erste Detektiv hatte durchaus ein schlechtes Gewissen. Er hätte Riley wirklich gerne von seinem Eindruck erzählt, aber in Anbetracht seiner eigenen Situation sah er davon ab. Er war sich wirklich nicht sicher, ob sie ihm glauben würde oder es schlicht auf eine Art Eifersucht schieben würde. Immerhin gab es nicht nur romantische Eifersucht, sondern auch platonische.

Justus half Riley schließlich noch den Kirschkuchen zu backen, während Julien eine Playlist für den nächsten Tag zusammenstellte. Peter und Bob schlugen einiges an Musik vor, welche Julien mit rein nahm. Auch wenn er hierbei Peters Vorschläge deutlich besser fand, als die von Bob. Peter musste hierbei allerdings zugeben, dass es Jeffreys Playlist war, die er hierbei durchstöbert hatte, woraufhin Julien anmerkte, dass der Surfer einen wirklich guten Geschmack hatte.

Nachdem der Kuchen fertig war und Justus erfolgreich Riley überredet hatte, dass sie sich ein kleines Stück nehmen konnte, gingen sie zusammen ins Wohnzimmer. “Also, welcher Film?”, fragte Peter nach und die Vorschläge hätten unterschiedlicher nicht sein können. Justus war für eine Dokumentation, Riley für eine romantische Komödie oder ein Drama, Peter wollte ebenfalls eine Komödie sehen, während Julien eher für einen Horrorfilm war. Bob gefiel zwar innerlich der Gedanke, dass sich Peter vermutlich aus Angst an ihn klammern würde, aber er wollte sein Schicksal nicht zu sehr herausfordern.
Zum Schluss konnten sie sich immerhin auf ‘Der Club der toten Dichter’ einigen, wobei Bob hierüber mehr als erfreut war, da es einer seiner Lieblingsfilme war. Selbst Poppy und Lena gesellten sich noch mit dazu. Somit waren Sofa und Sessel vollständig besetzt.

Am nächsten Morgen hatte Justus schon einen Plan bereit gelegt, wann sie welches Museum besuchen würden und präsentierte diesen nach dem Frühstück. Julien beteuerte, dass er eigentlich gerne mitkommen würde, allerdings wohl den Vormittag am Herd stünde.
Riley kam schließlich noch in die Küche und begutachtete die Internetseiten, die Justus ausgedruckt hatte mit allerlei Informationen zu den Museen. Justus sah sie kurz an und stutze.
"Du bist geschminkt.", stellte er fest, wobei Riley schlicht abwinkte. "Ist nicht das erste Mal, außerdem will ich vorbereitet sein, falls ich es nicht mehr vor der Party schaffe."
Justus schwieg, bevor Riley auch schon auf ihr Handy blickte und schließlich ihre Krücken zur Hand nahm. "Viel Spaß euch. Meldet euch, wenn es etwas Neues gibt."
Justus bot ihr noch an, ihr nach unten zu helfen, allerdings lehnte Riley dies ab und der erste Detektiv sah nicht gerade begeistert aus.
"Alles in Ordnung?" Es war Bob, der als Erstes fragte, aber Peter sah auch ein wenig besorgt aus. Justus beschwichtigte beide und fuhr schlicht mit seiner Planung fort, bevor sich die drei Fragezeichen eine halbe Stunde später auf den Weg machten.

Drei Museen und fünf Stunden später hatte es Bob schließlich geschafft, mit einer der Damen ins Gespräch zu kommen, die für Rundführungen zuständig war. Justus und Peter hatten zunächst die Stellen angesehen, wo die gestohlenen Exponate zuvor gestanden hatten. Der Anblick, wie Bob ganz klar mit der jungen Frau flirtete, gefiel Peter gar nicht. Es war immer wieder der gleiche Knoten, der sich in seiner Magengegend bildete, wenn Bob diesen gewissen Blick einer anderen Person entgegenbrachte. Zu seinem Erstaunen schien Justus sein Gemütszustand richtig zu deuten, denn er legte Peter beruhigend eine Hand auf die Schulter.
"Dir ist bewusst, dass er schlicht Informationen erhalten möchte, damit wir in unserem Fall weiter kommen? Natürlich kann ich durchaus nachvollziehen, dass dir diese Taktik weniger behagt, allerdings muss ich dich daran erinnern, dass es…" Peter fuhr Justus über den Mund. "Ich weiß, Erster. Trotzdem kann ich ja schlecht meine Gefühle abstellen. Du scheinst ja auch nicht besser zu sein. Wie oft hast du jetzt schon auf dein Handy geguckt?"
Justus schnappte leicht nach Luft und steckte schnell sein Handy wieder in die Tasche. "Ich hatte schlicht gehofft, dass Riley neue Ergebnisse zu ihren Ermittlungen hat und mir endlich sagen würde, in welche Richtung diese gehen." Peter schmunzelte etwas, was Justus in diesem Moment nicht nachvollziehen konnte.
"Wie kommst du denn auf Riley? Ich hatte eher gedacht, dass du auf eine Nachricht von Lys wartest. Jedenfalls wäre das nach einem Streit zu erwarten."
Justus presste seine Lippen aufeinander und fragte sich in diesem Moment wirklich, wieso er auf eine Nachricht von Riley wartete, wo doch Lys seine Freundin war. Zugegeben sie hatten sich ein Mal mehr gestritten, dennoch…
Er überlegte und räusperte sich. "Wir befinden uns mitten in einem Fall und… Ah, Bob scheint fertig zu sein." Eine willkommene Ablenkung, damit Justus nicht weiter in Erklärungsnot geriet. Mit der Frage, warum er aktuell nur an Riley gedacht hatte, würde er sich später beschäftigen, oder gar nicht. Zumal Justus der Meinung war, dass er die Antwort hierauf bereits kannte.
Die Ablenkung funktionierte tatsächlich und Peter sah doch etwas weniger begeistert zu Bob, als dieser grinsend auf sie zukam. “Na, zuende geflirtet?”, fragte er nach und Bob tat so, als wäre Peters Tonfall nicht deutlich mahnend.
“Eifersüchtig?”, fragte der Dritte nach, wobei Peter nur schluckte und den Blick abwandte. Justus versuchte hierbei einzuschreiten, damit sie schnellstmöglich weiterkamen. “Also, was hast du herausgefunden, Bob?”
“Nun, alle Exponate, die gestohlen wurden, wurden von der gleichen Person zur Verfügung gestellt. Wie wir bereits wissen, gab es keine Einbruchspuren und auf den Kameras war schlicht eine Schleife gespielt worden. Und jetzt haltet euch fest, Kollegen. Der Mann, der die Exponate gestellt hat, ist der Gründer, der Sicherheitsfirma…”
Peter unterbrach Bob. “Das konnten wir uns aber schon denken, sonst hätte deine Mutter wohl kaum diesen in Verdacht.”
Bob nickte. “Mag sein, aber wir kannten bisher seinen Namen nicht: Nathaniel Underwood.”
Justus Augen weiteten sich und in seinem Inneren regte sich etwas. Eine seltsame Mischung der Gefühle: Erleichterung und eine Art Wut. Noch äußerte er seinen Verdacht nicht laut und unterdrückte den Drang sein Handy aus seiner Tasche zu ziehen, um Riley die Erkenntnisse mitzuteilen.
“Und, sonst noch irgendwelche Informationen erhalten, wie ihre Handynummer?”, fragte Peter nach, der noch immer mit dem Gedanken bei Bobs Flirt gewesen war. Bob schmunzelte allerdings und zuckte nur unbekümmert die Schultern. “Die wollte sie mir tatsächlich geben, aber ich hab ihr gesagt, dass ich vergeben bin und mein Freund uns schon bitterböse Blicke zuwirft.”
Während Peter deutlich verwundert zu Bob sah, stellte sich dieser kurzerhand auf die Zehenspitzen und gab dem Rotschopf einen Kuss auf die Wange.
“Du hast sie angelogen?” Peters Gesicht wurde rot, wobei Bob sich einfach seine Hand nahm und schließlich weiter gehen wollte. “Ganz gelogen war es ja nicht, immerhin - und jetzt wird es schnulzig, mein lieber Peter - gehört mein Herz ja wirklich dir.”
Auch wenn man meinen mochte, dass nun der Moment gekommen war, in dem sich Justus darüber beschwerte, dass sie noch einen Fall hatten, lächelte dieser sachte und holte sein Handy hervor. Er hatte neue Erkenntnisse gewonnen und wollte diese natürlich Riley mitteilen, hielt aber mitten beim Tippen inne. Anscheinend hatte er hierbei unterschätzt, wie viel Zeit ihm blieb, in der Peter und Bob abgelenkt waren, denn der Blonde sah ihn auch schon wieder an.
“Dass du es schaffst mit deiner nicht dominanten Hand zu tippen, erstaunt mich ja schon, Erster.” Justus war zwar im Moment in Gedanken, jedoch nicht allzu abgelenkt, als dass er nicht antworten konnte.
“Ich habe es mir antrainiert mit beiden Händen tätig zu werden, gemäß dem Fall ich erlebe so eine Situation, wie sie jetzt gerade ist. Bei unserer Arbeit ist dies immerhin kein Wunder. Es ist vielmehr erstaunlich, dass bisher nur du stärkere Verletzungen davon getragen hast.”
Bob nahm diese Aussage mit einem leichten Knirschen seiner Zähne zur Kenntnis, während Peter allerdings ganz andere Gedanken hatte, während der erste Detektiv sein Handy in der Hand hielt. “Er will wieder Riley schreiben.”
Bei der Art, wie Peter seinen Tonfall verändert hatte, konnte selbst Justus raus hören, was er genau damit implizierte und so seufzte er. “Wir haben neue Informationen, die für Riley durchaus wichtig sein können, auch wenn sie offenbar gerade beschäftigt ist.”
“Ich hoffe nur nicht zu sehr beschäftigt.”, murmelte Bob, was aber Justus deutlich gehört hatte. Er wollte eigentlich gar nicht genauer nachfragen, allerdings brachte Bobs Äußerung ihn dazu, seinen Mund zu öffnen. Es war wie damals bei Peter, nur dass Bob hier ganz klar nicht eifersüchtig sein könnte, immerhin hatte Peter sich geoutet und war mit ihnen unterwegs. Dementsprechend schlussfolgerte der erste Detektiv, dass es der Beschützerinstinkt des Blonden war und lag damit wohl auch vollkommen richtig, wie er nach seiner Frage an Peter feststellen durfte.
Bob hätte es geschafft, vom Thema ab zu lenken und standhaft zu bleiben. Aber Justus kannte Peter und wusste somit, dass es ihm außerordentlich schwer fiel zu lügen, oder eine Ausrede zu erfinden.
“Riley hat uns gesagt, dass wir nichts sagen sollen, aber sie verfolgt mit Alex eine Spur.”
Wieder war da ein sehr eigenartiges Gefühl, das Justus noch eher mit Übelkeit vergleichen würde, auch wenn es nicht allein seinen Magen betraf. Außerdem würde er es nicht grundsätzlich als Übelkeit bezeichnen, sondern es gesellte ich noch ein unangenehmes Ziehen hinzu. Sein Herz begann zu rasen und was noch viel schlimmer für ihn war: Er meinte deutlich zu spüren, wie sich die Muskeln in seinem Körper verkrampften.
“Alles in Ordnung, Just?”
Anscheinend spürte er es nicht nur, sondern es schien ihm wohl auch ins Gesicht geschrieben zu sein, denn sonst würde Peter nicht nachfragen. Statt nun die Nachricht an Riley weiter zu tippen und sie anschließend abzuschicken, öffnete er den Browser seines Handys und gab dort eine Suchanfrage ein.
“So würde ich das nicht direkt sagen, denn wenn ich Google Glauben schenken soll, bin ich… Eifersüchtig?”
Bob fing an zu lachen. “Du hast das doch nicht gerade ernsthaft gegoogelt?”
Justus presste die Lippen aufeinander. Natürlich hatte er es gegoogelt, da er sich wirklich sicher sein wollte und dennoch ließ ihn Bob deutlich dümmer aussehen, als er war. Peter wollte schon verkünden, dass es Justus wohl endlich eingesehen hatte, doch der Erste öffnete schließlich den Mund und Peter hätte am Liebsten seinen Kopf gegen eine der Museumswände geschlagen.
“Nun, die Symptomatiken und auch Eifersucht an sich ist mir nicht gerade bekannt. Zumindest bei mir nicht. Bei dir war sie hingegen immer sehr leicht zu beobachten. Trotzdem denke ich, dass es nicht die gleiche Art von Eifersucht ist. Bei dir, Bob, hatte es ganz klar einen romantischen Ursprung. Ich hingegen bin nicht auf romantische Art an Riley interessiert, weswegen ich eher glaube, dass meine Eifersucht mehr auf platonischer Ebene beruht. Ich bin es inzwischen gewohnt mit ihr als Team zu agieren. Ähnlich wie bei dir und Peter, nur ohne das Flirten. Jetzt, da Riley mit Alexander Ermittlungen anstellt und mich außen vor lässt, würde ich schon behaupten, dass ich mir in gewisser Weise ersetzt vorkomme. Und wer lässt sich schon gerne einfach ersetzen?”
Bob und Peter warfen sich einen vielsagenden Blick zu, den der erste Detektiv allerdings nicht richtig deuten konnte. “Was für ein Glück und ich dachte schon, ich müsste dir einen Vortrag darüber halten, dass Riley meine Schwester ist.” Seine Antwort war nicht ernst gemeint. Es war keine Lüge, als er gegenüber Peter geäußert hatte, dass er mit einer Beziehung zwischen Riley und Justus durchaus einverstanden wäre. Aber diesen Einwand würde er nun nicht bringen. Vielleicht half es ja dem ersten Detektiv einen Anreiz darüber zu geben, dass es eigentlich in gewisser Weise ein Verbot war, sich einfach so für Riley zu interessieren. Bekanntermaßen hatten Verbote Justus Jonas noch nie aufgehalten, gerade wenn es etwas gab, was er wirklich wissen wollte. Jedenfalls klappte diese Methode auch bei allen möglichen Rätseln, warum also nicht auch in Sachen Liebe?

Chapter 77: Fall 7: New York - Part 11

Chapter Text

Es ging auf den Abend zu und während Justus, Peter und Bob schon auf der Party waren und sich die Wohnung mit immer mehr Gästen füllte, war von Riley keine Spur. Sie hatte sich kurz mit einer Sprachnachricht bei Bob gemeldet und das war es auch schon.
Gerade hatte Justus die Vermutung äußern wollen, dass ihr auch etwas zugestoßen sein könnte, da erblickte Peter die Blonde. Im Schlepptau hatte sie Alexander und so wie sie aussahen wirken sie noch vertrauter als zuvor, was Justus wieder dieses Ziehen bereitete.
Natürlich hätte er sich nun einfach einen Weg zu den beiden bahnen können und prüfen können, ob sie wirklich im Fall ermittelt hatten, aber eine Szene unter Fremden wollte er auch nicht gerade riskieren, weswegen er davon abließ.
Zum Glück war da Lesley, die es dann doch noch schaffte, Justus auf andere Gedanken zu bringen und sie wurde ihm auch in dem Moment sympathischer, als sie sich über Alexander aufregte und ihm einige unschöne Spitznamen gab.
“Also, Bob und Riley haben mir schon erzählt, dass ihr ziemlich viele Fälle in der Vergangenheit gelöst habt.”
Justus nickte stolz, wobei Bob seufzte. “219 und da habe ich nicht die mitgezählt, bei denen Riley noch nicht mit dabei war. Manchmal kommt es mir so vor, als würden wir das schon seit 1979 machen.” Justus lächelte nur zufrieden. “Jetzt übertreibst du aber, Bob. Unsere Arbeit spricht eben für uns und kein einziger dieser Fälle blieb ungelöst, auch wenn wir nicht seit 1979 Fälle lösen.”
“So viele Fälle, da muss doch bestimmt schon so einiges in Vergessenheit geraten. Ein Glück schreibt Bob immer alles auf.” Peter nickte stolz, so als wäre es damals seine Idee gewesen. Aber er wusste, wie viel Arbeit Bob in sein Archiv legte und dass es ihm manchmal so einige Nerven gekostet hatte.
“Zugegeben, Bob könnte sich auch ganz gut nur um die Recherchen kümmern, die Fälle habe ich alle hier oben abgespeichert.”
Justus deutete auf seinen Kopf, wobei Bob nur schnaubte. “Hör nicht auf ihn, Lesley. Justus ist zwar wirklich intelligent, aber er weiß bestimmt nicht so viel über unsere Fälle wie ich.”
Dem ersten Detektiv schien diese Aussage gar nicht zu passen und er schaute stark zweifelnd Bob an. “Du vergisst wohl, dass ich ein eidetisches Gedächtnis habe. Mir fällt es sehr viel leichte Informationen ab zu rufen, die ich ein Mal gesehen habe.”
Bob schnaubte. “Und du, mein lieber Erster, vergisst wohl, dass meine Stelle Recherchen und Archiv sind. Glaubst du wirklich, ich schreibe direkt alles nach einem erlebten Fall auf. Ganz davon abgesehen, wenn sich jemand damit auskennt, dann ja wohl ich, sonst bräuchten wir diesen Posten nicht.”
Lesley verzog das Gesicht. Sie hatte eigentlich nicht darauf abgezielt eine Diskussion zu entfachen und Peter war ebenso wenig auf einen Streit zwischen den Beiden aus, schon gar nicht auf einer Party. “Hey, beruhigt euch. Ich bin mir sicher, ihr beiden merkt euch sehr viel zu den Fällen. Wer nun mehr oder weniger, können wir doch jetzt sowieso nicht prüfen.”
Doch genau diese Worte ließen Bob grinsen. “Wieso eigentlich nicht. Du glaubst, du bist besser als ich, was unsere Fälle betrifft?” Justus hob die Brauen. “Bob, das ist lächerlich. Du weißt selbst, wie mein Gedächtnis ist, da kannst du doch nicht wirklich glauben…”
Er wurde unterbrochen, als Bob sein Handy zog. “Ich habe alle archivierten Dateien in einem Cloud.Ordner. Wir können das alles hier und jetzt überprüfen.” Ohne groß weiter zu fragen, reichte er sein Handy an Peter weiter, der etwas verwirrt drauf sah.
“Leute, das ist eine Party…”, versuchte er die beiden Fragezeichen daran zu erinnern, woraufhin Bob nickte. “Okay, dann machen wir daraus ein Trinkspiel, damit es auch zu einer Party passt. Für jede falsche Antwort wird ein Schluck getrunken.”
Justus lachte leicht auf. “Bob, du weißt sehr wohl, dass ich ungern zu Alkohol greife.”, merkte er an, wobei der Dritte mit den Schultern zuckte.
“Wieso? Nach deinen Angaben hast du doch ohnehin nichts zu verlieren. Wenn ich deine Aussage richtig verstanden habe, bin ich nachher betrunken und du hast vielleicht drei Schlucke getrunken.”
Justus schien einen Moment zu überlegen. “Also gut. Peter und Lesley machen die Schiedsrichter. Wenn du unbedingt betrunken werden willst, halte ich dich nicht davon ab, sondern werde dich noch sicher nach Hause geleiten.”
Peter seufzte und sah auf das Handy in seiner Hand. “Ich glaube, ich brauche auch etwas zu trinken, das wird nicht gut ausgehen.”, merkte er nur an und fragte Bob schließlich, ob er ihm das Handy entsperren würde und den Ordner der Cloud öffnen könne. Zu seinem Erstaunen kam Bob einfach einen Schritt näher und gab ihm sämtliche erforderlichen Daten. Dass Bobs Entsperrcode sein Geburtstag war, schmeichelte ihm schon etwas.

Damit setzten sich die Vier zusammen und Justus und Bob wurden schließlich Getränke eingeschenkt.
“Okay, die erste Frage…”, begann er schon, als sich Bob einmischte und Peter ermahnte, die Fragen nicht all zu leicht werden zu lassen. Peter nickte und suchte dann doch noch weiter in den archivierten Fällen, wobei Lesley schließlich ein Dokument antippte. “Also gut: Nach einem Banküberfall wurden wir in der Zentrale vom Zwillingsbruder des Täters aufgesucht. Wie lauteten die Namen der Zwillingsbrüder?”
Justus zuckte nur mit den Schultern. “Jeremiah und Abraham Prince.”, erklärte er, wobei Lesley ein Geräusch von sich gab, was nach einem Fehler klingen sollte, wie bei manchen Quizsendungen. “Leider Falsch. Weist du die richtige Antwort Bob?”, fragte sie nach. Bob brauchte nicht lange überlegen. “Die Vornamen waren richtig, aber der Nachname lautete King.”
Justus musste einen Schluck trinken und erklärte, dass er zunächst warm werden müsse. Tatsächlich beantwortete Bob die nächste Frage mit einem Fehler, während Justus die darauffolgende Frage richtig beantwortete.
“Bei welchem Fall und von wem wurde der Satz: ‘Na, Bruder, alles senkrecht? Gimme Five!’ getätigt?”
Justus gab hier die Meinung ab, dass es Bob gewesen war beim Haus des Schreckens, allerdings war es Peter, der diesen Satz geäußert hatte und somit musste Justus wieder etwas trinken.
Das Spiel ging weiter und während die Anderen nur so tranken und sich auf der Tanzfläche ausließen, konnten Justus und Peter schon gar nicht mehr sagen, wie viele Fragen sie gestellt bekommen hatten.
“Also gut, als wir einen Tauchgang in der Totenkopfbucht machten, fanden wir ein U-Boot voller Tang, richtig?”
Justus nickte. “Ganz genau.” Bob hingegen schüttelte den Kopf. “Wir haben ein Segelboot gefunden.”, merkte er an, wobei Justus durch atmete. “Ist doch egal. Ein Boot, ist ein Boot.”
Allerdings ließ Lesley diese Antwort nicht durchgehen und Justus leerte damit seinen dritten Becher.
“Wie kommt es eigentlich, dass du noch so unbetrunken bist, Dritter?”, fragte der erste Detektiv schließlich nach, während man ihm schon anhand seiner Stimme und Wortwahl anhörte, dass er langsam zu viel hatte. “Nun, ich trinke öfter Alkohol als du und habe nicht so viele Fragen falsch beantwortet.”
Bob machte Justus schließlich das Angebot auf zu hören und einfach ihn für den Sieger zu erklären, doch Justus bestand darauf weiter zu machen. Er wollte nicht verlieren, er wollte wenigstens ein Unentschieden.
Allerdings ging dieses Vorhaben deutlich den Bach runter als Justus schließlich einen weiteren Becher schluckweise trinken musste und als er seinen Blick wandern ließ und dabei zufällig sah, wie Rileys Lippen an denen von Alexander hingen, erhob sich der erste Detektiv und eilte ins Badezimmer.
Da war es wieder, dieses Ziehen und dieser Drang Riley klar zu machen, wie falsch dieser Alex doch war und dass sie einfach nicht zusammen passten, egal wie viel er von ihr wusste.
Der Toilettendeckel klappte mit einem lauten Poltern nach oben und schon einen Moment später ließ sich der erste Detektiv sein Essen durch den Kopf gehen. “Der schöne Kirschkuchen.”, jammerte er, während Peter und Bob langsam das Badezimmer betraten und die Tür hinter sich schlossen. Sie wollten wirklich nicht, dass sich Justus irgendwie groß vor den anderen Partygästen erklären musste. “Ich hab dir ja gesagt, wir können aufhören.”, merkte Bob an, während Peter vorsichtshalber die Tür abschloss.
Justus wischte sich über den Mund und setzte sich auf die kühlen Fliesen. “Zugegeben, ich hätte vielleicht auch einfach aufhören sollen, immerhin weiß ich ja, dass du sonst nicht trinkst.”
Justus schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Wand. “Ich hab es ja verdient, Bob.Ich weiß ja, dass ich mich manchmal echt zu arrogant benehme und die Einzige, von der ich mir das Gegenteil beweisen lasse ist Riley. Zugegeben, die knutscht sowieso mit Alexander rum, also werde ich mir wohl nicht mehr lange von ihr irgendetwas sagen lassen.”
Peter und Bob sahen Justus deutlich verwundert an. Er sah wirklich mitgenommen aus und das Thema Riley schien ihn wirklich zu beschäftigen.
“Sie knutscht mit wem rum?”, rutschte es Bob raus und Peter hielt ihn schon mal provisorisch fest, damit er nicht noch auf den Gedanken kam nach draußen zu gehen und Riley von dem Kerl weg zu holen.
“Als ob dich das nicht freut. Ich hab dich und Peter doch reden hören, dass es dich nicht stört. Aber weißt du wen es stört? Mich! Wir sind vier Detektive, ich will nicht mehr die drei Detektive.”
Justus Stimme war leicht verwaschen und er merkte, wie sich ihm alles drehte. “Außerdem ist Alexander ein großes Arschloch. Der hat gesagt ich werde eine Schrottplatz erben und dass Riley bald nicht mehr unser ‘Problem’ sein wird, sobald er wieder mit ihr zusammen ist.”
Peter und Bob kamen gar nicht so schnell hinterher wie Justus von den Ereignissen zwischen ihm und Alex berichtete und seinen Unmut kund tat.
“Warte Mal Just, das hast du vollkommen falsch verstanden, ich meinte bestimmt nicht Alexander. Davon mal abgesehen, hast du Riley das alles schon gesagt? Wenn sie wüsste, was er gesagt hat, dann..”
Justus unterbrach Bob. “Dann würde sie mich für Eifersüchtig halten und das nicht auf diese platonische Art.” Peter schmunzelte etwas. “Das glaube ich eher weniger ich meine du bist doch mit Lys zusammen und…” Er wurde unterbrochen.
“Mit der ich mich nur noch streite und ich hab Riley geküsst. Oder anders rum. Eher anders rum. Aber ich hab mich nicht beschwert und Lys nichts gesagt, kein Wunder dass sie sauer ist. Lys, nicht Riley.”
Wieder versuchten die Beiden die gesprochenen Worte zu vereinbaren. Bob warf Peter einen Blick zu und stellte die stumme Frage, ob er von dem Kuss gewusst hat, was Peter allerdings mit einem Schütteln seines Kopfes quittierte.
“Ihr habt euch geküsst? Wann das und warum?”
Justus versuchte auf zu stehen, war dabei aber ziemlich wackelig. Er ging langsam hinüber zum Waschbecken und ließ das Wasser laufen. Eigentlich in dem Vorhaben sich den Mund aus zu spülen und sich davon etwas in seinem Gesicht zu verteilen, um endlich wieder etwas klarer zu werden.
“Schwarzer Turm. Ich hatte eine Panikattacke und Riley hat versucht mich zu beruhigen, hat aber alles nicht funktioniert und dann hat sie wohl selbst Panik bekommen und mich geküsst.”
Bob schmunzelte etwas. Bei Justus vorheriger Aussage hatte er eigentlich angenommen, dass er Lys ganz bewusst und ohne irgendwelche Begleitumstände fremdgehen wollte. Klar wäre das nicht gerade die feine Art, aber wenn er sich zwischen Lys und Riley entscheiden müsste, wäre es ganz klar Riley und diese sollte dann nicht nur ein Seitensprung für irgendjemanden sein.
“Und was soll daran so schlimm sein? Ihr wart beide in einer nahezu ausweglosen Situation und ist ja nicht so, als wärt ihr direkt danach übereinander hergefallen.”
Justus hatte es endlich geschafft sich das Wasser ins Gesicht zu spritzen und sah Bob nahezu entschuldigend an. “Mir hat es gefallen und das nicht auf die Art, dass ich anerkennen kann, dass sie gut küsst, sondern auf die Art, dass ich nicht will, dass sie Alexander oder irgendjemand Anderen küsst.”
Peter nickte kurz. “Du meinst, du bist Eifersüchtig. Auf romantische Art.”, fasste er zusammen, was Justus verzweifelt aufstöhnen ließ.
“Aber das geht nicht. Ich liebe Lys und ich bin mit ihr zusammen und mich von ihr zu trennen, das könnte ich nicht. Poly bin ich nicht, das hab ich mal gründlich recherchiert, als Bob dich geküsst hat und du noch immer nicht weißt, wen du eher willst.”
Justus setzte sich auf den Wannenrand und fuhr mit seinen Händen durchs Gesicht. Er merkte noch deutlich den Alkohol, aber seine Gedanken schienen nun wieder einigermaßen sortierter zu sein, nachdem er einen Großteil der Flüssigkeit raus gelassen hatte.
“Vielleicht fangen wir erst Mal damit an, dass du Riley die Sache mit Alexander erzählst und das am Besten gleich, bevor die Bob noch nach Kondomen fragen.”
Justus schüttelte sich bei dem Gedanken, stimmte aber dem Vorschlag zu. Er musste mit Riley reden, bevor sie tatsächlich blind vor lauter Liebe wieder zurück nach New York zog.

Chapter 78: Fall 7: New York - Part 12

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Peter schloss die Tür zum Badezimmer auf, während sich Bob nochmals umdrehte. „Warte hier, wir schicken Riley zu dir.“
Ein Angebot, welches Justus dankend annahm. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln und hoffentlich noch einige klarere Gedanken zu fassen. In Anbetracht der Tatsache, dass er einiges getrunken hatte – jedenfalls für seine Verhältnisse – ging es ihm wieder besser. Trotzdem merkte er noch immer den Rausch und das gefiel ihm überhaupt nicht. Er hatte schon zuvor gewusst, warum er keinen Alkohol anrührte, dafür hatte er nicht diese Erfahrung machen müssen. Oft genug hatte er Bob bei Partys so erlebt. Wenn er so darüber nachdachte, war es vielleicht auch nur fair, dass er sich ihm offenbart hatte, wenn Justus sich ins Gedächtnis rief, wie oft Bob ihm sein Herz ausgeschüttet hatte. Zumindest nach einem gewissen Pegel.

Peter und Bob hielten zunächst bei den Tanzenden Ausschau, fanden allerdings nur Julian, der sie schließlich zu Riley weiter leitete. Noch immer war Alexander bei ihr. Aber nach all dem, was Justus ihnen gerade erzählt hatte, sollten sie es so schnell wie möglich ändern.
„Was meinst du, ob der Kerl gut in Bier-Pong ist?“, fragte Peter über die Musik hinweg an Bob, der allerdings ein wenig zweifelte. „Willst du wirklich gegen ihn spielen? Vielleicht sollte ich lieber…“
Doch Peter ließ ihn gar nicht ausreden. „Keine Sorge, zur Not kannst du mich ja nach Hause tragen. Schick du lieber Riley zu Just. Außerdem hast du schon sehr viel mehr getrunken, als ich.“
Damit ging der Rotschopf auch schon auf Alexander zu und legte ihm freundschaftlich einen Arm um die Schulter. „Hey, also du und Riley? Dir ist schon klar, dass wir uns jetzt im Bier-Pong messen müssen, bevor ich oder Bob dich für würdig halten.“
Riley lachte und hielt das alles für einen kleinen Scherz. Zu ihrem Erstaunen willigte Alexander ein mit der Aussage, dass er dann ja keine andere Wahl habe, um Rileys Herz erneut zu gewinnen.
Als Alexander von Peter mit gezogen wurde, schnappte sich auch schon Bob die Hand seiner Schwester und zog sie schnell in eine andere Richtung.
„Hör mal, Just, dem geht es echt nicht gut und er will unbedingt mit dir reden.“ Bob brauchte gar nicht weiter irgendwelche Argumente finden, denn ohne weitere Informationen wollte Riley schlicht wissen, wo sich der erste Detektiv befand und ging einen Moment später auch schon zum Badezimmer.
Das Anklopfen sparte sich die Blonde, immerhin war die Musik so laut, dass es Justus vermutlich nicht wirklich hören würde. Zwar war die Lautstärke etwas abgedimmt, nachdem sie die Tür zum Badezimmer geschlossen hatte, allerdings noch laut genug, dass man nicht unbedingt hörte, wenn jemand klopfte.
„Du wolltest mit mir reden?“
Justus hatte sich auf die geschlossene Toilette gesetzt. Laufen war ihm aktuell noch nicht sicher genug und als er Rileys Stimme hörte, blickte er auf. „Hey, ja. Ich wollte schon die ganze Zeit mit dir darüber reden, aber wusste nicht genau wie.“
Riley betrachtete Justus aufmerksam. Seine Haarspitzen hingen ihm feucht in der Stirn, seine Augen wirkten ein wenig trüber als sonst und er schien ungewöhnlich blass zu sein. Der Geruch von Erbrochenem stieg ihr in die Nase und so wie Justus sprach, wirkte er alles Andere als nüchtern.
„Du hast getrunken?“ Eine Frage die nicht ermahnend klang, immerhin war der erste Detektiv alt genug, um zu wissen, was er tat. Zugegeben nicht im legalen Alter zum Trinken, aber im Grunde war er reif genug, um eigene Entscheidungen zu treffen.
„Trinkspiel mit Bob, ich hab verloren.“
Riley nickte und Justus atmete durch. „Aber darüber wollte ich gar nicht mit dir reden. Und ich weiß, ich sollte mich vielleicht nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Trotzdem ist es nur fair, wenn ich dir davon erzähle und darum hör mir einfach komplett zu. Keine Bemerkungen, keine Ausreden, kein wegrennen!“
Trotz des merklichen Alkoholpegels schien Justus die Sache sehr ernst zu sein und so nickte Riley und setzte sich ihm gegenüber auf den Wannenrand. „Schieß los!“
Eine Aufforderung, die der erste Detektiv auch sogleich nachkam.
„Es geht um Alexander. Ich weiß, du liebst ihn und er wirkt total perfekt, aber das ist er nicht. Er ist, eine Brittany. Vielleicht nicht so kriminell, wobei ich dafür noch Beweise brauche. Aber er ist ein totaler… Lesley hatte das total gut beschrieben… Lackaffe! Das war es. Bevor du Einwände hast, habe ich einige Argumente vorbereitet, warum Lesley Recht hat und du bloß nicht weiter mit ihm rumknutschen solltest.“
Justus sah Riley einen Moment prüfend an, doch diese blieb still. Er konnte nicht wirklich ausmachen, warum sie so ruhig blieb. Entweder nahm sie ihn gerade nicht Ernst, oder sie kam seiner Bitte nach. Jedenfalls wirkte sie nicht gerade sauer, als er die letzten Worte gesprochen hat.
„Also, Alexander tut auf super nett, aber das ist er wirklich nicht. Er hat mir gesagt ich wäre ein Loser, der einen Schrottplatz erbt. Er ist ja so viel besser, weil er ja mit seinem Erbe so viel erbt. Und er will dass du dich von mir trennst. Nicht mir. Uns, den drei Fragezeichen. Ich weiß, dass das schwer zu glauben ist, aber er hat wirklich gesagt, dass sobald er wieder mit dir zusammen ist, sehen wir dich nicht mehr wieder. So oder so ähnlich.“
Justus war aufgestanden und fing damit an im Badezimmer umher zu laufen. Noch immer war sein Gangbild relativ unsicher und so langsam merkte er, wie der Gips um seine Hand feucht geworden war. Doch darum würde er sich wohl später kümmern. Beziehungsweise würde er schon von selbst trocknen.
„Und ich bin wirklich enttäuscht! Aber ich als dein moralischer Kompass, was ich dir ja versprochen habe, sage, dass mit dem Kerl etwas nicht stimmt. Er ist der Sohn von dem Verdächtigen deiner Mutter! Ich kann es nicht beweisen, aber er ist bestimmt nicht so sauber, wie er vorgibt zu sein. Und dass du ihn einfach eiskalt und ohne Rücksicht auf meine Gefühle… Ja, ganz große Neuigkeiten Justus Jonas hat Gefühle… Und die sind verletzt. Ich bin dein Kollege. Wir beide sind ein Team! Wie Peter und Bob… Nur ohne das flirten! Und bevor du mir unterstellst, dass ich Eifersüchtig bin: Ja, das bin ich! Ganz platonisch gesehen bin ich eifersüchtig.“
Justus atmete tief durch, bevor er sich wieder an Riley wandte und ihr schließlich bedeutete, dass er fertig war.
Eigentlich hatte der erste Detektiv mit deutlich mehr Gegenwehr erwartet. Wenn er sich vorstellte, dass Riley so über Lys reden würde, würde er auf jeden Fall versuchen zu widersprechen. Vielleicht würde er ihr am Ende glauben, da er sie nicht so einschätzte, dass sie sich solche Dinge aus Eifersucht ausdenken würde. Trotzdem würde er deutlich mehr versuchen Gegenargumente zu finden, als dass er einfach solche Aussagen hinnahm.
„Es tut mir Leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe und trotzdem muss ich dir sagen, dass du dir keine Sorgen machen brauchst.“
Eine einfache Antwort, die Justus so nicht stehen lassen konnte. „Keine Sorgen? Du hattest seine Zunge in deinem Hals, ich hab es doch genau gesehen. Und deine Krücken hast du auch schon wieder nicht dabei.“
Riley stutze einen Moment, wusste nicht recht, ob sie bei dieser Beobachtung amüsiert oder schockiert sein sollte.
„Meine Krücken habe ich an einer Wand gelehnt stehen lassen, weil ich hier hin gelaufen bin, weil Bob sagte, dass du unbedingt mit mir reden willst und es dir nicht gut geht. Und wie ich sehe und höre bist du deutlich angetrunken, weswegen ich jetzt nicht darauf eingehe, dass es dich nichts angeht mit wem ich wie knutsche. Was den Rest betrifft, brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen.“
Justus schnaubte, verschränkte die Arme vor seiner Brust und blieb schließlich mit einem kleinen Abstand zu Riley stehen. Diese erhob sich vom Wannenrand und ging auf ihn zu. „Vertraust du mir?“, fragte sie nach und sah ihn abwartend an. „Und damit meine ich nicht dieses mir vertrauen ihm aber nicht. Vertraust du mir, Justus?“
Der erste Detektiv schluckte leicht. „Ja.“ Eine knappe Antwort, aber mehr Möglichkeiten hatte er im Augenblick nicht. Er vertraute Riley wirklich, auch wenn ihm die aktuelle Lage nicht gerade gefiel.
„Gut, denn ohne dich könnte ich jetzt nicht weiter kommen.“
Justus runzelte die Stirn und sah dabei zu, wie Riley ein Smartphone aus ihrer Tasche zog. Es war nicht ihr Handy und dementsprechend war er schon ein wenig verwundert. „Ich will dass du dich mit Lesley da ran setzt und den Cloudspeicher durchforstest, alles was nötig ist. Das hier ist Alexanders Leben und ich verwette unsere Visitenkarten, dass er hinter allem steckt.“
Justus fiel gänzlich alles aus dem Gesicht. Natürlich hatte Riley angeschnitten, dass sie den Sohn dieser Sicherheitsfirma in Verdacht hatte, aber nach all den Geschehnissen hatte Justus angenommen, dass er sie irgendwie rum bekommen hatte, oder sie nun versuchte seine Unschuld zu beweisen.
„Wann hast du das denn von ihm bekommen?“, fragte Justus nach, wobei Riley doch leicht grinste.
„Als er seine Zunge in meinem Hals hatte, wie du es so schön formuliert hast. Das Schöne beim Rumknutschen ist, dass den meisten Leuten, die schon mal mehr Körperkontakt miteinander hatten, egal ist, wohin die Hände dabei wandern.“
Justus ließ seine Arme sinken. Die ganze Zeit hatte er wirklich die Geschichte mit den Dates geglaubt und gedacht, dass Riley wirklich blind geworden wäre. Oder vielleicht war er es auch einfach selbst?
Justus schob den Gedanken beiseite. „Du ziehst also nicht wieder nach New York wegen ihm?“ Die Frage kam doch relativ kleinlaut, wobei Riley leicht lachte. „Mr. Holmes, wir haben Jack noch immer nicht gefasst und sind wir doch mal ehrlich, wer soll dich in Schach halten, wenn ich nicht mehr da bin?“
Justus konnte nicht anders, als Riley in den Arm zu nehmen und sie an sich zu drücken. Ein wohlig warmes Gefühl jagte durch seinen Körper und sein Herz raste. Er mochte diese Nähe, auch wenn er nicht genau wusste, was er selbst darunter verstehen sollte. Hatte Peter Recht und er war doch auf romantische Art Eifersüchtig, auch wenn er mit Lys zusammen war und sie liebte?
„Just, du kannst mich übrigens wieder los lassen.“
Riley spürte wie Justus die Arme von ihr nahm. Sie vermisste dieses Gefühl jetzt schon, doch es gab einfach zu viel, was sie nicht zulassen konnte. Nicht mit all dem, was sie bezüglich Justus wusste. Natürlich gerieten Herz und Verstand in einen kleineren Machtkampf. Ihr Kopf hatte längst sämtliche Fakten analysiert und war sich sehr sicher, dass Justus schlicht freundschaftliche Gefühle hegte, aber er noch nie jemanden hatte, der ihn auf einer freundschaftlichen Ebene so sehr verstand. Trotzdem war da Rileys Herz, was leise flüsterte: „Und was ist, wenn er selbst nicht mehr, dass er dich liebt?“
Innerlich forderte sie ihr Herz dazu auf die Klappe zu halten, um endlich wieder zum eigentlichen Plan zurück zu kehren. Und der beinhaltete keine Nähe zu Justus Jonas.
„Okay, bist du bereit für den zweiten Part? Falls du in deinem Zustand noch eine gewisse schauspielerische Leistung zustande bekommen solltest.“
Interessiert hob Justus die Augenbrauen, bevor Riley ihm auch schon den Plan erklärte.

Die Blonde kam aus dem Badezimmer gestürmt, so gut es ihr Knöchel zuließ und Justus hinterher. „Jetzt glaub mir doch, Riley!“
Doch Riley schnaubte nur und ging direkt auf den Tisch zu, wo Peter noch immer mit Alexander Bier-Pong spielte und zwar am Gewinnen war, aber dennoch deutlich Becher kassiert hatte.
„Alles in Ordnung, Babe?“, fragte Alex nach, als Riley auf ihn zukam und Justus allen Anschein ignorierte.
„Nichts ist in Ordnung. Ich kann es wirklich nicht glauben. Da behauptet er einfach, dass du ihn beleidigt hättest und ich dir nicht vertrauen dürfte. Ich kenne dich ja wohl besser als er!“
Beruhigend nahm Alexander Riley in den Arm und Peter sah deutlich verzweifelt zu Bob. Dieser wusste nicht recht, was er davon halten sollte.
„Riley hast du dir denn wirklich alles angehört, was Justus gesagt hat?“ Eine Frage, die sie wütend herumfahren ließ.
„Oh, bitte! Er ist betrunken und ganz klar Eifersüchtig. Soll er seine Eifersucht bei Lys auslassen und nicht bei mir. Ich kenne Alexander schon sehr lange.“
Bob stockte der Atem und Justus, der gerade angekommen war, machte einen deutlich verletzten Eindruck. Peter begann damit sich ein zu mischen und Riley daran zu erinnern, dass sie die vier Detektive waren. Aber als diese nicht hörten wollte, hielt Justus ihn am Arm fest. „Lass gut sein, Peter. Vielleicht war es ja doch ein Fehler… Mir ist jedenfalls nicht mehr nach Party.“
Der zweite Detektiv sah deutlich entsetzt zwischen Justus und Riley hin und her, bevor Bob und er schließlich Justus hinterher eilten. Besonders als Bob noch Mal erwähnte, dass man mit Riley ohnehin jetzt nicht reden könnte.

Justus verschwand in das Zimmer, was ihm Julien gegeben hatte und welches sie vorsorglich abgeschlossen hatten. Eigentlich hatte der erste Detektiv angenommen, dass nur Peter und Bob ihm folgen würden, aber anscheinend hatten auch der Gastgeber und Lesley von dem vermeidlichen Streit Wind bekommen und waren den drei Detektiven direkt gefolgt.
„Was war das denn für eine Aktion? Jetzt glaubt sie keinem mehr von uns?“, fragte Lesley deutlich schockiert und schloss die Tür hinter sich.
Justus drehte sich um und zum Erstaunen Aller lächelte er. Keine Wut, keine Verzweiflung oder etwas in der Richtung.
„Ihr habt es also auch geglaubt, dann sollte es Alexander erst recht geschluckt haben.“, merkte Justus an, wobei Peter alles aus dem Gesicht fiel. „Was geschluckt?“, wollte er direkt wissen, wobei Justus das Handy auf den Schreibtisch legte und nun bereit für Erklärungen war.
„Riley und ich haben uns nicht wirklich gestritten. Eher im Gegenteil. Trotzdem hielten wir es für nützlich, wenn Alexander in dem Glauben ist, dass er schon gewonnen hätte.“
Bob sah noch verwirrter aus. „Gewonnen?“
„Nun, meine Unterhaltung mit Riley hat ergeben, dass sie dem Kerl ebenso wenig getraut hat, wie ich. Das sie ihn geküsst hatte, diente nur dem Zweck an sein Handy zu kommen, damit Lesley und ich uns in seine Cloud hacken können.“
Lesley schien ein Stein vom Herzen zu fallen und kurz darauf grinste sie, als hätte sie gerade einen Jackpot geknackt. „Dann machen wir uns doch gleich an die Arbeit. Ich freue mich schon darauf ihm sein schmieriges Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Julien, ich brauche deinen Laptop!“
Eine Aufforderung, der Julien nach kurzem Zögern nach kam und kurzerhand das Zimmer verließ. Er bezweifelte, dass es irgendjemandem groß auffallen würde, wenn er nun mit einem Laptop durch die Wohnung lief.
Bob und Peter sahen sich kurz an und anschließend zu Justus.
„Und was machen wir in der Zeit?“ Eine Nachfrage, die Justus mit einem Zucken seiner Schultern quittierte.
„Die Party genießen und dabei im Auge behalten, ob und wann es Alexander auffällt, dass sein Handy fehlt, falls Riley es nicht mitbekommen sollte.“
Peter wirkte von dem Teil des Plans nicht gerade überzeugt und auch Bob hatte so seine Zweifel.
„Aber, wird es nicht auffallen, dass du und Lesley fehlt?“
Doch auch hierfür hatte Justus eine Antwort parat. „Nun, ich bin noch immer nicht ganz nüchtern und emotional augenscheinlich sehr verletzt. Da können manche jungen Männer in meinem Alter weibliche Gesellschaft gut gebrauchen.“
Bobs Augen weiteten sich und er verstand genau, worauf Justus hinaus wollte, während Lesley nur etwas das Gesicht verzog. „Entschuldige, aber du bist nicht gerade mein Typ.“ Eine Feststellung, der Justus nur mit einem unbekümmerten Schulterzucken entgegnete.
„Und meintest du nicht, dass du Demi bist?“, wollte Peter noch wissen, woraufhin Justus grinste.
„Das wisst ihr, aber Alexander doch nicht.“
Julien kam wieder mit dem Laptop zurück und sah in die Runde. „Okay, was erzählen wir den Leuten, wenn jemand nach dir oder Lesley fragt, wobei Lesley wahrscheinlicher ist.“
Bob wollte es gar nicht aussprechen, aber wenn man es im Großen und Ganzen betrachtete, war es gerade für so eine Party die perfekte Ausrede.
„Wir erzählen, dass Justus mit Lesley vögelt.“ Sein Tonfall war doch relativ trocken, aber am Ende waren sich alle Anwesenden einig, dass es wohl die logischste Story wäre. Dementsprechend verließen die drei das Zimmer und Justus schloss die Tür hinter ihnen ab, damit sich er und Lesley an die eigentliche Arbeit machen konnten.
„Du bist übrigens auch nicht gerade mein Typ.“, kommentierte er, als er den Laptop hochfuhr, wobei Lesley entspannt mit den Schultern zuckte.
„Ich weiß, dein Typ ist eher blond, intelligent, ein Zwilling…“
Justus rollte leicht mit den Augen. „Ich bin nicht auf die Art an Riley interessiert.“, stellte er klar, wobei Lesley ihn frech angrinste.
„Merkwürdig, aber genau so hat Bob Lys beschrieben.“

Chapter 79: Fall 7: New York - Part 13

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Abgesehen von dem kleineren Zwischenfall, lief die Party wirklich gut. Peter erkannte bei der Musik einige Lieder wieder, die er von Jeffreys Playlist vorgeschlagen hatte. Als Todrick Halls ‚I like Boys‘ lief, zog er Bob in die Mitte des Wohnzimmers, um zu tanzen.
Trotzdem vergaßen sie nicht ihre kleinere Aufgabe und zwar Alexander und Riley ein wenig im Auge zu behalten.
Als sie schließlich neue Getränke holten, kamen die Beiden auch schon auf sie zu, wobei sich Alexander nach Justus erkundigte. Bob tat gespielt beleidigt. „Der tröstet sich gerade intensiv mit Lesley.“, spottete er und Riley schien alles aus dem Gesicht zu fallen.
„Er tut was? Wenn ich den morgen in die Finger bekomme. Erst verbreitet er solche Lügen über Alex und dann vögelt er mit Les?!“
Alexander legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Sein Blick war mitleidig und er atmete tief durch. „Tut mir wirklich Leid, dass es so gelaufen ist. Vielleicht sollte ich uns einen Uber- Fahrer rufen?“
Riley schüttelte nur mit dem Kopf und nahm Alexanders Hände in ihre, damit dieser nicht nach seinem Handy tasten konnte. „Schon okay. Lass uns einfach die Party genießen, ich will nicht das Ganze an Julien auslassen.“
Alexander schien zu verstehen und gab Riley eine Cola. Peter und Bob waren unterdessen der Meinung, dass Riley diese Situation sehr gut unter Kontrolle hatte. Außerdem hatte Justus ihnen gesagt, dass sie die Party genießen sollten. Dementsprechend nahmen sie sich noch jeder ein Mischgetränk und sahen sich um. Eine Gruppe von Gästen spielte gerade ‚Ich habe noch nie‘ und Bob hielt es für eine witzige Idee mit zu machen.
„Dann werde ich wohl wieder trocken bleiben.“, merkte Peter an, da er bisher nicht viel zu solchen Spielen beitragen konnte.
Julien hieß die Beiden in der Runde willkommen und stellte kurz einige der Mitspielenden vor, bis er schließlich nochmals die Regeln erklärte, um anschließend zu beginnen.
Neben Bob hielt es wohl auch Riley für einen guten Einfall Alexander durch das Spiel ab zu lenken, auch wenn sie bei ihrer Cola blieb. Julien erklärte darauf hin, dass es keinen Alkoholzwang gab, trotzdem blieben Peter und Bob bei ihrer Getränkewahl.
„Okay, wir fangen einfach an: Ich hab noch nie einen Polizisten belogen.“
Peter staunte bei der Frage doch etwas, nahm allerdings einen Schluck aus seinem Becher, während es ihm Bob und Riley gleich taten.
Schließlich machte Riley einfach weiter. „Ich hab noch nie meinen besten Freund geküsst.“
Peter und Bob warfen ihr einen kurzen Blick zu und tranken. Eigentlich hatte Peter angenommen, dass er nicht viel zum Trinken kommen würde, aber da schien er sich noch zu täuschen.
„Ich hab noch nie Sex am Strand gehabt.“ Peter trank und Bob sah ihn deutlich erstaunt an, was ihn dann doch etwas erröten ließ. „Was? Angenehm war es nicht unbedingt mit dem ganzen Sand.“
Bob nickte nur, da er wirklich nicht von Peter erwartet hätte, dass er diese Erfahrung gesammelt hat. Aber anscheinend hatte er sich geirrt und er fragte sich für einen Moment, ob er es mit Jeffrey oder Kelly am Strand getan hatte. Wobei er eher auf Zweiteres tippte.
Peter war an der Reihe und zuckte mit den Schultern. „Ich hatte noch nie mit zwei Personen an einem Tag Sex.“ Bob und Julien tranken. Peter hatte diese Frage nur gestellt, weil ihm nichts Besseres eingefallen war, zudem hatte er schnell begriffen, dass das wohl der Trend der Fragen sein würde.
„Ich hab noch nie Nacktbilder verschickt.“
Peter trank wieder einen Schluck und musste innerlich zugeben, dass er durch Jeffrey wohl doch so manche Erfahrungen gesammelt hatte. Nicht, dass er sich groß dafür schämte, aber er fühlte sich gerade nicht so wohl, dass Bob auf Umwegen erfahren würde, was er schon alles getan oder nicht getan hatte.
Die Runde ging weiter und nachdem sich ein leichter Schwindel bei Peter und Bob einstellte, erhob sich der Blonde. „Ich werd mal nach draußen, kommst du mit?“, fragte er den Rotschopf, wobei dieser kurz nickte. Er brauchte gar nicht groß nachfragen, was Bob auf dem Balkon wollte, dafür kannte er ihn zu gut.
Kaum standen sie draußen, merkten wohl beide, dass sie nicht mehr schlicht angetrunken waren. Aber immerhin fühlten sie sich nicht schlecht oder mussten sich wie Justus übergeben.
Bob fischte eine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche, nahm sich einen der Glimmstängel zwischen die Lippen und bot anschließend Peter die Packung an.
Bob rauchte immer wenn er getrunken hatte, oder wenn er zu viel Stress ausgesetzt war. Nur versuchte er dies meist vor Justus zu verbergen, da er ganz genau wusste, dass er sich dann wieder Vorträge zum Thema Gesundheit von ihm anhören konnte.
Peter nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel und ließ sich diese von Bob anzünden. Er zog ein Mal dran und musste lachen. „Weißt du noch, als uns Titus mal erwischt hat?“, fragte er nach, wobei Bob lachte.
„Er hat uns nur ermahnt die Stummel vernünftig zu entsorgen und anschließend Mathilda davon abgehalten uns auch zu erwischen.“
Peter rauchte wenn er etwas getrunken hatte und ihm eine Zigarette angeboten wurde. Jedenfalls war das jetzt so. Zu der Zeit hatten sie sich mehr oder minder ausprobiert. Bis Justus sie mal erwischt hatte und Peter erklärt hatte, was das alles für Auswirkungen auf seine sportliche Karriere haben könnte. Seither hatte Peter nur noch betrunken eine Zigarette angenommen. Bob hatte nur heimlich geraucht bei besonders stressigen Fällen oder eben auf Partys. Wenn Justus ihn jetzt erwischte, sagte er ihm gerne, dass er die Klappe halten sollte und machte einfach weiter. Justus erklärte daraufhin gerne, dass es nun mal eine Sucht sei und wenn sich Bob weigerte diese zu behandeln, dass er dann schlecht etwas machen konnte.
„Du hattest also Sex am Strand. Mit wem?“
Bob zog an der Zigarette und Peter hustete leicht bei der Frage. Nicht etwa, weil der Rauch in der Lunge unangenehm kratzte, sondern vielmehr, weil er die Nachfrage nicht erwartet hätte und nicht genau wusste, ob er sie beantworten wollte.
„Komm schon, vor mir brauchst du dich wirklich nicht schämen. Ich meine, überleg doch mal, wie viele Partner ich schon hatte, da wäre es doch reichlich dämlich jetzt eifersüchtig zu werden, oder dir einen Vorwurf zu machen.“
Peter presste kurz die Lippen aufeinander. „Mit Jeffrey. Mit Kelly wäre ich bestimmt nie auf die Idee gekommen. Bis auf den Sand war es echt gut.“
Bob musste lachen. „Das kann ich mir gut vorstellen. Am Strand… Hattest du nicht schiss erwischt zu werden?“
Peter schüttelte leicht mit dem Kopf. „Die Stelle war sowieso etwas abgelegen. Ich hab mir eher Gedanken darum gemacht, ob ich den Sand je los werde.“
Wieder musste Bob lachen und rauchte weiter. „Bist du eigentlich Top oder Bottom?“
Der Alkohol schien ihm immer mehr die Zunge zu lockern und auch wenn Peter diese Themen nicht so leicht über die Lippen gingen, so war es durch den Alkohol deutlich erträglicher.
„Bottom… Warum willst du das eigentlich wissen?“
Der Blonde drückte den Zigarettenstummel in den Aschenbecher und zuckte leicht mit den Schultern. „Wenn ich schon von dir fantasiere, will ich dir wenigstens die richtige Rolle zuweisen.“
Peter stockte einen Moment der Atem, während Bob näher an ihn heran trat. „Glaubst du wirklich, dass ich die ganzen Jahren in dich verknallt war, ohne mir irgendwas vor zu stellen?“
Damit ging Bob an ihm vorbei und Peter drückte schnell die Zigarette aus, um ihm zu folgen.
„Du tust fast so, als wäre ich komplett unschuldig.“
Bob zuckte beim Reingehen die Schultern und ging wieder zu den Getränken zurück um noch etwas zu sich zu nehmen, obwohl er wusste, dass er vermutlich deutlich genug hatte.
„Offenbar unschuldiger als ich, wenn du schon beim Erwähnen, dass ich von dir fantasiere errötest.“
Peter nahm sich ebenfalls ein weiteres Getränk und beugte sich zu Bob vor. „Tja, vielleicht muss ich dir einfach mal beweisen, dass ich nicht so unschuldig bin, aber jammer am Ende nicht rum, dass du nicht mehr kannst, weil du weniger Ausdauer hast als ich.“
Bob blinzelte Peter etwas erstaunt an. Mit einer solchen Reaktion hatte er weniger gerechnet und für einen Moment fragte er sich, ob Peter schon eine Entscheidung getroffen hatte. Oder vielleicht lockerte jeder weitere Schluck auch einfach sein Gemüt.

Lesley und Justus waren gute zwei Stunden in dem Zimmer eingeschlossen, bis sie beide schließlich wieder auftauchten. Wenn Bob, Peter und Riley es nicht besser wüssten, könnte man bei ihrem Anblick wirklich davon ausgehen, dass da gerade mehr gelaufen war, als ein nettes Gespräch. Die Haare etwas zerzaust, Justus Hosenstall noch offen und Lesley hatte ihr Oberteil verkehrt herum an.
Allerdings hatte es hinter den Kulissen ganz anders ausgesehen.
„Wir haben, was wir brauchen, bringen wir das Handy zurück, bevor es Alexander wirklich noch auffällt.“
Justus hatte schon die Tür öffnen wollen, als Lesley ihn davon abhielt. „Halt, wenn du schon das Gerücht in die Welt setzt, wir hätten betrunken miteinander geschlafen, sollten wir auch danach aussehen.“
Justus besah sich kurz im Spiegel und wusste nicht genau, was von ihm nun erwartet wurde. Er war bisher nie betrunken gewesen und hatte in so einem Zustand erst Recht keinen Sex. Aber Lesley wusste anscheinend, was sie tat und so fuhr sie ihm durch die Haare und dann durch ihre eigenen, sie wies ihn auf seinen Hosenstall hin, dass er diesen öffnen sollte und zog sich auch schon ihr Oberteil über den Kopf. Hierbei wandte sich Justus ab. Als sie schließlich hergerichtet waren, konnten sie auch schon den Raum verlassen.

Lesley übernahm die Übergabe vom Handy, während Justus nach Peter und Bob Ausschau hielt. Er fand sie einen Moment später bei den Getränken und wurde etwas merkwürdig gemustert. „Und wie war es?“, wollte Bob wissen, wobei Justus ein Grinsen aufsetzte, so als hätte er gerade einen besonders schweren Fall gelöst. Eigentlich wollte er damit befriedigenden Sex ausdrücken, aber wusste nicht wirklich ob es auch so ankam. „Ein voller Erfolg, Kollegen.“, merkte er an und griff anschließend nach einem Becher, um diesen mit Wasser zu füllen.
„Perfekt, dann können wir uns jetzt ja wirklich zurück lehnen und feiern.“ Eine Anmerkung, die Justus die Stirn runzeln ließ. „So wie du redest, Peter, hast du deutlich mehr gefeiert, als ich vorhin.“

Riley hatte es mit ein wenig Körperkontakt geschafft Alexander dessen Handy erfolgreich wieder zu geben. So wie es schien hatte er wirklich nichts gemerkt, worüber Riley wirklich froh war. Erst recht als Lesley ihr eine Nachricht schrieb, dass sie fündig geworden waren.
Eigentlich hatte Riley zu Beginn behauptet, dass sie bei Alexander übernachten wolle, aber nun schob sie – als sich die Gäste so langsam auf den Heimweg machten – Migräne vor und dass sie morgen früh Julien versprochen hatte beim Putzen zu helfen.
Alexander war niemand, der sie unnötig nötigen würde, jedenfalls solange er sich sehr sicher war, dass er sie ohnehin in der Hand hatte. Dementsprechend verließ er alleine die Party, jedoch nicht ohne noch mal körperlich zu zeigen, dass sie nun wieder ein Paar waren. Riley hätte auf den Abschiedskuss verzichten können, aber das wäre wohl zu auffällig gewesen.

Nachdem auch der letzte Gast gegangen war, wollte Justus die Anderen schon zusammen trommeln, um die Ergebnisse mit zu teilen. Nur waren Peter und Bob schon verschwunden und somit blieb nur Riley.

Chapter 80: Fall 7: New York - Part 14

Chapter Text

Vorsichtig nahm Bob das Kissen von seinem Gesicht und richtete sich auf, während Peter gänzlich von ihm abgelassen hatte und so aussah, als würde er sein ganzes Leben hinterfragen. „Alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig nach.
Peter wischte sich über den Mund und seine Augen schrien ihn mit einem überaus schlechtem Gewissen förmlich an. „Entschuldige, aber… Ich kann das nicht.“
Natürlich hätte Bob nun einen lockeren Spruch bringen können und ihm sagen, dass er seine Sache doch sehr gut gemacht hatte. Aber das hier war einfach der falsche Moment.
Peter hatte sich mit dem Rücken an das Bett gelehnt und seine Beine angezogen, sein Herz wurde schwer und sein Blick war auf seine Knie gerichtet, die von beiden Armen umschlungen wurden.
Vorsichtig kam Bob vom Bett runter und setzte sich neben ihn. Es störte ihn nicht, dass sie beide keine Kleidung anhatten, immerhin waren sie beide zuvor mit der Situation vollkommen zufrieden gewesen.
„Schon, okay.“
Eine Beschwichtigung, die allerdings nichts wirklich zu bringen schien, sondern die Situation als Ganzes wohl nur noch schlimmer machte. Peter stand mit einem Mal auf und fing an im Raum umher zu gehen. „Schon, okay? Nichts ist okay. Jeffrey hat erst gestern mit mir Schluss gemacht und statt mir ernsthafte Gedanken über meine Entscheidungen zu machen, lenke ich mich ab, betrinke mich und mache im nächsten Moment auch noch mit dir rum. Und statt wenigstens den Blow Job zuende zu bringen, lass ich dich…“ Er fuchtelte kurz mit seiner Hand Richtung Bobs Schritt. „...stehen!“
Der Blonde war alles Andere als sauer. Er fühlte sich nicht so, als wäre er ein einfaches Mittel zum Zweck gewesen. Stattdessen machte er sich viel mehr Sorgen um seinen besten Freund. Es war nicht nur, dass er wütend auf sich selbst war, sondern sein Tonfall verriet genau das, was Bob schon längst gewusst hatte, als er Peter vor seinem Bett gesehen hatte. Peter fühlte sich schuldig, einerseits wegen Jeffrey, andererseits wegen Bob.
„Moment mal, Peter… Jeffrey hat Schluss gemacht?“
Peter blieb stehen und er schluckte schwer. Plötzlich schien da dieser Klos in seinem Hals und er versuchte irgendein Wort heraus zu bekommen, aber alles was er nun zustande brachte, waren einige Tränen, die ihm langsam über die Wangen rollten.
Bob stand auf und legte dem Rotschopf eine Hand auf die Schulter. „Hey, wenn du nicht darüber reden willst, ist das vollkommen okay.“
„Das ist es nicht, ich will ja. Aber ich bin echt der mieseste Kerl aller Zeiten. Jeffrey macht Schluss und ich dir vermutlich jetzt noch Hoffnungen, weil ich… Und dann… Du musst wirklich Druck haben…“
Bob sah kurz an sich hinunter und atmete durch. Er würde Lügen, wenn er behauten würde, dass es nicht irgendwann schmerzen würde. Aber das war ihm in diesem Moment wirklich nicht wichtig.
„Ein Vorschlag: Wir ziehen uns an, ich gehe eben ins Bad, hol danach Wasser und dann reden wir. Mach dir um mich keine Gedanken.“
Peter biss sich auf die Unterlippe, schluckte und nickte langsam. Bob machte dem Rotschopf keinen Vorwurf. Natürlich wäre er sehr gerne mit ihm viel weiter gegangen, aber darum ging es ihm bei Peter nicht. Dafür war Peter einfach zu wichtig.
Bob ging durch sein Zimmer, um seine und Peters Boxershorts vom Boden auf zu heben und sich seine eigene anschließend über den Körper zu ziehen, bevor er die Andere an den Rothaarigen weiter reichte.
„Und es ist echt in Ordnung, du bist nicht sauer?“
Bob schaute Peter erstaunt an. Allein die Frage schien in seinen Augen einfach zu absurd zu sein. „Warum sollte ich sauer sein? Noch Mal zum Mitschreiben, es ist vollkommen in Ordnung, wenn du nicht willst, oder eben in unserem Fall nicht weiter machen willst. Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen und weniger lieben werde ich dich deswegen auch nicht.“
Peter brachte tatsächlich ein Lächeln zustande und auch wenn er darauf nichts mehr erwiderte, wusste Bob, dass er für diesen Moment eine gewisse Erleichterung spürte.

Der Blonde verließ das Zimmer und ging anschließend ins Bad. Als er dort fertig war, ging er wie besprochen eine Flasche Wasser holen und anschließend wieder zurück in sein Zimmer.
Peter hatte sich ein Shirt angezogen und sich unter die Decke gesetzt. Als Bob rein Kam, legte er sein Handy zur Seite. Er schien sich zumindest ein wenig beruhigt zu haben und so reichte Bob ihm die Flasche und setzte sich zu ihm.
Es war erstaunlich wie schnell er scheinbar nüchtern war, nachdem er Peter so aufgelöst gesehen hatte. Aber alles in ihm hatte in dem Moment nur noch danach verlangt Peter wieder glücklicher zu sehen und der Gedanke an Sex war verschwunden. Zwar hatten das seine Hormone zunächst nicht verstanden, aber nun da er im Bad gewesen war, konnte er sich nun gänzlich auf den Anderen und dessen Probleme konzentrieren.
„Möchtest du jetzt darüber reden?“, fragte Bob vorsichtig nach, während Peter kurz schluckte.
„Tut mir noch Mal leid, dass es so gelaufen…“ Er wurde direkt unterbrochen und vorsichtig legte ihm Bob einen Arm um die Schulter. „Hör bitte auf dich zu entschuldigen. Du hast nichts Falsch gemacht, okay? Entschuldige dich niemals für deine Gefühle und die Grenzen die du setzt.“
Ein kurzes bitteres Lächeln erschien auf Peters Lippen. „Das hat Jeffrey auch schon oft zu mir gesagt.“
Peter kuschelte sich etwas an Bob, fragte aber auch zeitgleich, ob diese Nähe denn in Ordnung war.
„In erster Linie sind wir noch immer beste Freunde und das werden wir auch immer sein. Also mach dir nicht zu viele Gedanken.“
Vorsichtig nickte Peter, während Bob schließlich damit begann ihm beruhigend über den Rücken zu streicheln.
„Hat er wegen mir Schluss gemacht?“, wollte Bob auch schon wissen und hoffte nur, dass diese Frage nicht zu direkt klang. Allerdings schien Peter weniger ein Problem darin zu sehen.
„Nicht direkt. Ich hab ihn ja nach unserer Ankunft hier direkt angerufen. Eigentlich wollte ich Abstand von euch Beiden, um mir in Ruhe Gedanken über alles zu machen, was dank Justus weniger funktioniert hat. Ich hab ihm das also erzählt und Jeffrey hat anschließend gesagt, dass es vielleicht besser ist, wenn wir uns vorerst trennen, damit ich kein schlechtes Gewissen haben muss, falls wir beide uns doch näher kommen.“
Bob nickte. „Er hat aber anscheinend nicht mit einberechnet, dass du dich trotzdem schlecht fühlen würdest, hm?“
Peter zuckte mit den Schultern. „Ich hab einfach versucht so ungezwungen wie möglich zu handeln. Einfach aus dem Bauch heraus, auch wenn ich total fertig bin. Ich wollte es dir nicht sagen, weil ich befürchtet hatte, dass du dir falsche Hoffnungen machst und wenn ich mich dann doch für Jeffrey entscheiden sollte, dass du dann erst Recht enttäuscht bist.“
Bob konnte nicht anders, außer sachte zu lächeln. Es war typisch für Peter, dass er sich ständig Sorgen darum machte, wie sich jemand Anderes bei seinen Handlungen fühlen konnte und er entschuldigte sich ständig. Egal ob de Situation nun wirklich seine Schuld war oder eben nicht. Bob wusste, dass das an Kelly liegt, da er immerhin jeden Streit bis ins Detail damals verfolgt hatte. Natürlich war er zu dem Zeitpunkt vielleicht nicht immer so für ihn da gewesen, wie er es heute tun würde, aber vermutlich gehörte auch das einfach zum Erwachsenwerden dazu. Bessere Ratschläge geben und sich in einigen Situation verantwortlicher zu verhalten.
„Und statt einfach weiter über alles nach zu denken und versuchen einfach wieder die alte Freundschaft bei zu behalten, versuche ich mit dir ins Bett zu steigen.“
Bob schenkte Peter ein sachtes lächeln und wäre der Rotschopf nicht so fertig gewesen, hätte er ihn am Liebsten sanft geküsst und ihm gesagt, dass alles gut wird.
„Peter, du brauchst dich vor mir nicht rechtfertigen. Ich meine, ich habe mich ständig mit anderen Personen abgelenkt, weil ich dachte, dass du hetero bist. Dann bist du mit Jeffrey zusammen gekommen und wir hatten diesen großen Streit und ich habe mich wieder durch sämtliche Betten geschlafen. Also würde ich dich nicht gerade als schlechtesten Kerl bezeichnen, der Posten ist schon an mich vergeben.“
Er lachte leicht auf und Peter sah ihn an. „Tut mir…“, begann Peter, doch brach sofort ab, als er Bobs mahnenden Blick sah.
„Ich hätte vor einiger Zeit einfach nicht wirklich gedacht, dass ich mal in diese Situation geraten werden. Ich meine erst Mal musste mich Riley überhaupt darauf Aufmerksam machen, dass ich Gefühle für dich habe. Dann schaffe ich es mich endlich vor einer anderen Person zu outen, was im Übrigen Jeffrey war, du warst ja fleißig am Trinken… Jedenfalls hatten wir das Date und da ich mir einfach noch total unsicher war, was das alles angeht, hat er mir angeboten mich mit ihm aus zu probieren. Ich meine, ja neben dir war auch er immer mein bester Freund, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich dann doch Zweifel habe. Ich dachte, ich probiere mich aus, Jeffrey ist okay damit und dann hat er mir gesagt, dass er mich liebt. Ich konnte es zwar nicht erwidern, aber ich weiß einfach, dass ich wirklich starke Gefühle für ihn habe und für dich auch.“
Bob hörte sich die ganze Geschichte an und schluckte. Er hätte wirklich nicht angenommen, dass Jeffrey Peter liebte. Stark mögen, durchaus, aber Liebe? Aber vielleicht waren sich Jeffrey und Bob dahingehend gar nicht mal so unähnlich und vielleicht hatte Jeffrey in der Vergangenheit ebenso Ablenkung gesucht wie Bob. Dass der Surfer vermehrt in Clubs ging und hier und da wen abgeschleppt hatte, war ja kein Geheimnis. Nur war er anders als Bob nie mit diesen Personen eine Beziehung eingegangen.
„Ich hab versucht ihn noch von der Trennung ab zu halten, aber seine Entscheidung war getroffen. Er meinte noch zu mir, dass er kein Problem damit hätte, dass ich mit euch beiden zusammen wäre, aber das Thema hatte Just auch schon angeschnitten und Poly kann ich mir nicht vorstellen.“
Bob nickte. „Versteh ich, geht mir genau so.“
Peter rutschte etwas nach unten und bettete einen Moment später seinen Kopf auf Bobs Schoß, welcher schließlich damit begann ihm durch das rote Haar zu streichen.
„Mach dir bitte nicht zu viel Druck. Ich bin der gleichen Meinung wie Jeffrey. Wenn du nicht mit mir zusammen sein willst, weil du meine Gefühle nicht erwiderst, will ich einfach weiterhin dein bester Freund sein. Ich bin lieber dein bester Freund und sehe dich in einer glücklich Beziehung, als dich ganz aus meinem Leben zu streichen. Du wirst also keinen von uns beiden los.“
Peter schloss für einen Moment die Augen und spürte wie sein gebrochenes Herz ein Stück leichter wurde. Es war als hätte Bob ein Pflaster genommen und immerhin schon eine Stelle repariert. Der Rest würde hoffentlich noch folgen.
Doch auch wenn er sich etwas leichter und nicht mehr ganz so niedergeschlagen fühlte, fragte sich Peter gerade, ob er überhaupt wusste, wie sich Liebe tatsächlich anfühlte. Er hatte immerhin Jahre geglaubt er würde Kelly lieben und das obwohl ihm Bob von Jahr zu Jahr mehr Herzrasen bereitet hatte, als seine eigene Freundin. Und erst durch Riley hatte er verstanden, dass die Gefühle für den Blonden keine Freundschaft waren und die für Kelly keine Liebe war.
Doch mit Jeffrey fühlte es sich nicht an wie mit Kelly, aber auch nicht wie mit Bob und genau das machte das Ganze so schwer.
„Ist es okay, wenn ich mit Riley hierüber rede?“
Eine Frage, die sich Peter eher plötzlich gestellt hatte. Immerhin wusste Riley sowohl von seinem Gefühlschaos, als auch von Bobs Gefühlen für Peter. Außerdem hatte sie ihm hier und da schon wirklich weiter helfen können und wenn er die kürzlichen Ereignisse mit einbezog, könnte sie ihm vielleicht diesmal einen Rat geben.
„Du willst meiner Schwester erzählen, dass du mir einen geblasen hast?“
Peter richtete sich auf. „Ich will bestimmt nicht ins Detail gehen und sie will das ganz sicher auch nicht.“ Doch als er Bob ansah, bemerkte er, dass dieser Grinste und Peter presste kurz die Lippen aufeinander. „Wirklich witzig, Bob…“
Der Blonde zuckte nur mit den Schultern. „Was denn? Sollte Riley nachfragen es war wirklich sehr gut. 10 von 10 Sternen.“
Peter musste lachen, schnappte sich kurzerhand ein Kissen und schlug es Bob ins Gesicht. „Du bist wirklich sau blöd, Dritter!“ Doch genau dieses Verhalten nahm die Schwere aus dem Raum und sorgte dafür, dass sich Peter einen Moment später an Bob kuscheln konnte, um ein zu schlafen und sich nicht zu fragen, ob das zu viel Nähe auf ein Mal war.

Chapter 81: Fall 7: New York - Part 15

Chapter Text

Riley hatte noch immer ein leichtes Piepen im Ohr, nachdem es in der Wohnung ihres Stiefbruders ruhig geworden war. Die Stille tat wirklich gut, wenn man bedachte, dass es hier für einige Stunden eine Dauerbeschallung aus verschiedenen Songs gegeben hatte.
Während Julien in seinem Zimmer seinen Rausch ausschlief, Peter und Bob gemeinsam verschwunden waren und auch Lesley sich verabschiedet hatte, griff die Blonde nach einem Müllsack und begann damit die roten Becher in der Küche ein zu sammeln. Neben diesen, griffen ihre Finger nach Luftschlangen, Papptellern, Plastikbesteck und verschiedenen Verpackungsmüll.
„Brauchst du Hilfe?“
Riley wandte sich zu Justus um, nachdem sie einige Essensreste in den Schredder geschmissen hatte. „Bist du denn wieder nüchtern genug?“
Eine Frage, die durchaus berechtigt war, wenn man bedachte, dass der erste Detektiv sich heute übergeben hatte und zudem sein geschätzter Wortschatz sehr salopp ausgefallen war.
„Nun, ich bin auf den Weg dahin. Aber definitiv bin ich nüchtern genug, um dir zu helfen und die Ergebnisse von Lesley und mir mit zu teilen.“
Riley drückte dem Anderen einen leeren Müllbeutel in die Hand und dieser begann ebenfalls damit auf zu räumen.
„Dann schieß mal los.“
Justus erklärte ihr, dass sie nach einigen Niederschlägen tatsächlich fündig geworden waren. Eine Auflistung der gestohlenen Artefakte und zudem einige, die noch nicht entwendet wurden. Hinzu am einige Aufbaupläne der Museen mit samt der Überwachungskameras und den Rundgängen der Wächter. „Außerdem konnten wir das Video mit der Schleife sicherstellen, beziehungsweise mehrere davon. Für jeden Raubzug ein eigenes.“
Das Wasser lief rauschend in die Spüle, bevor Riley nach und nach die Teller hinunter hielt, welche nicht zum wegwerfen gedacht waren. „Aber wann er den nächsten Einbruch plant wissen wir nicht?“
Eine Frage, die Justus etwas enttäuscht mit dem Kopf schütteln ließ. „Leider nicht. Es wäre vielleicht auch etwas zu leicht gewesen.“
Dem konnte die Blonde nur zustimmen und ärgerte sich sogar ein wenig darüber. Gerne hätte sie ihren Ex in dem Museum auf frischer Tat ertappt. Aber vielleicht würde sie morgen weitere Informationen heraus bekommen.
„Es tut mir Leid, wie ich vorhin mit dir gesprochen habe. Ich habe mir schlicht Sorgen gemacht.“
Die Worte kamen unerwartet und Riley wusste für einen Moment nicht, wie sie genau darauf reagieren sollte. „Schon in Ordnung Justus. Deine Sorge war immerhin berechtigt, jedenfalls zum Teil.“
Sie schwiegen sich einen Moment an, während sie mit ihrer Arbeit weiter ins Wohnzimmer wanderten. So würde Julien immerhin nicht alles alleine aufräumen müssen und selbst wenn er Unterstützung bekam, so würde es nicht mehr viel sein.
„Also, war dieses Date auf dem du warst tatsächlich als Date gedacht?“ Justus versuchte seine Tonlage so normal wie möglich zu halten, merkte aber, wie seine eigene Stimme ein wenig ins Stocken geriet und sie beinahe schwach wirkte.
„Nun, zumindest am Anfang. Ich hatte eben gedacht, dass ich ihm vielleicht noch eine Chance geben könnte. Vielleicht hätte er sich ein wenig geändert und wäre weniger ein Lackaffe zu Anderen. Zugegeben zu mir war er immer charmant und rücksichtsvoll, auch bei unserem Date. Er hatte sich entschuldigt und gemeint, dass die Trennung eine wirklich dumme Entscheidung gewesen war.“
Justus biss sich auf die Unterlippe, während er schließlich den Müllsack schloss und ihn beiseite räumte. Er hätte nicht angenommen, dass dieses Date ihr wichtig gewesen war. Jedenfalls nicht nachdem sie ihm den Plan am heutigen Abend erklärt hatte.
Zusammen gingen sie in das Zimmer, welches Justus für diese Woche bezogen hatte. „Im Grunde bin ich trotzdem sehr froh, dass ich früh genug den Verdacht hatte, dass etwas nicht stimmt, aber schon davor hätte ich ihn vermutlich sehr schnell wieder abserviert.“
Der erste Detektiv hatte auf seinem Bett platz genommen und sich an die Wand gelehnt, während sich Riley an die Bettkante setzte.
„Wieso das?“
Riley lächelte milde. „Ich kann es nun mal nicht leiden, wenn man meinen besten Freund nieder redet.“ Justus hob den Blick und war sichtlich erstaunt über diese Aussage. „Ich dachte eher, dass Peter dein bester Freund ist.“
Riley musste etwas lachen. „Er auch und auch Lesley. Bob und Julien zählen nicht, die sind Familie. Wir leben immerhin nicht im Sims-Universum, wo man nur einen besten Freund haben kann.“
Justus seufzte ergeben, er schaute auf seine Hände, welche ruhig auf seinem Schoß lagen. „Trotzdem kennt dich Peter bestimmt besser.“
Riley erhob sich von dem Bett und stieg anschließend gänzlich darauf, um sich auf Justus zu zu bewegen und sich neben diesen zu setzen. Sanft stieß sie ihn an und schenkte ihm erneut dieses Lächeln, welches sein Herz einen Moment etwas schneller schlagen ließ. Er merkte, wie seine Hände etwas schwitziger wurden und sich ein nervöses Kribbeln in ihm ausbreitete. Das Gefühl war neu und er wusste nicht so recht, wie er das einordnen sollte.
„Just, nur weil Peter vielleicht weiß, was mein Lieblingssong ist, wie meine Prüfungsroutine beim Karate aussah oder in welcher Hose ich bevorzuge Sport zu machen, heißt das nicht, dass er mich besser kennt.“
Wieder war da dieser Blick, der eindeutig sagte, dass er dennoch nicht sehr überzeugt war.
„Manchmal geht es nicht darum ganz klar zu wissen, was der Andere möchte, sondern zu spüren, was der Andere braucht. Zum Beispiel als Bob mich so angeschrien hat und uns unterstellte dass wir Gefühlskalt wären, wegen Jack. Ich habe nichts gesagt und trotzdem hast du mich kurz in den Arm genommen. Du weißt so häufig was ich sagen will, ohne dass ich etwas erwähnen muss. Du glaubst manchmal ich könne deine Gedanken lesen. Anders herum ist es doch genau so. Genau diese Momente machen dich zu meinem besten Freund und nicht die Fakten, die du über mich sammeln kannst, wie meinen Lieblingsfilm, ob ich lieber einen Hund oder eine Katze will oder was ich am Liebsten esse, wenn ich meine Tage habe.“
Justus wollte gerade erörtern, dass er sich dennoch schlecht fühlte, als ihm an ihren Aussagen etwas auffiel. „Du hast gehört, was Alexander gesagt hat?“
Riley nickte vorsichtig. „Ich bin gerade aus meinem Zimmer gekommen, als ihr euch begonnen habt zu unterhalten. Im Grunde wäre ich direkt eingeschritten, aber mich hatte schon zuvor etwas stutzig gemacht.“
Der erste Detektiv wandte sich etwas herum, um nun Riley gänzlich an zu sehen.
"Was denn?"
"Nun, er hat doch behauptet, dass die Firma seines Vaters Fundstücke an Museen vermittelt, allerdings ist sein Vater der Gründer der Sicherheits-Firma. Zudem hat Alexander seit Kurzem angefangen sich um die Finanzen der Firma und seines Vaters zu kümmern. Das hat er mir bei unserem Date erzählt."
Justus runzelte die Stirn. "Aber seit wann kümmert sich eine Sicherheitsfirma um das Vermitteln der Artefakte? Das ergibt doch keinen Sinn!"
Zustimmend nickte die Blonde und grinste. "Du weist also worauf ich hinaus will?"
Justus spürte wieder diese Wärme und auch eine gewisse Nähe. Es war so, als würden sie sich eine Gedankenwelt teilen und dieses Gefühl hatte er nicht zum ersten Mal. Doch heute war es so präsent wie noch nie zuvor.
"Gemäß dem Fall er bietet die Artefakte seines Vaters und deren Bekannte an und sie werden ausgestellt, sind diese versichert. Er kennt das Sicherheitssystem und legt es lahm, anschließend wird er vermutlich die Stücke woanders verkaufen, beispielsweise auf dem Schwarzmarkt und die ursprünglichen Besitzer erhalten eine Entschädigung von der Versicherung. In manchen Fällen kassiert er doppelt und sein Vater merkt es nicht, weil er sich um die Finanzen kümmert.”
Riley nickte bekräftigend. "Besser hätte ich es nicht ausdrücken können, Herr Meisterdetektiv."
Doch so sehr Justus jetzt alle Zusammenhänge verstand, blieb ihm noch eine Frage offen. "Aber warum hast du mir das nicht schon vorher eröffnet? Ich hätte dir schon früher helfen können."
Riley wandte ihren Blick ab und sie betrachtete einen Moment ihre Socken, zupfte eine Fussel herunter, nachdem sie die Beine an ihren Körper gezogen hatte. "Es mag eigenartig klingen, aber ich wollte zunächst selbst damit zurecht kommen. Er ist immer noch mein Ex und ich habe ihn mal geliebt. Ich meine, ich bin drüber weg, aber trotzdem ist es irgendwie doch…"
"... sehr persönlich." Justus verstand sie wohl doch um einiges besser, als er noch vor wenigen Stunden angenommen hätte. Im Grunde kannte er ihre Situation. Man wollte diesem Menschen nicht erneut vertrauen und tat es dann doch wieder und erneut wurde dieses Vertrauen missbraucht. Er war nur froh, dass Riley dies schon früh bemerkt hatte und nicht wie er Unterstützung hierbei benötigt hatte. Justus schluckte und stieß den Gedanken weit von sich. Es war schon lange her und er hatte einen Fehler begangen, aber immerhin wurde er aufgehalten, bevor es zu spät war. “Ich würde vorschlagen, dass wir uns dann morgen noch mal mit Peter, Bob, Lesley und Julien zusammensetzen, um einen Plan fest zu legen. Natürlich werden wir deine Mutter auch informieren, sobald wir die Beweise nochmals durchgegangen sind.”
Ein leichtes Schmunzeln erschien auf Rileys Lippen. “Du bist noch immer nicht über die Tatsache hinweg, dass sie dir nicht traut, weil du uns angeblich in diese Gefahren bringst.” Eine kurze Stille trat ein, aber Riley hatte mit ihrer Vermutung durchaus Recht. Er wollte einfach nicht von Poppy verachtet werden, oder dass sie ihm misstraute. Dafür waren ihm Bob und Riley zu wichtig. Er verstand es ja, dass man aufgrund seiner Ausdrucksweise lieber die Gespräche so gering wie möglich hielt. Aber zu behaupten, dass er die anderen nur in Gefahr bringen würde, fand er dann doch etwas übertrieben. Ja, er hatte viele Fälle der drei Fragezeichen an Land gezogen und war sehr häufig mit dem Kopf durch die Wand gegangen. Aber trotzdem hätten Peter und Bob jederzeit sagen können, dass es ihnen zu viel wurde und sich entfernen können. Selbstverständlich war der erste Detektiv dankbar, dass sie es nie getan hatten, aber niemand zwang die Beiden mit ihm befreundet zu sein.
Riley streckte sich und gähnte. “Ich glaube, ich werde dann mal nach Hause.” Sie erhob sich vom Bett und gerade als sie in das Wohnzimmer wollte, um ihre Krücken zu holen - welche sie ein Mal mehr vergessen hatte - stand auch Justus auf. “Ich bringe dich.”
Die Blonde runzelte mit der Stirn und schüttelte den Kopf. “Das musst du nicht. Du bist bestimmt fertig von der Party.” Allerdings bestand Justus darauf sie nicht allein gehen zu lassen und Riley erkannte die Sorge in seinem Blick. Vermutlich war es erneut diese Angst, der schwarze Turm würde zurück kommen. Aber in diesem Fall hatte auch Justus an ihrer Seite nichts ändern können. Das erklärte sie ihm auch, als Justus tatsächlich damit anfing mit ihr darüber zu diskutieren.
“Dann bleibst du eben hier.”, stellte der erste Detektiv schließlich klar und Riley lachte amüsiert. “Und wo soll ich bitte schlafen? Auf dem Sofa, wo so einige ihren Alkohol verkippt haben.” Justus überlegte einen Moment, bevor sein Blick auf sein Bett fiel. “Nun, es wäre nicht das erste Mal, dass wir in einem Bett übernachten. Zugegeben, am Anfang war es eher zufällig. Allerdings sind wir beide keine Teenager mehr. Bevor du nun mit dem Argument kommst, dass unser Alter trotzdem noch eine Zehn enthält, so möchte ich dich gerne daran erinnern, dass hier die frühen Teenager-Jahre, so zwischen 14 und 16 gemeint sind und nicht die derzeitigen.”
Riley hatte sich tatsächlich überreden lassen. Natürlich gefiel ihr der Geruch von seinem Shirt direkt in ihrer Nähe. Es fühlte sich auf ihrem Körper wie eine Umarmung an, warm und weich. Doch leider war ihr die Realität nun wieder all zu bewusst. Im Grunde lag es ja nur an Justus und der Tatsache, dass er mit Lys zusammen war, dass sie nicht neben ihm nächtigen wollte. Aber neben Julien, der nun vermutlich weitaus mehr nach Alkohol roch, wollte sie sich auch nicht legen. Nach Hause wurde sie ganz offensichtlich gelassen. Immerhin hatte sie eine eigene Decke und ein eigenes Kopfkissen, sodass zumindest hierdurch eine gewisse Barriere entstand. Trotzdem hatte sie wieder das Gefühl die Grenze zum Einmischen zu überschreiten.
Riley drehte sich herum und hatte schließlich Justus Gesicht vor ihrem liegen und konnte sich ein sanftes Lächeln nicht verkneifen. Er hatte die Augen entspannt geschlossen und wirkte zufrieden mit diesem Moment, seine Atmung ging in einem angenehmen Rhythmus und Riley bezwang diesen gruseligen Drang ihm einfach einiger seiner verirrten schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen.
“Übrigens Justus…” Der erste Detektiv brummte leicht, so als hätte sie ihn doch schon wieder aufgeweckt. “Ich weiß, dass du Gefühle hast und tut mir Leid, dass ich sie verletzt habe.”
Sie sah das sachte lächeln auf seinen Lippen, während ein ein kurzes “Schon okay…”, murmelte und dann anscheinend wirklich direkt wieder einschlief.

Peter wurde von einem schwungvollem Öffnen der Zimmertür geweckt und ein lautes “Aufstehen Kollegen” jeher verstummte, als Justus sah, dass Bob in Peters Armen lag. Doch das schien den ersten Detektiv nicht gänzlich aus seiner Motivation gebracht zu haben, sondern vielmehr waren es die Kleidungsstücke, die auf dem Boden verstreut waren und der Tatsache, dass der Dritte kein Oberteil trug.
Schnell wurde die Tür wieder mit einer Entschuldigung geschlossen, bevor Peter auch schon Bob sanft rüttelte. “Ich glaube es gibt Arbeit, Bob.”

Es dauerte nicht sehr lange, bis die beiden Fragezeichen in der Küche auftauchen und Bob träge zur Kaffeemaschine lief. Er nahm sich zwei Tassen aus dem Schrank und befüllte diese mit der dunklen Brühe, wobei er in Peters Tasse Milch als Kaffee gab, bevor er diese weiter reichte.
“Nun Kollegen, es tut mir wirklich leid, dass ich euch gestört habe, jetzt wo Peter endlich eine Entscheidung getroffen und ihr eure Zweisamkeit…”
Justus wurde unterbrochen. “Zu allererst hat Peter sich noch nicht entschieden, was Ordnung ist. Also brauchst du da wirklich nicht zu viel reininterpretieren, kuscheln war nämlich auch schon vorher drin. Davon mal abgesehen gilt die Klopf-Regel auch hier und nicht nur für die WG.” Natürlich klang Bob nicht begeistert, denn wenn er es so betrachtete hatte er herausragend geschlafen. Natürlich war der Kater schlimmer, als die Tatsache geweckt worden zu sein, aber in Peters Armen ein zu schlafen, daran könnte er sich wirklich gewöhnen.

Poppy und Lena hatten längst das Haus verlassen, während Julien das Frühstück vorbereitete und Justus und Riley das Wort übernahmen, um den derzeitigen Stand der Ermittlungen Preis zu geben. Gerade hatte Justus noch eine weitere Einschätzung abgeben wollen, als Rileys Handy klingelte und ausgerechnet Alexander dran war.
“Babe, wärst du so gut mich auf Lautsprecher zu stellen, ich wollte gerne auch die Anderen grüßen.”
Riley stimmte dem zu und legte das Handy schließlich offen auf den Tisch. Es kam tatsächlich eine Begrüßung, doch das war nicht das Einzige, was Alexander den Detektiven mit zu teilen hatte.
“Haltet ihr mich wirklich für so dumm? Riley, hast du wirklich angenommen, dass ich nicht bemerke, dass mein Handy weg ist? Und dass ihr euch dann auch noch Zugriff darauf verschafft habt. Ich bitte euch. Mein Vater hat eine Sicherheitsfirma gegründet, die nicht nur für Kameraausstattungen zuständig ist. Ich wollte euch nur darüber informieren, dass ihr nichts mehr gegen mich in der Hand habt. Alle Beweismaterialien auf meinem Handy sind gelöscht und wenn ihr euch mit euren Kopien an Poppy wendet, werde ich meine Anwälte einschalten, die ganz klar den Prozess dahin lenken, dass ihr mir etwas anhängen wollt und die Beweise gefälscht sind.”
Den Zuhörern stockte der Atem und Justus konnte sein überhebliches Grinsen vor seinen Augen sehen, während er sprach. Schließlich wurde Alex von einer Stimme aus dem Hintergrund unterbrochen:
“Alexander, hör auf zu labern und pack lieber mit an und unterschätz lieber nicht die drei Satzzeichen, hab den Fehler leider zu häufig gemacht…”

Chapter 82: Fall 7: New York - Part 16

Notes:

Vielen Dank an meinen Beta Fragayzeichen und an Jupiter für den Austausch von Ideen :D

Chapter Text

Der Anruf wurde von Seiten Alexanders mit einem wütenden „Bist du bescheuert?!“ beendet und die Detektive sahen sich doch ziemlich erstaunt an.
„Das kann doch nicht wahr sein.“ Peter fand als Erster seine Stimme wieder, während sie wohl alle das Gleiche dachten. Sie hatten ihn erkannt und das nicht nur durch die Nennung ihres falschen Namens. Vielmehr kannten sie seine Stimme viel zu gut, als dass sie wirklich Zweifel an ihrer Schlussfolgerung hatten.
„Skinny Norris und das in New York.“ Bob klang deutlich ungläubig, als ihm die Worte über die Lippen kamen, doch Justus hatte die anfängliche Verwunderung schnell abgelegt. „Kollegen, das könnten wir zu unserem Vorteil nutzen. Immerhin haben wir Skinny zwar schon oft als Feinde gegenüber gestanden, allerdings ihm auch oft genug geholfen aus viel zu gefährlichen Situationen zu entkommen. Mir ist zwar unklar, wie die Konstellation von Skinny und Alexander zustande gekommen ist, aber Skinny können wir immerhin einschätzen.“
Bob schnaubte. „Klar, wir rufen ihn einfach an und fragen ihn freundlich, was Alexander als Nächstes geplant hat. Ach, warte! Wir haben seine Nummer gar nicht.“
Die Stimme des Dritten triefte nur vor Sarkasmus und er bemerkte gar nicht, wie Julien sein Handy aus seiner Hosentasche zog, sich gemütlich an die Küchenzeile lehnte und schließlich einen Anruf tätigte.
Ungläubig lauschten sie den nächsten Worten, die sie hörten, als Julien mit seinem Anruf wohl Erfolg hatte.
„Hi, Skinny. Ich hoffe du bist gerade nicht all zu beschäftigt.“ Eine kurze Pause und so wie Julien sprach, war Skinny Norris ihm doch recht vertraut. Vor Allem, als er ihn barsch unterbrach. „Glaub mir, du hast großes Interesse daran den drei Fragezeichen zu helfen. Ansonsten braucht es nur einen Anruf bei deiner Freundin und eine Aufklärung darüber, was du hier abziehst. Ich glaube nämlich nicht, dass ihr Museumseinbrüche so gefallen.“
Julien grinste triumphierend, während Skinny zunächst daran zweifelte, dass er seine Drohung in die Tat umsetzen würde. Allerdings schien er wirklich klein bei zu geben und das Telefonat wurde beendet.
„In einer Stunde ist er hier und wird singen, wie Bob auf der Bühne.“
Peter blinzelte ungläubig und auch Bob schien die Welt nicht mehr zu verstehen, was dazu führte, dass er sich bei Juliens letzter Aussage beinahe an seinem Kaffee verschluckte.
„Moment Mal, woher kennst du Skinny?“
Peter schien unterdessen eine andere Frage auf der Zunge zu brennen.
„Skinny hat eine Freundin?“
Justus blieb ruhig und wartete lieber ab, was Julien zu berichten hatte. Im Grunde würde er sich bestimmt nicht darüber beschweren, dass er die Nummer ihres alten Feindes besaß, immerhin spielte es ihnen aktuell in die Karten. Trotzdem suchten seine Augen die von Riley, welche sich nur darüber zu wundern schien, ob sie es wirklich bisher nie erwähnt hatte, dass sich Julien und Skinny kennen.

„Immer langsam, ich würde vorschlagen wir Frühstücken jetzt endlich und dabei erkläre ich euch alles.“
Damit waren sie einverstanden und tischten die restlichen Zutaten auf. Eier, Speck, Toast und nochmals eine Runde Kaffee, bevor der Ältere endlich bereit war seine Geschichte zu erzählen.
„Skinny hat eine ganze Weile hier in New York ein Internat besucht. Ich selbst hab dort eine Kunstgruppe besucht und bin ihm so begegnet. Er ist zwar nicht der Sympathischste, aber er hat deutlich andere Qualitäten.“ Bob verschluckte sich beinahe erneut, diesmal an seinem Toast. „Soll das heißen…“ Er formulierte die Frage nicht zuende, wobei Julien mit diesem gewissen zweideutigen Grinsen mit den Schultern zuckte. „Unwichtige Details.“
Er führte seine Kaffeetasse kurz an seine Lippen, bevor er weiter erzählte. „Jedenfalls haben wir uns immer mal wieder getroffen, wenn er in der Gegend war, auch nachdem er das Internat geschmissen hatte. Zumindest bis er mit Jelena zusammen kam. Kaum zu glauben, aber der Kerl ist wirklich eine treue Seele.“
Justus hielt mit dem Essen kurz inne. „Jelena? Was für eine Jelena?“
Julien lachte leicht auf. „Die Ex von Bob, die mit dem Rollstuhl.“
„Meine Jelena!“ Bob rutschten die Worte deutlich schockierter über die Lippen, als er eigentlich beabsichtigt hatte und aus dem Augenwinkel konnte er den säuerlichen Blick von Peter nur all zu deutlich sehen. „Wusste nicht, dass du deine Besitzansprüche immer noch für sie hast.“
Der Dritte schluckte und presste schuldbewusst die Lippen aufeinander. „So meinte ich das nicht. Mich wundert es nur, dass Jelena sich so eine Ratte angelt.“ Seine Stimme war deutlich leiser als zuvor und wenn man ihn genauer beobachtete, konnte man sehen, wie er auf seinem Sitz etwas hinunter rutschte, um sich möglichst klein zu machen.
"Nun, ich bin mir sogar sehr sicher, dass Bob seine Worte nicht so meinte, da hier seine Urinstinkte einsetzten. Es war eine ganz natürliche Reaktion so gesehen."
Riley nickte zustimmend, als Justus seine Einschätzung mit den Anderen teilte.
"Wenn sich das Gehirn Stressoren ausgesetzt fühlt, sendet es sofort entsprechende Signale weiter, um das Überleben zu sichern."
Eine Fortführung, die Justus auch gleich wieder aufgriff. "In der heutigen Zeit müssen diese Situationen nicht mal mehr Lebensbedrohlich sein. Das lymbische System, genauer genommen die Amygdala, ist für viele unserer Emotionen verantwortlich."
"Sie schaltet sich bei Stressoren automatisch ein, ohne dass der Frontallappen überhaupt eine Chance hat zu reagieren. Der ist im Übrigen mit für das logische Denken verantwortlich."
Justus nickte und nahm einen Schluck Kaffee, während Riley die Situation weiter erklärte, bevor er auch schon wieder das Wort ergriff.
"Die Amygdala, übrigens ein kleiner mandelförmiger Komplex von Nervenzellen, sendet entsprechende Hormone aus und im Grunde ist alles, was darauf beruht eine Reflexhandlung."
"Sieht das Hirn keine Gefahr, kein Stressor, wird die aufgenommene Information einfach ans Großhirn weiter gegeben und dort weiter verarbeitet."
Justus lächelte zufrieden. Genau das waren die Momente, die er mit Riley inzwischen wirklich genoss. Aus dem anfänglichen Machtkampf war eine angenehme Ergänzung geworden.
"Bei Bob hat in dem Fall der Kampfinstinkt gegriffen, da sein Hirn bei vergangenen Erlebnissen ähnlicher Art festgestellt hat, dass Flucht oder Starre nichts bringt. Im Fall von Skinny auch deutlich verständlich."
Julien, Peter und Bob reagierten wohl alle recht ähnlich mit einem knappen "Aha."
Das waren im Grunde zu viele Informationen auf ein Mal, nach denen sie nicht gefragt hatten.

"Aber unterm Strich ist es auch egal mit wem Skinny zusammen ist oder woher er Julien kennt. Fakt ist, dass Skinny Informationen hat, die wir sehr gut gebrauchen können. Dementsprechend würde ich an eurer Stelle schon mal seine Freundin auf Kurzwahl setzen, damit wir auch ein entsprechendes Druckmittel haben.“
Justus stimmte Riley zu. „Wir sollten das alles wirklich zu unserem Vorteil nutzen. So seltsam es auch klingen mag ist dann wohl Jelena die perfekte Option, um Skinny zum Reden zu bringen. Davon mal abgesehen ist Jelena clever genug, um zu wissen, worauf sie sich da eingelassen hat.“

Nach dem Frühstück tauchte auch schon Lesley auf, welche sie auf den neusten Stand ihrer Ermittlungen brachten, bevor sie beschlossen wieder zur Wohnung von Juliens Vater zurück zu kehren. Skinny wollte sie dort treffen, die Adresse hatte er bereits und so würden sich Lena und Poppy nicht wundern müssen, warum ein Kleinkrimineller – falls man ihn noch so betiteln konnte – in ihrer Küche saß. Keiner von ihnen wusste genau, wann die beiden nach Hause kommen würde. Bei Lena könnte eine Stunde ausfallen, Poppy könnte etwas vergessen haben. Dementsprechend war die andere Wohnung ein deutlich besserer Ort um neue Informationen zu erhalten.

Eine knappe Stunde später saßen die drei Fragezeichen, Julien, Lesley und Skinny im Wohnzimmer. Bis auf die Tatsache, dass er einen drei Tage Bart hatte und wohl ein Piercing mehr, schien er sich in den Augen der Anderen nicht groß verändert zu haben.
„Also, was wollt ihr Hobby-Schnüffler diesmal wissen?“
Das Schweigen im Raum war Skinny deutlich zu langatmig gewesen und so tat er sein Bestes, um zu kooperieren. Auf Ärger mit seiner Freundin konnte er wirklich verzichten. Nicht, dass er nun ein Heiliger war, aber es gab leider für sie einen Unterschied zwischen Wände besprühen und Museen ausrauben.
„Du und Jelena?“ Bob hatte sich doch nicht mehr zurück halten können und auf Skinnys Lippen erschien ein breites Grinsen, während er es sich in dem Sessel bequem machte und belustigt dabei zusah, wie Peter Bob einen Ellbogen in die Rippen stieß.
„Was soll ich sagen, die Prinzessin hatte eben keinen Bock mehr auf so verstaubte Saubermänner wie dich. Oder vielleicht bin ich auch einfach besser im Bett.“ Bob verzog sowohl wegen dem Ellbogen, als auch aufgrund Skinnys Aussage sein Gesicht.
Skinny selbst wusste ganz genau, dass Jelena es gar nicht mochte, wenn er sie Prinzessin nannte. Schon zu Beginn ihrer Beziehung hatte sie diese 'Spitznamen' unterbunden. Aber gerade war Jelena nicht anwesend und die Leute vor ihm wussten auch nicht, dass Jelena etwas dagegen hatte. Erzählen würde er es ihnen bestimmt nicht. Es reichte schon dass Skinny die Art der Gefühle hegte, dass er sogar erpressbar wurde.
„Können wir jetzt bitte zum eigentlichen Thema kommen. Wann ist der nächste Einbruch, Skinny? Und welches Museum hat Alexander als Nächstes ins Visier genommen.“
Skinnys kajalumrandete Augen wanderten zu der Blonden und er pfiff deutlich erstaunt durch seine Zähne. „Bobbina Andrews, sympathisch wie eh und je. Hab ja schon gehört, dass euer Schnüfflerdienst nun zum Familienunternehmen wird, aber dass Baby Fatso hier drüben dir die wichtigen Fragen überlässt… Aber wer weiß, vielleicht steht er insgeheim drauf.“
Justus schnaubte, während er nun das breite Grinsen des Anderen betrachtete. Ohne auch nur weiter zu überlegen, nahm er sein Hand in die Hand, suchte Jelenas Kontaktdaten heraus und hielt Skinny den Bildschirm entgegen, sodass er genau sah, dass sein Daumen gefährlich nah am grünen Hörer war.
Ergeben hob der Andere die Hände.
„Schon gut, kein Grund sie damit zu belästigen. Ich rede ja. Ist ja nicht so, als ob ich den Job freiwillig gemacht hätte. Leider Schulde ich dem guten Alex noch etwas Geld und da ich Erwachsen bin und auf eignen Beinen stehen muss…“
„Deine persönlichen Probleme interessieren uns nicht, Skinny. Sag uns, was du weißt, oder ich ruf Jelena an!“ Es war Peter der nun deutlich ungeduldiger wurde und dem es gar nicht gefiel wie großspurig der Andere ein Mal mehr auftrat. Als ob dieser wirklich das Opfer der Geschichte wäre.
„Morgen Abend. 11 Uhr Nachts sollen die Sicherheitssysteme ausfallen und die Kameras für dreißig Minuten auf Dauerschleife gestellt werden. Ist ne größere Aktion, drei Gemälde und eine Statue. Neben Bobbinas Lover sind noch n paar Andere mit dabei, skrupellos und bewaffnet. Würd an eurer Stelle also schon Mal die Cops auf Kurzwahl. Haltet mich da aber schön raus. Ich steh eh nur schmiere und dann will ich morgen wieder weg.“
Justus ließ sein Handy sinken. „Welches Museum, Skinny? Und was dich betrifft…“
Der erste Detektiv wurde von Riley unterbrochen. „Wenn du uns bei unserem Plan hilfst, sorgen wir dafür, dass Jelena dich nicht im Knast besuchen muss, sondern du ihr in Rocky Beach in die Arme fallen kannst.“
„Und ihr lasst meine Prinzessin da raus? Sie erfährt von der Scheiße nichts?“
Riley überlegte kurz und tauschte einen kurzen Blick mit den Anderen Detektiven, woraufhin Justus nun doch wieder das Wort übernahm. „Skinny, wir haben einen Deal!“

Chapter 83: Fall 7: New York - Part 17

Notes:

Vielen Dank an Fragayzeichen fürs Lesen und Korrigieren :D

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Dunkel lagen die Hallen vor ihnen und bisher konnte niemand von ihnen auch nur etwas annähernd Verdächtiges hören.
„Wenn Skinny uns hintergeht, dann…“ Peters Stimme war nur ein Zischen, während er neben Bob in seinem Versteck lauerte und schließlich etwas vorbeugte, um etwas um die Ecke blicken zu können.
„Ich glaub’ eher nicht, so wie Julien es geschildert hat, scheint Jelena wirklich das perfekte Druckmittel zu sein.“ Eine Antwort, die dem dritten Detektiv noch immer missfiel, egal ob er es nun selbst äußerte oder nicht. Er wusste nicht, wie die beiden zusammengefunden hatten, aber anscheinend hatte Jelena wirklich eine positive Wirkung auf ihren Erzfeind. Trotzdem sagte ihm der Gedanke nicht nur wegen dieser für ihn merkwürdigen Konstellation nicht zu. Es passte Bob auch nicht, seine Ex-Freundin als Druckmittel einzusetzen. Im Grunde sollte man nie jemanden als Druckmittel einsetzen. Aber blieb ihnen wirklich eine andere Wahl?
„Noch immer keine Spur von Alexander oder irgendwem.“
Peter lehnte sich wieder zurück und holte sein Handy hervor, um die Uhrzeit zu kontrollieren. Zugegeben, waren sie auch recht früh auf ihre Posten gegangen und brauchten sich eigentlich weniger darüber wundern, dass sie nun länger warten mussten.
Der Sportler tippte eine schnelle Nachricht und wartete auf die Antwort. „Ich hoffe, du hast das Ding auf lautlos.“ Eine Bemerkung, die sich Bob hätte sparen können. „Ich bin doch kein Anfänger mehr. Wie lange machen wir das jetzt zusammen?“
Der Blonde gab keine Antwort von sich, sondern winkte schlicht ab, als Peter auch schon eine Antwort erhielt. „Okay, sie sind wohl gerade an einem der Notausgänge rangefahren“, erstattete Peter Bericht und Bob machte sich darauf gefasst, dass sie schon bald Alexander und seine Leute auf frischer Tat ertappen würden.

Etwas weiter von Peter und Bob entfernt, hatten sich Justus und Riley auf Position begeben. Der erste Detektiv hatte die Blonde noch überreden wollen, lieber mit Lesley zu arbeiten, da sie aufgrund ihres Knöchels wohl weniger Bewegungsfreiheit hatte und auch die Krücken sie behindern würden, allerdings hatte Riley darauf bestanden, mit ihm zu gehen. Die Krücken hatte sie ein Mal mehr hinter sich gelassen und so lagen sie in Juliens Wagen. Justus hielt ihr noch eine kleine Predigt darüber, dass dies die Schmerzen erhöhen und den Heilungsprozess deutlich verlängern konnte, aber Riley ignorierte seine Einwände gekonnt.
„Okay, sie sind angekommen“, murmelte sie, während Justus einfach stumm auf das Artefakt geblickt hatte, welches eines der Objekte war, die heute entwendet werden sollten.
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass deine Mutter uns nicht glauben wollten. Die Beweise wollte sie sich nicht ein Mal ansehen. Da will man das Richtige machen und wendet sich gleich an die Polizei und ausgerechnet die glaubt einem nicht.“ Riley legte dem ersten Detektiv vorsichtig eine Hand auf die Schulter. „Sie ist eben nicht Reynolds oder Cotta. Aber sobald es hier zu brenzlig wird, werden wir sie sowieso anrufen.“
Zugegeben, Riley hatte auch geglaubt, dass ihre Mutter den drei Fragezeichen glauben würde, immerhin war dies nicht der erste Fall und vielleicht hatte sie auch schon vergessen, wer Victor Hugenay letzten Endes ins Gefängnis gebracht hatte, sodass er seine letzten Jahre dort verbracht hatte. Aber es half wohl alles nichts, denn Fakt war, dass sie nun alleine, ohne die Polizei den Plan ausführen mussten.

Schritte näherten sich und die Vier hielten schon beinahe den Atem an, als sie bereits eine sehr bekannte Stimme hörten.
„Ey, war es das hier, was du mitnehmen wolltest?“
Alexander schnaubte leicht und bereute wohl in diesem Moment, Skinny auf seine alten Schulden angesprochen zu haben. Vermutlich war genau solch ein Verhalten der Grund, warum er bisher viel zu häufig von den Detektiven erwischt worden war. „Wie oft muss ich dir das noch erklären? Das und ‚Die aufgehende Sonne‘ von Georgio Artjom, sowie die Amphore der Venus im zweiten Stock.“
Skinny nickte nur und brummte leicht. „Schon okay, ich wollt’ nur sichergehen, kenne mich mit dem ganzen Kunstscheiß nicht aus. Erstaunlich, dass du für diesen alten Kram überhaupt Geld reinkriegst.“
Alexander stöhnte genervt auf, während Skinny auch einen Schlüssel zur Hand nahm und den schützenden Glaskasten öffnete, welcher eine Halskette schützen sollte. „Und warum nehmen wir nichts Anderes mit? Der Schuppen ist doch voll davon.“
Man hörte überdeutlich, wie Alexander genervt die Luft ausstieß. „Weil wir und die Bekannten meines Vaters nicht die Versicherungssumme erhalten würden. Das hab’ ich dir schon so oft erklärt. Und glaub mir auf dem Schwarzmarkt und im Darkweb bekommt man so einiges los und wenn du nicht bald die Klappe hältst, verkaufe ich deine Organe dort!“
Skinny hob abwehrend die Hände und nahm sich das Schmuckstück, was zuvor noch im schützenden Glaskasten gelegen hatte. Alexander selbst wog sich in Sicherheit, immerhin war alles nach seinem Plan verlaufen. Der geschmierte Werter hatte ihm ohne Weiteres die Schlüssel hinterlassen und die Schleife war auf den Sicherheitsbändern. Ohne zu zögern, griff Alexander also nun nach der Amphore, als das Licht in der Halle anging.

„Bitte lächeln!“, forderte Riley auf, die soeben mit Justus um eine Ecke gebogen war und indessen mit ihrem Handy ein nettes Bild aufnahm, auf dem Alexander gerade die Amphore in der Hand hielt.
Obwohl der Andere gerade auf frischer Tat ertappt wurde, wog er sich doch in Sicherheit und Riley konnte nicht genau erklären, warum. Alexanders Lächeln war zu selbstsicher, als dass er sich wirklich in Gefahr sah und das stimmte sowohl den ersten Detektiv, als auch die Vierte skeptisch.
„Und ihr glaubt, ein nettes Foto würde euch weiterbringen?“ Alexander lachte höhnisch, wobei Justus die Schultern straffte und sein Kinn reckte.
„Nun, angesichts deiner Situation würde ich schon behaupten, dass so ein ‚nettes Bild‘, wie du es betitelst, äußerst belastend ist. Mal ganz davon abgesehen, dass die Schleife, auf die du vermutlich so sehr gehofft hast, von Lesley und Julien herausgenommen wurde. Das Band lief also permanent weiter und hat dich damit auf frischer Tat ertappt.“
Alexander lachte kurz auf und stellte die Amphore beiseite, bevor er näher an die beiden Detektive herantrat.
„Siehst du und genau das meinte ich, als ich sagte, dass ihr nur dumme Spielchen spielt. Glaubt ihr wirklich, ich wäre mit Skinny alleine aufgekreuzt?“
Riley schüttelte sachte den Kopf. „Natürlich nicht, wir…“
Doch genau in diesem Moment hörte sie große Protestschreie, die von Peter kamen, als ihn zwei Männer über den Flur schliffen. Er wehrte sich und wurde erst still, als man ihm eine Waffe an den Kopf hielt.
„Keine Sorge, das hier ist kein Bluff, diese Männer haben schon getötet.“ Mit einer überschwänglichen Handbewegung deutete er auf den finster dreinblickenden Kerl, der den zweiten Detektiv nun fest in der Mangel hatte und bei jeder falschen Bewegung bereit war zu schießen.
„Nur den anderen haben wir nicht erwischt.“ Der zweite Mann hatte eine hohe Stimme und passte nicht wirklich zu seinem doch recht bulligem Aussehen. Alexander winkte unbekümmert ab. „Das macht nichts, ich glaube nicht, dass er so leichtsinnig ist und das Leben seines Liebsten aufs Spiel setzen würde.“
Alexander ließ seine Stimme schließlich lauter werden. „Also, Bob, wenn du hier irgendwo bist. Komm raus, oder wir blasen dem Rotschopf das Hirn weg.“

Justus' Hände verkrampften sich, als er dabei zusehen musste, wie Peter kreidebleich wurde und es in diesem Moment wohl keinen Ausweg aus der Situation zu geben schien. Er konnte nichts tun und auch dass Bob nicht gefasst wurde, änderte nichts an der Tatsache, dass der zweite Detektiv eine Waffe an seiner Schläfe spürte und wusste, dass der Mann, der diese hielt, nicht zögern würde.
„Machen wir dann jetzt weiter?“
Es war Skinny, der in einem gelangweilten Tonfall soeben die Halskette in die Tasche steckte und hinüber zu Alexander ging, so als hätte es eine Zusammenarbeit zwischen den Detektiven und ihm nie gegeben.
Riley biss sich auf die Lippe und Alexander gab den Befehl, die fehlenden Artefakte nach draußen zu bringen. Gerade hatte er sich zur Amphore gelehnt, da hörte man einen Aufschrei und die Waffe fiel zu Boden. Mit großen, erstaunten Augen betrachtete Justus den Pfeil, der dem Kerl im Oberarm steckte und sah sich um, während Riley nach vorn stürzte und die Waffe an sich nahm.
Peter hingegen duckte sich weg und wäre beinahe von dem zweiten Mann gegriffen worden, hätte Skinny nicht in diesem Durcheinander nach einem nahestehenden Feuerlöscher gegriffen und diesem den Mann in den Rücken gerammt. Der Kerl stürzte zu Boden und Skinny sah ihn nur verächtlich an. „Dich konnte ich noch nie leiden.“ Genau in diesem Moment kam Bob den Flur entlang gerannt und sah sein Werk an. „Ich hoffe, die vom Museum nehmen es mir nicht übel, aber die haben Pfeil und Bogen einfach so an der Wand hängen und irgendwas musste ich ja tun.“
Alexander wandte sich um und wollte gerade fragen, was Skinny da glaubte zu tun. Doch so weit kam er gar nicht.

Riley war inzwischen aufgestanden und hatte die Waffe in der Hand. Ein Klicken verriet den Anwesenden, dass sie diese entsichert hatte und zielte damit nun genau auf ihren Ex-Freund. Dieser schluckte und hob die Hände. „Komm schon, du würdest doch nicht auf mich schießen. Dafür bist du viel zu sanft…“
Riley richtete die Waffe erneut aus und schoss genau neben Alexanders Fuß, bevor sie die Waffe wieder auf ihn richtete. „Ich würde! Vielleicht würde ich dich nicht erschießen, aber eine Schusswunde im Bein soll sehr unangenehm sein.“
Alexander war sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen, während Justus vorsichtig näher an Riley herantrat.
„Die Polizei ist auf dem Weg“, berichtete Peter, der gerade telefoniert hatte und Skinny schluckte. „Dann verschwinde ich lieber, kein Bock auf…“
Bob hielt den Älteren fest. „Du gehst nirgendwo hin, meine Mom braucht sicherlich deine Aussagen.“
Skinny versuchte, sich dem Griff zu entreißen und fragte sich insgeheim, wann der Kerl so viel Kraft aufgebaut hatte. Doch auch Skinnys protestierende Worte, dass sie einen Deal hatten, schien keine Wirkung zu zeigen. Allerdings mischte sich Justus auch schon ein.
„Wir werden an der Abmachung festhalten, Skinny. Du hast uns hier geholfen und giltst im weitesten Sinne als unser Undercover-Mitarbeiter, falls man es in dem Fall so nennen kann. So ungern ich das auch zugebe, aber du hast uns geholfen und wie abgemacht, werden wir mit Rileys und Bobs Mom reden, dass du ganz entspannt zurück nach Rocky Beach reisen kannst.“
Auch wenn der Andere nicht wirklich überzeugt von der Aussage war, blieb er dennoch stehen und wehrte sich nicht mehr.

Die Polizei lief auf die Gruppe zu. Riley hatte noch immer die Waffe in der Hand und nahm diese erst runter, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte, die sie dazu aufforderte.
Man legte den beiden Männern und auch Alexander Handschellen an und wollte diese gerade abführen, als Justus sich einmischte. „Einen Moment bitte noch.“
Die Umstehenden sahen den ersten Detektiv deutlich verwirrt an, als dieser auf Alexander zutrat, mit seiner geschienten Hand eine Faust bildete und ihm schließlich damit mitten auf die Nase schlug. „Das war für Riley!“
Alexanders Nase fing an zu bluten und er beschwerte sich lautstark, dass dies Körperverletzung sei, woraufhin Poppy nur meinte, dass sie nichts dergleichen beobachtet habe.
Justus hingegen hielt seine geschiente Hand schmerzverzerrt fest und beteuerte, dass dies dann doch eine dumme Idee gewesen sei. Er war ohnehin nie der Typ für körperliche Auseinandersetzungen, aber dieser Kerl war ihm schon kurz nach seiner Ankunft hier auf die Nerven gefallen und hatte stets so getan, als wäre er etwas Besonderes. Kurzum hatte er es einfach verdient und die freundschaftlichen Klopfer auf seiner Schulter von Bob bestätigten ihn nur darin.

Um das Polizeirevier zur Befragung kamen sie nicht wirklich herum, auch wenn Poppy Detective war und dementsprechend einen gewissen Einfluss hatte. Aber immerhin schafften sie es Skinny zu entlasten, sodass sie die Abmachung einhalten konnten.
Sie erklärten, wie Julien die geschmierte Wache K.O. geschlagen hatte und wie Lesley anschließend die Schleife aus den Videos nahm. Als sie dann die passende Nachricht erhielt, schaltete sie das Licht ein und sorgte dafür, dass Alexander bei seiner Tat gefilmt wurde. Riley hatte mit ihrem Handy und dem Diktiergerät für den entsprechenden Ton gesorgt.
Was Bobs Pfeil anging, so sah das Museum davon ab Anzeige zu erstatten, da sie es geschafft hatten den Einbrüchen Einhalt zu gebieten und es eine lebensbedrohliche Situation für ihren Kollegen gegeben hatte. Riley durfte sich allerdings eine gehörige Standpauke von ihrer Mutter anhören, bezüglich des abgefeuerten Schusses und dass sie froh sein konnte, niemanden wirklich verletzt zu haben.
Alles in allem war es noch eine recht lange Nacht bis die drei Fragezeichen endlich entlassen wurden und sie waren gerade dabei das Revier zu verlassen, als Poppy noch mal Justus aufhielt.

„Ich glaube, ich bin dir eine Entschuldigung schuldig.“ Eine Aussage, die Justus zunächst nicht wirklich verstand. Allerdings fuhr Poppy dann fort. „Du wolltest mich einweihen und ich habe nicht auf dich gehört, da ich angenommen habe, dass ihr als Detektive in eurem Alter nicht immer die richtige Lösung parat haben könntet. Zugegeben, weiß ich nun, warum Cotta so große Stücke auf euch hält. Und offenbar seid ihr euch allen der Gefahren bewusst, in die ihr euch begebt. Versprecht mir nur, dass ihr auch weiterhin die Polizei informieren werdet, sollte die Situation zu gefährlich werden.“
Justus nickte sachte. „Wir geben unser Bestes. Davon abgesehen haben wir uns in vielen vergangenen Fällen die Situation nicht gerade selbst ausgesucht. Aber mir liegt es fern, die Polizei aus unseren Ermittlungen gänzlich auszuschließen, Miss…“
„Poppy!“
Justus sah die Frau vor sich für einen Moment verwundert an und lächelte schließlich. „Danke, Poppy.“
So wie es schien, hatten sie das Kriegsbeil dann doch begraben können und auch wenn Poppy die Situation mit Jack the Ripper noch immer nicht gefiel, vertraute sie darauf, dass Detective Nolan ein Auge auf die Gruppe haben würde. Ihr war inzwischen bewusst, dass die Detektive sich nicht freiwillig in diese Situation gebracht hatten und Jack the Ripper sie wohl auch nicht einfach in Ruhe lassen würde. Bauchschmerzen bereitete es ihr trotzdem.

Chapter 84: Fall 7: New York - Part 18

Chapter Text

Solang die Nacht auch gewesen sein mochte, mit der Lösung des Falles und der anschließenden Befragung auf dem Revier, konnte keiner von ihnen an Schlaf denken. Noch immer schien ein Rest des Adrenalins in ihren Körpern zu verweilen, was dazu führte, dass sie sich alle bei Julien eingefunden hatten und nun auf dem großen Sofa saßen, um nochmals die Ereignisse zu besprechen.
“Seit wann kannst du mit einer Schusswaffe umgehen?”
Bob sah seine Schwester mit deutlich staunenden Augen an. Es schien ihm plötzlich so, als wüsste er so einiges nicht von ihr.
“Mom hat mich in den letzten beiden Jahren häufiger zum Schießstand mitgenommen. Angesichts der heutigen Ereignisse war das wohl eine gute Entscheidung gewesen, mich auch selbst schießen zu lassen.”
Lesley grinste breit und nahm einen Schluck Cola aus ihrem Glas. “Das kannst du wohl laut sagen. Und Justus’ Schlag am Ende. Ich hätte zu gern getauscht.”
Der erste Detektiv versuchte zwar die Fassung zu wahren, aber man erkannte deutlich, dass er etwas rot wurde. “Nun, im Nachhinein muss ich zugeben, dass dieser Schlag keine meiner brillanteren Ideen war. Meine Hand schmerzt, als hätte ich sie mir gerade erst verstaucht.”
Auch wenn Justus versuchte, seine Tat abzumildern, so sah man an den strahlenden, braunen Augen von Lesley doch deutlich, dass sie ihm dies nicht durchgehen ließ. Wenn Riley es nicht besser wüsste, würde ihre beste Freundin dem ersten Detektiv vermutlich sogar einen Orden für diese Tat verleihen.
“Zugegeben, wir hätten ihm wohl alle gern die Nase gebrochen. Danke, Just.”
Es war nicht mal so, dass sich Riley dafür bedankte, dass er diesen Schlag ausgeführt hatte, sondern vielmehr, dass er es für sie getan hatte. Natürlich konnte sich die Blonde wunderbar selbst zur Wehr setzen, aber in dem Fall war sie doch ein wenig geschmeichelt. Der erste Detektiv war aus seiner Komfortzone herausgetreten. Es stimmte zwar, dass sowohl Justus als auch sie verbale Auseinandersetzungen bevorzugten, aber es gab Momente, da tat so ein wörtlicher Geltungsschlag einfach gut. Was aber nicht bedeutete, dass man stets zu solchen Mitteln greifen sollte.
Justus wurde bei der Art Lob erneut rot und versuchte dementsprechend schnell das Thema zu wechseln.
“Dennoch muss ich gestehen, dass ich Bobs Schuss mit dem Pfeil durchaus beeindruckender fand. Bei all dem Durcheinander so genau zu treffen.”

Der Dritte wirkte weniger geschmeichelt. Vielmehr verriet sein Seufzen deutliche Erleichterung. “Ich bin nur froh, dass ich getroffen habe. Zugegeben der Bogenschießclub der Schule hat sich endlich mal bezahlt gemacht, aber ich hatte wirklich Schiss, dass der Kerl doch noch vorher abdrückt”
Peter legte mit einem erschöpftem Lächeln seinen Kopf auf Bobs Schulter. “Ich bin nur froh, dass er es nicht getan hat. Ich dachte schon, mein letztes Stündchen hätte geschlagen. Noch mal will ich das bestimmt nicht.”
Bob legte einen Arm um den zweiten Detektiv und nickte zustimmend. Trotzdem wussten die vier Detektive insgeheim, dass solche gefährlichen Momente wohl keine Ausnahmen mehr bilden würden. Gerade mit Jack the Ripper und dem Puppenspieler standen ihnen gefährliche Zeiten bevor. Da war der Fall um die Museen schon beinahe ein Spaziergang gewesen.

Justus war der Erste, der sich von den Anwesenden erhob und sich ausgiebig streckte. “Ich für meinen Teil werde mich nun ins Bett begeben. Mein Flug geht in acht Stunden.”
Peter nahm den Kopf von Bobs Schulter, während sich der Dritte ein wenig vorbeugte.
“Welcher Flug, wir haben doch noch drei Tage?”
Eine Anmerkung, die Justus mit einem sachten Schütteln seines Kopfes quittierte. “Ich werde heute schon zurückfliegen. Der Fall ist gelöst und ich muss mich dringend bei Lys entschuldigen. Ich habe sie einfach versetzt und dementsprechend hoffe ich, dass sie mir verzeihen wird, wenn ich ihr die Aussicht auf drei Tage ohne Störungen bieten kann.”
Lesley wurde von Julien in die Seite gestoßen, da diese gerade den Mund aufmachen wollte. Bob räusperte sich nur und nickte, murmelte etwas davon, dass er ihm viel Glück wünschte.
Riley war wohl die Einzige, die Justus aufmunternd anlächelte und ihm beteuerte, dass alles gut werden würde. Aber so sehr Riley auch lächelte, so aufmunternd ihre Worte auch klangen, ihr Bruder konnte ganz genau sehen, dass ihr Lächeln nicht ihre Augen erreichte. Der Dritte kannte diesen Schmerz nur zu gut und er wusste, wie sehr man sich dazu zwingen musste, diesen nicht nach außen zu tragen.

Lange saß die Gruppe trotzdem nicht mehr beieinander, sondern löste sich kurz nach Justus’ Verschwinden ebenfalls auf.
Während Julien in der Wohnung blieb, machte sich der Rest auf den Weg nach Hause. Noch auf der Straße versuchte Lesley Riley davon zu überzeugen, Justus reinen Wein einzuschenken. Sie war der festen Überzeugung, dass der andere sein Vorhaben nochmals überdenken würde, wenn er erst von diesen Gefühlen wusste. Denn das würde den Wendepunkt bedeuten und er würde endlich einsehen, dass eine Trennung von Lys gar nicht so verkehrt war.
Ihr Vortrag ging eine gefühlte Ewigkeit, bis sich Riley zu ihrer besten Freundin wandte und ihr sagte, dass sie aufhören sollte.
“Es ist schon schwer genug! Ich weiß nicht, was du da siehst, aber ich sehe schlicht einen besten Freund, der seiner besten Freundin helfen wollte. Denn mehr bin ich nicht, okay? Ich habe keine Hoffnungen und das schmerzt schon genug, auch ohne deine Theorien. Ich kann einfach nicht mehr, also tu mir bitte einen Gefallen und lass es. Du meinst es nur gut, aber…”
Riley brach ab und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Bob und Peter sahen die beiden Freundinnen betreten an. Peter wollte schon vortreten und Riley in den Arm nehmen, doch ihr Bruder hielt ihn davon ab. Stumm schüttelte Bob den Kopf. Er wusste, dass eine Umarmung den Schmerz nur schlimmer machen würde. Er kannte dieses Gefühl nur allzu gut, immerhin war es bei ihm die letzten Tage so präsent gewesen.
Lesley entschuldigte sich und erklärte, dass sie nicht weiter über dieses Thema sprechen würde. Stattdessen schlug sie vor, am nächsten Tag einen netten ‘Mädelsabend’ zu veranstalten. Auch wenn dieser Mädelsabend nach einer kurzen Absprache schon am späten Nachmittag stattfinden sollte, so klang die Aussicht auf Eis, Nägel lackieren und Filme schauen deutlich einladender, statt sich darüber Gedanken zu machen, dass man eben nicht immer das bekam, was man eigentlich wollte, oder wen man eigentlich wollte.

Justus war abgereist, ohne dass er die Chance hatte, sich an diesem Tag zu verabschieden. Jeder von ihnen hatte wirklich lang geschlafen und war erst am Nachmittag aufgestanden.
Lesley hielt ihr Wort und kam nicht nur mit ein paar Filmen, sondern auch gefühlt mit ihrer ganzen Sammlung an Nagellack.
Peter und Bob staunten nicht schlecht, als sie die verschiedenen Farbtöne betrachteten. Es gab von jeder Farbe gefühlt jede Abstufungen und hinzukam noch verschiedene Arten von Nagellack. Glitzernd, glänzend und auch matt. Lesley erklärte ihnen, dass es eine Art Hobby war und sie auch auf Instagram relativ viele Follower aufgrund ihres Nageldesigns hatte. Als Bob schließlich ihren Account sah, verstand er auch warum.
“Kannst du mir auch meine Nägel machen?” Peter hatte gerade einen schimmernden Rotton in die Hand genommen und schien im nächsten Moment doch etwas zu zweifeln. Nicht weil er seine Nägel nicht lackieren wollte, aber er hatte das Gefühl, dass er sonst stören würde. “Also, wenn das für euren Mädelsabend in Ordnung ist?”
Lesley lächelte, während Riley erklärte, dass sie kein Problem damit hatte, wenn sowohl Peter als auch Bob mitmachen wollten.
Lesley ließ Peter einige Farben heraussuchen und er hatte auch schon eine konkretere Idee, wie er seine Nägel haben wollte. Bob hingegen griff zu einem schlichten Schwarz und setzte sich neben seine Schwester.

Während Lesley damit beschäftigt war, Peter die Nägel zu lackieren und Riley dies bei Bob übernahm, kam irgendwann Julien ebenfalls dazu.
Da es hierbei um Riley und ihren Liebeskummer gehen sollte, entschied sich Lesley dazu, dass diese auch den ersten Film heraussuchen durfte. Gleichzeitig bestand sie aber darauf, dass es keine Dokumentation war. Die Vierte war damit einverstanden und entschied sich für ‘Isn’t it romantic?!’.

“Wisst ihr, was mich an solchen Filmen immer wieder stört?”, fragte Julien, als der Abspann lief. “Dass es immer nur um Heteros geht?”
Ein Argument seitens Peter, dem Julien ebenfalls zustimmen konnte, auch wenn er nicht darauf hinaus wollte.
“Es gibt selten erfolgreiche Filme, in denen es um eine Paarbeziehung geht. Es heißt immer wieder, dass man sich entscheiden müsse. Und wenn man keine logische Entscheidung findet, dann macht man den angeblichen Nebenbuhler insgeheim zu einem Arschloch, damit auch direkt klar wird, warum diese Beziehung mono sein muss.”
Bob überlegte und betrachtete den Bildschirm, so als könne dieser eine Antwort auf seine aufkeimenden Fragen liefern.
“Na, aber Polyamorie ist auch nicht für jeden etwas.”
Julien griff nach seinem Getränk und nickte kurz. “Das ist auch vollkommen in Ordnung, aber Homosexualität ist auch nicht für jeden etwas und trotzdem gehört es genau so zur Liebe dazu.”
Peter konnte hierbei nicht widersprechen und auch Lesley brachte den Einwand, dass wenigstens Homosexualität in verschiedenen Serien und Filmen immer mehr eingebracht wurden.
“Jeffrey ist da der gleichen Meinung. Jedenfalls hat er das mal erwähnt, als wir im Kino waren. Trotzdem kann ich mir einfach nicht vorstellen, mit zwei Leuten gleichzeitig was zu haben, oder sogar mehr. Da kommt doch einer immer zu kurz.”
Julien schmunzelte etwas. Er wusste, dass diese Aussage nicht böse gemeint war, sondern vielmehr auf dem Konzept der Monogamie beruhte, was in dieser Gesellschaft als ‘normal’ angesehen wurde.
“Das sind Dinge, über die man reden kann und auch sollte. Egal, welche Beziehungsform, Kommunikation ist hier ein wichtiger Schlüssel. Ob es nun um das Romantische, um eine Freundschaft, oder auch um Sex geht. Grenzen sollten und müssen sogar kommuniziert werden. Trotzdem glaube ich, dass du dir das Konzept Poly etwas zu monogam vorstellst.”
Man sah den Anwesenden förmlich die Fragezeichen an, die sie nun über ihren Köpfen trugen, und so setzte sich Julien etwas anders auf den Sessel im Wohnzimmer, sodass auch jeder ihn sehen konnte.
“Okay, ich mach’ das mal anhand eines Beispiels. Sagen wir ein Kuchen, symbolisiert ab jetzt die Liebe, die du zu vergeben hast.” Er sprach hierbei zunächst direkt Peter an und dieser nickte kurz als Signal, dass er verstanden hatte.
“Wenn du dich in eine Person A verliebst, schenkt du ihr einen Kuchen. Kommt nun Person B hinzu und du verliebst dich in diese, willst du ihr natürlich auch etwas von dem Kuchen abgeben. In dem Fall nimmst du an, dass du also von dem Kuchen, den du Person A geschenkt hast, ein oder sogar zwei Stücke trennen musst, um diese weiterzugeben. Natürlich freut sich Person A nicht darüber, immerhin hatte diese angenommen, dass der Kuchen nur für sie wäre und es entsteht Eifersucht. Dann geht das Ganze so weit, dass sowohl Person A, als auch Person B, einen ganzen Kuchen haben wollen, du hast in einer Monogamie allerdings nur diesen einen Kuchen zur Verfügung und keine Zutaten mehr, um einen weiteren zu backen.”
Julien machte eine kleine Pause, um zu sehen, ob sie ihm alle noch folgen konnten. Als es keine Fragen gab, erklärte er weiter.
“Bei der Polyamorie gibt es aber nicht nur einen Kuchen. Da hättest du die Zutaten, um mehrere Kuchen zu backen. Dementsprechend bekommt Person A einen ganzen Kuchen und auch Person B. Dann muss man noch beachten, dass nicht jeder den gleichen Kuchen mag und auch nicht jeder die gleiche Größe. Hier hast du dann aber die Möglichkeit, diesen Kuchen genau nach den Wünschen des Anderen zu backen. Natürlich gehört auch hier wieder eine Menge Kommunikation zu. Aber da jeder der involvierten Personen weiß, dass jeder seinen Lieblingskuchen bekommt, braucht auch niemand neidisch auf den Kuchen des Anderen zu sein.”
Peter dachte einen Moment nach und nickte schließlich langsam, während Riley meinte, dass Julien die ganze Sache wirklich verständlich erklärt hatte.
“Trotzdem möchte ich nicht mehrere Kuchen backen.” Ein Einwurf Seitens Bob, der nochmals über dieses Konzept nachgedacht hatte. So schön das alles auch klang und gerade in seiner derzeitigen Situation mit Peter wohl die einfachste Lösung bieten würde, konnte er sich einfach nicht vorstellen, in so einer Beziehung zu leben.
“Das musst du auch nicht, Bob. Polyamorie ist nicht für jeden etwas und das ist vollkommen in Ordnung. Genau so, wie Monogamie nicht für jeden geschaffen ist und das auch in Ordnung ist.”

Gerade als sie den zweiten Film starten wollten, merkte Lesley an, dass sie nun Hunger auf Kuchen habe und zudem die Snacks auch fast alle aufgebraucht waren. Bob bot an, mit ihr nochmals in den Supermarkt zu gehen, woraufhin die Brünette zustimmte und sie somit die Gruppe kurz allein ließen.
Riley nutzte die Zeit, um erneut auf ihr Handy zu sehen. Dies hatte sie während des Films öfter getan, obwohl sie wusste, dass Justus vermutlich gerade beschäftigt war. Schließlich stand die Blonde auf, um zur Toilette zu gehen und ließ Peter und Julien einen Moment allein.

“Poly wäre vermutlich die einfachste Lösung für mein Problem, aber irgendwie…”
Er brach ab, doch Julien verstand ihn. “Wie gesagt, Peter, das ist vollkommen in Ordnung. Aber warum fällt es dir eigentlich so schwer, dich zu entscheiden?”
Der zweite Detektiv betrachtete einen Moment, seine bemalten Nägel und seufzte schwer. “Ich weiß eben nicht, wer den ganzen Kuchen bekommt. Bisher müssen sich beide einen Kuchen teilen. Oder vielmehr, ich verschenke noch gar keinen Kuchen, bis ich mir nicht sicher bin, wer ihn bekommen soll. Ich meine, was ist, wenn ich Jeffrey meinen Kuchen schenke, aber dann feststelle, dass Bob ihn viel lieber essen würde. Oder umgekehrt?”
Julien musste doch ein wenig lachen, als sich Peter in der Kuchen-Metapher immer mehr zu verlieren schien. Er legte eine Hand auf seine Schulter und brachte ihn damit zum Schweigen, bevor er noch mehr Vergleiche ziehen konnte und sich am Ende vermutlich nur selbst verwirrte.

“Ganz ruhig Peter. Okay, versuch doch mal weniger an das Hier und Jetzt, oder die sehr nahe Zukunft zu denken. Stell dir einfach mal deine großen Ziele im Leben vor. Beispielsweise, du wirst Mitglied deines Lieblings-Basketballteams, weil dich ein Talentcoach entdeckt hat. Oder du willst heiraten, Kinder, ein Haus kaufen, um darin alt zu werden. Wen siehst du da an deiner Seite? Wessen Gesicht? Wenn du ein Gesicht hast, hast du die Antwort auf deine Frage. Solltest du kein Gesicht sehen, dann willst du vielleicht keinem deinen Kuchen geben.”
Peter schloss für einen Moment die Augen und begann sich wirklich solche Szenen vorzustellen. Wie er Richtung Altar ging, wie er plante, ein Kind zu adoptieren, vielleicht auch zwei. Dann das Haus und vor der Tür wartete die eine Person auf ihn, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte.
Schlagartig öffnete der Rothaarige die Augen und sprang förmlich auf seine Füße.
“Lass bloß nicht Justus wissen, dass ich dir das gesagt habe, aber du bist ein Genie, Julien!”
Peter eilte in den Flur und schlüpfte in seine Schuhe. Er hatte schon die Klinke in der Hand, als er dann doch noch mal ins Wohnzimmer eilte. “Wo geht es zum Supermarkt?”, fragte er nach und nachdem Julien ihm die Richtung erklärt hatte, stürmte er auch schon die Treppe hinunter.

Er rannte die Straße entlang, wich geschickt Passanten aus und suchte nahezu fieberhaft nach einem blonden Schopf. Er hatte schließlich den besagten Supermarkt erreicht, als Lesley und Bob auch schon mit jeweils einer Tüte herauskamen.
“Peter? Was ist denn los? Ist etwas passiert?”
So sportlich der zweite Detektiv auch war, ein wenig Luft musste er trotzdem holen. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, ob nun durchs Laufen oder vor Nervosität, konnte er nicht genau sagen.
“Ja!”, platzte es auch schon aus ihm heraus und er ignorierte in dem Moment, dass sie anderen Leuten den Weg versperrten.
“Ich hab’ mich entschieden!” Eine knappe Aussage, bevor Peter Bobs Gesicht in seine Hände nahm und ihre Lippen vereinte.

Chapter 85: Fall 7: New York - Part 19

Chapter Text

Er wollte es wiedergutmachen. Genau deswegen hatte er New York früher verlassen und ein großes Aufgebot betrieben. Lys Leibgericht, selbst gekocht. Der Tisch war angenehm dekoriert und Justus befand, dass manches Restaurant dahingehend einpacken konnte. Die Servietten auf den Tellern waren als hübsche Schwäne drapiert, Kerzen, die einzige Tischdecke, die sie besaßen und leise Musik. Natürlich wäre vermutlich ein Restaurant besser gewesen, allerdings hatte er in der kurzen Zeit keinen Tisch bekommen und die Flugtickets waren teuer genug gewesen. Aber alles in allem sollte dies als Entschädigung reichen. So dachte sich das der erste Detektiv zumindest und Lys hatte auch zugesagt.

Es klingelte, während Justus gerade den Herd auf Sparflamme stellte, um das Essen warmzuhalten.
Schnell eilte er zur Tür und drückte den Summer, um seine Freundin hereinzulassen. Es dauerte nicht lange, bis sie oben stand. Es gab keinen Kuss zur Begrüßung und Justus konnte ihr dies nicht mal Übel nehmen, immerhin hatte er sie ein Mal mehr versetzt. "Danke, dass du gekommen bist und ich wollte dir nochmal sagen, dass es mir wirklich leid tut, dass ich…"
Weiter kam Justus nicht, da unterbrach Lys ihn. Nicht wütend, nachtragend oder enttäuscht. Ihre Stimme wirkte schwer, so als würde man ihr die Luft hierbei zuschnüren.
"Wir müssen reden, Justus."
Der erste Detektiv blinzelte verwundert, trat aber zur Seite, um seine Freundin hereinzulassen. Für einen Moment fragte er sich, ob etwas Schlimmes passiert war, da er bemerkte, wie die sonst so strahlenden Augen feucht glitzerten.
"Ich weiß, ich habe dich einfach versetzt. Aber heute gibt es keine Unterbrechungen, wirklich. Nur wir beide und das Essen. Natürlich weiß ich, dass wir reden sollten, aber ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung für unsere derzeitigen Probleme finden. Ein Vorschlag meinerseits wäre…"
"Wir sollten uns trennen."
Justus schüttelte mit dem Kopf und zeigte ein sanftes Lächeln. "Nein, das war nicht der Vorschlag, den ich…"
Er sah in ihr Gesicht, wie die Tränen heiß ihre Wangen hinunter liefen. Mit jeder Träne schien die Nähe zu ihr zu verschwinden, an die er sich so krampfhaft klammerte, als wäre dies der einzige Halt in seinem Leben. Die Erkenntnis breitete sich langsam wie ein Feuer in ihm aus und hinterließ nichts als Asche.
“Aber, wir können doch…” Seine Stimme erstickte schon am Anfang, als Lys nur mit dem Kopf schüttelte. Sie hatte ihre Entscheidung schon längst getroffen und Justus wusste, dass es nichts mehr zu bereden gab. Er konnte keinen Grund nennen, um sie von dieser Trennung abzubringen.
“Sieh es doch ein. Das hier, das mit uns, es funktioniert nicht. Ich meine, wie oft haben wir es jetzt schon wieder versucht? Versucht unsere Probleme zu besprechen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen? Ich kann das alles einfach nicht mehr.”
Justus schluckte, biss sich auf die Unterlippe und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Er würde nicht weinen, nicht jetzt, nicht vor ihr.
“Ich werde zurück nach New York, Justus. Darum bin ich hier, um dir genau das zu sagen.”
Ein Kloß bildete sich in seinem Hals und mit aller Kraft versuchte er diesen herunterzuschlucken, seine Stimme wiederzufinden. Er wollte Argumente anbringen, ihr sagen, dass er bereit war, die Entfernung in Kauf zu nehmen. Aber Justus Jonas bekam den Mund nicht auf.
“Die Serie bekommt keine Fortsetzung und ich habe festgestellt, dass der Broadway mein Zuhause ist. Und sind wir doch einfach ehrlich uns beiden gegenüber. Das hier hat keine Zukunft.”
Sie weinte und auch er spürte, wie nun die ersten Tränen seine Wangen einnahmen, unaufhaltsam wie ein reißender Fluss, der auf einen Wasserfall zusteuerte und er inmitten der Strömung, unfähig diesen Fall abzuwenden.
“Gehen wir das Ganze doch logisch an. Das kannst du doch. Ich meine, deine Zukunft, ein Haus, Kinder… Ich stelle es mir vor, aber nicht mehr mit dir.”
Die Schuld in ihrer Stimme war so klar, dass selbst er sie nicht überhören konnte. Aber was er auch nicht konnte, war ihr Gesicht in seiner Zukunft zu sehen. Er sah Lys nicht mehr an seiner Seite und konnte nicht mal ganz genau sagen, wann das passiert war. Er wusste nicht genau, wieso es so weit kommen konnte. Alles, was er in diesem Moment ganz klar und deutlich merkte, war der Schmerz. Seine Brust verkrampfte sich, engte ihn ein, während sein Atem zitternd über seine Lippen kam.
“Sei doch ehrlich. Siehst du mich noch?”
“Nein.” Seine Stimme war ein leises Flüstern, ein Hauch von dem, was sie sonst war. Eine Antwort, die er Lys schuldete, so sehr diese auch schmerzte und so sehr er sich auch dagegen wehren wollte. Es war ein unumstößlicher Fakt. Lys würde gehen, wieder aus seinem Leben verschwinden und selbst wenn seine Antwort anders ausfallen würde, es würde nichts an der Situation ändern.

Lys verschwand ein Mal mehr und hinterließ eine Kälte in dieser großen Wohnung, die Justus noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Die Stille war unerträglich und doch lud sie dazu ein, in ihr zu versinken. Der erste Detektiv schaltete beinahe mechanisch den Herd aus, löschte die Kerzen und ging mit stummen Tränen in sein Zimmer. Auch hier schien die Einsamkeit ihn zu ersticken und so zog er sein Handy hervor und suchte einen Kontakt. Er konnte nicht genau sagen, was ihn dazu veranlasste, gerade diese Nummer zu wählen, es war, als würde eine tiefe Stimme ihn dazu verleiten, ihm zuflüstern, dass er das nun brauchte.
Die Mailbox.
“Hey… Ich… Lys hat Schluss gemacht. Mehr wollte ich nicht, bis dann.”

Eine sehr knappe und in seinen Augen doch unnötige Nachricht. Aber es brachte eine kleine Erleichterung. Es war wie eine Last, die von ihm genommen wurde, als er es laut aussprach und somit die Scherben genau vor seinen Augen sah. Nicht, dass es den Schmerz gänzlich verklingen ließ, aber es half dabei, der Akzeptanz näherzukommen.
Mit weiteren Tränen, einer viel zu verstopften Nase und dem Gefühl der Leere, ließ sich Justus schließlich auf sein Bett fallen, was ihm auf ein Mal so groß vorkam. Viel zu groß für ihn allein.

Irgendwann war der erste Detektiv eingeschlafen. Er wusste nicht mehr genau, wann und wie lange er geschlafen hatte. Er hatte auch keine Zeit auf die Uhr zu sehen, da er von dem lauten Klingeln der Haustür geweckt wurde. Hatte Lys etwas vergessen? Oder es sich gar anders überlegt?
Mit schweren Schritten ging er auf die Tür zu, ignorierte den noch immer gedeckten Tisch und das Essen, was nicht mehr angerührt worden war. Mit einer zitternden Hand drückte er den Knopf und öffnete einen Moment später die Wohnungstür.
“Entschuldige, ich habe in der Eile meinen Schlüssel vergessen.”
Ungläubig blickte er in die vertrauten blauen Augen, welche wie so oft von Gläsern umfasst waren und verstand im ersten Moment nicht, warum sie hier vor ihm stand. Hatte er so lange in dieser Trägheit verbracht, dass bereits einige Tage vergangen waren. Allerdings roch das Essen noch nicht so unangenehm, dass dies der Fall sein konnte.
“Riley… Du bist hier?”
Mehr brachte er nicht zustande und die Blonde schenkte ihm ein warmes, sanftes Lächeln.
“Du hast angerufen.”
Mehr brauchte es nicht und Justus ignorierte die Wohnungstür, die noch immer offen stand, als er Riley einfach in die Arme fiel. Wieder spürte er die Tränen, doch diesmal hielt er sich nicht zurück, versuchte sie nicht aufzuhalten. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er ihr nichts vorspielen brauchte, dass er ihr gegenüber echt sein konnte. Ob es nun seine Wortwahl, seinen Intellekt oder eben seine Emotionen betraf.
Er spürte die schlanken Arme um seinen Körper. Riley sagte nichts und mehr brauchte er auch gerade nicht.

Irgendwann hatten sie sich voneinander gelöst und Riley schloss die Wohnungstür. Eigentlich hatte Justus nun eine betretene Stille erwartet, welche unangenehm im Raum stehen würde. Aber dies schien nicht einen Moment einzutreten. Stattdessen fing Riley einfach damit an, das gekochte Essen wegzuräumen, den Tisch zu leeren und schließlich im Gefrierfach eine Packung Eis hervorzuholen. “Setz dich schon mal ins Wohnzimmer, ich komm’ gleich dazu.”
Justus folgte der Aufforderung und nahm auf dem grauen Sofa Platz, bevor die Blonde hinzukam und schließlich den Fernseher einschaltete. Sie wählte YouTube aus, wobei der erste Detektiv einfach stumm das Eis und einen Löffel zur Hand nahm, nachdem Riley beides auf dem Tisch abgestellt hatte.
“Natürlich Blond, das Musical. Genau das Richtige, vertrau mir.”
Justus hatte sich nie mit dem Thema Musical befasst und wusste auch nicht, was er von solchen Stücken und Filmen halten sollte. Leute, die einfach so in Songs ausbrachen. Aber im Grunde war es ihm gerade egal, was sie sahen, er war nur froh, nicht mehr alleine zu sein. Die Kälte schien aus den Räumen zu verschwinden und dem Schneesturm schien eine sanfte und warme Brise zu folgen.
„Sie ist wieder nach New York...“, murmelte Justus und Riley schwieg. Er wusste selbst nicht, warum er das erwähnte, aber irgendwie fühlte er sich danach, ihr zumindest einen Teil des Trennungsgrundes zu erklären.
„Hättest du...“, begann Justus eine Frage zu formen, während Riley die Wiedergabe pausierte und nur ein knappes „Nein“, entgegnete. Der erste Detektiv runzelte die Stirn. „Ich habe noch gar nicht meine Frage gestellt“, merkte er an und Riley atmete tief durch, bevor sie ihm ein sanftes Lächeln schenkte.
„Du wolltest mich fragen, ob ich mich getrennt hätte. Oder ob ich eher eine Fernbeziehung in Kauf genommen und alles versucht hätte, bevor ich diesen letzten Schritt wage. Die Antwort ist nein, ich hätte mich nicht getrennt. Also, wenn ich einen Freund hätte.“
Justus schmunzelte leicht und öffnete schließlich das Eis, um kurz darauf schon einen Löffel hineinzustecken und diesen gefüllt zu seinem Mund zu führen.
Riley nahm ebenfalls einen Löffel zur Hand und tat es ihm gleich, bevor sie kurz zu überlegen schien. „Ich weiß nicht, was sich Lys dabei gedacht hatte. Ja, Beziehungen ändern sich, aber wir sind alle keine Kinder mehr und irgendwann hört auch mal die beste Flitterwochenphase auf. Beziehungen sind eben nicht nur Sonnenschein, Strand und Meer. Nein, sie sind auch Starkregen mit Gewitter. Die Frage ist dann nur, ob man sich von einem Blitz entzweien lässt, oder Hand in Hand durch den Sturm geht. Ich glaube ja, dass man mit dem richtigen Partner jeden Sturm bezwingen kann.“ Justus schwieg, als Riley ihre Einschätzung kund tat und stellte sich ihre Erzählungen wohl etwas zu bildlich vor, aber er wusste genau, was sie meinte. Gerade als er sich die Frage stellte, ob es dann an ihm lag, dass sie den Sturm offenbar nicht überlebt hatten, sprach die Blonde auch schon weiter.
„Es ist nicht deine Schuld, dass sie weg ist. Ebenso wenig ist es ihre. Man kann eben nicht mit jeder Person einen Sturm bezwingen.“
Justus blickte auf das Eis hinab und überlegte. “Hast du schon mal gedacht, du hättest diese Person gefunden? Ich meine, bisher hatte ich stets angenommen, dass Lys diese eine Person ist, doch anscheinend habe ich mich geirrt.”
Riley atmete erneut durch und sah Justus bei ihrer Antwort nicht an. Die Augen verrieten eine Person viel zu schnell und eben das wollte sie vermeiden. “Ja, das dachte ich. Und bevor du fragst, die Person ist nicht Alexander. Die Wahrheit ist, dass ich nie die Chance hatte es zu probieren, da diese Person mich nie in diesem Sinne wahrgenommen hat. Und manchmal frage ich mich, was schlimmer ist. Ein gebrochenes Herz, weil es einfach nicht genug war, was man zu bieten hatte, oder es erst gar nicht versuchen konnte.”
Der Erste sah Riley einen langen Moment an und konnte ebenfalls keine Antwort auf diese Frage finden. Eines wusste er jedoch und er konnte nicht umgehen, seine Gedanken dahingehend mitzuteilen. “Der Typ muss ein richtiger Idiot sein. Wie soll man dich bitte übersehen?”
Riley sagte nichts weiter dazu, sondern startete einfach die Wiedergabe.

Chapter 86: Zukunftsgeflüster Part 7

Chapter Text

„Und ihr wollt wirklich das Haus kaufen?“
Peter war deutlich erstaunt, als sie vor dem kleinen Gartentor standen und sich das Gebäude von außen ansahen.
„Nicht wollen, Peter. Wir haben es gekauft. Durch unsere Anstellungen hier in Rocky Beach ist es weitaus besser, auch direkt hier zu wohnen. Außerdem sind Onkel Titus und Tante Mathilda nicht mehr die Jüngsten und dementsprechend fühlen wir beide uns deutlich wohler, wenn wir in ihrer Nähe sind.“
Justus öffnete das Gartentor und schloss es, nachdem Peter, Bob und Riley hindurch getreten waren. Peter verstand durchaus den Einwand des ersten Detektivs, immerhin waren Bob und er im letzten Jahr ebenfalls in ihre Heimat zurückgekehrt, um der Familie wieder nahe zu sein. Bob selbst konnte überall arbeiten und für Peter war es auch deutlich angenehmer in der Nähe der Surf-Schule zu sein, die er und Jeffrey betrieben.
Riley holte schließlich einen Schlüssel hervor und schloss die Eingangstür auf. Der Flur war staubig und man sah allein an der Tapete, die sich langsam von der Wand trennte, dass dieses Haus schon lange nicht mehr bewohnt worden war. Aber eben weil noch viele Arbeiten gemacht werden mussten, war es in erster Linie so günstig gewesen.
„Kommt, wir zeigen euch das Wohnzimmer.“
Bob warf einen kurzen Blick zu seinem Mann und folgte anschließend seiner Schwester den Flur ein wenig entlang. Sie passierten einen Bogen und standen in einem großen, leeren Raum. Große Fenster von der einen Seite boten genügend Licht am Tag und eine Tür am anderen Ende schien in den Hintergarten zu führen.
Justus strahlte voller Stolz, während er erzählte, wie sie sich das Ergebnis diverser Renovierungsarbeiten vorgestellt hatten.
„Trotzdem verstehe ich nicht, warum es gerade ein Haus sein muss. Peter und ich wohnen auch in einer Wohnung und das reicht ja wohl für zwei Personen.“
Justus räusperte sich kurz und warf einen Blick zu Riley, die an ihn herantrat und seine Hand suchte. Sie lächelte kurz und nickte. „Ich halte das auch nicht mehr aus“, gab sie zu.
Nach all den Jahren konnte man meinen, dass sich Peter und Bob durchaus daran gewöhnt hatten, wenn Riley und Justus auch ohne Worte kommunizierten. Zudem konnten es der zweite und dritte Detektiv ebenso gut.
„Was hältst du nicht mehr aus?“ Peters Ton war nun doch etwas ungeduldig. Er ahnte, dass sie beide etwas für sich behielten und das gefiel ihm gar nicht. Eigentlich taten die beiden dies sehr selten und im Grunde war Peter gerade dem ersten Detektiv dankbar für diesen Umstand.

„Ich bin schwanger. Ihr werdet Onkel.“

Damit hatten wohl beide eher weniger gerechnet und Bob war sich im ersten Moment ziemlich unsicher, wie er reagieren sollte. „Sind wir in dem Alter, wo wir uns freuen, oder…“
Weiter kam er nicht, denn in dem Moment unterbrach Justus ihn.
„Bob, mit Ende zwanzig kann man sich über diese Nachricht freuen. Zumal wir nun schon seit einem halben Jahr versucht haben, ein Kind zu zeugen. Gleichwohl sind Riley und ich lange genug zusammen und unsere finanziellen Mittel sind stabil genug, dass wir uns ein Kind leisten können. Vielleicht sogar ein Zweites, falls wir dies für angebracht halten.“

Bob entschuldigte sich kurz für seinen Einwand. Es war für ihn manchmal wirklich nicht leicht zu erörtern, wann man sich worüber freute und was einen verärgern sollte.
„Herzlichen Glückwunsch, ihr zwei! Wisst ihr schon, was es wird? Habt ihr schon Namen?“
Peter hatte Riley in die Arme geschlossen, die gar nicht wusste, auf welche Frage sie zuerst reagieren sollte. Anschließend ging er dazu über, Justus in seine Arme zu ziehen und zu beteuern, dass er auf jeden Fall auf das Baby aufpassen würde, sobald Justus und Riley auch mal Zeit für sich brauchten.
Sein Mann hingegen fing erst jetzt langsam an, zu lächeln. „Ich werde Onkel“, äußerte er, als hätte er diese Information jetzt erst wirklich realisiert. Doch neben dieser Freude über die Nachricht, stellte sich ihm eine Frage, die ihm zuvor nicht so präsent erschienen war. Vielleicht war es an der Zeit, dass auch Peter und er dieses Thema in Angriff nahmen. Er wusste, dass Peter Kinder wollte und er selbst hatte auch nichts gegen diese Vorstellung.
Aber das hatte auch noch ein bisschen Zeit. Statt also Peter darauf anzusprechen, klopfte er Justus auf die Schulter. „Gute Entscheidung, mit dem Haus.“

Chapter 87: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 1

Chapter Text

Die Entscheidung, frühzeitig nach LA zurückzukehren, war Riley nicht schwergefallen. Sie hatte den Anruf von Justus abgehört und einen Moment später landeten ihre Sachen in der Reisetasche. Peter hatte zunächst angeboten, dass er und Bob sie schon begleiten konnten. Allerdings hatte die Blonde das abgelehnt. Auch Bob merkte an, dass es vielleicht ganz sinnvoll war, wenn Riley den Weg alleine auf sich nahm. Nicht unbedingt dachte der Dritte hierbei an eine Kupplungsstrategie, sondern vielmehr daran, dass Justus explizit Riley angerufen hatte und dementsprechend wohl ihre Nähe und ihren Zuspruch benötigte.
Riley hatte ihr Flugticket schnell gebucht und ihr Anderes an Peter gegeben. Zum Glück hatte sie einen relativ günstigen Flug gefunden.

Eigentlich waren die beiden Detektive davon ausgegangen, dass sie sich ganz auf Justus und dessen Liebeskummer kümmern konnten. Der Tag war zwar nicht strikt durchgeplant, aber sie hatten schon einige Ideen.
Wie das aber leider mit Plänen so war, gingen diese nicht immer auf. Justus hatte gerade die Nudeln ins kochende Wasser gegeben, um so das Abendessen vorzubereiten, als das Handy klingelte. Allerdings war dies nicht seins und ohne weiter darüber nachzudenken, rief er Riley zu sich und schaltete einen Moment später den Lautsprecher ein.
“Es ist schön, sie wieder in der gewohnten Umgebung zu wissen. Bedauerlicherweise stören Sie mich damit bei den letzten Vorbereitungen, aber glaubt nicht, dass ich nicht auch spontan agieren kann. Ich hoffe, ihr Herzschmerz lenkt sie nicht zu sehr vom Wesentlichen ab, Mr. Holmes. Denn wo ihr Herz bricht, könnte jemand Anderes seines verlieren.”
Wie auch schon in New York versuchte Justus den Mann mit der verzerrten Stimme zu unterbrechen, jedoch ohne Erfolg. Er schien sich nicht beirren zu lassen und bevor die beiden Detektive wichtige Informationen nicht hörten, verstummten sie lieber.
“Ich bin mir sicher, dass sie das Spiel Räuber und Gendarm kennen. Bei 220 Tonnen auf 80 Meter finden sie den nächsten Wegmarker. Ob sie mich diesmal finden, ist jedoch fraglich.”
Jack legte auf und obwohl der Anruf an sich eine Überraschung war, gab es noch etwas Anderes, worüber sich Riley und Justus wunderten.
Statt nun laut über diesen Anruf zu kommunizieren, warfen sie sich nur einen vielsagenden Blick zu. Justus legte das Handy beiseite, stellte das Wasser der Nudeln ab und begann damit, sich im Raum umzusehen. Fürs Essen blieb nun ohnehin keine Zeit. Jedenfalls nicht in seinen Augen. Je nachdem wie Jack diesmal vorgehen würde, blieb ihnen keine Zeit und es würde bald die nächste Leiche geben. Aber vorerst hatten sie ein anderes Problem.
Beide waren sich darüber einig, dass Jack viel zu häufig einen Schritt voraus schien. Aber seine Aussage, über Justus gebrochenes Herz, bestätigte den Verdacht, den die beiden schon längst hatten - Wanzen. Das Problem würde nur sein, diese aufzuspüren.

Sie begannen in der Küche mit ihrer Suche, stellten gefühlt jeden Zentimeter, den sie erreichen konnten, auf den Kopf. In der Spinne war zwar eine versteckt, die sie nach dem Erhalt übersehen hatten - aber dieser Ort war zu offensichtlich. Ebenso wie das Handy. Jack war nicht dumm, da waren sie sich einig. Solch offensichtliche Verstecke, würde er nicht verwenden, um sie abzuhören.
Als scheinbar nichts in der Küche mehr übrig war, wollten sie sich auf den Weg zu einem weiteren Raum machen. Justus betätigte den Lichtschalter und stockte einen Moment. Riley blickte den ersten Detektiv fragend an, bevor sie den braunen Augen folgte und schließlich zur Deckenlampe sah.
Justus nickte ihr zu und Riley verstand. Sie holte eine Trittleiter, auf die Justus stieg und schließlich die erste Wanze entdeckte. Er schenkte seiner Kollegin einen weiteren Blick und Riley wusste, was er sagen wollte. ‘Gar nicht mal so offensichtlich, aber bestimmt auch nicht die Einzige.’
Sie beide brauchten keine Worte zu wechseln. Sie wussten, wie sie sich nun weiter zu verhalten hatte und arbeiteten schweigend zusammen. Natürlich war Riley etwas unwohl dabei, sowohl Peters Zimmer zu durchsuchen, als auch das ihres Bruders. Aber eine wirkliche Wahl hatten sie hier nicht. Wenn sie verhindern wollten, dass Jack wieder mit ihnen spielte, musste sie die Privatsphäre der beiden ein anderes Mal wahren, auch wenn sie sich wünschte, dass sie manche Kisten unter dem Bett oder Schubladen lieber ungeöffnet gelassen hätte.
Justus schien hierbei eher weniger berührt und suchte einfach weiter. Schließlich fand er bei Peter eine in dem Gehäuse des Lichtschalters. Bei Bob entdeckte Riley eine hinter dem Kleiderschrank.

Sie suchten bis spät in die Nacht hinein, an Essen war bisher nicht zu denken. Als sie sich sicher waren, die meisten gefunden zu haben, tippte Justus eine Nachricht an Detective Nolan.
“Sollen wir vielleicht etwas essen gehen?” Es war das erste Mal nach Stunden, dass Riley ihre Stimme nutzte. Sie wollten sich nicht über den Fall unterhalten, nicht hier. Aber etwas essen mussten sie trotzdem, darüber waren sie sich einig. Justus stimmte dem Vorschlag zu und legte das Handy, welches Jack ihnen zukommen lassen hatte ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein.
“Ich denke, wir sollten zunächst das Rätsel von Jack bearbeiten. Ich lass’ ein wenig Musik laufen, das fördert die Konzentration.”
Damit stellte er klassische Musik an und verschwand schleichend in seinem Zimmer, um sich Schuhe anzuziehen. Riley tat es ihm gleich.
Erst als sie beide auf der Straße vor der Wohnung standen, spürten sie eine Art Erleichterung und Sicherheit.
“Detective Nolan kann erst morgen früh unsere Wohnung weiter durchsuchen. Bis dahin sollten wir uns tatsächlich mit der Nachricht von Jack befassen. Allerdings nicht in unserer Wohnung.”
Riley nickte den Vorschlag des ersten Detektivs ab, während sie Richtung U-Bahn-Station liefen. “Wir sollten später falsche Informationen streuen, um ihn so auf eine andere Fährte zu locken.”
Da konnte Justus nicht widersprechen, immerhin mussten sie es ausnutzen, dass sie nun darüber im Bilde waren, welche Taktik Jack genutzt hatte, um ihnen einen Schritt voraus zu sein. Was jedoch beide befürchteten, aber niemand ansprach, war die Tatsache, dass sie glaubten, er würde andere Mittel und Wege finden.
Der Weg, den sie mit der U-Bahn zurücklegten, war nicht weit. Aber Justus fand es nur angebracht, sodass Riley wenigstens diesmal ihre Krücken mitnahm. Ganz davon abgesehen, dass ihr der Knöchel schmerzte, auch wenn sie dies nicht zugab. Er konnte es sehen. Ihr Gewicht verlagerte sie so, dass sie nicht den defekten Fuß belastete und auch auf dem Sofa, saß sie nicht in ihrem gewohnten Schneidersitz. Zudem hatte sie ihn heute Vormittag darum gebeten, ihr etwas aus der Küche zu holen, was sie sonst durchaus selbst getan hätte.
“Die Nudeln können wir Zuhause in jedem Fall wegschmeißen, schade.” Sie hatten schlichtweg nicht mehr an das Essen gedacht, was Justus vorbereiten wollte. Bei dieser Ablenkung wunderte es den ersten Detektiv auch nicht, immerhin konnten sie sich beide ganz gut in einem neuen Fall verlieren. Außerdem hatte die Entfernung der Wanzen eine höhere Priorität gehabt.
Nachdem sie die U-Bahn verlassen hatten und schließlich die Straße entlang liefen, entdeckten sie tatsächlich noch einen Imbiss, der geöffnet hatte. Asiatisch klang in Justus Ohren nicht verkehrt und zu dieser späten Stunde sollte man wohl auch nicht wählerisch sein.
Riley bestellte Tofu Curry in extra scharf und Justus blieb bei einer milden Variante mit Hühnchen. Sie suchten sich einen Platz und Riley holte ihr Handy hervor. Doch bevor sie mit der Suche beginnen konnte, hatten Bob und Peter ihr ein Bild geschickt.
“Bob und Peter sind übrigens jetzt zusammen.” Sie zeigte Justus das Bild und dieser lächelte. “Endlich. Das hat wirklich viel Zeit in Anspruch genommen. Ich befürchtete schon, dass Peter sich doch für Jeffrey entscheidet. Nicht, dass ich Jeffrey nicht leiden kann, allerdings passt Bob doch sehr viel besser zu ihm.”
Auch wenn Riley geahnt hatte, was Justus sagen wollte, hatte sie ihn diesmal nicht unterbrochen, sondern nickte schlicht.
“Ich hoffe, dass es kein Problem für dich wird.” Eine Anmerkung, bei der Justus mit dem Kopf schüttelte, bevor er sich auch schon etwas auf seinem Stuhl zurück lehnte, damit der Mitarbeiter das Essen auf den Tisch stellen konnte.
“Ich gebe natürlich zu, dass es mich bis zu einem gewissen Grad neidisch macht. Nicht, weil ich gerne Teil dieser Liebesbeziehung wäre, sondern weil ich gerade erst eine Trennung hinter mir habe. Aber ganz offensichtlich ist dies mein persönliches Problem und nicht etwas, was Peter und Bob bekümmern sollte.”
Riley nickte sachte. “Aber sollte es dir doch zu viel werden, bin ich mir sicher, dass die beiden kein Problem damit haben Rücksicht auf dich zu nehmen.”
Dem konnte Justus durchaus zustimmen, allerdings wollte er eine gewisse Rücksichtnahme nicht unbedingt einfordern. Er freute sich wirklich für die beiden und nun zu sagen, dass sie sich weniger als Paar verhalten sollten, erschien ihm einfach nicht richtig. Allein aus dem Grund, weil sie so lange gebraucht hatten, um überhaupt zusammenzufinden.
Einzig durch das Wissen, dass sowohl Peter als auch Bob, aneinander interessiert waren, hatte eine ganze Reihe an Erkenntnissen bei dem ersten Detektiv ausgelöst. Plötzlich war es so, als hätte er einen Schlüssel zu einer lang verborgenen Tür gefunden und war in der Lage diese aufzustoßen. Darin verborgen waren sehr viele Anzeichen und Unterhaltungen, bei der jede normale Person vermutlich schon eher darauf gekommen wäre, dass die beiden nicht nur beste Freunde waren, sondern da weitaus mehr unter der Oberfläche schlummerte.

“Hattest du nicht mal erwähnt, dass du während eines Falles nicht unbedingt essen kannst?” Es war eine Erkenntnis, die dem Ersten ganz spontan in den Sinn kam. Ganz davon abgesehen, würde er vermutlich nicht das scharfe Curry zu genüsslich auf seiner Zunge zergehen lassen, wie es Riley gerade tat. Er fragte sich insgeheim, wie sie das schaffte. Selbstverständlich gab es Menschen, die gerne scharfe Speisen zu sich nahmen. Aber wenn Justus die Wahl hatte, entschied er sich nicht gerade für die Geschmacksrichtung Schmerz.
“Schon, aber irgendwann muss ich auch etwas essen. Außerdem soll das Curry hier wirklich gut sein, das meinte jedenfalls Amy und sie hatte recht.”
Justus konnte nicht bestreiten, dass das Essen hier wirklich gut war und innerlich glaubte er sogar, dass man hierfür weitaus mehr Geld verlangen könnte, als die Preise, die an der Menü-Karte angegeben waren. “Okay, sollen wir uns beim Essen um das Rätsel kümmern?”
Einen Vorschlag, den Justus nicht ausschlagen konnte und so wiederholte er nochmals die wichtigsten Worte des Rätsels.
“220 Tonnen auf 80 Meter.” Es war mehr ein erneutes Murmeln für sich selbst, so als könne er hierbei besser auf die Lösung kommen. “Welcher Gegenstand ist 220 Tonnen schwer?”
Riley fiel spontan nicht wirklich etwas ein, vor allem etwas, worauf sie Zugriff haben würden. Sie zweifelte stark daran, dass Jack ihnen einen Gegenstand gab, der beweglich oder außer Reichweite war und Justus konnte der Überlegung nur zustimmen. Sie gingen Ideen durch und verwarfen diese wieder, bis Justus den Vorschlag machte, Bob auf die Lösung anzusetzen, da er das passende Fragezeichen hierfür war.
“Wir sollten allerdings nichts von der Tatsache erklären, dass Jack uns das Rätsel gestellt hat. Wir sollten ihnen noch etwas Ruhe gönnen.”
Justus überlegte einen Moment, während er sein Handy in der Hand hielt und schließlich die Nachricht schrieb. Hierfür brauchte er eine Weile, da es doch komplizierter war, mit einer Hand zu schreiben, wie er erneut feststellen durfte. Er verstand durchaus Rileys Intension. Peter und Bob haben so lange gebraucht, bis sie zueinander gefunden hatten und waren in der WG selten allein. Vielleicht war dieser kleine Urlaub einfach nötig. Außerdem war Justus nicht mehr allein, wenn die beiden keine Zeit hatten. Er hatte Riley.

Sie aßen weiter und dachten eigentlich, dass die Antwort einiges an Recherche erfordern würde, doch Bob brauchte keine zehn Minuten. Vermutlich noch weniger, wenn man bedachte, dass er die Nachricht erst nicht gelesen hatte. Justus hatte ihm erzählt, dass Riley und er gerade eine Quizshow sahen und eine Werbepause stattfand, bevor die Lösung bekannt gegeben wurde. Eine bessere Ausrede war ihm gerade nicht eingefallen. Aber Bob schien diese Aussage nicht weiter in Frage zu stellen.

“Aber natürlich. Wie konnten wir so blind sein?”, rief Justus aus, woraufhin Riley erwartungsvoll in seine Richtung blickte.
“Das Hollywood Sign. Das ist 220 Tonnen schwer, wenn auch nicht 80 Meter lang. Aber nimmt man die 80 Meter als Markierung, dann hätten wir hier eine…”
“Ortsangabe” Riley ärgerte sich ebenfalls, dass auch sie nicht darauf gekommen war. Immerhin war die Lösung wirklich einfach und nicht gerade kompliziert. Eigentlich hätten sie darauf kommen müssen. Leider war dies nicht der Fall gewesen.
“Lass mich raten, wir werden den beiden niemals sagen, dass es ein Hinweis von Jack war und einfach nur eine dumme Quizshow?” Riley lächelte etwas unbeholfen, woraufhin Justus bekräftigend nickte.
“Zwar bin ich durchaus der Überzeugung, dass ein Mensch nie alles wissen kann, allerdings sollten wir dieses Detail wirklich für uns behalten und uns weitere Peinlichkeiten in Form unreifer Sprüche ersparen.”

Die beiden Detektive aßen ihr Gericht auf, als auch schon Justus Handy erneut klingelte. Es war Detektive Nolan, der nun endlich Zeit haben würde. Er hatte sogar zwei Kollegen, denen er vertraute, um Unterstützung gebeten. Justus legte schließlich auf und machte sich zusammen mit Riley auf den Heimweg.

Chapter 88: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 2

Notes:

TW: Erwähnung von Tierorganen und Menschenteilen, Beschreibung enger Räume

Chapter Text

Detective Nolan hatte ein Team von Vertrauten zusammengestellt, um die Wohngemeinschaft der drei Fragezeichen zu durchsuchen. Tatsächlich fand er noch einige andere Wanzen und Justus war wirklich froh um den Kontakt.
Natürlich wollte der Detective wissen, wie sie letzten Endes von den Wanzen erfahren hatten, allerdings sah Justus davon ab, sämtliche Details offenzulegen. Riley sah dem Beamten an, dass er ihnen die Geschichte des Zufalls nicht gänzlich glaubte, aber zum derzeitigen Stand seiner Ermittlungen hatte er wohl keine Wahl.
“Nun gut, eure Wohnung sollte nun frei von sämtlichen Wanzen sein. Die Schlösser solltet ihr austauschen und vielleicht ein Alarmanlage installieren lassen.” Ein Vorschlag, den Justus mit einem leichten Seufzen quittierte. “Da mögen Sie recht haben, Sir. Allerdings beachten Sie auch bitte hierbei, dass wir vier Studenten sind und dementsprechend nicht in der Lage sind, uns alle angebrachten Vorschläge finanziell zu leisten.” Riley konnte dahingehend Justus nur zustimmen. Zwar hatte jeder von ihnen einen Nebenjob und auch ihre Eltern taten alles, um sie zu unterstützen, aber das würde niemals für ein neues Schloss und eine Alarmanlage reichen.
Detective Nolan verabschiedete sich schließlich, jedoch nicht, ohne nochmals zu fragen, ob sie wirklich keine weiteren Informationen hatten. Beide verneinten diese Aussage und nachdem die Beamten die Wohnung verlassen hatten, holte Justus das Handy aus seiner Hosentasche, welches er mit Watte und einem Stofftaschentuch umwickelt hatte. Er bedeutete Riley, dass er dies kurz in sein Zimmer bringen würde und machte sich dementsprechend auf den Weg.
Einen Moment später tauchte der erste Detektiv wieder im Wohnzimmer auf.
“Ich hoffe, die Watte hat ausgereicht, um uns nicht weiter abhören zu können. Ich möchte ungern, dass Jack von der Entfernung der Wanzen erfährt.”
Riley legte etwas die Stirn in Falten, woraufhin Justus kurz die Hände hob. “Ich weiß selbst, dass er es früher oder später erfahren wird, aber wir sind uns doch beide einig, dass später die deutlich bessere Option ist.”
Ein Schmunzeln erschien auf den Lippen der Blonden, welches Justus für einen Moment nicht einordnen konnte. “Und du behauptest immer, ich würde deine Gedanken lesen können.”
Wenn Riley es nicht besser wüsste, würde sie glatt behaupten, dass der erste Detektiv etwas rot um die Nase wurde. Allerdings sah sie hierfür keinen Grund und so schob sie es auf die Beleuchtung in der Wohnung. “Also, auf zum Hollywood…” Weiter kam Justus nicht, da wurde er auch schon unterbrochen.
“Ich würde vorschlagen, dass wir das auf morgen vertagen. Wir haben mitten in der Nacht, oder besser gesagt frühen Morgen. Wer weiß, was wir dort finden. Es wäre unklug, um diese Zeit alleine loszuziehen.”
Justus presste leicht die Lippen aufeinander und schien wirklich mit sich zu hadern. Seine braunen Augen wanderten unschlüssig zwischen Riley und der Tür hin und her, bevor er dann doch nachgab. “Du hast recht. Es ist nur…”
Riley hatte im ersten Moment einfach angenommen, dass Justus wieder die Neugierde gepackt hatte und er deswegen noch nicht aufhören wollte. Aber als sie in die Augen des Anderen blickte, sah sie da noch etwas Anderes.
Die Nächte, egal, was einen auch beschäftigen mochte, waren immer die Schlimmsten. Das Gehirn sortierte sich, schaffte Platz und konzentrierte sich gerne auf Problematiken, die einen nicht schlafen ließen. Man mochte meinen, dass man es einfach ausschalten konnte, pausieren, damit man in den Schlaf fand. Aber nicht, wenn auch noch das Herz sich einmischte und die Angst so groß wurde wie die Schatten, die die untergehende Sonne hervorrief.
“Liebeskummer.” Nahezu ertappt sah Justus auf den Boden vor sich und nickte leicht. Eigentlich sollte es ihn wirklich nicht wundern, dass Riley das Chaos in ihm hervorragend zusammenfasste. Wenn man es noch genauer betrachtete, war Liebeskummer eine Sache, für die man sich auch nicht schämen musste. Und doch fühlte es sich an, als hätte Riley ihn bei einer Lüge erwischt. Er war dankbar, als die Blonde nicht weiter darauf einging und sein Schweigen als Zeichen der Zustimmung las. Trotzdem verschwand sie auch schon im nächsten Moment in ihr Zimmer und der erste Detektiv nahm an, dass er nun mit dieser unerträglichen Stille und der Leere des Raumes wieder allein sein müsste. Er wollte sich schon die Fernbedienung vom Sofatisch nehmen und durch das Programm zappen, da tauchte Riley bereits wieder auf. Auf ihren Armen türmten sich zwei Decken und zwei Kopfkissen. “Sieht so aus, als würden wir eine Übernachtungsparty im Wohnzimmer machen.” Sie ließ das Bettzeug auf das Sofa fallen und lächelte knapp.

Viel geschlafen hatte Justus nicht, da immer wieder mehrere Gedanken dazwischen kamen. Mal war es Lys, mal Jack und dann glitt sein Blick zu Riley, welche schon längst eingeschlafen war. Trotzdem war er froh darüber, nicht allein in seinem Zimmer sein zu müssen. Vermutlich hätte er sich dort nur mit Internetrecherche beschäftigt, statt wirklich aktiv versuchen einzuschlafen. Dennoch war der nächste Tag schwer und selbst der Kaffee, den er sich aufgesetzt hatte, schien die Müdigkeit nicht wirklich vertreiben zu wollen. Doch sich nun nochmals hinlegen, davon sah der erste Detektiv ab. Natürlich hätte er dieses kleinere Rätsel von Jack ignorieren, oder es an die zuständigen Behörden weiterleiten können. Aber hier siegte wie immer seine Neugierde und so waren die beiden Detektive eine Stunde später am Hollywood Sign. 80 Meter konnte hierbei jedoch in alle Himmelsrichtungen bedeuten, auch wenn beide die Luft ausschlossen. Stattdessen konzentrierten sie sich darauf, was in ihrer Reichweite lag.
Tatsächlich fanden sie nach einigem Suchen eine Höhle. Geduckt und mit den Handylampen den Weg leuchtend, machten sie sich auf den Weg ins Innere.
“Ich hoffe nur, dass wir nicht wieder in eine Falle geraten.” Eine Anmerkung, der Justus nicht widersprechen konnte. Diesmal waren sie zu zweit und Peter und Bob waren auf der anderen Seite von Amerika. Keine wirklich guten Aussichten dafür, nun in Gefahr zu geraten.
“Das ist ein richtiges Tunnelsystem.” Justus leuchtete in mehrere Gänge hinein und wusste nicht recht, welchen Pfad sie wählen sollten. Seiner Meinung blieb ihnen keine Wahl und sie mussten darauf hoffen, dass sie den richtigen Gang wählten und ihr Ziel erreichten, ohne Schaden zu nehmen.
Der erste Gang führte in eine Sackgasse und sie drehten wieder um, beim Zweiten schienen sie allerdings deutlich mehr Glück zu haben.
“Hörst du das auch?” Justus wandte sich an die Blonde und legte seine Stirn in Falten. “Falls du die Melodie meinst, durchaus.” Riley nickte und leuchtete in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Es war die gleiche Musik wie der Klingelton vom Handy, welches sie von Jack erhalten hatten. Sie mussten dementsprechend auf dem richtigen Weg sein.
Sie folgten dem Klang und Justus hielt schließlich inne, bevor er eine kleine Öffnung anvisierte. “Dann heißt es wohl kriechen.”
Riley hatte über seine Schulter geblickt, da die Pfade zu eng waren, um nebeneinander zu laufen. Der erste Detektiv wandte sich trotzdem an seine Kollegin. “Was macht dein Knöchel? Wir laufen schon eine gewisse Zeit.”
Eine Feststellung, welche Riley anhand von Schmerzen deutlich spürte und doch winkte sie ab. Sie wollte wissen, was als Nächstes kam und nicht zurückbleiben. Zugegeben, sie war verletzt und noch immer sollte sie sich eigentlich etwas schonen. Aber so wie es aussah, ließ Jack das nicht zu, weswegen sie einfach ein Lächeln aufsetzte und Justus bedeutete, dass er weitergehen sollte.
Der erste Detektiv ließ sich auf die Knie nieder und war froh, dass der Durchgang groß genug war, dass er aufrecht gehend hindurch passte. Riley würde mit ihrer Statur dabei deutlich weniger Probleme haben. Gelegentlich merkte er, wie das trockene Gestein seine Schultern streifte, ließ sich davon allerdings nicht aufhalten, während die Musik lauter wurde.

Das Licht seines Handys reichte nicht wirklich aus, um den Raum, den er erreicht hatte, gänzlich zu erleuchten. Es war hilfreich, als auch Rileys Licht hinzu kam. Doch als beide Lichtkegel sich bei einer Wand trafen, hätten sich beide gewünscht, diesen Ort nie entdeckt zu haben.
An den Wänden befanden sich einige Regale mit fein beschrifteten Gläsern, welche noch das Harmloseste waren. Schädel von Tieren, sowie Menschen fanden wie Trophäen einen Platz. Als Justus näher an eines der Regale trat, drehte sich ihm der Magen um.
“Gehirn (Katze), Herz (Katze)...”, begann der erste Detektiv zu lesen. “Es scheint, als hätte der Täter alles fein säuberlich sortiert. Hier ist das Regal für Katzen und darüber Hunde und dann haben wir….”
Justus wurde von einem erstickten Schrei unterbrochen und hastig wanderten seine Augen zu der Blonden hinüber. Sie trat einige Schritte von dem Regal zurück, welches sie näher betrachtet hatte und stieß gegen ein weiteres mit ihrem Rücken.
Die braunen Augen suchten die Quelle für die Reaktion seiner Kollegin, bis einer eine komplette Hand samt Ehering am Finger entdeckte. Entweder war diese Hand wirklich gut konserviert, oder noch nicht wirklich alt.
“Riley? Ich weiß, dass dies kein angenehmer Anblick ist,…” Er wollte sie beschwichtigen, um hier mit den Ermittlungen weitermachen zu können, jedoch nicht ohne sie. Aber wie es schien, hätte er sich seine Worte sparen können, denn die Vierte schüttelte sachte mit dem Kopf. “Ich habe mich nur erschrocken. Machen wir einige Fotos und dann nichts wie raus hier.”
Sie reichte Justus ein Bild, welches sie von dem Regal genommen hatte. Als der erste Detektiv mit seinem Handy drauf leuchtete, erkannte er eine rostige Tür, übersät mit Graffiti. Anscheinend der nächste Ort, den sie aufsuchen sollten.

Chapter 89: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 3

Chapter Text

Die entsprechende Tür zu finden, sollte sich schwieriger gestalten, als sie zuvor angenommen hatten. Sowohl Justus als auch Riley gingen hierbei verschiedene Möglichkeiten durch und kamen zu der Erkenntnis, dass mehrere Wege in Frage kamen. Die Tür eines alten Fabrikgeländes, eine Feuerschutztür einer Firma oder eines stillgelegten Krankenhauses. Zumal hinzu kam, dass sie nicht wussten, wo sich diese Tür genau befinden sollte. Nur weil ihr letzter Hinweis genau hierher nach LA geführt hatte, musste es nicht heißen, dass diese Tür ebenfalls genau hier war. Natürlich hielten es beide für unwahrscheinlich, dass diese beispielsweise in New York war. Bisher hatte der Täter stets in Los Angeles und Umgebung agiert, weswegen sie hier einen Kreis ziehen konnten.
Allerdings brachte es sie auch nicht voran, schlicht im Internet die Orte zu besuchen, die infrage kommen würden. Zwar brachte es eine grobe Übersicht, aber sie wussten nicht, wann genau das Foto aufgenommen wurde und somit konnten bei manchen Türen, die sie bereits entdeckt hatten, das Graffiti verändert worden sein. Dementsprechend markierten sie sich einige Fundstellen und klapperten diese nach und nach ab. Nicht alles an einem Tag, denn das schafften selbst sie beide nicht. Zumal Riley ein gewisses Handicap mit sich brachte, als Justus darauf bestand, dass sie ihre Krücken nutzte. Sie hatte ihm nichts von den Schmerzen erzählt und doch reichte ihm wohl ein Blick, um ihre Lüge zu enttarnen. Diskutieren brachte bei Justus ebenfalls nichts, denn auch hier zog er eine klare Grenze. Da er genau wusste, dass sobald er die Tür verlassen würde, Riley ohnehin zum nächsten Standort fahren würde, drohte er damit, dass sie beide in der Wohnung blieben. Zunächst hatte Riley ihm nicht geglaubt. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass Justus Jonas freiwillig Ermittlungen stagnieren würde, nur damit sie auf ihre Gesundheit achtete. Sie wurde jedoch eines Besseren belehrt.

Die beiden Detektive waren deutlich langsamer in den Ermittlungen, als es ihnen beiden wohl lieb war. Neben dem Besuch der herausgefunden Orte, versuchten sie noch immer weitere zu finden. Sie besorgten sich Stadtpläne, Fotos und Informationen von Ansässigen. Das Wohnzimmer glich nach kurzer Zeit einem Chaos, so als wäre Bob anwesend gewesen. Überall lagen Papiere, Stifte und Schalen von gelieferten Essen herum. Während Justus im Wohnzimmer auf und ab lief, lag Riley auf dem Sofa und hatte ihren Fuß auf einem Kissen drapiert. Innerlich wünschte sie sich, dass sie sich, ähnlich wie der erste Detektiv, am Handgelenk verletzt hätte, so hätte sie deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Seine Schiene schränkte ihn höchstens beim Anfertigen von Notizen oder beim Öffnen von Flaschen ein. Aber selbst da konnte man sich genügend Alternativen überlegen, um nicht wie sie herumsitzen zu müssen. Mal abgesehen von den Recherchearbeiten, die sie derzeitig übernahm, kam sich Riley ziemlich nutzlos vor. Dabei meinte es Justus nicht mal böse, sondern wollte einfach nicht, dass sie sich unnötig anstrengte, wie sie es die Tage zuvor zu oft getan hatte. Aufstehen, mal abgesehen für Besuche im Badezimmer, untersagte er ihr. Speisen und Getränke wurden gebracht und auch wenn sie es auf irgendeine Art durchaus schätzte, ging es ihr gleichzeitig auf die Nerven. Dennoch hielt sie darüber den Mund und ließ es zu. Sie wusste, dass sie nur durch Schonung wieder schneller auf die Beine kam.

Der erste Detektiv hatte gerade zwei Tassen Kaffee auf dem Sofatisch abgestellt, als die Wohnungstür aufging.
“Wurde eingebrochen?” Bob ließ seinen Blick über das Chaos wandern, welches er kurz nach Betreten der Wohnung vorfand. Peter blickte über seine Schulter und staunte ebenfalls. Eigentlich hatte er Justus immer für sehr ordentlich gehalten. Der erste Detektiv faltete sogar seine Socken, was Peter selbst zwar als deutlich unnütz empfand, allerdings sich dazu nicht weiter äußerte, immerhin waren es nicht seine Socken und auch nicht seine Zeit, die er hierbei in Anspruch nahm.
“Ihr seid zurück? Hervorragend, Kollegen, wir können im Augenblick jede…” Justus wurde von Bob unterbrochen, der etwas genervt aufstöhnte. “Dürfen wir erst mal richtig ankommen, Erster? Davon mal abgesehen, müssen wir noch Julien beim Tragen helfen. Falls du es vergessen hast, er zieht heute ein.”
Riley wollte gerade ihr Bein von dem Kissen nehmen, welches Justus ihr hinuntergeschoben hatte, da bedeutete ihr der erste Detektiv auch schon, dass sie sitzen bleiben sollte. “Du schonst dich weiter, ich mach’ das.”
Die Blonde lehnte ihren Kopf zurück und stieß etwas genervt die Luft aus, bevor Justus auch schon zur Wohnungstür lief und auf dem Weg nach unten das neuste Mitglied der Wohngemeinschaft grüßte.
Bob hob mit einem leichten schmunzeln die Augenbrauen. “Haben wir viel verpasst, oder warum ist Justus so fürsorglich?”
Nachdem sie sich sicher sein konnte, dass Justus tatsächlich nach unten gegangen war, erhob sich auch Riley vom Sofa und schloss ihren Bruder in die Arme. “Na ja, nachdem wir abgereist waren, hat sich Jack gemeldet und daraufhin sind wir durch die halbe Stadt, haben ein Versteck für seine Trophäensammlung erhalten und waren im Grunde so lange und oft unterwegs, dass ich wieder Schmerzen hatte. Eigentlich dachte ich, dass ich es gut verbergen kann und mit Tabletten und Gewichtsverlagerung wieder in den Griff bekomme. Anscheinend bin ich aber wohl doch nicht so gut darin, meine Schmerzen geheim zu halten. Kurzum, Justus hat mir Bettruhe verordnet und ich darf maximal ins Badezimmer gehen und das auch nur mit Krücken.”
Peter schmunzelte etwas und ließ sich ebenfalls zur Begrüßung umarmen. “Unrecht hat er damit nicht. Seit deiner Verletzung warst du ständig unterwegs und bist kaum zur Ruhe gekommen. Das kann durchaus bleibende Schäden verursachen.”
Das Augenrollen ignorierte der zweite Detektiv und einen Moment später kam auch Julien herein, der wohl einen Teil des Gespräches mitgehört hatte und sich die restlichen Informationen zusammenreimen konnte. “Justus hat recht und das weißt du, also setz dich wieder hin.”
Riley presste kurz die Lippen aufeinander, folgte aber der Aufforderung. Natürlich konnte sie noch gegenargumentieren, dass sich gar nicht zu bewegen nicht gerade eine gute Idee war. Aber sie wusste selbst, dass sie dazu neigte sich zu viel zu bewegen, statt einen Gang runterzuschalten.

Während Riley weiter nach Orten suchte, die eventuell zur abgebildeten Tür passen könnten, trugen die Anderen Juliens Sachen nach oben. Es war nicht sein ganzer Hausstand, nur so viel, wie sie auf dem Flug hatten mitnehmen und im Vorfeld losschicken können. In der Zeit, in der Riley wieder überstürzt nach Los Angeles gereist war und sie sich mit Jack befasst hatte, hatte sie gar nicht wirklich bemerkt, wie viele Tage vergangen waren. Aber im Grunde war sie froh, dass sie nun die Arbeit weiter aufteilen konnten.

“Ich habe doch gesagt, dass diese Quizshow eine faule Ausrede war.” Bob lehnte sich mit seiner Tasse Kaffee zurück, nachdem Riley und Justus die anderen Detektive auf den neusten Stand gebracht hatten.
“Und ihr seid euch sicher, dass die Wanzen alle weg sind?” Peter wirkte skeptisch, wobei Justus nur nickte. “Es befindet sich nur noch eine im Handy und da können wir glücklicherweise planen, was Jack mithören darf und was nicht. Zwischendurch holen wir es her, unterhalten uns über bestimmte Dinge und beschallen es anschließend mit Musik oder Tonbandaufnahmen unserer Stimmen.”
Julien stellte seine Tasse ab und Riley sah ihm deutlich an, dass auch er etwas zu diesem Thema beitragen wollte, sich aber unsicher war, da dies die drei Fragezeichen betraf und er kein Mitglied war. Dennoch nickte sie ihm aufmunternd zu. “Glaubt ihr nicht, dass Jack dieses Spiel schon längst durchschaut hat. Ich meine, keine Ahnung wie das mit den Wanzen funktioniert, da könnte Lesley deutlich besser helfen… Aber mir als Verbrecher würde es schon irgendwann suspekt vorkommen, dass ich nicht mehr ständig Unterhaltungen aus der Wohnung höre, die ich komplett verwanzt habe.”
Justus nickte zustimmend. Die Möglichkeit hatte er nicht ausgeschlossen und er war nicht mal sauer, dass Julien dies in Betracht zog. Es störte ihn auch nicht, dass sich der Andere hierzu äußerte, immerhin zählte er zu Rileys und Bobs Familie und wenn Justus eines in der vergangenen Zeit gelernt hatte, war es, dass er ruhig auch andere Meinungen anhören sollte. “Das ist mir natürlich auch bewusst und ich gehe nicht davon aus, dass Jack so leichtgläubig ist und der Meinung ist, dass alles weiter nach seinem Plan läuft. Trotzdem sehe ich es als eine Art Vorteil an. Jack kann nicht mehr genau wissen, wann wir richtige Ergebnisse vor dem Telefon besprechen und wann wir nur bluffen. Gerade, wenn wir es richtig inszenieren. Etwa ein offenes Gespräch und dann bemerkt einer von uns, dass wir hierbei nicht auf das Handy geachtet haben und ärgern uns. Natürlich ist das keine Garantie, dass wir ihm tatsächlich einen Schritt voraus sind, trotzdem verbuche ich es als einen gewissen Erfolg, wenn er nicht mehr alles mithören kann, was wir hier besprechen.”
Peter wurde etwas bleich um die Nase, als Justus nochmals so ausführlich über die Wanzen sprach. “Also, hatte er wirklich überall welche und ihr habt zusammen mit der Polizei die gesamte Wohnung durchsucht? Auch unsere Zimmer?”
Justus atmete gediegen aus, so als hätte Peter ein mal mehr Geister erwähnt. “Peter, zum einen war es wirklich notwendig alles zu durchsuchen. Zum Anderen gibt es nichts, was dir an deinem Zimmer peinlich sein sollte. Das Gleiche gilt natürlich auch für Bob.”
Bob sah das alles allerdings deutlich gelassener als sein Freund und zuckte nur mit den Schultern. “Also, mir ist an meinem Zimmer bestimmt nichts peinlich. Kondome, Gleitgel, Toys… Dinge die man eben findet und das bestimmt nicht nur bei mir.” Peter schluckte leicht und spürte dann Bobs Hand auf seiner. “Und dir muss das auch nicht peinlich sein. Solange es kein Altar für Jeffrey war.” Peter spürte Bobs Lippen zärtlich an seiner Wange und wurde etwas rot. “Nein, kein Altar, weder für Jeffrey noch irgendwem Anderes. Nur…”
Justus atmete durch. “Keine Sorge, Zweiter. Deine Tagebücher habe ich auch nicht gelesen. Es sind deine persönlichen Gedanken. Wem du sie mitteilen willst, liegt allein in deinem Ermessen.”
Bobs sanften Züge wandelten sich in ein neckisches Grinsen. “Du schreibst Tagebuch? So richtig? Mit ‘Liebes Tagebuch, ich finde Bob total heiß? Dein Peter!’ und einem Schloss?”
Peters Gesicht verfärbte sich rot, während er selbst einfach nur im Erdboden versunken wäre. Hatte Justus das wirklich so erwähnen müssen? Er sah es schon kommen, dass Bob diese Tagebücher lesen wollte und auch wenn er seinem Freund - Peter konnte noch immer nicht richtig glauben, dass er Bob so bezeichnete - sehr viel anvertraute, standen dort Dinge drin, die er ihm nicht direkt sagen wollte. Er war dankbar dafür, dass Riley einschritt, ihren Zwilling ermahnte und schließlich wieder auf das eigentliche Thema zu sprechen kam.

“Also, derzeitig suchen wir diese Tür. Das Foto, war zu gut erhalten, als dass es schon lange hätte dort liegen können.” Riley reichte das Bild weiter an Peter und Bob, damit diese es sich genauer ansehen konnten. Tatsächlich weiteten sich Peters Augen. “Das ist eine Tür in der Nähe vom stillgelegten Bahnhof von Rocky Beach.”
Julien sah sich ebenfalls das Bild an, auch wenn er wusste, dass er nicht wirklich weiter helfen konnte. “Rocky Beach hat einen Bahnhof?” Justus setzte sich ein wenig auf. “Hatte, früher war dieser Bahnhof wirklich viel befahren und war einer der wichtigsten Vorstadtbahnhöfe von Los Angeles. Heute allerdings ist das Gelände kaum noch benutzt, vor allem seit man den Bahnhof weiter in die Innenstadt verlegt. Inzwischen verläuft die Strecke parallel zur Küstenstraße. Die alten Schienen führen in ein Bergwerk.”
Julien nickte sachte, hatte allerdings nicht mit so vielen Informationen auf ein Mal gerechnet. Trotzdem sah er Justus ein wenig verwundert an, als dieser sich schließlich erhob und erwartungsvoll seine Kollegen ansah.
“Dann wollen wir mal, auf geht es nach Rocky Beach.”
Bob stieß genervt die Luft aus und sein “Juhu!” klang genauso sarkastisch, wie er es beabsichtigt hatte. Peter nahm beruhigend seine Hand. “Hey, beruhig dich. Wir machen kurz unsere Arbeit, danach rede ich mit Jeffrey, damit ich auch ganz offiziell meinen Status auf Social Media ändern kann, okay?”
Peter hatte bisher nicht nochmals mit Jeffrey gesprochen, nachdem er Bob seine Entscheidung verkündet hatte. Doch einfach so seinen Beziehungsstatus zu ändern, ohne seinem Ex-Freund ehrlich zu sagen, dass es aus war und nicht nur am Telefon ihm die Entscheidung zu überlassen, kam Peter nicht richtig vor. Er wollte Jeffrey dabei ansehen und ihm in gewisser Weise auch danken. Vor allem wollte er aber sichergehen, dass der Surfer an seinem Wort festhielt und sie noch immer Freunde waren.

“Welchen Wagen nehmen wir?” Riley richtete sich auf und griff nach ihren Krücken, wobei Justus sie doch deutlich perplex ansah. “Moment? Du kommst mit? Das halte ich für keine…”
Weiter kam der erste Detektiv nicht, da Riley ihm das Wort abschnitt. “Ich lass’ dich bestimmt nicht alleine den Hinweisen nachjagen. Außerdem habe ich genug rumgesessen. Ich komme mit.” Damit schnappte sich die Vierte ihre Krücken und ging hinüber zur Wohnungstür. Julien schenkte Justus ein kurzes, aufmunterndes Lächeln. “Sollte etwas sein, ich bleibe hier und halte die Stellung.”
Die Detektive nickten, wobei Bob seinem Stiefbruder noch die Schlüssel für seinen Käfer in die Hand drückte. “Dauert zwar eine halbe Stunde bis du da wärst, aber besser als niemanden zu haben, der uns aus was auch immer rettet.”

Chapter 90: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 4

Notes:

TW: Nahtod, Massive Verlustangst durch Gefahr von Familienmitgliedern
Mein Beta rät zu Taschentüchern und Stresstoy!

Chapter Text

Auch wenn sich Riley bei ihrem Umzug für den Beifahrersitz starkgemacht hatte, nahm sie nun auf dem Sitz hinter ihrem Bruder Platz. Sie war niemand, der unbedingt vorn sitzen musste und damals war es einfach ein kleiner Wettstreit gewesen. Heute allerdings war Bob endlich mit Peter zusammen und sie… Nun, sie war noch immer dazu übergegangen, Justus zu helfen, über seinen Liebeskummer hinwegzukommen. Zwar schienen ihn die laufenden Ermittlungen perfekt abzuhalten, allerdings wusste sie, dass es schlicht wie eine Tür war, die er vorübergehend schloss. Sobald diese Ermittlungen endeten, würde der erste Detektiv sie wieder öffnen. Aber vielleicht nicht nur dann, sondern es gab durchaus die Möglichkeit, dass er zwischendurch einen Spalt frei legte und hindurch sah. Genau für diese Momente wollte sie ihm Halt geben. Gerade eine Autofahrt in der Zeitspanne eignete sich in ihren Augen perfekt dazu, nochmal in sich zu gehen und sich mit seinen eigenen Emotionen zu beschäftigen.
Justus hatte einfach aus dem Fenster gesehen, nach Reden war ihm nicht zumute, auch wenn er wusste, dass ihn niemand daran hindern würde. Jedenfalls nicht, wenn es um seine Ex-Freundin ging. Natürlich merkte er diesen kleinen Stich, als er daran dachte, dass sie sich getrennt hatten. Allerdings wurde ihm hierbei auch durchaus bewusst, dass es nicht mehr sein sollte. Vielleicht hatte Lys recht und am Ende war die Trennung absehbar und nötig gewesen. Aber sollte das der Fall sein, warum hatte er dann überhaupt Schmerzen? Warum befasste er sich überhaupt damit und konnte nicht einfach weiter leben, so als wäre dieser Verlust der Beziehung nie in Kraft getreten? Der erste Detektiv legte seine Stirn an die Fensterscheibe. Die Kühlung brachte sie kaum, dafür war das Wetter zu warm und dem Geräusch der Klimaanlage nach zu urteilen, gab diese gerade ihr Bestes, um diese hohen Temperaturen herunterzuregulieren. Ein durchaus typisches Klima in Rocky Beach.

“Wir sind da.” Peters Worte rissen Justus aus seinen Gedanken und er war durchaus dankbar, dass er sich nicht weiter hiermit befassen musste.
Die Tür, welche auf dem Bild zu sehen war, war ebenfalls leicht zu finden. Jedenfalls, wenn man wie Peter wusste, wo sie war.
“Verschlossen.”, stellte Bob nach einem kurzen Rütteln fest und trat zur Seite. “Darf ich bitten, mein Peterchen.” Er gab dem Rotschopf einen sanften Kuss auf die Wange, was diesen leicht schmunzeln ließ, bevor er in seine Gesäßtasche griff, um dort das Dietrich-Set hervorzuholen. Es brauchte nur wenige Handgriffe vom zweiten Detektiv, bevor die Tür ein verheißungsvolles Klicken von sich gab. Der Zweite betätigte die Klinke und deutete mit einer einladenden Geste ins Innere. “Darf ich bitten, mein Bobbele.”
Justus atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen, bevor er eine zierliche Hand auf seiner Schulter spürte, welche von einem warmen, beruhigenden Lächeln begleitet wurde. Er nickte, gab zu verstehen, dass er zurechtkam. Im Grunde eine kleine Lüge, um seine Freunde zu schützen. Er wollte den Moment nicht ruinieren, wollte ihnen das Hoch der neuen Beziehung nicht nehmen. Er wusste, wie sich das anfühlte, zumindest glaubte er, sich daran zu erinnern. Justus wollte der Letzte sein, der seinen beiden besten Freunden hierbei im Weg stand, nur weil er selbst unglücklich war.

Peter und Bob hatten Justus und Riley den Vortritt gelassen und folgten ihnen in die Dunkelheit. Die beiden Detektive brauchten nicht mal einen Blick nach hinten werfen, um zu wissen, dass sich Peter gerade förmlich an Bobs Hand klammerte, was dem zweiten Detektiv niemand verübeln konnte. Es war dunkel, nur die kleinen Lichtkegel der Handy Taschenlampen deuteten auf den verschmutzten Weg. Sie hätten sich gerne ein genaueres Bild von ihrer Umgebung gemacht, allerdings war dies hier kaum möglich. Die Kälte schien sich immer mehr auszubreiten und Riley spürte, wie sich langsam ihre feinen Härchen aufstellten und die Gänsehaut ihre nackten Arme erfasste.
Es war Justus, der als Erster innehielt und sich wieder an seine Kollegen wandte.
“Habt ihr das auch gehört?”
Stille, nichts als Stille. Jedenfalls kam Peter zu dem Entschluss, während er sich krampfhaft an Bob klammerte. “Was sollen wir hier bitte hören, Erster? Auf Geister kannst du es bestimmt nicht abzielen, auch wenn es mich nicht wundern würde, wenn…”
Peter wurde von etwas unterbrochen, was tatsächlich nach einer Art Ruf klang. Er konnte es nicht genau einordnen, doch als auch die Zwillinge ihm bestätigten, dass sie es ebenfalls hörten, verstummte er für einen Moment gänzlich. “Kommt, weiter, Kollegen!”
Justus begann damit, weiter dem vorgegebenen Weg zu folgen, bis sie schließlich an eine Gabelung kamen. Die Rufe wurden lauter und Bob meinte, einen Hilfeschrei vernehmen zu können. “Klingt nach einer Frau.” Eine Anmerkung, dem die Anderen nur zustimmen konnten.
Für einen kurzen Moment schien der erste Detektiv zu überlegen, welchen Weg sie nehmen sollten, bis er schließlich den linken Pfad wählte und nun noch deutlicher die Schreie von der Wand hallen hören konnte. Peter schluckte schwer, während die Frauenstimme weinte und anscheinend um ihr Leben kämpfte. Sie versuchte auf sich aufmerksam zu machen und kämpfte anscheinend um ihr Leben.
“Hilfe! Hört mich denn niemand?” Flehend hallte dieser Schrei von den Wänden des Untergrundes ab und die vier Detektive begannen damit, deutlich schneller als zuvor zu laufen.
“Mam? Keine Sorge, wir sind gleich bei ihnen. Können sie irgendetwas in ihrer Umgebung ausmachen, was uns vielleicht einen Hinweis auf ihren genauen Aufenthaltsort gibt? Einen Wegmarker oder etwas in diese Richtung?”
Justus leuchtete nun selbst auf die Wände, um bei einer Antwort mögliche Schlüsse zu ziehen, wie weit die Frau noch entfernt war. Durch das Echo konnte es derzeitig keiner von ihnen sagen.
Wieder ein markerschütternder Schrei, allerdings schien er lauter zu werden, was den Vieren die Hoffnung gab, nicht mehr weit von ihr entfernt zu sein. Sie informierte die Vier, dass sie verletzt war und sie sollten vorsichtig sein, falls ‘er’ noch hier war. Peter nahm unterdessen sein Handy etwas höher und schaute auf die Signalleiste. Kein Empfang, was er sich auch hätte denken können. Sollten sie Unterstützung brauchen, wären sie trotzdem auf sich allein gestellt. Lernten sie eigentlich nie aus ihren Fehlern?
“Ich habe Julien unseren Standort geschickt, jedenfalls hier rein. Und die Fragezeichen habe ich auch gemalt, falls dir das entgangen ist.” Die Worte seines Freundes beruhigten ihn ein wenig und er drückte dessen Hand ein wenig fester, so als könne er ihm etwas von seinem Mut abgeben.

Einige Zeit später, entdeckten die Detektive einen Torbogen und Justus war der Erste, der den kleinen Absatz hinunter wollte. Konzentriert auf die Rufe und das Flehen der Frau, achtete er auf nichts Anderes und schien alles um sich herum zu ignorieren. Selbst die Rufe seiner Freunde, dass er einen Moment warten sollte, schien er einfach auszublenden. Er hörte es nicht, hörte nicht dieses Geräusch, was nicht zu dem Schreien der Frau passte, oder zu den Schritten von ihnen, die zuvor noch von der Wand hallten und nun langsam verstummten, da sie scheinbar einem Ziel näher kamen. Doch nicht dem Ziel, welches sie sich erhofft hatten.
“Jetzt warte! Just!” Dieses unsägliche Geräusch wurde lauter, während der erste Detektiv dabei war zum Vorsprung zu gehen, welcher von dem Bogen gesäumt war. Ohne auch nur den Anflug von Angst und mehr mit Panik in den Augen eilten die anderen drei Detektive nach vorn und packten Justus an der Kleidung. Sie zogen ihn mit einem kräftigen Ruck nach hinten und gerade als sie auf den Boden aufkamen, fuhr mit einer unsäglichen Geschwindigkeit ein Waggon vorbei.
“Verdammt, Erster! Wir haben gesagt, du sollst warten.”
Justus' Atem hatte sich beschleunigt, als er mit schock geweiteten Augen den Teil des Zuges an sich vorbeirollen sah, der ihm zum Verhängnis hätte werden können. Erst jetzt spürte er die verschiedenen Hände, die ihn an der Kleidung zurückgezogen hatten und schluckte schwer. Er war so darauf fixiert gewesen, diese Frau zu retten, diesen Erfolg zu erzielen, dass er gar nicht mehr auf seine Umgebung geachtet hatte.
“Geht es dir gut?” Rileys sanfte Nachfrage drang an seine Ohren, doch bevor er eine Antwort finden konnte, hörte er, wie der Zug anscheinend in eine Wand krachte. Der Boden unter ihnen erzitterte und kleine Steine, so wie Staub, fiel zu Boden.
“Ja… Danke…”
Langsam ließen die Anderen ihn los und vorsichtig kam ein jeder von ihnen wieder auf die Beine.
“Den Pfad einfach zu passieren, wäre zu gefährlich.” Eine Anmerkung seitens Bob, der Justus nur zustimmen konnte. Sie wussten nicht, ob noch mal etwas auf den eigentlich stillgelegten Gleisen seinen Weg hierher bahnen würde. Das Risiko, doch noch überfahren zu werden, war zu hoch.

Die vier Detektive beschlossen, sich nach einem anderen Weg umzusehen und wurden schließlich fündig. Peter entdeckte nach einigem Suchen eine alte Leiter und wenn sie Glück hatten, würde diese genau über die Gleise führen. Die Rufe der Frau hallten noch immer von den Gängen und boten damit, einen Motivator nicht einfach kehrt zu machen. Sie mussten sie einfach finden, bevor sie hier in dem Tunnelsystem sterben würde. Keiner wusste von ihnen, inwieweit sie verletzt war, oder ob Jack sie noch lange am Leben lassen wollte. Zurückzugehen und Unterstützung zu holen, würde zu viel Zeit kosten.
Peter war der Erste, der oben ankam, auch wenn Justus ihn erst davon überzeugen musste, die Leiter zu erklimmen. “Hier führt tatsächlich ein Weg lang. Auch in die Richtung, in die wir müssen.” Bob bat seinen Freund trotzdem vorsichtig zu sein, bevor er diesem folgte.
Der Weg, der oberhalb lang führte, war nicht sonderlich weit und so konnten sie schon bald wieder nach unten und den Rufen weiter folgen, ohne dabei über Schienen laufen zu müssen.

“Da ist Licht!” Sie hatten nicht genau darauf geachtet, wie weit sie noch gelaufen waren, aber die Aussicht auf ein Licht, auch wenn es künstlich war, schien eine gute Nachricht zu sein. Bob war der Erste, der es entdeckte und auch der Erste, der zu dem Wegpunkt kam.
Doch statt der erhofften Frau, fanden sie einen CD-Spieler, welcher noch immer Schreie und Hilferufe abspielte.
“Er war uns schon wieder einen Schritt voraus!” Verärgert stellte Justus das Gerät ab und sah sich einen Moment lang um.
“Immerhin scheinen nur wir in Gefahr gewesen zu sein.” Ein schwacher Trost, den Riley hervorbringen konnte, während ihr Bruder ihr einen schockierten Blick zuwarf, so als könne er nicht wirklich glauben, dass dies tröstende Worte sein sollten.
“Seht mal, Kollegen. Ein Schild mit einer Hausnummer und darunter einer dieser ekelhaften Puppen.” Peter trat einen Schritt zurück, sodass sich Bob, Riley und Justus ein Bild von dem Fund machen konnten.
“Komisch, das Schild kommt mir irgendwie bekannt vor.” Eine Anmerkung von Bob, der einen Moment später in Justus bleiches Gesicht sah. Eigentlich hatte er sich eine neutrale und sachliche Antwort auf diese Aussage erhofft. Es hätte wohl niemanden von ihnen gewundert, wenn gerade der erste Detektiv sämtliche Hausnummern und deren Schilder von Rocky Beach kannte.
“Das ist das Schild vom Gebrauchtwarencenter.” Der erste Detektiv taumelte einige Schritte zurück. Sein Herz beschleunigte sich, während seine Stimme die Worte nur zitternd hervorgebracht hatte. So viele mögliche Szenarien brannten sich förmlich in sein Hirn. Doch eines stand für ihn fest. Er musste so schnell wie möglich nach Hause. Das hier war der nächste Hinweis, der nächste Anhaltspunkt und Justus ahnte, dass dieser nicht nur ein Zufall war. Egal, wie sehr ihm auch klar wurde, dass sein Körper gerade in Panik und Angst verfiel, er konnte sich nicht beruhigen. Beinahe automatisch trugen ihn seine Beine in einer unaufhörlichen Geschwindigkeit den Weg zurück, den sie gekommen waren. Er konnte diesen Moment nicht durch positive Gedanken ersetzen, konnte sich nicht einreden, dass sein Onkel und seine Tante außer Gefahr waren. Das hier war nicht nur eine Botschaft von Jack, hier war auch wieder der Puppenspieler am Werk. Und so schrecklich Jack auch schien, der Puppenspieler war in diesem Moment in seinen Augen gefährlicher. Jedenfalls gefährlicher für die vier Detektive und die Menschen, die sie liebten.

Peter, Bob und Riley versuchten erst gar nicht, den ersten Detektiv vom Rennen abzubringen. Sie folgten ihm, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass vielleicht im Gebrauchtwarencenter der nächste Hinweis auf sie warten könnte.
Solange sie auch gebraucht hatten, um ins Innere vorzudringen, gerade jetzt erschien der Weg weitaus länger. Es schien, als würde eine große Stoppuhr die Zeit messen und diese rannte ihnen mit jedem Schritt, den sie Richtung Ausgang traten, unaufhörlich davon.
Ohne groß darauf zu achten, wer alles angeschnallt war, oder die Situation nochmals zu besprechen, startete Peter den Motor, als er die Autotüren knallen hörte und trat anschließend aufs Gaspedal. Geschwindigkeitsbeschränkungen spielten in seinen Augen gerade keine Rolle.

Peter hatte nicht mal richtig auf dem Schrottplatz gehalten, als Justus auch schon die Tür öffnete und aus dem Auto sprang. Der erste Detektiv rief nach seinen Verwandten, versuchte, auf sich aufmerksam zu machen. Keine Antwort.
Mit zitternden Fingern griff er in seine Hosentasche und holte den Schlüssel hervor, trat an die Haustür und fluchte leise, als er mehrmals den falschen Schlüssel versuchte, in das Schloss zu stecken. Erst recht, als der richtige Schlüssel nicht passen wollte, weil seine Hände zu stark zitterten. Sie hatten nicht geantwortet, auch nicht auf die Telefonanrufe reagiert, die er während der Fahrt abgesetzt hatte.
Gerade als ihm der Schlüssel erneut aus der Hand gleiten wollte, spürte er Rileys Hand an seiner und mit einer Leichtigkeit, zu der er im Augenblick nicht in der Lage war, steckte sie den Schlüssel hinein und öffnete die Tür.
Wieder rief Justus verzweifelt nach seinen Angehörigen, konnte die Tränen nicht weiter runterschlucken. Das Zittern breitete sich auf seinen ganzen Körper aus, während er die Tür zur Küche öffnete und schließlich seine Hände zu Fäusten ballten.
Dort auf dem Tisch saßen sie. Zwei Puppen, in Form von Tante Mathilda und Onkel Titus. Die Notiz, welche davor lag, übersah der erste Detektiv. Er brauchte im Moment nicht wissen, was auf diesem Zettel stand, da die Botschaft eindeutig war. Er hatte sie!
Sein Onkel und seine Tante waren in der Gewalt des Puppenspielers.

Langsam trat Justus an den Tisch heran und nahm die Puppe seines Onkels in seine zitternde Hand. Er betrachtete sie, bevor er fest drückte und sich mit tränendem Gesicht an seine Freunde wandte. “Ich werde ihn finden! Und wenn ich das tue…”
Sein Atem ging schwer, während er die Worte ausspuckte. “... und ihnen auch nur ein Haar gekrümmt wurde, dann bring’ ich ihn um!”
Peter hob beschwichtigend eine Hand. “Just, hör mal, ich weiß…”
Justus schüttelte mit dem Kopf und schmiss die Puppe auf den Tisch zurück. “Nein, keine von euch weiß es. Keiner von euch kann mir erklären, was ich jetzt durchmache, also versucht es erst gar nicht.” Seine Stimme hallte durch die Küche, während Peter seine Hand zurückzog und sich etwas von Justus entfernte. Diese Art der Wut, die gerade in den braunen Augen aufgeflammt war, hatte er bisher noch nie gesehen und wenn der Rothaarige ehrlich war, machte sie ihm Angst.
“Mir egal, ob ihr mitmacht oder ob ihr jetzt lieber zu Cotta rennt und hofft, dass er helfen kann. Ich habe schon ein Mal meine Eltern verloren, das lasse ich nicht noch ein Mal zu!”

Chapter 91: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 5

Chapter Text

Justus hatte das Haus seiner Verwandten recht überstürzt verlassen und war nach draußen getreten. Noch sickerte nicht die Erkenntnis in ihm hoch, dass er keinen Hinweis auf den Verbleib von Tante Mathilda und Onkel Titus hatte. Alles, was er wusste, war, dass er sie wiederfinden musste. Es lag an ihm, und zwar ganz allein. Natürlich hatte er seine Kollegen, aber im Moment war er für diese blind. Für ihn stand fest, dass sie seine Situation nicht nachvollziehen konnten. Sie hatten ihre Eltern noch und andere Verwandte kamen an diese Gefühle nicht heran.

“Und jetzt?” Peter sah deutlich unschlüssig zu Riley, während er Bobs Hand suchte, um Halt von dieser zu erlangen. Auch wenn Justus sich im Moment allein fühlte, so war er es nicht. Sie alle hatten noch nie den Tod eines ihrer Elternteile erfahren, oder direkt beide. Aber sie waren sich durchaus bewusst, wie schwer dieser Moment für den ersten Detektiv sein musste. Allerdings war ihnen auch klar, dass sie nun keine klaren Anweisungen, keine logischen Schlussfolgerungen und überschwänglich formulierte Aussagen vom Schwarzhaarigen erwarten konnten.
Riley biss sich auf ihre Unterlippe und schnappte sich den Zettel vom Tisch, den der Puppenspieler hinterlassen hatte. “Ich gehe Justus nach, ihr beiden informiert Inspektor Cotta und Detective Nolan.” Bob presste die Lippen aufeinander. “Warum haben wir das nicht schon vorhin gemacht?” Riley merkte die Anklage in der Stimme ihres Zwillings. Natürlich waren sie seit Rileys Ankunft in viele gefährliche Situationen geraten. Aber das hier war anders als die Male zuvor. Jedenfalls empfand es Riley so. “Weil es jetzt persönlich geworden ist. Ich möchte kein Risiko eingehen. Just hat schon zu viel verloren, er darf nicht auch noch die beiden verlieren.”
Bob gab sich mit dieser Erklärung nicht gerade zufrieden. Natürlich wusste er selbst nur zu gut, wieviel Justus Jonas schon verloren hatte, aber das machte die waghalsigen Ermittlungen der Vergangenheit auch nicht wett. Immerhin würden sie endlich die Polizei einschalten, worüber auch Peter seine Erleichterung aussprach.
“Also gut, ihr kümmert euch um die Polizei, Justus und ich werden ermitteln. Wenn es etwas Neues gibt, melde ich mich.”

Kaum war Riley aus der Tür raus, seufzte Bob leicht und sah zu seinem Freund. “Wird echt Zeit, dass die beiden zusammen kommen.” Er sah genau, wie sich die grünen Augen seines Freundes ein wenig weiteten. Er brauchte auch nicht nachfragen, welche Probleme er mit dieser Aussage hatte, immerhin kannte er Peter lange und gut genug.
“Ich weiß, dass wir gerade andere Sorgen haben. Aber überleg mal, mit Riley wäre dieses ganze Trennungs-Chaos nicht auch noch ein Ding, mit dem unser Erster zu kämpfen hätte. Außerdem passen sie ja schon irgendwie und…” Ehe Bob weiter sprechen konnte, hatte er auch bereits Peters Lippen auf seinen und spürte das Lächeln des Anderen. “Schon, trotzdem haben wir weitaus andere Sorgen. Eine Baustelle nach der Anderen, okay?”
Bob nickte und zog schließlich sein Handy hervor. “Wir sollten uns auf jeden Fall schon mal hier umsehen, nicht dass wir nachher irgendwelche Hinweise übersehen, das würde uns Justus nie verzeihen.”

In der Zwischenzeit war Riley in die Zentrale getreten und ließ sich auf eines der Sofas fallen. Sie merkte wieder den Schmerz und war sich im Klaren darüber, dass sie auf jeden Fall ihre Krücken aus dem Auto holen musste, bevor sie irgendwo hingingen.
Dass Justus hier sein würde, war für die vierte Detektivin naheliegend, immerhin ging es darum, einen Fall zu lösen, und bisher hatte Justus noch keine Antworten auf aufkommende Fragen. Genau eine der Antworten hatte Riley aus dem Haus mitgebracht und entfaltete nun den Zettel zum ersten Mal, während Justus so vertieft in der Suche nach etwas schien, dass er die Blonde zunächst gar nicht bemerkte.
“Finde das Tor zur Unterwelt und du bist deinem Ziel näher.” Justus hob den Kopf und ließ von der Schublade ab, in der er noch zuvor gekramt hatte. Er sah deutlich verwundert aus. Ob es nun daran lag, dass er Riley hier nicht erwartet hätte oder an der Zeile, die sie vorgelesen hatte.
“Eine Nachricht vom Puppenspieler.” Ohne weitere Nachfragen zu stellen, kam Justus auf Riley zu und nahm das kleine Blatt Papier aus ihrer Hand. Er las selbst nochmals die Worte, die Riley vor wenigen Sekunden vorgetragen hatte.
“Das Tor zur Unterwelt? Soll das eine Ankündigung sein, wenn er…” Weiter kam er nicht, denn Riley hatte sich bereits erhoben und eine ihrer zierlichen Hände auf seine gelegt. Diese zerknüllte das Blatt gerade und sie merkte überdeutlich, wie schwer es war, Justus gerade zu beruhigen. Sie verstand ihn und fühlte sich gleichzeitig so machtlos wie noch nie zuvor. Sie wollte ihm so gerne helfen, sie wollte die Last von seinen Schultern nehmen. Allerdings wusste sie ganz genau, dass sie nichts gegen die Emotionen unternehmen konnte, die gerade in ihm wüteten.
“Ich glaube, es ist vielmehr ein Hinweis zu einem Ort. Vielleicht der Ort, an dem dein Onkel und deine Tante festgehalten werden.” Ein stummes Nicken brachte er zustande und in seinen Augen glitzerten noch immer die Tränen der Verzweiflung. Sie wussten beide, dass jede Minute zählen konnte und wozu der Puppenspieler imstande war.
“Justus, dein Onkel und deine Tante sind clever, sicher werden sie eine Möglichkeit finden, wie sie entkommen, oder Hilfe holen, oder uns Hinweise geben können.”
Tröstende Worte, an die Riley selbst versuchte zu glauben, so ausweglos die Situation auch scheinen mochte. Sie wollte einfach irgendetwas finden, was Justus die Situation ein wenig erträglicher machte, ihn tröstete. Ob sie es nun für sich tat, weil sie es selbst nicht ertrug, den ersten Detektiv so verzweifelt und von Emotionen gesteuert zu sehen, oder tatsächlich um Justus Jonas zu helfen, konnte sie nicht genau sagen. Aber anscheinend hatten ihre Worte doch eine gewisse Wirkung. Im nächsten Moment schien eine neue Hoffnung den ersten Detektiv ergriffen zu haben und er zog Riley an sich. “Du hast recht. Riley, du bist ein Genie. Ich könnte dich küssen.”
Verdutzt weiteten sich die blauen Augen, während sie an den Schultern gehalten wurde. “Mache ich aber nicht.” Und genau mit diesen Worten ließ er Riley los und nahm den Weg aus dem eisernen Tor. Was er genau vorhatte, konnte die Studentin nicht sagen. Allerdings schien sie ihm doch eine gewisse Hoffnung zurückgegeben zu haben, was sie durchaus erleichterte. Doch sie konnte nicht genau sagen, woraus diese Hoffnung nun bestand.

Justus betrat erneut das Haus und lief direkt in die Küche, wo Peter gerade sein Telefonat mit Inspektor Cotta beendete. Der erste Detektiv begann damit, die Küche abzusuchen, sich ein genaueres Bild der Umstände zu verschaffen, während Peter und Bob das Schauspiel beobachteten. “Erster? Wonach suchst du, vielleicht können wir…” Die Frage konnte Bob noch nicht mal zu Ende führen, da hatte Justus sich bereits auf seine Knie gestützt und untersuchte den Boden. Nachdem er schließlich unter die Küchentheke gesehen hatte, zeichnete sich ein Grinsen auf seine Lippen.
“Kann mir irgendjemand etwas Langes geben, einen Besen oder etwas in der Art?”
Er sah gar nicht nach, wer ihm den Stiel in die Hand drückte, stattdessen bedankte er sich kurz und führte den Besen unter das Holz.
“Weißt du, wonach er sucht?” Bob richtete die Frage an seine Schwester, die soeben die Küche betreten hatte und sich nun auf einen Stuhl setzte. “Hinweise.” Eine einfache Aussage, mit der Bob zwar gerechnet hatte, aber dennoch eine konkretere Ausführung erhofft hatte.
“Wie Riley sagte, mein Onkel und meine Tante sind schlau.” Triumphierend hielt der erste Detektiv ein Handy in die Höhe. Peter runzelte etwas die Stirn und betrachtete Justus Fund. “Gut und schön, aber wie willst du das Ding entsperren. Ich bezweifle mal ganz stark, dass du Tante Matildas Fingerabdruck hier irgendwo rumfliegen hast.”
Den ersten Detektiv schien diese Aussage in seiner wiedergewonnen Hoffnung nicht zu trüben. Ohne weiteres Zögern erklärte er, dass Tante Mathilda immer einen Pin nahm, statt ihres Abdruckes, da sie nie mit der Entsperrung zurechtgekommen war. Bob runzelte die Stirn. “Und deine Tante hat sich den Pin irgendwo notiert?”
Eine Frage, die Justus mit einem kurzen Lächeln quittierte und anscheinend nur wieder Riley verstand, was dieses zu bedeuten hatte.
“Muss sie gar nicht.” Peter und Bob sahen zu der Vierten, welche Justus einen Moment musterte, bevor sie eine Erklärung abgab.
“Erinnert ihr euch noch, wie wir das erste Mal zusammen nach einem Passwort gesucht haben? Die meisten Menschen neigen dazu, gerade bei einem vierstelligen Pin, leicht zu merkende Daten zu nehmen, die ihnen als besonders wichtig erscheinen. Wie zum Beispiel Bob, der deinen Geburtstag als Pin hat, Peter.” Bob wurde rot und überlegte wirklich für einen Moment, ob er nicht lieber seinen Zugang ändern sollte. Allerdings war es in solchen Momenten dann wohl doch relativ praktisch so vorhersehbar zu sein.

“Vergesst es. Es ist nicht Onkel Titus Geburtstag.” Eine Anmerkung, mit der Justus das Handy enttäuscht zur Seite legte und etwas frustriert seufzte. Die anderen drei Detektive warfen sich einen kurzen, verwirrten Blick zu. Im ersten Moment glaubte Justus, dass sie ebenso wenig mit diesem Ergebnis gerechnet hatten. Doch Peters Aussage nach zu urteilen, schien er gar nicht angenommen zu haben, dass Justus’ Tante das Geburtsdatum seines Onkels wählen würde.
“Wir hatten doch schon mal festgestellt, dass man eher dazu neigt, die Geburtsdaten seiner Kinder zu wählen. Oder täusche ich mich?” Justus seufzte. “Mit dem einzigen Unterschied, dass Tante Mathilda keine Kinder hat. Sie konnte nie Kinder bekommen.”
Bob fuhr sich bei dieser Aussage durch sein Gesicht und konnte es wirklich nicht fassen. “Erster, sooft wir dich auch ein Genie nennen, langsam zweifle ich an dieser Aussage. Überleg doch Mal. Du hast es doch vorhin selbst gesagt: Du willst deine Eltern nicht nochmal verlieren.”
Justus blickte auf und lächelte milde. “Aber… Ich glaube nicht, dass Tante Mathilda wirklich der Meinung ist, dass ich irgendwie ihr Sohn bin. Hätte sie wirklich ein Kind gewollt, hätte sie eines adoptiert.”
Auch wenn Justus gegen diese Annahmen sprach, so nahm er nun doch wieder das Handy zur Hand und presste die Lippen einen Moment aufeinander. Nahezu vorsichtig, als wäre er dabei, eine Bombe zu entschärfen, begann er damit, seinen Geburtstag einzugeben. Er hielt die Luft an, als sich der Bildschirm schließlich mit Farben füllte und er schließlich die Sprachaufnahme des Handys stoppte.

Chapter 92: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 6

Notes:

TW: Erwähnung von Verletzungen und Morddrohungen

Chapter Text

“Sie hat alles aufgenommen.” Die Hoffnung, seine Verwandten zu finden, wuchs mit jedem Augenblick. In Justus’ Augen war diese Sprachaufnahme von seiner Tante ein besserer Hinweis, als der Beginn der Schnitzeljagd durch die Nachricht des Puppenspielers.
“Na, worauf wartest du noch, Erster, spiel es ab!” Die Ungeduld konnte man Peter deutlich anhören und auch Bob schien sich deutlich zusammenzureißen, dem Schwarzhaarigen nicht direkt das Handy aus der Hand zu nehmen. Nur Rileys Miene war unergründlich. Sie sah es zwar durchaus als Vorteil an, dass Mathilda so schnell reagiert und scheinbar eine Aufnahme ihrer Entführung gestartet hatte. Allerdings lag genau darin auch die Sorge der Blonden. Sie alle wussten nicht genau, was sie erwarten würde und ob die Aufnahmen nicht vielleicht sogar schlimmer waren, als die Suche selbst sein könnte. Ein Zurück gab es jedoch nicht mehr, denn Justus platzierte das Handy auf den Küchentisch und startete die Aufnahme.
Zunächst hörte man nur ein Poltern und schließlich einen lauteren Knall. Wenn man die Kulisse des Geschehens betrachtete, dann war dies wohl die Küchentür. “Loslassen, habe ich gesagt.” Es war Onkel Titus, der sich den Geräuschen nach zu urteilen, zur Wehr setzte. Das Getrampel auf dem Fußboden ließ jedoch darauf schließen, dass der Puppenspieler nicht alleine war und wenn Justus genauer hin hörte, meinte er vier weitere Personen zu hören, welche allesamt nicht gerade leicht schienen.
“Klappe, alter Sack!” Es war eine tiefe Stimme, die Titus Jonas zur Ruhe aufforderte. Wieder ein lauteres Geräusch. Metall, welches irgendwo gegen schlug. “Lassen Sie sofort meinen Mann los.” Mathilda Jonas, die sich ebenfalls zur Wehr setzte. “Nehmt ihr die verdammte Bratpfanne weg!”
Wieder eine laute Geräuschkulisse, gefolgt von einem schmerzerfüllten Schrei seitens Mathilda und Titus, der verzweifelt nach ihr rief.
“Zittert und tanzt, solange ihr es noch könnt. Bald, schon sehr bald werdet ihr Teil meiner neusten Show. Es wird die Aufführung des Jahrhunderts. Christoph und Christina freuen sich schon sehr auf ihre neuen Spielgefährten. Du wirst einen wunderbaren Esel darstellen. Aber zunächst müssen wir dieses lästige Gesicht loswerden.”
Die hohe männliche Stimme, gefolgt von dem kehligen Lachen. Die vier Detektive waren sich sicher, dass es sich um den Puppenspieler handeln musste. Immer mehr keimte auch nun die Erkenntnis bei den Anderen auf. Der Grund, warum Riley sich nicht sicher war, ob sie hören wollten, was sich auf der Aufnahme befand. Nicht nur Justus ging das Ganze nahe. Peter hatte sein Gesicht an Bobs Schulter versteckt, wie bei einem Horrorfilm, dessen Szene man nicht ansehen wollte. Bob selbst hatte eine Hand vor den Mund geschlagen, während er versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Riley biss sich angestrengt auf die Unterlippe, bis sie eine Hand in ihrer spürte. Justus’ Gesicht war ernst und doch griff die Hand so verzweifelt nach ihrer, als ob er hier den nötigen Halt erhoffte, das Geschehen bis zum Ende zu verfolgen.
“Was haben sie meiner Frau angetan?” Der Puppenspieler schnalzte hörbar mit der Zunge. “Keine Sorge, sie schläft nur. Ein kurzer Schlaf, bis ich euch endlich für meine Aufführung vorbereiten kann.” Noch immer schien sich Titus zu wehren, während Mathilda Jonas aus dem Raum geschafft wurde. Jedenfalls war deutlich zu hören, wie etwas oder wohl besser jemand über den Boden geschliffen wurde.
“Mein Neffe, er ist Detektiv und arbeitet mit der Polizei, er wird uns finden und dann…” Weiter kam Titus nicht mit seinen verzweifelten Drohungen, da der Puppenspieler freudig in die Hände klatschte. “Das hoffe ich doch sehr, dass Justus Jonas euch findet, immerhin sind er und seine Freunde als Ehrengäste eingeladen. Die vier Detektive dürfen nicht fehlen, wenn endlich der Vorhang aufgeht. Leider werdet ihr beide das nicht mehr erleben, weil eure Wandlung zu meinen neuesten Stars dann schon längst vollendet sein wird.” Es folgten eine Reihe wüster Beschimpfungen, bevor man erneut einen Schlag hörte und Justus’ Onkel keinen Ton mehr von sich gab.
“Mr. Delgado, wo sollen die Puppen hin?” Wieder diese tiefe Stimme, die zuvor Mathilda zur Ruhe aufgefordert hatte.
“Auf dem Tisch, hübsch drapiert. Das mache ich. Du putzt etwas den Boden, die wenigen Blutflecken könnten noch dazu führen, dass unsere Ehrengäste glauben, es lohne sich nicht zu kommen.” Man hörte kurz das Laufen des Wasserhahns, wie Geschirr weggeräumt wurde. Justus vermutete, dass es sich um die Pfanne handelte, mit der sich seine Tante zur Wehr gesetzt hatte. Der Puppenspieler summte erfreut vor sich hin, bis schließlich ein Handy klingelte. Offensichtlich war es nicht das von Tante Mathilda. Justus hatte es in seiner Eile immer wieder auf dem Festnetz versucht, welches man auch gelegentlich im Hintergrund gehört hatte.
“Oh, mein Meister, ich verstehe sie kaum. Diese unsägliche Baustelle, mein Bühnenbild ist schon fertig.” Der Puppenspieler klang deutlich ergeben, als er sein Telefonat führte und nur ein Blick reichte, und die Vier waren sich einig, dass es sich hierbei um Jack handeln musste. Leider konnten sie alle nur die Stimme des Puppenspielers und seiner Männer vernehmen, weswegen eine genaue Einschätzung zum Aufenthaltsort schwer erschien.
“634… Natürlich. Christoph und Christina freuen sich schon so sie wiederzusehen. Gleich nach dem großen Finale.”
Der Anruf wurde beendet und schließlich schienen die Entführer samt Puppenspieler das Haus zu verlassen.

Justus stoppte die Aufnahme und sah auf den Timer. Er schluckte. Wenn er die gesamte Länge bedachte und grob schätzte, wie lange sie gebraucht hatten, bis sie an diesem Punkt angelangt waren, waren es 15 Minuten. Mehr nicht. Wären sie 15 Minuten schneller gewesen, hätten sie die Verbrecher noch sehen und vielleicht sogar aufhalten können. Aber sie waren zu spät und genau das machte ihm jetzt zu schaffen. Die ganze Nachricht hatte ihnen allen zugesetzt. Sie alle kannten die beiden und es gab wohl niemanden, der Onkel Titus oder Tante Mathilda verachtete. “Wir werden sie finden, bevor der Puppenspieler ihnen etwas antut, okay?”
Riley hatte als Erste ihre Stimme wiedergefunden und drückte Justus Hand noch um einiges fester als zuvor. “Ich setzte mich an die Recherche. Delgado, klingt nicht besonders häufig. Vielleicht finden wir ihn darüber.” Peter wischte sich seine Tränen aus dem Gesicht und nickte bekräftigend. “Ich werde Bob helfen und gleichzeitig nach Baustellen suchen, die in der Nähe von Lagerhallen, oder Bahnhöfen mit Schließfächern sind.”
Riley nickte sachte. “Und wir beide gehen dieser Spur nach, die uns der Puppenspieler hinterlassen hat. Wenn wir an vorhin denken, gibt es noch immer jemanden, der in Gefahr sein könnte.”
Der erste Detektiv wollte sich gerade bei seinen Freunden bedanken, da klingelte auch schon das Telefon. Justus verließ die Küche, während ihm seine Freunde folgten. Ohne auch nur die Aufforderung abzuwarten, schaltete der Detektiv den Verstärker ein und einmal mehr war die verzerrte Stimme von Jack zu hören.
“Dass ihr noch Zeit habt, hier zu sitzen und auf ein Wunder zu warten. Oder hofft ihr, dass die Polizei die Suche übernimmt. Ich würde euch raten, es selbst zu versuchen, denn sonst sehe ich mich gezwungen, die Puppen früher als geplant tanzen zu lassen. Dieser Schwachkopf freut sich nämlich schon darauf, deiner Tante und deinem Onkel das Gesicht zu entfernen und ein neues darauf zu nähen. Wäre zu schade, wenn ihr das verpasst, oder?”
Der Anrufer legte auf und Justus Blick wanderte panisch zu Peter hinüber. “Wann wollte der Inspektor hier sein?” Peter schaute auf seine Armbanduhr und anschließend zum Fenster, wo das Blaulicht schon zu sehen war. “Er wird gleich reinkommen, denke ich.” Justus knirschte hörbar mit den Zähnen und wollte schon zur Tür eilen, allerdings war Bob schneller. “Ich regel das.”
Der Dritte schnappte sich schnell den Stift neben dem Telefon, kritzelte etwas auf den bereit gelegten Block und entriss das Papier, bevor er auch schon eilends das Haus verließ und so dem Inspektor entgegentrat.

“Ganz ruhig, Fehlalarm.”, verkündete Bob laut und deutlich, als er die Treppen der Veranda herunterlief und schließlich ein entschuldigendes Grinsen auflegte. “Was soll das bedeuten, Fehlalarm? Habt ihr denn gar nichts dazu gelernt?” Der Inspektor schien deutlich erbost über diese Verkündung zu sein und auch ein gewisser Unglaube schwang in seiner Stimme mit. Justus, Peter und Riley stellten sich in die Nähe des Fensters, um mithören zu können. Auch wenn sie Grund hätten, alle vor den Inspektor zu treten, war Bob wohl am besten geeignet, kein negatives Aufsehen zu erregen. Da spielte sein gewisser Charme, den er in solchen Momenten nicht nur bei Mädchen hatte, eine wirklich große Rolle.
“Na ja, wissen Sie, wir dachten… Oder besser gesagt, Justus dachte, seine Tante und sein Onkel wurden entführt. Stellt sich heraus, dass sie einfach nur einen kurzen Urlaub einlegen. Sie wissen schon, die Kinder aus dem Haus, endlich Zeit zu zweit. Und da wir gerade an einem neuen Fall dran sind und es ja nicht zum ersten Mal vorkommt, dass dabei irgendwer in irgendeiner Gefahr schwebt, haben wir etwas vorschnell gehandelt.”
Der Inspektor runzelte die Stirn und sah zum Haus, wobei er dann doch noch erwähnte, dass es Justus bestimmt nicht ähnelte, vorschnell zu handeln, schon gar nicht, wenn es darum ging, die Polizei mit hinzuzuziehen. Aber auch hier hatte Bob die passende Erklärung zur Hand: “Ach das, ja wissen Sie, unser Erster ist gerade nicht ganz bei der Sache. Seine Freundin hat gestern Schluss gemacht und sie kennen das sicher auch noch, die junge Liebe. Die Leiden des jungen Werther waren immerhin auch ein großes Trauerspiel, dementsprechend können wir hier wirklich von Glück reden, dass unser Just nur falschen Alarm schlägt und sich die Augen aus dem Kopf heult.”
Der Inspektor blinzelte etwas ungläubig. “Ist Riley wieder nach New York?”
Bob verstand die Frage des Inspektors nicht ganz und auch Justus warf Riley einen verwirrten Blick zu, als er die Frage hörte. Er wollte schon nach draußen gehen, um nochmals zu fragen, wie der Inspektor nun auf Riley kam, allerdings hielt Peter ihn am Saum seines Shirts fest und schüttelte nur mit dem Kopf, sodass Bob nicht dabei gestört wurde, wie er versuchte die Polizei wieder loszuwerden.
“Meine Schwester? Oh, ach… Nein, die beiden sind nicht zusammen und waren es auch nicht, wirklich. Riley ist drinnen und versucht gerade, sämtliches Eis im Haus zusammenzukratzen. Also, danke nochmal, dass sie hier waren und das war das letzte Mal, dass wir sie unter falschen Umständen anrufen, versprochen.” Bob reichte dem Älteren die Hand und entschuldigte sich noch einige Male, bevor der Inspektor schließlich noch erwähnte, dass dies nicht erneut vorkommen sollte und schließlich verschwand.
Nachdem der Dritte die Tür zum Haus geschlossen hatte, atmete er tief durch und verkündete, dass diese ganze Aktion verdammt knapp gewesen war.

Inspektor Cotta hatte deutlich gemerkt, dass Bob ihm einen Zettel in die Hand gedrückt hatte und auch ein weiterer Blick zum Haus hatte ihm durchaus verraten, dass es wohl doch kein falscher Alarm war. Warum sollte nur Bob mit ihm reden, wenn sich die drei Fragezeichen in ihrer Gesamtheit bei ihm hätten entschuldigen können.
Allerdings war der Inspektor lange genug im Beruf, um zu wissen, dass er im Augenblick eine Gefahr für die Studenten darstellte, als ihnen mit seiner Marke eine große Hilfe zu sein. Er hielt den Zettel die gesamte Fahrt über in seiner Hand, ohne diesen zu entfalten. So lange, bis er schließlich geschützt in seinem Büro saß und die Jalousien abdunkelte und die Lampe einschalten. Er wusste nicht, inwieweit er seinem Umfeld trauen konnte, wenn schon Bob ein so großes Geheimnis machte. Zudem erinnerte er sich noch genau, an die Leichen in dem alten Fabrikgebäude, wo die Vier festgehalten wurden. Auch daran, dass dieser Täter noch immer nicht im Gefängnis saß. Wenn er es schon damals auf die Vier abgesehen hatte und er zu solchen Taten imstande war, wollte er nicht wissen, was er noch alles tun würde.
Der Inspektor setzte sich an seinen Schreibtisch und entfaltete schließlich das Blatt Papier. Bob hatte wirklich hektisch geschrieben, denn der Inspektor hatte Probleme, die Schrift zu entziffern. Letzten Endes las er folgende Botschaft:

911! Kontaktverbot, Suche: Mr. Delgado

Chapter 93: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 7

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Kurz nachdem sie den Inspektor losgeworden waren, meldeten sie sich bei Nolan, um auch hier die Situation zu entschärfen. Das war deutlich leichter als beim Inspektor, da der Detective nicht vor Ort war und ohnehin eine halbe Stunde brauchen würde, ehe er seinen Weg nach Rocky Beach gefunden hätte.

Die vier Detektive hatten sich ins Wohnzimmer gesetzt und fassten hier nochmals die Hinweise zusammen. “Ein Tor zur Unterwelt also…”, murmelte Bob, so als könnte die Wiederholung plötzlich Sinn ergeben. Peter hatte sich inzwischen an sein Handy gesetzt und durchsuchte die Onlinekarte nach Bahnhöfen und Schließfächern in Rocky Beach und Umgebung. Hinzu kamen schließlich die Baustellen, die der Puppenspieler erwähnt hatte. Riley und Justus nahmen sich unterdessen das Telefonbuch zur Hand. Sie wussten zwar, dass Cotta die Nachricht von Bob erhalten hatte, aber sie wussten nicht, ob er eine sichere Möglichkeit fand, ihnen die nötigen Informationen zu geben.
Erneut las Bob die Nachricht etwas lauter und Peter neben ihm stöhnte genervt auf. “Wir haben es alle verstanden. Ein Tor zur Unterwelt. Sollen wir schon Mal auf dem Friedhof anfangen zu graben?” So genervt Peter auch klang, die Miene seines Freundes hellte sich auf. Begeistert packte er mit beiden Händen nach seinem Gesicht und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. “Peter du Genie.”, rief er aus, wobei der Sportler doch deutlich rot wurde und die anderen beiden Detektive aufsahen und schließlich auch verstanden, was Bob wohl in den Sinn gekommen war. Nicht gerade Peter zu küssen, aber den Denkanstoß, den Peter damit gegeben hatte, weiterzuverfolgen. “Ein Mausoleum, oder besser eine Gruft darunter.” Justus packte das Telefonbuch beiseite und erhob sich. “Ich weiß sogar, wo hier welche in Rocky Beach sind.” Auch Riley stand auf, wobei sie der erste Detektiv deutlich verwundert ansah. “Was hast du vor?” Die Frage klang deutlich irritiert, wobei Riley nur die Krücken zur Hand nahm, die sie sich aus dem Auto geholt hatte. “Mitkommen. Du meintest doch gerade, dass du einige Stellen kennst.” Justus schüttelte mit seinem Kopf. “Nein, bleib lieber hier. Du hast in der letzten Zeit deinen Fuß immer wieder beansprucht und-” Riley schnitt ihm das Wort ab. “Es ist mein Fuß, das weiß ich, weil ich ihn schon zwanzig Jahre habe. Mein Fuß, meine Verantwortung. Also, ich komme mit. Außerdem ist es sicherer, zu zweit zu gehen.” Justus schien weniger begeistert von dem Gedanken und sah Hilfe suchend zu Bob und Peter, die allerdings nur mit den Schultern zuckten. “Ich fahr’ aber mit dem Motorrad.” Ein kläglicher Versuch, da Riley nun fragte, ob hinter ihm kein Platz mehr wäre.

Egal, welches Argument der erste Detektiv auch vorbrachte, gegen Riley schien er wirklich keine Chance zu haben und so kamen sie zusammen am Friedhof von Rocky Beach an. “Also gut, suchen wir einen Weg in die Mausoleen. Vielleicht war der Puppenspieler so freundlich, uns weitere Hinweise dazulassen.” Beide bezweifelten zwar stark, dass dies der Fall sein würde, aber die Hoffnung starb immerhin zuletzt.
Die beiden Detektive schlenderten über den Friedhof, als wollten sie einfach nur ein Grab besuchen. Besser war es nicht, direkt auf sich aufmerksam zu machen. Selbst wenn gerade nur zwei ältere Damen in ihr Sichtfeld traten, war Vorsicht geboten. Wenn beide auf die Idee kämen, die Polizei zu rufen, könnte Jack überzeugt sein, dass sie es darauf angelegt hätten. Kurzum würden sie Justus' Onkel und Tante mehr in Gefahr bringen, als sie es ohnehin schon waren.
Leider waren die beiden Mausoleen ein Reinfall. Keine Einbruchsspuren und so wie die Umgebung aussah, hatte die beiden Gebäude schon lange niemand mehr betreten. Immerhin konnten sie sich dadurch einen Einbruch sparen. Riley schrieb schnell eine Nachricht an Bob, als Justus zur Kirche blickte, deren Glocken gerade die Uhrzeit ankündigten. “Gib mir mal das Handy.” Justus wedelte mit der Hand und Riley folgte seiner Aufforderung. Sie wusste zwar nicht, was ihm gerade in den Sinn gekommen war, aber war sich durchaus sicher, dass es wichtig in ihren Ermittlungen sein könnte.
“Bob, kannst du nachsehen, ob die Kirche am zentralen Friedhof eine Krypta besitzt? Irgendwelche alten Aufzeichnungen im Internet?” Riley sah zu dem alten Gebäude und ärgerte sich, dass sie nicht vorher auf den Gedanken gekommen war. Die Zeit spielte ohnehin gegen sie und mit jeder Minute, die verstrich, wuchs die Gefahr, dass sie Justus Verwandte nicht lebendig wiedersehen würden.
Ungeduldig wartete der erste Detektiv am Telefon und bedankte sich schließlich. “Er ist sich nicht sicher, aber in den meisten Fällen liegt der Zugang zu einer Krypta unter dem Altar oder beim Chor.” Riley bezog die Unsicherheit darauf, dass er keine alten Pläne gefunden hatte, aber dafür diese Information an Land ziehen konnte.

Die Kirche war leer, als sie diese betraten. Riley selbst war kein großer Fan von diesen Orten, was nicht unbedingt am Gebäude an sich lag, sondern vielmehr daran, wofür diese standen. Die bunten Gläser, mit den verschiedenen Bildern, sowie die Aufarbeitung des Holzes waren schon erstaunlich. Allein schon, dass diese Gebäude teilweise Kriege überstanden hatten. Natürlich wusste sie auch, dass sie immer mal wieder repariert worden waren, wenn etwas zerstört wurde. Aber das Grundkonzept der Baustruktur blieb trotzdem erhalten.
“Onkel Titus und Tante Mathilda haben hier geheiratet. Kannst du dir das vorstellen?” Justus war dem ausgelegten Teppich, welcher vom Eingang zum Altar führte, gefolgt. Riley hingegen hielt kurz inne und schmunzelte. “Dass sie hier geheiratet haben, oder generell zu heiraten?” So angespannt die Umstände auch waren, sie wollte lieber nicht weiter darüber nachdenken. Außerdem schadete es sicherlich nicht, sich mit Gesprächen abzulenken. Justus überlegte kurz auf ihre Frage hin und fing damit an, sich genauer umzusehen. Riley folgte seinem Beispiel. Sie beide hatten immerhin schon häufiger festgestellt, dass ihnen zusammen mehr auffiel als einzeln. “Beides.”, kam es schließlich vom ersten Detektiv, wobei er nun die Durchgänge, die sich links und rechts vom Chor befanden, genauer ansah. Riley hingegen tastete an dem Stein entlang, welcher den Altar bildete. “Dass die beiden kirchlich geheiratet haben, kann ich mir gut vorstellen. Ich selbst, eher weniger. Ohnehin ist das Konzept der Ehe meiner Meinung nach weit überholt. In den meisten Fällen endet es in einer Scheidung und bringt vorher eher steuerliche Vorteile.” Justus kam aus einem der Durchgänge wieder und schmunzelte. “Spricht da das Scheidungskind aus dir?” Riley zuckte unbekümmert mit den Schultern und kniete sich schließlich auf den Boden, um diesen genauer zu betrachten. “Möglich. Vielleicht muss auch erst der Richtige kommen. Jedenfalls hat das meine Oma immer gesagt.” Justus nickte und war sich sicher, dass Riley diese Person bestimmt finden würde. Er beobachtete sie dabei, wie sie sich wieder erhob und schließlich unter dem Rand des Altars entlang tastete. Ein klickendes Geräusch erfüllte für einen Moment die Kirche und im nächsten Moment begann die Blonde auch schon gegen das Gestein zu drücken, als wolle sie es aus dem Weg schieben. “Lass mich das doch machen, du bist immer noch verletzt.” Riley schaute auf Justus' bandagierte Hand und grinste nur knapp. “Du doch auch.” Sie entschieden sich zusammenzuarbeiten und nachdem auch Justus mit angepackt hatte, ließ sich der Steinaltar zur Seite schieben und eröffnete eine Treppe. Dem Staub und den Spinnweben nach zu urteilen, sollte man meinen, dass schon lange niemand mehr dort unten gewesen war, bis Justus auf einige Fußabdrücke deutete.

Riley holte als Erste ihr Handy hervor und schickte zur Sicherheit ihrem Bruder eine Nachricht, dass sie nun die Krypta betreten würden und wie man in diese gelangte. Sie hatten keine Zeit zu warten, aber besaßen genug Erfahrung, um sich nicht kopflos ins nächste Abenteuer zu stürzen. Nachdem die Nachricht abgeschickt worden war, schaltete sie ihre Taschenlampe ein und Justus tat es ihr gleich. Vorsichtig arbeiteten sie sich ins Innere vor und konnten wohl beide von Glück reden, dass diese Art der Gewölbe nie zu weitläufig war. Bei einer eisernen Tür machte Justus halt und leuchtete diese an. “Da haben wir es, das Tor zur Unterwelt.” Seine Stimme klang genauso mulmig, wie sich Riley in diesem Moment fühlte. Eigentlich sollte sich hinter dieser Tür alte Priester in Särgen verbergen, aber bei dem Puppenspieler wusste man leider nie so genau. Nochmals atmeten beide Detektive durch, bevor Justus die Tür unter körperlicher Anstrengung aufschob.

Notes:

So, für das nächste Kapitel gibt es eine Abstimmung 🙂
Allerdings werde ich auch erst dort verraten, worum es genau geht.
Also, für welche Farbe entscheidet ihr euch?
Gold oder Silber?

Die Abstimmung ist nun beendet.
Vielen Dank an alle Teilnehmer :)

Chapter 94: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 8

Notes:

Im letzten Kapitel hattet ihr die Chance, euch zwischen zwei Farben zu entscheiden.
Hierbei ging es darum, wen die beiden Detektive in einem der Särge finden.
Die Mehrheit hat sich mit 6 Stimmen insgesamt für Silber entschieden. Gold hatte insgesamt 4 Stimmen.
Gold stand hierbei für Jeffrey Palmer. Und Silber...
Lest selbst ;)

Chapter Text

Die Tür stand offen und vor ihnen lag ein Raum mit drei prunkvollen Marmorsärgen. Jedenfalls wären sie bestimmt prunkvoll, wenn da nicht die dicke Staubschicht wäre. Justus wollte schon weitergehen, als Riley ihm am Arm festhielt. “Moment. Hörst du das?” Sie hielt schon beinahe die Luft an, während der erste Detektiv in die Stille horchte und schließlich nickte. “Klingt beinahe wie erstickte Rufe.” Er wollte zu dem Sarg gehen, bei dem er diese Laute vermutete, doch Riley ließ ihn noch nicht los. Sie brauchte ihm nicht mal erklären, was ihr Sorge bereitete, trotzdem sah er im Moment keine andere Wahl. “Wenn diese Tür zufällt, werden Peter und Bob kommen. Wie ich dich kenne, hast du doch gerade noch deinem Bruder geschrieben.” Er lächelte zuversichtlich und endlich ließ die Blonde ihn los. Bei der Schwere der Deckel konnte niemand die Tür aufhalten. Außerdem wussten sie nicht, wer sich im Inneren des einen Sarges befand.
Nachdem der erste Detektiv einen Countdown zählte, drückten beide mit aller Kraft gegen die Steinplatte und staunten nicht schlecht, als sie dessen Inhalt vor sich sahen. “Scheiße!” Skinny hustete und füllte anschließend seine Lungen mit der staubigen Luft. “Was machst du denn hier?” Der Ältere kletterte aus dem Sarg heraus, klopfte sich die Kleidung ab und schnaubte leicht. “War ja klar, dass der Dreck, was mit euch zu tun hat.” Justus rollte mit den braunen Augen und wandte sich schon zur Tür, allerdings war diese, wie sie es bereits geahnt hatten, geschlossen.
“Lass mich raten? Niedergeschlagen und hier wieder aufgewacht?” Riley selbst kümmerte sich zunächst um Skinny, was Justus in diesem Moment nicht störte. Es war wieder einer ihrer unausgesprochenen Arbeitsaufteilungen. “Ha, sieh an. Bobbina scheint mehr Grips zu haben, als unser Möchtegern Sherlock.” Noch vor knapp zwei Jahren, wo er den ersten Fall zusammen mit Riley hatte, hätte sich Justus von dieser Aussage deutlich provozieren lassen, doch nun wandte er sich mit einem schlichten Lächeln an Skinny: “In bestimmten Belangen gebe ich dir da sogar recht.” Der Andere blinzelte kurz und schaute dann zu Riley, die anscheinend doch noch einige Fragen hatte. “Wo wolltest du überhaupt hin? Für deine Verhältnisse bist du echt gepflegt gekleidet.” Riley überlegte einen Moment und schmunzelte schließlich. “Bestimmt wegen Jelena.” Allerdings schüttelte Justus hierbei den Kopf. “Skinny ist nicht die Person, die seine ganze Garderobe auf den Kopf stellt für eine Freundin.” Riley machte gerade den Mund auf, um etwas zu erwidern, als sich dann auch schon der Ältere zu Wort meldete: “Könnt ihr mal aufhören, so zu labern, als wäre ich nicht da? Ich hatte ein Bewerbungsgespräch. Hab’ doch gesagt, dass ich mein Leben umkrempeln will.” Riley sah Justus mit diesem siegessicheren Lächeln an, wobei dieser nur leicht seufzte. Es war nicht das genervte Seufzen, was er sonst gerne mal übrig hatte, wenn jemand etwas besser wusste als er. Vielmehr schwang ein gewisses Amüsement mit. ”Die Tür ist jedenfalls zu. Wenn ich mir die Bauweise näher ansehe, kommt man auch nur mit dem passenden Schlüssel raus.” Riley sah zu dem ersten Detektiv, während sich Skinny eine Zigarette anzündete. Als er allerdings den mahnenden Blick der beiden Detektive sah, trat er sie schnell wieder aus.
“Außerdem scheint die Tür…”, fing Riley an, wobei Justus nickte. “Ist mir auch schon aufgefallen.” Justus setzte sich schließlich auf den Boden und lehnte den Kopf an die Wand. “Ich hoffe nur…”, begann er wieder seinen Satz, wobei Riley ihm aufmunternd zulächelte. “Sie werden uns schon nicht ewig warten lassen.”
Skinny schien von der Unterhaltung mehr als verwirrt zu sein. “Was ist mit der Tür? Und was hoffst du?” Justus und Riley mussten schon ein wenig schmunzeln. Anscheinend waren gerade Peter und Bob ihre Gespräche so gewohnt gewesen, dass sie gar nicht mehr nachfragten. “Hat euch schon mal jemand gesagt, dass ihr echt gruselig zusammen seid?” Skinny atmete kurz durch und zog schließlich sein Taschenmesser hervor, um damit direkt auf die Tür zuzugehen. “Riley wollte schlicht anmerken, dass die Tür noch nicht lange eingebaut ist. Wenn man die Bauart des Gebäudes berücksichtigt und in welchem Zustand die Tür, im Vergleich zum Rest dieser Krypta ist, würde ich schätzen, dass diese Tür vielleicht ein halbes Jahr hier ist.” Skinny verdrehte die Augen und kniete sich vor das Schloss, um anschließend zu versuchen es mit seinem Taschenmesser zu knacken. “Kannst du auch nur ein Mal in deinem Leben eine einfache Antwort geben, Jonas?” Dass der Andere nicht so angetan von seinem Vokabular war, war Justus durchaus gewohnt, weswegen er auf diese Aussage nicht näher einging. Riley gab ihm erst recht keine Antwort, sondern beobachtete ihn nur dabei, wie er mit dem Messer hin und her rüttelte, bis schließlich ein kurzes Fluchen über seine Lippen kam, als Skinny mit dem Messer abrutschte und sich in die eigene Hand schnitt.
“Das hätten wir dir auch gleich sagen können, Norris.” Justus machte sich nicht die Mühe sich die Wunde genauer anzusehen, stattdessen blieb er einfach sitzen. “Ach und warum hat dann keiner von euch sein Maul aufbekommen. Sonst seid ihr ja auch nicht gerade verlegen.” Skinny drückte mit seinem staubigen Shirt auf die offene Wunde, bevor Riley auch schon zu ihm kam und einfach seine Hand an sich zog. “Hättest du denn auf uns gehört?” Skinny schwieg und das reichte der Blonden vollkommen als Antwort. Sie griff in ihre Hosentasche und holte ein Taschentuch hervor und schlug dem Älteren kurz auf die Finger, als dieser versuchte ihre Hand von seiner zu nehmen. “Das geht schon, ist nicht die erste Verletzung derart.” Er schien eingeschnappt, wobei Riley sich davon nicht beirren ließ. “Halt die Klappe, setz dich und lass dir einfach helfen.” Der Befehlston war nicht zu überhören und gerade als Justus anmerken wollte, dass sie sich keine Mühe geben sollte, gehorchte Skinny. Er ließ sich einfach auf den Boden nieder und als Riley ihm sagte, er sollte das Taschentuch weiter draufdrücken, kam er dem ebenfalls nach.
Die Blonde schnappte sich unterdessen Skinnys Taschenmesser, was dieser ebenfalls unkommentiert ließ. “Weggucken.” Dieser Befehl galt wieder Skinny und kaum hatte er sein Gesicht abgewandt, zog sie sich ihr Shirt über den Kopf und schnitt einen großzügigen Teil des Saumes davon ab.
Justus schluckte und merkte, wie sein Gesicht deutlich wärmer wurde. Er fragte sich wirklich, ob er nicht auch lieber den Blick abwenden sollte und warum es Riley nicht störte, wenn er sie so sah. Aber vielleicht lag es daran, dass sie mehr mit dem Rücken zu ihm stand. Was nicht hieß, dass Justus nicht trotzdem eine viel zu klare Aussicht hatte und nicht umgehen konnte, festzustellen, dass Riley auch ohne Oberteil attraktiv war.
“Du sollst wegsehen, hat sie gesagt!” Er hatte gesehen, wie Skinny doch einen Blick riskierte. Aber statt sich nun schuldig zu fühlen, grinste er Justus breit an. “Und was ist mit dir? Oder hast du das etwa alles schon gesehen?” Riley zog sich gerade ihr Oberteil wieder an, welches nun mehr nach einem ausgefransten Crop Top aussah und lachte leicht. “Nein, also wir sind kein Paar und waren auch nicht im Bett oder so was. Ich mein… Nein, also, nein.” Justus runzelte etwas die Stirn. “Das sind ganz schön viele Verneinungen.” Er wusste selbst nicht, was ihn daran nun genau störte. Aber dass Riley anscheinend den Gedanken so abwegig fand, dass solche Dinge infrage kämen, schmerzte. Allerdings konnte er seine Frage auch nicht gerade neutral formulieren und schluckte leicht. Riley winkte schlicht mit einem: “Du weißt wie ich das meine.” ab. Doch zum ersten Mal seit er Riley kannte, wusste er nicht, wie sie es meinte. Nachfragen wollte er allerdings auch nicht, nicht vor Skinny.
Riley wickelte schließlich das Stück Stoff um Skinnys Hand. Es war immer noch besser die halbwegs saubere Kleidung von ihr zu nutzen, als den ganzen Dreck von einem Sarg in die Wunde zu bekommen. Von Justus missmutigem Blick bekam die junge Frau nichts mit. Wer den Blick allerdings auffing, war Skinny und was Justus noch mehr störte, war dieses dreckige Grinsen dabei im Gesicht.

“Also, ein Jobinterview? Scheint, als wäre Jelena dir wirklich wichtig.”, fing Riley an, wobei Skinny nur mit den Schultern zuckte. “Sie ist cool. Wollte sowieso mit diesem kriminellen Scheiß aufhören, also interpretiere nicht zu viel rein, Blondie.” Riley schmunzelte, zurrte den provisorischen Verband etwas zu fest zu, sodass der Ältere zusammen zuckte. “Du machst das also nicht, weil sie dich dazu bringt, sondern weil sie dich inspiriert, eine bessere Version von dir zu sein.” Eine Feststellung für Riley und keine wirkliche Nachfrage. Skinny hatte es nicht mal direkt sagen müssen. Allein sein Tonfall sowie die Veränderung seiner Mimik hatten ihn verraten. “Ist doch Latte. Wir haben uns sowieso gezofft. Ich war eben so blöd und hab ihr von New York erzählt. Also, was soll’s.” Er zuckte unbekümmert mit den Schultern, aber auch hier sah Riley die deutlichen Widersprüche. Auch wenn der Ältere gerade alles daran setzte, so zu tun, als sei Jelena einfach eine von vielen, sprachen seine Augen Bände. “Ach, das wird schon wieder. Jedenfalls, wenn sie dein Sturm-Partner ist.”
Die Verwirrung musste man Skinny wohl angesehen haben, denn Justus schaltete sich schließlich ein. “Was Riley damit ausdrücken möchte ist, dass Jelena so etwas wie deine große Liebe sein soll. Eine Person, mit der man jeden Sturm bezwingt und sich nicht direkt von einem Blitz entzweien lässt.”
Das war Skinny langsam deutlich zu viel von seiner Gefühlswelt. Allerdings wusste Riley wohl nicht, dass man dieses Spiel auch ausgezeichnet gemeinsam spielen konnte. Skinny hatte oft genug mit zwielichtigen Gestalten herumgehangen, Leuten, deren Worten man besser keinen Glauben schenkte. Oder die von einem Moment auf den anderen zu gefährlich wurden. Wenn Skinny eines konnte, dann war es Menschen lesen.
“Und was ist mit dir?” Riley sah ihn deutlich verwundert an. “Verstehe, der Typ weiß also rein gar nichts. Echt mies für dich.” Er hatte keine einzige Frage stellen müssen. Was hier zwischen Justus und Riley passierte, das sah Skinny ganz deutlich. Genau so deutlich sah er, dass der erste Detektiv anscheinend keine Ahnung hatte, welche Gefühle hier wie involviert waren und das sah Skinny als perfekten Anlass, seinen alten Rivalen zu provozieren. Er griff nach seinem Handy und hielt es Riley entgegen. “Aber hey, ein Vorschlag meinerseits. Wenn Loverboy zu blöd ist, um ‘ne tolle Frau zu erkennen und Jelena mich sowieso in den Wind schießt, können wir uns gerne gegenseitig trösten.”
Justus schnaubte und beobachtete das ganze Schauspiel. Bildete er sich das ein, oder hatte Skinny gerade ihn ziemlich triumphierend angesehen, als würde er ihm eines auswischen?
“Halt die Klappe, Norris.” Skinny grinste nur noch breiter, während Riley einfach nur dastand und ihre Lippen aufeinander presste, so als wäre sie ein Kind, welches man beim Lügen erwischt hatte. Justus fragte sich zwar, woher Skinny den Typ kannte, der Riley nicht wahrnahm, allerdings fiel ihm dann auch wieder ein, dass der Andere eine Zeit lang in New York war und zusätzlich eine Affäre mit Julien gehabt hatte. Doch Justus schätzte Julien nicht gerade so ein, dass er mit dieser Information hausieren gehen würde. Trotzdem war es nicht mal die Tatsache, dass Skinny anscheinend den Namen von diesem Typen kannte, die Justus störte. Die Wut kroch erst langsam in ihm hoch, als er Riley dieses Angebot gemacht hatte. Als ob sie wirklich darauf eingehen würde, oder?
“Was’n dein Problem? Willst du wissen, wer der Typ ist?” Noch immer hatte Skinny sein Grinsen nicht verloren, wobei Justus nur schnaubte. “Ich habe wirklich andere Probleme, als mich darum zu kümmern. Und jetzt nimm dein blödes Handy runter, Riley wird dir sowieso nicht ihre Nummer geben.” Allerdings hörte Skinny nicht auf ihn, sondern fing nur an zu lachen. Justus erhob sich vom Boden. Ruhig sitzen bleiben konnte er nicht.
“Was soll’n das schon für Probleme sein? Ist mal wieder ‘n Papagei entflohen?”
Justus hatte damit begonnen, auf und ab zu gehen. Sein Blick wanderte zu Riley, die einfach nur stumm dastand und dieses dämliche Handy ansah, als ob sie wirklich mit dem Gedanken spielen würde, dem Vorschlag zuzustimmen. Justus merkte, wie sich seine Muskeln anspannten und sein Atem und Plus deutlich schneller gingen als zuvor. Krampfhaft versuchte er den Blick von Riley abzuwenden und unterbrach schließlich das dämliche Lachen von dem Älteren.

“Ganz ehrlich, ich wünschte, es wäre ein dämlicher Papagei. Aber nein, stattdessen hat uns ein Serienkiller auf dem Radar. Überall, wohin wir gehen, finden wir neue Leichen. Hinzu kommt, dass meine Freundin mit mir Schluss gemacht hat, weil ich mal wieder nicht genug war. Aber das reicht ja noch nicht. Dann ist da noch so ein kranker Typ, der sich selbst ‘Der Puppenspieler’ nennt und nicht nur, dass er uns schon fast umgebracht hätte. NEIN! Er muss sich meinen Onkel und meine Tante schnappen und statt sie endlich zu finden, sitze ich mit dir hier fest und muss dabei zusehen, wie du versuchst, Rileys Gutmütigkeit dir zu helfen, auszunutzen.” Justus hatte angefangen seinem Ärger laut Luft zu machen und war so in Rage, dass er keine Grenze mehr wahrnehmen konnte, weswegen er sich im nächsten Moment zu Riley drehte. “Und du bist auch noch so dumm und überlegst auf diesen Mist einzugehen!”
Noch als er diese Worte ausgesprochen hatte, bereute er sie. Erst recht, als er sah, wie Rileys Gesicht sich von Mitleid zu einer Distanz wandelte, die er zuletzt gesehen hatte, als Bob ihr eine Liebschaft mit Peter unterstellte. “So war das nicht…”, fing Justus auch schon an, wobei Riley nur schnaubte. “Doch, genau so war es gemeint”, schoss sie ihm entgegen, nahm Skinnys Handy, tippte ihre Nummer ein und gab es ihm schließlich wieder zurück. Skinnys Grinsen war komplett aus seinem Gesicht verschwunden, sowie der schuldbewusste Blick von Justus. Es war dem ersten Detektiv egal, ob Riley dies nun aus einer Art Trotz heraus getan hatte. Ihm passte es überhaupt nicht, dass sie es auch nur ansatzweise in Erwägung zog, mit Skinny Norris in irgendeiner Weise Kontakt zu halten.
Die Tür ging schließlich auf und Peter und Bob staunten nicht schlecht, als sie Skinny dort sitzen sahen. Justus schnaubte nur und drehte sich auf dem Absatz um. “Ich muss hier raus.” Damit lief er auch schon an den anderen beiden Fragezeichen vorbei, während Skinny nun deutlich mitgenommen zu Riley blickte.
“Mathilda und Titus? Scheiße.”

Chapter 95: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 9

Chapter Text

Bob und Peter sahen Justus einen Moment nach, bevor sich Bob in Bewegung setzte, um dem ersten Detektiv zu folgen. “Was war denn hier los?” Peter hatte sich unterdessen an Riley gewandt, welche nur leicht schnaubte. “Jonas ist eifersüchtig.” Es war Skinny, der auf Peters Frage antwortete und sich schließlich erhob. Peter sah noch immer zu Riley und seufzte. “Er meinte, ich wäre dumm.” Für sie war es eher dieser Kommentar, der sie nicht gerade friedlich stimmte. Sie ließ sich wirklich viele Dinge gefallen, aber ausgerechnet von Justus Jonas als dumm bezeichnet zu werden, das ging ihr wirklich zu weit. Natürlich wusste sie wohl besser als jeder andere, was der erste Detektiv gerade durchmachte. Immerhin neigte Justus dazu, seinen Schmerz nicht gerade in Worte zu fassen. Nur bei Riley brauchte er dies nicht. Sie war zwar noch nie zuvor in der gleichen Situation gewesen, aber das hieß nicht, dass sie sich nicht ausmalen konnte, welcher Schmerz gerade in ihm wütete. Doch der Kommentar ging entschieden zu weit, egal, wie er diesen am Ende nun gemeint hatte. Es gab ihm nicht das Recht, wild um sich zu schlagen, nur weil ihm eine Entscheidung ihrerseits nicht in den Kram passte.
“Das hat er bestimmt nicht so gemeint. Justus macht gerade ganz schön was durch und…” Riley unterbrach Peters Verteidigungsversuche. “Es ist mir egal, wie er es gemeint hat. Fakt ist, dass er es ausgesprochen hat.” Peter schwieg, da er es für das Beste hielt, nicht weiter darüber zu reden. Vielleicht würden die beiden später eine Lösung finden. Spätestens, wenn sie weiter zusammenarbeiten mussten. Das hatte sie zu Beginn auch zusammengeschweißt.

Bob hatte unterdessen Justus eingeholt, der anscheinend versuchte seine Wut in den Griff zu bekommen. Dass irgendetwas vorgefallen war, das sah wohl jeder. Doch die Frage war, was genau passiert ist. Zwar machte Bob innerlich schon Skinny für diese ganze Sache verantwortlich, aber dann wäre wohl eher Riley dem Anderen gefolgt. Sie war immerhin diejenige, die das komplizierte Hirn ihres ersten Detektivs verstand.
“Jetzt warte doch mal, Just. Willst du mir vielleicht sagen, was los ist?” Der erste Detektiv blieb stehen und atmete mehrere Male tief durch. “Was los ist? Deine Schwester hat gerade Skinny Norris ihre Nummer gegeben, um sich mit ihm für ein kleines Stelldichein zu treffen.” Bob runzelte die Stirn und schüttelte nur den Kopf. Er wusste durchaus, dass Justus bei solchen Aussagen nicht lügen würde, trotzdem hieß es nicht, dass er nicht irgendetwas missverstanden haben könnte. Genau das merkte der Dritte auch an, wobei Justus nur mit den Augen rollte.
“Bob, spar dir deine Kommentare, ich habe es ganz klar gehört. Ich saß immerhin ununterbrochen dabei. Skinny hat Riley sein Handy hingehalten, mit dem Kommentar, dass sie sich ja gegenseitig trösten könnten, wenn der Streit mit Jelena sich nicht legt. Selbst ich weiß, was das bedeutet.” Der Dritte blinzelte etwas ungläubig und wollte schon sagen, dass er auch nicht damit einverstanden wäre. Doch im Gegensatz zu Justus war er gerade nicht so blind vor Eifersucht. Das war auch der Grund, warum er sich noch genau an Rileys Kommentar erinnerte, als er ihr und Peter eine Affäre angedichtet hatte. “Wenn du nicht willst, dass sie mit jemand Anderem etwas anfängt, dann solltest du sie fragen, ob sie mit dir ausgeht.” Justus hielt einen Moment inne und atmete tief durch. “Darum geht es mir doch gar nicht. Ich verstehe einfach nicht, dass sie so dumm ist und sich auf Skinny Norris einlassen will. Ich, als ihr moralischer Kompass…” Justus wurde von Bob unterbrochen. “Meine Schwester ist alles andere als dumm und das weißt du ganz genau. Hast du dir vielleicht schon mal überlegt, dass der Kontakt zu Skinny äußerst vorteilhaft sein kann? Meine Schwester ist nicht wie ich, die sich durch sämtliche Betten schläft, um ihren Liebeskummer zu verdrängen, schon gar nicht mit Skinny. Wenn sie ihre Nummer an ihn weiter gibt, erhält sie auch seine und bei Skinnys Kontakten zu zwielichtigen Gestalten, ist das wirklich von Vorteil”
Das Gesicht, welches Justus in diesem Moment machte, bedeutete ganz klar, dass er so weit bestimmt nicht gedacht hatte. Bob wunderte es nicht und er fragte sich wirklich, warum der erste Detektiv nicht endlich dazu in der Lage war, seine Gefühle zu akzeptieren. Es war immerhin nicht mehr so, als würde er eine Freundin haben, die auf ihn wartete. Auch Bob hatte gerade ganz locker den Vorschlag gebracht, dass er mit ihr ausgehen konnte. Dementsprechend brauchte Justus hier auch keinen brüderlichen Schutz fürchten. Aber selbst das hatte Justus geflissentlich ignoriert.
“Ich sollte mich entschuldigen.” Justus wandte sich wieder Richtung Kirche, als auch schon Riley zusammen mit Skinny und Peter herauskam. Der erste Detektiv ging zielstrebig auf die Blonde zu, welche gerade ihr Handy von Skinny zurück bekam. Wenn Justus jetzt darüber nachdachte, konnte Bob durchaus recht haben und sie wollte einfach nur Skinnys Kontakte nutzen. Überhaupt war der Ältere gar nicht Rileys Typ. Justus wollte schon dazu ansetzen, Riley zu fragen, ob sie einen Moment alleine reden könnten, doch die Blonde schien einfach durch ihn hindurchzusehen. Ignorierte sie ihn etwa? Mitten in einem Fall?

“Also, Skinny hat uns angeboten, uns zu helfen. Es stellt sich heraus, dass er unseren Puppenspieler tatsächlich schon mal gesehen hat. Ich würde vorschlagen, dass wir zunächst zurück zum Gebrauchtwarencenter gehen und dort alles Weitere besprechen. Ist das für dich in Ordnung, Justus?” Die Art, wie Riley mit ihm sprach, verletzte ihn mehr, als der Augenblick, als sie Skinny einfach ihre Nummer gegeben hatte. Zwar arbeitete sie weiter, doch ihre Stimme war so distanziert, als wäre er ein Kommilitone aus dem Studium, den sie schlicht nach einem Abgabedatum fragte.
“Warum will Skinny uns helfen?” Das war es wohl fürs Erste mit einer Entschuldigung. Allerdings wusste Justus, dass er noch genügend Gelegenheiten haben würde. Spätestens, wenn sie sich wieder aufteilten. Immerhin war es schon beinahe wie ein unausgesprochenes Gesetz, dass Peter und Bob zusammenblieben und er eben mit Riley.
“Glaub es oder nicht, Jonas, aber von euch allen, mag ich deine Tante wenigstens. Ich hab’ die Lady gern.” Bob warf Peter einen unschlüssigen Blick bei der Aussage zu, während Justus ihn musterte. “Sehr clever. Versuchst du jetzt so Punkte bei Jelena zu sammeln, oder doch Riley?”
Skinny schnaubte leicht verächtlich. “Glaub, was du willst, aber Mathilda ist eine wirklich liebenswürdige Frau. Hatte immer eine Tasse Kaffee für mich, auch wenn ich gekommen bin, um euch eins auszuwischen. Außerdem ist sie eine der Wenigen, die mich wie einen Menschen behandelt und nicht wie ein Stück Trailer-Trash.” Justus machte gerade den Mund auf, um etwas zu sagen, als Riley einschritt: “Skinny kommt mit, ob es dir nun passt oder nicht.” Ungläubig blickte der erste Detektiv sie an, doch Riley ignorierte ihn. Schon wieder.

Wieder im Hause Jonas angekommen, wollte Justus auch schon gleich die ersten Informationen haben. Allerdings unterstellte er Skinny dabei weiterhin, dass es schlicht ein Vorwand wäre, gefolgt von der Behauptung, dass sie die Hilfe eines Kleinkriminellen nicht gebrauchen konnten.
“Hör mal, Erster, aber wenn er doch die Informationen hat, dann…” Justus unterbrach Peter bei dem Versuch Skinny nicht gleich davonzujagen. “Bitte, als ob er uns wirklich freiwillig helfen will. Wer sagt denn überhaupt, dass er tatsächlich mit Gewalt in diesen Sarg befördert wurde und er nicht einfach schon längst auf uns gewartet hat?”
Der Ältere hob nur abwehrend die Hände und wollte schon umdrehen, um aus der Küche zu verschwinden, als Riley kurz auf die Tischplatte schlug. Der laute Knall ließ alle Augenpaare zu ihr wandern, doch den Einzigen, den sie im Blick hatte, war Justus. “Es reicht. Hiermit entziehe ich dir den Fall, Justus.” Ungläubig trafen die braunen Augen auf Blaue, gefolgt von einem Kopfschütteln. “Du kannst mir den Fall nicht entziehen. Ich bin der erste Detektiv und es geht um-”, weiter kam er nicht, da Riley ihm über den Mund fuhr. “Um deine Verwandten. Du bist emotional zu befangen.” Peter öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch spürte dieser einen Moment später Bobs Hand auf seinen Arm.
“Ich bin überhaupt nicht zu befangen und ich lasse mir ganz bestimmt nicht den Fall entziehen, wenn meine Tante und mein Onkel in Lebensgefahr sind.” Justus wurde lauter, doch Riley konnte mithalten. Auch sie hob die Stimme und man hörte ihr genau an, dass sie keine Unterbrechung dulden würde. “Genau darum geht es doch. Hörst du dir eigentlich selbst zu? Du bist der logische Part von uns beiden, aber dabei versagst du gerade auf ganzer Linie. Du schreist herum, jammerst und willst sogar wichtige Informanten verjagen, weil sie dir emotional nicht in den Kram passen. Zu allem Überfluss beleidigst du mich auch noch und das weit unter der Gürtellinie, für eine Entscheidung in der du überhaupt kein Mitspracherecht hast. Also, nimm dir einen Kirschtee, recherchiere von mir aus bezüglich Jack the Ripper, aber geh mir bloß aus den Augen. Gerade bist du nämlich weder ein Meisterdetektiv noch der erste Detektiv, höchsten ein mittelklassiger Hobbyschnüffler.” Riley sah zu Bob und Peter hinüber. “Seid ihr mit meiner Entscheidung einverstanden?” Vorsichtig nickten beide, sahen Justus dabei allerdings nicht an. Dieser stand der Mund offen und doch wusste er nicht, was er sagen sollte. Er war es so gewohnt, das Kommando zu übernehmen und dass nur in seltenen Fällen seine Entscheidungen angezweifelt wurden, aber das gerade. Davon abgesehen hatte er Riley noch nie so direkt und wütend erlebt, wie in diesem Moment. Trotzdem fühlte er sich einfach nur verraten.
“Schön, dann mache ich eben alleine weiter.” Damit drehte er sich auf dem Absatz um und zögerte einen Moment, in der stillen Hoffnung, dass man sich nun bei ihm entschuldigen würde. Doch alles, was Riley sagte, war: “Solange du mir damit nicht in die Quere kommst.” Damit verließ er den Raum und machte sich auf den Weg in die Zentrale.

“Das war hart.” Bob war der Erste, der seine Stimme wiederfand, während Riley schluckte und sich mit zitterndem Atem wieder an den Tisch zurück setzte. “Nichts gegen dich, Bobbina, aber glaubste echt, du schaffst das ohne Jonas?” Riley schluckte und schüttelte leicht mit dem Kopf, versuchte krampfhaft die Fassung zu wahren und nicht gleich in Tränen auszubrechen. “Nicht wirklich. Wir brauchen Justus. Ich brauche Justus. Aber im Moment ist er leider nicht er selbst.”

Chapter 96: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 10

Chapter Text

Riley wusste genau, dass es für Justus schwer sein würde, sich nicht in den Fall einzumischen. Aber sie hatte wirklich Sorge, dass er mit möglichen Konsequenzen noch weniger zurechtkommen würde, als er es ohnehin schon tat. Sie alle waren emotional involviert, aber Justus traf diese ganze Situation am meisten. Gerade schien sein Leben nur den Bach runterzugehen. Sie würde ihm nach der Lösung des Falls alles in Ruhe erklären, aber im Moment gab es wichtigere Dinge.
Sie schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch und auch wenn sie innerlich gerade an der ganzen Situation zu zerbrechen schien, trug sie es wenigstens nicht mehr nach außen. “Also, Skinny. Was hast du für uns?” Möglichst schnell in die Arbeit stürzen, um keine anderen Gedanken zuzulassen, war in ihren Augen das Beste, was sie im Moment tun konnte. “Also, dieser Delgado, war vor einem Jahr auf jeden Fall noch ein kleines Licht. Hat hier und da mal was geklaut und konnte sich nur schwer von dem abgebrannten Theater trennen, wo er als dieser Maskentyp gearbeitet hat.” Peter folgte nicht ganz und sah Skinny dementsprechend an. “Maskentyp? War er Schauspieler, oder wie darf man das jetzt verstehen?” Skinny winkte ab. “Ne, halt dieser Typ, der die Leute schminkt oder Masken macht.” Bob schmunzelte etwas bei der Erklärung. “Du meinst Maskenbildner.” Skinny winkte nur ab, als ob man ihn auch ohne den korrekten Begriff gut verstehen würde und sprach anschließend weiter. “Jedenfalls war er wohl für 'ne Zeit im Gefängnis und kam dann offensichtlich als euer Puppenspieler zurück. Vielleicht haben die ihn wegen guter Führung entlassen oder so.”
Riley nickte bei den Informationen. “Jetzt wäre Cotta ganz nützlich, aber dann müssen wir wohl selbst nachforschen.” Peter und Bob konnten dem nicht widersprechen. Aber immerhin hatte der Dritte dem Inspektor eine Nachricht mitgegeben. Vielleicht schaffte er es, ihnen irgendwie brauchbare Informationen zuzuspielen.
“Dieses Theater, kann man da noch rein?” Riley vermutete, dass er womöglich dort Titus und Mathilda gefangen halten könnte. Immerhin schien dieser Ort einen emotionalen Wert zu haben, wenn er sich nur schwer davon trennen konnte. Skinny schüttelte allerdings mit dem Kopf. “Ne, Bobbina. Das Ding bricht in sich zusammen, wenn man es nur schief ansieht. Da geht keiner freiwillig rein. Hat sogar vor einem Jahr noch mal dort gebrannt. ’N paar Penner haben vergessen, ihr Feuer zu löschen. Hab’ gehört, die wollen das Ding demnächst abreißen und irgendeinen Parkplatz oder so hinbauen.”
Innerlich strich Riley das Museum zunächst von ihrer Liste. “Kannst du nochmal in deinen Taschen nachsehen. Bisher hat der Puppenspieler immer irgendwelche Hinweise hinterlassen.” Skinny zuckte mit den Schultern und durchsuchte seine Hosentaschen. Schließlich zog er tatsächlich einen Zettel hervor und reichte ihn der Blonden. Er wollte gerade noch einen Kommentar dazu abgeben, als sein Handy klingelte. “Shit, die wird sauer sein.” Bob schaute kurz auf das Display des Anderen und erkannte Jelenas Namen. Skinny verzog sich einen Moment später in den Flur, um zu telefonieren.

“Was steht auf dem Zettel?” Peter hatte sich zu Riley gebeugt und diese runzelte etwas die Stirn. “Irgendeine Art Geheimbotschaft.” Die Symbole der Sternzeichen waren auf dem Papier gemalt, ohne auch nur einen Anhaltspunkt darüber, ob es sich hierbei um Buchstaben oder Zahlen handeln sollte. Außerdem war nicht ein einziges Symbol übersetzt, sodass man die anderen irgendwie ableiten könnte.

♊︎♊︎☼♌︎♌︎*♋︎♍︎’♊︎**♈︎♋︎-♈︎♈︎♏︎☼⊗♐︎*♊︎⊗’♊︎**♑︎♋︎

Riley faltete den Zettel wieder zusammen. “Darum kümmern wir uns später. Er wird uns ohnehin keinen Hinweis darauf geben, wo die beiden sind.” Bob runzelte die Stirn, so als wäre er sich bei dieser Aussage nicht ganz so sicher. “Er spielt mit uns. Ich meine, bisher haben wir nicht einen Hinweis bekommen, der uns zu dem führt, was wir wirklich finden wollten.” Da war sie sich zumindest sehr sicher. Sie wollte die Hinweise, die sie durch Skinny erhalten hatten, nicht ruhen lassen. Außerdem glaubte sie nicht, dass der Puppenspieler mit zwei Geiseln aus Rocky Beach geflüchtet war. Vielmehr war es wahrscheinlicher, dass er sie hier irgendwo gefangen hielt und nur darauf wartete, dass sie den falschen Fährten folgten. Jedenfalls bis er bereit war, dass Justus seine Verwandten tot auffand. Was sich Jack und der Puppenspieler davon erhofften, wusste Riley auch nicht so genau. Immerhin hätten sie Justus dann so weit, dass er nichts mehr zu verlieren hätte.

“Wenn ich nicht gleich verschwinde, bin ich bei Jelena komplett unten durch. Wahrscheinlich gebrandmarkt von dir Andrews.” Skinny war wieder in der Küche und schaute nochmals zu Riley, so als warte er auf eine Erlaubnis. “Schon gut, wir schaffen das. Danke für deine Hilfe.” Er zuckte mit den Schultern. “Meld’ dich, sobald ihr sie findet.” Riley stimmte der Bitte zu und damit verließ Skinny schließlich das Haus.
“Meinst du nicht, wir sollten vielleicht noch mal mit Justus reden?” Peter schien unsicher zu sein, allerdings schüttelte Riley nur mit dem Kopf. “Ist besser so, wer weiß, was er noch anstellt. Er braucht einen kühlen Kopf und den hat er im Moment nicht. Ich meine, er hat sich von Skinny provozieren lassen.” Sie schnaubte leicht, so als wäre ihr der letzte Punkt nicht wirklich begreiflich. Peter öffnete schon den Mund, um ein Argument vorzubringen, doch die Blonde schob ihren Stuhl geräuschvoll zurück und erhob sich. “Versuch es erst gar nicht. Ich bin immer noch sauer und es ist besser für die Lösung des Falles, wenn Justus nicht daran beteiligt ist.” Bob äußerte sich dazu nicht und nickte Peter schlicht zu. Er wusste, dass er seine Schwester nicht überzeugen konnte und so würden sie Justus fürs Erste ausschließen. Wohl fühlte er sich damit auch nicht, aber solange sie den Fall lösten. Außerdem konnte Riley den ersten Detektiv in vielen Dingen besser einschätzen als Peter und Bob.
“Also, ihr habt mögliche Orte für die Nummer gefunden?” Bob bestätigte ihre Annahme. “Gut, dann klappert ihr bitte diese Orte ab. Es sollte hier in Rocky Beach und in der näheren Umgebung sein. Ich bezweifle, dass Jack oder der Puppenspieler uns nur aus der Ferne beobachten würden.” Bob runzelte die Stirn. “Und was machst du in der Zeit?” Beinahe hoffte er doch, dass sie mit Justus reden würde, um ihn wieder auf die richtige Bahn zu lenken. Allerdings schien seine Schwester deutlich andere Pläne zu haben.
“Ich werde weiter über unseren Puppenspieler und seine Zeit im Theater und im Gefängnis forschen.” Peter und Bob nickten und erklärten, dass sie sich melden sollte, sobald sie neue Informationen hatten.

Riley sah noch dabei zu, wie die beiden ins Auto stiegen und schließlich den Hof verließen. Sie wandte sich vom Fenster ab und schluckte. Die Entscheidung, die sie getroffen hatte, war alles, aber nicht leicht. Sie hatte genau gesehen, wie wütend Justus auf sie gewesen war. Aber nicht nur auf sie. Ja, sie hatte ihn vielleicht verraten und vielleicht würde er ihr das nicht so schnell verzeihen. Aber es war besser so. Besser für ihn.
Sie spürte, wie die ersten Tränen ihre Wangen einnahmen und ging beinahe wie betäubt auf das Sofa zu. “Fünf Minuten", sie flüsterte die Worte, so als wolle sie sich selbst in Erinnerung rufen, dass sie sich mehr Zeit nicht geben durfte. Aber diese fünf Minuten brauchte sie. Mit zitternden Händen nahm sie ihre Brille ab, fasste ein Kissen und erstickte damit einen Moment später die Schreie, die ihr über die Lippen kamen. Immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche. Ihr Herz verkrampfte und es war, als würde man ihr es entreißen. Ihre Knie gaben nach. Sie ließ sich auf den Boden sinken und ließ alles raus. All die Emotionen, die sie in dieser Situation nicht zeigen wollte. Nur fünf Minuten alles rauslassen, bevor sie wieder funktionieren musste.

Chapter 97: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 11

Chapter Text

Justus hatte sich im Wohnwagen eine neue Fallakte angelegt, mit allen Informationen, die er bisher gesammelt hatte. Doch der Groll saß tief und er konnte sich kaum konzentrieren. Immer wieder unterbrachen ihn seine Gedanken, sodass er mit seinen Überlegungen zum aktuellen Fall neu anfangen musste. Gerade als er meinte, er hätte einen passenden Hinweis, einen Zusammenhang entdeckt, tauchte wieder das Gesicht seiner Freunde vor ihm auf. Riley, die ihm einfach diesen Fall entzog, obwohl sie wusste, wie wichtig es für ihn war, seine Tante und seinen Onkel wiederzufinden. Natürlich war er gerade emotional, aber wer wäre es nicht? In diesem Sinne hatte der erste Detektiv durchaus mehr Nachsicht erwartet. Gerade von Riley, die sonst immer für alles Verständnis hatte.

Der Student wandte sich von der Tafel ab und ging auf das Regal der Zentrale zu, wo Bob noch einige Recherchearbeiten hinterlegt hatte. Vielleicht half ihm ein alter Fall weiter. Dieser Delgado schien immerhin kein unbeschriebenes Blatt, wenn selbst Skinny ihn kannte. Vielleicht hatten sie einst Nachforschungen zu ihm angestellt und er wusste es nur nicht mehr, weil er damals kein relevantes Puzzleteil war.
Justus zog einen der Kartons hervor und versuchte noch das Niesen zu unterdrücken, welches schon in seiner Nase kitzelte, als der Staub aufwirbelte. Seit sie in Los Angeles studierten, blieb nicht mehr so viel Zeit, die Zentrale zu putzen. Nicht, dass er dies gerne tat, aber es war nun mal ein notwendiges Übel. In dem ersten Karton fand er nichts, was ihm weiterhelfen würde und so begann er damit nacheinander verschiedene Kartons aus dem Regal zu ziehen und fluchte, als eines der Bücher dabei zu Boden fiel. Beim Aufheben blickte er auf ein altes Foto der Zwillinge, die ihm breit entgegen grinsten. Riley hatte damals noch zwei lange geflochtene Zöpfe gehabt und Bob war um einiges kleiner als seine Schwester gewesen.
Eigentlich wollte er das Album zuklappen und es zurück an seinen Platz stellen, als ihm die Schramme am Knie von Riley auffiel und er sich an etwas erinnerte.

Die vierte Klasse war für den ersten Detektiv leicht zu überstehen. Der Schulstoff war für den Jungen einfach und er hatte sogar wirklich gute Freunde in Peter und Bob gefunden. Nicht, dass er ständig mit ihnen etwas unternahm, immerhin hatten sie auch unterschiedliche Interessen.
In der großen Pause war wieder so ein Moment. Bob wollte noch schnell seine Hausaufgaben für die nächste Stunde anfertigen, während Peter mit einigen anderen Mitschülern Basketball spielte. Justus hingegen hatte die Zeit zum Essen genutzt. Er hätte natürlich auch Bob helfen können, allerdings fand er das nicht gerade fair.
Sein Weg zu den Jungstoiletten führte ihn am Zimmer der Schulkrankenschwester vorbei, deren Tür offen stand. Auf der einzigen Liege im Raum saß Riley, mit einem großen Pflaster auf dem Knie. Er hätte einfach weitergehen können, aber da die Blonde Bobs Schwester war und zudem den Kopf in den Nacken legte, um ihre blutende Nase am Laufen zu hindern, beschloss er, den Raum zu betreten. “Du machst das im Übrigen falsch.” Riley sah ihn durch ihre großen, runden Brillengläser verwirrt an. “Du musst deinen Kopf nach vorne beugen und dann den kalten Waschlappen in den Nacken legen. Dass man den Kopf nach hinten streckt, ist ein weitverbreiteter Irrglaube.” Riley nickte kurz und folgte schließlich seiner Erklärung, bevor ein kurzes “Danke” kam.
“Bist du hingefallen?” Vielleicht sollte er Bob Bescheid geben, dass seine Schwester hier war. Aber zunächst wollte Justus wissen, was mit ihr passiert war. Es könnte sonst gut möglich sein, dass Bob gleich annahm, dass Riley schwer krank war. Dass man in solchen Situationen die Eltern oder einen Krankenwagen kontaktieren würde, auf die Idee würde er vermutlich nicht kommen.
“Nicht wirklich. Brian hat sich über Bobs neue Brille lustig gemacht und wollte nicht aufhören. Ich hab’ ihn gewarnt, ganz wirklich. Und dann hat er mich ausgelacht und dann geschubst.” Justus runzelte die Stirn. “Das erklärt dein Knie. Aber was ist mit deiner Nase passiert?” Riley tastete mit einem Taschentuch an den Nasenlöchern entlang und stellte schließlich fest, dass kein Blut mehr daraus floss, weswegen sie sich nun aufrichtete und Justus ansah. “Ich bin aufgestanden und hab’ Brian umgeworfen und ihn dann gehauen. Darum hat er mich gehauen. Irgendwann kam dann Mrs. Wilkens und hat geschimpft. Sie sagt, dass ein Mädchen sich nicht prügelt. War ihr total egal, dass er vorher gemein war.”
Justus nickte kurz und schenkte Riley anschließend ein Lächeln. “Ich bevorzuge lieber einen Kampf mit Kommunikation, aber ich verstehe, dass du sauer warst. Außerdem ist Bobs neue Brille doch toll.”

Justus schmunzelte leicht. Wenn er so darüber nachdachte, hätte es keinen von ihnen wundern sollen, dass Riley sich irgendwann für Kampfsport interessiert hatte. Zudem war es nicht der letzte Vorfall, wenn es um körperliche Auseinandersetzungen und Riley galt. Er erinnerte sich noch daran, wie sie einem ihrer Mitschüler mal die Nase gebrochen hatte, nachdem dieser Bob in einen der Mülleimer gesteckt hatte. Auch wenn Bob sich inzwischen als der Beschützer aufspielte, so war es doch viel zu häufig andersherum gewesen. Justus erinnerte sich auch noch daran, wie Riley jeden ausgeschimpft hatte, der das Detektivtrio nach dessen Entstehung ausgelacht hatte. Justus blätterte weiter in dem Album und vergaß dabei, dass er eigentlich noch sauer auf seine Freunde war. Er entdeckte Bilder von den drei Detektiven, ihre erste Visitenkarte, die Geburtstagsfeiern. Vereinzelt waren auch Bilder von Bob und Riley enthalten, da die Blonde nie viel mit ihnen unternommen hatte. Inzwischen ärgerte sich der erste Detektiv darüber, wenn er bedachte, was für eine starke und intelligente junge Frau aus ihr geworden war. Er blätterte weiter und blickte schließlich auf ein Bild, welches Riley mit kürzeren Haaren zeigte. Soweit er von Bob wusste, hatte Tiffany ihr Kaugummi in die Längen geklebt und fand dies überaus amüsant. Bis Riley einfach ihre Schere zur Hand genommen hatte und sich mitten im Unterricht die Haare abschnitt. Natürlich hatte ihre Mutter sie anschließend zu einem Friseur gebracht und Justus hatte ihr als Aufmunterung gesagt, dass sie hübsch damit aussah. Bob hingegen war da weniger feinfühlig gewesen und meinte, dass sie fast die gleiche Haarlänge hätten und sie nun mehr wie Zwillinge aussahen.
Schließlich sah Justus ein Foto, welches kurz vor Rileys Umzug aufgenommen wurde. Auch hier lächelte sie breit in die Kamera, aber etwas stimmte hier nicht. Wenn er ganz genau hinsah, erreichte das Lächeln ihre Augen nicht. Wobei ihm dann die letzte längere Unterhaltung zwischen Riley und ihm einfiel.

Justus kam gerade über das Gelände des Gebrauchtwarencenters von einem Fall zurück. Eigentlich hatte er niemanden mehr erwartet, immerhin waren Peter und Bob direkt nach Hause gegangen. Er betrat die Veranda und fand dort Riley vor, in die Seiten von Sir Arthur Conan Doyle vertieft. Sherlock Holmes und eine Studie in Scharlachrot. Er hatte gar nicht gewusst, dass die Blonde solche Bücher las - oder überhaupt besaß. Allerdings fiel ihm schließlich etwas auf. Es handelte sich nicht einfach um irgendeine Ausgabe, sondern um sein Buch. Anscheinend hatte Tante Mathilda es ihr zum Lesen gegeben. Kurz räusperte sich der erste Detektiv und nachdem sie von den Seiten aufsah, setzte er sich neben sie auf die Holzbank. “Du könntest auch einfach mich fragen, wenn du meine Bücher lesen willst.” Er konnte es jedenfalls niemandem verübeln, immerhin hatte er einen hervorragenden Geschmack, was Literatur betraf. Jedenfalls behauptete Justus das gern von sich selbst. “Sorry, ich hab’ es fast durch, dann kannst du es wieder haben.” Er winkte ab. “Du kannst es mir auch einfach Montag in der Schule geben.” Immerhin besuchten sie die Gleiche und selbst wenn nicht, konnte sie es noch immer Bob mitgeben. Der ging damit immerhin sorgfältig um, im Gegensatz zu Peter. Wie der zweite Detektiv es schaffte, Seiten zu knicken, ohne das Buch dabei aufzuschlagen, war Justus noch immer ein Rätsel.
“Das geht nicht. Ich zieh’ doch um.” Ihre Stimme klang ruhig und Justus musste ein Mal mehr den großen Unterschied der Zwillinge feststellen. Bob nahm diese ganze Scheidung und der Umzug von Mutter und Schwester scheinbar deutlich mehr mit, als Riley. Vielleicht hatte sie auch einfach nicht so viel mitbekommen? Obwohl, er sich das kaum vorstellen konnte. “Ist bestimmt, nicht einfach, ans andere Ende von Amerika zu ziehen.” Zu seinem Erstaunen winkte Riley mit einem Lächeln ab. “Ach, das wird schon. Ich hab’ ja selbst gesagt, dass ich mit Mom gehe und Bob hier bleibt. Außerdem kann er ja schlecht von New York aus ermitteln. Was wären die drei Fragezeichen ohne Bob Andrews.” Justus nickte und staunte wirklich über den ganzen Optimismus, den Riley anscheinend hatte. Er selbst hätte vermutlich zu viel Angst, einfach seine Heimat, seine Freunde und alles Vertraute zu verlassen und nochmal ganz von vorn anzufangen.

Aber Riley war damals nicht optimistisch gewesen. Wenn Justus heute an das Gespräch zurück dachte, war sie traurig gewesen, nur hatte sie es einfach nicht gezeigt. Sie wollte ihrem Bruder kein schlechtes Gewissen machen und ihm eine äußerst schwere Entscheidung abnehmen. Oder eben eine schwere Konsequenz. Denn Riley hatte damals durchaus recht mit ihrer Aussage gehabt. Was wären die drei Fragezeichen ohne Bob Andrews gewesen?

Er packte schließlich das Album in das Regal zurück und hatte den Entschluss gefasst, doch mal im Haus vorbeizusehen, als es an der Zentrale klopfte. Vorsichtig ging der erste Detektiv zur Tür und öffnete diese erst ganz, als er einen Jungen davor stehen sah, mit einem großen Umschlag in der Hand. “Hey, bist du von den drei Detektiven?” Justus runzelte die Stirn, nickte dann aber. “Ich muss dringend meine Mom anrufen. Mein Handy ist kaputt und nach Hause laufen ist zu weit. Kann ich kurz rein?”
Justus zögerte einen Moment und wollte zunächst nicht die Tür weiter öffnen, als er auf dem Umschlag die Handschrift des Inspektors erkannte. Hoffentlich schöpfte nur niemand Verdacht, für den Fall, dass sie beobachtet wurden.
Er ließ den Jungen eintreten, der einen Moment später den Inhalt des Umschlages an Justus weiter reichte und anschließend den Hörer in die Hand nahm. Er wählte eine Nummer und erklärte, dass er abgeholt werden wollte. Anschließend bedankte er sich bei Justus und verließ die Zentrale wieder.
Der erste Detektiv war nur gespannt, was der Inspektor ihm mitzuteilen hatte und hoffte, dass es ihn in diesem Fall weiterbringen würde.

Chapter 98: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 12

Chapter Text

Bob und Peter hatten bisher wenig Erfolg mit ihrer Suche gehabt. Den Bahnhof und die Gebäude, in denen Container untergebracht waren, hatten sie komplett durchgesucht. Allerdings ohne Erfolg. “Vielleicht befindet sich Jack doch außerhalb von Rocky Beach." Eine Mutmaßung, der Peter mit einem Nicken zustimmte. Das einzige Problem an der Geschichte war, dass sie keine Zeit hatten, nun auch andere Gegenden abzuklappern. Je länger sie brauchten, desto eher die Wahrscheinlichkeit, dass Titus und Mathilda… Er wollte diesen Satz nicht mal zu Ende denken. “Also zurück zur Zentrale.” Im Moment kamen sie ohnehin nicht weiter und vielleicht hatten Justus und Riley sich wieder vertragen und hatten doch noch eine Idee.
Peters Handy klingelte, allerdings war es keiner der Detektive, sondern Jeffrey. Er warf einen fragenden Blick zu Bob, so als wolle er um Erlaubnis bitten, das Gespräch zu führen. Bob nickte nur. Er wusste, dass sich beide auf eine Freundschaft geeinigt hatten und wenn er darüber nachdachte, dass sich Peter für ihn entschieden hatte, brauchte er nun wirklich nicht eifersüchtig zu sein. Peter hob ab und hörte auch schon Jeffrey, allerdings deutlich schlechter. “Hey Pete, Skinny hat mir erzählt, was bei euch abgeht. Wenn ihr also Hilfe braucht…” Peter unterbrach seinen Ex. “Sag mal, wo bist du gerade? Hört sich an, als wärst du mitten auf einer Baustelle.” Bobs Augen leuchteten. Vielleicht hatten sie doch noch nicht alle Optionen durch und Jeffrey war die letzte Spur, der sie folgen mussten.
“Am Strand, wollte noch eine Runde in die Wellen. Die bauen hier gerade und…” Wieder unterbrach Peter ihn und erklärte, dass sie gleich zu ihm kommen würden, bevor er auch schon auflegte. Bob sah seinen Freund etwas verwirrt an. “Die Schließfächer am Strand. Die haben wir nicht in Erwägung gezogen, weil wir nicht wussten, dass sie dort bauen.” Bob lächelte und hoffte nur, dass sie diesmal mit der Annahme richtig liegen würden. Hoffentlich waren sie nicht zu spät und was immer der Puppenspieler und Jack dort wollten, würde noch da sein.

Der Weg zum Strand war mit dem Auto nicht sonderlich weit und Bob merkte noch an, dass sie doch gar nicht wussten, wo Jeffrey genau surfte. Immerhin war die Gegend doch größer, als man erwarten würde. “Um die Uhrzeit gibt es im Grunde nur eine Stelle, die er bevorzugt.” Peter musste es ja wissen. Nicht weil er einige Zeit mit ihm zusammen gewesen war, sondern weil er sein Hobby teilte.
Nachdem sie einen Parkplatz gefunden hatten, sah man in einer gewissen Entfernung die Fahrzeuge der Baustelle. Offenbar hatten sie ihre Arbeit jetzt niedergelegt und würden erst am nächsten Tag damit weitermachen. Gerade als die beiden Detektive ausgestiegen waren, staunten sie nicht schlecht. Detective Nolan kam mit einer Tüte auf den Parkplatz geschlendert. Offenbar war er weniger erstaunt, die beiden Detektive hier zu sehen. “Peter, Bob? Noch mal eine Runde in die Wellen?”, fragte er und die beiden grüßten ihn kurz. “Nein, wir treffen uns mit einem Freund. Und Sie? Ich meine, was machen sie in Rocky Beach?” Bob musterte ihn etwas und erkannte Packungen von chinesischem Essen in der Tüte. Der Detektive seufzte. “Eigentlich hatte ich einen freien Tag, aber euer Inspektor bat mich um Hilfe.” Er zwinkerte kurz und Peter sah es als Zeichen, dass er ihnen helfen wollte. Anscheinend war ihm genauso bewusst, dass sie jederzeit beobachtet werden konnten. “Dann wollen wir sie nicht weiter stören.” Bob lächelte freundlich und verabschiedete sich, bevor beide Detektive sich auf den Weg zu Jeffrey machten, der schon an den Spinden warten würde.
“Ist es in Ordnung, wenn ich deine Hand halte, oder könnte das vor Jeffrey komisch werden?” Bob wollte wirklich nicht, dass Peter wegen seiner Entscheidung doch noch für böses Blut sorgte. Allerdings griff dann der Rotschopf schon nach seiner Hand und sie gingen gemeinsam weiter.

Bei den Spinden angekommen, lächelte Jeffrey breit und grüßte das Paar. “Du bist wirklich nicht sauer, weil ich dir den Freund ausgespannt habe?” Bob klang unsicher, doch der Surfer winkte ab. “Ich hab’ Peter gesagt, dass wir Freunde bleiben, außerdem wusste ich, worauf ich mich einlasse. Bin nur froh, dass er in guten Händen ist.” Bob nickte sachte, wobei Peter schließlich das Gespräch unterbrach. “Wir sollten uns an die Arbeit machen, es muss einfach der Spind sein.” Jeffrey trat zur Seite und gemeinsam suchten sie schließlich nach der passenden Nummer. Jeffrey fand sie schließlich und Peter holte sein Dietrichset heraus. Bob und Jeffrey stellten sich so vor ihn, dass man ihn nicht genau sah und man die Situation als ganz normal empfinden könnte. Drei Freunde am Strand und während sich zwei unterhielten, öffnete der Dritte seinen Spind. Er brauchte hierzu wirklich nicht lang, immerhin war er durchaus in Übung. Keine zwei Minuten später öffnete sich das Schloss und der Zweite zog einen USB-Stick hervor. Gerade wollte Bob sagen, dass sie so schnell wie möglich damit zur Zentrale gehen sollten, als sein Handy klingelte - Justus.

Riley hatte wirklich die fünf Minuten genutzt, um alles rauszulassen, bevor sie sich auch schon an den Laptop setzte, den Justus ihnen nach der Schreckensnachricht zur Verfügung gestellt hatte. Er war alt, aber wenigstens arbeitete er. Sie durchforstete das Internet nach Zeitungsartikeln zum Theater und zum Puppenspieler. Nach einiger Zeit stieß sie schließlich auf den Artikel, der verkündete, dass sie die Überreste vom Theater abreißen wollten. Die Entscheidung hatte so lange auf sich warten lassen, da der Keller noch intakt war und man nicht wusste, ob das Gebäude an sich historisch genug war, um diesen zu erhalten.
Der Keller…
Riley sah auf ihre Uhr und musste feststellen, dass sie schon viel zu lange gebraucht hatte, um hierhin zu gelangen. Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Justus war noch immer in der Zentrale. Das verriet ihr das Licht, das dort brannte, als sie aus dem Fenster blickte. Bob und Peter waren noch unterwegs. Vielleicht war es auch besser so. Der Puppenspieler war gefährlich und besser war es, wenn die beiden nicht ins Kreuzfeuer gerieten, sondern im Notfall die Polizei kontaktieren konnten. Dennoch würde sie Hilfe brauchen. Zum einen jemand, der sie dort hinfuhr, zum anderen, der draußen wartete und Hilfe anforderte, sollte sie keinen Empfang mehr haben. Riley ging zur Haustür und suchte schnell nach dem passenden Kontakt. Justus würde sie weiter raushalten.
“Skinny, sorry, dass ich dich da mit reinziehe, aber holst du mich vom Gebrauchtwarencenter ab. Könnte gefährlich werden.” Sie legte auf und eilte schließlich zum Tor, wo sie einige Minuten später abgeholt wurde.

Justus schaltete das Licht ein, als es in der Zentrale zu dunkel wurde. Noch immer schien niemand eine Spur von seiner Tante und seinem Onkel zu haben und er hoffte, dass die Informationen des Inspektors weiterhelfen würden. Anscheinend hatte er wirklich sämtliche Informationen zu dem Puppenspieler zusammengetragen und je mehr er davon las, desto mehr wurde ihm die Gefahr bewusst, in der sie sich alle befanden.
Angefangen hatte es mit kleinen Diebstählen, anscheinend hatte das Geld, welches er im Theater verdiente, nicht zum Überleben gereicht. Anschließend ging er zu kleinen Raubüberfällen über. Gefasst wurde er nicht, da es keine Hinweise auf ihn gab. Schließlich beschäftigte er sich mit dem Bau von Bomben und nachdem er damit sogar Gebäude in die Luft sprengen konnte und dies auch getan hatte, wurde er festgenommen. Im Gefängnis selbst gab es keine Vorkommnisse, aber er hätte eigentlich noch nicht auf freiem Fuß sein dürfen. Soweit der Inspektor geschrieben hatte, war er geflohen und keiner wusste, wie er es geschafft hatte. Man vermutete allerdings, dass einige der Wachen geschmiert wurden. Justus selbst kam eher Jack ins Gedächtnis. Wer wusste schon, wie viel Einfluss dieser Mann wirklich hatte.
Diese neuen Informationen würde Riley auf jeden Fall brauchen und da war es ihm egal, ob sie ihm den Fall entzogen hatte. Er kramte die Papiere zusammen und machte sich auf den Weg ins Haus. Allerdings fand er dieses leer vor und als selbst nach einigem Rufen niemand reagierte, warf er einen Blick auf den Laptop. Vielleicht hatte sie weitere Spuren entdeckt und…
Justus stockte der Atem und die letzten Puzzleteile schienen sich zusammenzufügen. Er warf die Blätter, die ihm Cotta hatte zukommen lassen, auf den Wohnzimmertisch und machte sich auf den Weg nach draußen. Schnell wählte er Bobs Nummer, in der Hoffnung, dass sie bei ihr waren und sie von ihrem Vorhaben abhalten konnten. Bob erklärte allerdings, dass er und Peter am Strand das Schließfach gefunden hatten und Riley eigentlich nach Informationen googeln wollte. Als er die schon beinahe panische Erklärung vom ersten Detektiv bekam, was er alles herausgefunden hatte, stutze Bob. “Aber wenn Riley nicht im Haus ist… Vielleicht…” Justus schnitt ihm das Wort ab.
“Kein vielleicht, Dritter. Deine Schwester macht genau das, was sie immer getan hat. Sie beschützt Andere und ignoriert dabei sich selbst. Ich fahre zum Theater, macht ihr euch auch auf den Weg. Wir treffen uns dort.”
Justus eilte in die Garage und hoffte nur, dass er nicht zu spät sein würde. Schließlich zog er sein Motorrad heraus.

Chapter 99: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 13

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

“Meinste nicht, wir hätten wenigstens Jonas Bescheid geben sollen?” Skinny sah etwas unschlüssig auf das Theatergebäude. Ein Teil der Außenwand lag im schwarzen Schutt verteilt auf dem Platz. Die übrige Fassade sah mehr danach aus, als hätte man versucht, ein Gebäude auf Kohle zu bauen. Deutlich sichtbar ragten einige Metallpfeiler heraus, die wohl mal die tragenden Wände gehalten hatten. Die Fenster waren herausgesprungen und hatten den hohen Temperaturen nicht standhalten können und noch immer schien ein leichter Geruch von brennendem Holz in der Luft zu liegen. Aber auch wenn nur noch scheinbar die Hälfte des Theaters stand, so würde wohl niemand bei klarem Verstand dieses betreten. Fakt war aber auch, dass der Puppenspieler nicht zu diesen Personen zählte.
“Nein. Jetzt sei ruhig und hilf mir lieber, einen Eingang zum Keller zu finden.” Riley schaltete die Taschenlampe ihres Handys ein. Soweit sie es auf den Bauplänen gesehen hatte, gab es keine Fenster in dem unteren und intakten Part des Gebäudes. Außerdem sollte man gut hören können, sollte sich eine weitere Person nähern.
Riley war durchaus dankbar für Lesleys Fähigkeiten, anders wäre sie wohl nie an einen Bauplan des Gebäudes gekommen. Ein kurzer Anruf und ihre beste Freundin klemmte sich hinter. Eigentlich hätte sie sich gern länger mit ihr unterhalten. Vor allem, als sie erwähnte, dass sie sich zu ihrem zwanzigsten Geburtstag nächsten Monat schon ein Flugticket geholt hatte. Aber im Moment hatte die Blonde wirklich andere Prioritäten.

Skinny pfiff kurz durch seine Zähne und bekam so Rileys Aufmerksamkeit. Er deutete auf eine eiserne Tür, welche im Boden zwischen dem intakten Teil des Gebäudes eingelassen war. Riley nickte und schluckte. Jetzt gab es keinen Rückzieher mehr. Sie hoffte inniglich, dass sie Titus und Mathilda vollkommen unberührt wiederfinden würde. Der Realitätscheck sah jedoch weniger vielversprechend aus. Außerdem mussten sie davon ausgehen, dass der Puppenspieler nicht alleine dort sein würde. “Hast du irgendwas zur Verteidigung bei?” Wenn sie sich schon in Gefahr begab, dann wollte sie bestimmt nicht kampflos aufgeben. Skinny grinste und zückte sein Taschenmesser und einen Teleskopschlagstock. “Immer, Bobbina.” Wenn das seine Strategie war, waren sie geliefert. Obwohl man Skinny zugute halten musste, dass er schon so einige andere gefährliche Momente überlebt hatte. Sie hörte schon Peters Stimme im Hinterkopf, dass sie besser Inspektor Cotta einschalten sollte, aber damit würde sie das Leben der beiden Geiseln gefährden.
“Na dann mal los.” Sie richtete ein Stoßgebet Richtung Himmel, dass diese Tür weder verschlossen noch laut war. Immerhin wurde ein Teil des Gebets erhört. Das Eisen schien wirklich über die Jahre nicht ein einziges Mal geölt worden zu sein und quietschte damit in einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Sie warteten einen Moment ab, bis sie schließlich die Treppenstufen hinab stiegen. Hatte sie sich doch geirrt und die beiden waren nicht hier? Zeit für weitere Zweifel würde sie nicht haben, immerhin zählte hier jede Sekunde und sie standen noch ganz am Anfang des Kellergeschossen. “Warte hier, halte unbedingt die Tür auf.” Skinny wollte ihr widersprechen, doch beim Anblick der Blonden wusste er genau, dass es nichts bringen würde. Die Blonde ging den Raum entlang, von dem mehrere Türen abgingen und öffnete vorsichtig die Erste davon. Um wenigstens einen Überraschungsmoment für mögliche Angreifer zu haben, stellte sie sich hinter dem Holz bereit. Tatsächlich kam ein kleiner bulliger Mann mit Halbglatze heraus und als er sich umsah, erblickte er im ersten Moment Skinny. “Was willst du hier, Punk?” Er schritt schon auf den jungen Mann zu, da kam Riley von hinten und trat ihm mit einem gezielten Kick von hinten über die Schulter hinweg gegen Ohr und Wange. Riley merkte, wie ihr ohnehin verletzter Fuß unter dem Gewicht ihres eigenen Körpers schmerzte. Aber eine andere Wahl hatte sie im Moment auch nicht.
Das Gleichgewicht verlor der Gegner dadurch nicht, allerdings verzog er das Gesicht und rieb sich die Stelle. Zudem wandte er sich nun lieber dem direkten Angreifer zu, was Skinny die Gelegenheit gab, seinen Schlagstock auszufahren und dem Mann mit voller Kraft gegen die Schläfe zu schlagen. Das zwang selbst den Kerl in die Knie und nur zur Sicherheit schlug Skinny ein weiteres Mal zu, sodass der Typ das Bewusstsein verlor. “Geh schon, ich hab’ hier alles unter Kontrolle.”
Riley nickte und eilte weiter, öffnete verschiedene Türen, bis sie schließlich fündig wurde. Auf Stühlen gefesselt und geknebelt sah sie Titus und Mathilda. Während die Frau einige Schlagmale im Gesicht hatte, wies Titus einen tiefen Schnitt an der Wange auf. Aber bis auf die verschmutzte und an den Knien zerrissene Kleidung, schien es beiden gutzugehen. Die offenen Augen, die weit aufgerissen wurden, als sie Riley erblickten, verrieten ihr immerhin, dass beide noch lebten.

“Du bist viel zu früh. Sie sind noch nicht für ihren Auftritt bereit.” Der Puppenspieler hatte ein Skapell in der Hand. Anscheinend wollte er gerade mit seiner Arbeit beginnen. “Sorry, aber ich musste schon immer wissen, wie es hinter den Kulissen aussah.” Sie grinste und bemerkte zu spät den zweiten Mann, der ihr schließlich ein Messer an die Kehle drückte.

Kurz nachdem Justus eintraf, eilten auch schon Peter und Bob über die Straße. “Irgendeine Spur von Riley?” Justus schüttelte mit dem Kopf. “Sie muss trotzdem hier sein. Die Straße runter habe ich Skinnys Wagen gesehen.”
Bob sah den ersten Detektiv verwundert an. “Und wenn er doch mit dem Puppenspieler unter einer Decke steckt?” Eine zögerliche Anmerkung, aber es wäre nicht das erste Mal, dass Skinny seine Hände in krummen Geschäften hatte. Zudem hatte Justus bis vor wenigen Stunden dem Anderen genau das Gleiche unterstellt. Zu Bobs Erstaunen widersprach der erste Detektiv allerdings. “Riley ist nicht so leichtsinnig, allein herzukommen. In Anbetracht der Gefahren ist es durchaus logisch, dass sie Skinny um Unterstützung bittet. Er weiß, wie man am Leben bleibt und offenbar liegt ihm genug an meiner Tante, um ihr zu helfen.” Peter sah noch nicht ganz so überzeugt aus. “Aber warum hat sie nicht wenigstens dir Bescheid gegeben? So, als Trumpf im Ärmel, falls etwas passiert.” Justus begann das Grundstück abzusuchen, während Peter und Bob ihm folgten. “Weil Riley immer die Gefühle Anderer über ihre eigenen stellt. Sie hat mir den Fall nicht entzogen, weil ich durch meine Gefühle uns in Gefahr bringen könnte, sondern weil sie Angst hatte, dass ich daran zerbrechen könnte, wenn das Schlimmste passiert.” Bob nickte langsam. “Klingt ganz nach ihr.” Peter nickte zustimmend und seufzte. “Aber selbst wenn es zu spät gewesen wäre, hätte die Nachricht dich doch so oder so fertig gemacht.”
Auch hier hatte Justus wieder eine ausgezeichnete Erklärung parat. “Nicht so sehr, wie wenn ich sie gefunden hätte. Ich hätte mir schreckliche Vorwürfe gemacht. Riley hat lieber das Risiko in Kauf genommen, dass ich ihr diese mache, sollte es zu spät sein.”

Schließlich fanden sie den Eingang und Skinny der dort scheinbar Schmiere stand, oder als Backup fungierte. Kaum hatte er die drei Detektive gesehen, ging er dazu über, seine Anwesenheit zu rechtfertigen, wobei Justus ihm das Wort abschnitt. “Hast du gesehen, welche Tür sie genommen hat?” Seine Frage klang äußerst dringlich, wobei Skinny nur irgendwo zum Ende des Raumes deutete. “Passt auf, viel Zeit bleibt uns vermutlich nicht. Soweit Cotta in Erfahrung bringen konnte, kennt sich der Puppenspieler mit Bomben aus und wie man diese zusammenstellt. Im schwarzen Turm hatten wir dementsprechend Glück. Dennoch gehe ich stark davon aus, dass er hier echte Bomben deponiert hat. Allein die klägliche Ausstattung an Wachen spricht dafür.” Bob und Peter sahen sich deutlich panisch an. “Aber meine Schwester…” Justus wollte gerade weitere Erklärungen abgeben, als eine der Türen aufging und Justus ein großer Stein vom Herzen fiel.
Sie waren am Leben, beide. Seine Tante und sein Onkel kamen geradewegs auf ihn zu und Justus eilte ihnen entgegen. Fest schloss er die beiden in seine Arme, weinte und wollte sie nicht wieder loslassen. Trotzdem kam sonst niemand auf sie zu. Er löste sich von seinen Verwandten. “Wo ist Riley?” Mathilda deutete auf den Flur. “Sie ist noch da drinnen, hat gesagt, dass wir schon mal vorgehen sollen.”
Justus drehte sich zu den Anderen. “Bringt ihr die beiden in Sicherheit, nehmt deutlich Abstand vom Gelände und ruft dann die Polizei, ich hole Riley.” Peter und Bob wollten ihn schon aufhalten, sahen dann allerdings die Blessuren in den Gesichtern von Titus und Mathilda. Keiner von ihnen wusste im Moment, ob Riley den Puppenspieler lange genug außer Gefecht setzen konnte, oder ob es nicht noch andere Männer gab, von den eventuellen Bomben ganz zu schweigen. Sie hatten Titus und Mathilda zwar wieder, aber außer Gefahr waren sie alle noch nicht.

Zusammen führten die Detektive und Skinny die beiden aus der vermeintlichen Gefahrenzone. Als sie überzeugt waren, genügend Abstand zu haben, zückte Peter sein Handy und wartete darauf, dass Inspektor Cotta den Anruf entgegennahm. Genug der Funkstille, immerhin hatten sie kein Mittel mehr, sie zu erpressen. Gerade als der Inspektor sich meldete, gab es einen lauten markerschütternden Knall und der Rest des Gebäudes fiel in sich zusammen. Bob schrie, weinte und Peter griff nach seinem Körper, damit er nicht auf die Idee kam, auf das Gelände zu rennen. Sie wussten nicht, ob es nur die eine Explosion geben würde.
Während Bob versuchte, sich loszureißen, fiel Mathilda Titus in die Arme und weinte, während Skinny wohl der Einzige war, der an das Handy dachte, welches Peter hatte fallen lassen und damit den Inspektor informierte.

Notes:

Wieder eine neue Umfrage, bei der ihr in der Geschichte mitentscheiden könnt. Um was es sich genau handelt, erfahrt ihr im nächsten Kapitel :)
Erdbeertee oder Kirschtee?
Und findet ihr die Umfragen gut?
Die Umfrage ist beendet

Chapter 100: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 14

Notes:

Die Umfrage ist zuende!
Die Mehrheit hat sich für Kirschtee entschieden.
Und somit gibt es nun im 100. Kapitel einen Kuss zwischen Justus und Riley ;)
Bei Erdbeertee hätten sie sich nicht geküsst ;)

Chapter Text

Justus eilte zur Tür, auf die Tante Mathilda und Onkel Titus gedeutet hatten. Er hörte Geräusche, die ganz klar auf einen Kampf hinwiesen, und hoffte nur, dass er nicht zu spät sein würde. Er hatte seine Verwandten wieder, das stimmte. Doch er durfte nicht stattdessen Riley verlieren. Innerlich schüttelte er den Gedanken ab. Sie war stark und konnte sich wehren, wenn es nötig war. Natürlich waren sie beide die Kandidaten, die immer gern mit dem Kopf durch die Wand rannten, ignorierten hierbei zudem die Konsequenzen. Aber der schlimmste Fall durfte einfach nicht eintreten.

Der erste Detektiv riss die Tür auf und sah schließlich dabei zu, wie Riley ihren Angreifer mit der Handkante gegen den Kehlkopf schlug. Der Puppenspieler taumelte rückwärts und sackte zu Boden. Mit verzerrtem Gesicht hielt er sich den Hals und versuchte, wohl irgendwelche Verwünschungen von sich zu bringen, was ihm allerdings nicht so leicht gelang. Justus' Herz raste, als er einen weiteren Mann mit einem Messer im Bauch sah. Er schien noch zu leben, aber kampffähig war er definitiv nicht mehr
“Verdammt, was machst du hier?” Riley hatte Justus entdeckt und klang alles, aber nicht erleichtert ihn zu sehen. Justus schluckte und packte sie schnell an einem Arm. “Wir müssen hier raus. Der Typ hat Bomben…” Gerade als Justus eine Erklärung abgeben wollte, gab es einen lauten Knall über ihnen. Ohne groß zu überlegen, zog der erste Detektiv Riley unter einen der Tische und legte schützend seinen Körper über ihren. Alter Putz rieselte von den Wänden und soweit er es beurteilen konnte, war bestimmt der Zugang, den sie genutzt hatten, versperrt.
Justus griff nach Rileys Gesicht, so als könne er dort mögliche Verletzungen ablesen. Diese waren auch definitiv so vorhanden, nur eben nicht durch die vorangegangene Explosion. Mehrere Schnitte hatten die zarte Haut durchtrennt, sowohl Gesicht als auch Arme waren betroffen. Seine Augen wanderten zu ihrem Hals, wo er ebenfalls Blut ausmachen konnte, so als hätte man ihr eine Klinge an die dünne Haut gedrückt.

Justus merkte, wie sein Atem schneller ging, während er das Gesicht der Blonden in seinen Händen hielt und die Tränen in ihren Augen glitzern sah. “Was machst du hier? Ich hab’ dir doch…” Weiter kam sie nicht, denn Justus schluckte. Sie schien nicht sauer, sondern vielmehr verzweifelt. Hatte sie wirklich damit gerechnet, hier unten zu sterben, wenn es nötig war? “Ist mir doch egal. Denkst du, ich lasse dich in deinen Tod laufen. Verdammt, Riley. Kannst du auch einmal an dich denken?”
Riley griff nach seinem Shirt und krallte sich daran fest. “Du solltest nicht hier sein. Die beiden sind sicher, das ist doch alles, was wichtig ist.” Tränen rannen ihr unaufhörlich über die Wangen, während Justus seine nicht mehr aufhalten konnte. Sie war tatsächlich zu allem bereit gewesen. “Und was ist mit dir? Dich kümmert es offensichtlich nicht, zu sterben und einfach alle zurückzulassen. Mich zurückzulassen. Wie kannst du nur davon ausgehen, dass ich das einfach so überstehen würde?”

Riley fing noch bitterlicher an zu weinen, während Justus sie dazu zwang ihn anzusehen. Wäre er nicht rechtzeitig gekommen, wäre sie hier allein mit dem Puppenspieler und dessen Handlanger. Riley war zwar gut in Selbstverteidigung, aber wie lange wäre sie gegen diesen Psychopathen angekommen? Sie war schon so verletzt genug, sowohl physisch als auch psychisch. Und genau das schien Riley das erste Mal wirklich bewusst zu werden. Jedenfalls entnahm Justus das ihren Tränen, dem beschleunigten Atem, dem Zittern, den verkrampften Muskeln, die er deutlich an ihren Armen spürte. “Riley, schon gut, wir schaffen das, sieh mich an.” Doch sie konnte seiner Aufforderung nicht folgen, so sehr sie sich auch anzustrengen schien. “Komm schon, wir schaffen es hier raus, verlier jetzt nicht die Nerven. Atme mit mir.” Er versuchte es, doch gelang es ihm nicht und Rileys Atem raste in so vielen Zügen, dass er nicht wusste, wie er sie dazu bringen sollte, einmal nur tief durchzuatmen. Noch bevor er sich selbst ins Gedächtnis rufen konnte, dass er es eigentlich besser wusste, legte er seine Lippen auf ihre und sie hielt schließlich den Atem an.
Er merkte, wie sie sich beruhigte und ließ schließlich von ihr ab, auch wenn alles in ihm zu schreien schien, dass dieser Moment nicht hätte enden sollen.

Leider war der Puppenspieler, mit seiner zu krächzenden Stimme, ebenfalls noch anwesend. Das wurde den beiden allerdings erst bewusst, als er einen schmalen Gegenstand zutage beförderte. "Christoph ist der Meinung, dass wir alle zusammen untergehen sollten.” Er drückte auf den Knopf, der an dem Gerät angebracht war, und im ersten Moment dachten sie schon, dass sie nun tatsächlich sterben würden. Allerdings geschah nichts. Trotzdem verriet das Grinsen des Mannes deutlich, dass es genau so ablief, wie er es wollte. “Ihr habt fünf Minuten, Sherlock und Marple.” Er versuchte zu lachen, doch wurde dieses deutlich erstickt, durch die Verletzung, die ihm Riley zuvor hinzugefügt hatte.
“Zeitschaltuhr.” Justus hätte es nicht laut aussprechen müssen, denn den gleichen Gedanken hatte auch Riley gehabt.
Der erste Detektiv stand auf und begann damit, den Raum abzusuchen. Riley hatte sich wieder beruhigt. Sie wirkte wie immer, doch ihre Augen verrieten mehr, als ihr vermutlich lieb war. “Warum bist du hergekommen? Ich hatte alles im Griff, weitestgehend.” Das nannte sie wirklich ‘alles im Griff’? Aber den Vorwurf wollte Justus ihr in dieser Situation wirklich nicht machen. “Kannst du nicht einmal dich einfach nur retten lassen, wenn es nötig ist?” Sie waren gemeinsam hier und Justus sah das als eine äußerst gute Chance zum Überleben. Sie würden diese Bombe gemeinsam finden, da war er sich sicher. Er ignorierte die Blicke des Puppenspielers und öffnete die verschiedenen Schranktüren, während Riley die Wand anklopfte, um möglicherweise einen Hohlraum entdecken zu können.

“Was ist eigentlich mit dem Kerl da drüben passiert?” Die Frage ging an Riley, doch der Puppenspieler meldete sich wieder zu Wort. “Christina fand es nicht gut, dass er seiner Aufgabe nicht gerecht wurde, also musste er die Konsequenzen spüren.” Ein ersticktes Lachen kam von dem Mann, während er die beiden Detektive belustigt bei ihrer Suche beobachtete. Er wog sich in eine gewisse Sicherheit. Nur der Tod konnte ihn von den bevorstehenden Konsequenzen erlösen und so wie man die Lage der Detektive einschätzen konnte, würde er tatsächlich gewinnen. “Tick Tack.” Kam es diesmal in der Stimme, die er für Christoph nutzte.
Die Schränke waren leer und Justus ging dazu über, den Puppenspieler nach der Bombe zu fragen. Jedoch ohne großen Erfolg. Er fluchte, wobei ihm Riley eine Hand auf die Schulter legte. “Wir schaffen das. Wir sind zu schlau zum Sterben.” Ein Aufmunterungsversuch mit einem Lächeln auf ihren Lippen. Aber Justus sah, dass sie Angst hatte. Trotzdem nickte er und nun begann Riley damit, nach der Bombe zu fragen.
“Okay, Mr. Delgado, wir wissen schon mal, dass sie in keinem Schrank ist. Vielleicht da drüben in der Wand?” Sie deutete auf die entsprechende Stelle, aber alles, was der Mann tat, war zu grinsen.
“Dann vielleicht hinter Christina.” Noch immer blieb er stumm und Justus begann schließlich im Raum umherzulaufen. Als der erste Detektiv gerade auf eine Stelle zeigte, fiel in diesem Moment das Grinsen ein klein wenig in sich zusammen. Kaum merklich, wenn man ihn nicht immerzu im Auge behielt. Allerdings war es nicht der Punkt, auf den Justus zeigte, sondern vielmehr auf dem er stand.
“Unter den Dielen.” Riley eilte zu dem verwirrten Detektiv und schob ihn beiseite, bevor sie auch schon versuchte, das Brett anzuheben. Justus schnappte sich schließlich das Messer, mit dem Riley noch einige Momente zuvor bedroht worden war. Es dauerte einige Zeit, doch schließlich erblickten sie ein Gebilde, welches ein rot leuchtendes Ziffernblatt und verschiedene Kabel aufwies. Sie hatten nur noch eine einzige Minute.
“Und jetzt? Ich weiß nicht, welches Kabel… Ich bräuchte eine Anleitung.” Riley presste die Lippen aufeinander und ahnte, dass es keine Anleitung geben würde. “Das bekommen wir auch so hin, du sagtest doch, dass wir zu schlau zum Sterben sind!”
Justus sog tief die Luft ein und besah sich die sechs Drähte. Fast wie in einem dieser Spiele, wo man Instruktionen bekam, welcher Draht der Richtige ist. Nur hatten sie keine Instruktionen und somit könnte es vermutlich jeder sein. “Siehst du irgendwo eine Seriennummer?”, fragte er nach, wobei Riley ihn deutlich verwundert ansah. “Das Ding ist bestimmt selbst gebaut, was glaubst du?” Den Fakt hatte er schon fast wieder vergessen. Der Timer war auf Dreißig runter. Viel Zeit blieb ihnen also nicht. Vielleicht klappte es auch ohne. Wo war der berühmte rote Draht, wenn man ihn benötigte?
Justus stockte. Wenn es keinen roten Draht gab…
“Ich weiß es.” Justus nahm das Messer zur Hand und schluckte. “Jedenfalls hoffe ich, dass ich es weiß.” Riley griff seinen Arm und nickte. “Wenn nicht, sind wir wenigstens nicht allein.” Ein bitteres Lächeln ging ihm über die Lippen, er hielt die Luft an, bevor er das Messer ansetze und den letzten Draht durchtrennte.

Noch immer hielten beide die Luft an, doch der Timer hatte genau bei zehn Sekunden gestoppt. “Wir leben.” Er schien deutlich erstaunt über diese Aussage. Aber waren sie nun wirklich außer Gefahr? Riley schien einen ähnlichen Gedanke zu haben, denn im nächsten Moment wandten sie sich beide dem Puppenspieler zu. Justus holte die Fesseln, die zuvor seine Tante und seinen Onkel hier gehalten hatten. Der Puppenspieler wehrte sich nicht, sondern ließ die beiden Detektive machen.

“Ihr habt das Rätsel nicht gelöst, oder? Die Sterne habt ihr bestimmt ignoriert.” Riley schluckte leicht. Sooft sie auch nachfragte, was es damit auf sich hatte, der Puppenspieler lachte nur, bis er kaum noch Luft hatte und schließlich die Stimme von Inspektor Cotta und Detective Nolan an ihre Ohren drangen.

Chapter 101: Fall 8: Springer schlägt Turm - Part 15

Notes:

TRIGGERWARNUNG:
Dieses Kapitel enthält homophobe Äußerungen durch Familienmitglieder
Der Part ist im Kapitel nochmals extra gekennzeichnet, sodass ihr diesen bei Bedarf überspringen könnt.

Chapter Text

Sie hatten es tatsächlich geschafft. Der Puppenspieler wurde festgenommen, Tante Mathilda und Onkel Titus waren in Sicherheit und auch Justus und Riley hatten die ganze Sache überlebt. Kaum wurden Justus und Riley von den Rettungskräften nach draußen gebracht, fielen ihnen Bob und Peter in die Arme. Um eine Untersuchung im Rettungswagen kamen sie nicht herum, allerdings schlug Inspektor Cotta vor, die Befragung zu den Ereignissen auf den nächsten Tag zu verschieben. 

 

Eigentlich hatte Peter noch ein wenig bei Bob bleiben wollen, allerdings ruhten die Augen seiner Eltern auf ihm und dementsprechend gab er seinem Freund einen kurzen Kuss und verabredete sich für den nächsten Tag mit ihm, bevor er in das Auto stieg. Justus versicherte seiner Tante, dass er sicher mit seinem Motorrad zurückkehren würde, während diese zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht wurden. Sie hatten augenscheinlich keine schweren Verletzungen erlitten, allerdings wollten die Rettungssanitäter sichergehen. Rileys und Bobs Vater war ebenfalls eingetroffen und wartete darauf, dass er seine Kinder mitnehmen konnte, während Skinny noch mit aufs Revier sollte. Immerhin hatte er nichts groß zu befürchten, da die drei Fragezeichen Inspektor Cotta versicherten, dass dieser ihnen geholfen hatte.

 

Bob stieg zu seinem Vater ins Auto und Riley wollte diesem gerade folgen und auf der Rückbank Platz nehmen, als diese von Justus aufgehalten wurde. “Können wir kurz reden, allein?” Der erste Detektiv merkte, wie sein Herz zu rasen anfing und wischte sich den Schweiß an seiner Hose von den Händen. Sie stellten sich ein wenig Abseits vom Auto und Justus schluckte mehrere Male, bevor er schließlich Luft holte. “Wegen vorhin, also als wir da unten waren…” Er brach ab und fragte sich, warum es ihm plötzlich so schwer fiel die passenden Worte zu finden. Sonst sprach er auch, als würde er Lexika zum Frühstück essen. Aber jetzt, wo er Riley anblickte und die Szene sich erneut in seinem Kopf abspielte, merkte er, wie seine Wangen sich erwärmten und er einfach versuchte irgendetwas zu sagen. “Ich mein, als ich dich…” Innerlich schlug sich der erste Detektiv selbst gegen die Stirn. Wie alt war er? 12? Ja, er hatte sie geküsst. Das konnte man doch aussprechen, immerhin waren sie keine Kinder mehr.

Riley jedoch winkte zu seinem Erstaunen ab. “Entspann dich, Just. Keine große Sache. Wir hatten beide Panik, hätten beide sterben können. Da brennt selbst einem Meisterdetektiv mal die Sicherung durch. Außerdem war dieser Tag für dich ohnehin eine emotionale Achterbahnfahrt, ich versteh’ das schon.” Tat sie das wirklich? Justus öffnete erneut den Mund, allerdings brachte er keinen Ton hervor und so spürte er nur die schlanke Hand, die ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfte. “Keine Sorge, ich nehm’ es nicht persönlich. Wir sind weiterhin beste Freunde.” Justus nickte beinahe schon mechanisch und sah in das breite Lächeln von Riley, die sich schließlich von ihm verabschiedete. 

Dieses breite Lächeln, welches den Anschein erwecken sollte, dass alles in Ordnung war. Aber es war wie auf dem Bild. Es erreichte ihre Augen nicht, welche beinahe vor Schmerz schrien. Sie log ihn an und der erste Detektiv wusste nicht, warum. 

 

TRIGGERING PART START

Während die Anderen sich gerade erst voneinander verabschiedet hatten, saß Peter mit seinen Eltern in der Küche und stocherte in seinem Essen herum. Seit er über die Türschwelle getreten war, herrschte eisernes Schweigen und immer wieder wurden ihm diese argwöhnischen Blicke zugeworfen. Diesmal mussten sich seine Eltern wirklich Sorgen gemacht haben. Kein Wunder, bei der Explosion.

“Tut mir leid, dass ich wieder in solche Sachen geraten bin.” Besser war es, gleich eine Entschuldigung zu bieten, statt das Schweigen auszusitzen. Zu seiner Verwunderung kam allerdings keine Reaktion seiner Eltern. “Ich muss morgen leider früher aufstehen. Bob und…” Weiter kam Peter nicht, da sein Vater ihn nur mit einer Mine ansah, die Peter noch eher als Ekel deuten würde. “Robert.” Wie sein Vater diesen Namen aussprach, jagte Peter einen unangenehmen Schauer über den Rücken. “Wir würden es begrüßen, wenn du dich fortan nicht mehr mit ihm triffst.” Seine Mutter klang angespannt, hielt die Gabel deutlich fester, obwohl sie keinen Bissen zu sich nahm.

“Aber Mom, das geht nicht. Bob ist mein Freund. Mein fester Freund.” Peter zuckte zusammen. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, schnellte die flache Hand seines Vaters auf den Küchentisch. “Mach dich nicht lächerlich. Ich habe bestimmt keine Schwuchtel erzogen.” Peter schluckte und spürte Tränen auf seiner Wange. Er hatte zwar damit gerechnet, dass seine Eltern das Ganze vielleicht etwas kritisch auffassen könnten, aber diese Art der Beschimpfung, damit hatte er nicht gerechnet. “Dad, ich bin immer noch der Gleiche, nur habe ich eben einen Freund.” Er versuchte ihn zu besänftigen, wobei er Hilfe suchend zu seiner Mutter sah, die allerdings nur auf ihr Essen blickte, so als würde sie sich schämen, wenn sie ihn ansah. 

“Hör auf zu heulen. Ich sage es gerne noch mal, mein Sohn ist bestimmt keine Schwuchtel.” Peter versuchte sich zu wehren. In seinem Kopf erklärte er seinem Vater ganz genau, dass solche Wörter einfach nur beleidigend waren und er nun mal schwul war und er daran nichts ändern konnte. Aber Peter weinte nur stumme Tränen, die nicht aufhören wollten. “Wenn du dich für diesen Lebensstil entscheidest, dann…” Endlich fand Peter seine Stimme wieder. “Das ist kein Lebensstil. Ich liebe Bob und das ist auch keine Entscheidung…” Weiter kam der zweite Detektiv nicht, denn schon wurde ihm das Wort abgeschnitten. “Du hast fünf Minuten. Pack deinen restlichen Kram und verschwinde und ich will dich hier nie wieder sehen.”

Verzweifelt blickte Peter erneut zu seiner Mutter, versuchte sie dazu zu motivieren, es zu verstehen, seinen Vater von diesem Vorhaben abzubringen. Aber alles, was Mrs. Shaw tat, war, mit eiserner Miene auf ihr Essen zu schauen und zu sagen, dass sie bestimmt keinen schwulen Sohn habe.

TRIGGER PART ENDE

 

Deutlich verärgert öffnete Bob die Tür, als daran mehrmals geklopft und im Sturm geklingelt wurde. Als er allerdings in das tränenüberströmte Gesicht seines Freundes sah, verflog dieser Ärger augenblicklich. Er wollte gerade die Frage formulieren, ob etwas passiert sei, da ließ der zweite Detektiv eine Reisetasche fallen und fiel Bob in die Arme, während er bitterlich weinte.

Irgendwann hatte Bob Peter so weit, dass er sich zu ihm ins Zimmer begab und sich auf dessen Bett setzte. Riley hatte sich in der Zwischenzeit daran gemacht, Tee für sie alle zu kochen, fragte noch, ob sie die beiden allein lassen sollte. Peter lehnte dies jedoch ab, er wollte die Zwillinge bei sich haben. Menschen, die ihn mochten, so wie er war. 

Es dauerte, bis er sich soweit beruhigt hatte, dass er erzählen konnte, was vorgefallen war. “Und dann bin ich in mein Zimmer. Hab’ das gepackt, was mir noch wichtig ist und bin gegangen”, beendete Peter unter den Tränen, die einfach nicht aufhören wollten. Egal, wie oft er sich die Nase schnäuzte, seine Tränen wegwischte, oder wie sanft Bob ihm auch über den Rücken strich. Er konnte nicht aufhören zu weinen. Allerdings löste sich ein wenig der Knoten in seinem Magen und sein Herz wurde ein wenig leichter, während er mit zitterndem Atem Bobs vertrauten Duft einsog. Sein Freund und Riley hatten sich stumm die Ereignisse angehört, wussten aber anscheinend beide keinen Rat, wie es besser werden könnte. Sie schwiegen und im Moment konnte Peter nicht sagen, ob dies gut oder schlecht war.

 

Am nächsten Tag trafen sich die Detektive in der Zentrale und berichteten schließlich Justus von den jüngsten Ereignissen. Der erste Detektiv wusste ebenso wenig etwas dazu zu sagen und als er zu einer Aussage ansetzte, schüttelte Riley nur mit dem Kopf. Vielleicht hatte sie recht und ein Rat wie: “Die beruhigen sich schon wieder”, war hier nicht gerade passend.

Gemeinsam gaben sie schließlich ihre Aussage auf dem Polizeirevier in Rocky Beach ab und kehrten anschließend für Kaffee und Kuchen zurück zu den Jonas. Beide hatten wirklich nur leichte Verletzungen erlitten und so fühlte sich Mathilda dazu in der Lage, ihren berühmten Kirschkuchen zu backen. Sie sah es als Dankeschön für die Rettung an und schien zum ersten Mal erleichtert darüber, dass Justus eine Detektivgruppe gegründet hatte. Keiner der Anwesenden wollte erwähnen, dass genau diese Tatsache sie vermutlich erst in diese Situation gebracht hatte.

Deutlich besorgt sah Mathilda dabei zu, wie Peter keinen Bissen zu sich nahm und legte schließlich behutsam eine Hand auf seine Schulter, um zu fragen, was mit ihm los war. Wieder spürte Peter die Tränen und konnte nicht einen Ton hervorbringen. Er wusste einfach nicht, wie man erklären sollte, dass die eigenen Eltern einen hassten. Und das von einem Moment auf den Anderen. Hilfesuchend sah er seine Freunde an, wobei Bob sich kurz räusperte und Mathilda schließlich die Umstände erklärte.

Wieder erwartete Peter betretenes Schweigen. Die Unfähigkeit, ihn aufzumuntern, oder ihm einen Rat zu geben. Doch zu seinem Erstaunen blies Mathilda Jonas empört ihre Wangen auf und stemmte die Hände in die Hüfte. “Das ist ja wohl unverschämt. Was glauben die eigentlich? Kinder in die Welt setzen und dann machen sie ihre Liebe von der Sexualität abhängig? Ich fasse es nicht.” Titus nickte nur bestätigend, da er den Aussagen seiner Frau nicht widersprechen konnte. 

“Peter, wenn die Liebe deiner Eltern an solche lächerlichen Bedingungen geknüpft sind, will ich dir eines sagen: Dann bin ich jetzt deine Mutter. Hast du mich verstanden?” Peter blickte auf und blinzelte etwas verwundert, während Mathilda neben ihm stand und noch immer die Hände in ihre stämmigen Hüften gestemmt hatte. “Und ich bin stolz und glücklich, dass du endlich ganz offen mit Bob zusammen bist. Meiner Meinung wurde das auch langsam Zeit.” Titus nickte wieder zustimmend und zeigte ein aufmunterndes Lächeln. “Ihr seid hier immer willkommen. Außerdem kann Justus einen Bruder gut gebrauchen.” Der erste Detektiv sah seinen Onkel verwirrt an, der amüsiert die Luft ausstieß. Peter schluckte und noch bevor Mathilda fragen konnte, ob ihm das alles überhaupt Recht war, fiel er ihr in die Arme und weinte wieder. Doch dieses Mal waren es erleichterte Tränen. Noch immer wog die Ablehnung seiner Eltern schwer, aber Mathilda hatte es geschafft, ihm einen kleinen Teil dieser Last von seinen Schultern zu nehmen.

 

Der Nachmittag verging und so langsam wollten sich die Detektive wieder zurück auf den Weg nach Los Angeles machen. Immerhin würden die Vorlesungen wieder anfangen und wenn sie mit dem Studium fertig werden wollten, wäre es keine schlechte Idee, auch zu den Vorlesungen zu erscheinen.

Justus hatte schließlich noch kurz in der Zentrale mit dem Inspektor telefoniert, als Bob einen USB-Stick aus seiner Hosentasche zog, nachdem er seine Hand aus Bequemlichkeit hineingesteckt hatte. 

“Den habe ich in diesem ganzen Durcheinander völlig vergessen.” Justus blickte zu dem Blonden und sah fragend zu den Anderen. “Würdet ihr mich netterweise aufklären. Immerhin hattet ihr mich aus den restlichen Ermittlungen ausgeschlossen.”

Riley erklärte schließlich, dass die Vermutung im Raum stand, dass dieser Stick Jack gehört und sie vielleicht Beweise oder Hinweise darauf finden könnten. Gerade wollte sie zudem erwähnen, dass sie von Skinny ein weiteres Rätsel erhalten hatte, da ertönte auch schon die Melodie von Sweet Dreams. Justus zog das Handy aus seiner Hosentasche, welches er für den Moment vergessen hatte, und schaltete den Lautsprecher ein.

 

“Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, dass mit dem Puppenspieler alles endet? Es war leichtsinnig von euch, die Sterne zu ignorieren. Ihr nahmt mir drei und nun nehme ich drei. Doch wo werdet ihr sie nur finden? Ihr habt meinen Turm geschlagen, aber noch steht der König.”

 

 

 

Chapter 102: Zukunftsgeflüster Part 8

Chapter Text

“Sie ist endlich fertig!” Stolz legte Jane die Visitenkarte auf den Tisch auf der Veranda. Justus war der Erste, der danach griff und nicht genau wusste, ob er stolz oder besorgt sein sollte. Einen Moment später reichte er die Visitenkarte im weißen Design an Bob und Peter weiter, da Riley ohnehin neben ihm saß und einen hervorragenden Blick darauf gehabt hatte.

Die drei Detektive
???
Wir übernehmen jeden Fall!
Erster Detektiv: Jane Andrews-Jonas
Zweiter Detektiv: Ricky Charkow
Recherchen & Archiv: Milo Andrews

“Wunderbar, mein Sohn ein elendes Satzzeichen. Ich hoffe, du bist wenigstens Anführer dieser Truppe.” Jelena stieß Skinny ihren Ellenbogen in die Seite. Es war nicht so, dass sie diese Detektivarbeiten befürwortete, allerdings wollte sie es ihrem Sohn auch nicht madig machen. Sie hoffte lediglich, dass er sich nicht in so viele Gefahren stürzte, wie die ursprünglichen Fragezeichen.
“Ich bin natürlich die Anführerin. Bei meinen Eltern doch kein Wunder.” Jane grinste breit und legte dabei ihre Zahnspange frei. Skinny schien die Antwort nicht so zu gefallen und er seufzte nur schwer. Ricky allerdings winkte ab. “Ach, keine Sorge Dad, ich weiß, wie man einer hübschen Lady das Leben rettet.” Jane wandte sich von Ricky ab und vollführte eine Geräuschkulisse, als müsse sie sich erbrechen. Dieser ignorierte es und grinste nur Richtung Milo. “Oder einem süßen Gentleman.” Er zwinkerte dem Jüngeren zu, wobei ein deutlich roter Schimmer auf der dunklen Haut zu sehen war.
Peter atmete tief durch und sah zu seinem Mann, der über diese Konstellation nur schmunzeln konnte. “Dann werde ich wohl mal das alte Dietrich-Set rauskramen und Milo beibringen, wie man damit umgeht.” Zwar hatte sein Sohn wohl Bobs alten Posten, aber Schlösser zu knacken, hatte ihnen schon so einige Male selbst geholfen.
“Pf, Dietrich-Set. Ich habe mein Taschenmesser, damit geht das auch.” Ricky fing an, in den Taschen seiner zerschlissenen Jeans zu kramen und fand das benannte Objekt jedoch nicht. Vielleicht war es auch besser so, denn seine Mutter warf ihm einen deutlich mahnenden Blick zu. “Das Messer, mit dem du dir schon mehrmals in die Hände geschnitten hast. Du wolltest es ihm doch abnehmen?” Skinny zog leicht den Kopf ein, als seine Frau ihn ganz direkt ansprach. “Hab’ ich doch auch, aber er findet es immer wieder.” Riley schmunzelte etwas bei dem Anblick, den der Ältere gerade bot und griff nochmals nach der Visitenkarte. “Lass mich raten, Arthur hatte kein Interesse?” Sie richtete das Wort an Jane, die nur mit den Schultern zuckte. “Nein, wir haben wirklich mehrmals gefragt.” Dass ihr Bruder sich lieber auf Musik, statt auf detektivische Arbeit konzentrierte, wunderte die Schwarzhaarige noch immer. Arthur mochte ein Jahr jünger sein als sie, allerdings war seine Kombinationsgabe um Welten besser.
Riley reichte die Karte schließlich wieder zurück an ihre Tochter, während sich Justus von seinem Platz erhob. “Was hast du vor, Just?” Bob folgte dem Schwarzhaarigen mit seinem Blick, bevor dieser auch schon vor der Tür stehen blieb. “Ich glaube, ich rufe am besten Cotta an und frage, wie er damals mit uns fertig geworden ist. So wie ich meine Tochter kenne, werde ich die drei in Zukunft häufiger auf meinem Revier haben.”
Allerdings kam er nicht mal dazu die Tür zu öffnen, da kam Mathilda auch schon mit einem Tablett mit Geschirr und Kaffee heraus.
“Sag doch etwas, Mathilda und trag bitte nicht alles allein.” Skinny erhob sich als Erster und ging schließlich ins Haus, während Justus seiner Tante das Tablett abnahm. “Setz dich, ich hole Titus.” Riley lächelte und erhob sich ebenfalls.
Während sich Mathilda nun auf einen der freien Stühle platziert, kam auch schon Milo mit der Visitenkarte auf sie zu. “Guck mal, Oma. Wir haben jetzt unsere eigene Visitenkarte.” Ricky eilte ebenfalls auf Mathilda zu. “Glaubst du, dass Opa uns erlaubt, die Zentrale zu nutzen?” Mathilda besah sich die drei neuen Fragezeichen und wusste nur zu gut, dass es nichts half dagegen zu sprechen. Egal, wie oft sie ihrem Neffen gesagt hatte, dass er sich nicht ständig in Gefahr begeben solle, es hatte nichts genutzt.
“Ihr habt auf jeden Fall sehr schöne Farben für die Fragezeichen rausgesucht. Jane in Lila, Milo orange, nur deins sieht ein bisschen düster aus, Richard.” Ricky verzog das Gesicht bei der Erwähnung seines vollen Namens. Er hielt die Abkürzung für deutlich besser, allerdings korrigierte er die Erwachsenen nur ungern dahingehend.
“Na, aber das muss Schwarz sein. Das ist halt cool.” Skinny stimmte seinem Sohn zu, als er aus dem Haus trat und den Kirschkuchen anschließend auf dem Tisch abstellte.
“Jane, würdest du bitte Arthur holen, sonst bekommt er nachher kein Kuchen ab.” Doch statt Jane, meldete sich Ricky freiwillig, auf Justus Bitte.
“Ich geh’ ihn holen. Wollte sowieso hören, was er für neue Songs geschrieben hat.” Damit lief der Teenager auch schon los, woraufhin Jane sich an ihren Cousin wandte. “Was meinst du, wann fragt er ihn mal nach einem Date?” Milo zuckte nur mit den Schultern: “Keine Ahnung. Kennst doch Ricky, macht auf Aufreißer, aber bekommt bei Arthur weiche Knie.”

Mathilda stellte ihre Kaffeetasse ab und legte ein Manuskript vor Bob ab. “Es war wirklich spannend zu lesen, auch wenn ich die Erinnerungen daran lieber vergessen würde.” Der Dritte lächelte entschuldigend, während sein Mann neben ihm zustimmend seufzte. Jane griff über den Tisch und durchblättern die Seiten. “Haben sie da Jack gefasst?” Milo lehnte sich über Janes Schulter, um ebenfalls mitlesen zu können, wobei die Schwarzhaarige mit dem Kopf schüttelte. “Nein, den Puppenspieler. Ich glaube, Jack kam danach.” Bob nahm den Jugendlichen die Papiere aus der Hand und schüttelte nur mit dem Kopf. “Danach kommt erst mal kein Fall, sondern: ‘Tanz ohne Musik’”, korrigierte er.

Chapter 103: Tanz ohne Musik - Part 1

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Zwei Tage hatten sie dafür gebraucht, die Lösung zur Sternzeichennotiz zu finden. Es war Peter, der sie darauf gebracht hatte, als dieser gerade dabei war, sein eigenes Horoskop zu lesen. Er hatte sich lautstark darüber beschwert, dass die Seiten die Sternzeichen immer nach dem aktuellen Monat und nie nach der eigentlichen Reihenfolge veröffentlichten. Denn in dieser Reihenfolge kam der Widder zuerst und ging mit dem Bild des Stiers weiter, bis zum Schluss schließlich Fisch kam. Mehr hatte es für Justus und Riley nicht gebraucht, um schließlich herauszufinden, dass es sich bei dieser Anreihung um Koordinaten handelte.

33°55'46.3"N 118°09'30.3"W

Diese Koordinaten führten zum Rancho Los Amigos National Rehabilitation Center. Allerdings war ihnen auch bewusst, dass sie hier keine Leichen finden würden, da dies viel zu auffällig war. Als sie allerdings sich alles vor Ort ansehen, führte sie der Weg auf die gegenüberliegende Straßenseite. Laut Aussagen von einigen Passanten, mochte das Gebäude von Außen intakt aussehen, doch im Inneren verbarg sich ein verlassenes Asylum. Die vier Detektive brauchten eine gewisse Zeit, um einen Zugang zu finden, ohne dass man sie dabei entdeckte. Als sie diesen schließlich gefunden hatten, durchsuchten sie das alte und verlassene Gebäude. Von Außen hätte man definitiv nicht erwartet, dass im Inneren alles komplett verwahrlost war. Graffiti und Müll deuteten darauf hin, dass dieser Ort zeitweise unbefugt betreten wurde. Einige der ehemaligen Patientenzimmer waren noch erhalten, andere waren wiederum einem Feuer zum Opfer gefallen.
Wie es Jack angekündigt hatte, fanden sie genau drei Leichen. Eine in einem Patientenzimmer und eine weitere im alten Auditorium. Beide, wie auch die Leichen zuvor, hergerichtet, als sähe Jack darin eine Art Kunst. Doch auch hier wurden den Leichen wieder Organe entnommen. Bei der Ersten war es das Herz, welches in feinen Streifen geschnitten wie ein Pik vor ihr angeordnet lag. Bei der Frau, die sie im Auditorium fanden, wurden die Lungen entfernt und sie wurden ihr wie ein Neugeborenes in die Arme gelegt.
Es fehlte nur noch eine weitere Leiche. Merkwürdigerweise befand sich diese auf einem Haus, welches mitten auf dem Campus des alten Sanatoriums stand. Wenn man die vier Detektive fragte, war diese am schlimmsten zugerichtet worden, da man ihr das größte menschliche Organ fein säuberlich entfernt hatte: Die Haut.

Dieser Fund war inzwischen zwei Monate her und die Fallakte in der gemeinsamen Wohnung füllte sich mit immer mehr grotesken Bildern. An einigen Bildern hatten Justus und Riley Notizen hinzugefügt, die Jack betrafen. Mutmaßungen darüber, was er für eine Person war und welche Kenntnisse er besitzen musste. Was den USB-Stick betraf, so kam man leider nicht leicht an die Daten heran und sie hatten keine andere Wahl, als auf Lesley zu warten, die zum Geburtstag der Zwillinge nach Los Angeles reisen wollte. Sie alle hofften nur, dass sich die Entschlüsselung lohnen würde. Zudem wollten sie zuerst einen Blick auf die Daten erhalten, bevor sie Detective Nolan über ihren Fund informierten. Immerhin bedrohte Jack nicht das Leben der Polizei und derer Verbündeter, sondern ganz klar das der drei Fragezeichen und ihrer Vertrauten.

Peter war den Morgen wieder deutlich früher auf den Beinen, als Bob. In der letzten Zeit hatte er im Zimmer seines Freundes genächtigt, sodass Julien Peters Bett nutzen konnte. Den Rotschopf störte es nicht und er genoss die Zeit, die er mit Bob alleine hatte. Jedenfalls bis zur letzten Nacht. Es war nicht mal so, dass er die letzte Nacht grauenvoll gefunden hatte, allerdings…
Peter schüttelte den Gedanken ab und goss Kaffee in zwei Tassen. Er wollte nicht darüber nachdenken, immerhin hatte sein Freund heute Geburtstag und sollte sich wohlfühlen. Frühstück am Bett war da eine besonders gute Idee. Wäre Bob nicht in dem Moment aus seinem Zimmer gekommen, als Peter gerade ein Tablett auf dieses zu balancierte. “Ich dachte, du schläfst noch.” Eine gewisse Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. Die Überraschung war somit hinüber und Bob blickte ihn schuldig an. “Soll ich wieder ins Bett gehen? Ich könnte ja so tun…” Er brach ab, während Peter zurück in die Küche ging. “Nein, schon okay. Alles Gute zum Geburtstag.” Der zweite Detektiv stellte das Tablett ab und betrachtete seinen Freund einen Moment. Dieser schien so unschlüssig, wie er selbst zu sein und so gab er ihm schnell einen Kuss auf die Wange, bevor er sich an den Tisch setzte.
“Hast du gut geschlafen?” Bob setzte sich zu ihm und musterte ihn einen Moment. Die letzten beiden Monate waren wirklich nicht leicht für Peter gewesen. Noch immer bekam er keine Antworten von seinen Eltern, was ihn verständlicherweise mitnahm. Natürlich kamen sie immer seltener zur Sprache und Peter weinte inzwischen auch nicht mehr, sondern nahm es in gewisser Weise einfach hin. Aber im Grunde fragte Bob auch nicht wegen den Shaws, ob Peter gut geschlafen hatte. Er selbst hatte immerhin kaum ein Auge zugedrückt und wusste nicht, wie er auf letzte Nacht eingehen sollte. Sollte man solche Dinge überhaupt ansprechen?
“Ja, denke schon.” Peter nahm ein Toast zur Hand und biss hinein, während Bob ihm deutlich ansah, dass er verzweifelt nach einem Thema suchte. Leider blieb die Überreichung eines Geschenkes aus, da Peter nicht hatte warten können. Pünktlich um Mitternacht hatte er die innigen Küsse unterbrochen, um ihm schließlich die Konzertkarten von The Vamps zu überreichen. Zwei Stück, mit der Beteuerung, dass er ihn natürlich begleiten würde. Bob hatte sich wirklich sehr gefreut und da war auch noch alles beim Alten. Sie schwebten auf Wolke Sieben, genossen die Zweisamkeit und das erste Mal führte eines zum anderen. Aber genau das schien das Problem gewesen zu sein.
Der Dritte versuchte nun zu überlegen, worüber er mit Peter im Augenblick reden konnte und war einfach nur dankbar, als Lesley und Riley auftauchten. Er erhob sich und nahm seine Schwester in die Arme. Die Glückwünsche zum Geburtstag kamen gleichzeitig aus ihrem Mund, woraufhin sie lachten. Riley überreichte dem Dritten schließlich sein Geschenk. Hierbei hatte sie mit Lesley zusammengelegt. Es handelte sich um einen Gutschein, den man im Musikgeschäft die Straße runter einlösen konnte. So konnte Bob selbst überlegen, ob er ihn in eine neues Instrument investieren wollte, oder doch lieber in Zubehör zum Musizieren wie Textbücher. Das Geld, was sie zusammen hatten, würde ohnehin nur für einen minimalen Anteil einer Gitarre reichen, aber immerhin besser, als alles allein zahlen zu müssen.

Bob verschwand einen Moment später in seinem Zimmer, um schließlich Rileys Geschenk zu holen. Hier hatte er mit Peter zusammengelegt und überreichte seiner Schwester schließlich Karten für ein Escape-Room. Natürlich bestand die Gefahr, dass Justus und Riley innerhalb von fünf Minuten alles gelöst hatten, aber dennoch war es etwas, was sie alle interessieren könnte. Julien kam schließlich auch dazu und schenkte beiden jeweils ein Buch. Im Geschenke machen war er einfach nicht gerade der Beste, aber immerhin konnte man bei beiden mit Büchern nichts falsch machen.
Justus war schließlich der Letzte, der in die Küche kam und kurzerhand Bob ein Päckchen überreichte, in dem ein neues Stimmungsgerät für seine Gitarre und einige Plektren enthalten war. Doch als er die Sammlung an Geschenken sah, die Riley bereits erhalten hatte, zögerte er.
“Also, weißt du, wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist mein Geschenk vielleicht nicht so toll. Ich kann dir auch einfach etwas Neues holen. Oder du suchst dir selbst etwas aus, was du wirklich magst.” Der erste Detektiv spürte die skeptischen Blicke deutlich auf sich, während Riley ihm nur ein aufmunterndes Lächeln schenkte. “Ich bin mir sicher, dass dein Geschenk auch gut ist. Außerdem freue ich mich, dass ihr generell euch die Mühe gemacht habt, auch wenn es wirklich nicht nötig war.” Justus schluckte und gab Riley schließlich das Päckchen, welches für sie gedacht war.
Die Blonde entfernte das grüne Geschenkpapier und schaute schließlich auf eine Ausgabe von Sherlock Holmes - Eine Studie in Scharlachrot. Justus war schon wieder dabei zu äußern, dass es ein dummes Geschenk war, während Riley die abgegriffenen Seiten betrachtete und die vielen kleinen Haftnotizen, die darin klebten. “Es ist dein Buch.”, stellte sie schließlich fest, klang hierbei aber nicht enttäuscht. Vielmehr strich sie mit einem freudigen Lächeln über das Cover und schlug die erste Seite auf, in der eine Notiz klebte. Hier hatte Justus in seiner Handschrift eine Bemerkung gemacht zu einem Satz, den er besonders spannend formuliert fand und begründet, warum dem so war.
“Es war das Buch, das du gelesen hast, als wir das letzte Mal vor deinem Umzug miteinander gesprochen haben. Ich sagte ja, es war eine dumme Idee.” Er wollte gerade nach dem Buch greifen, als Riley ihn auch schon in den Arm nahm und fest an sich drückte. “Es ist perfekt. Dass du dich überhaupt noch daran erinnert hast… Danke.”
Justus merkte wieder, wie sein Gesicht etwas wärmer wurde und erst, als sich Bob laut räusperte, löste sich Riley von ihm. Vielleicht war es doch nicht so verkehrt gewesen, die letzten zwei Monate damit zu verbringen, das Buch erneut zu lesen und dazu die vielen Anmerkungen zu schreiben. Er selbst wusste, dass Rileys Lieblingsgeschichte aus der Reihe ‘Das letzte Problem’ war, doch trotzdem hatte ihn die Erinnerung an damals einfach nicht losgelassen. Wie so Vieles, was Riley betraf…

Notes:

Diesmal keine Umfrage, die diese FF beeinflusst, allerdings eine Frage zu einem Projekt.
Was würde euch mehr interessieren, zu lesen:
1. Eine AU in der Riley in Rocky Beach geblieben ist und damit ein Fall aus der originalen Drei Fragezeichen mit den Jungs löst?
2. Rileys erster Fall mit der NY-Gang (Also Julien und Lesley)
3. Die neuen drei Fragezeichen aus dem letzten Zukunftsgeflüster? Sprich: Die nächste Generation?
Es wird auf jeden Fall zu allen drei Dingen eine kürzere Extra-Story erscheinen. Es sei denn es wird eines raus gevotet mit den Worten "Ne, will ich nicht lesen sowas." X'D
Hier geht es nur darum, was ich als Erstes schreibe.

Chapter 104: Tanz ohne Musik - Part 2

Chapter Text

Lesley und Riley hatten den Kleiderschrank der Blonden auf den Kopf gestellt. “Wir hätten doch vorher shoppen gehen sollen. Vielleicht wäre dann auch ein Outfit dabei, was den Herrn Meisterdetektiv um den kleinen Finger wickelt.” Sie zwinkerte und bekam kurz darauf eine Bluse ins Gesicht geworfen. “Vorsicht, ich bin hier schwer am Arbeiten.” Die Brünette hatte ihren Laptop auf dem Schoß und versuchte schon seit geraumer Zeit an die Daten des Sticks zu kommen. Eines war ihr hierbei sicher: Da verstand jemand seine Arbeit. Nicht, dass es Lesley aufhalten würde, aber einfach war es nicht.
“Bekommst du es trotzdem hin?” Gerade hatte Rileys beste Freundin zu einer Antwort ansetzen wollen, als es an der Tür klopfte. Nach einer kurzen Antwort Seitens Riley trat Peter in den Raum und fragte, ob er stören würde. Lesley grinste breit. “Du kommst genau richtig, wir haben gerade überlegt, bei welchem Outfit Justus…” Sie wurde von Riley unterbrochen, da diese bemerkte, dass Peter nicht gerade gut gelaunt aussah. Nach einer kurzen Nachfrage seufzte der Rotschopf schwer und ließ sich auf das Bett niedersinken.
“Ich glaube, Bob macht Schluss.” Riley hätte gelacht, sähe Peter nicht so fertig aus. Doch ihr Bruder und Schluss machen, das konnte sie sich nicht vorstellen. Peter war die erste Beziehung, die ihm wirklich wichtig war und an die er sich ganz sicher festklammern würde, selbst wenn es so schien, als gäbe es keine Hoffnung mehr.
Während Riley darauf wartete, dass Peter eine genauere Erklärung abgab, war Lesley schon komplett in den Verteidigungsmodus übergegangen. “Er ist zwar dein Bruder Ri, aber ich schwöre dir, wenn er Schluss macht, dann werde ich ihm so einige Takte erzählen, dass selbst seine Songs neidisch wären.”
Ri, Riley fand diesen Spitznamen bescheuert, während Lesley damals behauptet hatte, dass sie ihn cool fand. Was daran cool war, einen so kurzen Namen weiter abkürzen zu wollen, verstand die Blonde bis heute nicht. “Jetzt lass ihn doch erst mal reden, Leo.” Es war keine Abkürzung des Namens Lesley, aber von ihrem Zweitnamen Leonora. Wann immer Lesley meinte sie Ri nennen zu müssen, feuerte Riley einfach zurück. Lesley hasste ihren Zweitnamen, wobei sie die Abkürzung hierfür nicht schlecht fand.

Peter atmete tief durch, bevor er schluckte und wohl nicht recht wusste, wie er diese Erklärung beginnen sollte. “Also, gestern… Eher heute, es war nach null. Bob und ich, wir… Man komm’ ich mir doof vor. Du bist seine Schwester und willst bestimmt nichts von unserem Sexleben wissen. Na ja, wenn es da wirklich eines gäbe.”
Lesley blinzelte verwundert und fragte nach, was das zu bedeuten hatte. Ihrer Anmerkung zu urteilen, waren sie immerhin lange genug zusammen und hatten lange genug auf solche Dinge gewartet. Peter hatte erklärt, dass es sich einfach nie wirklich ergeben hatte. Jedenfalls nicht im vollen Ausmaß. Gestern war es da anders gewesen, doch dann schien alles gescheitert zu sein. “Ich war bestimmt der mieseste Partner, den er je hatte. Mit Jeffrey schien das alles komplett einfach gewesen zu sein.” Peter ließ sich mit seinem Oberkörper auf das Bett zurückfallen. “Jetzt ist es so weit, ich vergleiche den Sex. Ich weiß nicht mal, ob er gekommen ist.” Er richtete sich wieder auf. “Ich weiß nicht mal, ob ich gekommen bin.” Lesley schien davon deutlich verwundert, immerhin fand sie das bei Männern deutlich offensichtlich. Doch ein Blick zu Riley verriet ihr, dass sie den Mund halten sollte.
“Und darum glaubst du, er macht Schluss? Wegen einer Nacht, wo es mal nicht geklappt hat?” Peter presste seine Lippen aufeinander. Bob hatte seine Partner schon für banalere Gründe verlassen und dementsprechend war er sich sicher, dass er unmittelbar auf der Abschussliste stehen würde. Riley musterte Peter, der tatsächlich daran glaubte und schloss für einen Moment die Augen. Ja, sie war nicht gerade scharf darauf zu erfahren, was im Schlafzimmer ihres Bruders abging, aber Peter war ihr bester Freund und brauchte offenbar ihre Hilfe. “Wo lag denn das Problem, dass es nicht so geklappt hat?” Vielleicht kam sie so weiter. “Ich war einfach total nervös. Ich meine, es ist Bob! Und offenbar war nicht nur ich nervös, sondern mein ganzer Körper mit mir. Er muss denken, dass ich ihn total unattraktiv finde oder so…”
Lesley schien noch zu überlegen, was sie dem Rotschopf vorschlagen konnte. Vermutlich würde sich es um irgendwelche Tipps handeln, die sie durch zu viele Fanfiktions erhalten hatte. Die würden im realen Leben eben nur wenig weiter helfen. “Und was ist, wenn du mit Bob darüber redest? Ihm sagst, dass du nervös warst? Davon abgesehen, glaube ich nicht, dass Bob mit dir Schluss machen würde. Dafür klebt die rosarote Brille zu fest in seinem Gesicht.”

***

“Ich würde dir raten, diese Dinge mit Peter zu besprechen. Ich habe stets mit Lys über unser Sexleben gesprochen, damit wir wussten, was der Andere erwartet und braucht und ob wir dem gerecht werden können.”
Bob wusste nicht genau, warum er überhaupt Justus gefragt hatte. Julien wäre die deutlich bessere Option gewesen, aber dieser war gerade außer Haus und über Telefon wollte er keinen Rat erhalten. Zu Riley wollte er damit auch nicht gehen, da er sich sicher war, dass Peter gerade eine ähnliche Story erzählte. Vermutlich beinhaltete es, wie schlecht er Bob im Bett fand und das, obwohl er so viel Erfahrung hatte. Es war einfach eine ganz andere Sache mit Peter. Er hatte ihn nicht enttäuschen wollen und schon gar nicht schlechter als Jeffrey sein wollen. Aber nun stand er hier und holte sich ausgerechnet einen Rat von Justus. “Klar, ich rede einfach mit ihm.” Den Sarkasmus in der Stimme des Blonden konnte selbst der erste Detektiv nicht überhören. Selbst wenn er Bob nicht schon ewig gekannt hätte, hätte er dies mehr als deutlich gehört. “Warum bist du überhaupt zu mir gekommen, wenn du meinen Rat ohnehin nicht befolgen willst?”
Justus legte ein Oberteil zurück in den Schrank, welches er sich gerade übergezogen hatte. Seit Bob eingetreten war, hatte er wohl den halben Stapel seiner Shirts durch und fand trotzdem keines, welches er tragen wollte. “Mir gingen die Optionen aus. Und du weißt schon, dass du mich fragen kannst, wenn du Riley gefallen willst?” Bob grinste. Justus merkte, dass er vom eigentlichen Thema ablenkte, da er nicht den gewünschten Rat erhalten hatte, sondern einen wohlüberlegten.
“Wieso sollte ich Riley gefallen wollen?” Erneut streifte sich Justus einer seiner vielen Poloshirts über den Kopf und behielt es diesmal an. Bob vermutete, dass es an seinem Kommentar lag. “Komm schon, Just. Ich bin nicht blind.” Der erste Detektiv ging hinüber zum Fenster und lehnte sich an das Brett. Er versuchte seine Mine so undurchdringlich wie möglich zu halten, was aber in Bobs Augen fehlschlug. Er kannte den Anderen lange genug und das Tänzchen, was er mit seiner Schwester aufführte, sollte endlich ein Ende haben. Bob hatte Riley zwar versprochen, sich nicht einzumischen, aber länger hierbei zusehen konnte er auch nicht. Außerdem war Justus nun seit zwei Monaten wieder Single. Genug Zeit, um sich endlich seiner Gefühle klar zu werden. Davon abgesehen hatte der erste Detektiv diese Gefühle schon, da war er noch mit Lys zusammen gewesen, auch wenn er immer wieder versucht hatte es zu verbergen.
“Das beantwortet meine Frage nicht, Bob.” Der Dritte stöhnte genervt auf. “Du stehst auf meine Schwester. Das sieht wirklich jeder. Darum willst du ihr auch gefallen.”
Statt eines Geständnisses bekam Bob nur eine hochgezogene Braue. Allerdings war da dieser ganz kurze Moment und Bob war sich sicher, dass sich Justus ertappt fühlte. “Da muss ich dich enttäuschen. Riley ist meine beste Freundin und mehr steckt da nicht hinter. Wenn es auch nicht so scheint, befinde ich mich noch immer in der Trauerphase bezüglich meiner Trennung. Natürlich unternehme ich dementsprechend viel mit Riley auch außerhalb des Falles. Ganz davon abgesehen, dass wir das Gleiche studieren und…” Er wurde unterbrochen. “Hör doch endlich mal auf, dich selbst zu belügen. Wenn es an mir liegt, dann gebe ich dir hochoffiziell grünes Licht. Das war es nämlich auch, worüber ich mich mit Peter unterhalten habe, in New York. Ich finde, dass ihr zusammenpasst. Es ging bei dem Gespräch nie um Alexander.”
Noch immer schien Justus seine Mine der Gleichgültigkeit aufrechterhalten zu wollen, allerdings verriet ihn seine Stimme. Der Ton machte bekanntlich die Musik und in Justus Fall, war es die Melodie eines entlarvten Lügners.
“Ich verstehe durchaus deinen Punkt. Es wäre für dich angenehm, wenn da etwas zwischen mir und Riley wäre, immerhin würdest du den Partner - sofern Riley das Interesse erwidern würde - kennen und bräuchtest dir keine Sorgen zu machen. Aber wir sind nur Freunde, beste Freunde. Daran ändert sich nichts. Das hat sie nach der Festnahme ebenfalls klar und deutlich geäußert.”
Bob stand von dem Schreibtischstuhl auf und fixierte das weiße Fragezeichen. Statt nun laut und ungehalten zu werden, entschloss er sich dazu, den ersten Detektiv mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Er hatte es lange genug angesehen, kannte die Zeichen. Sich in seinen besten Freund zu verlieben, brachte Risiken mit sich, davon konnte Bob Lieder singen. Wortwörtlich hatte er dies sogar schon getan.
“Gut, wenn du es nicht einfach so zugeben willst, dann eben die Beweislage.” Justus runzelte die Stirn. Ähnlich wie bei ihrem Trinkspiel wog er sich in Sicherheit.
“Dich interessiert ihre Meinung. Egal, wer gerade im Raum steht, immer willst du zuerst Rileys Meinung wissen, auch wenn es gar nicht ihrem Fachgebiet entspricht. Du wirst rot in ihrer Gegenwart, vertraust ihr Dinge an, die du nicht mal uns anvertrauen würdest, obwohl auch Peter und ich deine besten Freunde sind. Du veränderst dich, aber nicht, weil sie dich dazu zwingt, sondern vielmehr, weil du es selbst so willst. Sie ist in dem Sinne deine Muse.” Justus rollte mit den Augen. Seiner Meinung nach, waren dies nicht mal wirklich stichhaltige Beweise, eher Indizien dafür, dass ihm Riley einfach als Mensch wichtig war und sie es gelegentlich schaffte, ihn in Verlegenheit zu bringen. Genau das setzte er Bob auch entgegen, der aber nur meinte, dass dies erst der Anfang sei.
“Du bist für sie nach New York gereist, weil du es ohne Riley nicht ausgehalten hast. Der Fall war einfach nur eine willkommene Entschuldigung. Egal, was du jetzt sagen willst, es liegt auf der Hand. Peter hat mir erzählt, dass du sämtliche Aktivitäten vorgeschlagen hast, die du normalerweise mit Riley ausübst. Du hättest auch einfach allein eine Doku gucken können, aber wolltest unbedingt eine Person dabeihaben. Riley war keine Möglichkeit und Peter das Trostpflaster. Dann die Sache mit Alexander. Du warst Eifersüchtig und spar dir dein Gerede von platonischer Eifersucht. Es brauchte nur ein Kuss der beiden und du wärst für einen Mord bereit gewesen. Genau so warst du auch auf Skinny eifersüchtig. Auf Skinny Norris! Du weißt genau, dass er niemals Rileys Typ sein könnte und trotzdem hattest du Angst, dass da auch nur der Hauch einer Möglichkeit besteht, dass beide etwas miteinander anfangen könnten. Es war dir egal, dass du gerade andere Probleme hattest, Riley war deine Priorität. Dann dein Geschenk, es ist sehr persönlich und du liebst dieses Buch. Du wolltest es nicht mal mir ausleihen, weil es der erste Sherlock Holmes Band ist, den du von Tante Mathilda bekommen hast und trotzdem überlässt du ihn Riley.”

Jetzt hatte er ihn. Bob sah es ihm genau an und es fehlte nur noch dieser kleine Schubs, damit Justus Jonas kein einziges Argument mehr hatte, um dem zu widersprechen. “Du riskierst dein eigenes Leben für sie, weil du ohne sie nicht mehr leben kannst. Warum sonst solltest du in ein Gebäude mit Bomben rennen, nur um sie zu retten? Du hättest auch mich laufen lassen können, die Polizei, irgendwen. Aber du musstest da rein.”

Entkräftet ließ Justus seine vor der Brust verschränkten Arme sinken und sah statt Bob den Boden an. “Wirklich gute Schlussfolgerung, Dritter. Ich kann nicht leugnen, dass da Gefühle sind, die deutlich über eine Freundschaft hinaus gehen.” Bob grinste zufrieden und schlug schon vor, dass er es Riley gleich sagen könnte, allerdings lehnte Justus ab.
“Trotzdem steht noch immer die Trennung von Lys im Raum. Ich weiß nicht genau, wie das alles mit Riley zusammenhängt. Fakt ist allerdings, dass ich Angst habe, dass diese Gefühle nur da sind, um mich von meinem Kummer abzulenken. Ich will nicht, dass ich später erkenne, dass Riley eine Art Rebound war, weil es gerade so schön gepasst hätte. Dafür ist sie uns allen zu wichtig.”
Bob schüttelte den Kopf. “Sie ist bestimmt kein Rebound, immerhin…”
“Bob, es reicht jetzt.” Es war nicht Justus, der ihn aufhielt, sondern Julien. Der Blonde wusste nicht, wie lange er schon in der Tür stand. Aber offenbar lang genug, dass er wusste, dass er sich nicht an die Abmachung hielt: Kein Einmischen.
Bob gestand ein, dass er vielleicht zu weit gegangen war, bereute es aber nicht. Er drängte sich an dem Älteren durch die Tür vorbei und verschwand in sein Zimmer. Julien wollte gerade ebenfalls verschwinden, als Justus ihn aufhielt. Im Gegensatz zu Bob hatte er Julien gesehen und trotzdem seine Gefühle offenbart. Er wusste, dass der Ältere damals Peter den letzten Stoße verpasst hatte, damit dieser seine Gefühle für Bob erkannte. Genau diesen Schubser könnte auch er gebrauchen, weswegen er schließlich um einen Ratschlag bat, beziehungsweise nachfragte, wie er Peter damals geholfen hatte.
“Ich kann dir nicht den gleichen Rat geben, wie Peter. Du bist ein Mensch, der mit dem Kopf entscheidet und eher weniger auf sein Bauchgefühl hört. Alles, was ich dir sagen kann, ist, dass ich sehe, wie oft du nach Ausreden suchst, um Riley so nahe wie möglich zu sein.” Er zwinkerte verschwörerisch, wobei Justus ein mattes Lächeln über die Lippen glitt. “Sie hat dir also von dem Kuss erzählt.”
Er hätte es sich denken können, immerhin hatte Riley ihn nach dem Kuss belogen, auch wenn er noch nicht sagen konnte, womit. Allerdings grinste Julien ihn schließlich an, als wisse er noch viel mehr. “Nein, hat sie nicht. Aber du gerade.”

Chapter 105: Tanz ohne Musik - Part 3

Chapter Text

Peter brauchte Bob nicht mal zu fragen, ob er aufgeregt war, immerhin erkannte er die Anzeichen deutlich. Sein Freund hatte sich nun schon mehrere Male umgezogen, zweimal seine Haare gewaschen und geföhnt, da sie laut seinen Angaben nicht richtig lagen und schließlich seine Nägel zum vierten Mal in einer anderen Farbe lackiert. Peter war unterdessen schon längst fertig und wartete dementsprechend auf die Anderen. Zusammen mit Justus saß er im Wohnzimmer und schaute sich die Wiederholung des Basketballspiels vom Vortag an.
“Wenn das so weitergeht, sind Riley und Lesley vor Bob fertig.” Eine Bemerkung, die Justus abnickte, während er an seinem Handy beschäftigt war. “Die beiden werden ohnehin vor ihm fertig sein, ob mit oder ohne Aufregung. Schon vergessen, wie eitel er sein kann?” Peter kommentierte dies nicht, sondern wurde im nächsten Moment auch bereits von Julien abgelenkt.
“Kurze Frage, wie merkwürdig wäre es, wenn ich deinen Ex matche?” Julien hielt Peter sein Handy hin, sodass dieser sicher sein konnte, dass es sich bei dem Profil tatsächlich um Jeffrey handelte. Zugegeben hatte Julien das Bild zunächst Riley und Lesley gezeigt, wobei die Blonde schließlich erklärt hatte, wem das Profil gehörte. “Gar nicht merkwürdig, ich denke, ihr würdet sogar gut zusammenpassen.” Juliens Blick konnte Peter entnehmen, dass er mit dieser Antwort wirklich nicht gerechnet hätte und es schien beinahe so, als käme ihm diese Einschätzung zu schnell. Peter atmete allerdings durch und wischte schließlich den Bildschirm nach rechts. “Ich meine es ernst. Ich bin mit Bob zusammen.” Peter schluckte das ‘noch’ hinunter und hoffte wirklich, dass es nach der letzten Nacht so bleiben würde. “Jeffrey hat jemanden verdient, der ihn glücklich macht, also versau es nicht, sonst werde ich ziemlich sauer.”
“Das meint er Ernst. Peter ist überaus protektiv, wenn es um seine Freunde geht.” Justus hatte nicht von seinem Handy aufgesehen, als er sich einmischte, sondern blickte etwas genervt auf den Bildschirm. Seine Finger strichen immer wieder über die Oberfläche, bis er sich schließlich mit einem Stöhnen zurücklehnte. “Diese nervigen Minigames. Warum bekommt man nur fünf Leben, das ist viel zu wenig, für ein Spiel, welches ganz dem Zufall überlassen ist und Münzen habe ich auch keine mehr.”
Julien setzte sich ebenfalls auf das Sofa und schrieb schließlich seinem neuen Match eine Nachricht, während Peter sich nun wieder auf das Spiel konzentrieren konnte. Jedenfalls dachte er das, nur hatte er die Rechnung ohne Riley und Lesley gemacht, die anscheinend wirklich vor Bob fertig geworden waren.
“Ich dachte, Zufallsspiele sind nicht so dein Ding.” Riley lehnte sich über die Sofalehne und schaute den ersten Detektiv an, der gerade sein Handy zur Seite legte. “Schon, aber leider gibt es Duskwood nicht ohne diese Minigames.” Riley grinste leicht. “Also, hast du dem Spiel eine Chance gegeben?” Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie es ihm damals empfohlen und er für einen kurzen Moment wirklich gedacht hatte, dass Jake ihr fester Freund und nicht eine fiktive Figur wäre.
“Ich weiß wirklich nicht, ob ich es bereuen soll. Ich bin bei Episode 3 und diese ewigen Zwischenspiele. Allerdings ist die Story wirklich interessant, auch wenn ich bisher einen Verdächtigen habe und gespannt bin, ob er sich als Täter herausstellt. Außerdem kann ich nun gut verstehen, was du an diesem Jake magst, auch wenn ich zugeben muss, dass er mir persönlich nicht ganz zusagt. Vermutlich liegt es aber auch daran, dass wir uns in gewissen Punkten so…”, Justus brach mitten im Satz, als er sich herumgedreht hatte und Riley ansah. Das warme Gefühl auf seinen Wangen und seine Mundwinkel, die sich automatisch zu einem Lächeln anhoben, ließen ihn seine Worte für den Moment vergessen.
Ein lauter Knall, ließ den ersten Detektiv wieder in die Realität zurückkehren, während Riley einen kurzen Schmerzenslaut von sich gab und ihre beste Freundin böse anfunkelte. “Ich sagte doch, dass das Top und die High-Waist perfekt sind.” Lesley hatte Riley einen Klapps auf den Hintern gegeben und grinste nun frech, bevor sie sich auch schon nach Bob erkundigte. “Bad”, kam es von den Anderen wie aus einem Mund, woraufhin Lesley nur mit den Augen rollte.
“Wozu der ganze Aufwand, wen will er denn beeindrucken?”
“Meinen Freund.” Bob grinste nur und ging kurz zu Peter hinüber, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu geben. Von den vorherigen Problemen war keine Spur mehr, was Peter nicht wunderte. Es war wieder typisch für den Blonden , einfach Probleme zu ignorieren, bis sie von allein verschwanden. Vielleicht war dies für den heutigen Abend auch keine schlechte Taktik, immerhin musste er schon bald auf die Bühne und da konnte er es sich kaum erlauben, schlecht gelaunt zu sein. Oder mit seinem Freund Schluss zu machen, damit dieser schlechte Laune bekam.

Während Peter und Bob das Auto nahmen, um so auch Bobs Gitarre sicher zum Club zu bringen, nahmen die Anderen die Bahn. Julien hatte schnell eine Sitzgelegenheit gefunden und tippte mit einem breitem Grinsen auf seinem Handy, wobei Riley kurz auf das Display schaute und schließlich Lesley anstieß. “Jeffrey also, scheint wohl wirklich kein Problem für Peter gewesen zu sein.”
“Wie zu erwarten, möchte Peter einfach nur, dass seine Freunde glücklich sind. Er hat Julien sogar gedroht.” Justus war ebenfalls wieder am Handy und Riley vermutete, dass er es erst gänzlich beiseite stecken würde, wenn Bobs Auftritt begann. Während sich die Blonde wieder etwas zurücklehnte, war Lesley weniger scheu und nahm dem Älteren das Handy aus der Hand.
“Uh, du sagst ihm also nicht, dass du Bobs Stiefbruder bist.” Sie wippte mit den Augenbrauen, hielt Riley schließlich ebenfalls das Handy hin. Julien beschwerte sich nicht einmal, da er ohnehin wusste, dass es bei Lesley nichts bringen würde.

Jeffrey: “Hey ;) Hottes Pic.”
Julien: “Kann ich nur wiedergeben ;)”
Jeffrey: “Lust dich zu treffen?”
Julien: “Wie wäre es mit heute?”
Jeffrey: “Leider schon was vor. Bin auf ‘nem Konzert. Würde dich ja mitnehmen, aber Tickets sind alle weg. Vielleicht morgen?”
Julien: “Zu schade :( Morgen geht auch klar. Zum Frühstück?”
Jeffrey: “Nach ‘nem Konzert? Bist wohl ein Frühaufsteher…”
Julien: “Frühstück also ;)”
Jeffrey: “Haha, mach mal lieber Abendessen draus.”
Julien: “Bei dir oder bei mir?”
Jeffrey: “Dir! Schreib dir morgen, muss los…”

“Nicht, dass er nachher denkt, dass du ihn stalkst.” Riley lachte, wobei Julien nur abwinkte. “Kann ihm ja nachher ganz entspannt erklären, dass ich kein Stalker bin.” Er nahm sein Handy wieder entgegen und erhob sich schließlich von seinem Sitzplatz. Den nächsten Halt mussten sie aussteigen und anschließend war zunächst Unterstützung angesagt, immerhin schleppten sich Instrumente nicht von allein.

Der Weg war eigentlich nicht weit, aber das Schweigen machte die Autofahrt unangenehm lang. Peter war sogar regelrecht froh, als sie beide aussteigen konnten und schließlich Summer sahen, die schon ihren Wagen am Hintereingang geparkt hatte. Ohnehin würde die Zeit nun für den Aufbau draufgehen und damit gab es keine Situation, in der sie sich unangenehm anschweigen mussten. Bob suchte zwar zwischenzeitlich seine Nähe durch kleinere Berührungen, aber wirkten diese in Peters Augen mehr erzwungen, als gewollt. Zum Glück waren genügend Menschen um sie herum, sodass sie nicht lange hierfür Zeit hatten und sich perfekt ablenken konnten. Jedenfalls bis die Tür zur Garderobe zufiel. Die Besitzerin hatte noch erklärt, dass die Tür derzeit defekt sei und darum offen gehalten werden musste, da man den Raum nur von außen öffnen konnte.
Peter sah die Tür an und kramte in seinen Taschen nach seinem Handy, während sich Bob darüber beschwerte, dass seines an einem Ladekabel in der Nähe der Bühne hing. ”Keine Sorge, du schaffst es zu deinem Auftritt. Justus und Riley werden bestimmt gleich auf ihr Handy gucken und…”, er brach ab und schluckte. “Kein Empfang.” Peter hielt seinem Freund das Handy entgegen, drückte dennoch auf Senden, falls die Nachricht vielleicht in einem glücklichen Moment rausging.
Bob stöhnte auf und setzte sich auf einen Stuhl. “Das heißt dann wohl warten. Glaube nicht, dass die uns bei der Lautstärke da draußen hören.” Peter nickte. Er ärgerte sich schon fast darüber, dass er sein Dietrich Set nicht dabeihatte. Obwohl, wenn er sich das Schloss genauer ansah, würde das wohl nicht viel helfen. Wieder herrschte für einen Moment dieses unerträgliche Schweigen, während beide verzweifelt nach einem Thema suchten.
“Zum Glück leidest du nicht unter Lampenfieber. Sind wirklich eine Menge Leute schon draußen.” Bob schnaubte bei der Aussage belustigt und fuhr sich durch das blonde Haar. “Auf der Bühne vielleicht nicht. Menschenmassen machen mich nicht nervös, im Gegensatz zu dir.”
Peter runzelte die Stirn. “Ich mache dich nervös? Also, dass ich es manchmal hinbekomme, dich erröten zu lassen, aber wann bist du denn schon mal nervös?” Die Antwort kam kurz und leise. Allerdings laut genug, dass Peter sie noch hören konnte:
“Letzte Nacht.”
Der Rotschopf schüttelte mit dem Kopf. “Klar, als ob. Hör mal, ich weiß, dass ich mich gestern echt blöd angestellt habe, aber du brauchst mich echt nicht in Schutz nehmen, nur weil du mir mal wieder das Nervenbündel angesehen hast.” Er seufzte und blickte auf den Boden. “Ich bin halt noch nicht so erfahren und wenn du Schluss…”, weiter kam er nicht. Er hatte das Wort gerade so ausgesprochen, da war Bob auch schon aufgesprungen und hatte die wenigen Schritte Abstand überwunden. “Was? Nein! Wie kommst du denn darauf? Ja, gestern Nacht lief vielleicht nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben, aber deswegen würde ich bestimmt nicht Schluss machen.” Peter hob seinen Kopf und blickte einen Moment später in die ehrlichen, aber auch besorgten Augen seines Freundes. “Na ja, ich dachte halt, dass du vielleicht keine Lust mehr deswegen auf mich hast. Ich meine, du hast andere schon…”, wieder kam Peter nicht weiter, da hatte Bob ihn auch bereits mit seinen Lippen zum Schweigen gebracht. Er hielt ihn fest im Arm, so als könne er dadurch auch physisch unter Beweis stellen, dass es in seiner Welt keinen Bob mehr ohne Peter gab.
“Du bist aber nicht Andere, Peter. Du bist… Alles! Vermutlich würde ich nicht mal Schluss machen, wenn du mich mit zwanzig anderen Typen betrügen würdest, so verliebt bin ich in dich.” Bob hielt Peters Gesicht in seinen Händen, so als befürchtete er, dass er seinem Blick nicht standhalten würde. “Ich liebe dich auch. Trotzdem war gestern Nacht echt mies. Ich hatte einfach nur Angst dich zu enttäuschen, irgendwie.”
Bob gab Peter einen erneuten Kuss. “Ging mir doch genauso. Aber so wie ich das sehe, werden wir in Zukunft noch sehr viel Zeit haben, uns nicht zu enttäuschen.” Bob ließ seine Lippen von Peters Mund zu dessen Hals wandern und schob schließlich eine Hand unter dessen Shirt, woraufhin Peter leicht zu lachen anfing. Gerade hatte er die Lippen seines Freundes wieder aufgefangen, da wurde auch schon die Tür geöffnet und beide lösten sich voneinander. Anscheinend hatten Justus und Riley die Nachricht von Peter erhalten. Als sich das Paar schließlich einen weiteren Blick zuwarf, war ihnen klar, dass sie vor den beiden niemals zugeben würde, dass der Rat mit dem Reden wirklich geholfen hatte. Sie wussten vermutlich auch ohne ihre Worte, dass sie Recht behalten hatten.

Chapter 106: Tanz ohne Musik - Part 4

Notes:

Die Abstimmung ist zu Ende und ihr habt euch als Nächstes die nächste Generation gewünscht:
https://ao3-rd-3.onrender.com/works/50778799
In Zusammenarbeit mit meinem wundervollen Beta Fragayzeichen :)

Chapter Text

Peter hatte schon von der Garderobe aus gehört, dass dieses Konzert sich lohnen würde. Immer mehr Leute fanden den Weg hierher und gehörten nicht nur zum Freundeskreis der drei Fragezeichen. Gerade sah er drei Mädchen, die sich in die Halle begaben und ein knappes Grinsen schlich sich auf seinen Lippen. Mit ihren Haarfarben hätten sie doch glatt wirklich die weibliche Version ihres Detektiv-Trios sein können. Zugegeben, nun waren sie ein Quartett, also fehlte im Grunde ein blonder junger Mann an ihrer Seite, aber das waren nur kleine Spinnereien seiner Gedanken.
Bob kam schließlich in den Saal und pfiff durch seine Zähne. “Ganz schön voll geworden.” Peter nickte bestätigend und nahm Bobs Hand, bevor er mit der anderen auf einen Stehtisch deutete. “Da drüben sind Lesley und Les… Die Lesleys? Die Lassys?” Er schüttelte seinen Kopf und zog Bob schließlich einfach mit sich, wobei dieser nur etwas schmunzelte. Es musste definitiv eine Lösung für die beiden Namen her. Natürlich war es alles einfacher, wenn man miteinander telefonierte oder nur mit einer Person schrieb. Aber Bob malte sich schon Szenarien aus, in denen er eine Lesley ansprechen wollte und sich beide zu ihm wandten.
“Unser Lieblingspaar.” Lesley - auch bekannt als Bobs Ex-Freundin - nahm sowohl Peter als auch Bob kurz zur Begrüßung in den Arm. “Ihr habt euch also schon bekannt gemacht?” Es war eigentlich ziemlich offensichtlich, denn so intensiv wie ihr Gespräch ausgesehen hatte, waren sie längst über die Begrüßung hinaus. Trotzdem wusste Bob nicht so recht, ob er beide trotzdem nochmals einander vorstellen sollte. Mit diesen typischen Informationen, wie man die in jeglichen Filmen über eine Person gab.
“Lesley, das ist Lesley. Meine Ex-Freundin, die mit mir Schluss gemacht hat, weil ich viel zu oft am Flirten war und sie immer wieder für Fälle versetzt habe. Lesley, das ist Lesley. Die beste Freundin meiner Schwester, bei der ich nie gelandet bin, selbst nicht mal für etwas Lockeres.”
Nein, das klang schon in seinem Kopf bescheuert und er war dankbar, dass Lesley, seine Ex, das Wort übernahm. “Oh ja und wir haben uns schon intensiv über alles ausgetauscht, was ich so verpasst habe.” Neugierig, wie Peter in sozialen Situationen gerne mal war - vielleicht lag es auch einfach an der ganzen Detektivarbeit - beugte er sich ein wenig vor und fragte schließlich nach dem Thema der Unterhaltung. Vermutlich in der Hoffnung, er könne sich einbringen.
“Es ging einfach nur darum, dass du viel zu gut für Bob bist, ihr aber trotzdem ein süßes Paar seid.” Lesley lachte und Bob schnappte empört nach Luft. Natürlich war ihm der Gedanke schon selbst gekommen, beide um genau zu sein. Aber er wollte solche Aussagen nicht von anderen Personen hören, schon gar nicht von jemandem, die ihn hatte abblitzen lassen.
“Was bringt euch dazu zu glauben, dass ich schlecht für Peter bin? Und dass gerade du das sagst, Lesley. Also nicht Lesley…” Er gab einen kurzen frustrierten Laut von sich, was beide Lesleys zum Lachen brachte. “Leo, kommt von meinem Zweitnamen. Riley nutzt ihn immer, wenn ich sie Ri nenne, weil sie es hasst und ich finde meinen Zweitnamen eben nicht so super.” Bob nickte, wobei Lesley nur mit den Schultern zuckte. “Lesley ist eben auch einfach der bessere Name.” Wieder lachten beide, wobei Peter mit einstimmte, Bob aber noch immer eine Antwort auf seine Frage wollte.
“Könnt ihr dann jetzt bitte erklären, was euch zu der Annahme bringt, dass Peter es hätte besser treffen können?”
Leo öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, doch Lesley bedeutete, dass sie ihr den Vortritt lassen sollte.
“Du bist eben nicht gerade der beste Partner, wenn es darum geht, sich auch um eine Beziehung zu kümmern. Ich meine, als du mit mir zusammen warst, hast du viel zu häufig mit anderen Mädchen geflirtet und glaub nicht, dass ich das nicht mitbekommen habe.” Bob wollte sich schon verteidigen, allerdings mischte sich nun Leo mit ein. “Ganz zu schweigen davon, dass du so eine Süße…”, dabei deutete sie auf Lesley, welche ihr mit einem Grinsen zuzwinkerte. “...dauernd versetzt hast. Und schieb es nicht alles auf Justus, du hättest auch mal ruhig Grenzen setzen können. Klar, du und Peter arbeitet zusammen, aber trotzdem kann das die Romantik killen.”
Bob seufzte etwas ergeben. Er wusste, dass sie mit ihren Anschuldigungen Recht hatten und Peter kannte ihn und wusste dementsprechend, woher diese kamen. Allerdings hatten sie bei dieser ganzen Auflistung eine Sache nicht bedacht. “Mag sein, dass ich nicht immer der perfekte Freund gewesen bin. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass das ganze Geflirte nicht fair dir gegenüber war.” Er wandte sich mit einem entschuldigenden Lächeln an Lesley. “Aber was die Fälle betrifft, hätte ich Justus vielleicht damals als faule Ausrede genutzt. Die Wahrheit ist aber, dass ich so mehr Zeit mit Peter verbringen konnte, weil es für mich immer nur Peter gab. Was natürlich auch nicht fair dir gegenüber war.”
Peter stieg bei diesen Worten eine sanfte Röte ins Gesicht, auch wenn ihm inzwischen klar war, dass Bobs Gefühle für ihn schon weiter zurückliegen. Lesley hingegen verzog nur das Gesicht. “Das war so ekelhaft süß. Ich kann dir nicht mal böse sein. Deine Entschuldigung ist also angenommen.”
Sie lachten, bevor Lesley auch schon die Schultern zuckte und einen kurzen Blick zu Leo warf. “Schwamm drüber, außerdem wollte ich mich ohnehin inzwischen mehr auf das hübschere Geschlecht konzentrieren.”
Leo lehnte ihre Ellbogen auf die Tischplatte und betete ihr Kinn auf ihre Hände. “Das klingt überaus interessant, vielleicht kann ich dabei behilflich sein.”
Bob sah zwischen den beiden hin und her, bevor er einen Blick auf sein Handy riskierte. “Ich muss dann auch mal zurück zur Band, bevor die ohne mich anfangen.” Er gab Peter noch schnell einen Kuss, der sich schließlich verabschiedete, um nach Justus und Riley zu suchen.

Peter kam genau in dem Moment bei Justus und Riley an, als auch Jelena und Skinny beide erblickten und kurz begrüßten. Nicht jedoch, ohne dass Skinny Riley ein Geschenk überreichte, eingewickelt in Zeitungspapier. “Musste für meine derzeitige Wohnung blechen, da war kein Geld mehr für Geschenkpapier.”
Riley erklärte, dass er ihr nichts hätte schenken müssen und Peter stellte amüsiert fest, wie Jelena und auch Justus beinahe den gleichen Gesichtsausdruck hatten. Wie merkwürdig diese neue Freundschaft auch schien - und Peter konnte Justus Abneigung gegenüber Skinny nachvollziehen - sie funktionierte.
“Peter, ist Bob schon hinter der Bühne?” Nun war es an Skinny, das Gesicht etwas zu verziehen. Ob es nun an der Nachfrage bezüglich Bob lag, oder weil er Peter gesehen hatte, konnte der Rotschopf nicht wirklich sagen. “Gerade losgelaufen. Aber nach seinem Auftritt wird er sicherlich alle nochmal begrüßen wollen.” Jelena nickte und wandte sich an Skinny, um zu fragen, ob sie dann weiter an den Bühnenrand wollten, damit sie aus ihrer Position auch etwas sehen konnte. Nachdem ihr Freund eingewilligt hatte, wandte sie sich nochmals um. “Ach und Riley. Wenn ich noch ein Mal höre, dass du meinen Freund in euren detektivischen Mist mit reinziehst, werde ich richtig sauer. Er hat gerade seinen neuen Job angefangen, da braucht er keinen Ärger und ich keinen Freund, der schon wieder nur an neuen Fällen dran ist.” Riley hob beschwichtigend die Hände. “War eine einmalige Sache, versprochen. Und Glückwunsch zum Job.” Skinny grinste stolz und zuckte mit den Schultern. “Was soll ich sagen, aus mir wird echt so ‘n anständiger Kerl. Mit ehrlichem Job und ‘ner Wohnung. Irgendwann hab ich sogar Gardinen an den Fenstern.”
Damit wandte er sich ab und lief neben Jelena her.
“Na, ob das wirklich so bleibt?” Peter runzelte fragend die Stirn, wobei Riley schlicht lächelte. “Ach, ich glaube, er schafft es diesmal.” Justus schnaubte bei dieser Aussage nur, gab aber keinen Kommentar ab, als er Rileys erhobene Augenbrauen sah.

Der Raum selbst wurde etwas dunkler, während die Bühne in das bunte Licht einiger Scheinwerfer gehüllt wurde. Bob trat auf das Mikrofon vorn in der Mitte zu und Peter konnte es wirklich nicht glauben, wie leicht es für seinen Freund aussah. Zugegeben wäre es schlimmer, wenn er wirklich Lampenfieber hierbei haben würde.
“Wo ist eigentlich Julien?” Rileys Frage nahm der zweite Detektiv nur am Rande wahr und auch wie Justus ihr erklärte, dass er noch schnell zur Toilette wollte und anschließend etwas zu trinken holen wollte.
Peters grüne Augen hatten in diesem Moment nur Bob im Visier und er spürte deutlich, wie stolz er war, sein Freund sein zu können. Es war ihm egal, was die beiden Lesleys von Bob als festen Freund für ihn hielten. Er selbst wusste, dass das hier nur der Anfang war. Der Anfang von einer langen und glücklichen Beziehung.

“Dieser Rainbow Splash klingt gut, den nehme ich, ohne Alkohol.”
“Mach zwei draus, geht auf mich.” Julien lehnte seine Arme auf die Theke und sah Jeffrey mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen an. Den Anblick, den sein jüngstes Match bot, war eine Mischung aus positiver Überraschung und deutlicher Verwirrung. “Muss ich mir jetzt eine neue Adresse zulegen?” Eine durchaus berechtigte Frage, wenn Julien bedachte, dass er nicht klar geäußert hatte, dass er ebenfalls hier sein würde und dazu noch wusste, wen er da gematcht hatte. In dem Sinne hatte der New Yorker einen ganz klaren Vorteil. Trotzdem hatte er die drei Fragezeichen nicht wirklich zu Jeffrey ausgequetscht, immerhin wollte er ihn selbst kennenlernen und sehen, wohin das alles führte. Alles was Julien wusste war, dass der Typ neben ihm der Ex von Peter ist und einen äußerst guten Musikgeschmack hat.
“Keine Sorge, ich wollte nur das Konzert von meinem Bruder genießen.” Die Drinks kamen, Julien zahlte beide und schnappte sich sein Glas, bevor er sich auch schon von dem Holz abstieß. Er lief einige Schritte voraus, wohl wissend, dass Jeffrey sich keinen weiteren Zentimeter gerührt hatte. Die Überraschung war ihm also in jedem Fall gelungen. “Kommst du? Das mit dem Frühstück meinte ich im Übrigen ernst.”
Jeffrey wusste nicht was, aber irgendetwas schien Julien an sich zu haben, was ihn in dessen Bann zog. Sein plötzliches Auftauchen und dieses gewisse Selbstbewusstsein. Zudem konnte der Surfer nicht abstreiten, dass Julien durchaus attraktiv war und für einen kurzen Moment fragte er sich, ob Julien ihn nicht doch verfolgt hatte und er lieber seine Freunde suchen sollte, nur für alle Fälle. Doch genau in diesem Moment wurden die ersten Akkorde gespielt und völlig perplex eilte Jeffrey dem Anderen hinterher. “Warte mal, dein Bruder?”

Chapter 107: Tanz ohne Musik - Part 5

Notes:

Die Abstimmung ist zu Ende und ihr habt euch als Nächstes die nächste Generation gewünscht:
Zur Fanfiktion
In Zusammenarbeit mit meinem wundervollen Beta Fragayzeichen :)

Chapter Text

Die Lichter suchten sich in bunten Strahlen einen Weg über die Bühne, während Bob seinen ersten Song an diesem Abend beendete und die Menge applaudierte. Peter hatte sich durch die verschiedensten Personen gekämpft, um nun ganz vorn zu stehen, die Ärmel seines blauen Pullovers nach oben geschoben, da er erst hier merkte, wie warm das Scheinwerferlicht sein konnte. Es wunderte ihn nicht, dass sein Freund in seiner zerschlissenen Jeans und dem weißen kurzärmligen Hemd mit den roten Schmetterlingen schwitzte, obwohl er nicht mal ganze zehn Minuten auf der Bühne stand. Es wunderte ihn ohnehin, dass er dazu in der Lage war über die Bühne zu springen, als wäre es das Leichteste dabei zu singen und auf der anderen Seite beim Ausdauerlauf in der Schule nie lange durchgehalten hatte. Vielleicht hätte er dabei singen sollen?
Peter schmunzelte über den Gedanken, als Bob seinen nächsten Song ankündigte:
„Der nächste Song ist für all die Herzen da draußen, die dabei zusehen müssen, wie die Liebe jemanden anderen wählt…“

„Ich glaube, der Song handelt von euch beiden.“ Julien deutete sowohl auf Peter als auch auf Jeffrey, nachdem Letzterer gerade zum Stehen kam. Die Verwunderung über die gesamte Situation schien ihm ins Gesicht geschrieben. Noch immer fragte sich Jeffrey, wen Julien nun mit „Bruder“ gemeint hatte. Es lag nahe, dass ein Mitglied der Band gemeint war, aber wusste wirklich die gesamte Band von Bobs Geschichte mit Peter und ihm. Jeffrey zweifelte nicht daran, dass sie irgendetwas mitbekommen haben, aber so klare Details, dass eine für ihn fremde Person ganz klar ausmachen konnte, dass der Song von ihm und Peter handeln sollte.

I hide behind a smile, buried the pain deep inside
You’re still breaking my heart and I keep my pride
I know it would be better if I faced my fears
But there is this other one, so I swallow my tears

Peter lauschte den deutlich melancholischen Zeilen und merkte, wie die Worte sein Herz berührten. Sie hatten längst diese Phase überwunden und doch schien der Song ihn in die Zeit von Bobs Schmerz zurückzuversetzen.
„Also, dein Bruder?“ Jeffrey ließ diese Aussage einfach nicht los und er brauchte wirklich dringend Antworten. Er hoffte nur, dass ihn der Andere über die Lautstärke der Instrumente hinweghören würde. Durch die vielen Besuche in Diskotheken war es Jeffrey zwar gewohnt, seinen Gesprächspartner anzubrüllen, aber ein Konzert war doch schon ein gänzlich anderer Lautstärkepegel. Julien schmunzelte belustigt und deutete mit einer kurzen Kopfbewegung zu Bob, welcher mit geschlossenen Augen ins Mikrofon sang.
„Bob? Aber er ist… Und du bist…“ Er wusste nicht genau, wie er es ausdrücken sollte, allerdings schien Julien ihn zu verstehen. „Schwarz und er weiß. Stiefbruder.“
Jeffreys Augen entspannten sich und er blickte zu Peter hinüber, der nur Augen für Bob zu haben schien. Immerhin schien er sich nicht daran zu stören, dass Julien und Jeffrey sich direkt neben ihm unterhielten. Wobei Jeffrey eher vermutete, dass er die beiden nicht einmal hörte.
Diesmal schien sein Blick doch etwas falsch gedeutet worden zu sein, denn gerade wollte Jeffrey sich seinem Getränk widmen, da beugte sich Julien auch schon zu ihm hinüber. „Für Peter ist es okay. Hab vor dem Match gefragt.“

Even if it seems that it is hopeless
You just need to notice, that…
I would follow you no matter what we go through
Bring all the mysteries the world can offer
Just hold my hand, no need to suffer
We’re in this together right from the start
And maybe one day you’re finding the truth in my heart

Das Klirren der aufeinander schellenden Armreifen an Rileys Handgelenk ging beim Applaus in der Masse unter, bevor der Saal wieder verstummte. Justus steckte sein Handy wieder in die Tasche zurück, nachdem er sich dazu hatte hinreißen lassen, die Taschenlampe zu aktivieren und diese im Takt des vorherigen Songs mitzuschwingen.
„Bin ich froh, dass dieses Chaos ein Ende hat.“ Genau in dem Moment, als er die Worte ausgesprochen hatte, wurde das Gespräch mit Bob wieder allzu präsent. Natürlich hatte das Chaos um Bob und Peter sich ein wenig gelegt, aber so hell die Sonne über ihnen auch scheinen mochte, sah er am Horizont schon die Wolken, die den nächsten Sturm ankündigten. Während er Bob stets geraten hatte, einfach mit Peter über seine Gefühle zu reden, merkte er nun, wie schwer solche Gespräche eigentlich waren. Besonders dann, wenn man sich seiner Gefühle nicht so sicher war.
Der dritte Detektiv hatte schon sehr lange genau gewusst, wie er für den Zweiten empfand. Doch für Justus war das alles deutlich schwerer. Er konnte nicht genau sagen, ob die Gefühle, die er hegte, auch Bestand hatten. Er hatte Lys geliebt, da war er sich sicher. Aber konnte er wirklich behaupten, so schnell über dies Liebe hinweg zu sein? Wie viel Zeit brauchte ein gebrochenes Herz, um zu heilen. Wenn es in einem solchen kurzen Zeitraum geschah, war die Liebe dann überhaupt echt gewesen?
Normalerweise besprach er gerade solche Themen mit Riley, da sie ihn zu verstehen schien und es hervorragend beherrschte, das Chaos in seinem Herzen in Worte zu fassen. Aber die Blonde war keine Option. Alles, was er aktuell tun konnte, war abzuwarten, welche Wege sich ihm noch offenbarten.
Außerdem müsste er mit einer Zurückweisung rechnen, immerhin hatte sie sehr deutlich gemacht, dass sie beste Freunde waren. Er wollte definitiv diese Verbindung nicht verlieren, nur weil er nicht mehr haben konnte. Beste Freunde, das war genug. Es war sogar mehr als genug. Oder?

Wieder fand ein Lied seine letzten Klänge und Justus nahm einen großen Schluck von seiner Cola.
„Ich wusste ja, dass mein Bruder talentiert ist, aber das…“ Das Glitzern in ihren blauen Augen verriet nicht nur die Begeisterung, sondern auch den Stolz und Justus konnte es nachvollziehen. Allein wenn er bedachte, wie lange die Band geprobt hatte und das zwischen Uni, Nebenjob und Detektivarbeit. Nicht zu vergessen, das ganze Beziehungschaos.
„Übung gehört auch dazu, aber ich weiß, wie du das meinst.“ Bei jedem Anderen hätte er sich wohl nun entschuldigen müssen, dass er genau diese Worte gewählt hatte und nicht einfach nur ein Talent anerkennen wollte. Aber Riley wusste genau, wie er es meinte. Hinzu kam, dass Justus harte Arbeit um einiges beeindruckender fand, als einfaches Talent.

„Der nächste Song stammt nicht aus meiner Feder, aber dafür handelt er von zwei wichtigen Personen in meinem Leben.“

Bob schlug die ersten Saiten der Gitarre an und ließ eine sanfte Melodie den Raum erfüllen, bevor er diese mit Gesang untermalte. Das Keyboard folgte und Rileys Blick heftete sich an ihren Bruder. Sie schluckte, verkrampfte ihre Hände um den Hartplastikbecher. Sie merkte, wie ihr Herz immer schneller in ihrer Brust schlug, während ihr Blick vorsichtig zu Justus wanderte und schließlich wieder auf ihrem Bruder landete, als das Schlagzeug einsetzte.

You’re north and I’m south
With no distance in between
Like a hidden thread between our souls,
A connection nobody else knows.
You know I can’t dance
Would step on your toes and fall
If you were the sky and I was the earth
There wouldn’t be a horizon at all

„Klingt, als würde er diesmal über dich singen.“ Das Schmunzeln des ersten Detektivs nahm Riley gar nicht genau wahr. Sie wäre eigentlich am liebsten auf die Bühne gestürmt und hätte ihrem Bruder gesagt, dass er nicht weiter singen sollte. So schön diese Komposition auch war, sie war nicht bereit für diese Zuschauer. Sie war nicht bereit für ihn. Oder war es doch eher, dass Riley nicht dazu bereit war, es ihn wissen zu lassen?

Just a little adventure
No ongoing mix
No Circle, no center
No beat to this lyrics
Without any tricks
Come on and take the lead
to this dance without a beat
to this dance without a beat

Die Musik schwoll weiter an und gleich würde der Moment kommen. Der Moment, in dem sie nicht weiter irgendwelche Ausreden erfinden konnte. Indem sie sich stellen und ihren Geburtstag mit dieser merkwürdigen Mischung aus enthüllten Geheimnissen und peinlichem Schweigen beenden musste. Sie schluckte und versuchte angestrengt auf ihr Getränk zu schauen, so als könne sie darin eintauchen und einfach von hier verschwinden.

Everything must always be the same
There are rules for everything
Who says it would be easy
Walking through the storm
Was never a follower
But with you however
May I ask you, master detective mine
Let us dance out of line.

Justus war durchaus bewusst gewesen, dass es in dem Song um Riley ging und um eine weitere Person. Auch war ihm durch Bobs Aussage längst bewusst gewesen, dass der Blonde nichts zu dem Text beigetragen hatte. Er fragte sich auch nicht unbedingt, wer der Verfasser war, sondern genoss einfach die Worte, welche seine Seele zum Tanzen brachten. Natürlich bevorzugte er Musik ohne Text, was allerdings nicht hieß, dass er Zeilen nicht berührend finden konnte.
Seine rehbraunen Augen schnellten zu Riley hinüber, als er schließlich des Rätsels Lösung vor sich hatte. Es war nicht nur ein einfaches Lied über Riley und ihn. Niemand sonst nannte ihn Meisterdetektiv. Vielleicht Skinny mal mit deutlichen Anführungszeichen, aber das ist auch schon einige Zeit her.
Er erinnerte sich noch genau an das erste Mal, dass sie dieses Wort genutzt hatte. Zunächst schien es, als würde sie ihn necken wollen. Doch inzwischen wusste er, wie ernst sie dieses Wort meinte.
„Du hast wirklich Talent.“ Riley biss sich auf die Lippe, die Hände noch immer deutlich verkrampft, während sie langsam seinen Blick suchte. „Ich wollte nicht…“ Die Entschuldigung für das Ganze blieb ihr im Hals stecken, als sie auf Justus‘ Hand blickte. Wie damals hielt er sie ihr entgegen und forderte sie auf. „Kann man zu der Musik überhaupt tanzen?“
Justus schmunzelte und zuckte unbekümmert die Schultern.
„Finden wir es doch heraus.“

Chapter 108: Tanz ohne Musik - Part 6

Chapter Text

Bob verkündete, dass er nun das letzte Lied spielen würde und soweit Riley es vom Blick der Massen her beurteilen konnte, hätten sie sich doch mehr gewünscht. Die Blonde wunderte es nicht, immerhin war ihr Bruder richtig gut. Auch wenn sie über den Song „Dance without a beat“ nochmals mit ihm reden müsste. Hatte er sich erhofft, dass es Justus die Augen über ihre Gefühle öffnen würde, oder ihm klar machen würde, dass sie genau die Richtige für ihn war? Falls das der Hintergrund war, hatte er sich in ihren Augen schwer getäuscht. Justus fühlte sich von dem Lied durchaus geschmeichelt, aber mehr hatte er hierzu auch nicht gesagt.
Wären da wirklich seinerseits Gefühle involviert und er hätte diesen Wink verstanden, dann hätte er wohl nun ein längeres Gespräch mit ihr geführt.
„Können wir nachher mal kurz reden?“ Rileys Herz setzte einen Schlag aus. Vielleicht hatte er es doch verstanden? „Also, hier ist mir das definitiv zu laut und…“ Riley nickte langsam. „Klar, worum geht es?“ Sie wollte sich mental auf alle Eventualitäten einstellen, weswegen sie sich dadurch einen kleinen Vorsprung erhoffte.
„Ach, so wichtig ist das nicht. Aber trotzdem würde ich dir dafür nicht alles ins Ohr brüllen wollen.“ Lächeln und nicken, irgendwann hatte Riley auch mal die englische Sprache gelernt, da war sie sich sicher. Nur wo waren diese Wörter hin?
„Ich hol mir noch etwas zu trinken, willst du auch?“ Da waren sie. Nicht die Worte, die sie sich erhofft hatte, aber immerhin konnte sie wieder sprechen. Justus merkte an, dass sein Becher noch voll war und so hob Riley nur den Daumen und eilte davon.

Bob kam von der Bühne und wischte sich mit einem Handtuch durch das Gesicht. Zum Glück hatten Riley und Lesley ihn bezüglich Make-Up beraten und so war nicht alles verschmiert. Sein Plan war es eigentlich gewesen zur Bar hinüber zu gehen und sich eine Cola zu besorgen, aber da wurde er auch schon von manchen Fans abgehalten. Es war nichts Neues für den dritten Detektiv einige Verehrer:innen zu haben, aber Menschen die ein Autogramm wollten war dann doch schon etwas Anderes. Seine Bandkollegen kamen ebenfalls zu ihm und so waren sie für einen Moment damit beschäftigt ihre CD’s – ein großes Dank an den Kontakt zu Sax Sandlers – zu unterschreiben und teilweise auch die Flyer von der heutigen Veranstaltung.
„Ihr ward echt gut, hätte ich ja kaum erwartet.“ Eine Blondine reichte ihm eine der CD’s und musterte Bob kurz. „Ähm… Danke.“ Sie zuckte mit den Schultern und sah sich kurz um. Aus einer geringeren Entfernung konnte er eine rothaarige junge Frau und eine Schwarzhaarige ausmachen. Bob nahm an, dass es die Begleitungen der Blonden war und innerlich musste er schon etwas schmunzeln. Bei deren Aussehen könnten die drei Mädchen fast die drei Fragezeichen in weiblich sein.
„Schreib: Für Kerry, mit einem Herzen.“ Bob blinzelte kurz, tat aber wie ihm geheißen wurde. „Und du bist Kerry?“ Die Blonde vor ihm lachte leicht und schüttelte nur mit dem Kopf, sodass die blonden Locken von der Bewegung mitgerissen wurden. „Nein, meine Freundin dahinten. Ich bin zwar ein Fan von eurer Detektivarbeit, aber deine Musik ist nicht ganz meine Richtung.“ Sie zeigte ihre schneeweißen Zähne als sie lächelte, nahm Bob die CD aus der Hand und eilte zu ihren Freundinnen zurück. Anscheinend hatte sie wirklich nur von Bob ein Autogramm gewollt und der Blonde wollte schon fragen, woher sie die drei Fragezeichen kannte, da erschien auch schon Peter vor ihm.
„Na, Hand schon Wund vom Schreiben.“ Bob lachte etwas und sah nochmals über die Schulter seines Freundes, doch die Mädchen waren weg. Auch Peter wandte sich um, entdeckte jedoch niemanden, der ihnen bekannt vorkommen könnte.
„Ich glaube deine Schwester ist bei Just, weiter hinten im Saal.“ Peter deutete auf einen unbestimmten Punkt, bevor er auch schon seinem Freund einen Kuss gab. „Und ich muss sagen, dass du einfach Klasse da oben warst.“
Bob schmunzelte und als sich der kleine Ansturm von Fans endlich legte, deutete er zur Bar hinüber. „Ich brauche unbedingt eine Cola.“ Damit schnappte er sich Peters Hand und lief los.

Trotz das die Aufführung vorbei war, schienen noch einige Gäste zu bleiben. Das wunderte Bob eher wenig, immerhin waren sie ein Abendprogramm für den Club gewesen und nun würde ein DJ auflegen. Trotzdem wertete es Bob als Konzert, immerhin waren hier einige Gäste nur wegen seiner Band hier.

An der Bar entdeckte Bob auch seine Schwester und er atmete tief durch. „Falls sie mich umbringt, such dir bitte keinen der heißer ist als ich.“ Peter blinzelte bei dieser Aussage. Noch konnte er nicht ahnen, was Bob angestellt hatte. Aber Rileys Blick nach zu urteilen, war es übel.
„Schwesterherz.“ Das Wort kam so überschwänglich aus seinem Mund, dass man das schlechte Gewissen mit raushören konnte. Riley hielt eine Cola und ein Wasser in ihren Händen und Peter war sich sicher, dass sie die Arme vor der Brust verschränken würde, wenn die Getränke sie nicht gehindert hätten.
„Was fällt dir eigentlich ein, Robert Andrews?“ Ihr Bruder versuchte es mit einem entschuldigenden Lächeln und Peter fing schnell an zwei Cola zu bestellen, um so aus der Schussbahn zu geraten.
„Du durchwühlst meine Sachen und machst aus meinen Gedichten Songs?“
„Einen Song“, korrigierte der Dritte, was die Situation nicht gerade besser machte.
„Gerade dieses Gedicht? Warum? Ich habe dir gesagt, dass du dich nicht einmischen sollst. Und jetzt will Justus auch noch mit mir reden.“ Sie war wütend und das konnte Peter auch durch die beginnende Musik vom DJ hören. Zugegeben, ihr Gesicht sprach Bände und der Rotschopf war wirklich froh, dass er gerade nicht in unmittelbarer Nähe stand. Hätte er Bob beistehen sollen? Vielleicht. Aber im Grunde war der Blonde selbst schuld.
„Na, ist doch gut.“ Rileys Augen weiteten sich, als Bob diese Behauptung aufstellte.
„Gut? Es ist meine Aufgabe, Justus meine Gefühle zu gestehen und zwar dann, wenn ich es für richtig erachte. Jetzt kann ich das ja von meiner Liste streichen.“ Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand wieder in der Masse.
Peter kam mit den zwei Cola zurück und sah Bobs Schwester nach. „Vielleicht hättest du dich entschuldigen sollen?“, fragte er nach, wobei Bob seufzte. „Sie wird drüber hinweg kommen.“
Jedenfalls hoffte er das.

Zusammen mit Peter schlängelte er sich durch die tanzenden Massen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Julien zusammen mit Jeffrey sah. Peter hatte Recht, sie gaben wirklich ein gutes Bild zusammen ab. Ebenso wie die beiden Lesleys, die er in der Nähe der beiden entdeckte.
Allerdings stockte Bob ein wenig der Atem, als er dann noch ein bekanntes Gesicht entdeckte und diese Person direkt auf das Paar zukam.
„Alles gute zum Geburtstag, Bob. Und wirklich gute Leistung da oben.“ Bob räusperte sich und versuchte es mit einem Lächeln. „Danke, Kelly.“
War es nur für ihn so merkwürdig auf die Ex seines Freundes zu treffen. Vielleicht wäre es für ihn weniger komisch, wenn Peter und Kelly nicht so eine große Vergangenheit miteinander teilen würde. Kelly trat kurz auf Peter zu und umarmte diesen zur Begrüßung, was Bob dazu verleitete einen Moment später nach der Hand seines Freundes zu greifen. Er wusste selbst wie unsinnig dieser Moment war, immerhin war Peter schwul und Kelly damit komplett aus dem Spiel. Ganz davon abgesehen, dass Peter nun mit ihm zusammen war. Trotzdem hatte er dieses unterschwellige Bedürfnis „sein Revier“ zu markieren.
Kelly warf einen Blick auf die ineinander verschränkten Hände und hob kurz ihre Brauen, bevor sie sich an Peter wandte. „Du und Bob?“ Ihr Tonfall war spitz, wovon sich Peter jedoch nicht beeindrucken ließ, sondern schließlich seine Hand aus der vom dritten Detektiv löste, um ihm einen Arm um die Schulter zu legen. Bestätigung genug in Bobs Augen.
Doch statt nun wüste Beschimpfungen zu hören, begann Kelly erleichtert aufzuatmen. „Endlich, ich dachte schon, dass du es nie herausfindest.“

Riley trat nach draußen und strich sich kurz über die Arme. Justus wandte sich zu ihr und legte ihr schließlich seine Jacke um die Schultern.
„Du wolltest reden?“ Besser sie brachte das Thema schnell hinter sich. Sie holte sich einfach ihre Abfuhr ab, oder diese Beteuerungen, dass er Rücksicht nehmen würde. Egal was, es würde beides aufs Gleiche herauskommen.
„Es ist nichts Schlimmes, nur eine Einladung.“ Justus kam einen Schritt auf sie zu und griff in die Innentasche seiner Jacke, um einen Umschlag heraus zu holen. Riley hatte im ersten Moment wirklich angenommen, dass er sie zu einem Date einladen wollte und wollte schon fragen, was er im Sinn hatte. Aber so sauer sie auf Bob gewesen war, so viel Angst sie vor einer Ablehnung gehabt hatte, kam nun die nüchterne Erkenntnis. Wer lud jemanden auf ein Date mit einem schwarzen Briefumschlag ein?
Riley öffnete diesen und Justus machte ihr mit dem Handy Licht. „Er ist an uns alle adressiert, aber da Peter und Bob gerade anderweitig beschäftigt sind, dachte ich, dass ich das zuerst mit dir bespreche.“ Riley glitt ein kurzes Lächeln über die Lippen. Immerhin herrschte keine angespannte Stimmung zwischen ihnen und sie wurde auch zu keinen Ausreden gedrängt.
Es war einfach ein neuer Fall für die drei Fragezeichen und der vertraute Duft von Justus Jonas.

Chapter 109: Zukunftsgeflüster - Part 9

Notes:

Vorab wollte ich euch Bescheid geben, dass es nun eine weitere kleine Serie gibt.
Eine AU in der sich Bobs und Rileys Eltern nicht getrennt haben und Riley in Rocky Beach geblieben ist.
Dementsprechend wird ein alter Fall der drei ??? neu erzählt ;)

https://ao3-rd-3.onrender.com/works/51034108

Chapter Text

„Wir sind Zuhause, Tante.“ Justus Stimme erfüllte den Flur, bevor Mathilda Jonas auch schon ihren Kopf aus der Küchentür streckte. „Sind Riley und Bob bei euch?“ Justus warf Peter einen verwirrten Blick zu, so als wisse dieser, warum seine Tante ausgerechnet nach den beiden fragte.
„Nein, sie mussten ihrem Vater noch helfen.“ Peter lief in die Küche voraus und umarmte Mathilda kurz, bevor er sich an den Küchentisch setzte.
Justus hatte sich gerade eine Tasse Kaffee eingegossen und sowohl Peter, als auch er, erzählten, wie es mit dem beruflichen Leben aktuell aussah, als auch schon Titus hereinkam. „Ah, da seid ihr beiden ja.“ Er lächelte breit und stellte zwei Schatullen auf den Tisch.
„Kaffee, Onkel?“ Titus nickte dankend und konnte die Neugierde im Blick seines Neffen schon sehen. „Deine Tante hat also noch nichts verraten?“ Justus schüttelte mit dem Kopf, fügte einen Löffel Zucker zu Titus’ Kaffee hinzu, der einen Moment später mit dem Umrühren begann.
Mathilda stellte in der Zwischenzeit Kirschkuchen auf den Tisch.
„Also, meine Jungs.“ Seit Peter keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern hatte und Mathilda beschlossen hatte auch einfach für ihn die Mutterrolle zu übernehmen, sprach sie sowohl Justus, als auch Peter gerne so an.
„Titus und ich haben uns eingehend unterhalten, nachdem Peter uns von seinen Antragsplänen erzählt hatte.“ Justus warf Peter ein Grinsen zu, der etwas nervös auf seinem Stuhl herumrutschte. „Jedenfalls bekommen alle jungen Männer, die den Bund der Ehe eingehen wollen, eine Uhr in unserer Familie.“
Justus musste nicht mehr nachfragen, was in den Schächtelchen enthalten war, wobei er sich allerdings über die Anzahl wunderte. Aber vielleicht planten Titus und Mathilda auch direkt Bob mit ein, immerhin würden sie ihn spätestens nach der Hochzeit als festes Mitglied der Familie zählen, wenn sie es nicht so schon taten.
„Das hier“, begann Titus und griff nach einer Schachtel „Ist meine Uhr, die ich erhalten habe, bevor ich Mathilda um ihre Hand gebeten habe.“ Er schob sie hinüber zu Peter und zeigte ein stolzes Lächeln auf den Lippen. Justus erkannte, dass Tränen gefährlich in seinen Augen glitzerten.
„Danke, aber vielleicht möchte Justus…“ Peter kam nicht weiter, da Titus nun die zweite Schatulle zur Hand nahm und sie Justus reichte.
„Die hat deinem Vater gehört.“ Mit zitternden Fingern öffnete er das kleine Kästchen und betrachtete die Armbanduhr. Er hatte gewusst, dass Titus und Mathilda einige Habseligkeiten von seinen Eltern aufbewahrt hatten, aber von der Uhr hatte er nie etwas gewusst. Er schluckte den Klos hinunter und klappte den Deckel wieder zu, so als könne die Uhr sonst verschwinden.
„Aber, ich habe doch gar nicht geplant, Riley zu fragen.“
Peter lehnte sich etwas auf seinem Stuhl zurück und wischte sich die Tränen aus dem Augenwinkel. „Auch wenn es mal langsam Zeit wird, Erster.“
Justus schloss für einen Moment die Augen. „Ich weiß und ich werde sie auch fragen. Aber ich habe noch nicht mal einen passenden Ring und einen Plan wie und wann.“
Mathilda schmunzelte etwas und bedeutete, dass die drei einen Moment warten sollten, bevor sie davon eilte. Justus seufzte und sah nochmals auf die Schachtel vor sich.
„Wird ziemlich schwer sein eine Verlobung zu planen, wenn Riley mich sowieso durchschaut. Sie würde mein Vorhaben kennen, bevor ich überhaupt die Frage aussprechen könnte.“ Justus fuhr sich durch die schwarzen Locken, woraufhin Titus einen Moment zu überlegen schien.
„Und wenn du einfach so tust, als würdest du eine Feier für einen anderen Anlass planen?“ Justus hob den Blick an und spürte einen Moment später Peters Hand auf seiner Schulter. „Das ist die Idee. Wir tun so, als würden wir eine Überraschungsfeier für ihren Geburtstag planen und Bobs. Bob weihen wir natürlich ein, aber darauf kommt sie bestimmt nicht.“
Justus überlegte einen Moment und nahm nun die Schatulle richtig zur Hand. „Das könnte sogar funktionieren. Trotzdem fehlt immer noch der Ring.“
In diesem Moment kam Mathilda wieder zur Tür hinein und legte schließlich den goldenen Schmuck vor ihrem Neffen ab. „Mein Verlobungsring. Mir passt er ohnehin nicht mehr und es soll bestimmt nicht an einem Ring scheitern. Außerdem würde er an Rileys Finger so gut aussehen.“
Justus schluckte und sah zu seiner Tante. „Warum habe ich das Gefühl, dass ihr die Verlobung schon länger geplant habt, als dass ich sie überhaupt im Kopf hatte?“
Peter neben ihm lachte. „Vielleicht weil sie Angst haben, dass du wieder so lange brauchst, bis das zwischen euch beiden etwas wird?“
Tante Mathilda und Onkel Titus schmunzelten über diese Bemerkung, bevor sich Titus erneut an Justus wandte. „Nimm dir einfach ein Beispiel an deinem Bruder. Wenn du jemanden magst, steck lieber einen Ring dran.“
Peter blinzelte leicht. „Onkel, hast du gerade Beyoncé zitiert?“ Mit der Ausrede, dass der Song gerade im Radio gelaufen wäre, fingen sie alle an zu lachen und Justus begann innerlich schon die Verlobungsfeier zu planen, sodass Riley einfach nur „Ja“ sagen müsste.

Chapter 110: Weihnachtsspecial 2023

Notes:

Hier ein Spezialgelagertes Weihnachtskapitel
Ich wünsche euch frohe Weihnachten :)

Chapter Text

„Und wieder ein Fall gelöst, ohne dass jemand gestorben ist.“ Peter klang erleichtert, während die Polizei einen dicken, bärtigen Mann in Handschellen legte und abführte.
„Es ist eine Katastrophe.“ Der Manager des Einkaufcenters sah dabei zu, wie die Besetzung seiner Weihnachtslandschaft in das Polizeiauto gesteckt wurde, schlug die Hände über den Kopf zusammen und wandte sich anschließend an die drei Fragezeichen. Peter würde es zwar nicht als Katastrophe bezeichnen, dass niemand verstorben war, aber Bobs entschuldigendes Lächeln verriet ihm, dass es nichts mit seiner Aussage zu tun gehabt hatte.
„Danke Jungs, aber, die Kunden werden trotzdem enttäuscht sein.“ Justus beteuerte sein Mitleid und wollte sich zum Gehen wenden, als dem Manager dann noch etwas einzufallen schien. „Warte. Du bist zwar zu schlank für den Weihnachtsmann, aber…“ Der erste Detektiv wusste nicht genau, ob er beleidigt oder erfreut über diese Aussage sein sollte. Trotzdem hielt er inne und ließ den Mann aussprechen, auch wenn er schon ahnte, was nun folgen würde.

„Wie groß war dieser Kerl, bitte?“ Bob hüpfte auf einem Bein und versuchte dabei sein Anderes in die Hose zu stecken. Einen Moment später spürte er auch schon zwei Arme unter seinen Schultern, die ihn vor einem Sturz bewahrt hatten.
„Das Kleid der Weihnachtselfe ist auch noch da.“ Peter deutete mit einem Kopfnicken auf den Garderobenständer, nachdem er seinem Freund wieder auf die Beine geholfen hatte. Bob bedankte sich mit einem Kuss und musterte die Kleidung. „Keine Ahnung ob mir das steht.“ Trotzdem schmiss er einen Moment später die Hose beiseite und schlüpfte in den Rock des Elfenkostüms, während Justus damit beschäftigt war die Knöpfe der roten Weihnachtsmannjacke zu schließen.
„Tut mir Leid, wegen mir dürfen wir am Tag des Weihnachtsabends in diesem Kaufhaus rumhängen.“ Auch wenn der erste Detektiv sein Bedauern äußerte, so klang es nicht aufrichtig. Zwar wollte er selbst ungern da draußen den Weihnachtsmann mimen, allerdings hatte er ab einem gewissen Punkt die Bitten des Managers nicht mehr ignorieren können. Auch wenn die Aussicht auf einen Fall sie zudiesem Punkt gebracht hatten und er keine Schuld dahingehend empfand diesen Fall angenommen zu haben, so bereute er eine Sache doch. Die letzten Wochen hatte er viel von seinen Kollegen gefordert, sodass sie nicht mal Zeit zum dekorieren gehabt hatten. Die Räumlichkeiten der Wohngemeinschaft sahen aus wie immer. Auch zu ihren Familien konnten sie nun nicht mehr fahren und an Geschenke hatten sie auch nicht denken können.
Riley legte Justus eine Hand auf seine Schulter. „Mach dir nichts draus, so haben wir wenigstens einen Hauch an Weihnachtsstimmung.“ Sie zeigte ein aufmunterndes Lächeln und richtete die graue Lockenperücke auf ihrem Kopf.
„Immerhin bezahlen die uns gut und verlangen es nicht einfach.“ Das Geld konnte Peter wirklich gut gebrauchen, immerhin hatte er durch seine leiblichen Eltern keine Unterstützung mehr und von Familie Jonas würde er kein Geld annehmen, auch wenn sich Mathilda und Titus wie Eltern um ihn kümmerten.
Der zweite Detektiv zog den Reißverschluss an Bobs Kleid zu und grinste leicht. „Steht dir prima, auch wenn ich nicht erwartet hätte, dass du die Beine für einen Rock hast.“ Riley sah zu ihrem Bruder hinüber und nickte. „Er hat ja auch nicht die knubbeligen Knie von Dad geerbt.“ Bob musste lachen, stimmte seiner Schwester aber zu.
Justus richtete seinen falschen Bart und wusste schon jetzt, dass ihn dieser den ganzen Abend stören würde. Das unangenehme Kratzen des verflizten Stoffes, welches sich in seinem drei Tage Bart verfing, würde er nicht ausblenden können. Ähnlich wie die Aussicht darauf verschiedene Kinder auf seinem Schoß sitzen zu haben und dabei so zu tun, als hätte er keine Schwierigkeiten damit. Vielleicht hätte er doch seine Freunde überreden sollen den Weihnachtsmann zu spielen. Andererseits kam er von der Statur und Größe dem ursprünglichen Kostümträger noch am Nächsten. Der erste Detektiv richtete nochmals den Gürtel, als eine Mitarbeiterin anklopfte, um ihm schließlich ein Kissen zu reichen, welches er unter den Mantel stopfen konnte.

Riley klatschte kurz in die Hände und bekam so die Aufmerksamkeit der anderen Fragezeichen. „Gut, Bob und Peter ihr kümmert euch darum, dass die Kinder von ihren Eltern zu mir geführt werden und wieder zurück.“ Verwirrung lag nicht nur im Blick des Paares, sondern auch Justus wusste nicht genau, warum Riley diese Herangehensweise vorschlug.
„Aber warum denn zu dir? Just ist doch der Weihnachtsmann.“
Riley zeigte ein breites Lächeln und deutete eine Art Knicks an. „Und ich bin Mrs. Clause.“ Sie trat an ihren Rucksack heran und zog ein schlichtes Notizbuch hervor, zusammen mit einem Kugelschreiber. Beides reichte sie an Justus weiter. „Santa muss immerhin gucken, ob die Kinder auf der artig, oder unartig Liste stehen. Die zweite Überprüfung findet vor Ort statt.“
„Zweite Überprüfung?“ Riley seufzte leicht, wobei Justus nickte und schließlich Bob aufklärte: „Er schreibt eine Liste, überprüft sie zweimal. Stellt damit Fest wer artig und wer nicht artig war in diesem Jahr.“ Peter verkniff sich das Lachen, da es ihm fern lag über Justus Art Weihnachtsgedichte zu zitieren zu urteilen. Dennoch gab es ein amüsantes Gesamtbild, wenn er hierbei Weihnachtsmann-Justus betrachtete. „Weißt du denn wirklich nicht, dass der Weihnachtsmann die Listen zwei Mal überprüft?“ Bob stöhnte auf und legte den Kopf in den Nacken. „Ich bin eben nicht so ein Weihnachts-Enthusiast wie du, Peterchen.“ Peter nahm seinen Freund in den Arm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Keine Sorge, ich habe genug Weihnachtsstimmung für uns beide. Hatte ich schon immer.“ Justus schmunzelte bei dem Anblick seiner Freunde. „Das wundert mich nicht. Immerhin hast du noch mit zehn, fleißig Briefe an den Weihnachtsmann geschrieben, weil du noch an ihn geglaubt hast.“ Peter wurde rot, wobei Riley Justus einen mahnenden Blick zuwarf. „Ja und ich erinner mich noch genau, wie ihr ihn in dem Glauben gelassen habt und es sogar hinbekommen habt Peters Haus in Kunstschnee zu hüllen, weil er sich weiße Weihnachten gewünscht hat.“ Bob schmunzelte, während Justus eine sanfte Röte ins Gesicht stieg, welche er zum Glück durch den Kunstbart etwas verbergen konnte.
„Wir sollten langsam, bevor wir nicht nur uns Weihnachten ruinieren.“ Bob lief voraus, gefolgt von Peter, während Riley von Justus aufgehalten wurde. „Danke. Also, dass du die Schoß-Sache mit den Kindern übernimmst.“ Natürlich wusste der erste Detektiv, dass es ihm vermutlich nicht erspart blieb einige Kinder zu umarmen, aber immerhin würde das kürzer ausfallen, als sich die gesamten Weihnachtswünsche der Kinder anzuhören. Riley tat es mit einem Schulterzucken ab. „Kein Problem, ich weiß ja, wie du auf zu viel Körperkontakt reagierst. Den Bart kann ich dir leider nicht abnehmen.“ Justus fragte nicht mal, woher Riley das wusste, immerhin kannte sie ihn. Sie stellte keine Fragen, warum er sich wie verhielt, sondern stellte es einfach fest. Als Kind hatte er sich viel zu oft für sein Verhalten schämen müssen, was ihn vermehrt in die Situation gebracht hatte sich zu verstellen, nicht bewusst, aber erst dank Riley war ihm aufgefallen, wie oft er in ihrer Gegenwart die Maske abnehmen konnte, die er selbst schon vergessen hatte. Eine Erleichterung, bei der er nie gedacht hätte, diese zu benötigen.

Bob steckte schnell sein Handy in den Ausschnitt des Kostüms, nachdem er Justus und Riley sah. Der Blonde fand es nur fair Julien zu informieren, dass sie wohl später nach Hause kommen würde. Weihnachten sollte wenigstens für seinen Bruder nicht nur vor dem Fernsehn enden. Vielleicht würde er die Zeit nutzen und sich mit Jeffrey treffen und auf ein romantisches Weihnachtsdate gehen.
Bob hatte sich schon mit der trostlosen Realität zufrieden gegeben und wusste, dass das hier die einzige Weihnachtsdekoration sein würde, die er in den nächsten Tagen sehen würde. Da konnte es noch so oft Heiligabend genannt werden, selbst die Verbrecher fanden den Abend wohl nicht so heilig und legten auch deswegen keine Pause ein, wie der heutige Fall ihnen bewiesen hat. Aber immerhin konnten sie so viele Kinderaugen zum Leuchten bringen. Manche wunderten sich zwar, dass der Weihnachtmann nicht so alt war, wie sie ihn vom letzten Jahr kannten, aber immerhin nicht alle, da das Alter von Mrs. Clause zu dem von ihrem Mann passte.
Nachdem der Teil abgeschlossen war und die drei Fragezeichen endlich wieder in ihre Kleidung schlüpfen konnten, machten sie sich daran noch eine Kleinigkeit zu Essen für den Tag zu holen. Sie schlenderten an den verschiedenen Schaufenstern vorbei, während die Drohnen mit den Mistelzweigen nach weiteren Paaren Ausschau hielten, um ein wenig mehr Liebe in diesem Kaufhaus zu verteilen. Peter hatte schon nach ihrer Ankunft versucht die Aufmerksamkeit einer zu ergattern und wollte unbedingt das passende Bild mit Bob im Fotoshop erwerben. Doch gerade als eine der Drohnen über ihnen gehalten hatte, mussten sie auch schon an dem Fall weiterarbeiten und jetzt gab sich Peter einfach damit zufrieden seinen Freund jederzeit küssen zu können, ob mit Mistelzweig oder ohne.
Wer allerdings weniger darauf gehofft hatte waren wohl Riley und Justus. Sie wollten eigentlich gerade Richtung Ausgang, in ihr Gespräch vertieft und die Einkaufstüten in der Hand. Vielleicht hätten sie die Drohne auch nicht bemerkt, hätte Bob sie nicht darauf Aufmerksam gemacht.
Unsicher blickte Riley zu der Drohne hinauf und sah anschließend zum ersten Detektiv. „Also, wir müssen uns nicht küssen. Das ist ein alberner Brauch und…“ Justus unterbrach sie. „Genau genommen darfst du den Kuss nicht verwehren. Außerdem möchte ich nicht Schuld daran sein, dass du deine große Liebe im nächsten Jahr nicht findest. Tu mir nur bitte den Gefallen und heirate erst nach dem Studium.“ Riley wollte noch etwas erwidern, spürte dann aber schon Justus Lippen auf ihren und hielt für einen Moment den Atem an. Im nächsten Moment löste sich der erste Detektiv von ihr und räusperte sich. „Das Foto lassen wir aber besser. Wer weiß, was dein Zukünftiger dazu sagen wird.
Der erste Detektiv wandte sich ab und spürte trotzdem das Kribbeln in seinem Bauch, wie Schneeflocken, die zu Boden fielen und vom Wind aufgewirbelt wurden. Er mochte die Nähe zu Menschen nicht besonders, aber da gab es dann die wenigen Ausnahmen. Menschen, die sich einfach wie Zuhause anfühlten und deren Umarmungen er willkommen hieß. Außerdem war es nicht der erste Kuss der Beiden, weswegen er sich nicht hierfür schämen brauchte, auch wenn er den Schneeflockentanz in seinem Inneren nicht loswurde.
Riley warf Bob einen mahnenden Blick zu, doch dieser flüsterte nur Peter zu, dass er nicht erwartet hätte, dass Justus Riley tatsächlich küssen würde, zumal er von solchen Traditionen eigentlich nichts hielt.

 

Erschöpft vom Tag und mit der Gewissheit, dass sie gleich die Tiefkühlpizzen in den Ofen schieben würden, schloss Justus die Wohnungstür auf und trat kaum dass er drinnen gewesen war, wieder nach draußen.
„Kollegen, ich glaube bei uns wurde eingebrochen.“ Er besah sich den Schlüssel, der genau in das Schloss passte, während Peter, Riley und Bob in die Wohnung traten.
Sie wurden vom gemütlichen Schein der Lichterketten begrüßt, die dekorativ einen Baum und die Fenster zierten.
„Da seid ihr ja endlich. Alle warten nur auf euch.“ Julien kam den Flur entlang und grinste breit. Unschlüssig folgten die vier dem Älteren in die Küche. Mit alle, war wirklich fast alle gemeint.
Tante Mathilda am Herd, gemeinsam mit Lena. Poppy saß zusammen mit Jeffrey und Lesley am Tisch und lachten. Als sich die Vier umwandten, sahen sie John zusammen mit Onkel Titus auf dem Sofa.
Julien grinste noch breiter und zuckte mit den Schultern. „Ich dachte mir, wenn ihr Weihnachten nicht weg könnt, hol ich Weihnachten eben zu euch. Also, haben wir heute gehofft, dass euer Fall länger geht und in der Zeit die Wohnung geschmückt und Essen gemacht.“
Tante Mathilda öffnete den Ofen und holte schließlich den Braten raus. „Was im Übrigen fertig ist, Kinder. Riley für dich gibt es vegetarischen Hackbraten, Lena hat mir dabei geholfen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es sowas gibt.“
Justus lachte und war der Erste, der sich nun in die Küche vorwagte und seine Tante in den Arm nahm. „Du wärst erstaunt Tante, was es heutzutage in dem Bereich gibt. Hungern muss man weder als Vegetarier, noch als Veganer und das Meiste schmeckt sehr gut.“
Titus kam mit John in die Küche und drückte kurz Peter an sich. „Das klingt sehr gut, vielleicht probiere ich etwas von Rileys Braten, was meinst du mein Junge?“ Er klopfte dem Rothaarigen noch kurz auf den Rücken, der leicht lachte und beteuerte, dass er schon einiges probiert hatte und sie dank Riley sogar zwei Tage in der Woche nur vegetarische Gerichte auftischten.

Egal, wie müde sich die Vier gefühlt hatten, als sie die Türschwelle zum Hausflur betreten hatten. Diese Müdigkeit, Anstrengung und Enttäuschung auf ein trostloses Fest war vergangen. Nicht wegen der Lichter, des Baumes oder wegen des Essens. Sondern weil tatsächlich alle Personen da waren, die ihnen wichtig waren.

Chapter 111: Fall 9: Versammlung der Detektive - Part 1

Chapter Text

„Wir müssen jetzt hier rechts… oder links?“ Bob drehte die Karte herum und versuchte irgendwelche Orientierungspunkte zu finden. Das Navigationsgerät hatte schon vor einer guten Stunde den Geist aufgegeben und somit waren die Detektive auf Technik zu verzichten.
Justus beugte sich nach vorn und griff nun selbst nach dem Papier. „Jetzt hältst du sie verkehrt herum, Bob.“ Bob hielt die Karte vom ersten Detektiv fern, während Peter nur seufzte. So wie er das sah, hatten sie sich verfahren und bisher gab es keinen Ausweg. Mit der modernen Technik, hatte der Rotschopf bisher keinen Sinn dahinter gesehen sich eine neue Karte anzuschaffen, was er nun bereute. „Wie soll man hier überhaupt etwas erkennen? Es schüttet, wie aus Eimern und es ist ein Wunder, dass wir bei dem Wetter und der Dunkelheit nicht schon längst in irgendeinem Graben gelandet sind.“ Peter warf einen Blick zum Beifahrersitz und hob die Brauen. „Mit Wunder meinst du wohl eher mich als Fahrer.“ Bob schwieg und schaute wieder auf die Karte. Noch vor ihrer Abreise hatten sie kurz darüber diskutiert, wer fahren würde und hatten sich eigentlich darauf geeinigt sich abzuwechseln, da die Strecke doch etwas länger war. Allerdings hatte Peter seither das Steuer nicht hergegeben. Anscheinend konnte er Bob wohl noch so sehr lieben, seinen roten MG durfte er wohl trotzdem nicht fahren.
„Jetzt hab ich es, hier rechts.“ Bob deutete auf die Fahrbahn, wo sich schließlich eine Kreuzung vor ihnen auftat. Anschließend sollte Peter zunächst nur dem Straßenverlauf folgen müssen, bis sich Bob wieder der Karte widmen musste, weswegen der Blonde nun Zeit hatte einen Blick auf die Rückbank zu werfen.
„Wie geht es ihr?“ Justus warf einen kurzen Blick zu Riley und lächelte milde. „Jetzt wo die Schmerzmedikamente helfen, schläft sie.“ Auch wenn sich der erste Detektiv fragte, wie Riley hatte weiter schlafen können, während sich ihr Bruder immer wieder über die Karte und die Straße aufgeregt hatte. „Hoffentlich hatten die Anderen auch Probleme den Weg zu finden, sonst wäre das Ganze wirklich peinlich für uns.“ Peter winkte die Aussage ab. „Der Wettstreit wird erst ernst wenn wir da sind.“
„Peter hat Recht. Immerhin steht in dem Anschreiben nichts davon, dass es darum geht diese Adresse am Schnellsten zu finden. Dies wird nur der Versammlungsort sein.“ Bob lehnte sich wieder in seinen Sitz zurück und starrte die Schlieren an, welche der Regen auf der Windschutzscheibe hinterließ. Die Scheibenwischer arbeiteten zusätzlich noch auf Hochtouren, allerdings schienen sie mit den Wassermengen nicht hinterher zu kommen. „Eine Versammlung der Detektive… Hätte nicht gedacht, dass es wohl doch noch ein paar mehr von uns gibt. Ich meine, ich selbst hab nie wirklich etwas von einer anderen Detektivgruppe gehört, mal von den Hochstaplern aka unsere Doppelgänger abgesehen.“ Justus holte die Einladung hervor, welche er in dem Rucksack vor sich verstaut hatte. „Nun, nur weil wir bisher nichts von anderen Detektiven in unserem Alter gehört haben, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt. Außerdem…“
„… sollten wir berücksichtigen, wie weit wir für diese Versammlung gefahren sind. Dementsprechend werden die anderen Detektive wohl kaum aus LA kommen.“ Justus sah zu Riley, die noch immer die Augen geschlossen hatte, aber anscheinend wohl doch nicht so fest schlief, wie er zuvor angenommen hatte.
„Du bist wach?“ Bob wandte sich wieder nach hinten, während Peter einen kurzen Blick in den Rückspiegel warf. „Bei deinem Gezeter kann doch kein Mensch schlafen. Ich hatte einfach gehofft, dass es ruhiger wird, jetzt wo du mit der Karte erst mal fertig bist.“ Bob schnaubte leicht und lehnte sich wieder im Sitz zurück. „Und ich dachte die Schmerzmittel haben dich genug ausgenockt, dass du mindestens bis zu unserer Ankunft pennst.“ Justus hatte ebenfalls erwartet, dass Riley nun etwas schlief, aber anscheinend war sie wach. Jedoch saß sie nicht mehr gekrümmt in ihrem Sitz, weswegen der erste Detektiv annahm, dass die Schmerzen vorerst vorüber waren.
„Und mir entgehen lassen Just ins Wort zu fallen, niemals.“ Riley grinste, während Justus mit einem leichten Lächeln auf den Lippen den Kopf schüttelte. Inzwischen machte es ihm nichts mehr aus und er fand diese Art der Unterhaltungen sogar angenehm. Mehr noch, er merkte inzwischen sehr deutlich, wie sich diese Sicherheit in ihm einstellte, sobald Riley das Wort ergriff, selbst wenn er seinen Satz noch nicht beendet hatte. Sicherheit deswegen, weil er genau wusste, dass sie ihn wohl immer verstehen würde, komme was wolle.
Gut drei verpasste Abfahrten und zwei Stunden später, erreichten die vier Detektive den angegebenen Zielort. „Ich bekomme gerade einige Flashbacks, bitte sagt mir nicht, dass es hier spuken soll.“ Bob verstand seinen Freund durchaus, denn das Gebäude vor ihm erinnerte ihn sehr stark an das Gespensterschloss. Jedenfalls dachte man zunächst dass es sich um ein Gespensterschloss gehandelt hatte, bis die drei Detektive den Fall übernommen und die Scharade aufgedeckt hatten.
„Kommt mir vor als wäre der Fall schon 60 Jahre her.“ Peter lehnte sich ein wenig auf sein Lenkrad, nachdem er den Wagen genau vor dem Schloss geparkt hatte und sah die Mauern voller Skepsis an. „Soweit ich mich belesen konnte…“ Statt dass Riley ihm wie sonst ins Wort fiel, hielt sie dem ersten Detektiv diesmal den Mund zu. „Tatsächlich soll es hier nicht spuken. Alles geisterfrei. Können wir? Ich muss dringend auf Toilette, sonst wird Peters Rückbank genau so rot wie die Lackierung des Wagens.“
Bob verzog das Gesicht bei dieser Aussage, während Justus einen kleinen Vortrag darüber hielt, dass die Menstruation etwas ganz natürliches war und nichts, wovor man sich ekeln sollte.
Sie nahmen ihr Gepäck aus dem Wagen und stiegen die Stufen zur Tür hinauf, um dort einen Moment später die Klingel zu betätigen. „Scheint trotz des alten Aussehens doch recht modern zu sein.“ Peter nickte zustimmend, als sein Freund sowohl Klingel, als auch die Fenster einen Moment in Augenschein nahm. Es dauerte, bis ihnen die Tür geöffnet wurde und ein hagerer Mann, Schätzungsweise in seinen 50ern, entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten.
„Die drei Fragezeichen, ich hatte mich schon gefragt, wann ihr hier auftauchen würdet. Nun, ich nehme an, dass die Verspätung dem Wetter geschuldet ist. Die Anderen warten im Wohnzimmer.“ Er bedeutete, dass die Studenten eintreten sollten, während Peter den Mann musterte. Er sah jedenfalls nicht wie ein Butler aus. Seine Kleidung wirkte modern und teuer. „Sind Sie der Auftraggeber?“ Der Mann schmunzelte, während er vor den Detektiven herlief und somit den Weg wies. „Nein. Ich selbst habe die Person nie getroffen, welches dieses Treffen einberaumt hat. Ich wurde lediglich darum gebeten meinen Besitz für dieses Treffen zur Verfügung zu stellen und man bat mir eine beträchtliche Summe. Da wollte ich ungern nein sagen, zumal es doch interessant ist zu erfahren, was aus der nächsten Generation geworden ist, nach diesen doch recht tragischen Ereignissen.“
Die vier Detektive warfen sich einen kurzen Blick zu, doch keiner von ihnen hatte eine Antwort auf diese Aussage. „Entschuldigen Sie, Sir. Aber, was genau meinen Sie damit?“ Justus konnte seine Neugierde kaum verbergen, allerdings winkte der Mann ab. „Alles zu seiner Zeit.“
Riley erkundigte sich schließlich nach der Toilette, als sie das Wohnzimmer erreicht hatten und verschwand schließlich für einen Moment.
Peter hatte bei einem Wohnzimmer wirklich eher an einen kleineren Raum gedacht mit einem Sofa, einem Ohrensessel und wenn er das Schloss betrachtete mit einem netten Kamin. Einen Kamin gab es durchaus, aber daneben auch einige hohe Bücherregale, einige Sessel und Sofas. Es erinnerte ihn wirklich an eine kleine Bibliothek, als an irgend einen anderen Raum. Aber vielleicht würde er diesen Raum auch als Wohnzimmer betiteln, wenn er selbst so viel Platz zum Leben hätte.
So wie es schien waren die vier Detektive wirklich die Letzten, welche hier ankamen. Es gab augenscheinlich drei weitere Gruppen und eine einzelne junge Frau in diesem Raum. Alle in ihrem Alter. Bei drei Mädchen hielt Peter allerdings inne. Irgendwoher kannte er diese Gesichter, konnte aber noch nicht genau sagen woher.
„Die drei Fragezeichen sind hier.“ Die Schwarzhaarige von den Mädchen sah von ihrem Buch auf und lächelte freudig. Die Blonde der Mädchen, welche in Peters Augen genau so gut ein Model hätte sein können, lächelte ebenfalls. „Freut uns euch wieder zu sehen.“ Die Rothaarige von ihnen zuckte nur leicht mit den Schultern. „Sagte ja, dass die bestimmt auch hier sind.“
„Du warst doch auf meinem Konzert.“ Bob sah die Blondine an, welche nur die Schultern zuckte. „Wir alle drei waren da. Aber schön, dass du dich erinnerst.“ Justus sah sich bei dieser kurzen Unterhaltung die anderen Detektive an. Nicht jede Gruppe bestand aus drei Mitgliedern. Soweit er es beurteilen konnte bestanden die anderen beiden Gruppen aus genau vier Personen, währen bei der einen noch eine… Genau in diesem Moment hörte er Peter niesen und sah zu diesem hinüber. „Sag mal, hat hier irgendwer Katzenhaare an seiner Kleidung, oder…“ Seine Nachfrage wurde durch ein erneutes Niesen unterbrochen und Bob sah mitleidig dabei zu, wie sich sein Freund über die leicht angeschwollenen Augen rieb.
„Sorry, wir hatten nicht damit gerechnet, dass irgendwer allergisch sein könnte. Tabs gehört zum Team musst du wissen.“ Eine Brünette erhob sich und hielt dabei die schwarz weiße Katze auf ihren Arm. „Keine besten Freunde, ohne Tabs.“
Peter winkte ab und beteuerte, dass es schon irgendwie gehen würde, wobei Bob schließlich anfing in seiner Reisetasche zu kramen und schließlich Tabletten hervor zog. „Hier, hast du ein Glück, dass ich die immer mit dabei habe.“ Peter nahm die Packung entgegen und sah etwas verwirrt zu seinem Freund. „Guck mich nicht so an. Was wäre ich für ein Freund, wenn ich nicht an dich und deine Allergien denken würde.“
Riley kam schließlich von der Toilette zurück und wollte gerade fragen, ob sie etwas verpasst hatte, als der Mann, der sie an der Tür begrüßt hatte mit einem Räuspern auf sich Aufmerksam machte.
„Da wir nun alle Vollzählig sind, möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Alaric Bates, ich würde es vorziehen, wenn sie mich mit Mr. Bates adressieren, immerhin seid ihr weder meine Kinder, noch andere Vertrauten, gleich wenn ich von manchen die Eltern kenne. Entgegen einiger Meinungen, bin ich nicht ihr Auftraggeber. Dieser bat mich lediglich mein Domizil zur Verfügung zu stellen und den Grund der versandten Einladung zu benennen.“ Er besah sich die verschiedenen Detektive und fuhr schließlich fort. „Vor mehreren Jahren soll ein bekannter Kunstdieb einige wertvolle Exponate hier auf dem Grundstück versteckt haben und hinzu Rätsel im gesamten Schloss versteckt haben. Eure Aufgabe soll es nun sein diese Exponate zu finden. Dem Detektiv oder der Detektivgruppe, der die Exponate als Erstes findet, soll eine beachtliche Summe Geld als Belohnung zur Verfügung gestellt werden. Selbstverständlich werden die Exponate der Polizei übergeben, euer Auftraggeber bittet lediglich um Fotos. Ich stelle für das gesamte Wochenende mein Schloss zur Verfügung. Jeder Raum darf in Augenschein genommen werden. Ich würde Sie lediglich darum bitten vorsichtig mit meinem Besitz umzugehen und nichts mutwillig zu zerstören. Das Rauchen in den Räumlichkeiten ist nicht gestattet, für Speisen und Getränke ist ebenfalls durch ihren Auftraggeber gesorgt. Wenn es keine Fragen mehr gibt, würde ich euch nun darum bitten, euch jemanden für eure Zimmer zu suchen. Zwei Personen, nicht mehr.“
Das Mädchen mit der Katze wandte sich direkt an einen Jungen mit braunen Locken und lächelte. „Kommst du mit mir auf ein Zimmer, Gina, ich will mir bestimmt nicht mit einem Jungen ein Zimmer teilen.“ Verwundert sahen die drei Fragezeichen die beiden an, wobei der Junge schwermütig seufzte. „Wie oft noch, Amy. Mein Name ist Gino und…“ Amy winkte ab, was Gino ein wenig frustrierte. Riley brauchte in diesem Moment keine weiteren Informationen, um zu verstehen, was hier genau vor sich ging.
„Amy, richtig? Wenn du möchtest können wir uns ein Zimmer teilen.“ Amy sah kurz zwischen Gino und Riley hin und her, bevor sie leicht nickte. „In Ordnung.“ Justus sah unterdessen den gelockten Jungen an und zuckte leicht mit den Schultern. „Sieht so aus, als hätte ich noch Platz. Wir können uns ein Zimmer teilen, wenn das für dich kein Problem ist.“ Der Andere blinzelte etwas verwundert, nickte aber anschließend. „Solange es für dich auch in Ordnung ist.“ Justus zuckte nur mit den Schultern und lächelte aufmunternd. „Sonst hätte ich es dir nicht angeboten. Dein Name ist Gino, richtig? Ich bin Justus Jonas, von den drei Fragezeichen.“ Ginos Stimmung schien sich nun wieder sichtlich zu besseren, während er seine Tasche holte und sich der größeren Gruppe anschloss, um zu den Zimmern geführt zu werden.

Chapter 112: Fall 9: Versammlung der Detektive - Part 2

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Justus öffnete die Tür und trat ein. Der Raum war funktional eingerichtet – zwei Betten, ein Kleiderschrank, ein kleiner Schreibtisch. Er war nicht besonders geräumig, doch zum Übernachten würde er genügen. Sein Blick fiel auf eine weitere Tür, die vermutlich zu einem kleinen Badezimmer mit Waschbecken und Toilette führte.

„Ich werde das erste Bett nehmen, sofern du keine Einwände hast." Er wandte sich an Gino, der lediglich stumm nickte und seine Tasche auf dem anderen Bett abstellte. Justus nahm zunächst nicht wahr, wie zögerlich der Andere vorging – wie er für einen Moment unschlüssig stehen blieb, bevor er vorsichtig mit dem Auspacken begann. Riley, Bob oder Peter hätten es vermutlich sofort bemerkt.

„Bist du sicher, dass es für dich in Ordnung ist, mit mir ein Zimmer zu teilen?" Ginos Stimme war leise, jedoch laut genug, dass Justus sie wahrnahm und kurz in seiner eigenen Tätigkeit innehielt.

„Andernfalls hätte ich es wohl kaum angeboten." Justus öffnete den Kleiderschrank und legte seine Sachen in die linke Hälfte. Da er das linke Bett beansprucht hatte, war es für ihn naheliegend, auch den linken Teil des Kleiderschranks zu nutzen. Sein Blick glitt hierbei jedoch immer wieder zu Gino hinüber, da er nicht unhöflich erscheinen wollte.

Gino nickte, schien aber nicht vollkommen überzeugt. Er presste für einen Moment die Lippen aufeinander, als wollte er sich zu einer weiteren Frage überwinden. Schließlich sagte er doch: „Falls es dir unangenehm ist, kann ich sicherlich auch ein anderes Zimmer bekommen."

Justus runzelte die Stirn und musterte ihn. „Schnarchst du? Falls ja, müsste ich Bob, Peter oder Riley fragen, ob sie Mack's dabei haben."

Die Verwirrung, die sich auf Ginos Gesicht abzeichnete, war unübersehbar. Doch Justus verstand noch immer nicht ganz, was seinen Mitbewohner so verunsicherte.

„Selbstverständlich wäre es mir lieber gewesen, mir das Zimmer mit einer mir vertrauten Person zu teilen, allerdings lässt sich dies bei einer solchen Veranstaltung nicht immer einrichten. Dass Bob und Peter ein gemeinsames Zimmer nehmen würden, war mir bereits bei unserer Abreise bewusst. Riley wäre daher die einzige Option für mich gewesen, doch es war offensichtlich, dass sie sich dazu bereit erklären würde, mit deiner Kollegin ein Zimmer zu teilen. Diese hatte schließlich darum gebeten, mit einer weiblichen Person untergebracht zu werden. Eure Detektivgruppe besteht, soweit ich es erkennen konnte, aus männlichen Mitgliedern und Amy. Sollte ich mich irren, darfst du mich selbstverständlich korrigieren."

Gino runzelte leicht die Stirn, bevor er mit dem Kopf schüttelte. Er zögerte einen Moment, dann fragte er: „Also... du hast kein Problem damit, dass ich trans bin?"

Erst in diesem Augenblick dämmerte Justus, was Gino wirklich beschäftigte. Die Zimmeraufteilung oder die Reise an sich waren nicht der Grund für seine Zurückhaltung – es war die Befürchtung, abgelehnt zu werden.

Justus betrachtete ihn für einen Moment mit leicht geneigtem Kopf. „Warum sollte es ein Problem für mich darstellen? Deine Identität hat keinerlei Einfluss auf meine Person. Ich würde dich lediglich darum bitten, mich darauf aufmerksam zu machen, falls ich mich unpassend äußere oder du dich in irgendeiner Weise unwohl fühlst. Soziale Sensibilität ist eher Rileys Fachgebiet."

Diesmal fiel Ginos Lächeln aufrichtiger aus als zuvor. „Danke. Falls es etwas gibt, werde ich es dich wissen lassen."

„Sehr gut."

Während Gino weiter seine Sachen auspackte, begann er zu erzählen, wie seine Detektivgruppe entstanden war. Justus hörte aufmerksam zu, auch wenn er lieber über den bevorstehenden Fall gesprochen hätte. Allerdings bevorzugte er es seine Theorien und Eindrücke mit den drei Fragezeichen zu teilen. Zudem war ihm stets bewusst, dass es sich hierbei um einen Wettbewerb handelte.

„Ich verstehe einfach nicht, was ihr Problem ist." Amy verschränkte die Arme vor der Brust, während der Kater neugierig die Gegend inspizierte. Riley packte ruhig ihre Sachen in den Schrank und gab nur ein knappes „sein Problem" von sich.

Amy blickte von der geblümten Bettdecke auf Riley. „Ich rede von Gina."

„Gino."

Rileys Stimme war ruhig, ohne Vorwurf, fast beruhigend, als würde sie versuchen, eine aufgebrachte Person zu besänftigen. Doch Amy schien nicht bereit zu sein, sich mit der Korrektur auseinanderzusetzen, oder sie wollte es einfach nicht hören. „Gina war jedenfalls anders. Wir haben uns alles erzählt, oft zusammen ein Zimmer geteilt. Wir waren wie Schwestern."

Riley schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch, bevor sie sich auf ihr Bett setzte und Amys Blick suchte. Sie kannte diese Geschichte, die Ängste und Sorgen die in einem tobten. Ein schier endloser Sturm aus verschiedenen Gefühlen. Die Phasen des Verlustes.

„Weißt du, mein Bruder Julian trat auch ganz plötzlich in mein Leben. Wie Gino bei dir. Jedenfalls war es für mich plötzlich. Julian selbst hatte schon immer existiert, nur haben meine Moms, mein Zwilling und ich erst später davon erfahren."

Amy schaute Riley ungläubig an. „Und was soll das mit Gina zu tun haben?"

Riley wandte ihren Blick nachdenklich zum Fenster. Die Erinnerungen an das tränenreiche Eingeständnis ihres älteren Bruders flackerten so lebhaft vor ihren Augen auf, als hätte das Gespräch erst vor Kurzem stattgefunden.

„Ich dachte lange Zeit, dass ich eine ältere Schwester habe, eine beste Freundin, der ich alles anvertraut habe. Als Julian sich mir vorstellte, dachte ich auch in manchen Momenten, dass ich eine Schwester verloren hatte. Doch je mehr ich mit Julian darüber geredet habe, desto mehr wurde mir klar, dass meine Schwester nicht verschwunden ist. Sie hat einfach nie existiert. Julian hat nicht meine Schwester verschwinden lassen, Julian hat meinen Bruder gerettet."

Riley ließ diese Worte einen Moment bedeutungsschwer im Raum stehen. Sie wusste, dass sie bei Amy keine Änderung über Nacht hervorrufen konnte, allerdings war vielleicht sowohl Amy, als auch Gino damit geholfen, wenn sie ihre Erfahrungen teilte. Riley wandte schließlich den Blick vom Fenster ab und erhob sich von ihrem Bett. Nach einer stummen Zustimmung, setzte sie sich neben ihre Mitbewohnerin und lächelte ihr aufmunternd zu. „All die Erinnerungen, die du damals geteilt hast, sind nicht verschwunden, du hast sie lediglich mit einer anderen Person erlebt, als du dachtest."

Amy senkte den Blick, ihre Wangen wurden rot, als sie mit den Tränen kämpfte. Riley konnte den inneren Kampf förmlich spüren. „Ich verstehe das einfach nicht. Wie kann jemand da gewesen sein und dann doch nicht?"

Riley konnte nur nicken. Es war eine Frage, die sich wohl viele stellten, wenn sie vor dieser Situation standen. „Es ist schwer, ich weiß. Aber versuch, dich in Ginos Lage zu versetzen. Ich kenne ihn nicht gut, aber ... stell dir vor, du würdest tagtäglich so tun müssen, als wärst du jemand anderes, aus Angst, dass die wichtigsten Menschen in deinem Leben dich ablehnen. Und dann kommt dieser Moment, in dem du feststellst, dass diese Angst Realität wird."

Amy ließ den Blick in den Raum schweifen. Ihre Hände krampfhaft in ihren Schoß gepresst. Der Kater sprang währenddessen auf das Bett und strich sanft an ihrer Hand entlang. Amy streichelte unbewusst über sein Fell, während sie versuchte, die Situation zu begreifen.

„Ich wollte ihr nie weh tun", murmelte sie schließlich, als die Tränen ihren Weg fanden. Riley nickte mitfühlend.

„Ich weiß, es ist eine Umstellung", sagte sie leise. „Aber du kannst es versuchen, Amy. Fang an, ihn Gino zu nennen. Einen Schritt nach dem anderen. Es wird nicht sofort einfach sein, aber... es ist ein Anfang. Und vielleicht hilft es nicht nur dir, sondern auch ihm."

Amy nickte langsam, die Tränen mittlerweile getrocknet, während der Kater schnurrend neben ihr lag. „Ich werde es versuchen." Ihre Stimme war noch immer zögerlich, aber etwas weicher, als hätte sie den ersten Schritt in eine neue Richtung gemacht.

Ein dumpfes Poltern auf dem Flur riss Riley aus ihren Gedanken. Sie zuckte zusammen, warf Amy einen kurzen Blick zu und öffnete die Tür.

Peter saß auf dem Boden, die blaue Vase noch immer in seinen Händen. Bob kniete neben ihm und musterte ihn besorgt. „Hast du dir weh getan?"

„Ein wenig, aber die Vase ist immerhin heil geblieben."

Neben Peter ging die Tür auf und Justus trat hinaus, dicht gefolgt von Gino, der die Szenerie interessiert musterte. „Alles in Ordnung, Kollegen?"

Peter nickte kurz, bevor Justus ihm die Vase aus der Hand nahm und Bob seinem Freund auf die Beine half. „Ich hab nicht genau aufgepasst und bin gegen diesen komischen Tisch hier gerannt." Er deutete auf den Platz, auf dem die Vase zuvor stand.

„Und so wie es aussieht, hast du damit ein erstes Rätsel enthüllt. Seht mal, was hier drunter war." Die junge Frau, die anscheinend ohne Detektivteam hergekommen war, hielt ein vergilbtes Blatt in den Händen. Ihre schwarzen Haare waren zu einem lockeren Zopf gebunden, und ihre stechend blauen Augen glitten aufmerksam von einer Gruppe zur nächsten.

Die Schwarzhaarige der weiblichen Detektivgruppe und auch Justus eilten zu ihr. „Entziffern kann ich die Schrift nicht, sieht ziemlich alt aus." Sie reichte das Blatt an die beiden Detektive weiter, wobei ein leichtes Grinsen auf Justus Lippen erschien, während die Schwarzhaarige neben ihm zu lesen begann.

„Wo der letzte Wächter fiel, schweigt der Stein, doch der Greif kennt die Wahrheit.
Drei Schritte gen Westen, fünf gen Norden – dann tiefer graben, als das Auge sieht."

Der erste Detektiv sah die junge Frau neben sich an. „Du kannst das lesen?"

Sie grinste amüsiert. „Na klar, du etwa nicht?" Für einen Moment hielt der erste Detektiv den Mund offen, so als wolle er etwas äußern, doch scheinbar fiel ihm keine passende Antwort ein.

Riley beobachtete die Beiden aus einer gewissen Distanz. Dieses Ziehen in ihrem Bauch konnte sie einfach nicht ignorieren. Dieser kleine, beißende Gedanke, dass sie dort hätte stehen sollen und Justus Jonas diese kecke Antwort hätte geben müssen. Nicht um ihn vorzuführen, sondern um ihn liebevoll zu necken. Es hätte wieder einer dieser typischen Justus-und-Riley-Momente sein sollen.
Sie schüttelte den Kopf und wollte gerade vorschlagen, mit den Recherchen zu beginnen – doch erneut kam ihr die Schwarzhaarige zuvor, während Justus Jonas neben ihr stand und zustimmend nickte.

„Da brauchen wir nicht lange recherchieren. Es gibt einige historische Personen auf die der Titel des alten Wächters zutreffen kann. Ich persönlich denke da an Artur Seyss-Inquart. Da es sich hier vermutlich um gestohlene Kunstwerke handelt, die wir finden sollen, ist der letzte Wächter der Raubkunst doch naheliegend, oder?" Ein brünetter junger Mann mit Drei-Tage-Bart und Brille zog die Aufmerksamkeit auf sich.
„Ihr müsst Vito entschuldigen", meinte ein braungebrannter Typ mit breitem Grinsen und legte ihm einen Arm um die Schultern. „Er ist quasi unser ‚Brain'. Geschichte, Mathe, Naturwissenschaften, Chemie – wenn's nerdig ist, kennt er sich aus."
„Chemie ist eine Naturwissenschaft", murmelte Vito trocken.
„Seht ihr?", rief der andere triumphierend. „Ich sag's ja!"

Er grinste in die Runde. „Ich bin Lars, das dort ist Oval." Der leicht übergewichtige junge Mann hob kurz die Hand. „Vito kennt ihr ja schon, und das ist meine Freundin Elena." Er deutete auf die blonde junge Frau mit dem Pferdeschwanz.

Justus wollte gerade die drei Fragezeichen vorstellen, doch die Schwarzhaarige drehte sich bereits um. „Lasst uns im Wohnzimmer weitermachen", sagte sie bestimmt. Justus zögerte einen Moment – dann nickte er und folgte ihr, ein Hauch von Neugier in seinem Blick. Riley presste die Lippen aufeinander, während sich ihre Hände verkrampften. Vielleicht war dieses Ziehen unbegründet und sie sollte sich lieber auf den Fall konzentrieren. Aber wie stellte man diese Gefühle ab?

Chapter 113: Fall 9: Versammlung der Detektive - Part 3

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„Was haben wir bisher?“
Justus hatte das gelbe Blatt mit dem Rätsel auf den Tisch gelegt, sodass jeder es sehen konnte. Umgeben von einigen Sesseln und Sofas konnten auch einige der Detektive Platz finden.
Riley hatte als letztes den Raum betreten. Nicht, weil sie kein Interesse an dem Fall hatte, sondern weil sie noch immer mit ihrem eigenen Gefühlschaos beschäftigt war. Sie durfte nicht eifersüchtig sein - oder? Jedenfalls sagte dies ihr Verstand. Doch ihr Herz... Nun, das spielte nicht mehr mit und ging seine eigenen Wege.
Sie presste die Lippen aufeinander, schloss die Augen und hielt für einen Moment den Atem an, bevor sie diesen langsam entweichen ließ. Hier ging es… Ja, worum ging es hier eigentlich? Um das Geld? Nein, darum war es den drei Fragezeichen noch nie gegangen. Wenn sie genauer darüber nachdachte, war es eine Sache der Ehre - der Detektiv- Ehre.
Sie wurden mit anderen Detektiven gemessen. Wie schnell und präzise konnten sie diesen Fall lösen? Welche Gruppe schaffte es als Erstes die verschollenen Bilder zu finden. Die Bilder waren hierbei die klare Ziellinie.
Noch einmal nahm sie einen tiefen Atemzug, bevor sie ein Lächeln aufsetzte und sich hinüber zu ihrem Bruder und Peter stellte. Die beiden hatten sich nicht die Mühe gemacht einen Sitzplatz zu ergattern, stattdessen standen sie hinter einem Sofa. So hatten sie noch einen genauen Blick auf das Geschehen, aber würden den Anderen nicht im Weg sein. Justus hatte sich unterdessen auf eines der Sofas gesetzt und neben ihm wieder die Schwarzhaarige aus dem Frauen-Trio.
„Okay, also das mit der historischen Person, diesen Wächter, haben wir ja schon festgestellt. Aber was genau war denn so besonders an dem? Kann doch auch ein anderer Wächter sein, oder?“
Die Rothaarige der Frauengruppe wandte sich an Vito. Dieser rückte seine Brille zurecht und begann seine Schlussfolgerung mitzuteilen, als hätte er nur auf diesen Moment gewartet.
„Seyss-Inquart war ein Reichskommissar in den Niederlanden. Zu dieser Zeit sorgte er für etwaige Enteignungen und Raub von Kunstwerken. Unter seiner Verwaltung wurde die Dienststelle Mühlmann errichtet. Systematisch wurden hier Kunstgegenstände, bevorzugt von Juden, beschlagnahmt und an hochrangige NS-Funktionäre weitergeleitet, oder eben an deutsche Museen. Aber einige dieser gestohlenen Kunstwerke sind bis heute nicht mehr aufgetaucht.“
Die junge Frau, die allein zum Anwesen gekommen war, meldete sich mit einer gewissen Skepsis zu Wort. „Und warum soll er dann ein Wächter sein? Mir würde eher das Wort Verbrecher in den Sinn kommen.“
Aber auch hier schien Vito eine passende Antwort parat zu haben und innerlich konnte Justus seine Ausführungen nur gutheißen. Anscheinend waren Riley und er wirklich nicht die einzigen klugen Köpfe, was diesen Wettstreit um einiges spannender werden ließ. Sein Ehrgeiz wurde auf jeden Fall von Neuem gepackt und er war in diesem Moment fest entschlossen zu zeigen, dass die drei Fragezeichen nicht umsonst so bekannt waren.
„Zugegeben, das mit dem Wächter ist eine Interpretation meinerseits und er wurde nie offiziell so genannt. Er war einer der letzten hochrangigen NS-Funktionäre, unter dessen Verantwortung die Kunstwerke versteckt, verkauft oder zerstört wurden. Jedenfalls nachdem das dritte Reich fiel. Der Plan dahinter war es, diese Kunstplünderungen den Alliierten zu entziehen. Durch seine Hinrichtung und Verurteilung könnte man ihn schon als eine Art ‚letzten Wächter‘ sehen.“
„Ganz schön viel Interpretation.“ Ein junger Mann aus der Gruppe um Gino herum, welche sich als ‚beste Freunde‘ betitelten, hatte sich zu Wort gemeldet. „Wenn das so weiter geht, sieht man gleich Rauchwolken aufsteigen.“ Daniel grinste breit, wobei Amy ihm schließlich einen sanften Klopfer auf die Schulter gab. „Wie du dein Medizinstudium meisterst, frag’ ich mich immer noch, Daniel.“

„Okay, aber das sind ja nicht die einzigen Hinweise im Rätsel. Es wird doch noch etwas von einem Adler erwähnt.“ Gino trat näher an den Tisch heran und zog das gelbe Blatt zu sich. Justus allerdings schüttelte leicht den Kopf.
„Genau genommen war es ein Greif.“

Riley beobachtete das ganze Szenario aus einer sicheren Entfernung. Irgendwie hatte sie gerade das Gefühl, dass sie gar nicht mehr Teil dieses Falls war. Aber diese Rolle hatte sie sich aktuell selbst auferlegt und vielleicht wäre es ratsam sich wieder einzubringen. Sie umrundete das Sofa und griff nach dem Rätsel, um es zu lesen. Gerade als sie den Mund aufmachen wollte, um etwas zu sagen, war es auch schon wieder die Schwarzhaarige, die sich zu Wort meldete.
„So wie das für mich klingt: ‚Wo der Wächter fiel‘ könnte es sich auch um eine Grabstätte handeln. Vielleicht gibt es hier auf dem Anwesen eine.“
Genau diese Worte waren Riley gerade selbst durch den Kopf gegangen und nun…
Nun stand sie da, mit offenem Mund, unfähig ihre These beizutragen, während Justus zustimmend nickte.
Bob trat an seine Schwester heran und legte ihr eine Hand auf die Schulter. So wie sie ihre ihre Finger in ihre Handballen grub, konnte er den inneren Kampf seiner Schwester förmlich spüren, als wäre es sein eigener.
Riley versuchte sich krampfhaft ins Gedächtnis zu rufen, dass es nur darum ging, die Wahrheit offen zu legen. Der Wettbewerb war nebensächlich, oder?
Sie suchte kurz den Blick ihres Bruders, um diesem zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Jedenfalls für den Moment.
Zumindest so lange, bis Justus das Wort ergriff: „Was die Grabstätte betrifft, bin ich mir nicht so ganz sicher.“
„Aber sollten wir eine Grabstätte in Erwägung ziehen, dann könnte es sich bei dem Greif um eine Statue handeln.“
„Ganz genau, Riley.“
Vielleicht wäre dies ein Moment zum Schmunzeln gewesen. Diese Selbstverständlichkeit, mit der der erste Detektiv reagierte. Justus schien einfach angenommen zu haben, dass Riley in diesem Moment das Wort ergriffen hatte. Aber sie war es nicht gewesen, weswegen ihr nichts Anderes übrig blieb, als ihre Augen von ihm abzuwenden und zu versuchen ihre Tonlage möglichst neutral zu halten.
„Ich habe gar nichts gesagt.“
Bob und Peter sahen die beiden Detektive an, so als hätten sie gerade einen peinlichen Moment beobachtet. Justus drehte sich nur langsam zu ihr, musterte sie für einen Moment. Ein gehauchtes „Oh“, mehr konnte er zur aktuellen Situation nicht beitragen. Dementsprechend tat er lieber das, was er besser konnte und widmete sich wieder dem Rätsel, welches noch nicht gelöst war.
Das war zu viel. Eine Hitze machte sich in ihr breit und drohte sie zu verbrennen. Sie brauchte frische Luft, dringend. Den Kopf wieder frei bekommen, um sich auf den aktuellen Fall zu konzentrieren, statt weiter als stummer, eifersüchtiger Nebendarsteller zu agieren.
Ganz so schnell kam sie allerdings nicht davon, denn Bob griff nach ihrem Arm und erst als sie ihm versicherte, dass sie einen Moment der Ruhe brauchte und danach alles wieder in Ordnung sei, ließ er sie gehen.
Die Veranda, die sie durch eine gläserne Tür weiter hinten im Anwesen fand, war glücklicherweise überdacht. So konnte sie in aller Ruhe dem Regen lauschen, in der Hoffnung, dass dieser ihre trüben Gedanken einfach fortwaschen würde.
Die übrigen Detektive arbeiteten weiter an dem Rätsel, wobei sich die einzelnen Gruppen abgespalten hatten. Allerdings blieb die Gruppe der drei Mädchen noch immer bei den Fragezeichen und waren offenbar gewillt mit ihnen zusammen zu arbeiten.
„Sagt mal, wie heißt ihr eigentlich?“ Erst nach dem Austausch einiger Theorien war Peter aufgefallen, dass sie nie nach den Namen der drei jungen Frauen gefragt hatten. Er meinte sich grob zu erinnern, dass eine von ihnen Kerry heißen musste. Jedenfalls wenn er es vom Konzert noch richtig in Erinnerung hatte.
„Ich heiße Fiona.“ Die Rothaarige hatte sich zu Wort gemeldet und richtete anschließend ihre Aufmerksamkeit auf den ersten Detektiv. „Und neben dir sitzt meine Freundin Kerry, also versuch es gar nicht erst, sie ist mein Superhirn.“
Justus blinzelte ungläubig, als er so direkt gewarnt wurde, hob dann aber auch schon seine Hände. „Keine Sorge, mein Interesse gilt einer anderen Person, zumal ich deine Freundin nicht gut genug kenne, um romantische Gefühle für sie zu empfinden.“
Mit der Antwort schien sich Fiona zufrieden zu geben, bis auch schließlich die Blonde das Wort ergriff: „Und ich heiße Melanie. Keine Sorge, wer ihr seid, wissen wir. Wir sind große Fans eurer Arbeit, weswegen wir auch die drei Satzzeichen gegründet haben.“ Peter presste angestrengt seine Lippen aufeinander, um nicht los zu lachen, während sein Freund ihm kurz in die Seite stieß. Leider hatten der zweite und dritte Detektiv nicht an Justus gedacht. „Die drei Satzzeichen, so nennt uns immer Skinny Norris, um uns aufzuziehen.“
Kerry ließ sich von dieser Aussage allerdings nicht beirren. „Wir geben dem Namen eine neue Bedeutung und das mit Erfolg.“ Ihre Freundin grinste voller Stolz. „Vermutlich habt ihr es bisher nicht mitbekommen, weil ihr ja laut Presseberichten schwer beschäftigt seid, aber…“ Statt dass Fiona den Satz beendete, reihte sich Melanie mit ein. „Wir sind die Detektive des Ostens von Kalifornien. Im Westen die drei Fragezeichen und im Osten die drei Satzzeichen.“
Der Abend schritt voran und Riley sah man erst zum Abendessen wieder. Sie erklärte, dass sie Krämpfe gehabt hatte und nach ein wenig frischer Luft auf ihr Zimmer gegangen war. Justus zweifelte dies zunächst nicht an, immerhin wusste er um ihre Periode.
Durch den Regen würden sie nach dem Abendessen wohl kaum das Gelände erkunden können, allerdings beschlossen einige sich danach Zeit für das Anwesen zu nehmen. Justus wandte sich an seine Kollegen, wobei Peter und Bob erklärten, dass sie von der Anfahrt zu müde waren und später doch noch etwas zum Rätsel in der Bibliothek recherchieren wollten.
Riley merkte durchaus, dass dies nur vorgeschoben war, sagte allerdings nichts dazu. Sie selbst behauptete immerhin sich ausruhen zu wollen, da sie noch immer leichte Unterleibsschmerzen hatte. Zudem schlug sie Justus vor sich einfach an die drei Satzzeichen zu hängen. Kerry merkte an, dass sie nichts dagegen einzuwenden hätte, wobei Justus es sich überlegen wollte.
Justus hatte sich dazu entschlossen nicht mit den drei Satzzeichen zu gehen. Stattdessen beschäftigte er sich weiter mit dem Rätsel. Er öffnete eine App in seinem Handy und begann sich alle möglichen Notizen zu diesem zu machen. Ideen, Interpretationen, alles, was ihm hierzu durch den Kopf ging.
Die Zeit hatte er hierbei vollkommen vergessen und nur am Rande mitbekommen, wie Gino zurück ins Zimmer kam und sich anschließend ins Bett legte. Er selbst konnte nicht schlafen. Um genau zu sein, versuchte es Justus nicht ein Mal, da er genau wusste, dass ihn kein Schlaf einholen würde, solange es keine Lösung zum Rätsel gab, die sein Hirn zufrieden stellte.

Genau aus diesem Grund hatte sich der erste Detektiv irgendwann einen Pullover übergezogen und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Vielleicht würde ein anderer Raum ihm auch Abwechslung in seinen Gedankengängen bringen.
Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, als er feststellen durfte, dass er nicht alleine war.
Riley! Wer sonst würde bei einem laufenden Fall keinen Schlaf finden?
Er trat näher an sie heran und erst als er kurz vor ihr stand, schien sie seine Anwesenheit zu bemerken. Beinahe vollkommen Abwesend hatte sie aus dem Fenster in die Dunkelheit gestarrt und durch das fahle Licht seine Spieglung im letzten Moment entdeckt.
„Hab mich schon gefragt, wann du hier auftauchen würdest.“ Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, während ihre Hand eine verirrte blonde Strähne hinter ihr Ohr strich.
Es wunderte Justus nicht, dass sie ihn erwartet hatte, immerhin kannte sie ihn einfach zu gut. Außerdem war sie selbst jemand, der bei laufenden Ermittlungen nur schlecht in den Schlaf fand. „Du hast heute wirklich gefehlt. Geht es dir wieder besser?“ Riley lächelte leicht und zuckte nur mit den Schultern. „Geht schon. Nichts was ein wenig Ibuprofen nicht richten könnte.“
Justus ahnte, dass sie log - schon wieder. Aber wieso? Natürlich wusste er, dass sie Schmerzen hatte. Doch so, wie sie gerade ihre Sitzposition verändert hatte, sagte ihm, dass es nicht an den Schmerzen lag, weswegen sie gefehlt hatte.
Trotzdem sprach er sie nicht darauf an. Wenn Riley reden wollte, würde sie das auch tun – früher oder später. Dementsprechend lehnte er sich einfach nur auf dem Sofa zurück, auf dem auch sie schon Platz genommen hatte.
„Bob hat mich vorhin auf den neusten Stand gebracht. Ich hab mir das alles nochmal durch den Kopf gehen lassen, aber irgendetwas passt bei dem Ganzen nicht. Also, das mit dem Wächter.“
Justus Augen strahlten, als sie diese Worte sagte. Genau das hatte er an ihrer Anwesenheit vermisst. Ihm selbst war der Gedanke schon durch den Kopf gegangen und es gab mehrere Ansätze für diese Theorie und doch schienen alle in seinem Umfeld davon überzeugt gewesen zu sein, dass es sich um den NS-Funktionär handelte. Riley war anders. So unterschiedlich ihre Herangehensweisen auch sein mochten, sie schaffte es oft genug den gleichen Gedanken wie er zu fassen, oder eben seine laut auszusprechen. Kerry war zwar eine erfrischende Abwechslung, trotzdem fehlte das vertraute Zusammenspiel.
„Da muss ich dir absolut Recht geben. Wenn wir das Gesamtbild betrachten, kommen so einige Fragen auf, die der Wächtertheorie ganz klar widersprechen. Es gibt keine Nachweise, dass dieser Seyß-Inquart je in Amerika war. Was sollte er auch hier wollen? Welchen Zusammenhang soll also dieser Ort mit ihm haben? Ich bezweifle ganz stark, dass es hier eine Gedenktafel in seinen Ehren gibt.“
Riley lauschte Justus Ausführungen und konnte nur bestätigend nicken. „Und selbst wenn einige der gestohlenen Kunstwerke hier gelandet sind und versteckt wurden, warum ihn aktiv ins Rätsel als eine Art Wegweiser einbauen? Das ergibt keinen Sinn.“
„Der Wächter steht für etwas ganz Anderes, davon können wir ausgehen. Da wäre ein Buch, oder eine Statue noch wahrscheinlicher.“
Riley grinste leicht und auch Justus spürte plötzlich diese Leichtigkeit im Raum. Sie taten wieder das, was sie am Besten konnten und mehr brauchte er im Moment nicht.
„In jedem Fall sollten wir morgen das Gelände unter die Lupe nehmen.“ Riley hob leicht ihre Brauen. „Das Anwesen sollten wir trotzdem nicht vernachlässigen, immerhin…“
Weiter kam Riley nicht, denn genau in diesem Moment wurden sie von einem lauten Schrei unterbrochen.